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Veröffentlicht am 15.04.2024

Manchmal muss man das Leben nicht verstehen, sondern nur leben.

Die Mitternachtsbibliothek
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Nora Seed möchte nicht mehr leben. Sie erlebt Einsamkeit und fühlt sich von allen Menschen in ihrem näheren Umfeld verlassen. Als sie dann auch noch ihren Job verliert, ihr Klavierschüler den Unterricht ...

Nora Seed möchte nicht mehr leben. Sie erlebt Einsamkeit und fühlt sich von allen Menschen in ihrem näheren Umfeld verlassen. Als sie dann auch noch ihren Job verliert, ihr Klavierschüler den Unterricht bei ihr beendet und ihre Katze tot am Straßenrand gefunden wird, sieht Nora keine andere Lebensperspektive und versucht sich mit einem Tablettencocktail das Leben zu nehmen.

Doch zu ihrer Überraschung ist sie nicht sofort tot, sondern landet in einer Art Zwischenwelt: der Mitternachtsbibliothek. Eine Bibliothekarin, die wie ihre alte Schulbibliothekarin aussieht führt sie durch diese Zwischenwelt und zeigt ihr unterschiedliche Leben, die Nora hätte leben können: Als erfolgreiche Polar- und Gletscherforscherin, als Sängerin einer berühmten Band, als Katzenmama, als Ehefrau ihres letzten festen Freundes mit dem sie gemeinsam einen Pub betreibt, als Mutter und Frau eines Chirurgen, der sie einmal auf einen Kaffee eingeladen hat, als Winzerin oder als Olypiasiegerin im Schwimmen. Eins wird Nora beim bereisen der Leben nach und nach klar. Sie kann bestimmte Entscheidungen im Leben treffen, doch das Leben hält immer noch wieder unerwartete Überraschungen bereit und lässt sich nicht in allen Bereichen vorhersehbar gestalten. Sie gelangt zu der Erkenntnis, dass man nicht immer alles verstehen und begreifen kann, was im Leben passiert, sondern das man manchmal das Leben, gerade wenn es nicht so läuft wie man es sich vorgestellt hat, einfach nur leben muss. Eine weitere Erkenntnis ist, dass sie, obwohl sie es nicht mitbekommen hat, doch Einfluss auf das Leben anderer Menschen gehabt hat. Manchmal in negativer Art und Weise, doch meistens sehr positiv. Als Mensch in seiner eigenen Lebenswelt erfährt man diese Effekte jedoch häufig nicht, weil sie eher nebensächlich erscheinen. Und die wichtigste Erkenntnis ist, dass sie doch nicht sterben möchte, sondern ihren Lebensmut zurückgewinnt, um ihr eigenes Leben wieder in positivere Bahnen zu lenken.

Ich habe das Buch gelesen, weil ich mich derzeit selber in einer sehr schwierigen Phase befinde. Seit ein paar Jahren veräuft das Leben überhaupt nicht so wie ich es mir vorgestellt habe und ich kann es nur begrenzt verändern - zumindest in einem bestimmten Bereich nicht. Anfang des Jahres habe ich aber beschlossen mich aus dieser Warteschleife zu befreien und mich über die kleinen Dinge des Lebens zu freuen und aktiv Lebenshighlihts zu gestalten. Dieses Buch hilft mir sehr dabei und gibt mir Hoffnung auf ein erfülltes Leben, das zwar anders läuft als erwartet, aber dafür andere Sachen bereit hält, die ich sonst nicht erfahren hätte. Und in einem parallelen Leben sieht mein Leben ganz anders aus. Das macht Mut und schenkt einen Perspektivwechsel, der die Einmaligkeit des Lebens betont. Ähnlich wie Nora fühle ich mich noch ziemlich unter Wasser und es ist noch ein weiter Weg bis an die Oberfläche, aber ich weiß, dass ich schwimmen kann und das auch wieder seichtere Gewässer kommen werden.

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Veröffentlicht am 04.04.2024

Familienfehde, Überfall und Mord in Kaltenbrode

Ostseefinsternis
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„Ostseefinsternis“ – ist ein „klassischer“ Pia Korittki-Fall, genauso wie ich die Bücher von Eva Almstädt um eine meiner Lieblingsermittlerinnen mag und liebe! An sich ist das Buch wieder ein abgeschlossener ...

