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Veröffentlicht am 07.04.2018

Mord ist keine Kamelle

Spreewaldrache (Ein-Fall-für-Klaudia-Wagner 3)
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Teambildende Maßnahmen können schon was Schönes sein, wenn man nicht gerade mit seinen Kollegen zum Wursten eingeteilt wird. Kaum hat sich KOM Klaudia Wagner gewünscht doch eher ermitteln zu dürfen, als ...

Teambildende Maßnahmen können schon was Schönes sein, wenn man nicht gerade mit seinen Kollegen zum Wursten eingeteilt wird. Kaum hat sich KOM Klaudia Wagner gewünscht doch eher ermitteln zu dürfen, als zu wursten, da werden sie und ihre Kollegen zu einer Datsche gerufen. Dort finden sie einen jungen Mann, der zusammengeschlagen wurde. Auf einer angrenzenden Wiese findet gerade ein Techno-Festival statt. Besteht hier eine Verbindung? Der junge Mann überlebt schwer verletzt und kann sich an nichts erinnern. Oder will er nicht?
Ein paar Tage später wird in einer anderen Datsche ganz in der Nähe ein toter Obdachloser gefunden.
KOM Klaudia Wagner und ihre Kollegen ermitteln fieberhaft und Klaudia stößt auf einen Streit zwischen zwei Kahnführer-Familien, der schon seit vielen Jahren schwelt.

Dies ist schon der 3. Fall für die Kripo Lübben, bei dem ich Klaudia und ihren Kollegen Frank, Thang, Wiebke, Demel und natürlich PH bei der Ermittlung über die Schulter schauen darf. Es ist immer wieder schön, alte Bekannte zu treffen, wie den alten Kahnführer Schiebschick, der in seinem hohen Alter immer noch die Fließe entlang stakt. Ich finde es toll, dass ich mir auch diesmal die handelnden Personen sehr gut vorstellen kann und ihnen sehr nahe bin. Die persönlichen Probleme der Kommissare treten hier in den Hintergrund bzw. werden nur kurz angerissen, was mir persönlich sehr gut gefällt. Ich mag es zwar, wenn ich die Personen auch im Privaten kennenlerne, doch es darf nicht überhand nehmen.
Die 77 teils kurzen Kapitel lassen sich leicht und flüssig lesen und das Flair des Spreewaldes mit seinen Fließen, Datschen und auch den Menschen ist sehr gut eingefangen und wiedergegeben. Ich habe mich dort auch diesmal wieder richtig wohl gefühlt.
Die Spannung kommt mir in diesem Fall etwas zu kurz. Sie flackert zwar schon im Prolog, der im Jahr 1993 spielt, auf, kann sich aber dann nicht steigern bzw. halten. Vielleicht liegt es an den dauernden Erzählsprüngen, an den vielen Frauen, die hier mitspielen, Jana, Marianne, Mandy - oft nur als "sie" bezeichnet, wobei ich Mühe hatte, zu erruieren, wer nun wer ist. Oder an Verwicklungen, die sich zwar aufklären, mich aber leider diesmal nicht ganz überzeugt haben.
Im Laufe der Geschichte verstehe ich immer besser, was wirklich 1993 geschehen ist. Und es wird hier sehr gut dargestellt, dass Polizeiarbeit nicht immer die komplette Aufklärung beinhaltet, sondern dass es immer wieder vorkommt, dass man den Beschuldigten nicht alles nachweisen kann.
Wieder ein Krimi aus dem Spreewald, der mich sehr gut unterhalten hat und der diesmal von mir mit 4 von 5 Sternen bedacht wird.

Veröffentlicht am 02.01.2018

Kein Lesestoff für zarte Gemüter

Lilith
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Anna und Max Gavaldo leben mit ihrer Tochter Katharina in einem tollen Haus am Starnberger See. Anna hat vor vielen Jahren ihre Schwester durch einen Psychopathen verloren und wurde selbst durch ihn körperlich ...

Anna und Max Gavaldo leben mit ihrer Tochter Katharina in einem tollen Haus am Starnberger See. Anna hat vor vielen Jahren ihre Schwester durch einen Psychopathen verloren und wurde selbst durch ihn körperlich und vor allem seelisch verletzt. Anna schien dieses Kapitel ihres Lebens gut verdaut zu haben und freut sich auf ihr zweites Kind als ihre Ängste, die nicht unbegründet scheinen, von neuem beginnen. Tochter Katharina hat das zweite Gesicht, wird zusehens aggresiver, unumgänglicher, hat Visionen und kann Kontakt mit Toten aufnehmen. Als sie Baan, einen jungen Mann aus Brasilien kennenlernt, verliebt sie sich sofort in ihn. Sie kann nicht ahnen, welch grausames Spiel er spielt.

