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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2016

Ansprechender Band Zwei

Wintergewitter
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Der erste Weltkrieg ist zwar seit Jahren vorbei, das Elend jedoch nicht. Die Inflation nimmt Fahrt auf, die Hetzreden der Rechten auch. Auch vor dem Polizeipräsidium machen die Braunen nicht Halt, sodass ...

Der erste Weltkrieg ist zwar seit Jahren vorbei, das Elend jedoch nicht. Die Inflation nimmt Fahrt auf, die Hetzreden der Rechten auch. Auch vor dem Polizeipräsidium machen die Braunen nicht Halt, sodass Reitmeyer sich auch mit diesem Problem rumärgern muss. Zudem leidet er unter den traumatischen Erlebnissen in den Schützengräben, erlebt immer wieder Panikattacken. Keine idealen Ausgangsbedingungen um dem Mörder einer jungen Frau auf die Spur zu kommen.

Reitmeyer kannte ich schon aus Band eins und war gespannt wie er den ersten Weltkrieg überstanden hat. Anhand seines Beispiels (und dem seiner Kollegen) zeigt Felenda sehr gut, welche Spuren der Krieg hinterlassen hat. In „Der eiserne Sommer“ herrschte noch Vorkriegszeit, inzwischen zeigt sich die Münchner Bevölkerung ernüchtert. Die Autorin fängt diese Stimmung gut ein, zeigt wie subtil und durchdacht die Nationalsozialisten diese Stimmung für sich nutzen konnten. Die Art und Weise wie systematisch Hitlers Weg bereitet wurde, nimmt im Buch einiges an Raum ein und fügt sich doch hervorragend in die fiktive Kriminalgeschichte ein. Die hat ihre spannenden Momente, hat mich jedoch nicht komplett gefesselt. Der Fall ist auf jeden Fall gut durchdacht und sorgt für einige Überraschungen, sodass der eine oder andere Dämpfer im Spannungsbogen zu verzeihen ist. Das Buch liest sich sehr flüssig und hat mit Reitmeyer einen sympathischen Protagonisten. Insgesamt ist „Wintergewitter“ ein toller Krimi für Geschichtsinteressierte.

Veröffentlicht am 26.10.2016

Bedeutungslos ist DAS Stichwort

Das Fest der Bedeutungslosigkeit
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Alain, Ramon, Charles und Caliban. Vier Männer, die in Paris ihren Lebensmittelpunkt haben und sich seit Jahren kennen, miteinander älter geworden sind. Vier Männer, die sich durch 144 Seiten philosophieren, ...

Alain, Ramon, Charles und Caliban. Vier Männer, die in Paris ihren Lebensmittelpunkt haben und sich seit Jahren kennen, miteinander älter geworden sind. Vier Männer, die sich durch 144 Seiten philosophieren, denken, sinnieren und witzeln. Vier Männer, denen ich so gar nichts abgewinnen konnte. Wahrlich bedeutungslose Dialoge, Monologe und Gedankengänge füllen die Seiten. Bedeutungslose kleine Episoden aus dem täglichen Leben der vier ebenfalls. Ich konnte der Handlung leider nichts abgewinnen, was wahrscheinlich auch daran lag das es keine gab ; ) Zumindest keinen roten Faden, der die Episoden verbunden hätte. Ich weiß, dass Kundera auch anders kann, seine wunderbare Art zu erzählen hat er nicht verloren. Aber sein Talent, eine berührende und ansprechende Geschichte zu ersinnen. Man hat lange auf seinen neuen Roman gewartet, doch vielleicht hätte ich auch einfach noch ein bisschen länger gewartet um dafür einen Roman von „alter“ Qualität zu bekommen.

Veröffentlicht am 16.10.2016

Tränen aus Blut (3,5 Sterne)

Post Mortem - Tränen aus Blut
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„Komm nach Hause und räche dich an denen, die uns getötet haben.“
So lautet die Nachricht, die Avram Kuyper nach Jahren wieder auf den heimatlichen Hof bringt. Dort bietet sich ein grausliches Bild, Blutspuren ...

„Komm nach Hause und räche dich an denen, die uns getötet haben.“
So lautet die Nachricht, die Avram Kuyper nach Jahren wieder auf den heimatlichen Hof bringt. Dort bietet sich ein grausliches Bild, Blutspuren im Stall, der Hofhund angeschossen und die Familie seines Bruders spurlos verschwunden. Avram macht sich auf die Suche.
Gleichzeitig ist auch Emilia Ness einer Nachricht gefolgt. Ein einsamer Reisender wurde ermordet aufgefunden; seine letzten Worte richteten sich an Emilia, die den Unbekannten jedoch nicht zu kennen scheint.