„Ostseefinsternis“ – ist ein „klassischer“ Pia Korittki-Fall, genauso wie ich die Bücher von Eva Almstädt um eine meiner Lieblingsermittlerinnen mag und liebe! An sich ist das Buch wieder ein abgeschlossener Kriminalfall, der auch einzeln gelesen werden kann. Um Pias Privatleben und die Handlungen der einzelnen Protagonisten zu verstehen oder nachvollziehen zu können, braucht man aus meiner Sicht eigentlich schon das Wissen aus den vorherigen achtzehn Bänden, da viele Dinge miteinander verknüpft sind. In „Ostseefinsternis“ hat Pia mit ihrem inzwischen siebenjährigen Sohn Felix einen zweiwöchigen Urlaub an der Ostsee geplant, um mit Marten in seinem neuen Haus viel Familienzeit miteinander zu verbringen und Felix endlich mehr Sicherheit im Schwimmen zu geben, da er für einen Bronzekurs angemeldet ist. Doch aufgrund akuten Personalmangels muss Pia kurzfristig einspringen als in dem zwei Dörfer weiter gelegenen Kaltenbrode ein toter Mann aufgefunden wird. Sie versucht sich zwar erst aus der Ermittlung etwas herauszuhalten, aber Pia wäre nicht Pia, wenn sie nicht schon nach den ersten Stunden in einen Gewissenskonflikt gerät und die Leitung der Mordermittlung übernimmt. Für Marten und Felix ist das aber kein Grund traurig über den abgesagten Urlaub zu sein, sondern sich eher über die viele Vater-Sohn-Zeit zu freuen. So kann Pia sich gemeinsam mit ihrem Lieblingskollegen Heinz Broders in die Ermittlungen stürzen und da gibt es einiges aufzuklären: in Kaltenbrode leben anscheinend zwei verfeindete Familien, denen die meisten Dorfbewohner zugehören. Warum die Familien spinnefeind sind, kann kaum jemand sagen, es wird aber anscheinend von Generation zu Generation weitergegeben, bis Stella Böttcher und Benno Hagendorf eine Affäre miteinander beginnen. Diese scheint im Dorf eher ein „offenes Geheimnis“ zu sein, wird aber von fast allen befragten Personen als „nicht akzeptabel“ eingestuft. So kommen Pia und Borders von einer Befragung zur nächsten, weil immer mehr Familienangehörige auf beiden Seiten auftauchen. Dabei erscheinen die meisten von ihnen – wie immer bei Pias Ermittlungen – als unsympathisch und mit einem möglichen Motiv. Doch lange Zeit tappt sie im Dunkeln.
Wie immer schafft Eva Almstädt die richtige Mischung zwischen Kriminalfallerzählung und kürzeren Berichten aus Pias Privatleben. Felix ist inzwischen ja auch deutlich größer und so sind die Dialoge zwischen ihm und Pia deutlich wortgewandter und gewitzter geworden, was mir persönlich sehr gut gefällt. Spannungsreich und energiegeladen bis zur letzten Zeile ist auch der neunzehnte Fall von Pia Korittki ein wahrer Krimigenuss.

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Veröffentlicht am 26.03.2024

Ein Sommer des Erwachsenwerdens

Der große Sommer
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Ich habe das Buch von einer Freundin ausgeliehen bekommen und hätte es mir selbst so nicht gekauft - sowohl vom Cover als auch vom Klappentext her finde ich die Geschichte nicht besonders reizend. Allerdings ...

Ich habe das Buch von einer Freundin ausgeliehen bekommen und hätte es mir selbst so nicht gekauft - sowohl vom Cover als auch vom Klappentext her finde ich die Geschichte nicht besonders reizend. Allerdings hat mich das Buch positiv begeistert und ich empfehle es für eine Lektüre der besonderen Art und Weise für Zwischendurch. Da ich eher Krimis und Fantaysiegeschichten bevorzuge, fällt dieses Buch überhaupt nicht in mein Genre. Ich kann auch keinen wirklichen Grund nennen, warum mich das Buch überzeugt hat, außer, dass es einfach wirklich gut gelungen ist.

Es handelt von einem jungen Menschen, der seine erste große Liebe erlebt, von sich verändernden Freundschaften berichtet, in den Ferien lernen muss, um in die nächste Klassenstufe versetzt zu werden, sich mit seiner eigenen familiären Vergangenheit auseinander setzten muss, ein paar jugendliche Dummheiten begeht und mit den Konsequenzen konfrontiert wird und letztendlich aus der Summe dieser ganzen Erlebnisse in einem Sommer erwachsen wird und zu sich selbst findet. Ich selbst habe so einen Sommer erlebt - und danach, in der elften Klasse, war alles anders. Der Sommer war ebenfalls wie Frieders: aufregend, spannend, teilweise aber auch langweilig, atemberaubend, neugierig machend, herausfordernd - alles ziemlich gleichzeitig und dadurch verändert man sich zwangsläufig.
Besonders gut hat mir dabei der Schreibstil gefallen. Mir fehlen irgendwie die Worte, um diesen richtig zu beschreiben. Er war flüssig, aber sehr unaufgeregt. Die Schilderungen haben sich aneinandergefügt, ohne eine besondere Spannung aufzubauen, aber trotzdem hat die Geschichte eine Sogwirkung für mich entwickelt. Vielleicht ist es einfach diese Mischung. Ich konnte als Leser gut nachvollziehen vor welcher Enttäuschung Frieder steht als er nicht mit seiner Familie in den Urlaub fahren konnte, weil er zu seinem Großvater geschickt, den er eher als einen alten Mann einer anderen Generation sieht und wenig Verbindung zu ihm hat, um dort im Zimmer lernend "eingesperrt". Doch nach und nach verändert sich sein Verhältnis und er entdeckt seine eigenen persönlichen Qualitäten, die er aufgrund der schulischen mangelnden Leistungen lange nicht gesehen hat.