Ich war von "Eiskalte Umarmung" ja schon so begeistert, also musste ich einfach wissen, wie es mit Anna Gavaldo und ihrer Familie weiter geht. Ich denke, man kann dieses Buch aber auch ohne den Kenntnissen aus den Vorgängerbänden lesen.

Astrid Korten nimmt mich von Anfang an mit ihrem leichten flüssigen Schreibstil gefangen. Sie schafft es in kürzester Zeit meine Gänsehaut zu stabilisieren, mein Kopfkino muss ich hier und da ausschaltren, weil ich die Entsetzlichkeiten nicht auch noch sehen will. Sie schreibt aber auch sehr einfühlsam und vor allem sehr gut vorstell- und nachvollziehbar. Sie weckt in mir die verschiedensten Emotionen und ich kann mich voll auf Katharina, Anna und Baan einlassen. Und sie hat es wieder geschafft mich auf eine Fährte zu setzen, die im Nichts endete. Ich habe sehr lange immer wieder an den Hausmeister gedacht.

Da ich einige der Protagonisten schon kannte, war es für mich leicht in die Geschichte hinein zu finden. Ich fand es schön, dass Anna sich so gut von ihren Erlebnissen erholt hat und war entsetzt, als alles wieder von vorne zu beginnen scheint. Die Tagebucheinträge haben mich schockiert; die Gedanken und vor allem die Taten des neuen Psychopathen haben mir Schauer über den Rücken gejagt.

Allein die gegensätzlichen Vorstellungen von Mutter und Tochter: Für Anna ist Mord nach einer abscheulichen Tat ein Verbrechen; für Katharina ist dieser Tod dann eine Erlösung. Beide Ansichten bieten viel Raum zum diskutieren und nachdenken.

Astrid Korten ist auch diesmal wieder ein Thriller gelungen, bei dem ich tief in die seelischen Abgründe der Menschen blicken durfte. Ich war schockiert und gefesselt, manchmal erstaunt, manchmal ratlos, aber immer allerbestens unterhalten.

Veröffentlicht am 29.11.2017

Kriminelle Weihnachtsgeschichten - spannend und intensiv

Kerzen, Killer, Krippenspiel
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Kerzen, Killer, Krippenspiel ist bereits das 7. Weihnachtskrimibuch, in dem die verschiedensten Autorinnen und Autoren verteilt über ganz Deutschland ihre kriminellen Weihnachtsgeschichten veröffentlichen. ...

Kerzen, Killer, Krippenspiel ist bereits das 7. Weihnachtskrimibuch, in dem die verschiedensten Autorinnen und Autoren verteilt über ganz Deutschland ihre kriminellen Weihnachtsgeschichten veröffentlichen.
Wie man auf der Karte am Anfang des Buches sieht, ziehen sich die Weihnachtsmorde durch die ganze Republik. Z.B. von Sylt über Langeoog, nach Hamburg, Berlin, Bielefeld, Köln, Gießen, Limburg, Bayreuth, München bis ins schweizerische St. Gallener Oberland.
Egal, ob es um die letzte freie Grabstelle im Familiengrab, den Weihnachtsmann Hinnerk der sich bei einem Sturz das Genick bricht, um einen Streit zwischen Taubenzüchtern bzw. Weihnachtsmännern, um eine Verwechslung im Pillendöschen, um außergewöhnliche Diamanten, ein junger Mann die Weihnachtsgeschichte umschreiben will, Herbert an einem Lebkuchen das Zeitliche segnet – immer spielen die Geschichten in der Vorweihnachtszeit und nehmen ein schlimmes Ende.
22 Autorinnen und Autoren und zwei Autorenduos haben sich wieder Gedanken rund um das kriminalistische Weihnachtsfest gemacht und mich dabei richtig gut unterhalten.
Im Glossar werden einige Begriffe erklärt und in der Vitae stellen sich dem Leser die Autorinnen und Autoren vor.
Wer anstatt stille Weihnachten mehr auf kriminelle Weihnachten steht, ist hier absolut richtig.

Veröffentlicht am 13.05.2017

Spannende irische Geschichten

Mord in Cork
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Hauptkommissar Michel Tischler aus Nürnberg besucht im Rahmen des deutsch-irischen Austauschprogrammes seinen Kollegen und Freund Daniel Cerigh in Cork. Gleich am ersten Tag gibt es für Cerigh und Tischler ...

