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Veröffentlicht am 15.09.2016

ACHTUNG: Hardcore-Horror-Splatter-Thriller.

Mörderhotel
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Der bekannte und hochgelobte Fantasyautor Wolfgang Hohlbein betritt mit seinem Thriller „Mörderhotel“ nicht nur ein neues Genre, sondern greift ein Thema über einen Serienkiller auf, der seine Schandtaten ...

Der bekannte und hochgelobte Fantasyautor Wolfgang Hohlbein betritt mit seinem Thriller „Mörderhotel“ nicht nur ein neues Genre, sondern greift ein Thema über einen Serienkiller auf, der seine Schandtaten und sein Unwesen in den 1890iger Jahren trieb. Das Leben des Untiers Herman Webster Mudgett, auf dessen Konto mehr als 230 Opfer gehen, die gefoltert, verätzt, zerstückelt, aufgelöst und ausgeraubt wurden. Ein lukratives Geschäft mit den Leichen, bis auch dieser perfekte Plan ein jähes Ende findet… Ein sehr harter und derber Thriller mit einer geballten Ladung Horror und „Splatter“-Elementen und nach einer wahren Begebenheit. Wolfgang Hohlbein ist bekannt für seinen bildhaften Schreibstil, wenn man Texte aus seiner Feder liest, so setzt ein Film in Gang. Doch ob man das hier bei diesen grausamen und gewalttätigen Ausformulierungen ertragen kann und möchte, dass muss man für sich selbst entscheiden.
Erschienen im Lübbe Verlag (https://www.luebbe.de/)

Inhalt:
"230 Menschen gehen auf sein Konto: Herman Webster Mudgett, den unglaublichsten Serienmörder aller Zeiten. In Chicago errichtet er eigens ein Hotel, um seine Taten zu begehen. Ein Hotel, in dem es Falltüren, verborgene Räume, Geheimgänge, einen Foltertisch, ein Säurebad und eine Gaskammer gibt. Seine Opfer erleichtert er um ihr Geld und verkauft ihre Leichen an Mediziner. Niemand weiß, was im Kopf dieses Menschen vor sich geht. Bis die Polizei ihm auf die Spur kommt und eine gnadenlose Jagd..."

Handlung:
Das erste Kapitel startet schon äußerst heftig und brutal. Und das ist erst der Anfang… Zwar spielt diese erste dargestellte Passage mitten in der „Karriere-Laufbahn“ des Serienkillers Herman Webster Mudgett mit seinen Helfern Henry Holmes und William Peitzel, doch dieses erste Kapitel ist erst der Anfang von einer grausamen Geschichte, die den tiefsten Abgrund der menschlichen Psyche und Faszination für Qual, Schmerz, Tod und Leid darstellt. Auf zwei parallel laufenden Erzählebenen erleben wir Herman Mudgett und seine Kindheit. Ein Schlüsselerlebnis aus seiner Jugend, welches seine Gelüste und seine Faszination für seine Taten weckt. Sein erster Mord und seine damit verbundenen Emotionen und rauschähnlichen Zustände. Mudgett ein Held. Vom Opfer zum Richter. Er schließt einen Pakt mit dem Tod, seinem dunklen Verbündeten.
Mudgetts Leben geht weiter, stets von Hunger, Armut und Ausbeute getrieben. Schicksalsschläge, Verlust und ein Studium, welches seine letzten Cent kostet. Sein einziger wirklicher Freund ist Henry Holmes. Zusammen mit ihm stehen sie in der Schuld des Hausmeisters der Universität Mr Kyle. In Herman Mudgett reift ein neuer Plan. Zusammen mit Holmes will er eine Praxis führen. Die beiden angehenden Ärzte brauchen Geld, doch zuerst muss Mr Kyle beseitigt werden. Was eignet sich besser dafür, als sein eigens konstruiertes Säurebad im Gewölbekeller der Universität? Niemend wird je etwas herausfinden…
In der zweiten Erzählebene treffen wir auf Arlis Christen, eine feine Dame, auf der Suche nach ihrer verschollenen Schwester Endres Christen. Sie engagiert einen Detektiv Mr Geyer, der den Verbleib und die angebliche Ehe ihr Schwester mit Mr Mudgett aufklären soll. Arlis kommt in Chicago an und Henry Holmes versucht alles, um Geyer und Arlis von den Spuren seines Freundes Mudgett fern zu halten. Denn dass, was mit Endres Christen passiert ist, darf niemand erfahren…
Ein sehr düsterer Thriller, mit Detektivarbeit, Rückblicke und viel Atmosphäre (das nächtliche Chicago und die Weltaustellung, das Ferris Wheel…), aber auch unsagbaren Grauen (Leichen, die sich auflösen, Kämpfe, Verstümmelungen, Halbtote, das Waiden am Anblick der ualen und der letzten Atemzüge…). Dieser Thriller bietet Horror auf höchstem Niveau, in der Filmwelt würde man von Splatter sprechen. Es ist gewaltig, blutig und detailliert. Sehr bildhaft und dadurch umso unerträglicher… ACHTUNG: Genre Hardcore und ich möchte wirklich vor diesem Buch warnen!

„Es war unheimlich; wie ein kehliges Flüstern gerade unterhalb des überhaupt noch Hörbaren oder auch das Kratzen harter Spinnenbeine am Grunde seiner Seele. Da war etwas… Vertrautes. Etwas, das er selbst noch lange nicht war, aber um jeden Preis sein wollte.“ (Seite 26)

Schreibstil:
Der Schreibstil des Autors Wolfgang Hohlbein wird besonders im Genre Fantasy als sehr lebendig, bildhaft und filmreif beschrieben. Auch in diesem Genre Thriller gelingt es ihm spielerisch Bilder und reale Kulissen und Szenen zu erzeugen. Das macht den Thriller zu einem Hardcore-Horror-Werk. Für mich leider schon zu viel und kaum zu ertragen. Diese Bilder brennen sich ein, wie die Säure in der die Knochen der Leichen von ihren Sehnen, Muskeln und Fleisch gelöst werden. Ohne Schonung und Rücksicht gibt es hier rohe Gewalt, Agonie, Mordlust, Tod, Blut, Hirnmasse und Knochensplitter. Puuuuh. Das schlimmste ist jedoch, dass diese Story um Herman Webster Mudgett auf einer wahren Begebenheit beruht. Das macht es noch einmal mehr schlimmer und erschreckender. Doch neben der ganzen Metzelei und Töterei gibt es auch im Wechsel ruhigere Passagen, die dann wieder sehr neugierig machen und Raum zum Durchatmen bieten. Das sind die Szenen um Arlis Christen auf der Suche nach ihrer Schwester. Hier erleben wir den gekonnten Detektivroman, wie er im Buche steht. Nicht nur wegen Holmes, wo man schnell mit Sherlock Holmes assoziieren könnte, sondern wegen der ganzen Verstrickungen, Ermittlungen, Befragungen, Spuren und Vertuschungen. Wolfgang Hohlbein geht zurück in die Vergangenheit, zeigt das alte Chicago und weitere interessante Kulissen. Sehr überzeugend und von besonderer Atmosphäre, man schmeckt den Staub der Straßen, spürt den Nebelschleier der Nacht, hört die alten Holzböden knarzen und vieles mehr… Autor Wolfgang Hohlbein überzeugt für einen historischen Thriller und glänzt mit Talent und authentischer Recherche. Dieser beklemmende Fall des Herman Mudgett in den USA und sein Urteil wird in der dritten Person erzählt, wir sind als Leser stets dabei und immer im Bilde, dieser personale Erzählstil sorgt für ganz nahes Entsetzen und Fesselung. Dieser Erzählstil bietet einen abwechslungsreichen und gut konstruierten Horror-Thriller, der den Leser die Geschichte um die Machenschaften des berühmten Serienkillers Mudgett aus mehreren Blickwinkeln und somit mehreren Ansätzen, die zusammen ein spannendes Bild ergeben, erzählt. So tauchen wir Leser zurück in die Vergangenheit und begleiten die Erzählebenen um dem Psychopathen und der Bestie Dr. Mudgett und seinen Assistenten und einzigen Freund Henry Holmes, die ein gut funktionierendes Gespann bilden. Bis der Detektiv Mr geyer von Arlis engagiert wird und das ganze Konstrukt zu wanken beginnt. Langsam schälen Geyer und Arlis die Wahrheit über den Verbleib von Endres Christen ans Licht, auch wenn es den einen oder anderen zwischenzeitlichen Irrweg gibt.
Neben enorme Mengen gut recherchierter Historie, vor allem des Chicago um 1895 und der Weltausstellung und Mudgetts Jugend um 1883, sticht vor allem ein psychologischer Aspekt intensiv hervor, denn das Ausmaß der Motivationen und Handlungen, der Grausamkeit und Besessenheit, der Mordlust und die Abgründe des Buches und die dubiosen und facettenreichen Hintergründe gehen durch Mark und Bein. Der Autor versucht nahezu, den Fall zu sezieren und taucht dabei tief in die Abgründe der menschlichen Seele in entsprechenden Kreisen ab. Vergeltung, Gier, Macht, Faszination, Aberglaube, Glaube, Medizin, Intrigen und Verrat… Das verschafft dem Leser einen intensiven Leseeindruck, der noch durch die wohl gewählten Zeitebenen und der ansprechenden Sprache des Autors verstärkt wird. Für mich einfach zu stark.

