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Veröffentlicht am 03.10.2022

Leben und Lieben im Mais-Paradies

Lake Paradise – Ein Zuhause für das Glück
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Manuela Inusa wird vielen von euch bereits dank ihrer erfolgreichen Buchreihen "Valerie Lane" und "Kalifornische Träume" bekannt sein - seid ihr bereit für eine neue Feel-Good-Reihe?!

Lake Paradise - ...

Manuela Inusa wird vielen von euch bereits dank ihrer erfolgreichen Buchreihen "Valerie Lane" und "Kalifornische Träume" bekannt sein - seid ihr bereit für eine neue Feel-Good-Reihe?!

Lake Paradise - ein wahrlich paradiesischer Name für ein heimelig-süßes Städtchen, das irgendwo zwischen den Maisfeldern Nebraskas an einem malerischen See vor sich hinschlummert. Jede Straße, jedes Geschäft hat das Wort Paradise im Namen. Hier kennt man einander, hilft sich gegenseitig und ist füreinander da. Ich liebe Romane mit kuscheligem Kleinstadt-Flair!

Von einigen anderen Leser:innen des Werkes habe ich gehört, dass sie irgendwann das Wort MAIS nicht mehr lesen konnten (denn hier dreht sich alles um dieses Getreide - es gibt sogar ein eigenes Mais-Museum … in das sich wöchentlich ganze 12 Besucher verirren). Mich persönlich hat der stark ausgeprägte Mais-Bezug jedoch überhaupt nicht gestört, im Gegenteil, er trug vielmehr dazu bei, die Atmosphäre des Örtchens, das nun mal vom Maisanbau lebt, zu unterstreichen.

Der einfach und unkompliziert gehaltene Schreibstil der Autorin eignet sich hervorragend für eine lockere, eher ruhige Lektüre, die ohne allzu viel Drama auskommt. Mein Highlight waren das Setting sowie einige der Nebenfiguren.

Die Story-Idee klingt in der Theorie so interessant: SIE verliert durch einen tragischen Unfall kurz vor der Hochzeit ihre große Liebe, ER ist als Bad Boy verschrien, hat aber unter seiner harten Schale einen weichen Kern. Beide kennen einander flüchtig aus Kindheitstagen, treffen sich unerwartet wieder und BOOM, es funkt gewaltig! Doch leider wollte besagter Funke einfach nicht auf mich überspringen, das Kribbeln zwischen Lexi und Aaron - es erreichte mich leider nicht. Zwischen den Hauptfiguren (aus deren beider Sicht erzählt wird) und mir blieb bis zum Schluss eine gewisse Distanz bestehen (trotz aller Sympathie für Lexi, die eine richtig Nette ist). Sie waren mir zu glatt und werden mir weniger in Erinnerung bleiben als die Nebenfiguren.

Damit meine ich nicht, dass jeder Charakter etwas Ausgefallenes, Schrulliges an sich haben muss, um mir zu gefallen - aber der Dorf-Poet Buddy, Lexis beste Freundin Trish oder die drei Tratschtanten Delores, Murielle und Sadie (- Hello, Redwood Love-Reihe von Kelly Moran! -) erschienen mir weitaus gründlicher ausgearbeitet, einnehmender, liebenswerter und dadurch näher als die Hauptprotas. So wurde Lexis Trauer zwar erwähnt, doch auf emotionaler Ebene kam davon nichts bei mir an. (Normalerweise würde ich vor lauter Mitgefühl ganze Sturzbäche zusammenweinen, wenn jemand solch einen Verlust verkraften muss.) Kurzum: Mir fehlte der Tiefgang; der Bezug zu Lexis Vergangenheit fiel mir zu seicht aus.

Das Cover ist ein absoluter Traum und schreit geradezu Wohlfühlroman - die Abbildung der Häuschen am See, die harmonischen, warmen Farben - ich liebe es! Es wäre in meinen Augen das perfekte Motiv für ein Puzzle. Auch die Karte in der Innenklappe des Buches finde ich wunderschön, zudem bin ich ein Fan von solch netten kleinen Extras wie den beigefügten Rezepten.

