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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.03.2023

Die epische Gewalt aus der griechischen Mythologie geht hier Hand in Hand mit der Geschichte starker Frauen.

Elektra, die hell Leuchtende
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Beschreibung

Agamemnon opferte für den Einzug in den Trojanischen Krieg das Leben seiner erstgeborenen Tochter Iphigenie und ließ seine Familie für die jahrzehntelange Schlacht alleine in seinem Königreich ...

Beschreibung

Agamemnon opferte für den Einzug in den Trojanischen Krieg das Leben seiner erstgeborenen Tochter Iphigenie und ließ seine Familie für die jahrzehntelange Schlacht alleine in seinem Königreich Mykene zurück. Seine Frau Klytämnestra wünscht sich nichts mehr als den Tod ihrer Tochter zu rächen und seine Tochter Elektra ersehnt nichts mehr herbei als seine Rückkehr, um die Liebe, die ihre Mutter nicht mehr geben kann, zu erfahren. Als Agamemnon heimkehrt, ist an seiner Seite die Priesterin Kassandra, welche er als Kriegsbeute für sich beansprucht und Kassandra sieht durch ihre Visionen, welch Schicksal sie mit den Frauen in Agamemnons Leben vereint…

Meine Meinung

Die Mythen der Antike, besonders die der griechischen Mythologie, üben eine besonders starke Anziehungskraft auf mich aus, sodass nach »Ich, Ariade« auch der zweite Roman von Jennifer Saint auf meinem Lesestapel wanderte.

In »Elektra, die hell Leuchtende« befasst sich Jennifer Saint mit dem Trojanischen Krieg und dessen Auswirkungen auf das Leben spartanischer wie auch trojanischer Frauen. Da ich erst kürzlich zum gleichen Thema den Roman »Wir Töchter von Sparta« von Claire Haywood verschlungen habe, drängen sich natürlich Parallelen, Abweichungen und unterschiedliche Interpretationen auf. Besonders markant ist der Unterschied in der Erzählweise, während Jennifer Saint einen sachlicheren und neutraleren Ton anschlägt, der die Atmosphäre von alten Legenden heraufbeschwört, füllt Claire Haywood ihre Erzählung mit Wärme und schafft damit eine engere Bindung zu den Charakteren und deren Schicksal.

Jede der Erzählweisen hat etwas Gewinnendes vorzuweisen, das einen in den Bann zieht, auch wenn ich zugeben muss, dass ich hier durch das distanziertere Verhältnis zu den Protagonist*innen nicht ganz so stark mitgefiebert habe. Trotzdem fand ich, dass sich die von Jennifer Saint gesponnen Geschichten über die sonst nur als Randnotiz existierenden Frauen in der Mythologie, sich sehr gut in den antiken Legenden eingefügt haben.

Dem Titel nach habe ich in erster Linie eine Story über Elektra erwartet, stattdessen nehmen ihre Mutter Klytämnestra und die trojanische Priesterin Kassandra ebenso viel Raum ein wie der Fluch, mit dem das Geschlecht der Atriden seit Tantalos belegt ist. Die Auswirkungen des blutigen Fluchs bilden einen undurchdringlichen Kreislauf aus Rache und Vergeltung, und Agamemnons Taten verbinden zudem die Schicksale und das große Leid der Frauen miteinander.

Jennifer Saint lässt vor allem Klytämnestra eine Entwicklung durchmachen, die sie selbst zu selbstbestimmtem Handeln führt, wohingegen Elektra und Kassandra weitaus mehr in ihrer Rolle gefangen scheinen. Auf jeden Fall spannend zu lesen, wie sich die Frauen in ihrer leidgeprüften Lage bewähren und verhalten.

Die Geschichte umspannt mehrere Jahrzehnte, was leider durch das Erzähltempo und die Strukturierung nicht so wirklich zur Geltung kommt. Davon abgesehen, habe ich es sehr genossen, mich von den Ideen von Jennifer Saint zu diesem mythologischen Epos mitnehmen zu lassen.

Fazit

Die epische Gewalt aus der griechischen Mythologie geht hier Hand in Hand mit der Geschichte starker Frauen.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 21.02.2023

Veröffentlicht am 17.03.2023

Eine absolut lesenswerte Neuinterpretation!

