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Veröffentlicht am 26.06.2022

Liebesgeschichte, der es manchmal an Emotionen fehlt

The Moment I Lost You - Lost-Moments-Reihe, Band 1 (Intensive New-Adult-Romance, die unter die Haut geht)
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Ich mag das Cover wirklich richtig gerne, weil es edel, aber auf keinen Fall langweilig wirkt. Ich mag die Farbkombination aus den leichten Cremetönen und der goldenen Schrift, weil es das Buch zu einem ...

Ich mag das Cover wirklich richtig gerne, weil es edel, aber auf keinen Fall langweilig wirkt. Ich mag die Farbkombination aus den leichten Cremetönen und der goldenen Schrift, weil es das Buch zu einem echten Hingucker macht, ohne dabei allerdings kitschig zu wirken.

Die Story klang auf den ersten Blick sehr emotional und vielversprechend: Mia ist geschockt, als sie in einem Pub plötzlich vor Nathan Dawson steht. Nate ist nämlich nicht irgendjemand, sondern der Mann, der ihren besten Freund damals auf einer Party kaltblütig erstochen hat und jetzt vorzeitig aus der Haft entlassen wurde. Mia ist wütend, dass Nate einfach so wieder in ihrer Heimatstadt auftaucht, während sie noch immer um Brant trauert und es ihr schwerfällt, ihr Leben ohne Angst zu leben. Doch durch einen Zufall lernt sie Nate näher kennen und erkennt, dass er vielleicht doch anders ist, als sie erwartet hat und er eine zweite Chance verdient hat, doch ihr Umfeld versteht Mias Entscheidung nicht unbedingt.

Ich hatte mich wirklich auf das Buch gefreut, weil die Idee der Story zwar nicht unbedingt neu ist, ich sie aber dennoch gut fand und sehr gespannt auf die Umsetzung war, vollständig überzeugen konnte es mich aber nicht. Das hat auch ein bisschen mit dem Schreibstil zu tun. Dieser ist überhaupt nicht schlecht und schafft es vor allem in der ersten Hälfte des Buches durchaus mich zu fesseln, aber mir fehlten hin und wieder einfach ein bisschen die Emotionen, weil diese selten intensiv beschrieben werden und es mir so trotz der eigentlichen Emotionalität der Geschichte selten wirklich nahe ging.

Das lag auch an den Charakteren. Während es mir bei Nathan leichter fiel, ihn zu erfassen, hatte ich bei Mia so meine Probleme. Es war nicht so, dass ich sie nicht mochte, überhaupt nicht, aber zu Beginn der Story ist sie noch immer so in ihrer Trauer gefangen, dass ich das Gefühl hatte, ihren wahren Charakter gar nicht richtig erfassen zu können. Das wird etwas besser, je näher sie Nate kommt und wenn sie für ihn kämpft, dann ist sie die Mia, von der auch ihre Freunde immer wieder sprechen. Diese Frau mochte ich extrem gerne, wenn sie aber emotional wurde, hat sie es nicht so richtig geschafft, mich abzuholen. Das fiel mir bei Nate deutlich leichter, einfach weil man direkt merkt, was für ein netter Typ er eigentlich ist. Deswegen habe ich auch gehasst, wie sehr er sich selbst aufgibt und einfach akzeptiert, dass es okay ist, wenn andere ihn mies behandeln. Bei ihm habe ich die Emotionen deutlich besser wahrnehmen als das bei ihr möglich war, aber so richtig mitreißen konnte es mich nicht.

Auch die Story war für mich nicht komplett rund. Zu Beginn hasst Mia Nate leidenschaftlich und dann beginnt sie ihm, zumindest für meinen Geschmack, eine Spur zu schnell zu vertrauen. Ich verstehe sie, aber sie zweifelt gefühlt nicht eine Sekunde daran, ob nicht doch zu Gewalt fähig wäre. Ich finde das eigentlich gut, es sorgt aber auch dafür, dass das Buch ab etwa der Hälfte ein bisschen zäh wird, weil es im Prinzip damit keine wirklichen Probleme mehr gibt. Natürlich müssen die beiden immer noch mit der Ablehnung der Umwelt klarkommen und das ist alles andere als leicht, aber mir fehlte so ein bisschen die Dramatik, die dafür sorgt, dass ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht.

