So ein tolles Buch!
Bride – Die unergründliche Übernatürlichkeit der LiebeIn weniger als 24 Stunden habe ich „Bride – Die unergründliche Übernatürlichkeit der Liebe“ eingeatmet – was nicht zuletzt an dem unverkennbaren, lockeren Stil von Ali Hazelwood liegt und einem Plott, ...
In weniger als 24 Stunden habe ich „Bride – Die unergründliche Übernatürlichkeit der Liebe“ eingeatmet – was nicht zuletzt an dem unverkennbaren, lockeren Stil von Ali Hazelwood liegt und einem Plott, der Spaß, Spannung und eine originelle Idee bereithält.
Misery, die in ihrer Kindheit als „Tribut der Absicherung“ zu den Menschen geschickt wurde, entschied sich, nach dem Ablauf dieser herzlosen Tradition, längst entfremdet von der eigenen Art, bei diesen zu bleiben – in der Gewissheit, unter den normal Sterblichen nie sie selbst, doch zumindest in der Nähe bei dem einzigen Wesen, für welches Misery Zuneigung empfindet, sein zu können. Doch dann verschwindet Serena nach einem großen Streit. Und lässt nichts zurück außer einem Namen und einem Kater ...
Als Henry Lark, der Vorsitzende des Vampirrats, aus Angst vor Zusammenschlüssen außerhalb seines Einfluss, ein Bündnis mit den Wölfen anstrebt, soll Misery erneut als Tribut herhalten. Verschachelt vom eigenen Vater, für ein kaltes Volk.
Erst als sie die Chance wittert, ihren eigenen Plan zu verfolgen, willigt sie in die Zweckehe mit dem gefürchteten Alpha-Wolf ein. Nichtsahnend, was sich in dem Feindesgebiet alles verändern wird.
Ganz in Hazelwood-Manier kommt auch ihre fantastische RomCom nicht ohne einen nerdigen Hauch aus: Misery ist ein IT-Freak und, ebenfalls typisch für die weiblichen Charaktere der Autorin, zwar intelligent und schlagfertig, jedoch auf der sozialen und zwischenmenschlichen Ebene absolut ahnungslos und unerfahren. Ihre Mauer, die sie hart und desinteressiert, wenig empatisch scheinen lässt, erbaut aus dem Gefühl, nie gut genug, nie irhendwo zugehörig, für andere immer nur ein Mittel zu sein, wirkt undurchdringlich. Es war wunderbar zu verfolgen, wie der Verlust ihrer besten Freundin sie weicher werden, selbstlos agieren lässt, sich ein kleiner Welpe rasch in Miss Larks Herz schleicht und gerade Lowe Moreland für allerhand erste male verantwortlich ist und Empfindungen auslöst, die sie nie für möglich gehalten hätte …
Trotz humorvollen Dialogen, Sarkasmus und Ironie, hinter all der Skurrilität und dem Gefühlschaos ist „Bride“ doch gewissermaßen tragisch und bewegend, enthält Gesellschaftskritik und allerhand Vorurteile, die es zu überwinden, Klischees, die es aufzuklären gilt.
Obgleich die urbane Welt nur bedingt zur Geltung kommt, wurde die herrschende Gesellschaftsstruktur verständlich ausgearbeitet: Die drei Spezies sind durch perfide Abkommen verbunden bzw. getrennt, Korruption und Machtgier dominieren in den festgefahrenen politischen Rängen aller Parteien, fragwürdige Arrangements stabilisieren den fragilen Frieden. Es reicht eine kleine Erschütterung, um die bestehende Co-Existenz zum Einsturz zu bringen.
Die Darstellung der Vampire und Werwölfe empfand ich als frisch, Lebensstile und Gepflogenheiten, Hierarchien und Eigenschaften zu ergründen, von Neuem überrascht zu werden, war interessant. Auch wie sich Misery in das Rudel einfindet, sich die Dynamik zwischen Wolf und Vampir verändert und vertieft, brachte einiges an Spaß, direkten Worten und Hitze mit sich. Miserys Zweifel und Gedanken, ihre Reaktionen sind nachvollziehbar, erregen zugleich Mitleid und Bewunderung. Durch zahlreiche schwelende Konflikte, Putschversuche, Missverständnisse und Sehnsüchte, die eigenen Ziele der Blutsaugerin und ihre Einsamkeit war die Stimmung wankelmütig, gespickt mit zahlreichen Nuancen – von melancholisch über romantisch, spannend und aufregend war alles dabei.
Der Verlauf selbst ist abwechslungsreich und lebendig, einige Zusammenhänge, Offenbarungen und Twists waren unerwartet, fügen sich jedoch ebenso perfekt in die Handlung, wie die detailierten expliziten Szenen und der langsame Wandel – sowohl jener der Charakteren und ihren Beziehungen als auch innerhalb der Führungspositionen.
Hazelwood spart nicht an Nebenfiguren, die ausreichend zur Geltung kamen – vor allem Ana, Serena und Owen bleiben in Erinnerung. Im Finale überschlagen sich die Ereignisse, Veränderungen brechen ein, bevor „Bride“ zu einem gelungenen Abschluss kommt.
Alis erste, hoffentlich nicht letzte, Fantasy-RomCom ist charmant und fantasievoll, reich an Gefühl und verschiedenen Arten von Liebe, es warten Wohlfühlmomente, Spice, eine bedingungslose Freundschaft - und pure Unterhaltung.
♡Vielleicht hattest du Träume. Bist du je zurückgegangen, um sie dir wiederzuholen?♡
Kritik: Es schlichen sich einige Fehler in den Text, evtl. sollte das Budget für den Farbschnitt in ein saubereres Korrektorat fließen.