„Ein plötzlicher durchdingender Gestank stieg ihm in die Nase und bewies, dass Frank im Moment seines Todes die Kontrolle über seine Körperfunktionen verloren hatte. Doch so ekelhaft dieser Gestank auch war, sog ihn Herman doch mit geschlossenen Augen und so tief in die Lungen, wie er nur konnte, denn dies war nicht nur der Gestank des Todes, sondern auch der Geruch seiner Zukunft, der Duft größten Labsal, die nur derjenige zu schätzen vermochte, der den Mut aufgebracht hatte, sie einmal zu Kosten.“ (Seite 111)


Charaktere:
Der Autor Wolfgang Hohlbein bringt mit dem Fall Herman Webster Mudgett einen sehr grausamen und unglaublich schwierigen Hauptcharakter, Serienkiller, Psychopathen und Protagonisten ins Geschehen, da es diese Bestie wirklich in den USA gegeben hat. Nicht nur die Bestie an sich, sondern auch sein unfassbares Konstrukt der Morde und Folter. Autor W. Hohlbein reist mit uns Lesern in eine andere Epoche. Die ersten Automobile, die erste Elektrizität, andere Umgangsformen und Höflichkeiten, schwere Zeiten, der Aufschwung mancher Städte, das Gefälle von Arm und Reich, Stand und Status, Kleider und Betragen… All diese Merkmale einer anderen Zeit spiegeln sich hier auch an den Charakteren wieder. Arlis Christen ist eine Frau von Welt. Sie wirkt zart, blass und fein. Das Verschwinden ihrer Schwester belastet sie sehr, und so engagiert sie den forschen Detektib Mr Geyer, der ihr bei der Suche nach Endres helfen soll. Bei ihrer Ankunft wird sie von Henry Holmes willkommen geheißen. Holmes hatte einen besonderen Bezug zu Endres, aber auch zu Arlis verspürt er die gleiche intensive Anziehung. Arlis und Endres sind sich sehr ähnlich. Holmes verschweigt lange, dass er Dr. Mudgett besser kennt, als er zunächst aussagt. Warum bekennt er sich nicht zu der jahrelangen Freundschaft zu Dr. Mudgett? Über Dr. Herman Webster Mudgett möchte ich nicht so viel schreiben, dass Buch wird sein Psychogramm mehr als genau und intensiv schreiben… Nur so viel: ich bin schockiert und entsetzt!!!
Hier bietet der Autor enorme Einblicke in Mudgetts Biografie und sein Leben und seiner bisherigen Vergangenheit, so lernen wir diese Bestie mit seinem Auslöser und all die Vorkommnisse ganz intensiv kennen. Der Fall, die Ermittlungen, die Recherchen und die Opfer bringen nach und nach viele Geheimnisse ans Licht und Mutmaßungen, die unter die Haut gehen. Nach und nach schließt sich der Kreis, bis das üble Vergehen durch die Polizei aufgedeckt wird…

„Wie es wohl wäre, Säure, Klingen und Knochensägen nicht nur an Toten auszuprobieren, sondern in lebendiges Fleisch zu tauchen und das Gewölbe von gellenden Schreien der Agonie und Todesangst widerhallen zu hören. Vielleicht war ja heute der Moment. … Er hatte Metthews Schreie nie vergessen, und irgendwann würde er sie auch wieder genießen.“ (Seite 218)

Schauplätze:
Hier glänzt der Autor mit gutem Geschick, ein besonderer Pluspunkt, wenn es dem Leser nicht zu viel wird. Denn nicht nur die idyllische Atmosphäre wird spürbar geschildert, sondern auch die Orte der Folter und Qual. Wolfgang Hohlbein bringt das alte Chicago und die Orte der Machenschaften in Szene, er bringt historische Facetten sehr gut in den Thriller ein, zudem spielt der Autor mit bekannten Städten, Stationen und Einrichtungen, was mir sehr gut gefällt. Äußerst interessant und für mich eine tolle Besonderheit in dem eher düsteren Charakter des Werkes sind die kleinen Alltäglichkeiten und Ruheoasen, sowie eine seichte Annäherung zweier Charaktere. Schockiert und abgestoßen haben mich hingegen die Horrorszenen aus Todeskampf, Tod und Verderben. Diese rohe Art von Gewalt konnte ich leider nicht akzeptieren und habe einige Passagen nur überflogen. Ja, dieser bildhafte Schreibstil hat auch seine Nachteile, vor allem für schwache Gemüter (obwohl ich mich eigentlich nicht dazu zählen würde, aber DAS geht gar nicht für mich). Der Autor bietet aber nicht nur örtliche Kulissen, er bietet dem Leser auch einen Blick in die Welt von geschundenen Seelen und kranken Psychen. Kirche, Aberglaube, Glaube, Gefangenschaft und Besessenheit, eine Machenschaft aus Neid, Gier, Rache und Missgunst, die zum Tod anderer führt. Hier hat der Autor W. Hohlbein eine galante Mischung aus Haupt- und Nebenrollen erschaffen, die sich gut in die Schauplätze fügen und zu einer runden Story verwoben werden.

„Der Dämon war wieder da. Das Etwas, das einmal Kyle gewesen war, kletterte mit umständlichen, eckigen Bewegungen aus der Wanne, eine Schleppe roter und dampfender Flüssigkeit hinter sich herziehend, in der Fetzen seiner zerfallenden Kleider und seines eigenen Fleisches hingen. Seine Bewegungen hatten etwas Spinnenhaftes, während er aus der Wanne krabbelte, und ganz wie eine solche, der die Hälfte seiner Beine ausgerissen worden waren, verlor er das Gleichgewicht und schlug schwer mit dem Gesicht voran auf den Boden.“ (Seite 331)