Alles in allem ist dieses Buch durchaus lesenswert und ich mochte vor allem Nathan echt gerne, aber mir fehlten vor allem die Emotionen und der Sog, der dafür sorgt, dass aus diesem recht guten Buch ein herausragendes geworden wäre. Den zweiten Teil werde ich dennoch sehr wahrscheinlich auch lesen, weil ich durchaus gespannt bin, wie Jacks Geschichte aussehen wird.

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Emotionale Liebesgeschichte, die einen noch lange beschäftigt

A Reason To Stay (Intensive New-Adult-Romance von SPIEGEL-Bestsellerautorin Jennifer Benkau) (Liverpool-Reihe 1)
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Das Cover gefällt mir ausgesprochen gut, auch wenn das Cover deutlich kitschiger wirkt als es zu der Geschichte passt. Dennoch ist die Kombination aus Hellblau und wunderschön glitzernden goldenen Elementen ...

Das Cover gefällt mir ausgesprochen gut, auch wenn das Cover deutlich kitschiger wirkt als es zu der Geschichte passt. Dennoch ist die Kombination aus Hellblau und wunderschön glitzernden goldenen Elementen ein absoluter Hingucker im Regal.

Die Story ist in meinen Augen ebenfalls unglaublich gut gelungen: Sibyl, genannt Billy, will einfach nur ihr altes Leben hinter sich lassen und ihren Traumjob als Museumsführerin ausüben. Nie wieder will sie sich dazu zwingen lassen, etwas zu tun, was sie nicht liebt. Deswegen gibt sie alles dafür, ein begehrtes Praktikum im angesehen Liverpooler Museum zu bekommen und geht deswegen auf die vom Museum ausgerichtete Gala, für die ihre beste Freundin Olivia die Karten besorgt hat. Dort trifft sie auch Cedric, dem sie buchstäblich in die Arme läuft. Seine lockere Art, sein Nicht-Lächeln und sein trockener Humor lassen ihr Herz direkt höherschlagen und das obwohl sie wirklich keinen Mann in ihrem Leben will. Sie lässt sich dennoch auf ein Date mit ihm ein, doch dann eröffnet er ihr, dass er nie eine ernstere Beziehung mit einer Frau eingeht, egal wie sympathisch sie ihm ist. Billy ist verletzt, doch dann erklärt Cedric ihr seine Gründe und sie muss sich entscheiden, ob sie mit seiner Dunkelheit umgehen kann oder sich besser von ihm fernhält, um nicht ebenfalls wieder dort hineingezogen zu werden.

Ich habe mich wirklich unglaublich auf diese Geschichte gefreut, hatte aber ein bisschen Angst, enttäuscht zu werden, weil ich die Fantasy-Bücher von Jennifer Benkau sehr geliebt habe und unsicher war, ob diese Geschichte ansatzweise dort heranreichen kann. Doch zum Glück schafft es dieses Buch, mich ebenso zu begeistern. Ihr Schreibstil ist einfach unglaublich: Flüssig und leicht, dabei aber auch poetisch und emotional. Er schafft es, mich ab der ersten Zeile zu fesseln und mich bis zum letzten Satz gefangen zu halten, während ich mit den Figuren mitlache, mitfiebere und mitweine.

