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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.05.2019

Verfehltes Potential

Auris
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INHALT
Matthias Hegel hat nicht nur das absolute Gehör, er ist zudem noch der beste akustische Profiler seiner Zeit. Mit nur einem Satz kann er Informationen über einen Täter herrausfinden die sonst verborgen ...

INHALT
Matthias Hegel hat nicht nur das absolute Gehör, er ist zudem noch der beste akustische Profiler seiner Zeit. Mit nur einem Satz kann er Informationen über einen Täter herrausfinden die sonst verborgen geblieben wären. Umso schockierender ist die Tasache das dieser angesehene Professor zugibt einen Menschen brutal getötet zu haben. Alle halten ihn für schuldig - ausser die junge Podcasterin Jula. Überzeugt von seiner Unschuld möchte sie herrausfinden was wirklich passiert ist und warum Hegel freiwillig ins Gefängnis geht. Doch jeh mehr Jula herraus findet, umso mehr verstrickt sie sich in den Ereignissen und wird plötzlich selber zur Zielscheibe. Kann sie die Unschuld von Hegel beweisen und trotzdem mit dem eigenen Leben davon kommen?

MEINE MEINUNG
Als ich die Werbung von Sebastian Fitzek gesehen habe in der er seine Idee zu Auris veröffentlichte, war ich sofort begeistert. Natürlich nicht nur weil es etwas mit dem wunderbaren Fitzek zu tun hat, sondern weil mich die Idee an sich begeisterte. Ein Mann der anhand der Stimme eines Menschens rausfinden kann ob er der Täter ist oder nicht. Genial! Für mich war dies etwas ganz neues und auch deshalb so interessant weil ich in den letzten Jahren viel mit meiner eigenen Stimme gearbeitet habe. Also habe ich gar nicht lange Überlegt ob ich das Buch lesen möchte - glasklares ja, auch wenn Fitzek selber nicht das Buch geschrieben hat.

Das erste Kapitel hat mich dann auch sehr begeistert, da Hegel - einer der Protagonisten- sofort einen Entführungsfall mittels Stimmenanalyse bewältigt hat. Leider ging es danach aber nicht mit Begeisterung weiter, im Gegenteil. Leider.

Der Schreibstil von Vincent Kliesch ist sehr direkt und klar. Es gibt keine Umschweifenden Beschreibungen der Gegend oder der gemühtslage eines Charakters. Was er zu sagen hat sagt er. Das ist prinzipiell nicht schlecht, doch hatte ich beim lesen die ganze Zeit das Gefühl das ich das erste Werk des Autors lese. Manche Szenen waren sehr plumb geschrieben, ungeübt und ohne wirklich schönem Sprachgebrauch. Es war zu stumpf.

Auch die Handlung konnte mich nicht wirklich überzeugen. Ich hatte mir von dem Klappentext und auch von den Werbungen um das Buch, mehr Handlung mit Matthias Hegel gewünscht, aber eigentlich ging es viel mehr um Jula Ansorge. Man könnte sie eigentlich als alleinige Protagonistin nennen. Hegel ist eher eine Randfigur. Aber auch die Geschichte um Jula wirkt sehr plumb und viele Szenen wirken unfertig und nicht logisch. Irgendetwas konnte mich immer nicht überzeugen, es ging mir oft nicht tief genug. Vieles kam mir sehr widersprüchlich vor. Das Motiv des Täters, die Bedrohungen und die merkwürdige Wendung am Ende. Ich hatte das Gefühl das die Handlung nicht sehr homogen war. Ich konnte mich nicht wirklich auf die Handlung einlassen, mir war immer bewusst das ich nur eine Geschichte lese. Mir fehlte der Spannungsbogen, einen Thriller würde ich das Buch nicht bezeichnen. Vieles machte für mich schlicht und einfach keinen Sinn.