(Einziges Manko in Sachen Aufmachung: Die Bindung der Seiten/der Kleber - hoppla, was ist denn da passiert? Bereits beim ersten Aufklappen des Buches hatte ich Sorge, ob sich die Seiten nicht womöglich bald herauslösen würden. Dieser Umstand wirkt sich allerdings nicht auf meine Bewertung aus, die Autorin trifft schließlich keine Schuld; es kann sich hierbei nur um einen unglücklichen Produktionsfehler handeln, da ich regelmäßig Bücher aus dem Rowohlt Verlag lese, deren Herstellungsqualität stets tadellos ist.)

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: gute 3.5 Sterne ✰ ✰ ✰

Mein Lieblingswerk der Autorin ist und bleibt "Das Weihnachtswunder von Chicago", mit dem der vorliegende Roman, zumindest im Hinblick auf Tiefgang und Gefühl, nicht ganz mithalten kann. Dennoch war es ein angenehmer, entspannter Reihenauftakt in einem MAIS-terhaft durchdachten Setting, und ich freue mich, dass schon in wenigen Monaten (14.03.2022) Band 2 erscheinen wird: "Wo Herzen sich begegnen"!

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Veröffentlicht am 01.10.2022

Niedlich und lehrreich

Die kleine Spinne Widerlich - Der Waldspaziergang
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Sicher habt ihr schon mal von der kleinen Spinne Widerlich gehört, die von der sympathischen Schauspielerin Diana Amft erfunden worden ist. (Ihr habt es nicht so mit Namen? Dann sage ich nur das Stichwort: ...

Sicher habt ihr schon mal von der kleinen Spinne Widerlich gehört, die von der sympathischen Schauspielerin Diana Amft erfunden worden ist. (Ihr habt es nicht so mit Namen? Dann sage ich nur das Stichwort: "Doctor’s Diary"!)



Schon lange wollte ich mir selbst mal ein Bild von dieser niedlichen Buchreihe für die kleinsten Leseratten machen. Beim vorliegenden Werk, das mit kurzen, aussagekräftigen und leicht verständlichen Texten sowie mit großflächigen Illustrationen punktet, handelt es sich bereits um den 9. Band der Reihe rund um die kleine Spinne. Das nenne ich mal eine Erfolgsgeschichte!



Die farbenfrohen Zeichnungen von Martina Matos sind richtig goldig und mit viel Liebe fürs Detail gestaltet worden, so trägt z.B. jedes Spinnenbeinchen ein einzelnes Strümpfchen, das kleine Spinnengeschwisterchen hat einen Schnuller im Mund … Apropos Mini-Spinni: Die Namen der Tiere sind absolut entzückend! Nebenbei zeigt die Autorin (die einst selbst kein großer Spinnen-Fan war), dass die kleinen Krabbler eigentlich ganz liebenswert sind und es gar nicht verdient haben, von uns mit (Ab-)Scheu beäugt zu werden. Oma Erna, bei der es stets leckeren Kuchen gibt, Tante Igitte und Onkel Langbein würden mir da sicherlich beipflichten - Spinnen sind keinesfalls "widerlich"!



Da der Herbst meine liebste Jahreszeit ist, freute ich mich ganz besonders auf diese Geschichte. Unser kleiner Spatz ist sehr neugierig und wissbegierig, und zu den altersgemäßen Beschreibungen der einzelnen Themen, z.B. dass Igel Winterschlaf halten, lässt sich viel erzählen.



Die zwei kleinen Spinnen erleben einen spannenden Tag, besuchen auf ihrem Waldbummel mehrere Freunde (Punki, Bella und Miro sind ihren Namen entsprechend gestaltet worden - mit bunter Haartolle, Spiegelchen und hübscher Frisur, Zeichenpinseln; einzig Niesi konnte ich aufgrund der blauen Farbe nicht ganz einordnen) und erfahren vom Förster viel Interessantes darüber, wie die einzelnen Waldbewohner sich auf den Winter vorbereiten. Zudem lernen sie, dass man bei Pilzen und Waldbeeren besser zuerst jemanden fragt, der sich damit auskennt, ehe man beherzt davon nascht, denn manche von ihnen sind giftig. (Bravo! Bei kleinen Rackern, die schnell mal etwas in den Mund wandern lassen, kann man diesen wichtigen Hinweis schließlich gar nicht oft genug wiederholen.)