Auch die Geschichte als solche finde ich sehr gelungen. Man erfährt schon sehr früh, dass Cedric unter Depressionen leidet und er geht auch und vor allem gegenüber der Frauen in seinem Leben sehr offen damit um. Das ist auch der Grund, warum er sich emotional nicht auf jemanden einlassen will. Ich fand wirklich gut, dass er daraus kein Geheimnis macht, sondern eben sehr offen damit umgeht, selbst wenn es das für ihn nicht unbedingt leichter macht. Dadurch ist die Grundstimmung des Buches zumeist eher düster, obwohl sie immer wieder durch Olivias Verrücktheit oder die Witzeleien zwischen Billy und Cedric aufgelockert wird. Ich finde aber diese Stimmung sehr glaubwürdig und sie verdeutlicht für mich auch, wie es ist, mit Depressionen leben zu müssen, nicht nur für den direkt Betroffenen, sondern auch für dessen Angehörige und Freunde. Ich habe richtig mitgelitten, wenn es Cedric schlecht ging und Billy ihm nicht helfen konnte, weil das eben nicht möglich ist. Als nicht Betroffene wirkte das auf mich wirklich glaubwürdig und hat mich emotional mitgenommen. Ich hätte es aber wichtig gefunden, auch eine wirklich dunkle Phase ganz zu Beginn zu schildern und es nicht nur grob anzureißen, einfach um zu verdeutlichen, welche ‚schlechten Eigenschaften‘ dann in den Vordergrund rücken und wie er sich dann auch den Menschen gegenüber verhält, die ihm eigentlich wichtig sind. Die Geschichte würde dadurch noch eine Spur authentischer werden, aber das ist natürlich Meckern auf hohem Niveau.
Bei Billy mag ich, wie einfühlsam sie ist, sich gleichzeitig aber nichts gefallen lässt und für das kämpft, was ihr wichtig ist. Ich finde den Begriff einer starken Protagonistin immer etwas schwierig, weil es impliziert, dass Personen, die emotional nicht so stabil sind, nicht stark seien können, es trifft aber dennoch bei Billy wirklich zu. Mir gefällt zudem, dass sie eine PoC ist, was an ein oder zwei Stellen auch thematisiert wird, es ist aber nicht der Haupterzählstrang. Ich finde es enorm wichtig, dass nicht immer alle Protagonisten weiß, heterosexuell und privilegiert sind, sodass Protagonist: innen wie Billy einfach die Diversität und die Sichtbarkeit erhöhen. Allerdings finde ich ihr ‚Geheimnis‘ eine Spur zu viel und nicht nötig. Man hätte das entweder schon früher ansprechen können oder einfach weglassen, auch wenn ich über diese Thematik so noch kein Buch gelesen habe.

Alles in allem hat mich das Buch wirklich mitgenommen und mich ab der ersten Seite gefesselt. Vor allem Cedrics Depressionen finde ich eindrucksvoll und emotional geschildert, sodass ich immer wieder schlucken musste. Dennoch oder vielleicht sogar gerade deswegen habe ich Billy und Cedric wirklich geliebt und ihnen verzweifelt gewünscht, dass sie es zusammen schaffen. Auch die Nebenfiguren habe ich direkt ins Herz geschlossen, sodass ich mich schon riesig auf Sawyers Geschichte freue. Er hat ebenso wie seine Freunde ein Happy End verdient.

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Veröffentlicht am 12.02.2021

Für die große Liebe reichen fünf Minuten

Between Your Words
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Das Cover gefällt mir ausgesprochen gut. Es ist zwar schlicht, sticht aber dennoch aus der Masse heraus. Die Grautöne und die blaue Schrift harmonieren hervorragend miteinander und ich freue mich schon ...

Das Cover gefällt mir ausgesprochen gut. Es ist zwar schlicht, sticht aber dennoch aus der Masse heraus. Die Grautöne und die blaue Schrift harmonieren hervorragend miteinander und ich freue mich schon darauf, es neben den anderen Büchern von Emma Scott in meinem Regal stehen zu sehen.

Auch die Story klingt wirklich gut: Jim Whelan beginnt neu als Hilfspfleger im Blue Ridge Sanatorium, das auf die Betreuung von Bewohnern mit Gehirnverletzungen spezialisiert ist. Dort trifft er auf Menschen, die mit Posttraumatischen Belastungsstörungen oder Schwindelanfällen zu kämpfen haben und auf Thea. Er ist auf den ersten Blick von der fröhlichen, jungen Frau fasziniert und kann sich gar nicht vorstellen, dass sie eine der Bewohnerinnen sein soll, doch Thea hat die zweitschlimmste jemals diagnostizierte Amnesie der Welt. Nach einem Autounfall verliert sie alle fünf Minuten ihr Kurzzeitgedächtnis und vergisst alles, was sie in dieser Zeit erlebt und besprochen hat. Während alle um sie herum, selbst ihre Schwester Delia, nicht daran glauben, dass sich daran jemals etwas ändern wird, will Jim sich nicht damit abfinden, dass es so gar keine Möglichkeit geben soll, ihre Situation zu verbessern. Er ist der einzige, der erkennt, dass in den Kunstwerken der jungen Frau versteckte Hilferufe zu finden sind und versucht alles, um mit ihr in Kontakt zu kommen. Zwischen den beiden entwickelt sich trotz der Amnesie eine tiefe Verbindung und als sich eine neue Behandlungsmethode auftut, besteht endlich die Chance die echte Thea kennenzulernen, doch die neuen Medikamente sind nicht ohne Nebenwirkungen…

