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Veröffentlicht am 06.11.2022

Ein Backbuch für Geduldige und Perfektionist*innen

Süße Brote backen - einfach perfekt
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Wer schon immer auf der Suche nach einem echten Profi-Lehrwerk für Süßgebäck war, der ist bei Lutz Geißler an der richtigen Adresse: Mit „Süße Brote backen“ bietet er eine detaillierte Backanleitung für ...

Wer schon immer auf der Suche nach einem echten Profi-Lehrwerk für Süßgebäck war, der ist bei Lutz Geißler an der richtigen Adresse: Mit „Süße Brote backen“ bietet er eine detaillierte Backanleitung für Hefezopf, Stollen und Co in Bäckerqualität. Dafür muss man jedoch ein wenig Geduld mitbringen.

„Süße Brote backen“ fällt zuallererst durch seine absolut hochwertige Ausstattung aus: Schön gebunden, mit Lesebändchen und haptisch angenehmem Einband sowie extrem vielen Farbfotos, sticht es positiv aus der Masse der Backbücher heraus. Hier dreht sich alles um langsam gehende Hefe- und Sauerteige, und der Umgang damit wird in einer ausführlichen und reich bebilderten Einleitung vermittelt. Für Unerfahrene sicher eine Herausforderung und möglicherweise etwas überfordernd, für fortgeschrittene Backfreudige jedoch eine sehr nützliche Informationsquelle, zu der man immer wieder zurückkehrt.

Die Besonderheit dieses Backbuchs liegt sicher in seiner Detailliertheit: Zutaten sind aufs Gramm genau (bis in die erste Nachkommastelle) angegeben, dazu gibt es genaue Anweisungen zur Reihenfolge und Dauer des Knetens und der Temperatur der Zutaten. Augenmaß hat in diesem Backbuch nichts zu suchen, hier wird alles ganz genau gemacht. Das erfordert Zeit und ein wenig Geduld, die Ergebnisse sprechen jedoch für sich. Folgt man den Anweisungen aufs Wort, erhält man wirklich ein ungewöhnlich gutes Ergebnis, das die Qualität der Backwaren regulärer Hobbybäcker*innen definitiv bei Weitem übersteigt. Ob dafür Zeit und Energie vorhanden sind, ist dann eine individuelle Frage. Die extrem detaillierten Anweisungen können ein wenig einschüchternd wirken und eignen sich bestimmt eher für Menschen mit etwas Erfahrung im Backen.

Wer hohe Ansprüche hat und mit Zeit, Geduld und ordentlich Perfektionismus ans Backen herangeht, wird mit diesem Buch traumhafte Ergebnisse erzielen. Auch alle anderen können aber vor allem aus dem Grundlagenkapitel des Buchs eine Menge lernen.

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Veröffentlicht am 06.11.2022

Ein Buch, das Paranoia schürt – superspannend!

Nach dir der Tod
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Wer Serienkiller-Literatur mag, kommt bei Phillip Eilingers Psychothriller „Nach dir der Tod“ voll auf seine Kosten. In einem cleveren Hin und Her zwischen der Protagonistin Hanna und einem skrupellosen ...

Wer Serienkiller-Literatur mag, kommt bei Phillip Eilingers Psychothriller „Nach dir der Tod“ voll auf seine Kosten. In einem cleveren Hin und Her zwischen der Protagonistin Hanna und einem skrupellosen Serienkiller erzählt der Roman eine psychologische Verfolgungsjagd, die einem einen Schauer über den Rücken laufen lässt. Dass es dabei sprachlich hier und da noch etwas holpert, kann man dabei wohlwollend übergehen.

Hanna ist keine sympathische Protagonistin: Dank ihres Alkoholproblems hat sie sich von der Familie entfremdet und befindet sich jetzt in einem Sorgerechtsstreit mit ihrem Ex David, der ihren gemeinsamen Kindern zwar ein guter Vater ist, sie jedoch auch bewusst auf Abstand hält. Um sie auf andere Gedanken zu bringen, nimmt ihr bester Freund Roland sie eines Abends mit auf eine extravagante Party … und das Unheil nimmt seinen Lauf. Denn jemand scheint ein Auge auf Hanna geworfen zu haben und scheint wild entschlossen, ihr Leben zur Hölle zu machen. Kann der charismatische Martin etwas damit zu tun haben, der kürzlich in ihr Leben getreten ist? Hanna weiß nicht mehr, wem sie trauen kann, und sucht verzweifelt nach Antworten, während der geheimnisvolle Fremde ihr immer dichter auf den Leib rückt …