Besonders reizend fand ich die Darstellung des Waldkindergartens, wo lauter winzige Spinnchen herumwuseln, fröhlich spielen und basteln - im Herbst zeigt sich der Wald nicht nur von seiner schönsten Seite, er bietet auch unendlich viele Bastelmöglichkeiten! Da gibt es Stöckchen und bunt gefärbte Blätter, Eicheln und Kastanien …



Die beiliegenden süßen Sticker waren eine tolle Überraschung!



𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰

Uns hat "Die kleine Spinne Widerlich" sehr gut gefallen. Ein putziges, lehrreiches Kinderbuch (Altersempfehlung des Verlags: 4 Jahre), das ich gerne weiterempfehle!

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Veröffentlicht am 27.09.2022

Gut, aber ...

Rokesby – Miss Bridgerton und der geheimnisvolle Verführer
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Als riesengroßer Bridgerton-Fan stand es für mich außer Frage, dass ich auch die dazugehörigen Rokesby-Bände lesen muss. Bei "Miss Bridgerton und der geheimnisvolle Verführer" handelt es sich zwar um den ...

Als riesengroßer Bridgerton-Fan stand es für mich außer Frage, dass ich auch die dazugehörigen Rokesby-Bände lesen muss. Bei "Miss Bridgerton und der geheimnisvolle Verführer" handelt es sich zwar um den dritten Teil, doch dank der exzellenten Schreibkünste von Bestsellerautorin Julia Quinn - die jeder Geschichte und deren Figuren stets so viel Individualität einhaucht, dass man felsenfest davon überzeugt sein könnte, einen Einzelband zu lesen - tauchte ich mühelos in die Storywelt ein, begab mich mit Poppy und Andrew auf See, und erfreute mich an dem Gedanken, dass auch diese Quinn'sche Buchreihe mein regencyliebendes Herz beglücken wird.

ABER … so sehr ich die wundervolle Figurenzeichnung und speziell Poppys Charakter geliebt habe … so sehr ich den emotionalen, humorvoll-frechen, bildreichen Schreibstil der Autorin sowie die Authentizität ihrer Beschreibungen rund um das Themengebiet Schifffahrt bewundert habe … muss ich fairerweise eingestehen, dass dieses Werk für mich der bisher schwächste Read aus ihrer Feder war. Ich wage es kaum zu sagen, doch abgesehen von Anfang und Ende - in anderen Worten: abgesehen von den wenigen Passagen, die sich NICHT auf dem Schiff abspielten - war es zwischenzeitlich ziemlich … langatmig. Ich möchte betonen: Es lag am Plot! Schreibtechnisch hat die Autorin das Beste aus einer faden Situation - Poppy ist den Großteil der Handlung in der Kapitänskajüte eingesperrt - herausgeholt. Sie lässt uns die Hauptfiguren intensiv kennenlernen und verwöhnt uns mit Formulierungen, die vor Romantik nur so strotzen:

"Er war kein romantischer Mann, zumindest hatte er sich nie dafür gehalten. Aber dieser Augenblick war zu einem Gedicht geworden, der Wind flüsterte die Zeilen […] Und wenn die Welt unter seinen Füßen ein Sonett geworden war, dann verkörperte sie die schönste aller Melodien."

Ja, ja … der heimlich im Dienst für die englische Krone agierende Kapitän mimt nach außen den harten Captain, hat im Grunde allerdings ein ein butterweiches Herz. Es sorgt sich um das Wohl seiner Crew (ausreichend Ruhezeiten, gutes Essen), speziell um den jüngsten Matrosen, der beinahe noch ein Kind ist (Billy). Obwohl Poppy seinen Alltag durcheinanderwirbelt, ist er äußerst bemüht um ihre Sicherheit und ihre Gemütslage. Als er dem Drang nicht widerstehen kann, sie zum Lächeln bringen zu wollen, nimmt er sie eines Nachts mit an Deck - und wir erleben einen magisch schönen Moment unterm Sternenhimmel mit ihnen.

"Seltsam, wie zufrieden er damit war, ihr einfach ins Gesicht zu blicken. Poppy beobachtete den Himmel, und er beobachtete sie, und es war vollkommen."