Der Schreibstil von Emma Scott ist auch in diesem Buch wieder gewohnt poetisch, emotional und mitreißend. Schon ab dem ersten Satz wird man dadurch in die Geschichte gezogen und kann sich nur schwer wieder daraus befreien. Man fliegt einfach nur so durch die Kapitel und fiebert, leidet und freut sich mit den Charakteren. Diese Intensität, die der Schreibstil vermittelt, findet man nur bei wenigen Autor*innen, deswegen sind die Bücher von Emma Scott auch immer etwas Besonderes.

Die Story an sich hatte von Anfang an das Potenzial, mein Herz zu brechen und das hat sie tatsächlich auch gemacht, obwohl sie mich im Ganzen nicht so überzeugen konnte wie die All in-Dilogie. Im Prolog lernt man Thea in den Stunden vor dem Unfall kennen. Sie ist unglaublich quirlig, fröhlich und liebenswert, auch wenn sie ihre Schwester mit genau dieser Art in den Wahnsinn treibt. Dennoch mochte ich sie ab der ersten Seite und deswegen fand ich es umso schlimmer, diese Thea zu verlieren. Zwar hat sie immer noch Charakterzüge der Frau vor dem Unfall, aber dadurch, dass sie immer nach fünf Minuten wieder fast alles vergisst, selbst Dinge vor dem Unfall, macht es schwer, ihre gesamte Persönlichkeit zu erfassen. Dadurch hatte ich manchmal das Gefühl, dass Jim aber auch ich sie ein wenig idealisiert haben und es mir deswegen schwerfiel, gewisse Handlungen zu akzeptieren und zu verstehen.

Bei Jim hingegen habe ich diese gemischten Gefühle nicht. Er ist ab der ersten Seite ein unglaublich starker, manchmal vielleicht zu netter Protagonist. Trotz seiner furchtbaren Kindheit und Jugend ist er nicht verbittert und gemein, sondern eher unsicher und zurückhaltend. Vor allem zu Beginn hängt er noch sehr in seiner Vergangenheit und wird immer wieder mit Erinnerungen konfrontiert, sodass es ihm schwerfällt, sich durchzusetzen. Durch Thea und den Umgang mit ihr hingegen muss er über seinen Schatten springen und ich habe es geliebt, wie er es langsam aus seinem Schneckenhaus schafft, um sich endlich ein richtiges Leben aufzubauen.

Während der Anfang des Buches noch recht gemächlich aufgebaut ist, entwickelt sich die Story zum Ende hin für mich ein wenig zu schnell und teilweise sogar zu unglaubwürdig. Ich verstehe die Gründe dafür sogar, es fiel mir dennoch schwer, einiges einfach so akzeptieren, dazu gehörten auch einige Charakterentwicklungen, die möglicherweise sogar sehr realistisch wären, die Protagonisten für mich aber ein wenig unsympathisch erscheinen lassen. Nichtdestotrotz hat mich das Buch immer wieder mit der vor allem im ersten Teil vorherrschenden leise, angenehmen Art Jims, seine Geschichte zu erzählen, berührt und ich habe nicht nur die Protangonisten, sondern auch die Nebencharaktere in mein Herz geschlossen. Ich mochte die eher ungewöhnliche Story, auch wenn sie mir an manchen Stellen vielleicht eine Spur zu unglaubwürdig, zu schnell erzählt wird und bin mir nicht sicher, ob mir nicht vielleicht sogar ein anderes Ende besser gefallen hätte.

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Veröffentlicht am 24.01.2021

Internatsgeschichte, die die Ansätze leider so gar nicht nutzt

Killing November 1
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Das Cover finde ich an sich gut gelungen. Ich mag die Zweiteilung, die es so aussehen lässt, als wäre der Buchdeckel halb abgerissen und als würde die erste Seite des Buches mit der deutlichen Aufforderung ...