Auch die beiden Charaktere Hegel und Jula fand ich nicht überzeugend. Hegel war für mich zu widersprüchlich. Ich finde es gut wenn eine Figur etwas vorspielt und plötzlich eine ganz andere Seite von sich zeigt, aber es muss überzeugend sein. Dies war bei Hegel nicht der Fall. Da sein Spitzname auch der Titel des Buches ist, hatte ich mir vorgestellt das er viel mehr zu der Handlung beisteuert. Dies war leider nicht der Fall.

Bei Jula fehlte mir die Symphatie. Ich habe viele ihrer Handlungen nicht nachvollziehen können. Auch bei ihr selbst hat mir die Tiefe gefehlt, auch sie kam mir plump und unfertig vor. Ich habe ihr ihre Geschichte einfach nicht abgenommen.

FAZIT
Die Geschichte hatte unglaublich viel Potential, welches für mich aber nicht optimal genutzt wurde. Mir fehlte die Spannung und die Tiefe. Nach meinem Verständniss wird es einen Nachfolger geben, ob ich den auch lesen werde bleibt abzuwarten.

Veröffentlicht am 07.04.2019

Können wir unserem Schicksal entfliehen?

Wo wir uns finden
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Tru ist ein Mann mittleren Jahres der in Simbabwe geboren und aufgewachsen ist. Als sein Leiblicher Vater, den er nicht kennt, ihm Flugtickets nach Amerika mit der bitte ihn kennen zu lernen schickt, ahnt ...

Tru ist ein Mann mittleren Jahres der in Simbabwe geboren und aufgewachsen ist. Als sein Leiblicher Vater, den er nicht kennt, ihm Flugtickets nach Amerika mit der bitte ihn kennen zu lernen schickt, ahnt Tru noch nicht wie diese Reise sein Leben verändern wird. Denn in North Carolina, genauer Sunset Beach, lernt er nicht nur seinen Vater kennen, sondern auch die schöne Hope und verliebt sich sofort unsterblich in sie. Auch Hope verliebt sich in Tru, doch das Leben ist kompliziert und läuft nicht immer gerade. Denn eigentlich ist Hope mit Josh zusammen. Für wen wird sich Hope entscheiden? Und kann sich Hope überhaupt vorstellen nach Afrika und damit weg von ihrer Familie zu ziehen?

MEINE MEINUNG
Dies ist zwar nicht mein erster Nicholas Sparks Roman, aber den anderen habe ich vor sehr vielen Jahren gelesen. Aber mir hat der Klappnetext sehr gefallen und deswegen wollte ich das Buch unbedingt lesen, auch wenn das Buch nun fast schon seit einem Jahr auf dem SuB liegt.

Der Schreibstil ist für Romane typisch locker und leicht verständlich geschrieben. Die Geschichte wird aus der personalen Erzählperspektive geschrieben und wechselt zwischen den protagonisten Tru und Hope hin und her. In Teil 2 springt die Geschichte auch immer mal wieder in die Vergangenheit, verliert aber nicht die benutzte Erzählperspektive.

Die Hauptcharaktere sind gut beschrieben und einem sehr schnell symphatisch. Der stille und geheimnisvolle Tru der im Busch Afrikas aufgewachsen ist und den klassischen Beschützer verkörpert, sowie die zarte und ruhige Hope die gerade eine schwierige Phase im Leben durchmacht, trotzdem stärke und intelligenz ausstrahlt. Beide sind in Dingen der Liebe nicht glücklich, stehen an einem Wendepunkt des Lebens und können den unglaublichen Lauf des Schicksals nicht fassen.