Typisch fürs Genre, kommt auch der Killer immer wieder in mysteriösen Zwischenkapiteln zu Wort und offenbart seine Intentionen. Das sorgt dafür, dass man Hanna nonstop Warnungen zurufen möchte, aber zugleich macht sie es einem nicht leicht, mit ihr zu sympathisieren. Ein durchaus interessanter Kniff! Die Spannung ist kontinuierlich hoch, was das Buch zu einem echten Pageturner macht, jedoch ist es sprachlich leider noch nicht ganz ausgereift. Immer wieder verirren sich holprige Ausdrucksweisen in die Schilderung der Ereignisse, und der Stil wirkt mitunter hölzern. Hier gäbe es noch Luft nach oben, was den Spaß an der rasanten und packenden Geschichte jedoch glücklicherweise nur ein wenig eindämmt.

Ein echter Pageturner, der einen zweimal überprüfen lassen wird, ob die Haustür wirklich abgeschlossen ist.

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Veröffentlicht am 06.11.2022

Tolles Konzept, leider nichtssagend umgesetzt

Die Perspektive des Zwielichts
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Die Kurzgeschichtensammlung „Die Perspektive des Zwielichts“ von Andrea Fehringer und Thomas Kopf hat eigentlich eine sehr reizvolle Grundidee: fünf Szenarien, die einmal als Horrorstory und einmal aus ...

Die Kurzgeschichtensammlung „Die Perspektive des Zwielichts“ von Andrea Fehringer und Thomas Kopf hat eigentlich eine sehr reizvolle Grundidee: fünf Szenarien, die einmal als Horrorstory und einmal aus humorvoller Perspektive erzählt werden. Dass das Duo jedoch weder in der einen noch der anderen Sparte brilliert, macht das Buch leider schnell eintönig und dröge.

Gerade das erste Szenario des Buchs bietet eigentlich sehr viel Raum für Grusel und schwarzen Humor: Eine Frau kommt zu einem Tierpräparator und möchte ihren Mann ausstopfen lassen. Die Horrorgeschichte verkommt leider schnell zu einem eher mittelprächtigen Krimi, die humorvolle Variante zeigt sich erschreckend humorbefreit und ohne rechte Aussage. Insgesamt ist die schriftstellerische Qualität bei den Horrorgeschichten etwas höher: Sie brillieren zwar auch nicht gerade durch Einfallsreichtum und Atmosphäre, sind aber stilistisch durchaus flüssig zu lesen. Interessant für Horrorfans sicher auch diese Information: Es geht hier fast nie übernatürlich zu, meist handelt es sich um härtere Kriminalgeschichten. Im Humorsegment fehlt hingegen nicht nur der Witz, sondern vor allem das Gespür für Timing und Struktur. Die Geschichten dümpeln ohne rechten roten Faden dahin und bleiben vor allem nichtssagend.

Eine positive Ausnahme bei dieser insgesamt leider enttäuschenden Leseerfahrung bildet die titelgebende letzte Horrorgeschichte „Eine Perspektive des Zwielichts“. Hier kommt tatsächlich Atmosphäre und so etwas wie Gänsehaut auf, wenn wir die junge Austauschschülerin Vicky auf einem Horrortrip zu ihrer US-amerikanischen Gastfamilie begleiten. Einzig diese (erfreulicherweise recht lange) Geschichte rettet dem Buch zumindest zwei Sterne.

Insgesamt leider eine wenig überzeugende Umsetzung eines eigentlich sehr reizvollen Konzepts, die weder Grusel noch Gelächter aufkommen lässt. Abgesehen von der letzten Horrorgeschichte keine lesenswerte Kurzgeschichtensammlung.

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Veröffentlicht am 06.11.2022

Ein extrem wichtiges Thema, jedoch ein wenig aussagekräftiges Buch

NO GAME - Jetzt ist Schluss mit Schweigen!
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Das Thema sexuelle Gewalt ist spätestens seit der MeToo-Debatte gesellschaftlich deutlich präsenter geworden, jedoch hapert es trotzdem noch an allen Ecken und Enden an Aufklärung und öffentlicher Wahrnehmung. ...

Das Thema sexuelle Gewalt ist spätestens seit der

MeToo-Debatte gesellschaftlich deutlich präsenter geworden, jedoch hapert es trotzdem noch an allen Ecken und Enden an Aufklärung und öffentlicher Wahrnehmung. „

NoGame – jetzt ist Schluss mit Schweigen“ möchte diese Lücke schließen und Jugendlichen den Mut geben, das Thema sexuelle Gewalt offen anzusprechen – eine wichtige Botschaft, die jedoch im Roman leider in allzu sachlicher und künstlerisch wenig anspruchsvoller Weise verarbeitet wird.