Das Cover finde ich an sich gut gelungen. Ich mag die Zweiteilung, die es so aussehen lässt, als wäre der Buchdeckel halb abgerissen und als würde die erste Seite des Buches mit der deutlichen Aufforderung Killing November dahinter zum Vorschein kommen. Allerdings gefällt mir nicht, dass das Cover über Novembers Gesicht mit Kratzern ‚verziert‘ ist, weil das Buch so eher mitgenommen aussieht. Auch der Buchrücken ist in meinen Augen nicht so gelungen, ich glaube ich hätte es hier besser gefunden, wenn er schlicht schwarz mit roter Schrift gewesen wäre, dennoch passt das Cover im Großen und Ganzen hervorragend zum Inhalt.

Die Story an sich klang für mich erst einmal interessant: November versteht überhaupt nicht, warum ihr Vater sie nach einem Einbruch bei ihrer Tante plötzlich auf ein seltsames Internat schickt. Die Schüler hier haben keine normalen Unterrichtsfächer, sondern werden in Schwertkampf, Giftkunde oder Lügen unterrichtet. Auch ihre Mitschüler sind ganz anders als Novembers Freunde in ihrer Heimat, dem ländlichen Pembrock. Alle scheinen etwas im Schilde zu führen, jederzeit bereit sich gegenseitig bloßzustellen oder anzugreifen. Außerdem wird ihr eingeschärft, niemals über ihre Heimat oder ihre Familie zu reden, nicht einmal mit ihrer zugeknöpften Mitbewohnerin Layla. Nach und nach erkennt Nova, dass es sich bei der Schule um eine Ausbildungsstätte für alte Familien eines geheimen Ordens handelt und dass nicht jeder, der Neuen wohlgesinnt ist. Als dann noch einer der Schüler getötet wird, spitzt sich die Lage zu und November gerät ins Kreuzfeuer, bei dem plötzlich jeder der nächste sein könnte, der stirbt…

Ich hatte mich riesig darauf gefreut, endlich mal wieder eine coole Internatsgeschichte zu lesen, wurde aber leider enttäuscht. Der Schreibstil ist allerdings wirklich gut, man fliegt nur so durch die Kapitel und kann sich meistens wirklich gut in die Story hineinziehen lassen.

Allerdings harkt es bei dieser dann leider an einigen Stellen. Zu Beginn des Buches hat man nur eine grobe Ahnung, in welche Richtung sich diese entwickeln wird und man wird auch einfach nicht aufgeklärt. Da kommt November an einem völlig fremden Ort zu sich, weil sie scheinbar im Flugzeug betäubt wurde und dann gehen alle einschließlich der Lehrer davon aus, dass sie ja weiß, wie es an der Schule läuft und wem sie was sagen bzw. nicht sagen darf. Da Nova zu Beginn ebenfalls keine Ahnung davon hat, was denn überhaupt vor sich geht, war es für mich zunächst noch vollkommen okay, nicht direkt alles zu erfahren, aber es dauerte mir deutlich zu lange bis man zumindest grundlegende Informationen bekommt und selbst diesen kann man oft nicht wirklich trauen. Das ist es nämlich worum es in einem Großteil der Gespräche zwischen den Schülern geht, dass man einander und eigentlich auch sonst niemandem trauen darf. Das hat mich zunehmenden Verlauf des Buches immer mehr genervt. Ich habe nach einigen Erklärungen durchaus verstehen können, warum die Schüler sich sträuben, November irgendwelche Informationen zu geben, schließlich müssten sie dazu selbst etwas preisgeben und in ihrer Welt kann das den Tod bedeuten, denn alle kommen aus sehr alten Familien, die einem geheimen Orden angehören, sich aber auch immer wieder gegenseitig bekriegen, wofür jedes noch so kleine Familiengeheimnis benutzt werden könnte. Bis man aber diese kleinen Infos hat, ist bestimmt schon ein Drittel des Buches rum und man irrte ebenso wie November ein bisschen planlos durch die Schule. Wenn man dann wenigstens spannende Unterrichtseinheiten hätte miterleben können, hätte mich das ein bisschen entschädigt, aber leider kamen die mir einfach zu kurz. Zwar wurde der ein oder andere Schultag grob geschildert, aber man konnte zu keinem Zeitpunkt in eine Art Alltag eintauchen, weil direkt wieder irgendwas passiert, das wichtiger ist. Das Problem war zudem, dass mir die grundlegende Story nicht spannend genug war. Da wird jemand ermordet, den man zuvor nicht einmal kurz kennengelernt hat und alles entwickelt sich auf Annahmen, die man als Leser nicht erhält, sodass das Miträtseln um den Mörder nicht so richtig gelingt. Auch die Auflösung zum Schluss war mir zu klischeehaft, zu platt und teilweise auch zu unlogisch, weil manche Handlungen und Erklärungen für mich einfach nicht nachvollziehbar waren.