Die Handlung wird in einem schönen Fluss erzählt und in einem stetigen Bogen. Zwar ahnt man was hier und da passieren könnte, immerhin ist es ein typischer Liebesroman, und doch passieren doch immer wieder unvorhergesehene Dinge. Die Begegnung von Tru und Hope ist sehr romantisch und man kann dabei nur an das Schicksal glauben das die beiden sich dort traffen. Beide verstehen sich sofort gut, spüren eine Vertrautheit obwohl sie sich erst gerade kennen gelernt haben. Sie können sich beide dem jeweils anderen bedingungslos anvertrauen und so sein wie sie sind. Schnell wird klar das die beiden sich verliebt haben. Und doch muss Hope eine Entscheidung treffen:
Ein abenteuerliches Leben mit Tru in Afrika ohne ihre Familie und ohne jemals eigene Kinder zu haben oder ein Leben mit Josh in Amerika, mit Familie und eigene Kinder. Denn Tru hat einen Sohn in Simbabwe den er nicht verlassen kann, aber Aufgrund einer Krankheit kann er keine weiteren Kinder zeugen.

Im weiteren Verlauf des Buches sieht man welche Wendungen eine Entscheidung mit sich bringt. Wie ein Leben in eine bestimmte Richtung verläuft und wie man sich immer wieder fragt 'Was wäre wenn'. Eine sehr typische Frage die sich wahrscheinlich schon jeder von uns gestellt hat. Denn eine Entscheidung ist das umstoßen eines Dominosteines und bringt die nächsten Steine ins fallen. Die Frage ist nur: in welche Richtung soll der erste Stein fallen?

Und was ist wenn das Schicksal etwas anderes im Sinn hatte? Kann man dem Schicksal überhaupt entrinnen? Oder ist unser Leben genauso vorherbestimmt wie es abläuft, auch wenn wir vor schwierigen Entscheidungen stehen?


FAZIT
Eine wunderschöne Liebesgeschichte über die großen Entscheidungen des Lebens und darüber das uns das Schicksal immer wieder einhohlt, egal wie oder wann. Bildgewaltich und gefühlvoll beschrieben. Ein Roman für jede Jahreszeit!

Veröffentlicht am 07.04.2019

Ein Mutmacher

Fische, die auf Bäume klettern
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Was würde ich meinen Kindern gerne noch sagen wenn ich plötzlich nicht mehr da sein sollte. Diese Frage stellte sich Sebastian Fitzek als seine Frau ihn kurz vorm boarden eines Flugzeuges fragte ob er ...

Was würde ich meinen Kindern gerne noch sagen wenn ich plötzlich nicht mehr da sein sollte. Diese Frage stellte sich Sebastian Fitzek als seine Frau ihn kurz vorm boarden eines Flugzeuges fragte ob er denn ein Testament habe. Und da ihn diese Frage nicht mehr loslassen wollte, beschloss er seine wichtigsten Erfahrungen, Ratschläge und Lebensweisheiten aufzuschreiben und in Form eines Buches festzuhalten. Und er beschloss dieses Buch mit uns zu teilen: Fische die auf Bäume klettern. Dieses Buch soll kein Rezept für das perfekte Leben sein. Es ist auch nicht die Formel wie man zu Leben hat. Es ist die Sichtweise des Autors auf das Leben. Was er erlebt hat und was er daraus mitgenommen hat und was er gerne seinen Kinder (und auch seinen Lesern) mitgeben möchte.

MEINE MEINUNG
Das Buch ist in Form eines Briefes an seine drei Kinder geschrieben und so fühlt es sich für den Leser auch an. Wir dürfen den brief den ein liebender Vater seinen Kindern schrieb lesen. Sehr vertraut, sehr intim, sehr privat. Sebastian Fitzek ist hier sehr ehrlich, gibt Fehler zu gemacht zu haben, aber auch was er daraus gelernt hat. Anhand vieler Anekdoten aus seinem Leben versucht er seine Sichtweise auf das Leben veranschaulicher zu machen. Dabei lernt man den berühmten Thriller Autor von einer ganz anderen Seite kennen. Ist Teil seines wirklich spannenden Lebens. Wirklich schön finde ich das man hier mitbekommt das auch für andere Menschen das Leben nicht immer einfach verläuft. Oft hat man das Gefühle das andere mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde. Erfolg, Liebe und Geld hat, während man selber oft scheitert. Aber auch Sebastian Fitzek musste viele Umwege gehen bevor er zu Deutschlands berühmtesten Thriller Autor wurde. Auch sein Weg verlief nicht gerade. Ich finde das macht einem so viel Mut. Zu dem musste ich oft über seine Anekdoten oder seine Wortwahl lachen. Er hat tatsächlich auch einen sehr tollen Humor. Merkt man gar nicht bei seiner Gabe einen in Angst und Schrecken zu versetzen.

