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Veröffentlicht am 15.10.2023

Sehr starker Band Drei

Love Will Tear Us Apart
1

Erst vor wenigen Monaten hat die Stranger Times mit Hannah eine neue stellvertretende Chefredakteurin bekommen, schon brauchen sie wieder eine neue. Dabei hat die Mannschaft mit dem Irrentag, einem von ...

Erst vor wenigen Monaten hat die Stranger Times mit Hannah eine neue stellvertretende Chefredakteurin bekommen, schon brauchen sie wieder eine neue. Dabei hat die Mannschaft mit dem Irrentag, einem von Trauer zerfressenen Chef und einer Praktikantin mit ungeahnten Kräften mehr als genug zu tun. Doch diese ganz speziellen Mitarbeiter sind schon mit ganz anderen Unwägbarkeiten fertig geworden, und schaffen es doch auch immer noch eine Zeitung zu bauen; auch wenn es bei den Kreuzworträtseln mal haken kann.
„Love will tear us apart“ ist Teil Drei der Reihe und ich würde auch dazu raten vorher Teil Eins und Zwei zu lesen, da doch einiges an Vorwissen nötig ist. Mir hat dieser Teil wieder sehr gut gefallen, McDonnell schöpft wirklich aus den Vollen. Ich finde nicht nur den Humor des Autors großartig, sein Erzählstil holt mich einfach komplett ab. Sehr temporeich, bildhaft und schwarzhumorig erzählt er seine Story. Schlagfertige Dialoge und absurde Szenen gehören natürlich zur Handlung wie die Blunderbuss zu Banecroft. McDonnell spielt auch in diesem Band mit bekannten Fantasyelementen, hat aber auch eine große Menge eigener Ideen im Gepäck, die begeistern und die Handlung extrem kurzweilig machen. Altbekanntes wie die üblichen eingestreuten Artikel aus der Zeitung konnten mich ebenfalls wieder neu amüsieren. Der Cast ist größtenteils bekannt, und doch lassen sich unverhofft unbekannte Facetten entdecken. Gerade Grace hat endlich einen etwas größeren Raum einnehmen dürfen und wusste den perfekt für sich zu nutzen. Zudem gab es ein Wiedersehen mit zwei ganz besonderen Nebenfiguren über das ich mich sehr gefreut habe. Die Handlung entwickelt sich mehr als überraschend und actionreich, sodass sich das Buch schnell zum Pageturner mausert, der viel zu schnell gelesen war. Umso besser, dass Band Vier wohl schon in den Startlöchern steht, sofern die Begründer dessen Erscheinen nicht zu verhindern wissen. Es bleibt spannend in Manchester!

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Veröffentlicht am 11.10.2023

Nicht ganz mein Fall

Bournville
0

Mary erblickt 1934 in Bournville das Licht der Welt, das Städtchen, das sich mit der berühmten Cadburyschokolade einen Namen machen soll. Auch wenn sie nie weit aus ihrem Städtchen herauskommt, erlebt ...

Mary erblickt 1934 in Bournville das Licht der Welt, das Städtchen, das sich mit der berühmten Cadburyschokolade einen Namen machen soll. Auch wenn sie nie weit aus ihrem Städtchen herauskommt, erlebt sie Weltgeschichte. Mal hautnah, mal im Fernsehen, mal wie nebenbei, während ihr eigenes Leben ganz neue Wendungen nimmt.

In sieben wichtigen Ereignissen führt der Autor durch die jüngere Geschichte Englands. Ich fand sie ganz gut ausgewählt, einige waren prägend für die ganze Welt, andere eher auf das Land selbst zugeschnitten. Über den Schokoladenkrieg wusste ich beispielsweise nicht viel, und fand dieses Kapitel sehr interessant. Anderes wie die Coronapandemie hat man selbst live erlebt und kann vieles nachvollziehen. Coe versucht anhand der Familie Lamb aufzuzeigen wie jeder einzelne die Geschehnisse erlebt haben könnte, das gerät mal mehr oder weniger überzeugend. Leider wurde ich mit der Geschichte insgesamt nicht so recht warm. Mary wird als Dreh- und Angelpunkt beworben, spielt aber für mein Empfinden gar nicht so eine große Rolle. Zudem gibt es eine Fülle an Familienmitgliedern, die dank Stammbaum im Roman zwar gut einzuordnen sind, die mir aber doch eher fremd blieben. Einzig Marys Sohn Peter ist mir als Figur etwas näher gekommen, der Rest blieb eher distanziert. Auch Coes Stil hat nicht so recht zu mir gepasst, er schreibt zwar locker, aber alles wirkt auf mich oberflächlich, oft wie emotionslos aufgezählt. Das ändert sich zum Ende hin etwas, kann meinen Gesamteindruck aber nicht wirklich verbessern. Da die gewählten Ereignisse oft viele Jahre auseinander liegen, ist auch die Geschichte der Familie Lamb zerrissen, z.T. fällt es schwer gedanklich wieder anzuknüpfen. Insgesamt hat der Roman meine Erwartungen nicht erfüllt, da mir Tiefe fehlte und auch die Familiengeschichte selbst nicht in Gänze überzeugen kann.

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Veröffentlicht am 08.10.2023

Pusus

Ich, Sperling
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„…wie ein Vogel in einen Käfig. Ein Funke, eingebettet in einen Körper, der für andere bestimmt ist.“
In Carthago Nova lebt ein namenloser Junge, der Einfachheit halber Pusus genannt. Er lebt in einem ...