Meinung:
Leider hat mich dieser Thriller nicht überzeugen können. Für mich sind die detaillierten Beschreibungen und Ausführungen von Gewalt, Blut und Mordlust too much. Nein, das kann ich nicht gutheißen. Wirklich Hardcore, das hätte ich nicht erwartet. ACHTUNG: die Leseprobe zeigt das erste Kapitel des Buches. Und so geht es auch stetig weiter. Wem diese Leseprobe abschreckt, der sollte sich überlegen, ob er dieses Buch verkraften kann. Ich habe die Leseprobe leider zuvor nicht getestet, beim ersten Kapitel habe ich dann schon sehr geschluckt und mit mir gehadert. Doch das Buch hat eine gewisse Faszination, die mich gepackt hat und ich neugierig wurde und somit das Buch beenden wollte. Oft habe ich mit mir gerungen, ob ich weiter lesen will oder nicht. Oder ob ich es überhaupt aushalten kann oder nicht. So habe ich nach knapp 350 Seiten für mich beschlossen, besonders schlimme Passagen nur quer zulesen (was ich eigentlich nie mache, aber das Ende des Buches hat mich so sehr interessiert, dass ich es auf gar keinen Fall abbrechen wollte. Für mich die ideale Lösung, die sich gelohnt hat). Ich mochte die „Splatter“-Elemente einfach nicht, auch nicht die verätzten Fratzen, die Mordlust und die Erregung des Mudgett dabei. Das ist mir zu perfide und geht gar nicht. Leider ist der Fall so wirklich passiert, was es für mich noch erschütternder macht.
Großer Pluspunkt ist für mich die ewige Spannung, die fast das ganze Buch einnimmt. Der Leser wird durch Neugier durch die Seiten getrieben. Die ersten Zeilen des Buches, sowie der vielversprechende Klapptext sind eine kleine Prüfung für den Leser. Kann er diese Passagen ertragen, so wird er Freude an diesem Horror-Thriller haben. Muss er jedoch schon hier heftig schlucken, so wird es ihm wie mir ergehen und das Aushaltbare und eine Grenze der Akzeptanz ist weit überschritten. Autor Wolfgang Hohlbein hat auch im genre Thriller durch seinen ungefilterten und bildhaften Schreibstil einen einmaligen Wiedererkennungswert erlangt. So habe ich bisher noch keinen einzigen Thriller gelesen. So arg fühlte ich mich noch nie angezogen und dermaßen abgestoßen zugleich. Dieser Thriller ist ein Wagnis und eine Herausforderung für jeden Leser. Hardcore, absolut. Für mich einfach schon zu viel, leider. Der Leser muss sich darauf einlassen können. Ich brauche sicherlich weiteren Anlauf dazu, doch eine Marke hat sich dieser grandiose Autor neben seinem Genre Fantasy nun auch im Bereich Thriller schon gesichert. Neben dem fulminanten Showdown hat das Buch einen ansprechenden historischen Touch, den ich auch in diesem Werk für mich erhofft habe. Das zeigt sich gerade an den Schauplätzen, Namen und Gepflogenheiten. Zudem hat er tolle Schauplätze und sehr intensiv und eindringliche Charaktere erschaffen. Eine Mischung aus Sympathie, Unverständnis, Überraschungen und Verständnis. Sehr gekonnt abgestimmt. Provozierend, abstoßend, eklig, verstörend, brutal, gewaltig, blutig und entsetzlich… Eine Leseempfehlung spreche ich nicht aus, ich rate dazu die Leseprobe zu testen. Im Bereich Thriller würde ich mich schon als hartgesotten und mutig bezeichnen, doch dieses Werk übertrifft alles. So etwas habe ich zuvor noch nie so extrem und derb erlebt!!!

Der Autor:
„Wolfgang Hohlbein, am 15. August 1953 in Weimar geboren, lebt mit seiner Frau Heike und seinen sechs Kindern, umgeben von einer Schar Katzen, Hunde und anderer Haustiere, in der Nähe von Neuss. Mitte der fünfziger Jahre kam Hohlbeins Familie in den Westen und schlug ihr Domizil in Krefeld auf. In Krefeld absolvierte Wolfgang Hohlbein seine Schule und später eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Zeitweise hielt er sich durch Nebenjobs, wie etwa als Nachtwächter, über Wasser. Wolfgang Hohlbein ist ein Erzähler, es reizt ihn nicht nur die Lust am Fabulieren, sondern auch das freie Spiel mit ungewöhnlichen Ideen und fantastischen Einfällen.
Er ist ein Workaholic, der in der Zeit von Mitternacht bis in die frühen Morgenstunden arbeitet. Sieben Tage in der Woche legt er selbst in seinen seltenen Urlauben kaum den Stift aus der Hand. "So ist das eben, wenn man das große Glück hat, aus seinem Hobby einen Beruf machen zu können", bemerkt er selbst dazu.
Laut einer Aufstellung in Focus (Nr. 40, November 2006) liegt die Gesamtauflage von Wolfgang Hohlbein bei 35 Millionen Exemplaren. Er ist damit einer der erfolgreichsten deutschen Autoren der Gegenwart. Der Wegbereiter neuer deutscher Phantastik und Fantasy wurde bislang in 34 Sprachen übersetzt. Er hat bereits 160 Romane verfasst, den überwiegenden Teil alleine, etliche Kinder- und Jugendbücher gemeinsam mit seiner Frau Heike und einige wenige Erwachsenenromane mit Co-Autoren.
Zahlreiche Preise und Auszeichnungen hat Wolfgang Hohlbein erhalten. Vom "Preis der Leseratten" 1983 bis zum "Bester Autor National" Deutscher Phantastik-Preis 2004, dem Sondermann-Preis auf der Buchmesse 2005 und dem Nyctalus im November 2005.
Inzwischen fördert Hohlbein auf verschiedene Weise selbst Nachwuchstalente. Die Nachwuchsförderung liegt ihm besonders am Herzen. "Wer in seiner schreiberischen Karriere am Anfang steht, tut sich oft sehr schwer, einen Verlag zu finden", weiß Hohlbein aus eigener Erfahrung.“

Cover / Buch:
Das Cover, so besonders wie speziell. Das Cover zog direkt meine Blicke an, es passt zum nebligen und düsteren Inhalt und findet sich im Buche wieder. Das Buch ist mit seinen mehr als 800 Seiten sehr umfangreich und hat ein starkes Eigengewicht. Die Seiten sind wunderbar fest und das Buch von hoher Qualität.

Fazit:
Dieser Thriller gehört für mich ins Genre Hardcore! ACHTUNG: Bitte erst die Leseprobe testen! Auch für erfahrene Thrillerleser könnte dieses Horror-Splatter-Thriller-Werk schon eine Grenze überschritten haben! 3 Sterne für dieses packende und abartige Leseerlebnis nach einer wahren Begebenheit, fernab des Mainstream.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Hier ist jedes Wort von besonderem Wert. Ein erstklassiger historischer Roman. WOW!

Das Lächeln der Fortuna
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Die Romanautorin Rebecca Gablé hat sich bereits in der Welt der historischen Romane einen großen und bekannten, sowie gelobten und gern gelesenen Namen gemacht. Mit ihrem Werk „Das Lächeln der Fortuna“ ...

Die Romanautorin Rebecca Gablé hat sich bereits in der Welt der historischen Romane einen großen und bekannten, sowie gelobten und gern gelesenen Namen gemacht. Mit ihrem Werk „Das Lächeln der Fortuna“ hat sie mich sehr neugierig gemacht. Ich habe so viele begeisternde Rezensionen und Leserstimmen vernommen, sodass ich diese Autorin nun endlich einmal selbst kennenlernen wollte. WOW. Meisterhaft, erstaunlich, ritterlich, minutiös, facettenreich, atmosphärisch, mittelalterlich, kämpferisch und voller Sympathie. Dieser 1196 Seiten umfassende Auftakt bietet die gelungene und überwältigende Basis für eine nicht enden wollende Lesewelle, die mit jeder einzelnen Zeile und mit jedem geschriebenen Wort genossen werden darf!!! Eine Liebe zu einem Land, zu einem Königreich und die Liebe zum bescheidenen Bauernleben. Robin of Waringham wird sich in die Herzen schreiben.
Erschienen im Bastei Lübbe Verlag (https://www.luebbe.de/)

Zum Inhalt:
"England 1360: Nach dem Tod seines Vaters, des wegen Hochverrats angeklagten Earl of Waringham, zählt der zwölfjährige Robin zu den Besitzlosen und ist der Willkür der Obrigkeit ausgesetzt. Besonders Mortimer, der Sohn des neuen Earls, schikaniert Robin, wo er kann. Zwischen den Jungen erwächst eine tödliche Feindschaft.
Aber Robin geht seinen Weg, der ihn schließlich zurück in die Welt von Hof, Adel und Ritterschaft führt. An der Seite des charismatischen Duke of Lancaster erlebt er Feldzüge, Aufstände und politische Triumphe – und begegnet Frauen, die ebenso schön wie gefährlich sind. Doch das Rad der Fortuna dreht sich unaufhörlich, und während ein junger, unfähiger König England ins Verderben zu reißen droht, steht Robin plötzlich wieder seinem alten Todfeind gegenüber ..."