Eine Rezension zu dem Buch zu verfassen, fällt schwer. Es ist so ein persönliches Buch, aber auch wie man es aufnimmt ist so persönlich und individuell. Ich glaube das jeder Mensch etwas anderes daraus mitnehmen kann und auch wird. Ich mag zwar noch relativ jung sein und trotzdem konnte ich viele Aussagen nachvollziehen weil ich einfach schon in einer ähnlichen Situation war und etwas ähnliches daraus mitgenommen habe. Viele viele seiner Sichtweisen konnte ich bekräftigen. Sehr oft erwischte ich mich dabei laut JA zu sagen oder GENAU, SO IST ES. Gerade das Thema um die Berufswahl ging mir sehr nahe weil ich selber vor nicht allzu langer Zeit sehr mit meinem beruflichen Weg gehadert habe. Seine Sichtweise auf das Thema hätte ich damals schon gerne gelesen, vielleicht wäre mir dabei vieles leichter gefallen.

Es ist berührend wie Fitzek die Welt sieht und wie er möchte das seine Kinder die Welt sehen. Fast durchwegs positiv. Es ist wirklich bewundernswert. Wie gehe ich mit mir selber um? Wie mit anderen Menschen? Was mache ich mit Menschen die mir nicht gut tun oder mir negatives wollen? Wie finde ich mich in dieser komplizierten Welt zurecht?

Zwei Aussagen haben mich wirklich berührt:

Es heißt 'Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum' , aber ich finde es sollte heißen 'Träume dein Leben und dann lebe deinen Traum' denn wo wären wir im Leben ohne unsere Träume? Sind diese nicht die Wegziele unseres daseins? Denn wenn ich keinen Traum habe, wofür Lebe ich dann? Ich wurde immer ausgelacht wenn ich meine Träume erzählt habe. Aber sie haben mich bis hierher gebracht. Nein, ich lebe nicht meinen Ursprungstraum (noch nicht?), aber ohne ihn wäre ich nicht hier, hätte nicht erlebt was ich schon erlebt habe. Macht ein Leben ohne Träume überhaupt Sinn?

Die zweite Aussage ist etwas länger und auch gleichzeitig der Kern dieses Buches:

Einstein sagte einmal: Jeder ist ein Genie! Aber wenn du einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sein Leben lang glauben, dass er dumm ist. Und ich ergänze: Lasst euch umgekehrt auch nicht davon abhalten, auf einen Baum zu klettern, nur weil andere euch für einen Fisch halten. Hört nicht auf diejenigen, die euch sagen: Das geht nicht, das kannst du nicht. Seid Fische, die auf Bäume klettern wollen.

Wir lassen uns im Leben so sehr von den Meinungen andere Einschrenken. Und von unserer Angst. Wer weiß wo jeder einzelne Mensch heute wäre wenn er nicht irgendwann einmal im Leben gehört hätte 'Das kannst du nicht' oder 'Das schaffst du nicht', denn ich bin mir sicher das sowas schon jeder von uns gehört hat. Jeder Mensch auf dieser Welt sollte sich diese Aussage zu Herzen nehmen. Man stelle sich nur vor was dann nur möglich wäre!

