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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.09.2021

Endlich wieder originelle, tolle Fantasy

Die Stadt ohne Wind
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In vielen festen Genres habe ich heute das Gefühl, dass viel von demselben rausgeballert wird, einfach, weil es sich immer verkauft. Da sticht ein Buch wie dieses raus. Das beginnt schon beim Cover, wobei ...

In vielen festen Genres habe ich heute das Gefühl, dass viel von demselben rausgeballert wird, einfach, weil es sich immer verkauft. Da sticht ein Buch wie dieses raus. Das beginnt schon beim Cover, wobei ich da zunächst etwas Orientalisches erwartet habe, die Berge deuten aber bereits an, in welcher Gegend die Handlung spielt. Aber auch der Klappentext verspricht eine einzigartige Leseerfahrung.

Ich habe nur wenige Sätze gebraucht, um in die Handlung hineinzufinden und das Buch hat mich bis zum Ende auch nicht verloren. Hier erwarten einen spannende Intrigen, ein mysteriöser Mordfall, sympathische Figuren und auch ein subtiler Humor, besonders in Bezug auf die komplexen Strukturen der Gesellschaft von Hyperborea. Einige haben den komplexen Wortschatz des Buches kritisiert und auch die unzugänglichen Namen der Protagonisten wie Lastyanax. Für mich ist genau das ein Pluspunkt. Ich habe es sehr genossen, in diese fremde Welt einzutauchen. Da ich mich mit alten Sprachen wie Latein und Griechisch auskenne, habe ich mit großer Begeisterung entsprechende Wörter wie "Basileus" oder "Eleven" entdeckt. Schon der Handlungsort "Hyperborea" ist ja ein aus antiken Quellen bekannter Ortsname. Das alles macht für mich einen großen Teil des Charmes des Buches aus.

Ich freue mich außerdem immer, wenn ich Fantasyromane lesen kann, die nicht aus dem Englischen übersetzt wurden oder deutsche Originale sind. Das bringt frischen Wind ins Genre, wenn man schon Unmengen von Büchern hinter sich hat und von wiederkehrenden Mustern genervt ist. Ich habe mich über die junge Autorin informiert und habe sie konstant als Erzählerin vor mir gesehen. Zwar heißt es am Anfang, dass die Ähnlichkeiten der Figuren mit realen Beamten des Europäischen Parlaments, wo Eléonore Devillepoix arbeitet, nur zufällig sind, aber bestimmte Aspekte moderner Bürokratie hat sie schon verdammt gut eingefangen.

Insgesamt gebe ich fünf Sterne in dem vollen Bewusstsein, dass das Buch bei weitem nicht für alle etwas ist. Aber mir hat es so gut gefallen, dass ich mir den Folgeband sofort auf Französisch besorgen werde.

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Veröffentlicht am 24.01.2021

Großartige und originelle Unterhaltung

Die Dunkelheit der Drachen
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Fantasy hat als Genre seit meiner Kindheit einen großen Wandel durchgemacht. Ich bin noch mit Büchern aufgewachsen, in denen im Wesentlichen versucht wurde, Tolkien zu imitieren. Dann kamen die Vampirbücher ...

Fantasy hat als Genre seit meiner Kindheit einen großen Wandel durchgemacht. Ich bin noch mit Büchern aufgewachsen, in denen im Wesentlichen versucht wurde, Tolkien zu imitieren. Dann kamen die Vampirbücher und mit ihnen eine Welle der Romantasy, die bis heute boomt. Seit einigen Jahren beobachte ich sehr starke Bemühungen um originelle Konzepte und vor allem originelles Worldbuilding, denn der Markt ist von den „Klassikern“ schlicht übersättigt. Dieses Buch ist ein besonders positives Beispiel dafür, wie eine Verflechtung von ganz unterschiedlichen fantastischen Motiven zu etwas Neuem gelingen kann.