„…wie ein Vogel in einen Käfig. Ein Funke, eingebettet in einen Körper, der für andere bestimmt ist.“
In Carthago Nova lebt ein namenloser Junge, der Einfachheit halber Pusus genannt. Er lebt in einem der letzten Bordelle der Stadt, wo er als Sklave zum lebenden Inventar gehört und auch so behandelt wird. Er erzählt seine Geschichte aus der Retrospektive, man weiß also als Leser schnell wie es für ihn endet. Trotzdem leidet und fiebert man nicht weniger mit, denn er erzählt so mitreißend wie tragisch aus seiner Kindheit und Jugend. Immer wieder spricht Pusus den Leser direkt an, was das Geschehen noch unmittelbarer macht. Sein Leben ist hart, er muss schwer arbeiten, wird misshandelt und schließlich zur Prostitution gezwungen. Doch erfährt er so etwas wie familiären Zusammenhalt unter den Wölfinnen, die ihm so etwas Nähe schenken. Hynes gibt einen großartigen Einblick in das Leben eines Sklaven in der damaligen Zeit. Auch der ganz normale Alltag, der Aufbau der Stadt wird sehr bildlich beschrieben, man erfährt so wie nebenbei Einiges. Ich mochte den Erzählstil sehr, er wirkt trotz all der Gräuel immer etwas kindlich und naiv, so wie Pusus eben ist. „Ich, Sperling“ ist keine leichte Geschichte, das Geschehen immer wieder grausam, z.T. auch pornografisch; das passt zu Pusus‘ Leben, schließlich wird auch bei ihm keine Rücksicht auf sein Alter genommen, trotzdem könnte es für manchen Leser vielleicht zu heftig sein. Ich mochte Hynes‘ Roman in all ihren Facetten, einzig das Ende kam mir zu abrupt, sodass die eigentlich runde Geschichte eine kleine Delle bekam. Ein mitreißender, informativer, aber auch bedrückender Roman, den ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 23.09.2023

Das Glück der Geschichtensammlerin

Das Glück der Geschichtensammlerin
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Janice trifft in ihrem Job als Putzfrau ganz unterschiedliche Menschen, die ihr nicht nur ihren Hausschlüssel, sondern auch ihre Geheimnisse anvertrauen. Diese Geschichten sammelt sie, denkt immer wieder ...

Janice trifft in ihrem Job als Putzfrau ganz unterschiedliche Menschen, die ihr nicht nur ihren Hausschlüssel, sondern auch ihre Geheimnisse anvertrauen. Diese Geschichten sammelt sie, denkt immer wieder gerne darüber nach und stellt so ihre eigene, gar nicht so uninteressante Geschichte unter den Scheffel. Bis ihre neue Kundin Mrs B diese Geschichte ans Licht bringen will.
Sally Page erzählt ihre Geschichte in einem sehr lockeren und leichten Stil; ein gewisser Witz schwingt immer mit, auch absurdere Szenen werden gut rübergebracht ohne gestellt zu wirken. Janice scheint auf den ersten Blick eine ganz normale Frau zu sein, sie hat ihr Herz am rechten Fleck, ganz normale Probleme und einen Job, der sie mal mehr und mal weniger erfüllt. Ich fand sie sympathisch. Auch die anderen Figuren wirken nicht völlig abgehoben, jeder kann sich sicherlich irgendwo wiederfinden. Es macht Spaß ihre unterschiedlichen Geschichten zu entdecken, die mal außergewöhnlich und mal ganz alltäglich sind. Die Autorin schafft es trotzdem diesen etwas Besonderes abzugewinnen, ein wirklich großer Pluspunkt. Das Buch trifft nicht unbedingt mein übliches Beuteschema, trotzdem habe ich es gerne gelesen. „Das Glück der Geschichtensammlerin“ ist ein gut gemachter Feel-Good-Roman, der trotzdem auch mal ernstere Töne anklingen lässt; eine schöne Mischung.

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Veröffentlicht am 18.09.2023

Eher mittelmäßige Kost

Trügerisches Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 9)
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Le Lavandou ist in heller Aufregung, denn zwei kleine Kinder werden vermisst; aus dem Auto der Mutter entführt, am helllichten Tag. Das Unternehmerpaar wirkt geschockt, doch auch merkwürdig auf die Ermittler. ...

Le Lavandou ist in heller Aufregung, denn zwei kleine Kinder werden vermisst; aus dem Auto der Mutter entführt, am helllichten Tag. Das Unternehmerpaar wirkt geschockt, doch auch merkwürdig auf die Ermittler. Der Vater scheint desinteressiert, die Mutter scheint nicht zu verstehen wie wichtig die Hilfe der Polizei ist. Ein Fall, bei dem die Uhr unerbittlich tickt.
Remy Eyssen lässt Rechtsmediziner Leon Ritter hier zum neunten Mal auftreten. Der Erzählstil ist gewohnt leicht, der Krimi liest sich flüssig. Mir hat dieser Band jedoch nicht ganz so gut gefallen wie die Vorgänger, die Reihe wirkt etwas müde. Zum einen lag es an dem Fall per se, der nicht so recht vorankommt und es an Spannung vermissen lässt. Zum anderen hat mir das typische Urlaubsflair etwas gefehlt. Für einen Provencekrimi war es definitiv zu wenig Provence. Zwar werden Boule, Rosé, Zistrosen etc. erwähnt, aber es wirkt eher aufgezählt und abgearbeitet. Auch die Interaktionen der Protagonisten wirken etwas ausgelutscht, seien es die Reibereien zwischen Zerna und Leon, die Stammgäste in Leons Lieblingsbistro, je selbst seine Beziehung zu Isabelle wirkt auserzählt. Ich hoffe, dass sich das im Folgeband wieder etwas gibt, denn eigentlich mag ich die Reihe wirklich gerne. Trügerisches Lavandou ist sicherlich kein ganz schlechter Krimi, aber definitiv auch kein Highlight.

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