FAZIT
Dieses Buch ist für jeden der gerade etwas Mut braucht, vor einer Veränderung steht oder einfach nur eine andere Sichtweise auf das Leben möchte. Es ist keiner dieser Ratgeber die einem sagen 'Man muss nur postiver denken'. Es ist, wie der Titel schon sagt, ein Kompass nach dem man sich richten kann wenn es einem richtig vorkommt. Eine kleine Starthilfe, ein Mutmacher. Ich werde dieses Buch noch öfter zur Hand nehmen, denn ich glaube man kann immer wieder etwas neues daraus lernen, ein neues Fazit für sich selber ziehen. Ich sage nicht das Fitzek die Formel fürs Leben gefunden hat. Ich sage nur das mir seine Sicht auf die Welt gefällt. Und wenn es mir hilft ein besserer, glücklicherer und zufriedener Mensch zu sein, dann hat er alles richtig gemacht.

Veröffentlicht am 01.04.2019

Düster, traurig, prägnant

Stella
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INHALT

Friedrich ist ein stiller junger Mann der in der Schweiz aufwächst. Durch einen Unfall wird er früh im Leben entstellt und erfährt danach kaum mehr Liebe von seinen Eltern. Als junger Mann beschließt ...

INHALT

Friedrich ist ein stiller junger Mann der in der Schweiz aufwächst. Durch einen Unfall wird er früh im Leben entstellt und erfährt danach kaum mehr Liebe von seinen Eltern. Als junger Mann beschließt er nach Berlin zu reisen um rauszufinden ob die Gerüchte stimmen und Juden im Möbelwagen abtransportiert werden. In einer Berliner Zeichenschule trifft er die junge und hübsche Kristin. Sie ist anders, geheimnisvoll. Eines Tages steht Kristin misshandelt vor seiner Tür und offenbart: sie heißt gar nicht Kristin. Sie heißt Stella Goldschlag und ist Jüdin. Um ihre Familie vor dem Tod zu retten soll sie die Verstecke anderer Juden verraten und zur Greiferin werden.

MEINE MEINUNG

Der Schreibstil von Takis Würger ist etwas sehr neues für mich. Er schreibt sehr direkt, bringt alles auf den Punkt und verschwendet keine Worte an unnützen Ausschweifungen oder Beschreibungen. Er schreibt Friedrich zwar aus der Ich Perspektive, aber vieles im Präteritum. Das ist mir bei einem Buch noch nie aufgefallen, aber es passt zu der Geschichte unglaublich gut. Durch diesen Schreibstil bringt er unglaublich viel Emotion rüber. In der Danksagung erwähnt er das ihm gesagt wurde das er 'ohne Gefühl oder Emotion' schreibe, dies kann ich nicht bestätigen. Er hat nur keinen 0815 Zugang zu der Geschichte. Durch diese direkte Schreibweise wird einem die Bedrohung dieser Zeit nahe gebracht die damals hinter jeder Ecke stecken musste. Das Setting ist kalt und dunkel, aber genau so stelle ich mir die Zeit des Krieges vor. Es war zu der Zeit kein Platz für rosige Gedanken und überschwängliche Liebesbekundungen.

Ein sehr prägnanter Satz ist für mich das Telegramm von Friedrich an seine Eltern:

Noch in Berlin. Verliebt. Traurig

Klar, direkt, auf den Punkt gebracht.

Die Handlung dreht sich um das Leben von Friedrich. Seine Kindheit in der Schweiz, wie er entstellt wird, wie er nach Berlin zieht und was er dort erlebt. Friedrich ist eine eher schwache Person, steht ganz unter der Fuchtel der Mutter und will es ihr unter allen Umständen recht machen. Gleichzeitig ist er aber auch ein sehr emphatischer Mensch und versucht allem und jeden zu helfen. Er steht nicht für sich ein, will er doch das es den anderen immer gut geht.

Die Kapitel beginnen immer mit einem Monat in einem bestimmten Jahr in welchem die historisch wichtigsten Ereignisse aufgelistet werden. Ein kleiner Geschichtlicher Einblick. Ebenfalls gibt es kleine Passagen mit Zeugenaussagen über bestimmte Ergreifungen. Erst ab der Mitte des Buches habe ich verstanden das es sich dabei um Gerichtliche Aussagen gegen STELLA handelt. Das sie die Angeklagte ist.

