Profilbild von FroileinWonder

FroileinWonder

Lesejury Star
offline

FroileinWonder ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit FroileinWonder über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.11.2022

Ein herzerwärmender Klassiker, der weitaus mehr als ein Erziehungsroman aus dem 19. Jahrhundert ist.

Little Women. Beth und ihre Schwestern
0

Beschreibung

1860. Die vier Schwestern der Familie March könnten unterschiedlicher nicht sein und so geht jede der jungen heranwachsenden Frauen trotz ihrer starken Verbindung zueinander auch ihren eigenen ...

Beschreibung

1860. Die vier Schwestern der Familie March könnten unterschiedlicher nicht sein und so geht jede der jungen heranwachsenden Frauen trotz ihrer starken Verbindung zueinander auch ihren eigenen Weg. Meg träumt von einer eigenen Familie, Jo möchte unabhängig sein und Schriftstellerin werden, die schüchterne Beth ist zufrieden und wagt keine großen Zukunftsaussichten und die eitle und wissbegierige Amy will es in ihrem Leben zu einer feinen Lady bringen.

Meine Meinung

Louisa May Alcott gelang Mitte des 19. Jahrhunderts mit ihrem Roman »Little Woman: Beth und ihre Schwestern« ein Überraschungserfolg und nun wurden beide Teile des neuenglischen Klassikers über die vier March-Schwestern, welcher übrigens bereits mehrfach verfilmt wurde (zuletzt 2019 mit Emma Watson, Saoirse Ronan, Eliza Scanlen und Florence Pugh), in einer Neuübersetzung von Monika Baark und den bezaubernden Illustrationen von Kera Till in einer schmucken Hardcoverausgabe im Reclam Verlag neu aufgelegt.

Die amerikanische Schriftstellerin Louisa May Alcott verfasste schon in jungen Jahren ihre ersten Texte und wuchs in Neuengland auf, sodass sich in ihrem Roman »Little Woman« einiges aus ihrem eigenen Leben findet und man kann durchaus annehmen, dass sich bezüglich ihrer eigenen Tätigkeit ein Teil von ihr selbst in der Figur der Jo March findet.

Einen Klassiker aus dem 19. Jahrhundert aufzuschlagen, der von einer Frau geschrieben wurde, lässt bei mir direkt Erinnerungen an die Romane von Jane Austen und Co. erwachen, doch »Little Woman« ist nicht direkt mit den romantischen Betrachtungen in diesen Werken vergleichbar, doch die scharfe Beobachtungsgabe der Gesellschaft in dieser Zeit ist durchaus sehr präsent.

Mir hat es unheimlich gut gefallen, die Familie March kennenzulernen und das Leben der vier Schwestern mit ihren unterschiedlichen Charaktereigenschaften, Zielen und Träumen zu verfolgen. Meg, Jo, Beth und Amy leben in bescheidenen Verhältnissen und erhalten von der liebevollen Mutter jede Menge weiße Ratschläge für die Herausforderungen des Erwachsenwerdens. Stellenweise bekommt man dadurch den Eindruck, dass es sich um einen strengen Erziehungsroman handeln könnte, der junge Mädchen zu Bescheidenheit und braver Folgsamkeit anhält. Louisa May Alcott geht mit ihrer Geschichte jedoch einen anderen Weg, indem sie ihren Romanheldinnen ganz besondere Eigenschaften zukommen lässt und sie ihren selbstbestimmten Weg beschreiten lässt.

Meg, die älteste der March-Schwestern, findet die Rolle der Frau, die eine gute Partie heiraten muss, um sich ein schönes Leben ohne finanziellen Sorgen zu sichern, nicht gerecht und dennoch wünscht sie sich für ihre Zukunft nichts sehnlicher, als eine eigene Familie. Jo, die eigentlich Josephine heißt, wäre lieber gleich als Junge auf die Welt gekommen und mit ihrer forschen Art erobert sie sogleich mein Herz, Beth wohnt eine rührende Genügsamkeit inne, sodass sie sich stets mehr um andere sorgt als um sich selbst und die Jüngste, Amy, möchte mit Fremdwörtern Eindruck schinden und ist die Künstlerin unter den Schwestern.

