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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.12.2018

Männer weinen heimlich

Wie hoch die Wasser steigen
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Auf einer Ölplattform mitten in stürmischer See verliert Waclaw unerwartet seinen besten Freund, seinen Mitbewohner, seine Liebe. So wie Mátyás sein Leben verliert, so verliert Waclaw seine Perspektive. ...

Auf einer Ölplattform mitten in stürmischer See verliert Waclaw unerwartet seinen besten Freund, seinen Mitbewohner, seine Liebe. So wie Mátyás sein Leben verliert, so verliert Waclaw seine Perspektive. Er macht sich auf die Suche nach Mátyás Wurzeln, seinen eigenen, seiner Herkunft. Und scheitert fast an dem Versuch sich wiederzufinden.

Anja Kampmanns Roman lebt oft vom Ungesagten, von subtilen Hinweisen versteckt zwischen den Zeilen. Das macht einerseits den Reiz des Buches aus, es andererseits dadurch aber auch anstrengend. Die Handlung wird chronologisch erzählt, dabei aber eher in einzelnen Szenen, die nur grob miteinander das große Ganze bilden. Emotionen, auch allgemein ein Blick in das Innere der Hauptfigur werden nur spärlich gewährt, es fällt schwer sich mit Waclaw zu identifizieren. Ich fand es schade, dass die Welt, die ihn prägt (die Bohrinsel nämlich) nur so wenig Raum in der Handlung einnimmt, stattdessen irrt Waclaw quasi atemlos durch die Welt. So reduziert die Gefühlswelt im Roman, so überladen Waclaws Reiseroute, hier hätte ich mir gerne etwas weniger Stationen gewünscht. Mir hat der Roman durchaus irgendwo gefallen, aber wirklich abgeholt hat er mich nicht.

Veröffentlicht am 18.11.2018

Kommt ein Vogel geflogen

Das Vogelhaus
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Vor einem kleinen Häuschen im englischen Sussex steht ein Schild „Bitte kein Besuch.“ Warum? Hier lebt und forscht Len Howard über die Vögel in ihrem Garten, die nach kurzer Zeit so zutraulich sind, dass ...

Vor einem kleinen Häuschen im englischen Sussex steht ein Schild „Bitte kein Besuch.“ Warum? Hier lebt und forscht Len Howard über die Vögel in ihrem Garten, die nach kurzer Zeit so zutraulich sind, dass sie es sich auch im Haus gemütlich gemacht haben. Die Beziehungen untereinander, ihr Gesang, der Charakter jedes einzelnen Tieres wird liebevoll und gleichzeitig akribisch erforscht und für die Nachwelt festgehalten.
Die niederländische Autorin Eva Meijer hat das Leben der Vogelkundlerin zur Vorlage für ihren Roman gewählt. Howards Bücher über ihre Vögel waren zu Lebzeiten sehr bekannt und geschätzt, sind heute aber eher in Vergessenheit geraten. Umso schöner, dass man auf diese Weise wieder ihrer erinnert. Schon allein der Werdegang von einer professionellen Geigerin hin zu jemandem, der abgeschieden ganz dem Hobby frönt, das er schon von Kindesbeinen an pflegt, war sehr faszinierend zu lesen. Howard war nicht etwa studierte Biologin, sondern hat sich einfach schon immer gerne mit den gefiederten Bewohnern ihres Gartens befasst. Auch die Widrigkeiten, die ihr als „Laie“ begegneten lässt die Autorin nicht aus, und so bekommt man einen sehr guten Einblick in Howards Leben und Wirken. Leider hat mir der Erzählstil nicht so richtig zugesagt, der ist sehr ruhig (wahrscheinlich um die Vögel nicht zu erschrecken), aber auch ohne echte Emotion. So war ich zwar von den Abschnitten über das Vogelverhalten gefesselt, der fiktive Teil über die Forscherin war aber eher schleppend zu lesen. Trotzdem bin ich froh auf „Das Vogelhaus“ gestoßen zu sein, denn so habe ich einiges über meine gefiederten Balkonbesucher gelernt.

Veröffentlicht am 09.11.2018

Rachel und ihre Männer

Der Abgrund in dir
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Rachel dachte eigentlich immer, dass die Suche nach ihrem unbekannten Vater das größte Rätsel ihres Lebens ist. Doch diese Suche wird immer unwichtiger als Panikattacken beginnen ihr Leben zu bestimmen. ...

Rachel dachte eigentlich immer, dass die Suche nach ihrem unbekannten Vater das größte Rätsel ihres Lebens ist. Doch diese Suche wird immer unwichtiger als Panikattacken beginnen ihr Leben zu bestimmen. Halt findet sie in ihrer Ehe. Doch die ist auch nicht was sie zu sein scheint.