Wir Töchter von Sparta
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Beschreibung

Die Schwestern Helena und Klytämnestra sind als Prinzessinnen Spartas aufgewachsen und ihnen ist bereits durch ihre Geburt ein großes Schicksal zugedacht. Als sie mit den Brüdern Agamemnon ...

Beschreibung

Die Schwestern Helena und Klytämnestra sind als Prinzessinnen Spartas aufgewachsen und ihnen ist bereits durch ihre Geburt ein großes Schicksal zugedacht. Als sie mit den Brüdern Agamemnon und Menelaos, die einflussreichsten Männer ganz Griechenlands heiraten, erhalten auch sie als Königinnen eine Rolle im Jahrzehnte überdauernden Krieg zwischen Sparta und Troja zugedacht. Als Frau wird ihr Wert jedoch in Sittsamkeit und der Erfüllung ihrer Rolle als Mutter des zukünftigen Erben gemessen und schon bald begehren Helena und Klytämnestra gegen die Schranken ihrer Geschlechterrolle auf…

Meine Meinung

Die ruhmreichen Epen der griechischen Mythologie wurden von starken Männern geschrieben. Doch wie sah das Leben der Frauen aus? Welchen Einfluss und welche Macht hatten sie inne? Einige Schriftstellerinnen widmen sich dieser Frage und nach den Büchern von Madeline Miller und Jennifer Saint erschien nun eine weitere Übersetzung einer feministischen Erzählung aus diesem Genre.

In »Wir Töchter von Sparta« erzählt Claire Heywood die Geschichte von Frauen, die im Schatten der großen Könige Griechenlands und deren Helden stehen. Jedem ist der große Krieg zwischen Sparta und Troja, den Kriegsführern, König Agamemnon und Menelaos sowie den großen griechischen Helden Ajax und Achilles und den trojanischen Prinzen Hektor und Paris bekannt. Heywood möchte mit ihrer Geschichte jedoch das Schicksal der spartanischen Prinzessinnen Helena und Klytämnestra, und deren Erlebnisse erzählen.

Sehr gut gefallen hat mir, dass Claire Heywood bis in die Kindheit der Schwestern Klytämnestra und Helena, die später als schönste Frau Griechenlands scheinbar für den Trojanischen Krieg verantwortlich gemacht wird, zurückgreift. Familienverhältnisse, Verwandtschaften und die Rolle der Frauen im antiken Griechenland werden dabei aufgegriffen und durch Heywoods gefühlvollen Erzählstil zudem Nähe zu den Prinzessinnen Spartas geschaffen.

Gerade mit Klytämnestra an der Seite ihres machthungrigen Ehemannes Agamemnon habe ich sehr mitgelitten und ihr Schicksal ist mir eher ans Herz gegangen als Helenas Lebensweg. Zwar erhält Helena auch eine unheimliche Bürde zu tragen und ihr Charakter ist schlüssig entworfen, dennoch konnte sie mich nicht so sehr einfangen, wie ihre Schwester es vermochte.

Das Gesamtbild, bestehend aus dem legendären Mythos um den Trojanischen Krieg und der fiktional unterfütterten Geschichte zu den spartanischen Frauen in ihr, bereitet unterhaltsame Lesestunden und hätte gerne noch etwas weiterführender sein dürfen. Ich würde mich auf jeden Fall sehr über mehr Geschichten, die von Frauen aus antiken Legenden handeln, freuen!

Fazit

Der epische Mythos um den Trojanischen Krieg steht hier im Schatten des ergreifenden Schicksals der spartanischen Prinzessinnen. Eine absolut lesenswerte Neuinterpretation!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 20.02.2023

Veröffentlicht am 17.03.2023

Eine solide Fortsetzung, welche mit Input über die Vergangenheit punkten kann und somit einen spannenden Ausgangspunkt für das Finale legt.

Deep Beyond. Band 2
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Meine Meinung

Der zweite Band des dystopischen Science-Fiction-Thrillers »Deep Beyond« von Mirka Andolfo und David Goy fügt sich nahtlos an das Cliffhanger-Ende des ersten Buches an und entführt die Leserschaft ...

Meine Meinung

Der zweite Band des dystopischen Science-Fiction-Thrillers »Deep Beyond« von Mirka Andolfo und David Goy fügt sich nahtlos an das Cliffhanger-Ende des ersten Buches an und entführt die Leserschaft in die Welt hinter dem Portal, in das sich Paul, Jolene, Lucas und Hermes Rockmorton flüchten. Um einen leichten Einstieg zu gewährleisten, gibt es am Anfang eine Zusammenfassung der Ereignisse aus dem ersten Band.