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Veröffentlicht am 07.03.2024

Reißt die Hütte ab

Deine Welt wird brennen
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Mitten in der Nacht wird Hauptkommissar Bodo Völxen aus dem Schlaf gerissen - die Scheune auf dem Nachbargrundstück des Hühnerbarons steht lichterloh in Flammen. Die Feuerwehr kann nichts mehr tun außer ...

Mitten in der Nacht wird Hauptkommissar Bodo Völxen aus dem Schlaf gerissen - die Scheune auf dem Nachbargrundstück des Hühnerbarons steht lichterloh in Flammen. Die Feuerwehr kann nichts mehr tun außer die Hütte kontrolliert abbrennen zu lassen. Doch als sich das Flammenmeer lichtet, wird eine Leiche gefunden. Zwar ist die Mordkommission schon vor Ort, doch ist die Frage, ob Völxen den Fall wegen Befangenheit abgeben muss. Und auch der Hühnerbaron steht nicht in einem besonders guten Licht, da er einen Millionär auf Selbstfindungstrip in der Scheune als Untermieter geduldet hat.
Zum Glück hat Völxen ein großes Team und so ermitteln Fernando, Rifkin, Tadden, Raukel mit Unterstützung der hochschwangeren Jule in diesem besonders prekären Fall.

Ich liebe die Krimis aus Hannover. Der Kriminalfall spielt zwar eher immer eine etwas untergeordnete Rolle, weil die Charaktere mit ihren Unterschiedlichkeiten und Besonderheiten soviel Raum einnehmen, aber mir persönlich gefällt das gut. Auch die kleine "Rückkehr" von Jule in die Ermittlungen hat mir gut gefallen und es wurde für mich ein wenig angedeutet als wenn sie vielleicht wieder zurückkommt und Fernando auf lange Sicht aus dem Team aussteigen könnte, was ich erfrischend fände. Auch die sich anbahnende Affäre zwischen Tadden und Rifkin sowie ihren Trip nach Amsterdam fand ich sehr erheiternd. Die Geschichte ist kurzweilig, sehr unterhaltsam durch die Charaktere und bietet inhaltlich auch einen überraschenden Twist, den ich nicht erwartet habe.Wieder einmal ein gut gelungener, regionaler Kriminalroman, der nahtlos an die anderen Bände anschließt und auch wieder aktuelle, gesellschaftliche Themen aufgreift.

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Veröffentlicht am 12.02.2024

Eine Studie des Todes

Leichenblässe
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Dr. David Hunter besucht seinen alten Freund Tom auf der Bodyfarm in den amerikanischen Staaten. Er erhofft sich Ablenkung und gleichzeitig eine neue Balance in seinem Leben nach den traumatischen Erfahrungen ...

Dr. David Hunter besucht seinen alten Freund Tom auf der Bodyfarm in den amerikanischen Staaten. Er erhofft sich Ablenkung und gleichzeitig eine neue Balance in seinem Leben nach den traumatischen Erfahrungen seiner letzten Ermittlung finden können. Und die Leichenschau, die Tom und David in den Smoky Mountains erwartet, hat so einiges zu bieten. Viele Indizien scheinen sich auf den ersten Blick zu wiedersprechen - und bei der weiteren Untersuchung stellt sich heraus, dass die Leiche gezielt manipuliert wurde. Dies kann nur jemand mit hervorragenden forensischen Kenntnissen gewesen sein. Im Verlauf der Ermittlungen gemeinsam mit den TBI Beamtinnen tauchen weitere Leichen auf und nur in deren Zusammenhang können einige Identitäten aufgedeckt und Vermisstenfällt aufgedeckt werden. Doch der Täter bleibt immer noch unentdeckt und scheint eher mit dem Ermittlerteam zu spielen. Als dann ein zurategezogener Psychologe verschwindet und sich die Hinweise verdichten, dass er vom Mörder der aktuellen Mordserie erwischt wurde, nimmt die Brisanz des Falles immer weiter zu und auch Tom, David und das gesamte Team der Bodyfarm scheinen in Gefahr zu sein. Doch das Motiv bleibt rätselhaft.

Dieser drittte Teil um David Hunter ist nichts für schwache Nerven. Die Grausamkeit der Morde nimmt im Verlauf der Geschichte immer weiter zu und ist in der Schilderung schon sehr detailreich. Der Spannungsbogen baut sich auch insbesondere durch die kleinen Erzählperspektiven des Täters auf und dadurch, dass die Ereignisse in immer kleineren Abständen aufeinander ereignen. Insgesamt ist das Buch sehr gut geschrieben und mit kaum auszuhaltender Spannung verfasst, aber auch besonders brutal. Dies sollte man meiner Meinung nach wissen, bevor man diesen Thriller in die Hand nimmt.

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