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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.11.2016

Ihr letzter Brief

Die Spionin
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Mata Hari. H21. Margaretha Zelle. Eine schillernde Persönlichkeit versteckt sich hinter diesen Namen. Eine aufreizende Tänzerin, eine Prostituierte, aber auch eine Doppelagentin?
„Glauben Sie wirklich ...

Mata Hari. H21. Margaretha Zelle. Eine schillernde Persönlichkeit versteckt sich hinter diesen Namen. Eine aufreizende Tänzerin, eine Prostituierte, aber auch eine Doppelagentin?
„Glauben Sie wirklich allen Ernstes, dass man ausgerechnet jemanden wie mich auswählen würde, um … zu spionieren? Jemand, der ständig im Rampenlicht steht? Würden Sie das nicht außerordentlich absurd finden?“ (S. 97)
Paulo Coelho lässt Mata Hari einen letzten Brief schreiben, ein Brief in dem sie über ihr Leben und auch den Weg erzählt, der letztendlich zu ihrer Verhaftung führt. Bis heute ist nicht ganz klar, wieviel Spionin tatsächlich in der Femme fatale steckte und Coelho lässt ebenfalls reichlich Raum für Zweifel. Leider beschränkt sich der Autor auf einen kurzen Abriss, kaum hat man sich eingelesen, ist das Buch auch schon wieder zu Ende. Ich kenne Mata Hari jetzt ein bisschen besser, aber die wenigen Episoden des fiktiven Briefes sind einfach zu dürftig um die Realperson wirklich gut kennenzulernen. Zwischenzeitlich klaffen große Lücken in der fiktiven Biographie, was auch nicht gerade zum besseren Verständnis beiträgt. Die Form des Briefromans hat mir sehr gut gefallen, auch der Schreibstil war sehr angenehm. Alles in allem hatte das Buch alle Ansätze, die es zu einem gelungenen Lesevergnügen braucht, leider war mir die Ausführung dann doch zu sparsam.

Veröffentlicht am 03.11.2016

Benesi

Schutzgebiet
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Zu Beginn des 20. Jahrhunderts soll in der deutschen Kolonie Tola eine weitere Stadt entstehen: Benesi. Der Forstwirt Gerber mit seiner Schwester Käthe, der drogensüchtige Arzt Brückner und der Architekturstudent ...

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts soll in der deutschen Kolonie Tola eine weitere Stadt entstehen: Benesi. Der Forstwirt Gerber mit seiner Schwester Käthe, der drogensüchtige Arzt Brückner und der Architekturstudent Henry, der nach dem tragischen Tod seines Vorgesetzten kurzerhand dessen Identität annimmt, bilden die zweifelhafte Saat aus der mal eine blühende Stadt sprießen soll.

Thomas von Steinaecker hat seinen Roman mit wahrlich schrägen Charakteren bevölkert. Allein Gerbers Ansinnen in der afrikanischen Steppe einen guten, deutschen Wald zu ziehen (wohlgemerkt mit Sprösslingen, die im Blumentopf per Schiff anreisen), hat mich schon ein bisschen an Gerbers Verstand zweifeln lassen ; ) Benesi bildet ein Auffangbecken für die mehr oder weniger gescheiterten Existenzen und man schaut ihnen gerne bei ihren Versuchen zu sich wieder zu etablieren. Der Autor lässt uns ebenfalls großzügig in die Vergangenheit der Figuren blicken, sodass zu jedem ein rundes Bild entsteht. Leider sind sie dann doch etwas stereotyp geraten und heben sich nicht wirklich von den Siedlern in ähnlichen Romanen ab. Die Beschreibung der Zustände in der Kolonie, v.a. auch das Verhalten gegenüber der schwarzen Bevölkerung scheint mir recht realistisch, ebenfalls die Tatsache wie weltfremd man doch abgeschnitten von der fortschrittlichen westlichen Welt wurde. Der Schreibstil mag nicht jedermanns Sache sein, ich fand ihn manchmal etwas hölzern. Insgesamt vielleicht nicht das beste Werk des Autors, aber durchaus keine völlig verschenkte Lesezeit.

Veröffentlicht am 02.11.2016

Starker Roman

An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts
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Der Wolf ist zurück in und um Berlin. Er zieht seine einsamen Kreise in den kalten Wintertagen und berührt dabei die Leben unterschiedlichster Leute. Das junge Pärchen aus Polen, das seit Jahren daran ...