Die Handlung verläuft in ruhigen Tönen und vermittelt ein detailliertes Bild vom Heranreifen eines Mädchens zur Frau in der damaligen Zeit. Die Charaktere und deren Schicksal wurde mit so viel Liebe gezeichnet, dass man meinen könnte, es handele sich um eine wahre Geschichte mit realen Persönlichkeiten. Zwischen den Kapiteln machen sich die feinen Illustrationen der Künstlerin Kera Till, die eine Doppelseite, Seite oder gar nur eine kleine Randnotiz umfassen, hervorragend. Mit zarten Farben koloriert untermalen die floralen Muster, Teekannen, Tassen und natürlich die Darstellung der Schwestern den Text perfekt. Durch diese wundervolle Aufmachung eignet sich das Buch auch perfekt zum Verschenken oder sich selbst beschenken.

Fazit

Ein herzerwärmender Klassiker, der weitaus mehr als ein Erziehungsroman aus dem 19. Jahrhundert ist, denn er punktet mit liebevoll gezeichneten Charakteren, die perfekt mit der Storyentwicklung harmonieren.

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 19.12.2021

Veröffentlicht am 11.11.2022

Als Neuauflage für neue und alte Fans epischer Fantasy eine Empfehlung!

Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit Gesamtausgabe 1
0

Meine Meinung

Die Fantasy-Comic-Serie »Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit« von Serge Le Tendre und Régis Loisel zählt bereits zu den Klassikern seines Genres und erschien erstmals in den 1980er Jahren. ...

Meine Meinung

Die Fantasy-Comic-Serie »Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit« von Serge Le Tendre und Régis Loisel zählt bereits zu den Klassikern seines Genres und erschien erstmals in den 1980er Jahren. Der erste Zyklus, welcher die vier Bände »Schatten über Akbar«, »Der Tempel des Vergessens«, »Grauwolfs letzter Kampf« und »Das Ei der Finsternis« umfasst, wurde vom Carlsen Verlag dieses Jahr in einer Hardcover-Gesamtausgabe herausgebracht und wird damit einem neuen Comicpublikum (wie mir) zugänglich gemacht.

Die Szenerie ist in typischer Manier eines Fantasy-Abenteuers gestrickt, kann in seiner Gesamtheit aus archetypischem Personal (welches zu überraschen weiß) und dem eindrucksvoll ausgestalteten Setting bestechen. Das französische Künstlerduo Serge Le Tendre und Régis Loisel entführt seine Leserschaft in das wilde Reich Akbar, wo die Zauberprinzessin Mara ihre Tochter Pelissa aussendet, um den Vogel der Zeit zu finden und damit genügend Zeit für die Erneuerung der Bannung des mächtigen und zerstörerischen Gottes Ramor zu erhalten. Außerdem gibt es reichlich beschreibenden Text, der für ein nostalgisches Leseerlebnis sorgt.

Pelissa benötigt für dieses Vorhaben Unterstützung, sodass sie in den Hochebenen von Medir den sagenumwobenen Ritter Bragon aufsucht, um ihn aus seinem Ruhestand zu holen, auf dass er noch einmal seinen Mut beweisen möge. Immer an Pelissas Seite ein kleines magisches Wesen namens Pelzchen (zu dem sie eine mysteriöse Verbindung zu haben scheint) und zusammen mit einem Unbekannten (ziemlich ängstlichen Hasenfuß) und Bulrog (einem alten Schüler Bragons) sind die Gefährten für das Abenteuer komplettiert.

Zunächst muss ich sagen, dass ich aufgrund der aufreizend zur Schau gestellten Weiblichkeit Pelissas und der aufdringliche Klischeehaftigkeit so mancher Charaktere meine Bedenken hatte, doch diese zerstreuten sich im Verlauf der Geschichte, denn diese Fantasy-Mär hält eine wundervolle Dynamik und Unerwartetes bereit. Besonders gut gefallen hat mir die ideenreiche und kreative Ausgestaltung der verschiedenen Reiche, die unsere lieb gewonnenen Gefährten durchreisen, denn hier lauern kuriose Kreaturen. Einer davon ist Toll vom Dol, ein echsenartiger Wicht mit Greifvogelfüßen, rotem Umhang und spitzen Zähnen, der in Rätseln spricht oder Grauwolf, ein recht ungemütlicher Zeitgenosse, der einst Bragon lehrte.

