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Veröffentlicht am 10.01.2018

Ungewöhnliche Jugend in den 1950'er Jahren

Rocket Boys. Roman einer Jugend.
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"Rocket Boys" ist die Autobiographie des NASA-Ingenieurs Homer Hickam, in der er seine Jugendjahre beschreibt. Er, der damals noch Sonny genannt wurde, lebt Ende der 1950'er Jahre mit seiner Familie in ...

"Rocket Boys" ist die Autobiographie des NASA-Ingenieurs Homer Hickam, in der er seine Jugendjahre beschreibt. Er, der damals noch Sonny genannt wurde, lebt Ende der 1950'er Jahre mit seiner Familie in einer Bergwerksstadt in West Virginia. Die Sputnik-Raketen der Sowjetunion und die Raketenforschungen Wernher von Brauns lösen bei Sonny eine Faszination für das Thema aus, das dann zu eigenen Forschungen und Experimenten mit Raketen führt. Zusammen mit seinen Freunden lässt er über 30 Raketen starten.

Neben dem Thema Raketenforschung spielen im Buch auch das Erwachsenwerden, die Familie Sonnys und die Bergwerksstadt Coalwood eine große Rolle. All das wird von Homer Hickam sehr sympathisch und unterhaltsam geschildert. Auch technisch wenig Versierte/Interessierte können der Handlung gut folgen und sich intelligent unterhalten fühlen.

Eine gut lesbare, abwechslungsreiche, vielleicht sogar inspirierende Beschreibung einer ungewöhnlichen Jugend in der amerikanischen Provinz.

Veröffentlicht am 08.01.2018

Düster und manchmal verwirrend

Rekorder
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Ein Buch, in dem es um geheimnisvolle Videos geht. Das klingt natürlich erstmal spannend. Was hat es mit den Videos auf sich? Und wie setzt der Autor das Thema Video in Buchform um?
Angesetzt ist der Hauptteil ...

Ein Buch, in dem es um geheimnisvolle Videos geht. Das klingt natürlich erstmal spannend. Was hat es mit den Videos auf sich? Und wie setzt der Autor das Thema Video in Buchform um?
Angesetzt ist der Hauptteil der Handlung in den 1990'er Jahren, als VHS-Videos noch allgegenwärtig waren und das thematisierte Hineinschneiden von Szenen in andere Videos wohl am ehesten möglich war. Davon ausgehend, dass der Klappentext bekannt ist, möchte ich eigentlich nicht viel mehr über die Handlung verraten, da alles weitere als Spoiler angesehen könnte.

Das Buch ist nicht ganz so gruselig, wie man vielleicht erwartet, wenn man an Filme wie "Ring" denkt. Eine düstere Stimmung zieht sich aber durch das Buch. Die Spannung, die aufgebaut wird, ist eher subtil.

Streckenweise war das Buch für mich verwirrend. Lange Zeit bleibt unklar, was es mit dem ungewöhnlichen Ich-Erzähler auf sich hat. Der Wechsel der Zeitebene und des Fokus auf andere Personen sind zunächst verwirrend. Erst spät setzt sich das alles zu einem Gesamtbild zusammen. Eine komplette Auflösung der Geschichte bleibt der Autor uns aber leider schuldig.

Veröffentlicht am 14.12.2017

Spannend, aber sonst etwas schwach

Stadt der Verschwundenen
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Der in Buenos Aires lebende Autor James Marrison hat eine kurze aber spannende Geschichte über eine Verfolgungsjagd in der argentinischen Hauptstadt während der Militärdiktatur Anfang der 1980er Jahre ...

Der in Buenos Aires lebende Autor James Marrison hat eine kurze aber spannende Geschichte über eine Verfolgungsjagd in der argentinischen Hauptstadt während der Militärdiktatur Anfang der 1980er Jahre geschrieben.
Hierbei gelingt es dem anfangs etwas unbedarften Guillermo erstaunlich gut, die Militärjuntana auszutricksen, Zusammenhänge zu erkennen und heil aus jeder Situation heraus zu kommen. In Teilen eine klassische Junge-von-nebenan-wird-zum-Helden-Geschichte.