Hinter dem Portal in der Tiefsee erwartet die Überlebenden eine Welt, bevölkert von außerirdisch wirkenden Kreaturen und jede Menge fortschrittliche Technologie. Der starke Kontrast zu unserer Welt wird durch die Bilder von Andrea Broccardo auf den ersten Blick ersichtlich, denn die Architektur zeichnet sich durch einfache Formen aus und die amphibienartigen Wesen stellen eine Bevölkerung dar, die unserer Spezies friedlich gesinnt scheint.

Gefahr lauert so tief unter Wasser jedoch gleich von mehreren Seiten und unsere Gruppe scheint in diesem Portal, abgeschnitten von der Erde, gefangen zu sein. Die Welt der Amphibien-Spezies wird allerdings nicht sonderlich ausgeschmückt, vielmehr liegt das Augenmerk auf der Gruppendynamik, welche sich durch einen Verrat zusehends spannender gestaltet und des Thrillers um das Überleben der Welt.

Durch Rückblenden wird die Story mit mehr Hintergrund zu den Protagonisten unterfüttert, was für mehr Griffigkeit sorgt. Besonders die Informationen zu Hermes Rockmorton führen weit in die Vergangenheit zurück und decken ein Geheimprojekt der Regierung auf.

Mirka Andolfo und David Goy hantieren auch in diesem zweiten Band mit einigen offenen Handlungssträngen und treiben das Ganze wieder mit einem Cliffhanger auf die Spitze, sodass ich auf jeden Fall gespannt bin, ob das abschließende dritte Buch die Fäden einfangen und zu einem runden Bild verknüpfen kann.

Fazit

Eine solide Fortsetzung, welche mit Input über die Vergangenheit punkten kann und somit einen spannenden Ausgangspunkt für das Finale legt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 18.02.2023

Veröffentlicht am 17.03.2023

Ein durchwachsenes Finale, das vor allen Dingen durch Andrea Broccardos Illustrationen lebt.

Deep Beyond. Band 3
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Meine Meinung

Im finalen dritten Band des dystopischen Science-Fiction-Thrillers Deep Beyond von Mirka Andolfo und David Goy wartet das Autorenduo mit einer actionreichen Szenerie auf, die einen rasanten ...

Meine Meinung

Im finalen dritten Band des dystopischen Science-Fiction-Thrillers Deep Beyond von Mirka Andolfo und David Goy wartet das Autorenduo mit einer actionreichen Szenerie auf, die einen rasanten Einstieg bereitet.

Während Paul und ein Amphibienwesen von der Regierung gefangen gehalten wird, scheinen Jolene, Mari und Lucas dem sicheren Tod in die Arme zu gehen. Doch natürlich kommt mal wieder alles anders als erwartet und der Gruppe gelingt es durch teilweise mehr als glückliche Zufälle zu überleben und weiter im Geschehen mitzumischen.

Eigentlich hatte ich mir von diesem Abschlussband erwartet, dass die Fäden besser zueinander geführt werden und es ein großes Finale mit Aha-Effekt gibt. Doch das Autorenduo hatte anderes im Sinn und präsentiert seiner Leserschaft noch mehr Fadensalat. Anstatt z. B. an der besseren Verknüpfung zu arbeiten, wird sich an weiteren Baustellen verfranzt und die Zusammenhänge der agierenden Seiten bleibt bis zum Ende unübersichtlich und nicht ganz nachvollziehbar.

Viele Fragen bleiben einfach offen. Welche Rolle hat z. B. die wortkarge amphibische Mitgefangene von Paul in diesem Band überhaupt gespielt? Für mich hat diese andere Spezies einfach viel zu wenig Raum eingenommen. Hieraus hätte man sicherlich mehr machen können. Stattdessen bekommen Mitglieder des Kolonialrats eine kurze Sequenz, bei der ich mich gefragt habe, warum mit der Einbindung dieser so lange gewartet wurde? Somit war dies leider nur eine weitere Randnotiz am Geschehen.

Der Abschluss kommt mir insgesamt sehr aus der Luft gegriffen vor und passt mit seinem abrupten Friede-Freude-Eierkuchen, alle vertragen sich und die Bedenken werden einfach über Bord geworfen, nicht zum Rest der Story.