Die Illustrationen von Régis Loisel haben den unverkennbaren frankobelgischen Stil, was in meinen Augen perfekt zu dem actionreichen Fantasy-Abenteuer mit seiner humorvollen Note passt. Klar merkt man Geschichte und Zeichnungen an, dass sie nicht aus dem 21. Jahrhundert stammen, dennoch ist »Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit« eine unterhaltsame Lektüre, perfekt für die kalte Jahreszeit, die ich wärmstens weiterempfehle!

Als kleines Extra ist in dieser Gesamtausgabe die ursprüngliche Schwarz-Weiß-Fassung aus dem Jahr 1975 enthalten, die in einem französischen SciFi-Magazin veröffentlicht wurde und für die ersten Kapitel der epischen Fantasy-Saga wieder aufgegriffen wurde.

Fazit

Ein äußerst unterhaltsames Fantasyabenteuer aus den 80er Jahren, das besonders durch die fantasievolle Kreativität der Illustrationen punkten kann. Als Neuauflage für neue und alte Fans epischer Fantasy eine Empfehlung!

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 14.12.2021

Veröffentlicht am 11.11.2022

Die perfekte (Vorlese)Lektüre in der (Vor)Weihnachtszeit und eine tolle Geschenkidee für Märchenfans!

Schneewittchen und Rosenrot
0

Meine Meinung

Märchen begleiten mich seit der Kindheit. Egal ob vorgelesen, als Hörspiel oder in filmischer Adaption wissen die alten Geschichten zu verzaubern und gehören für mich besonders in der (Vor)Weihnachtszeit ...

Meine Meinung

Märchen begleiten mich seit der Kindheit. Egal ob vorgelesen, als Hörspiel oder in filmischer Adaption wissen die alten Geschichten zu verzaubern und gehören für mich besonders in der (Vor)Weihnachtszeit einfach dazu wie Zimtduft und süßen Leckereien. Da ich die klassischen Märchen schon sehr oft gehört, gesehen oder gelesen habe, ist es natürlich immer wundervoll neue Geschichten zu entdecken.

Im Wunderhaus Verlag ist eine wunderschön illustrierte Märchensammlung unter dem Titel »Schneewittchen und Rosenrot« erschienen, welche verschiedene Prinzessinnen-Märchen aus aller Welt versammelt. Darunter sind mit ›Schneeweißchen und Rosenrot‹, ›Rumpelstilzchen‹ und ›Schneewittchen‹ natürlich auch altbekannte Märchen der Gebrüder Grimm, aber ansonsten habe ich sehr viele bezaubernde neue Märchen aus anderen Ländern kennenlernen dürfen, die zum Teil zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt wurden.

Die Märchen aus dieser Sammlung zu entdecken hat mir große Freude bereitet, denn man kann den Geschichten durchaus ihre Herkunft anmerken und natürlich Parallelen zu unseren deutschen Schneewittchen und Rosenrot Märchen ziehen. Damit ist die Lektüre auf der einen Seite natürlich perfekt für Kinder, aber auch erwachsene Märchenfans kommen auf ihre Kosten.

Folgende Geschichten sind außer den bereits genannten Grimm-Märchen in der Sammlung enthalten:

NORWEGEN

»Östlich von der Sonne und westlich vom Mond« und
»Die zwölf wilden Enten«
von Peter Christen Asbjörnsen und J. E. Moe

ITALIEN

»Das Märchen von Rosenblättchen«
von Clemens von Brentano

GRIECHENLAND

Myrsina

BRETAGNE

»Die kleine Toute-Belle«

SCHOTTLAND

»Goldbaum und Silberbaum«

FRANKREICH

»Blutrot, schneeweiß, rabenschwarz«

Diese Märchensammlung zeichnet sich nicht nur durch ihre wundervolle Vielfalt aus, sondern auch durch ein edles Großformat und wird mit den herrlichen Illustrationen von Nina Ignatova zu etwas ganz Besonderem. Als kleines Extra gibt es noch einen QR-Code zum digitalen Download der Hörbuch-Version des Buches. Ein perfektes Geschenk für kleine und große Märchenfans.