Das Geplänkel zwischen Andrew und Poppy habe ich total genossen! Poppy ist echt ein Unikat - so liebenswert chaotisch und wissbegierig, dass man sie einfach mögen muss; Andrew kann gar nicht anders, als ihrem Charme zu erliegen.

"Poppy Bridgerton war irritierend, nervtötend und viel zu klug für seinen Seelenfrieden. Sie war eine Unannehmlichkeit, eine drohende Katastrophe, und trotzdem, wenn er an sie dachte - und das tat er die ganze Zeit, verdammt -, dann lächelte er. Manchmal grinste er sogar."

Nicht so toll hingegen fand ich die endlosen Gedankenschleifen beider Hauptfiguren; ich verstehe jedoch, dass die Autorin - angesichts der relativen Ereignislosigkeit auf See - auf dieses Stilmittel zurückgreifen musste. Apropos Seefahrt: Ich lerne gerne Neues dazu, doch die Vielzahl der nautischen Fachbegriffe hat mich teilweise fast zum Querlesen jener Passagen verleitet.

Nach dieser Lektüre weiß ich: Im realen Leben mag ich eine Wasserratte sein, doch auf literarischer Ebene bevorzuge ich Ereignisse an Land - zumindest im Bridgerton'schon Universum.

Vielleicht war dies der eigentliche Knackpunkt: Abgesehen von den Namen der Figuren war es eher ein allgemeiner historischer Roman, der zufällig zur Regencyzeit spielt; das Vertraute und das, was ein Bridgerton-Werk für mich ausmacht (gesellschaftliche Ränkespiele, rauschende Ballnächte, die besondere Familiendynamik, das Setting - englische Landsitze, Stadthäuser, von Kerzenlicht erleuchtete Ballsäle, etc.) fehlte mir.

𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 3 ✰ ✰ ✰
Trotz einiger Kritikpunkte - zu viel Schiffsreise, zu wenig Bridgerton - war es ein unterhaltsamer historischer Roman. Band 4 der Reihe steht bereits in meinem Bücherregal und ich freue mich darauf, nach diesem ungewöhnlichen Setting hoffentlich wieder in - wie Andrew es vermutlich ausdrücken würde - 'vertraute Gewässer' zurückzukehren.

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Veröffentlicht am 22.09.2022

Camilla ist der Star!

Ein Dackel trägt Prada
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So ein herziger Read!

Hier hatte ich mich voll und ganz auf meine Intuition - und das niedliche Cover - verlassen: ein süßer Hund vor der Kulisse einer meiner Lieblingsstädte, New York City … diese Story ...

So ein herziger Read!

Hier hatte ich mich voll und ganz auf meine Intuition - und das niedliche Cover - verlassen: ein süßer Hund vor der Kulisse einer meiner Lieblingsstädte, New York City … diese Story musste ich lesen, keine Frage!

Ironischerweise habe ich im Nachhinein ausgerechnet am Cover einen kleinen Kritikpunkt anzubringen. Optisch: top, doch was den Bezug auf den Romaninhalt betrifft: fehlerhaft. - Der tierische Star der Handlung ist ein Langhaardackel, kein Kurzhaardackel (wie abgebildet); nicht einmal die Farbe des Fells ist korrekt abgestimmt. So geht’s aber nicht, begehrt die Hundemama in mir auf, Dackel ist schließlich nicht gleich Dackel! Die hundebegeisterte Autorin wird mir diese Anmerkung gewiss nicht verübeln, zeigen mir doch ihre Widmung ("Für all die Hunde, die einen besonderen Platz in meinem Herzen eingenommen haben […]") sowie die außerordentlich intensive Zeichnung von Camillas Charakter, dass ihr Herz voller Liebe für alle Fellnasen ist und dass sie sehr wohl um deren individuelle Unterschiede weiß.