Dennis Lehane hat einen psychologischen Roman geschrieben, der sich auch sprachlich sehen lassen kann. Leider kommt die Geschichte nur sehr schleppend in Gang, fast die komplette erste Hälfte bekommt man nur recht gediegene Szenen aus Rachels Leben serviert. Die zweite Hälfte konnte dann einiges wett machen, trotzdem war ich am Schluss nicht komplett vom Handlungsverlauf überzeugt. Lehanes Figuren hingegen sind sehr gut gemacht, Rachel wird sehr authentisch beschrieben und man kann jeden Gedanken in ihrem Kopf nachvollziehen. Ihre Entwicklung habe ich gerne verfolgt, auch wenn ich die Totalverwandlung gegen Ende etwas übertrieben fand. Ein weiterer Pluspunkt des Romans ist seine sprachliche Gestaltung, ich mochte Lehanes Stil sehr; der hat mir auch über die etwas schwächeren Passagen geholfen, sodass ich den Roman unterm Strich recht gerne gelesen habe. Sicherlich nicht Lehanes bestes Werk, aber durchaus mit lesenswerten Momenten.

Veröffentlicht am 09.09.2018

Der Herzensbrecher

Er will dein Herz (Ein Marina-Esposito-Thriller 7)
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Eine junge Frau entschließt sich endlich ihren gewalttätigen Mann zu verlassen. Mit ihrer kleinen Tochter will sie in ein Frauenhaus fliehen, doch nur die Tochter wird lebend gefunden. Die Mutter: grausam ...

Eine junge Frau entschließt sich endlich ihren gewalttätigen Mann zu verlassen. Mit ihrer kleinen Tochter will sie in ein Frauenhaus fliehen, doch nur die Tochter wird lebend gefunden. Die Mutter: grausam ermordet, der Täter stahl zudem ihr Herz. Phil Brennan und seine Ex Marina Esposito gehen sich eigentlich aus dem Weg, müssen sich für diesen Fall aber zusammenraufen. Denn der Mörder ist noch nicht fertig.

Ich habe einige Bände aus der Reihe gelesen, jedoch nicht alle. Das ist aber kein großes Problem, man kann der Handlung auch so gut folgen, nötige Informationen werden eingestreut. Die Autorin ist mir eigentlich für ihre spannenden und wendungsreichen Thriller bekannt, hier geht die Rechnung aber nicht so richtig auf. Den Täter hat man relativ schnell im Visier, auch sonst folgt der Fall üblichen Thrillerpfaden; hier gibt es also wenig echte Überraschung. Am spannendsten war eigentlich für mich die Entwicklung von Brennan, den man in seiner jetzigen Form kaum wiedererkennt. Mit seiner Art und v.a. seinem Selbstmitleid ging er mir zwar zunehmend auf die Nerven, aber das brachte zumindest etwas Schwung in die Geschichte. Carvers Stil ist sehr flüssig, und so ist der etwas maue Fall recht schnell gelesen. Ich fand diesen Band nicht ganz schlecht, weiß aber, dass die Autorin es besser kann.

Veröffentlicht am 02.09.2018

Ausflug in den hohen Norden

Helle Tage, helle Nächte
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Frederike hat gerade eine Scheidung hinter sich, den Job gekündigt und braucht eine Auszeit. Sie tingelt mit ihrem VW-Bus gerade durch Südeuropa als sie von ihrer Ziehmama und Tante Anna erfährt, dass ...

Frederike hat gerade eine Scheidung hinter sich, den Job gekündigt und braucht eine Auszeit. Sie tingelt mit ihrem VW-Bus gerade durch Südeuropa als sie von ihrer Ziehmama und Tante Anna erfährt, dass diese an Krebs erkrankt ist. Ihr sehnlichster Wunsch: Frederike möge einen Brief für sie abliefern. In Lappland! Die macht sich auf den langen Weg in den kargen Norden.

Eigentlich passt das Buch nicht so recht in mein Beuteschema, ich habe es aber doch sehr gerne gelesen. Die Geschichte wird mal aus Frederikes, mal aus Annas Perspektive erzählt, ich mag beide Figuren wirklich gerne. Sie haben viel durchgemacht, das Herz aber trotzdem am rechten Fleck. Ihre samische Abstammung wird immer wieder thematisiert, zusammen mit Rikes Ausflug nach Lappland erfährt man quasi nebenbei sehr viel über Land, Leute und deren Traditionen. Auch die Natur und die Landschaft dort nehmen großen Raum in der Geschichte ein, ohne eintönig oder lückenfüllend zu wirken. Im Gegenteil, die Ruhe, die man dort finden kann, kommt auch beim Leser an. Die Handlung selbst ist jetzt nicht sehr überraschend, auch Annas Geheimnis ist für den Leser schnell keines mehr. Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen, denn die Stimmung hat für mich vieles gerettet. Die Autorin schreibt sehr angenehm und so ist „Helle Tage, helle Nächte“ ein eher ruhiges und doch interessantes Buch.