Fazit

Die perfekte (Vorlese)Lektüre in der (Vor)Weihnachtszeit und eine tolle Geschenkidee für Märchenfans!

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 12.12.2021

Veröffentlicht am 11.11.2022

Ein Roman, der seiner Zeit weit voraus war und heute ein bedrückendes Zeugnis ablegt.

Gebrauchtes Glück
0

Beschreibung

Kanada, 1940. Die 19-jährige Florentine Lacasse strebt mit ihrer jugendlichen Schönheit nach Liebe und Glück. Sie stammt aus ärmlichen Verhältnissen und trägt, als einzige mit einem Job in ...

Beschreibung

Kanada, 1940. Die 19-jährige Florentine Lacasse strebt mit ihrer jugendlichen Schönheit nach Liebe und Glück. Sie stammt aus ärmlichen Verhältnissen und trägt, als einzige mit einem Job in der Familie, mit ihrem Kellnerinnengehalt bereits eine große Verantwortung auf ihren Schultern, denn sie ist stets umgeben von den Nöten und Sorgen ihrer Mutter und kleineren Geschwister. Die Liebe zu einem berechnenden Aufsteiger wecken in Florentine einen Lebenshunger und schürt in ihr die Hoffnung auf eine glänzende Zukunft.

Meine Meinung

Jedes Mal bereitet es mir auf ein neues Freude, meinen literarischen Horizont zu erweitern, ganz besonders sogar, wenn es sich um einen Roman handelt, der Zeitgeschichte konserviert wie es die Kanadierin Gabrielle Roy in ihrem Roman »Bonheur d’occasion« aus dem Jahr 1945 tut, der nun mit »Gebrauchtes Glück« zum ersten Mal in einer deutschen Übersetzung vorliegt.

Die Journalistin und Autorin gilt als Vorreiterin der modernen und feministischen Literatur Kanadas, da sie in ihrer fiktionalen Geschichte das Schicksal der Frauen in der kanadische Provinz Québec mit ihrem großen französischen Bevölkerungsanteil zur Zeit des Zweiten Weltkriegs in den Vordergrund rückt. Wie unter einem Brennglas beleuchtet Gabrielle Roy in der allumfassenden Draufsicht das Leben der zehnköpfigen Familie Lacasse in Montreal, die unter ärmlichen Verhältnissen den schweren Alltag bestreiten.

Im Mittelpunkt der Erzählung steht die junge Frau Florentine, die älteste Tochter von Rose-Anna und Azarius Lacasse, die derzeit als einzige in der Familie einer bezahlten Arbeit als Kellnerin nachgeht. Während Rose-Anna, schon wieder mit einem Kind schwanger, von Sorgen über ihre Zukunft, der Suche nach einer größeren Wohnung und ihrer prekären finanziellen Lage zerfressen wird, sodass sie sogar darüber den schlechten gesundheitlichen Zustand ihres jüngsten Sohnes vergisst.

Florentine sehnt sich nach einem schönen Leben und will nichts mehr, als dem Elend der Armut zu entkommen, da sie an ihrer Mutter Beispiel vor Augen hat, wie ermüdend und auszehrend der tägliche Kampf um eine Abmilderung des Elends ist.

Gabrielle Roy zeichnet in »Gebrauchtes Glück« ein ungeschöntes Bild der sozialen und gesellschaftlichen Missstände im frankophonen Kanada zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Ihre starken Heldinnen haben dabei unterschiedliche Kämpfe mit sich und ihrer persönlichen Situation auszufechten, die von den Umständen der Arbeitslosigkeit sowie insbesondere ihrer Rolle als Frau geprägt sind.

Natürlich wird auch etwas Licht in die Generation der jüngeren und älteren Männer im Umfeld der Familie Lacasse geworfen. Speziell die Darstellung von Azarius Lacasse, der mit seinen Träumereien und seiner leichtfertigen Arbeitslosigkeit als Familienvater hat mich schwer schockiert, gerade auch deshalb, weil es sich so authentisch für diese Zeit mit ihrer Politik und deren Auswirkungen auf das Leben der Leute anfühlt.