Die Kapitel um Friedrich sind kurz, aber prägnant geschrieben. Der Autor kommt schnell zum Punkt der Geschichte und verschwendet keine unnötige Zeit. Wir lernen Kristin kennen, die unglaublich Geheimnisvoll ist und die man nicht so richtig zu begreifen bekommt. Wer ist diese Frau wirklich? Sie ist eine sehr starke und direkte Frau, die Friedrich genau sagt was er zu tun hat und er lässt sich von ihrer stärkeren Persönlichkeit leiten. Ich glaube er hat Angst ihre Zuwendung zu verlieren wenn er ihr nicht die Welt zu Füßen legt, und Kristin nutzt diese Schwäche zu ihren Gunsten aus. Ich glaube erst später wird den beiden klar das sie Gefühle für den anderen hegen, am Anfang war es eher ein ''nehmen um zu kriegen''. Mit dieser Erkentniss wendet sich die Dynamik. Friedrich wächst, steht mehr für sich und Kristin ein, will sie beschützen. Kristin fängt an ihre Maske fallen zu lassen, findet ihren Halt in der Welt.

Dann die Wendung. Kristin ist nicht Kristin, sondern Stella. Eine Jüdin. Eine Gejagte. Doch sie soll zur Jägerin werden. Um ihre Familie vor dem Tod zu bewaren soll sie ihres gleichen Verraten. Sie wendet sich an Friedrich, vertraut sich ihm an und er versucht ihr zu helfen. Will mit ihr fliehen, versucht ihr Anker zu sein. Er möchte nicht das sie andere Leute ausliefert. Er versteht den Judenhass nicht, versteht diesen Krieg nicht. Er möchte nicht das Stella ein Teil dieser Welt wird. SPOILER Die Karten wenden sich. Nun ist es Stella die nicht stark genug ist. Sie beugt sich der Regierung, verrät ihres gleichen. Ich glaube es war für sie der einfachste Weg. Sie wollte nicht weglaufen, sie wollte ihr Leben nicht ändern. Der einfachste Weg war der Regierung das zu geben was diese von ihr wollten und ihr Leben halbwegs gleich und ''normal'' weiter zu leben. Doch Friedrich kann mit dieser Entscheidung nicht leben und hier merkt man wie er sich verändert hat. Er steht für sich ein, beweist stärke und verlässt Stella. Er kann unter diesen Umständen nicht mit ihr Zusammensein, egal wie sehr er sie liebt, egal wie sehr er sie braucht. SPOILER ENDE.

Ein Satz der mich tief getroffen hat und sehr nachwirkt:

'Ich weiß nicht, ob es falsch ist, einen Menschen zu verraten, um einen anderen zu retten. Ich weiß nicht, ob es richtig ist, einen Menschen zu verraten, um einen anderen zu retten.'

Auch ich weiß nicht ob es richtig oder falsch von Stella war. Ich kann verstehen das sie ihre Eltern retten wollte. Vielleicht hat sie wirklich geglaubt das richtige zu tun. Wahrscheinlich würde ich das gleiche für meine Familie tun, obwohl ich durch diese Handlung anderen Menschen das gleiche antun würde. Aber wahrscheinlich würde meine Familie gar nicht wollen das ich soetwas tue. Warum Stella weiter gemacht hat obwohl ihre Eltern ,trotz allem, getötet wurden, kann ich mir nicht erklären. Ich glaube der Krieg hat sie zerbrochen. Es war schlicht die einfachste Lösung weiter zu machen. Nichts ändern zu müssen. Der Wahrheit nicht ins Gesicht blicken zu müssen.

FAZIT
Das Buch hat mich sehr berührt. Es wird nie leichter etwas über diese schreckliche Zeit zu lesen, hören oder zu sehen. Wir können alle froh sein das nicht selber miterleben zu müssen. Das Buch regt zum nachdenken an: würde ich das selbe tun wie Stella? Wie würde ich handeln?