Wirklich sehr schade, dass die Handlung sich so verloren hat, denn Andrea Broccardos Illustrationen schaffen eine faszinierende Welt und haben mich sofort mitgenommen. Dieser atmosphärischen Brillanz hätte eine besser harmonierende Story gut zu Gesicht gestanden. Von daher gibt es nur eine eingeschränkte Leseempfehlung von mir. Wer auf eindrucksvolle Bilder und temporeiche Action steht, kommt hier auf seine Kosten.

Fazit

Ein durchwachsenes Finale, das vor allen Dingen durch Andrea Broccardos Illustrationen lebt, aber die Story nicht zu einem überzeugenden Abschluss bringt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 18.02.2023

Veröffentlicht am 17.03.2023

Ein von der ersten Seite mitreißender Roman über Verlust, Liebe, psychische Probleme in ganz besonderer Verbindung zu Dingen.

Die leise Last der Dinge
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Beschreibung

Als Benny Oh seinen Vater durch einen Unfall mit einem Laster verliert, ist er gerade einmal 12 Jahre alt. Ein Jahr später beginnt er Stimmen von Dingen zu hören, die ihn verrückt machen ...

Beschreibung

Als Benny Oh seinen Vater durch einen Unfall mit einem Laster verliert, ist er gerade einmal 12 Jahre alt. Ein Jahr später beginnt er Stimmen von Dingen zu hören, die ihn verrückt machen und seine ganze Konzentration kosten. Seine Mutter Annabelle hortet gleichzeitig immer mehr Dinge in ihrer Wohnung, was für Benny schier unerträglich ist. Das psychische Trauma der beiden ist so schwerwiegend, sodass sich ihr Leben in ein Chaos verwandelt. Ist ein Buch mächtig genug, um ihnen den nötigen Halt zurückzugeben und ihre Zukunft zu retten?

Meine Meinung

Der preisgekrönte Roman »Die leise Last der Dinge« von Ruth Ozeki entfaltet gleich zu Beginn seine unglaubliche Sogwirkung, denn durch ihren einfühlsamen Schreibstil und ihre fein gezeichneten Charaktere möchte man das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen.

Die Geschichte wird aus einer ganz besonderen Perspektive erzählt, nämlich vom Buch des dreizehnjährigen Benny Oh, welcher zwischendurch selbst zu Wort kommt und das Erzählte kommentiert. In dieser einzigartigen Erzählweise spiegeln sich die außergewöhnlichen Charaktere wider, welche mir allesamt sehr ans Herz gewachsen sind. Von dem Jungen Benny, der seit dem Tod seines Vaters Stimmen von Gegenständen hört und sich in psychiatrischer Behandlung befindet, über seine Mutter Annabelle, die nach dem Verlust ihres geliebten Mannes die schreckliche Leere mit dem Kauf von Dingen zu füllen versucht, und damit in kürzester Zeit ihre gesamte Wohnung vollmüllt, bis hin zu Alice bzw. dem Aleph, einer drogenabhängigen Mülltaucherin und Künstlerin und dem F-Mann, einem obdachlosen sowie alkoholkranken Philosophen.

Mir hat wirklich ausgesprochen gut gefallen, dass Ruth Ozeki die von der Gesellschaft als Außenseiter abgestempelte Menschen mit viel Herzenswärme von einer anderen Seite zeigt. Außerdem bringt die Autorin jede Menge wichtige Lebensfragen und Zen-Weisheiten in ihrem Roman unter, die einem auch noch lange nach dem Schließen der Buchdeckel begleiten.

Welchen Wert messen wir unseren Besitztümern bei? Und besitzen diese nicht uns? Was ist eigentlich real?

Ruth Ozeki umgarnt diese und viele weiteren Fragen in »Die leise Last der Dinge« mit magischem Realismus und der gefühlvollen Coming-of-Age Geschichte von Benny Oh. Auch wenn der fast 700 Seiten umfassende Roman auch ein paar Längen aufweist, konnte mich die Geschichte auf ihre Weise fesseln und regt auf jeden Fall zum Nachdenken an. Den Abschluss empfand ich bei dem gemächlichen Erzähltempo als etwas überhastet, wirkte er doch wie ein schneller Cut.

Fazit

Ein von der ersten Seite mitreißender Roman über Verlust, Liebe, psychische Probleme in ganz besonderer Verbindung zu Dingen.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 16.02.2023