Leider schaffen es auch die Charaktere nicht, das Buch wirklich zu retten. November fand ich zu Beginn des Buches noch recht unterhaltsam und mal etwas anders als typische Jugendbuch-Protagonistinnen. Sie ist einfach freundlich, aufgeschlossen und will am liebsten mit allen befreundet seien. Das fand ich zunächst wirklich noch cool, aber leider hat mich das mit der Zeit echt genervt, weil es einfach so gar nicht zu der Stimmung im Internat passt. Dauernd platzt sie mit irgendwelchen Informationen heraus, von denen ihr dauernd eingetrichtert wird, dass sie sie nicht weitererzählen soll. Ich konnte schon verstehen, wie schwer es ihr fiel, sich dort einzugewöhnen, vor allem weil ihr dabei wirklich niemand hilft, aber ich an ihrer Stelle hätte einfach anders reagiert. Es stört mich einfach, dass sie nie wirklich versucht, ihren Vater zu erreichen oder aus der Akademie zu entkommen, sondern es einfach hinnimmt, dass sie plötzlich das Lieblingsziel aller anderen Schüler zu sein scheint. Auch die anderen Charaktere wissen alles andere als zu überzeugen, sondern bleiben zumeist extrem blass und wirken wie Abziehbilder von den klassischen Figuren aus einem Jugendroman. Ich hatte weder zu Ash noch zu Layla oder Brandon ein klares Bild vor Augen, einfach weil man immer nur eine sehr klischeehafte Idee erhält und nur sehr selten tiefere Einblicke oder Gefühle deutlich werden. Einzig Aarya finde ich gelungener und spannend, einfach weil sie nicht vollkommen eindimensional, sondern ein wenig ambivalent dargestellt wird. Ich fand die meisten Figuren durchaus okay, sie aber keinerlei Gefühle in mir geweckt und das hat es mir schwer gemacht, so richtig mit der Geschichte mitzufiebern.

Alles in allem habe ich einfach viel mehr von diesem Buch erwartet, vielleicht auch weil ich unbedingt mal wieder eine richtig gute Internatsgeschichte lesen wollte. Der Schreibstil ist auch durchaus gut und lässt einen die Geschichte wirklich in einem Zug lesen, leider hat die Story an sich aber immer wieder mit Logikfehler zu kämpfen und handelt für mich viel zu wenig von dem Internatsalltag, was für mich aber einer der Hauptgründe gewesen ist, warum ich das Buch lesen wollte. Auch die Charaktere schaffen es nicht mich, zu überzeugen, sondern bleiben vielmehr blass und oberflächlich.

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Veröffentlicht am 19.11.2020

Extrem spannendes Buch über Politik, soziales Milieu und ein bisschen Fußball

Unter Ultras. Eine Reise zu den extremsten Fans der Welt.
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Bei dem Cover bin ich sehr zwiegespalten. Einerseits finde ich es passend, weil es eben eine typische Szene aus der Kurve zeigt und es dadurch, dass es in schwarz-weiß gehalten ist, für sos gut wie jede ...

Bei dem Cover bin ich sehr zwiegespalten. Einerseits finde ich es passend, weil es eben eine typische Szene aus der Kurve zeigt und es dadurch, dass es in schwarz-weiß gehalten ist, für sos gut wie jede Ultra-Gruppierung stehen könnte, andererseits sieht es dadurch gefühlt eben auch aus wie jedes andere Buch über Fußball, das nicht nur einen Verein betrifft. Ich finde tatsächlich das Cover der englischsprachigen Ausgabe deutlich besser.