Hauptkommissar Michel Tischler aus Nürnberg besucht im Rahmen des deutsch-irischen Austauschprogrammes seinen Kollegen und Freund Daniel Cerigh in Cork. Gleich am ersten Tag gibt es für Cerigh und Tischler den ersten Fall. Im Schloss Blackrock Castle wurde ein Toter gefunden. Als die Kommissare eintreffen ist die Leiche verschwunden und taucht plötzlich im Innenhof wieder auf. Wie kam sie dorthin? Schlag auf Schlag haben die Kommissare zu tun und es tun sich viele Fragen auf, die aber schnell gelöst werden können.
Warum wurde Victoria Delany in ihrem Hotelzimmer erschossen? Wohin und warum ist eine junge Frau nach einer Party verschwunden? Wer ist die junge Studentin, die erschossen auf dem Rasen am Campus liegt? Was hat es mit dem toten Boxer bei dem Charity-Boxkampf auf sich? Und warum mussten 2 junge russische Prostituierte sterben?
Und bei soviel aufregenden Fällen braucht man immer wieder ein Guinness.

Trotz der vielen aufzuklärenden Fälle haben Michael und Daniel Zeit, sich Land, Leute und Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Diese werden sehr anschaulich in kurzen Kapiteln direkt an den jeweils behandelten Fall beschrieben und erklärt. Ich bekomme einen kleinen Ausblick über die irische Geschichte, erfahre einiges über typisch irische Instrumente, über den Umgang der Iren mit dem Tod, über den Links- und Rechtsverkehr, über Ginster, Pubs und die dort zu bekommenden Getränke, die Piratin Grace O´Malley, irische Symbole und vieles mehr, und vor allem die irische Küche mit vielen Rezepten.

Ich fand es sehr interessant, nicht nur die vielen verschiedenen Fälle aufzuklären. Besonders haben mir die Einblicke ins irische Leben, die Getränkekultur und die Küche gefallen. Man merkt, dass die Autorin etliche Monate in diesem tollen Land gelebt hat, und sie versteht es, ihre Erfahrungen in diesem Buch auszudrücken.

Eine spannende Lektüre mit 17 verschiedenen Kriminalfällen, die gleichzeitig Lust macht, Irland und im besonderen Cork einmal zu besuchen. Beim Lesen war ich sehr gerne dort.

Veröffentlicht am 23.03.2017

Es ist nie zu spät

Meer Liebe auf Sylt
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Mein Lieblingszitat aus der Geschichte auf S. 186:
Kleinen Kindern gibt man Wurzeln und großen schenkt man Flügel.

Will Marcus sie verlassen? Hat er eine Andere? Um das heraus zu finden, reist Alexandra ...

Mein Lieblingszitat aus der Geschichte auf S. 186:
Kleinen Kindern gibt man Wurzeln und großen schenkt man Flügel.

Will Marcus sie verlassen? Hat er eine Andere? Um das heraus zu finden, reist Alexandra Reinhardt ihrem Mann nach New York nach. Auf die 2-jährige Tochter Emma sollen in der Zeit die beiden Omas aufpassen. Auch Schwester Jana wird mit ins Boot geholt. Die kleine Emma schafft es immer wieder, die drei richtig auf Trab zu halten.

Unterhaltung und Witz wird schon durch die Unterschiedlichkeit der beiden Omas garantiert: Henrietta, Chefredakteurin einer großen Frauenzeitschrift, die absolute Karrierefrau und immer topmodisch gestylt. Ulla, Esotherikerin aus vollem Herzen , unrasiert von Kopf bis Fuß und eine Anhängerin des Nachzbadens. Meine Mundwinkel sind fast ständig nach oben gezogen, wenn ich von dem immer wieder erschrockenen Gesichtsausdruck von Henriette lese und beide in meinem Kopfkino durchs Bild huschen. Der kleinen Emma dagegen sind diese Äußerlichkeiten wurscht. Sie liebt ihre beiden Omas ohne wenn und aber.

Mir gefallen die feinsinnigen Gespräche, die die beiden Frauen führen, wie sie sich gaaaanz langsam annähern und jeder der anderen ihren Raum gibt. Ihre Muster und Gesetze, in denen beide leben, fangen an sich zu lockern bzw. aufzulösen.

Und das alles spielt vor der wunderschönen Kulisse der Insel Sylt. Bei den Beschreibungen bekommt man Lust auf Sommerurlaub. Sylt steht ab sofort auch auf meiner „will ich noch hin“-Liste.

Sympathische Charaktäre, eine wunderschöne Sommerkulisse, eine insgesamt humorvolle Geschichte und eine wunderbare Wandlung und Annäherung zweier Frauen – ich hatte ein paar ausgesprochen schöne Lesestunden.