Handlung:
Dieses historische Meisterwerk erstreckt sich über knapp 40 Jahre im Leben des Robert of Waringham. Robert, der sich Robin nennt, bricht aus dem Kloster aus. Robin schlägt sich durch und findet bei dem Stallmeister Conrad Unterschlupf und eine Art zu Hause. Hier wird Robin geprägt und erfährt, was für Werte im Leben wirklich zählen. Lange hält Robin seine wirklichen Wurzeln geheim und lebt als Stallbursche unter den anderen Stallburschen mit den Pferden richtig auf. Wie eine Familie, eine Gemeinschaft. Doch Conrad weiß um Robins Herkunft und Titel. Und Conrad ist nicht der einzige. Unter Conrads Leuten gibt es einige, die Robin nicht wohl gesonnen sind. Gerüchte über seinen Vater machen ihren Lauf. Doch wer kennt die Wahrheit, war Robins Vater wirklich ein Verräter? Oder wurde sein Tod inszeniert? In diesem Buch stoßen wir auf mehr als 40 Jahre Krieg, Herrschaft, Intrigen, Macht und Pomp, Krone und Parlament, Ländereien, Feldzüge und eigene Kriege. Mortimer macht Robin das Leben zur Hölle. Doch das Schicksal nimmt stets seinen eigenen Lauf. Viele Jahre später schließt sich der Kreis und Mortimer junior wird Robins Ziehsohn. Bis die Lebenslüge um Mortimers Tod offenbart wird und Mortimer junior erfahren muss, dass sein Vater Jahre lang im Exil verbracht hat und nun zurückgekehrt ist. Wer bekommt den Titel des Earl of Waringham? Wem steht sie zu? Wer wird des Königs Nachfolger? Was wird aus England? Wie steht es um Lancaster? Eine Liebe zu einem Land, die bis an die Grenzen zwischen Liebe und Schmerz, Leben und Tod und Wille und Hoffnung reicht. Fortuna dreht stets mit ihrem Lächeln das Rad… Die Schlachten und Kämpfe der Armeen, der Hass gegen die Feinde, Intrigen, Macht und Heuchelei… Sprachgewalt, Details und fundierte historische Fakten…

Schreibstil:
Die talentierte und ambitionierte deutsche Autorin Rebecca Gablé besitzt einen sagenhaft bildhaften, nahen, realen und gefühlvollen Schreibstil. Noch nie habe ich in einem Buch eine solche Fülle an Wissen, Spezialwissen, Details, Atmosphäre, Buchgefühl und Lebendigkeit gelesen. Wirklich faszinierend. Rebecca Gablé nimmt den Leser gleich zu Beginn mit in eine andere Welt ins Jahr 1360 nach England. Gablé schreibt sehr detailliert und ausgesprochen ausführlich. Minutiös schildert sie hier wirklich den leisesten Windhauch, der später zu einem großen Sturm entfachen kann. Beinahe jeder Gedanke, jeder Handschlag, jede Ritterlichkeit wird ausgeführt und dem Leser vorgeführt. Knapp 40 Jahre aus dem Leben von Robin of Waringham fühlen sich beim Lesen an, wie 40 Jahre. Als Leser weile ich an seiner Seite, ich lebe, erlebe, kämpfe, leide, liebe und reife mit ihm. Die Autorin lässt ihre Charaktere wunderbar wachsen und entwickeln. WOW. Sehr detailliert und unglaublich genau. Ihre Stärke der Akribie und der ausführlichen Schilderungen könnte auch sogleich eine Schwäche darstellen, denn das Buch fordert den Leser sehr. Es zieht sich an gewissen Stellen, ehe es wieder rasant an Fahrt und Schnelligkeit gewinnt. Ein Wechselbad aus familiärer Ruhe, Rückblicken, Liebschaften, Atmosphäre und als Gegenpol, Kämpfe, Eroberungen, Mord, Intrigen, Tod und Verderben sowie die heimtückische Pest. Hunger und Not, Politik und Parlament… Dieses Buch, samt schriftstellerisches Geschick bietet so ziemlich alles und noch so viel mehr!!! Die möglich empfundene Langatmigkeit einiger Ausführungen, verwandelt sich jedoch aufgrund der Fülle an schöner Worte, das Abtauchen in eine andere Welt und der sagenhaften Atmosphäre, in eine Langatmigkeit, die man mit jedem Wort und mit jeder einzelnen Zeile dennoch sehr genießt… Ein wirklich seltenes und großes Talent einer Autorin. Wir erleben diesen historischen Roman aus einer dritten Erzählperspektive berichtet. So erleben wir als Leser alle Seiten sehr intensiv und sind stets im Bilde ob der unglaublichen Wendungen, Ereignisse und Konstellationen. Im Fokus steht hier natürlich der ritterliche Edelmann Robin. Wir bewegen uns an seiner Seite, teilen seine Gefühle, Ängste und Sorgen. Wir blicken aus seinen Augen und verspüren seine unstillbare Liebe zu den Pferden, zu seiner Heimat, zu seiner Gefolgschaft, zu seinen Nachkommen und zu seinen Taten. Robin als Herrscher, der jedoch nie sein Bauernsein vergessen hat. Ein Bauernfreund, wie er genannt wird. Rebecca Gablé formt wunderbare Dialoge der Sympathie, der Gesellschaft, der Liebe, Zärtlichkeit, Anmut und des Hasses, des Zorns und der Verzweiflung. Wir begegnen königlichen Charakteren von Hofe, sturen Köpfen, patriotischen Helden, gnadenlosen Herrschern und humorvollen Bauern und Spielleuten, Handwerker, Bauern, Herzogen, Earls, Lords, Königen und Huren. Schon in den ersten Seiten schafft Rebecca Gablé eine Umgebung, die lebendiger und detailreicher erscheint, als jeder Film. Sie erzeugt Kopfkino der Extraklasse. Wir erleben hier die einfachen Güter, Bauernhöfe, Handwerksgilden, die weiten Länderien Englands und Europas, Befestigungsanlagen und neue Gestüte sowie Landwirtschaft, Verliese, Tower und Burgen…die Flora und Fauna, die Gastlichkeit, die Gemütlichkeit aus Musik und alten Legenden.

Kann man diesen historischen Roman als üblichen historischen Roman bezeichnen? Ich denke eher nicht, denn dieses Buch (oder die ganze Reihe) ist schon etwas sehr besonderes und außergewöhnliches. Die Autorin Rebecca Gablé paart neben Historie und wahren Fakten jede Menge Atmosphäre, Kulisse, Spannung, Kampf, Sachkenntnis, Pferdewissen, Herrschaft, Hierarchie, Medizin und jede Menge dezenter Romantik und große Gefühle. In diesem Buch findet fast jeder Genreleser sein Leseglück! Die Autorin Gablé beschreibt zunächst Robins Leben im Kloster und später bei Conrad und anschließend sein eigenes Land und seine eigenen Leute und Gefolgschaft, sowie die Beziehung zu John Lancaster und vielen weiteren einflussreichen Männern. Aber auch Männern, die um Robins Leben trachten und von Hass und Vergeltung getrieben sind. Hier lernen wir einen ganzen Adelsstand und dessen Gefolge kennen. Robin verliebt sich in Blanche, die Frau von Mortimer, seinem ägsten Feind und Widersacher. Eine unmögliche und von Gefahr geprägte Liebe... Die Autorin schreibt unheimlich nah, erweckt lebhafte Bilder, konzentriert sich aufs Detail, formt wunderbare Dialoge und spielt mit der Phantasie der Leser. Sie trifft den Nerv der Zeit. Mit ihrem für Teil 1 fast offenen Ende schafft sie einen gelungenen Start für ihre ganze Romanreihe der Waringham-Saga.

Charaktere:
Die Auswahl der Charaktere, bzw. der Hauptprotagonisten sollte das Herzstück des Romans sein. Und dieser Wunsch, dieses Ziel, ist der Autorin in der Umsetzung sehr gut und besonders gelungen. Robin of Waringham, der Duke of Lancaster, Lady Blanche, der König, der Schwarze Prinz, Edward und Raymond, Mortimer, Conrad, Isaac, Agnes, Katherine Swynford, Leofric, Henry und viele viele mehr. Die Autorin zeigt gleich zu Beginn ihres Werkes einen aufgeschlüsselten und ausgefeilten Stammbaum und ein sehr hilfreiches Namensregister. Trotzdem hatte ich stellenweise Schwierigkeiten den entsprechenden Adel und Titel entsprechenden Namen und Ländereien zuzuordnen. Wer ist Herzog, Earl, Lord, Lady, König oder Königin, Thronfolger, Prinz oder Knappe? Zudem paart sich später eine Namensgleichheit. Nachfolger werden nach dem Vater benannt, so gibt es mehrere Edward, Mortimer oder Conrad… Aber von dieser Undurchsichtigkeit sollte man sich nicht verwirren lassen, denn jedes Kapitel und jede Passage hilft den Leser sich zurechtzufinden. Es ist selten, dass in einem Roman die Kulissen und Schauplätze, die Handlung, der Stil und sogar die Charaktere und Protagonisten gleichermaßen beeindrucken und polarisieren. Erfolgsautorin Rebecca Gablé hat einen Pool aus Figuren erschaffen, die mit viel Sympathie bewegen, aber auch mit Antipathie und Abscheu sowie Hass aufwarten können. Einige Protagonisten nehmen im Laufe der Handlung einen ganz neuen Part ein und werden den Leser überraschen.