Zu den Figuren:

Theo meidet andere Menschen. Gut möglich, dass viele Celebrities unseres realen Lebens seine Einstellung im Hinblick auf neue Bekanntschaften teilen bzw. ähnliche Erfahrungen gemacht haben - wenn man im Rampenlicht steht (ob gewollt oder nicht), muss man leider stets auf der Hut sein. Private Informationen landen ruck, zuck in der Presse, wenn man den falschen Personen vertraut. Ich stelle mir das auf Dauer unheimlich ermüdend und frustrierend vor, sich bei jedem Menschen fragen zu müssen: 'Interessierst du dich wirklich für MICH - oder nur für meinen Namen, mein Image, meine Connections, mein Geld … kurzum: für den Nutzen, den du aus mir ziehen kannst?' Theos abwehrende Haltung konnte ich daher absolut nachvollziehen. Jedes Mal, wenn er "überhaupt nur in Erwägung zog, einer Person außerhalb seiner Familie zu vertrauen, wurde er hintergangen. Die Aussicht auf fünf Minuten Ruhm […] für eine skandalöse Story war immer reizvoller als Theo selbst. Er hatte diese Lektion mehrfach lernen müssen. […] Isla mochte Sonnenschein und Licht sein, aber das bedeutete nicht, dass er ihr vertrauen konnte."

Isla, die sich rührend um ihre jüngere Schwester kümmert und alles daran setzt, deren Traum von einer Karriere als Balletttänzerin wahr werden zu lassen, war mir total sympathisch. Mal ganz abgesehen davon, dass sie in meinen Augen völlig zu Unrecht ins berufliche Abseits geraten war, fand ich ihre optimistische Lebenseinstellung bewundernswert.

Mein Highlight war natürlich Camilla! Die kleine willensstarke, exzentrisch-dominante Dackeldame trauert um ihr Frauchen. Da nützt auch all der Luxus nichts. Es las sich soooo goldig, wie sie nach und nach langsam wieder Vertrauen in ihr Umfeld fasste!

Stefanie London schreibt herrlich peppig - humorvoll, lebensnah, ausdrucksstark; insbesondere Camillas Eskapaden haben mich köstlich amüsiert. Die romantische Annäherung zwischen den zwei menschlichen Hauptfiguren empfand ich als ganz okay, auf jeden Fall überzeugend, aber von diesem Werk wird mir nun mal vor allem das entzückende Dackelchen in Erinnerung bleiben. Und: Ich habe obendrein etwas gelernt, nämlich die PECH-Regel (Pause, Eis, Compression, Hochlagern) für die Behandlung von Muskel- und Gelenkverletzungen.

𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 4.5 ✰ ✰ ✰ ✰
Wer unterhaltsame, moderne Liebesromane inklusive tierischer Protagonisten mag, wird diese Geschichte lieben!

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Veröffentlicht am 18.09.2022

Highlight!!

Wer mit den Toten spricht
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"Für Cassie war die Leichenhalle ein Schattenland, in dem ihre Schützlinge in einer Art Schwebezustand zwischen Leben und Tod verharrten. Objektiv betrachtet hatte sie mit dem Übernatürlichen nichts am ...

"Für Cassie war die Leichenhalle ein Schattenland, in dem ihre Schützlinge in einer Art Schwebezustand zwischen Leben und Tod verharrten. Objektiv betrachtet hatte sie mit dem Übernatürlichen nichts am Hut, und doch gab es da eine irrationale Ecke in ihr, in der sie daran glaubte, dass die Toten ihre Worte hören konnten. Und dass sie hin und wieder sogar antworteten."

Da "Tote schweigen nie" ein absolutes Highlight für mich gewesen war, hatte ich mit großer Spannung auf die Fortsetzung von A. K. Turners Reihe 'Raven & Flyte ermitteln' hingefiebert - und ich wurde nicht enttäuscht! Der lang ersehnte Band 2, "Wer mit den Toten spricht", ist sogar noch mitreißender als der ohnehin schon brillant geschriebene Reihenauftakt! Ich. Bin. Restlos. Begeistert!!

Für mich war überdeutlich, dass hier ein Profi am Werke war: Die Autorin dreht schließlich True Crime-Dokumentationen fürs Fernsehen und kennt sich somit bestens aus in Sachen Plot, Fachbegriffe, Figurenzeichnung und Spannungsaufbau - das spürte ich in jeder Zeile, fühlte mich während der Lektüre wie in einem Film gefangen und legte das Buch nur äußerst zähneknirschend zur Seite, wann immer eine Leseunterbrechung nicht abwendbar war. Am liebsten hätte ich mich einen ganzen Tag lang eingeigelt und das Werk in einem Rutsch durchgelesen!