Die Beschreibung klingt erst einmal wild. Magische Pfeifer? Der Rattenfänger von Hameln? Und Drachen? Doch die Mischung funktioniert und ich wurde lange nicht mehr so gut unterhalten. In dieser Welt sind die Pfeifer Helden, die aufgrund der Magie, die sie mit ihren Flöten vollbringen können, verehrt werden. Flick Klarwasser ist ein Schüler der Pfeiferschule auf Burg Tiviscan, wo auch der Sitz des Pfeiferrats sitzt. Durch unglückliche Umstände – und, zugegeben, auch ein paar fragwürdige Entscheidungen – landet er allerdings im Gefängnis von Burg Tiviscan mit Aussicht auf eine SEHR lange Haftstrafe. Dort sitzt auch der schreckliche Rattenfänger von Hameln ein, denn er hat vor zehn Jahren hundert Menschen- und Drachenkinder entführt. Wegen ihm wird die Burg schließlich auch von einem Schwarm Drachen angegriffen. Der Rattenfänger wird dabei getötet und – als netter Nebeneffekt – Flick befreit, aber nicht bevor er erfährt, dass der Getötete gar nicht der Rattenfänger war. Das bedeutet aber, dass der richtige noch irgendwo draußen frei herumläuft! Und niemand hat je herausgefunden, was aus den Menschen- und Drachenkindern geworden ist, die der Rattenfänger vor zehn Jahren entführt hat...

Der größte Vorzug des Buches ist, dass es so unglaublich witzig geschrieben ist. Das liegt zum einen an der Erzählweise, zum anderen an Flick und seinen sympathischen und originellen Freunden, allen voran die verzauberte Ratte, die eigentlich ein Mädchen namens Rena Sommerfeld ist. Viele der Witze waren sicher nicht leicht zu übersetzen, deswegen an dieser Stelle ein großes Lob an die Übersetzerin Anne Emmert. Dank ihrer Leistung hatte ich das Gefühl, dass ich keine Übersetzung lese, sondern ein Original und das ist selten. Sehr gut hat mir auch die Mechanik der Magie gefallen, die sehr überzeugend beschrieben wurde und die Welt glaubwürdig gemacht hat.

Bevor ich dieses Buch gelesen und dann ein wenig recherchiert habe, war mir gar nicht klar, wie bekannt die Sage vom Rattenfänger von Hameln ist. Diese grausige Geschichte wird hier auf die Spitze getrieben. Anfangs habe ich noch witzige Wendungen mit dem Rattenfänger erwartet, aber er ist einfach ein grausames Monster. Im Kontrast dazu wirkt die Schilderung der Verwechslung des unschuldigen Rattenfängers mit dem echten fast als zu schlicht und beinahe albern. Gerade am Ende wirkte "Die Dunkelheit der Drachen" mehr wie ein Kinderbuch, wohingegen es sonst nur bedingt unter zehn oder elf Jahren zu empfehlen ist. Stellenweise war die Erzählweise aber auch etwas unelegant, z.B. bei den zahlreichen Dingen, die Flick entgehen und vom Erzähler angedeutet werden.

Trotz der Kritik möchte ich dieses herrliche Buch Groß und Klein weiterempfehlen. Das Motiv hinter den Entführungen ist bis zum Ende nicht zu 100% aufgeklärt worden und nicht nur deswegen freue ich mich auf den zweiten Band.

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Veröffentlicht am 24.01.2021

Atemberaubend schön!

Rulantica (Bd. 1)
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Rulantica ist eine sagenumwobene Insel im Nordmeer, die hinter einer undurchdringlichen Nebelwand liegt. Dort leben Meermenschen im Wasser unter den Überresten einer alten Siedlung. Einer dieser Meermenschen ...

Rulantica ist eine sagenumwobene Insel im Nordmeer, die hinter einer undurchdringlichen Nebelwand liegt. Dort leben Meermenschen im Wasser unter den Überresten einer alten Siedlung. Einer dieser Meermenschen ist Aquina, die kurz nach ihrem zwölften Geburtstag zufällig erfährt, dass sie einen Zwillingsbruder hat. Mats lebt als Waisenkind in der Menschenwelt und aufgrund einer uralten nordischen Prophezeiung ist sein Leben in großer Gefahr. Aquina sieht keine andere Möglichkeit als sich selbst sofort auf den Weg zu machen, um ihn zu finden und zu warnen. Ihr einziger Begleiter ist der kleine tapfere Krake Snorri, mit dem sie nicht verbal kommunizieren kann, der aber trotzdem einer ihrer engsten Freunde ist.