Robin: Durch eine übersinnliche Kraft hat Robin eine ganz besondere Beziehung zu Tieren, besonders zu seinen Pferden. Er ist sehr loyal, einfühlsam und fair. Robin besitzt viele Werte, die nicht nur materiellen Dingen, zugeschrieben werden können. Robert lebt und leidet für sein Volk und für sein Gefolge. Pflichtbewusst und ritterlich. Er hängt an seinen Freunden und hat mich sehr oft sehr positiv mit seinem Denken und Handeln überrascht. Sein Lebenslauf und Werdegang fasziniert mich. Ihm gönne ich alles Gute. Sein Erfolg und sein Leben verdankt er nicht nur seinem Geschick und Umgang, sondern auch vielen sympathischen Helfern, wie Leofric, Isaac und Conrad.

Lancaster: Den Duke of Lancaster konnte ich lange nicht einordnen. Ich habe mich nicht überwunden ihm zu trauen. Er war Robin stets eine gute Hilfe und schützende Hand. Doch seine Macht war mir zu groß, um mich ihm unterwerfen zu können. Das machte das Lesen sehr spannend, da bei mir stets ein wachsames Auge auf seine Einflüsse und Entscheidungen lag.

Mortimer: Der geborene Todfeind. Mortimer wird man nicht mögen können und von ihm geht ein Hass bis aufs Blut aus. Er sieht sich als echter und rechtmäßiger Earl of Waringham und geht für seine Macht über Leichen. Lange verschwindet er von der Bildfläche und wurde ins Exil verbannt, bis ein übler Umstand ihn wieder zurückholt und das Leben von Robin neu in Gefahr bringt…

Meinung:
Die Autorin hat bei mir mit ihrem Werk eine Achterbahn ans Laufen gebracht. Dieses Buch war in aller Munde, ich liebe dicke Bücher sowieso und fühlte mich gleich zu dieser Ausgabe der Waringham-Saga hingezogen. Das Vorwort und das Namensregister fand ich schon sehr gelungen als Einklang zur eigentlichen Geschichte. Auf mehr als 1190 Seiten erleben wir dann sensationelle Kulissen, Landschaften, Gesellschaftsformen und eine grandiose Liebe und Kämpfe. Ständig wankte ich zwischen Unmut über auftauchende Längen im Plot, doch wenn ich dann ehrlich zu mir selbst war, so wollte ich eigentlich auf kein einziges geschriebenes Wort aus dem Roman verzichten. Diese Schwäche ist auch gleich eine besondere Stärke, die ich so nur ganz selten beim Lesen empfunden habe. Ich bin froh, dass ich dem Buch treu geblieben bin, und mich von der Seitenzahl und einigen Längen habe abschrecken lassen. Dieses Buch erfüllt seinen Leser mit Stolz und historischem Wissen. Die grandiose und unbeschreibliche Landschaft hat mich vollends begeistert, mit ihrer Story, mit den sagenhaften bildhaften Schreibstil, mit den detaillierten Kulissen, Epochen, Jahrzehnten des Krieges und den vielen historischen und wissenschaftlichen Hintergründen hat mich die Autorin Rebecca Gablé sehr beeindruckt und begeistert. Ihr Buch hat mich glücklich gemacht! Die Autorin sticht heraus, hat definitiv einzigartigen Wiedererkennungswert und mich als Leserin gewonnen. Ihr Nachwort, der Anhang, sowie eine Zeittafel am Ende des Buches fand ich sehr aufschlussreich und zeugt von Herzblut und Verbundenheit der Autorin zu ihrem Welterfolg „Das Lächeln der Fortuna“.

Schwächen:
- langsamer Einstieg in die eigentliche Handlung / Richtung des Buches
- sehr viele (unnötige?) Ausschweifungen und Umschreibungen
- zu viel Intensität in alten Familiengeschichten und Erzählungen
- Schwierigkeiten bei den Adelstiteln und Herrschern (Earl, Duke, Lord, König, Prinz…)
- je größer die Familien werden, je mehr Nachkommen auftauchen und Heiraten stattfinden, umso schwieriger wird es zu erkennen, wer mit wem?!

Stärken:
- unverwechselbare und traumhaft lebendige Kulissen und Schauplätze! Sagenhaft, ich bin begeistert!
- interessantes Spezialwissen im Bereich der englischen Krone und Historie, ein nie enden wollender Krieg mit Fakten, Kampf, alten Sagen, wissenschaftliche Kenntnisse, Ahnenforschung und Clanhierarchie, alte Literatur und Länderkultur
- Die zähen Längen sind sogleich auch die Stärken, da jedes Wort voller Bedacht und Herzblut gewählt wurde
- charakterisierte Dialoge, wunderbarer Charme, grandiose Charaktere
- angebrachte Zitate, Festlichkeiten, Gedichte und Verse, Musik und Gesang
- langer Lesespaß auf knapp 1196 Seiten und 40 Jahren im Leben von Robert of Waringham
- eine Fortsetzung ist schon im Handel!

Lieblingsstelle / Lieblingszitat:
"Ob ich sterbe oder nicht, ist wirklich nicht so furchtbar wichtig. Ich hätte ebenso gut in der Schlacht fallen können. Aber Ihr habt mir den Glauben zurückgegeben an etwas, das ich schon lange für tot hielt. Aufrichtigkeit, Anstand, Gerechtigkeit, nennt es wie Ihr wollt. Alte Rittertugenden. Ich dachte sie seien aus der Welt verschwunden.“ (Seite 352)

Die Autorin:
"Rebecca Gablé studierte Literaturwissenschaft, Sprachgeschichte und Mediävistik in Düsseldorf, wo sie anschließend als Dozentin für mittelalterliche englische Literatur tätig war. Heute arbeitet sie als freie Autorin und lebt mit ihrem Mann am Niederrhein und auf Mallorca. Ihre historischen Romane und ihr Buch zur Geschichte des englischen Mittelalters wurden allesamt Bestseller und in viele Sprachen übersetzt. Besonders die Romane um das Schicksal der Familie Waringham genießen bei Historienfans mittlerweile Kultstatus.
www.gable.de
https://www.facebook.com/Rebecca.Gable.D"

Cover / Buch:
Das Cover ist wunderschön und passt zum Inhalt. Das Rad der Fortuna. Jede Sprosse hat eine Bedeutung. Es gibt den Anklang für die ganze mehrbändige Saga. Ein schönes Bild ergibt sich im Bücherregal. Die Verarbeitung ist hochwertig und das Buch liegt trotz seiner 1196 Seiten angenehm in der Hand. Besonderes Bonusmaterial im Anhang!

Fazit:
Dieser Roman hat mich trotz einiger Längen absolut glücklich gemacht und bekommt eine verdiente 5 Sterne +++ Leseempfehlung mit Genußgarantie.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Hut ab! Mit diesem Buch bin ich Hin und Hergerissen. Ein Kultautor aus Finnland!

Heißes Blut, kalte Nerven
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Der gelobte Kultautor Finnlands Arto Paasilinna macht nicht nur mit seinem Titel „Heißes Blut, kalte Nerven“ unheimlich neugierig, sondern auch mit einem interessanten Klapptext. Mit seinem Roman "Heißes ...

