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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.12.2016

Abflug

Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten
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Wo kommen eigentlich die Wurmlöcher her? Becky Chambers beantwortet diese und viele weitere Fragen und nimmt uns mit an Bord der Wayfarer, einem Tunnelerschiff, das Abkürzungen im All erschafft. Wir treffen ...

Wo kommen eigentlich die Wurmlöcher her? Becky Chambers beantwortet diese und viele weitere Fragen und nimmt uns mit an Bord der Wayfarer, einem Tunnelerschiff, das Abkürzungen im All erschafft. Wir treffen auf Menschen und allerlei Aliens, wir landen auf kleinen Außenposten und großen Planeten und erleben ganz nebenbei intergalaktische Abenteuer.
Es gibt zwar viele, sehr originelle Besatzungsmitglieder, aber so wirklich warm wird man leider mit keinem. Jeder rückt mal in den Fokus der Story, aber alles in allem bleibt die Erzählung zu distanziert, als dass man wirklich mit ihnen mitfiebern würde. Die Handlung ist relativ spannend, auf dem langen Weg zu den Toremi Ka hat die Wayfarer so manches Problem zu lösen, obwohl ich mir eingangs doch mehr Action erwartet hatte. Da die Zeit an Bord anders gemessen wird als wir Erdlinge das so tun, hatte ich kein wirkliches Gespür darüber wie lange der Weg denn nun wirklich war. Das war ebenso frustrierend wie die Sprache der Figuren, die viele speziesspezifische Begriffe benutzen, die nicht immer gut erklärt werden.
Chambers erschafft eine tolle Atmosphäre und wirft auch einen Blick in die Zukunft. Viele Ansichten und Verhaltensweisen zwischen den Menschen/Aliens kann man auch als leise Sozialkritik an unserer heutigen Gesellschaft sehen; die Autorin hat das wirklich sehr geschickt eingebaut, was mir gut gefallen hat. Ebenso so ihr Erzählstil, der immer wieder ins Humorvolle abdriftet und so manche halsbrecherische Situation entschärfen hilft.
Insgesamt hat mich die Geschichte gut unterhalten, es gab jedoch einige Abstriche zu verzeichnen, sodass ich sie nur mit Einschränkungen weiterempfehlen kann.

Veröffentlicht am 12.12.2016

Gegensätzliche Welten

Kollisionen
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An einem warmen Sommertag kollidiert das Fahrrad der Mittdreißigerin Carina mit der 16jährigen Mona. Ihre Leben weisen erstaunliche Parallelen auf: Carina wünscht sich schwanger zu werden, Mona ist es. ...

An einem warmen Sommertag kollidiert das Fahrrad der Mittdreißigerin Carina mit der 16jährigen Mona. Ihre Leben weisen erstaunliche Parallelen auf: Carina wünscht sich schwanger zu werden, Mona ist es. Erstere injiziert sich deswegen Hormone, letztere drückt ihr tägliches Quantum Heroin. Beide wohnen sie im selben Viertel, an entgegengesetzten Enden der sozialen Leiter und treffen im Laufe der nächsten Wochen und Monate immer wieder aufeinander.

Florian Scheibes Roman zeigt gute Ansätze, konnte meine Erwartungen jedoch nicht gänzlich erfüllen; immer wieder ist die Handlung leider zu vorhersehbar, zu klischeebeladen (ich denke hier z.B. an Toms Reaktion auf den gesteigerten Druck o.ä.), was mir doch ein bisschen den Lesespaß genommen hat. Die Gegensätze der beiden Frauen werden anhand verschiedenster Situationen dargestellt, die dann doch öfter mal völlig konstruiert wirken; nicht zuletzt, weil die beiden in der ach so großen Großstadt wohnen und sich mit einer Häufigkeit über den Weg laufen, die dann doch eher zu einem 100-Seelen-Dorf gepasst hätte. Scheibe greift aktuelle Themen auf, unbequeme Themen wie vorgetäuschte Toleranz, Armutsgefälle, Menschen, die durch soziale Raster fallen etc., nicht immer erlaubt er sich dazu jedoch mehr als einen oberflächlichen Blick, sodass der sozialkritische Aspekt dann doch schnell mal unter den Tisch fällt. Positiv bleibt mir Scheibes Erzählstil im Gedächtnis, sein Gespür für gelungene Szene- und Perspektivwechsel, sein flüssig zu lesender Stil. Ein Körnchen Wahrheit steckt in vielen seiner Aussagen, er hat sie jedoch für mich unter Wert verkauft.

Veröffentlicht am 28.11.2016

Solider zweiter Teil

Post Mortem - Zeit der Asche
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Gerade einmal sechs Monate sind vergangen seit der grausame Belial sein Unwesen trieb. Sechs Monate, in denen Emilia Ness immer noch damit befasst war, seine Gräueltaten genau zu untersuchen. Gerade als ...