Dieses Buch enthält eine sehr ungewöhnliche Kombination, denn hier werden Meerjungfrauen gekreuzt mit nordischer Mythologie und das Verrückte ist: Die Kombination funktioniert. Erstaunlich gut. Kein einziges Mal wirkte die Verknüpfung gezwungen oder absurd. Genau genommen ist es richtig toll, dass die nordischen Mythen, die seit Jahren boomen, hier in frischem Gewand präsentiert werden. Allerdings geben sie hier nur den Rahmen für die Erzählung und stehen keineswegs im Vordergrund – was die Geschichte umso origineller macht. Originell ist auch, dass das Buch nicht nur für sich allein existiert, denn Rulantica ist auch der Name eines Indoor-Wasserparks in Rust, Baden, der Ende 2019 eröffnet wurde. Snorri, der kleine Krake, ist gleichzeitig das Maskottchen des Parks. Das Museum Krønasår, das im Buch vorkommt, kann man sich auch in echt angucken: „Krønasår – The Museum Hotel“ lässt Besucher in die Welt des Buches eintauchen.

Dennoch ist das Buch nicht eine Werbemasche für die Eröffnung des Parks. In das ganze Projekt müssen wahnsinnig viel Zeit und Überlegungen investiert worden sein. Und ganz unabhängig vom Park ist der Autorin ein wundervolles Kinderbuch gelungen mit sympathischen Figuren, spannender Handlung und einer Prise Humor. Zu einem fantastischen Gesamtpaket wird Rulantica aber erst dank der atemberaubend schönen Gestaltung des Buches. Man ahnt es von außen schon, denn man sieht, dass die Seiten nicht weiß, sondern beige sind. Und tatsächlich sind sie alle illustriert und vergilbt mit Flecken oder klein- oder großflächigen Illustrationen in strahlend bunten Farben.

Dieses Buch ist genau das richtige Abenteuer für den Sommer, wenn man auf anderen Gedanken kommen und in eine kühle, spannende Welt eintauchen möchte.

Veröffentlicht am 19.12.2020

Fantastische Welten aus literaturwissenschaftlicher Sicht

Wonderlands
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Es hat ja ganz schön lange gedauert, bis man dieses Buch endlich in den Händen halten konnte, aber für mich hat sich das Warten sowas von gelohnt! „Wonderlands“ ist ein literaturwissenschaftlicher Schatz, ...

Es hat ja ganz schön lange gedauert, bis man dieses Buch endlich in den Händen halten konnte, aber für mich hat sich das Warten sowas von gelohnt! „Wonderlands“ ist ein literaturwissenschaftlicher Schatz, in dem besondere fantastische Welten aus fast 100 zentralen Werken der letzten Jahrtausende (!) vorgestellt werden. An dieser Stelle ein Hinweis, um Enttäuschungen vorzubeugen: Bei dem Cover und dem Titel „WonderLANDS“ könnte man erwarten, dass es hier vorrangig um Karten geht. Das ist nicht der Fall! Obwohl die Artikel reich bebildert sind und auch Karten sich unter den Abbildungen finden, stehen doch die Texte im Vordergrund und darin geht es nicht nur um die Welten, in denen die Bücher spielen, sondern auch um literaturwissenschaftliche Analysen, die Bezüge zu unserer Realität aufzeigen und die Werke in historischen Kontext setzen.

Obwohl Laura Miller alleine vorne draufsteht, ist sie „nur“ die Herausgeberin und Autorin des Beitrags zu „Die Chroniken von Narnia“. Alle weiteren Beiträge wurden von jeweiligen Expert*innen verfasst, zu denen man hinten Kurzbiografien findet. Diese Arbeitsteilung ermöglicht erst die hohe Qualität der einzelnen Beiträge, denn ein Mensch kann unmöglich die Breite der präsentierten Werke auch in einer zufriedenstellenden Tiefe überblicken.