Der gelobte Kultautor Finnlands Arto Paasilinna macht nicht nur mit seinem Titel „Heißes Blut, kalte Nerven“ unheimlich neugierig, sondern auch mit einem interessanten Klapptext. Mit seinem Roman "Heißes Blut, kalte Nerven" bewegt sich der Autor auf einen sehr gewagten und vielversprechenden Gebiet. Was wäre wenn? … wenn man wüsste, wann sein letztes Stündlein geschlagen hat? Welches Leben würde man führen, wenn man allerlei Katastrophen und Unfälle überlebt, die eigentlich hätten tätlich enden sollen? Hier gibt sich der Autor mutig, aber entschlossen auf gewitztes Terrain. Und es hat sich gelohnt. Erst kürzlich bin auf den Autor aufmerksam geworden. In einem Zeitschrifteninterview hat mir seine offene Art, sein Witz und der skurrile Humor gefallen. Da wollte ich gleich mehr von ihm lesen und habe mich nach seinem neuesten Werk umgesehen und habe so „Heißes Blut, kalte Nerven“ entdeckt. Arto Paasilinna hat eine Sprachmelodie, die lange in meinem Kopf nachklingt und einen sehr bewegenden, aufmunternden und tiefgründigen, jedoch auch mit Witz und Galgenhumor geprägten Roman einmalig untermalt.
Erschienen im Luebbe Verlag (https://www.luebbe.de/)

Inhalt:
"Im Januar 1918, kurz bevor ein Bürgerkrieg Finnland erschüttert, wird ein Junge namens Antti Kokkoluoto geboren. Ihm wird schon bei der Geburt das genaue Todesdatum prophezeit: Am 12. Juli 1990 wird er siebzigjährig sterben – keinen Tag früher, keinen Tag später. Und tatsächlich, Antti gerät im Laufe seines Lebens immer wieder in höchst lebensbedrohliche Situationen, überlebt aber Kanonenhagel und Krankheiten. Als sich sein Todestag schließlich nähert, hat Antti eine famose Idee. Er will es noch einmal so richtig krachen lassen und ein großes Fest ausrichten...
Eine faszinierende Reise durch die Geschichte Finnlands im 20. Jahrhundert"

Schreibstil:
Mit dem Nordfinnischen Autor Arto Paasilinna erlebt man schriftstellerisches Geschick und grandiose Einzigartigkeit von der ersten Seite an! Sein Stil besitzt eine ganz einzigartige Note, an die man sich zunächst gewöhnen muss. Arto Paasilinna bringt den Lesern das 20. Jahrhundert um 1920 bis knapp 1990 nahe und spielt mit der Not und den Ängsten des Krieges und der Moderne und breitet eine Vielfalt an Facette und einträchtigen Sequenzen in seinen wohl gewählten Zeilen aus. Seine Dialoge würzt er mit einer besonderen zeitgemäßen Sprache, schwingt mit Poesie, Singsang und Schönklang und entfaltet eine enorme Kunst besonderen Humors. Dieser Humor könnte beinahe als Rabenschwarz oder Galgenhumor betitelt werden und ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Dennoch auf gewisse Weise tiefgründig, melancholisch gewürzt und mit einer Emotionsgewalt, die die Haut und Sinnesorgane benetzt. Lesen mit jeder Faser, wenn man das Geschehen auf sich wirken lässt. Arto Paasilinna hat eine Art, die sicherlich nicht jedem direkt zugänglich ist, aber man sollte es als neugieriger Leser ruhig versuchen und wird vielleicht mit einem unvergesslich polarisierenden Roman belohnt. Autor Arto Paasilinna schreibt sehr lebendig, facettenreich und bildhaft. Der Autor hat Talent und Wiedererkennungswert, zwar nicht für die große Leserschaft, aber für ein gewissen Publikum sicherlich! Sein Buch ist so filmreif verfasst, dass sich innerlich lebendige Bilder ergeben, und das Lesen zu einem Erlebnis mit allen Sinnen wird!

Charaktere:
Dank der Charaktere fühlte ich mich mitten drin! So speziell ausgearbeitete und besondere Persönlichkeiten sind mir selten in einem Roman begegnet. Als Hauptakteur begleiten wir das riskante dennoch untötliche Leben von Antti Kokkoluoto. Antti Kokkoluoto besetzt eine prägnante Rolle als unvergesslicher Hauptprotagonist. Als Antti geboren wurde stand nicht nur sein Geburtsdatum fest, sondern sogleich auch sein Todesdatum. Erstaunlicherweise erleben wir Anttis Leben im Zeitraffer, bis sich sein Ende nähert und Antti nochmals alles geben will. Ein großes Fest soll es sein nach dem Motto: Wenn ich nur noch einen Tag zu Leben hätte… Antti habe ich mit jeder Zeile mehr und mehr und mehr ins Herz geschlossen. Je älter und reifer er wird, umso mehr Sympathie empfinde ich für diesen Mann und sein brisantes und gewagtes Leben. Eine außergewöhnliche "Lebensgeschichte", die zu Herzen geht, die Augen öffnet und Blickwinkel verstellt, die erschüttert, belebt, Spaß bringt, bewegt und nachdenklich stimmt. Schade, dass man solche Tiefgründigkeit mit diesem seltenen Sarkasmus so selten findet.
Hier lernen wir nicht nur Antti Kokkoluoto kennen, nein hier lernen wir zudem ganz besondere Rollen und Nebenrollen aus allen Ebenen und Jahrzehnten des Charakters Antti kennen. Wir erleben seine Entwicklung von Kindestagen an bis zum Jetzt der 1990iger Jahre. Hier schöpft der Autor aus den Vollen, er hat so viele Charaktermerkmale und so viel Poesie erschaffen, dennoch bleibt Dreh- und Angelpunkt der damals noch kleine Antti Kokkoluoto mit seiner Lebensgeschichte.

Schauplätze:
Die einzelnen Schauplätze sind auf wenige Kulissen beschränkt. Im Fokus steht hier das Leben im kalten und kargen Finnland. Das Leben des Antti Kokkoluoto. Der Krieg, die Gesellschaft, die Ausbildung, die Liebe, die Gefahren, die Jugend bis zum Alter. Dann das berauschende Fest und die Zeit dannach… Schauplätze, die dem Roman neue Bilder schenken und ein facettenreiches Wechselbad an Kulisse, Gedanken und Orte bieten. Auch der Leser begibt sich, dank der detaillierten und sehr nah differenzierten Formulierungen des Autors Arto Paasilinna, zusammen in das Leben von Antti. Von humorig, sarkastisch, ironisch, faszinierend, bis traurig, melancholisch, poetisch und gefühlvoll zu dramatisch, befangen und befreit. Arto Paasilinna hat ein Händchen für bildhafte Darstellung.

Meinung:
...reicht von absolut fasziniert, völlig begeistert, total angetan bis etwas unzufrieden und zwiespältig. Der Autor hat einen tollen und einzigartigen Stil, keine Frage. Dennoch ist dieses Buch ein schwieriges Werk. Man wird es entweder Lieben, oder sich langweilen. Ich wollte das Buch so gerne mögen, da ich hohe Erwartungen an dem Autor hatte. Mir gefallen auch viele seiner Künste, aber dennoch hat mit etwas gefehlt, etwas was dieses Buch wirklich unvergessen werden lässt. Ich gebe dem Autor eine weitere Chance und werde mir eines seiner älteren Werke beschaffen und mir ein genaueres Bild schaffen. Dennoch muss ich loben, dass ich hier endlich wieder einen Autor gefunden habe, der mit einer Novität glänzt und mich mit einer sehr eigenen und einzigartigen Note sehr überrascht hat. Zudem ist die Buchgestaltung und das Cover eine absolut hochwertige Rundung. Sagenhafte Charaktere, faszinierende Welten und wertvolle Botschaften.

Cover / Buch:
Das Buch ist absolut hochwertig und sehr schön verarbeitet. Das Schriftbild ist angenehm, die Kapitel nicht allzu lang. Das Cover hat mich beeindruckt und ist stimmig zum besonderen Inhalt des Romans.

Der Autor:
"Arto Paasilinna wurde 1942 im lappländischen Kittilä/Nordfinnland geboren. Er ist Journalist und einer der populärsten Schriftsteller Finnlands. Er wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Inzwischen hat er rund 40 Romane mit großem Erfolg veröffentlicht, von denen einige verfilmt und in verschiedene Sprachen übersetzt wurden. Auch bei uns erwarten die Fans jedes Jahr ungeduldig eine neue skurrile Geschichte vom finnischen Kultautor."