Der Wolf ist zurück in und um Berlin. Er zieht seine einsamen Kreise in den kalten Wintertagen und berührt dabei die Leben unterschiedlichster Leute. Das junge Pärchen aus Polen, das seit Jahren daran scheitert sich ein neues Leben aufzubauen. Die zwei Teenager, die ihr Glück in Berlin versuchen wollen, weil sie in ihrem Heimatdorf keine Perspektive sehen. Die gescheiterte Künstlerin, der Alkoholiker, die ungeliebte Tochter…
Schimmelpfennig nimmt uns mit seiner episodenhaften Erzählung mit in den ganz normalen Alltag ganz normaler Leute. Ein melancholischer Unterton begleitet die Erzählung, klare Worte findet der Autor um den Leser in den Bann zu ziehen, eine kühle Atmosphäre zu zeichnen. Die Charaktere sind vielseitig und echt gestaltet, die Einzelschicksale mehr oder weniger spannend. Bewusst wird oft auf Namen verzichtet, wie auch der Autor an anderer Stelle reduziert schreibt um vieles offen zu lassen. Mich hat sein Roman überzeugt und ich hoffe, dass dies kein einmaliger Ausflug Schimmelpfennigs in die Romanwelt war.

Veröffentlicht am 31.10.2016

Doktor Cain

Der Fürst des Nebels
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Max Carver flieht vor dem drohenden zweiten Weltkrieg mit seiner Familie in ein kleines Fischerdörfchen. Dort freundet sich der Junge schnell mit Roland an, auch Max‘ Schwester findet schnell Gefallen ...

Max Carver flieht vor dem drohenden zweiten Weltkrieg mit seiner Familie in ein kleines Fischerdörfchen. Dort freundet sich der Junge schnell mit Roland an, auch Max‘ Schwester findet schnell Gefallen an ihm. Die drei könnten einen unbeschwerten Somme genießen, wäre da nicht ein geheimnisvoller Steingarten und gruselige Erzählungen über einen gewissen Doktor Cain. Max findet bald heraus, dass nicht alle Geschichten erfunden sind…

„Der Fürst des Nebels“ ist Zafons erster Roman und man merkt schon, dass sein Schriftstellertum da noch etwas in den Kinderschuhen steckte. Die Story fand ich nicht besonders originell (mehrmals fühlte ich mich an King erinnert oder auch an Doctor Who), auch der Stil und die Dialoge sind noch etwas hölzern. Da es sich hierbei um ein Jugendbuch handelt, ist die etwas einfachere Schreibweise durchaus nachvollziehbar, trotzdem zeigt der Autor ja bereits mit dem Folgeband, dass Jugendbuch eben nicht gleich einfache Kinderstory sein muss. Die Ansätze sind durchaus da, Zafon zeigt hier schon sein Talent für interessante Settings und malt sehr deutliche, lebhafte Bilder. Leider konnte mich die Handlung dann einfach nicht überzeugen.

Veröffentlicht am 31.10.2016

Bis an die eigenen Grenzen – und darüber hinaus

Am Ende aller Zeiten
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Ein Asteroidenschauer beendet das gutbürgerliche Leben, in dem sich Edgar gerade so schön eingerichtet hatte. Seine Frau und auch die beiden Kleinkinder überstehen mit ihm die ersten schwierigen Tage nach ...

Ein Asteroidenschauer beendet das gutbürgerliche Leben, in dem sich Edgar gerade so schön eingerichtet hatte. Seine Frau und auch die beiden Kleinkinder überstehen mit ihm die ersten schwierigen Tage nach der Katastrophe, dann jedoch werden die vier getrennt. Edgar, Sportmuffel sondergleichen muss einmal quer durch England laufen, in der Hoffnung die drei wiederzufinden. An seiner Seite ein wahrhaft sonderlicher Haufen anderer Überlebender.

Ich bin eigentlich nicht der typische Sci-Fi-Leser, dieses Buch hat es mir dennoch angetan. Walker schreibt sehr ansprechend und ich fand Edgar einfach sehr sympathisch, gerade wegen seiner kleinen, alltäglichen Makel. Er ist ein echter Couchpotatoe, irgendwie immer Kind geblieben und kann mit Verantwortung nicht sonderlich gut umgehen. An seinem Beispiel zeigt der Autor sehr gut, wie nichtig viele unserer „Probleme“ im Alltag so sind; wenns hart auf hart kommt, sind viele Sachen einfach total irrelevant. Walkers Szenario erscheint recht realistisch, gerade die Art wie sich viele Menschen verändern; die einen entdecken ihre gute Seite, sie helfen einander, unterstützen auch viele Fremde; die anderen greifen zu drastischen Maßnahmen um das allerbeste für sich selbst rauszuschlagen, komme was da wolle. Irgendwann drängte sich mir der Vergleich zu The Road auf, damit kann sich Am Ende aller Zeiten nicht messen. Trotzdem fühlte ich mich gut unterhalten, der flappsige Stil des Autor fesselte mich einfach an die Seiten und die Story war gut erzählt.