Das Buch ist strikt chronologisch in fünf Kapitel eingeteilt. Das erste, sehr großzügig bemessene Kapitel „Alte Mythen und Legenden“ reicht vom Gilgamesch-Epos, das um 1750 v.Chr. angesetzt wird, bis 1666 mit Margaret Cavendishs „Die gleißende Welt“ – beides für die meisten vermutlich keine bekannten Werke. Viele der hier besprochenen Texte beeinflussen Werke noch heute. Mit „Gullivers Reisen“ (1726) von Jonathan Swift beginnt das zweite Kapitel, „Wissenschaft & Romantik“, in dem wir weitere große Autoren wie Jules Verne, Lewis Carroll und Robert Louis Stevenson finden. Mir gefällt, wie in der Kapitelüberschrift zwei Merkmale dieser Zeit nebeneinandergestellt werden, die mir zunächst widersprüchlich schienen, die literarische Phase aber perfekt beschreiben. Mit J. M. Barrie und „Peter Pan in Kensington Gardens“ (1906) beginnt „Das goldene Zeitalter der Fantasy“, das aus heutiger Sicht an Elfen und Zwerge denken lässt, aber eine viel größere Vielfalt umfasst. Es ist etwas befremdlich, dass „Der Herr der Ringe“ (1954–55) sich erst im nächsten Kapitel wiederfindet, da das Ende des goldenen Zeitalters auf 1945 gelegt wird. Hier muss man sich fragen, ob es nicht sinnvoll gewesen wäre, die strenge chronologische Einteilung zugunsten einer etwas Flexibleren aufzugeben.

Auf die beiden letzten Phasen wird in dem Buch mit 52 besprochenen Büchern ein größerer Fokus gelegt als auf die drei ersten (46 Bücher). In den Werken in Kapitel 4, „Neue Weltordnung“, sind starke Einflüsse des Zweiten Weltkriegs, aber auch des Kalten Krieges erkennbar. Gleichzeitig kommen Postmoderne und Feminismus stärker ins Rollen, was sich in Texten wie „Die Töchter Egalias“ (1977) von Brantenberg und „Uhrwerk Orange“ (1962) von Anthony Burgess äußert. Zunächst kam es mir seltsam vor, „Schöne Neue Welt“ (1932) von Aldous Huxley im goldenen Zeitalter der Fantasy, „1984“ (1949) von George Orwell dagegen hier vorzufinden, da sie als klassische Dystopien in meinem Kopf Hand in Hand gehen. Die beiden Bücher trennen jedoch Gräuel wie der Zweite Weltkrieg sowie die grausame Herrschaft und Überwachung Josef Stalins, die George Orwell nachhaltig geprägt haben. Man könnte immer wieder über die Einteilung streiten – ich finde sie zumindest interessant.

Das letzte Kapitel läutet mit Stephen Kings „Der Dunkle Turm“ (1982–2012) „Das Computerzeitalter“ ein. Der Titel ist schwer nachzuvollziehen, z.B., wenn man überlegt, wo der besondere Bezug zum Computerzeitalter bei Harry Potter liegt. Sieht man aber über den Titel hinweg, erwartet die meisten hier, wie schon im ganzen Buch, eine gelungene Mischung aus Bekanntem und Neuem, mit der man Lieblingsbücher in einem neuen Licht betrachten oder Anregungen für die nächste Lektüre finden kann. Natürlich ist es legitim, zu hinterfragen, warum bestimmte Bücher aufgenommen wurden, andere wiederum nicht, aber in meinen Augen konnte die Auswahl hier nur subjektiv ausfallen und mir gefällt das Gleichgewicht aus allgemein bekannten Klassikern und obskureren Werken sehr gut.

Ein zeitloses Nachschlagewerk, dem es gelingt, ganz ohne komplizierte Sprache und an den Haaren herbeigezogene Analysen der breiten Allgemeinheit die literaturwissenschaftliche Perspektive näherzubringen.

Veröffentlicht am 22.10.2020

Ein Rundumschlag

Halloween. Von Geistern, Vampiren und anderen Spukgestalten
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Hier ist einfach alles drin, was man sich als Halloween-Fan wünschen kann:
1. Eine Grusellegende zum Einstimmen, die man sich sogar in einer gelungenen Vertonung auf der Homepage anhören kann.
2. Historische ...

Hier ist einfach alles drin, was man sich als Halloween-Fan wünschen kann:
1. Eine Grusellegende zum Einstimmen, die man sich sogar in einer gelungenen Vertonung auf der Homepage anhören kann.
2. Historische Fakten zur Entwicklung der diversen Feste rund um den 31.10./1.11. in verschiedenen Kulturen - hervorragend recherchiert!
3. Traditionelle Rezepte, die mit diesen Festen zusammenhängen, aber auch
4. "modernere" Ekelrezepte, die sich super für die Halloweenparty anbieten.
Alles kindgerecht und doch spannend geschrieben und grafisch ansprechend designt. Besonders praktisch: Fremdwörter werden im Text markiert und in kleinen Infokästen drumherum erklärt.
Ich liebe dieses Buch!