Fazit:
Dieses Buch verdient alle 5 Sterne, wenn man dem Autor verfallen ist. Es ist sicherlich kein Werk für Jedermann, auch ich hatte etwas Anlaufschwierigkeiten und gebe dem Autor noch eine weitere Chance und auch verdiente 3,5 Sterne für dieses beeindruckende und seltsame Buch! Trotz meiner Bedenken und Kritik, bin ich noch immer voller Freude, dieses Buch gelesen und kennengelernt zu haben.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unter der Sonne Siziliens lauert das Verbrechen. Aber diese Rechnung wurde nicht mit Poldi gemacht..

Tante Poldi und die sizilianischen Löwen
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Der Autor Mario Giordano setzt in seinem Kriminalroman "Tante Poldi und die sizilianischen Löwen" nicht nur auf einen skurrilen Titel, nein, der Autor verspricht neben Spannung, Ermittlung, Mafia und Sonne ...

Der Autor Mario Giordano setzt in seinem Kriminalroman "Tante Poldi und die sizilianischen Löwen" nicht nur auf einen skurrilen Titel, nein, der Autor verspricht neben Spannung, Ermittlung, Mafia und Sonne auch eine horende Portion Humor, Sarkasmus und Temperament. Er präsentiert hier seinen ersten Fall für die rüstig resolute Poldi, die ihren Lebensabend in Sizilien verbringen will. Von Lebensabend kann bei dieser Familie jedoch nicht die Rede sein... Ein unheimlich familiär-mafiöser Krimi, der eigendlich keiner ist. Krimi schon, familiär-mafiös nur im übertragenden Sinne...Der Leser darf sich auf turbulente Ermittlungen, kuriose Begebenheiten und sonderbare Erkenntnisse freuen.
Erschienen im Lübbe Verlag (https://www.luebbe.de/)

Zum Inhalt:
"Meerblick. Sonne. Ruhe. Mehr will Poldi nicht, als sie kurz nach ihrem sechzigsten Geburtstag von München nach Sizilien zieht. Dabei hat sie aber nicht mit der Familie ihres verstorbenen Exmannes gerechnet. Denn die, Sizilianer durch und durch, wollen Poldi natürlich das Dolce Vita nahebringen. Das war's dann mit der Ruhe. Als wäre es damit nicht genug: Eines Tages verschwindet Valentino, der Poldi in Haus und Garten ausgeholfen hat, spurlos. Ist er etwa in die Fänge der Mafia geraten? Poldi macht sich auf die Suche – und kreuzt dabei schon bald den Weg des attraktiven Commissario Montana ... "

Schreibstil:
Der klassische Krimi in einem neuen Gewand! Der Autor bedient sich einer ganz anderen Art des Krimis, denn der Leser wird willenlos in Vorurteile und Klischees gehüllt und zunächst gekonnt an der Nase herum geführt. Irrungen, Wirrungen und Überraschungen. Autor Mario Giordano lässt den Leser zuschauen und platziert ihn mitten in die temperamentvolle Sonne Siziliens und somit schon bald mitten in skurril-spannende Ermittlungen und setzt den Leser der unglaublichen Suche nach dem vermissten Valentino hilflos aus. Autor Giordano bringt dem Leser die Schauplätze und Regionen nahe, denn er schreibt teils in einer passenden Mundart und Ausdrucksweise. Bayern und Sizilien werden absolut nah und zeigen sich gegensätlicher denn je. Mario Giordano setzt die Handlungsstränge gekonnt fort und führt sie zum Ende hin raffiniert zusammen. Er besitzt Charme, Esprit und würzt seine Handlung mit Witz, Ironie und Atmosphäre. Wir erfreuen uns an Insidern und bestimmten Sitten. Autor Mario Giordano wartet mit einem Krimi auf, der gut unterhält und für Lesevergnügen und Spannung sorgt. Das Buch liest sich flüssig und bietet sommerliche Kurzweil. Er schreibt flott, modern und trifft den Nerv der Zeit.

Charaktere:
Die Auswahl der Charaktere ist dem Autor bemerkenswert gelungen, denn hier treffen wir viele Persönlichkeiten und gerade das Umfeld der einzigartigen Tante Poldi wird wunderbar dargelegt. Ein buntes und sonderbares Team rund um die Ermittlungen entsteht und wartet mit kuriosen Eigenschaften auf. Besonders angetan hat es mir naturlich die Hauptfigur der 60jährigen Tante Poldi, aber auch Commissaro Mantana schleicht sich nicht nur ins Herz von Poldi, sondern auch in das der Leser. Die Suche nach dem fleißigen Valentino wird auf eine besondere Probe gestellt.
Tante Poldi: eine rüstige nun 60jährige Münchnerin. Sie hat sich jedoch dem Alkohol zugesprochen, ein Problem, siie trinkt einfach zu gern. Im Leben hat sie schon Einiges erlebt und durchgemacht, nach ihrem sechszigsten Geburtstag beschließt sie nach Sizilien zu gehen, um dort ihren Lebensabend auf der Zielgeraden zu genießen. Lange kann es ja nicht mehr dauern, bis sie sich totgesoffen hat, und wenn sie schon auf den Gevatter Tot wartet, warum nicht am Meer und unter der Sonne Siziliens? Doch von Ruhe kann keine Rede sein, denn die familiären Tanten und Neffen kümmern sich rührend um ihre Tante Poldi und gönnen ihr kaum eine Auszeit. La Familia. Aber dann verschwindet auf einmal Valentino, und Poldi macht es sich zur Pflicht ihren Helfer und Trinkfreund zu finden und sein Verschwinden aufzuklären. Und dann entdeckt sie noch ihr besonderes Faible für Polizisten und besonders für den ermittelnden Commissario Montana.
Gekonnt fügt der Autor Haupt- und Nebenrollen zusammen, er streut Informationen aus dem Privatleben der Charaktere aus und bietet einen Blick hinter die Kulissen der Intalienischen Behörden und Methoden. Aber auch die vielen Nebenrollen bieten dem Leser viele unterhaltsame Momente und allem voran natürlich die bestätigten Klischees. Hier treffen wir auf sympathische und unsympathische Figuren und dürfen so manchen Überraschungsmoment erleben. Mario Giordano beweist großes Geschick, denn er bringt die vielen Rollen und Nebenrollen in Einklang und lässt den Leser somit mitfühlen und ganz wichtig: Er lässt den Leser an den Ermittlungen teil haben!

Cover:
Das Cover hat mich leider so gar nicht angesprochen, aber nicht immer verbirgt sich hinter einem nichtsagendem Cover auch eine ungute Geschichte. Denn hier bietet das Buch einen absolut grandiosen Inhalt, während mich das Cover nun gar nicht reizt. Der Klapptext hat meine Neugierde geweckt, und abschließend muss ich jedoch sagen, dass das Cover dennoch sehr stimmig zum Geschehen wirkt, da man einige Passagen wiedererkennt. Ich wurde nicht enttäuscht und jetzt bin ich richtig froh, ich hätte wirklich etwas verpasst, wenn ich die Poldi nicht kennenlernen hätte können. Ich hatte super gute Unterhaltung mit ihr. Ich konnte teilweise wirklich Tränen lachen.

Meinung:
Das Treiben um die sizilianische Familie, die Mafia, die Ermittlungen, Commissaro Montana, Das Verschwinden Valentinos und Tante Poldis schwarzem Humor fand ich sehr interessant und spannend dargestellt. Auch dieses besondere Team mit allen Klischees und Vorurteilen zu nutzen hat mir gut gefallen. Schließlich bringt es viel Potential für eine Kriminalhandlung! Auch die regionalen und südlichen Schauplätze sind gekonnt gewählt und machen das Geschehen lebendig und real. Die Kapiteleinteilung gefällt mir sehr gut und lässt das Buch sehr locker wirken. Leider hat das Buch für mich jedoch eine Schwäche im Spannungsbogen, dieser beginnt recht spät zu steigen, ist er jedoch ganz oben, gibt es kein Halten mehr und die Ereignisse überschlagen sich fast. Aber dennoch bezaubert mich der Spannungswert des Buches. Gerade die Charaktere und die Schauplätze trumpfen hier enorm auf. Das Ende ist an sich abgeschlossen, lässt aber noch genügend Potential für einen weiteren Fall im Team um Tante Poldi. Man darf sich freuen, vielleicht Poldi und Co nochmal zu erleben. Ein tolles Buch mit viel Persönlichkeit, Herzblut des Autors und vielen Entdeckungen in einem besonderen Fall.

