Inhaltsleer und kindisch
Like Thunder and Storm"Wenn eine Beziehung so kompliziert war, war sie dann richtig?"
Der Klappentext dieser New-Adult-Romance klang enorm verheißungsvoll, sodass ich einfach nicht widerstehen konnte - zumal Enemies to Lovers ...
"Wenn eine Beziehung so kompliziert war, war sie dann richtig?"
Der Klappentext dieser New-Adult-Romance klang enorm verheißungsvoll, sodass ich einfach nicht widerstehen konnte - zumal Enemies to Lovers mit Abstand mein Lieblingstrope ist. Leider muss ich im Nachhinein sagen, dass mich die immerhin 500+ Seiten starke und in ein hübsches Cover gehüllte Story nicht überzeugen konnte.
Den Schreibstil empfand ich als bestenfalls okay-ish, er war zwar nicht holprig, wirkte aber noch recht unausgereift auf mich.
❏ Satzbau: teilweise sehr schlicht
❏ Humor: zu bemüht/aufgesetzt
❏ Story-Aufbau: einige langatmige Passagen, in denen gefühlt rein gar nichts passiert und die Handlung vor sich hindümpelt (Stichwort: Brooke muss die Wahrheit erfahren - wann findet das Gespräch endlich statt?)
❏ Wortwahl: z.T. unpassend (infantile Ausdrucksweise = Teenager-Slang für Figuren, die deutlich älter sind - immerhin fährt Sadie bereits mit ihrem "superheißen, eleganten Motorrad" zur Schule)
❏ stilistische Besonderheit: jede Menge Füllwörter … ich sage nur: Damn. Bullshit. Eww. Ups. Wem's gefällt - ist halt Geschmackssache.
Mit der weiblichen Hauptfigur, aus deren Perspektive (in der Ich-Form) der Großteil der Handlung erzählt wird, wurde ich bis zuletzt überhaupt nicht warm. - Unreif, impulsiv, unhöflich, bockig.
Normalerweise würde ich resümieren: 'Der Roman ist eben eine Story für junge Leser:innen.' Allerdings stoße ich mich dabei an Themen wie spontanen Tattoo- und Piercing-Entschlüssen (die immerhin Entscheidungen mit lebenslang sichtbaren Folgen am Körper darstellen und daher wohl überlegt sein sollten).
"[…] kurz überkamen mich Zweifel […], ob ich überhaupt ein Tattoo wollte."
Aber hey, ein Blick in SEINE Augen und schon ist das Tattoo für SIE beschlossene Sache. Wegen seinen Augen, fragt ihr jetzt? Ja-ha, genau "deswegen". … weil seine Augen nun mal "ruhig und sicher wirkten, fast schon freudig glänzten".
Nennt mich altmodisch, aber ich würde nicht wollen, dass mein Kind sich aus einer Laune heraus ein Tattoo von seinem Crush stechen lässt und seine Entscheidung im wichtigsten Moment davon abhängig macht, wie der Crush darauf reagiert. (Ob er/sie sich freut, wie er/sie einen Rückzieher aufnehmen würde, etc.) Und der Eindruck, dass genau dies der Fall war, wurde nur wenige Zeilen später verstärkt - durch die Feststellung, dass Sadie es "viel interessanter" findet, Ash beim Stechen des Tattoos zu beobachten als das Tattoo an sich. Kurzum: Geht in meinen Augen gar nicht. Dasselbe gilt für die Piercing-Szene. Solche Inhalte bzw. deren Verharmlosung à la 'lass uns das mal spontan durchziehen' finde ich für ein jüngeres, zum Teil noch leicht beeinflussbares Lesepublikum nicht ideal.
Ich meine das jetzt wirklich, wirklich überhaupt nicht böse, da ich nur entfernt erahnen kann, wie viel Arbeit und Herzblut des Autorinnen-Duos in dem Werk steckt: Als Schul- oder Hobbyprojekt (= auf einer als nicht professionell betrachteten Ebene) mag es als gut durchgehen, aber dass die Story tatsächlich von einem renommierten Verlag - nicht als EBook, sondern sogar als Print - veröffentlicht worden ist, versetzt mich in Erstaunen… weil es gefühlt so viele Selfpublisher:innen gibt, die - aufgrund jahrelanger Erfahrung und Übung - weitaus stilsicherer und versierter schreiben und trotz fantastischer Storys dennoch keine Chance von den großen Verlagen oder zumindest Literaturagenturen erhalten. Echt verblüffend.
𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁:
Ich würde so gerne eine positivere Rezension schreiben, aber ich möchte ehrlich bleiben. Dieser Roman war schlichtweg nicht mein Fall. - Klischeebeladen, handlungsarm und voller kindischer Dialoge. Mega schade.