Die Highschool-Schülerin Nora wacht nach einer College-Party mit heruntergezogenem Slip auf einem Golfplatz auf und kann sich an kaum etwas erinnern. Ihr Mitschüler Adam, der Zeuge des Übergriffs wurde, konnte ihre Angreifer zwar noch rechtzeitig in die Flucht schlagen, aber Nora ist traumatisiert. Da hilft auch ihre Freundin Cam nicht, die in wildem Aktionismus versucht, Beweise zu sichern und Nora zu einer Anzeige zu überreden. Nora will einfach nur vergessen. Also stellt Cam gemeinsam mit Adam auf eigene Faust Nachforschungen an und entdeckt bald, dass Übergriffe dieser Art System in dem kleinen Städtchen haben. Wer wusste davon? Wer ist alles betroffen? Wie gebietet man dem Einhalt?

„#NoGame“ stellt all die richtigen Fragen und spricht all die richtigen Themen an, jedoch geschieht das leider auf etwas nichtssagende Weise. Dem Buch gelingt es trotz des wichtigen und brisanten Themas nicht so recht, seine Leserschaft mitzureißen. Die Figuren bleiben trotz der intensiven Einblicke in ihre Innenleben immer auf Distanz – das mag an den vielen, ständig wechselnden Erzählperspektiven liegen, die ein echtes Einlassen auf einen Charakter kaum zulassen. Insgesamt bleibt der Roman also leider ein wenig blutleer und weniger emotional, als sein drastisches Thema es zulassen würde. Für junge Menschen kann es sicher trotzdem ein hilfreiches Buch und vor allem ein Denkanstoß dazu sein, wie man mit sexueller Gewalt umgehen kann.

Ein pädagogischer Roman, der ein äußerst wichtiges Thema behandelt, jedoch in puncto literarische Qualitäten hinter den Erwartungen zurückbleibt.

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Veröffentlicht am 06.11.2022

Hochinteressante Einblicke in aktuelle Forschung

Raben
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Thomas Bugnyar ist ein renommierter österreichischer Verhaltensforscher, der sich mit den Verhaltensweisen von Raben beschäftigt. In diesem außergewöhnlich schön gestalteten Sachbuch präsentiert er seine ...

Thomas Bugnyar ist ein renommierter österreichischer Verhaltensforscher, der sich mit den Verhaltensweisen von Raben beschäftigt. In diesem außergewöhnlich schön gestalteten Sachbuch präsentiert er seine aktuelle Forschung und vermittelt auf verständliche Art und Weise hochinteressante Informationen über extrem intelligente und soziale Tiere.

„Raben“ stellt keine allgemeine Übersicht über den Stand der Forschung zu Raben dar, sondern beschäftigt sich vielmehr gezielt mit aktuellen Forschungsprojekten, die versuchen, das Sozialverhalten und die „Persönlichkeit“ dieser faszinierenden Vögel näher zu ergründen. Vom Rufverhalten bis zur Gruppen- oder Paardynamik werden hier viele Aspekte des Rabenlebens angesprochen und erläutert, sodass ein beeindruckend komplexes Bild der Fähigkeiten dieser Vögel entsteht und auch mit einigen Mythen aufgeräumt wird. Besonders interessant dabei ist, dass Bugnyar auch sehr konkret auf die Forschungsmethoden eingeht und Schritt für Schritt schildert, wie sich eine These durch Versuche überprüfen lässt und wie solche Versuchsanordnungen auszusehen haben, um aussagekräftige Ergebnisse daraus zu ziehen.

Der Stil des Sachbuchs ist auch für Laien gut verständlich, nur bekommt man hin und wieder das Gefühl, dass der Verfasser es mit der einfachen Verständlichkeit etwas übertrieben hat: Häufig werden bereits zuvor erläuterte Informationen, etwa zu den Gegebenheiten in der Rabenvoliere, wiederholt und Begriffe erläutert, die eigentlich keiner Erläuterung bedürfen (etwa „valide“ oder „interdisziplinär“). Das hemmt den Lesefluss ein wenig, macht das Buch aber inhaltlich kein Stück weniger faszinierend. Positiv hervorzuheben ist auch noch die ausnehmend schöne optische Gestaltung des Buchs mit Farbdruck, Lesebändchen und kleinen Illustrationen.

Insgesamt ein hochinformatives und gut verständliches Sachbuch, das nicht nur Wissen über Raben, sondern auch über die Vorgehensweise in der Verhaltensforschung vermittelt.

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