Der Autor:
"Mario Giordano, geboren 1963 in München, studierte Psychologie in Düsseldorf, schreibt Romane, Jugendbücher und Drehbücher (u.a. Tatort, Schimanski, Polizeiruf 110, Das Experiment). Er lebt in Köln."

Fazit:
Dieser Krimi ist humorvoll, lustig und dennoch genügend spannend um ihn Krimi zu nennen. Tante Poldi und Co haben mich unterhalten und amüsiert. Es gibt von mir eine klare 4 Sterne Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Fitzek mit Nachhall! Spannend bis zum Schluss, die Nachwirkungen halten weitaus länger an!

Noah
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Autor Sebastian Fitzek begibt sich mit seinem neuen Werk in die erschreckende Thematik der Überbevölkerung der Welt. Dieser Thriller trägt starke Züge eines Psychothrillers und Autor Fitzek übertrifft ...

Autor Sebastian Fitzek begibt sich mit seinem neuen Werk in die erschreckende Thematik der Überbevölkerung der Welt. Dieser Thriller trägt starke Züge eines Psychothrillers und Autor Fitzek übertrifft sich mir diesem Buch wieder einmal selbst. Sebastian Fitzek gehört zu meinen Lieblingsautoren und natürlich musste ich sein neues Werk direkt lesen, ich wusste nicht direkt was mich erwartet, ich wollte mich überraschen lassen. Nach dem Lesen kann ich sagen: ich bin begeistert und erschüttert zugleich. Ein Thriller, der nachwirkt.

Inhalt:
"Er weiß nicht, wie er heißt. Er hat keine Ahnung, wo er herkommt. Er kann sich nicht erinnern, wie er nach Berlin kam, und seit wann er hier auf der Straße lebt. Die Obdachlosen, mit denen er umherzieht, nennen ihn Noah, weil dieser Name tätowiert auf der Innenseite seiner Handfläche steht. Noahs Suche nach seiner Herkunft wird zu einer Tour de force. Für ihn und die gesamte Menschheit. Denn er ist das wesentliche Element in einer Verschwörung, die das Leben aller Menschen auf dem Planeten gefährdet und schon zehntausende Opfer gefunden hat."



Schreibstil:
Der Schreibstil des Autors in diesem Werk ist ein völlig neuer, gepaart mit Nuancen seines bekannten Stils. In diesem Buch behandelt er eine ganz neue Thematik, er provoziert, erregt, erschüttert, gibt aber dennoch den alten Fitzek nicht ganz auf. Eine sehr gelungene neue Art, dennoch bleibt er sich treu und die Leser bekommen das, was sie suchen: einen erstklassigen Thriller á la Fitzek. Der Autor besitzt eine ganz besondere Note. Ihm ist es gelungen, durch was auch immer er es schafft, den Leser in seine Welt zu versetzen, sie an die Schauplätze zu bringen, sich mit den Charakteren zu identifizieren und zu schockieren. Der Leser hat bis zum Schluss das Gefühl, unter ständiger Spannung und Anspannung zu stehen, dieses Spitzt sich bis zum Ende zu. Allein hierfür würde ich gerne 5 Sterne vergeben!



Charaktere:
weitere 5 Sterne vergebe ich für die raffinierte Auswahl der Hauptprotagonisten, die vielen Vieze-Hauptprotagonisten und die schmückenden Nebendarsteller.In diesem Buch gibt es eine Menge Sympathieträger. Manche davon nehmen im Verlauf der Handlung eine ganz andere Seite ein, diese gekonnten und raffinierten Wendungen zeugen von großem Talent und Geschick des Autors. Hier ist "Schubladendenken" sicherlich nicht angebracht, denn hier erlebt der Leser einige Überraschungen. Sebastian Fitzek besticht hier mit sehr detailliert beschriebenen Charakteren, auch jene Nebendarsteller werden mit einer ganz besonderen Macke oder Eigenschaft in dem Geschehen platziert. Die Darstellung der handelnden Personen ist authentisch und personifiziert geschildert. So bekommt der Leser die Möglichkeit Handlungen zu verstehen und sich zu identifizieren und vor allem: die Thematik tief in das Bewusstsein zu holen!!!

Schauplätze:
Auch hier weiß es der Autor zu glänzen. Erstmalig entführt Fitzek seine Leserschaft an unterschiedlichste Schauplätze. Allein dafür nochmals 5 Sterne! Die einzelnen Schauplätze sind so vielzählig wie die Charaktere in dem Buch. Bizarre Orte, tiefe Abgründe, neue Welten, entsetzliche Kulissen, aber auch die gute biedere Gemütlichkeit und Geborgenheit einer heilen Familie kommen nicht zu kurz. Die Autor bietet dem Leser einen Blick in die Welt von geschundenen Seelen und kranken Psychen. Diese schildert er authentisch, ohne zu übertreiben und geschmacklos zu wirken. Gewürzt werden die Handlungsorte mit einer Brise Schock und bitterer Wahrheit, aber auch mit den alltäglichen Normalitäten wie sie die Welt "noch" zu bieten hat.


Meinung:
Dieser Roman verdient es hoch gelobt zu werden!!!! Und ich frage mich: ist das der Ernst? Und ich muss gestehen: Ja!Gerade wenn dann noch der Buchinhalt nachwirkt, dann hat der Autor mehr erreicht als einfach nur ein gutes Buch abzuliefern. Fitzeks "Noah" macht nachdenklich und wirkt lange nach. Ich bin der Meinung, dass wir das "platte Draufstoßen auf unsere essentiellen, globalen Probleme" benötigen, da wir von Natur aus ignorant sind und vor diesen Themen die Augen verschließen! Fitzek hat eine Botschaft und vielleicht bewirkt diese mehr als die Mahnungen von Wissenschaftlern aller Welt oder weltfremde Politikermahnungen!!!!!!!!

Ich jedenfalls habe das Buch binnen 7 Stunden gelesen und eine gefühlte Ewigkeit nachsinniert. Fasziniert bin ich davon, wie es dem Autor immer wieder gelingt, die unzähligen und einzelnen Handlungsstränge des perfekt recherchierten Inhalts zu einem einzigen dicken Ende zu verweben. Großes Talent, grandioses Werk.

Dieser (Psych Thriller bedient alle Emotionen. Er wandert nicht nur auf der Schiene von Abscheu, Ekel und Klassengesellschaft, nein dieser Thriller ist trotz der schockierenden Momente ästhetisch, hat Stil und beweist Talent. Er serviert die Wahrheit knallhart und regt zum Nachdenken an.

Der Umstand, dass der Leser unfreiwillig die Augen öffnet und die Botschaft erkennt, ist mir weitere 5 Sterne wert. So manipulativ wurde ich noch nie durch eine Ermittlung bewegt. Das Buch zog mich von Beginn an in das Geschehen und ich konnte das Buch ungern aus der Hand legen. Faszination, Empörung, Leid und Neugier packen den Leser und fesseln ihn an die Ereignisse. Das Buch schwächelt in keinem einzigen Moment und ich als Leserin war immer gespannt darauf, was mich als nächstes erwartet und verblüffen wird.

Cover / Buch:
Das Cover, so besonders wie das ganze Buch. Sehr speziell, einfach anders, aber gekonnt abgestimmt. Das Schriftbild ermöglicht ein einfaches Lesen, auch bei Dämmerung, das Buch liegt gut in der Hand und wirkt absolut edel. Volle Punktzahl.
Das Cover ist die letzte Rundung zum rundum gelungenen Buch.

Fazit:
Da mir der Thriller durchweg mehr als sehr gut gefallen hat und ich das Buch guten Gewissens weiter empfehlen kann, sogar muss, kann ich gar nicht anders, als einen Lesezwang auszusprechen!
Es ist ein ganz anderes Werk, als die früheren Bücher, mit einer nicht gerade leicht verdaulichen Thematik, aber sehr intensiv, gut recherchiert,interessant, aktuell und spannend zugleich.
Wäre es möglich, würde dieses Buch mehr als 5 Sterne bekommen!