So sehr mich Gabrielle Roys Roman auch zum Mitfühlen verleitete, muss ich doch gestehen, dass ihrem Erzählstil etwas Angestaubtes anhaftet, was ich teilweise als Barriere empfunden habe und dem Geschehen den Anstrich eines Schaukastens verleiht.

Fazit

Gabrielle Roy gewährt mit »Gebrauchtes Glück« einen Blick durch den Spiegel der Zeit auf das Leben in Québec zu den 1940er Jahren mit besonderem Blick auf die heimlichen Heldinnen. Ein Roman, der seiner Zeit weit voraus war und heute ein bedrückendes Zeugnis über die Verquickungen von Krieg, Politik, der Sozialgesellschaft und Religion ablegt.

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 09.12.2021

Veröffentlicht am 11.11.2022

Eine feine Briefgeschichte, die prima als Ergänzung oder Einstieg in Volker Kutschers Kriminal-Reihe gelesen werden kann

Mitte
0

Meine Meinung

Ich liebe Kat Menschiks Illustrationen und ihre abwechslungsreiche Reihe »Illustrierte Lieblingsbücher«, welche im Galiani Berlin Verlag erscheint. Im mittlerweile elften Band »Mitte« findet ...

Meine Meinung

Ich liebe Kat Menschiks Illustrationen und ihre abwechslungsreiche Reihe »Illustrierte Lieblingsbücher«, welche im Galiani Berlin Verlag erscheint. Im mittlerweile elften Band »Mitte« findet sich nach »Moabit« die zweite Geschichte von Volker Kutscher aus dem Universum seiner beliebten Krimireihe um Gereon Rath, die mittlerweile auch als TV-Serie unter dem Titel ›Babylon Berlin‹ zu sehen ist.

Auch für Leser*innen, die noch keinen der Kriminalromane um Gereon Rath gelesen haben (wie meine Wenigkeit), ist der Briefroman um einige der Charaktere aus Volker Kutschers Krimi-Reihe eine tolle Lektüre, um nicht zu sagen ein Amuse Gueule, das Lust auf mehr macht! Die Aufmachung des Büchleins im hochwertigen Leinenkleid ist ein richtiges Highlight, denn das kräftige Orange leuchtet regelrecht und bei den Illustrationen und der Kalligrafie im Buchinneren ergibt sich durch den Einsatz der Farbe Violett ein herrlicher Kontrast.

Volker Kutscher erzählt in »Mitte« ausschließlich über Briefe, die Geschichte von Fritze Thormann weiter, welche direkt an seinen achten Kriminalroman »Olympia« anknüpft. Fritze Thormann musste nach einer Reihe unglückseliger Vorfälle unter einem anderen Namen in Berlin Mitte untertauchen und schreibt aus seiner Einsamkeit heraus Briefe an seine einstige Pflegemutter Charly sowie seine Freundin Hannah, die in Breslau untergetaucht ist. Antworten dazu sind nicht abgedruckt und dennoch lässt sich aus diesem einseitigen Blickwinkel eine atmosphärische Spannung ziehen.

Sicherlich ist die Lektüre von »Mitte« um einiges interessanter, wenn man die Romane gelesen und die darin agierenden Persönlichkeiten bereits kennengelernt hat. Mit meinen Vorkenntnissen, aus ein paar Folgen der TV-Serie und der Graphic Novel »Der nasse Fisch« bestehend, hatte ich zumindest eine grobe Ahnung über Setting und Zusammenhänge einiger Figuren. In meinen Augen ist das jedoch für diese Geschichte überhaupt nicht notwendig, denn Fritze Thormann mit seiner jugendlichen Leichtigkeit in den politisch aufreibenden Jahren in den 30er Jahren spricht für sich und macht Neugierig auf mehr.

Die Brieftexte werden von den herrlichen Illustrationen Kat Menschiks untermalt, zeigen Personen und Örtlichkeiten der Geschichte und machen das Gelesene damit noch eindrücklicher.

Fazit

Eine feine Briefgeschichte, die prima als Ergänzung oder Einstieg in Volker Kutschers Kriminal-Reihe gelesen werden kann und mit den eindrucksvollen Illustrationen von Kat Menschik glänzt.

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 08.12.2021