Erklärt wird wenig - wer sich mit der Geschichte der argentinischen Militärjunta auseinandersetzen möchte, wird mit diesem Buch als Einstiegswerk nicht glücklich werden. Es gibt wenig Informationen zu den Hintergründen - weder zur realen Militärdiktatur in Argentinien noch zur Vorgeschichte der Protagonisten. Hier denke ich vor allem an Guillermos Bruder Carlos, dem ich eine Verbindung zum Widerstand andichtet habe. Das Buch funktioniert auch ohne diese Informationen. Man kann der Geschichte gut folgen und ob das Weglassen von Informationen über den geschichtlichen Hintergrund vom Autor nun als nicht nötig erachtet wurde oder aber als Anregung verstanden werden kann, sich mit diesem wichtigen Kapitel argentinischer Geschichte auseinander zu setzen, bleibt dem Leser überlassen.

Insgesamt eine spannende Geschichte, die man aber nicht zu sehr hinterfragen sollte - lieber empfehle ich, sich nach der Lektüre mit den realen Ereignissen zu beschäftigen.

Veröffentlicht am 14.12.2017

Portrait einer ungewöhnlichen Betrügerin

Adele Spitzeder
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Das Buch "Adele Spitzeder" von Julian Nebel ist nicht nur die Biographie einer ungewöhnlichen Frau bzw Betrügerin des 19. Jahrhunderts, es zeigt auch auf, wie ein Schneeballsystem funktioniert. Warum fallen ...

Das Buch "Adele Spitzeder" von Julian Nebel ist nicht nur die Biographie einer ungewöhnlichen Frau bzw Betrügerin des 19. Jahrhunderts, es zeigt auch auf, wie ein Schneeballsystem funktioniert. Warum fallen Leute auf Versprechungen rein, bei denen alle Alarmglocken läuten sollten? Auch wenn die Opfer Spitzeders sogenannte 'kleine Leute' waren, wird es nie überheblich. Die unglaubliche Größe und Reichweite, die der Betrug in München und Umland annahm, erstaunt und erklärt gleichzeitig, warum so viele Menschen darauf reingefallen sind. Die in Adele Spitzeder projizierten Hoffnungen der Menschen sind auch heute noch geläufig und so kann das Buch auch als Ratschlag für heutige Zeiten gelesen werden, nie den gesunden Menschenverstand auszuschalten.

Adele Spitzeder war mir vor der Lektüre dieses Portraits unbekannt. Durch die Beschreibung des Buches habe ich eine sehr gute Vorstellung von dieser für ihre Zeit sehr selbstbewussten, aber auch skrupellosen Frau erhalten.
Die Spitzedersche Betrugsmasche wird verständlich und umfassend dargelegt.
Aufgeschrieben wurde das sehr gut lesbar von Julian Nebel, der seine Aussagen durch Quellen bzw. Fußnoten belegt.

Veröffentlicht am 07.12.2017

Nicht deprimierender Roman über Trauer

In einem anderen Licht
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Katrin Burseg erzählt die Geschichte der Hamburger Journalistin Miriam ruhig und unaufgeregt. Die zwei Ebenen der Geschichte - Miriams Recherchen einerseits und ihr Privatleben andererseits - werden gekonnt ...

Katrin Burseg erzählt die Geschichte der Hamburger Journalistin Miriam ruhig und unaufgeregt. Die zwei Ebenen der Geschichte - Miriams Recherchen einerseits und ihr Privatleben andererseits - werden gekonnt miteinander verbunden und parallel erzählt. Noch vor den genannten Themen Liebe und Verrat, Wahrheit und Wahrhaftigkeit sehe ich Trauer und den Umgang mit Trauer als bestimmende Motive, die sich durch das Buch ziehen und immer wieder spürbar sind. Ich hatte vorher etwas Bedenken, dass es gefühlsdusselig, kitschig oder deprimierend wird, aber so ist es glücklicherweise nicht - bei "In einem anderen Licht" handelt es sich um solide, gut erzählte Literatur, die ich sehr gerne gelesen habe.