Der Schreibstil von Takis Würger ist positiv anders, trifft tief und passt hervorragend zur Thematik. Ich kann dieses Buch allen empfehlen die etwas ernsteres, reiferes Lesen möchten. Doch der Inhalt ist wahrlich keine leichte Kost.

Veröffentlicht am 19.03.2019

Hohes Erzähltempo

Lazarus
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Schon oft sind mir die Bücher von Lars Kepler ins Auge gestochen, die Cover sind einfach sehr prägnant. Und obwohl ich den Klappentext immer spannend fand habe ich mir doch nie ein Buch gekauft weil es ...

Schon oft sind mir die Bücher von Lars Kepler ins Auge gestochen, die Cover sind einfach sehr prägnant. Und obwohl ich den Klappentext immer spannend fand habe ich mir doch nie ein Buch gekauft weil es sich um eine Reihe handelt mit dem gleichen Protagonisten und ich irgendwie nie dazu komme Bücher aus meinem SuB zu befreien. Da ich aber auf der Leipziger Buchmesse die große Freude habe die Autoren hinter Lars Kepler kennen zu lernen, wurde mir das neueste Buch Lazarus zugeschickt. Im Internet habe ich dann gelesen das man das Buch durchaus auch ohne Hintergrund lesen kann.



Gleich in den ersten Seiten ist mir der düstere Schreibstil aufgefallen. Es ist sehr prägnant geschrieben und verleiht einem das Gefühl von Kälte, von Gefahr. Durch die kurzen Kapitel wird von Anfang an eine sehr hohe Spannung aufgebaut, die von Kapitel zu Kapitel wächst und das über 600 Seiten lang. Gerade gegen Ende jagt ein Höhepunkt den nächsten und man glaubt ständig im Buchfinale zu stecken, nur um wieder festzustellen das es genau so rasant weiter geht wie schon zu vor.



Ich habe das Buch regelrecht durchgesuchtet weil es einfach extrem spannend war und ich das Buch einfach nicht weglegen konnte. Ja, ich habe durchaus gemerkt das hier sehr viel Vergangenheit im Spiel ist die man einfach durch die vorherigen Bücher mitbekommt, dennoch hat es mich nicht gestört weil es doch so geschrieben ist das man durchaus ohne Probleme der Handlung folgen kann. Wichtige Information wird wiederholt, auch wenn es sich ganz klar um eine Handlung aus den letzten Büchern handelt.



Das Erzähltempo ist wirklich sehr hoch, ich hab gefühlt die ganze Zeit die Luft angehalten. Auch in der Nacht hat mich das Buch nicht schlafen lassen da ich die ganze Zeit über die Handlung nachdenken musste.



Auch die Charaktere waren super. Joona Linna, ein eher stiller Eigenbrödler der schon viel durchgemacht hat, vom Leben gezeichnet ist und trotzdem für die Personen kämpft die er liebt, egal was es kostet. Sowie auch Saga Bauer, eine emphatisch, starke junge Frau die sich nicht auf ihr hübsches Äußeres ausruht, sondern für ihr Leben und ihre Rechte als gleichberechtigte Frau kämpft. Sie ist mutig und zugleich zerbrechlich und hegt eine unmeßbare Liebe für ihre jüngere Schwester Pellerina. Die Abwechselnde Erzählsicht der beiden macht Freude zu lesen und erzeugt gleichzeitig wieder sehr viel Spannung.






FAZIT
Dieses Buch hat mich wirklich fasziniert weil es so unglaublich spannend und atemraubend war. Ich war vollkommen in einer anderen Welt und konnte nur lesen, lesen, lesen. Ich bin ein wenig traurig das ich mich jetzt selber zum größten Teil für die vorhergehenden 6 Bücher gespoilert habe, aber zumindest werde ich ab jetzt jedes folgende Lars Kepler Buch verschlingen. Ich freue mich schon die beiden Autoren treffen zu dürfen!