Das Buch an sich ist aber nicht wie jedes andere Buch über Fußball, sondern eben viel mehr. James Montague ist in die verschiedensten Länder gereist, um sich dort mit den verschiedensten Ultra-Gruppierungen auseinanderzusetzten und nebenbei auch das ein oder andere Fußballspiel zu schauen. Er startet seine Erzählung mit Kroatien, bevor er dann mit den südamerikanischen Ländern Uruguay, Argentinien und Brasilien weitermacht, dann folgen beispielsweise Serbien und Italien, dann Deutschland und Schweden, bevor er sich zuletzt mit der Türkei, den USA und Indonesien auseinandersetzt.
Ich fand die Auswahl auf den ersten Blick zwar interessant, war mir aber nicht sicher, wie gut ich Berichten über Vereine folgen kann, zu denen ich keinerlei emotionale Verbindung habe, schließlich verfolge ich vor allem den deutschen und den englischen Fußball. Doch meine Sorge war schon nach den ersten Seiten vergessen, weil ich die historischen und politischen Zusammenhänge der Gründung von Hajduk Split doch recht spannend fand, weil sie eine so andere Mentalität haben, indem sie einfach gegen alles sind, was von der Hauptstadt kommt, egal was es ist und welche politische Ausrichtung es hat.

Noch sehr viel interessanter fand ich allerdings die Betrachtungen der südamerikanischen und vor allem der argentinischen Ultraszene. Dabei stand vor allem die Vereinigung La Doce, die Ultras des Clubs Bocas Juniors. Ich war zwar vor dem Lesen neugierig, hätte aber nicht damit gerechnet, dass es mich so faszinieren würde. James Montague trifft sich schon in Uruguay mit Mikael, einem schwedischen Ultra, der sich in Südamerika auskennt und mit dem er auch nach Argentinien weiterreist. Schon dadurch erfährt man einige witzige Anekdoten, bei denen ich immer wieder grinsen musste, obwohl die Szene in Argentinien eher düster und teilweise auch echt gefährlich ist. Dennoch schafft der Autor es, das zwar deutlich zu machen, es gleichzeitig auch so zu schildern, dass man auch dem Treffen mit dem Chef der La Doce, einem verurteilten Verbrecher, der noch immer Teil der organisierten Kriminalität zu sein scheint, einen Funken Humor abzugewinnen. Erstaunlicherweise ist zwar der Fußball, das Spiel an sich ein Event, aber eben auch ein wichtiges Element, um möglichst viel Geld zu verdienen und steht nicht unmittelbar im Fokus der führenden Ultras.

Für mich der wichtigste Teil des Buches war natürlich der Bericht über den deutschen Fußball bzw. die deutschen Ultras, obwohl mein Verein keine Erwähnung findet. Ich fand es interessant auf welche Städte der Fokus gelegt wurde, auch wenn sie keine Überraschung darstellten. Dortmund hat eine der größten Fanszenen in Deutschland und ist alleine durch die gelbe Wand weltberühmt, Freiburgs Szene ist zumindest in Deutschland für ihr Engagement bekannt und zumeist auch beliebt, während man das von Chemnitz eher nicht behaupten kann, da sie eher durch die Nähe zur rechten Szene und die Entlassung des Kapitäns Frahn wegen der Würdigung eines bekannten Nazis in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist. Ich fand die Kommunikation des Autors mit den verschiedensten Menschen aus dem Bereich der Ultras immer wieder sehr interessant, weil man das Gefühl hat, dass er fast schon unbefangen an sie herangeht, aber oft auch verschiedene Stimmen und Meinungen gegenüberstellt, sodass man sich sein eigenes Bild machen kann.

Alles in allem gefiel mir das Buch ausgesprochen gut, was ich vorher so nicht erwartet habe. Ich mochte den leisen Humor des Autors mit denen er selbst brenzlige und kritische Situationen schildert, sodass auch diese einen gewissen Unterhaltungswert haben. Man erkennt, dass nicht unbedingt der Fußball, sondern die Gemeinschaft, das Gefühl der Macht oder auch der Wunsch nach Reichtum im Vordergrund steht. Dennoch verstärkt dieses Gefühl, meinen Wunsch endlich wieder ins Stadion gehen zu können, endlich wieder einen ganzen Tag nur dem Fußball zu widmen und mit anderen den Moment des Sieges oder der Niederlage zu genießen.

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