Gerade einmal sechs Monate sind vergangen seit der grausame Belial sein Unwesen trieb. Sechs Monate, in denen Emilia Ness immer noch damit befasst war, seine Gräueltaten genau zu untersuchen. Gerade als die Akte vorläufig im Archiv verschwinden soll, geschieht ein weiterer Mord. Der Modus operandi schreit geradezu den Namen Belial. Doch der ist tot! Emilia steht vor einem Rätsel und macht sich ebenso wie ihr alter Bekannter Avram auf die Suche; denn auch der hat wieder Blut geleckt…

Dieser zweite Band in der Reihe um Ness und Kuyper hat mich unterm Strich wieder gut unterhalten. Die Handlung ist recht spannend, die Story ganz gut geschrieben. Was mir in diesem Buch negativ aufgefallen ist, sind die ständigen Wiederholungen des Geschehens; ähnlich einer kurzen Inhaltsangabe wird alle paar Kapitel noch mal im Gespräch der Figuren o.ä. zusammengefasst was denn gerade passiert ist. Eine gute Sache für jemanden, der nicht oft zum Lesen des Buches kommt, todlangweilig für andere, die das Buch zügig durchlesen. Ich gehöre in die letztere Gruppe ; ) Die Figuren sind wieder ganz gut gemacht, Avram war mir erneut der Sympathischere.
Ein weiterer Band der Reihe ist schon erschienen, ich bin mir nicht sicher ob ich den unbedingt lesen muss, da mir hier eindeutig der besondere Kniff gefehlt hat.

Veröffentlicht am 12.11.2016

Ihr letzter Brief

Die Spionin
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Mata Hari. H21. Margaretha Zelle. Eine schillernde Persönlichkeit versteckt sich hinter diesen Namen. Eine aufreizende Tänzerin, eine Prostituierte, aber auch eine Doppelagentin?
„Glauben Sie wirklich ...

Mata Hari. H21. Margaretha Zelle. Eine schillernde Persönlichkeit versteckt sich hinter diesen Namen. Eine aufreizende Tänzerin, eine Prostituierte, aber auch eine Doppelagentin?
„Glauben Sie wirklich allen Ernstes, dass man ausgerechnet jemanden wie mich auswählen würde, um … zu spionieren? Jemand, der ständig im Rampenlicht steht? Würden Sie das nicht außerordentlich absurd finden?“ (S. 97)
Paulo Coelho lässt Mata Hari einen letzten Brief schreiben, ein Brief in dem sie über ihr Leben und auch den Weg erzählt, der letztendlich zu ihrer Verhaftung führt. Bis heute ist nicht ganz klar, wieviel Spionin tatsächlich in der Femme fatale steckte und Coelho lässt ebenfalls reichlich Raum für Zweifel. Leider beschränkt sich der Autor auf einen kurzen Abriss, kaum hat man sich eingelesen, ist das Buch auch schon wieder zu Ende. Ich kenne Mata Hari jetzt ein bisschen besser, aber die wenigen Episoden des fiktiven Briefes sind einfach zu dürftig um die Realperson wirklich gut kennenzulernen. Zwischenzeitlich klaffen große Lücken in der fiktiven Biographie, was auch nicht gerade zum besseren Verständnis beiträgt. Die Form des Briefromans hat mir sehr gut gefallen, auch der Schreibstil war sehr angenehm. Alles in allem hatte das Buch alle Ansätze, die es zu einem gelungenen Lesevergnügen braucht, leider war mir die Ausführung dann doch zu sparsam.

Veröffentlicht am 03.11.2016

Benesi

Schutzgebiet
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Zu Beginn des 20. Jahrhunderts soll in der deutschen Kolonie Tola eine weitere Stadt entstehen: Benesi. Der Forstwirt Gerber mit seiner Schwester Käthe, der drogensüchtige Arzt Brückner und der Architekturstudent ...

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts soll in der deutschen Kolonie Tola eine weitere Stadt entstehen: Benesi. Der Forstwirt Gerber mit seiner Schwester Käthe, der drogensüchtige Arzt Brückner und der Architekturstudent Henry, der nach dem tragischen Tod seines Vorgesetzten kurzerhand dessen Identität annimmt, bilden die zweifelhafte Saat aus der mal eine blühende Stadt sprießen soll.

Thomas von Steinaecker hat seinen Roman mit wahrlich schrägen Charakteren bevölkert. Allein Gerbers Ansinnen in der afrikanischen Steppe einen guten, deutschen Wald zu ziehen (wohlgemerkt mit Sprösslingen, die im Blumentopf per Schiff anreisen), hat mich schon ein bisschen an Gerbers Verstand zweifeln lassen ; ) Benesi bildet ein Auffangbecken für die mehr oder weniger gescheiterten Existenzen und man schaut ihnen gerne bei ihren Versuchen zu sich wieder zu etablieren. Der Autor lässt uns ebenfalls großzügig in die Vergangenheit der Figuren blicken, sodass zu jedem ein rundes Bild entsteht. Leider sind sie dann doch etwas stereotyp geraten und heben sich nicht wirklich von den Siedlern in ähnlichen Romanen ab. Die Beschreibung der Zustände in der Kolonie, v.a. auch das Verhalten gegenüber der schwarzen Bevölkerung scheint mir recht realistisch, ebenfalls die Tatsache wie weltfremd man doch abgeschnitten von der fortschrittlichen westlichen Welt wurde. Der Schreibstil mag nicht jedermanns Sache sein, ich fand ihn manchmal etwas hölzern. Insgesamt vielleicht nicht das beste Werk des Autors, aber durchaus keine völlig verschenkte Lesezeit.