Tränen aus Blut ist der Auftakt zur Thrillerreihe um Ness und Kuyper. Die beiden Charaktere sind dem Autor gut gelungen, Avram war mir jedoch immer der Sympathischere. Vielleicht auch, weil ihm nicht ständig der sexuelle Frust in die Quere kam ; ) Die Handlung ist recht spannend, gerade durch den Perspektivwechsel zwischen Emilia und Avram liest sich das Ganze sehr flüssig. Die Spannung wird gut gehalten und so ist es auch zu verschmerzen, dass die Ermittler manchmal etwas länger brauchen um zwei und zwei zusammenzuzählen. Nicht immer ist die Story ganz stimmig, doch kleine Fehler und Ungenauigkeiten lassen sich gut verschmerzen. Insgesamt hat mich Rodericks Debut gut unterhalten; Band zwei liegt bereit und will bald gelesen werden.

Veröffentlicht am 10.10.2016

Und auch so bitterkalt

Und auch so bitterkalt
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„So ist es immer mit meiner Schwester, wenn sie geht, nimmt sie alle Farben mit sich.“
Malina steht ihrer Schwester Lucinda sehr nahe, ist völlig von ihr eingenommen. Diese ist sehr lebenslustig, genießt ...

„So ist es immer mit meiner Schwester, wenn sie geht, nimmt sie alle Farben mit sich.“
Malina steht ihrer Schwester Lucinda sehr nahe, ist völlig von ihr eingenommen. Diese ist sehr lebenslustig, genießt ihre Jugend in vollen Zügen, verdreht allen Jungs den Kopf. Wenn sie sich nicht gerade von aller Welt abkapselt, sich in ihrer Magersucht verliert. In diesen dunklen Stunden kann nur Malina sie noch erreichen; bis auch irgendwann das scheitert.

Lara Schützsack hat sich ein sensibles und ernstes Thema ausgesucht, leider wird sie dem nicht ganz gerecht. Malina ist der erzählende Part und sie begreift den Ernst der Lage sehr lange nicht, was mich unendlich frustriert hat. Auch die Eltern der beiden wirken oft sehr hilflos und überhaupt nicht erwachsen. Ihre Handlungen konnte ich oft nicht nachvollziehen und halte sie auch für recht unrealistisch. Apropos unrealistisch: sowohl die Sucht des Nachbarsjungen, als auch Malinas Entwicklung fand ich extrem weit hergeholt. Glaubt man der Autorin, haben anscheinend sämtliche Teenies einen Knacks. Gut gelungen sind der Autorin die Beschreibungen von Lucindas Anziehungskraft, ihre Wirkung auf andere. Es wird klar, dass sie etwas Besonderes ist. Ätzend nur, dass sie das selbst am besten weiß. Ich fand Lucinda komplett unsympathisch. Die Erzählweise ist sehr feinfühlig, oftmals hätte ich mir aber gewünscht, dass sich die Autorin traut Dinge beim Namen zu nennen. Die Tragik der Geschichte spielt sich oft zwischen den Zeilen ab, was ich dann doch zu verschämt finde. Wenn man ein ernstes Thema anpackt, dann sollte man nicht beim Schreiben plötzlich davor zurückschrecken.

Veröffentlicht am 09.10.2016

Wetten, dass?

Reise um die Erde in 80 Tagen
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Ein Zeitungsartikel ist an einer ganz besonderen Reise Schuld, wird dort doch berichtet, dass die Erde in knapp 80 Tagen zu umrunden sei. Im Gentlemansclub wird fleißig diskutiert und schlussendlich macht ...

Ein Zeitungsartikel ist an einer ganz besonderen Reise Schuld, wird dort doch berichtet, dass die Erde in knapp 80 Tagen zu umrunden sei. Im Gentlemansclub wird fleißig diskutiert und schlussendlich macht sich Phileas Fogg auf den Weg um den Beweis anzutreten. Immer dabei, sein frischgebackener Diener Passepartout…

Ich hatte mir oft ein bisschen mehr Abenteuer gewünscht, die Reise ist unterm Strich doch nicht ganz so exotisch wie erwartet. Land und Leute lernt man meist nur durch nüchterne Fakten kennen (Berg x ist y Meter hoch etc.), oftmals wird an spannenden Orten nur schnell das Transportmittel gewechselt und Jules Verne verzichtet auf nähere Beschreibungen. Nur Passepartout scheint sich wirklich für das Leben der Menschen und fremde Kulturen zu interessieren, Fogg ist des Öfteren lieber ins Kartenspiel vertieft. Überhaupt ist Passepartout die heimliche Hauptfigur des Romans, ihn lernt man wesentlich besser kennen als den Londoner Fogg. Dieser ist zwar immer und überall der perfekte Gentleman, dabei wirkt er aber oft sehr kalt. Da war mir der lebhafte Passepartout doch der genehmere Reisegeselle. Vernes Roman ist auch in der Neuübersetzung angenehm zu lesen und macht Lesefreude, trotzdem hatte ich mir von der abenteuerlichen Reise etwas mehr Abenteuer erhofft.