Der Schreibstil hat mich umgehauen, er strotzt geradezu vor Authentizität und Lebensnähe. Ich wusste ja bereits, wie überzeugend und einnehmend Turner schreibt, aber mit diesem für Cassie überaus persönlichen Fall hat sie sich selbst übertroffen. Auch die auf andere Menschen oft unterkühlt und penibel wirkende DS Flyte lernen wir noch intensiver kennen. Jene hübsche junge Polizistin war aufgrund ihrer streng auf die Einhaltung von Regeln pochenden, "stockkonservativen" Arbeitsweise zunächst nur belächelt und kaum ernstgenommen worden, doch mittlerweile hat sie sich den Respekt vom (größtenteils männlichen) Kollegium erarbeitet. Sie lebt für ihren Job, und das ist nicht nur eine Phrase; die Arbeit ist tatsächlich ihr Leben - alles, was ihr noch geblieben ist. Phyllida steckt mitten in der Verarbeitung eines traumatischen Erlebnisses und am liebsten hätte ich sie hin und wieder mal kurz in den Arm genommen. Die Dynamik zwischen ihr und Cassie ist einfach genial!

Bereits in den ersten Kapiteln rührte mich die Autorin zu Tränen, kein Scherz. Aus ermittlungstechnischer Sicht ist die pathologische Arbeit unheimlich interessant - immerhin bedeutet jeder Leichnam ein weiteres Rätsel, das es zu lösen gilt. Doch die menschliche Komponente darf nicht unterschätzt werden, denn jeder Leichnam steht auch dafür, dass für die Angehörigen der oder des Verstorbenen gerade eine Welt zusammenbricht.

"Wenn sie bei einer trauernden Hinterbliebenen […] saß, musste sie oft an den lateinischen Ursprung des förmlichen Begriffs »Kondolenz« denken. Condolere hieß »miteinander leiden«."

Es ging mir enorm ans Herz, mit wie viel Feingefühl und Respekt Cassie ihre "Gäste" (so bezeichnet sie die Toten) behandelt. "Sie nannte sie stets beim Namen, die älteren sogar Mr. oder Mrs. Mit anderen Worten, sie behandelte sie wie lebendige Menschen. […] Mit den Leichen in ihrer Obhut zu sprechen, war ihr immer ganz natürlich vorgekommen."

Die street smarte wie auch medizinisch belesene, scharfsinnige Cassie ist eine meiner liebsten Romanfiguren ever, ich finde sie so faszinierend! Sie geht viel aus, bewahrt jedoch trotz Alkohol (und einem gelegentlichen Joint) immer einen kühlen Kopf, wirkt einschüchternd, ist im Grunde aber der warmherzigste Mensch überhaupt, kombiniert rasend schnell, allerdings ohne andere Personen voreilig zu verurteilen. Rein optisch erinnert sie mich übrigens an Abby Sciuto aus der Serie NCIS (welche witzigerweise ebenfalls eine Forensik-Spezialistin ist). Herrlich: Das Geplänkel mit ihrer polnischen Großmutter Weronika!

Taktvoll und behutsam steht Cassie allen Hinterbliebenen im Moment größter Trauer zur Seite.

"Cassie verstand - sie nahm vor einem Besuch von Angehörigen jedes Mal ihre Gesichtspiercings heraus und kämmte ihr schwarzgefärbtes Haar so, dass es den hochrasierten Undercut verdeckte. Obgleich sie den ganz krassen Goth-Look heruntergefahren hatte […], war ihr klar, dass sich manche Menschen an ihrem Aussehen stießen. Das Letzte, was sie wollte, war, irgendjemanden mit so etwas zu verstören - bei allem, was derjenige gerade durchmachen musste."

Das Cover ist ein richtiger Hingucker und passt perfekt zur Gestaltung des Vorgängerwerkes. Ich liebe die kräftig leuchtenden Farben! Wie wohl Band 3 aussehen wird? - Selbst wenn es eine gänzlich coverfreie, lose Blättersammlung wäre: Hauptsache, die nächste Raven-&-Flyte-Story erscheint BALD - ich brauche dringend Nachschub!!

𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Wow, just wow! Lasst euch diese authentische, emotional packende Reihe auf gar keinen Fall entgehen! Unbedingte Leseempfehlung für alle Thriller-Liebhaber:innen sowie Fans von Forensik- und/oder (True-)Crime-Serien!

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