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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.03.2017

Langsam wird´s fad

Weißwurstconnection
1

Unruhe im neuem Super-Spa-Hotel Heimatwinkel in Niederkaltenkirchen, als der Gast von Zimmer einhundertunddrei Manuel Degen von einem Zimmermädchen tot in der Badewanne gefunden wird. Da Kommissar Franz ...

Unruhe im neuem Super-Spa-Hotel Heimatwinkel in Niederkaltenkirchen, als der Gast von Zimmer einhundertunddrei Manuel Degen von einem Zimmermädchen tot in der Badewanne gefunden wird. Da Kommissar Franz Eberhofer mit seinen Ermittlungen allein nicht weiter kommt, engagiert er kurzum seinen Spezl und Privatdetektiv Rudi Birkenberger. Trotz der Zusammenarbeit dauert es dem Bürgermeister des kleinen Ortes aber immer noch zu lange, bis ein Ergebnis vorzuweisen ist. Und das fällt so ganz anders aus, wie es sich Franz und Rudi gedacht haben.

Es ist wie nachhause kommen und gute Freunde besuchen, wenn ich mit dem Lesen der Geschichten aus Niederkaltenkirchen beginne. Franz, seine Freundin Susi mit dem gemeinsamen Söhnchen Paul; sein Bruder Leopold mit Frau Panida und Töchterchen "Sushi", und Oma Leni – alle habe ich seit einigen Jahren schon in mein Herz geschlossen. Wenn ich dort in Wolfis Kneipe den Metzger Simmerl und den Gas-Wasser-Heizungspfuscher Flötzinger treffe, fühle ich mich wie daheim. Jeder von Ihnen hat sein Päckchen zu tragen, aber kiener lässt sich unterkriegen. Ob ich mit der neuen Bedienung Sanni anfreunden kann, werden wir noch sehen.

Zum Schluss gibt es auch wieder ein paar Rezepte aus Omas Kochbuch zum Nachkochen und ein Glossar, wo einige bayerische Begriffe erklärt werden.

Trotz allem bin ich von den Geschichten aus Niederkaltenkirchen nicht mehr so begeistert wie am Anfang. Der zu lösende Kriminalfall konnte mich nicht mehr begeistern, die privaten Probleme gleiten langsam ins langweilige ab. Irgendwie tut sich nichts mehr – und das finde ich schade.

Veröffentlicht am 26.02.2017

Ergreifend, verstörend - Erinnerungen, die jeder lesen sollte

Der letzte Überlebende
1

Geboren am 01.09.1926 in dem kleinen Städtchen Bedzin in Oberschlesien, als Sohn einer jüdischen Familie, erzählt Szlamek, heute Sam, Pivnik aus seiner eher sorglosen Kindheit. Besonders die Ferien bei ...

Geboren am 01.09.1926 in dem kleinen Städtchen Bedzin in Oberschlesien, als Sohn einer jüdischen Familie, erzählt Szlamek, heute Sam, Pivnik aus seiner eher sorglosen Kindheit. Besonders die Ferien bei seinen Verwandten in Loslau, die er als „Garten Eden“ bezeichnet sind ihm gut in Erinnerung geblieben. An seinem 13. Geburtstag ändert sich alles: die Deutschen marschieren in Polen ein. Nach kurzer Zeit wird er mit seiner Familie in ein Ghetto verbracht: auf einen Hügel namens Kamionka. Einen Monat vor seinem 17. Geburtstag werden die Juden aus Bedzin zum Bahnhof getrieben und in einen Zug nach Auschwitz-Birkenau gestopft. Nun beginnt für ihn der Kampf ums Überleben…

Ich habe schon viel über die Greuel des Krieges, insbesondere der Judenverfolgung gehört und gelesen. Durch seine Geschichte, die Sam Pivnik hier in der Ich-Form erzählt, bin ich aber so nah dran an den Geschehnissen, dass ich immer wieder kleine Pausen einlegen musste, um das Gelesene zu verdauen. Besonders hat es mich entsetzt, wie seine Mutter wie eine Löwin um ihre Kinder kämpft, diesen Kampf jedoch verliert. Die Gefühle, die in Sam gewütet haben, als seine fast blinde Großmutter weggeführt wurde, will ich mir gar nicht vorstellen. Nur eine Daumenbewegung in einem weißen Handschuh nach rechts oder links entscheidet über Leben oder Tod.

Aber Sam hat das, wenn man es überhaupt so nennen kann, Glück auf seiner Seite. Insgesamt 14 x wäre ein Weiterleben fast an ihm vorbei gegangen. Aber er schafft es immer wieder weiter zu machen, weiter zu leben. Von Auschwitz zum Bergwerk Fürstengrube, wo er an einer Execution teilnehmen musste; der Todesmarsch nach Ostholstein, bis er zusammen mit 5 weiteren Juden nach dem Brand auf der MS Cap Arcona gerettet wurde. Ereignisse, die bei anderen Menschen für ein ganzes Leben oder mehr reichen, ereilen hier einen Menschen innerhalb von 5 Jahren.

Die Fotos in der Mitte des Buches machen schmerzhaft bewusst, dass dieses Personen, bis auf Sam Pivnik, das Massaker des Völkermordes an den Juden nicht überlebt haben.

Das Buch hat mich ergriffen, tief berührt und betroffen gemacht. Und ich hoffe, dass es noch viele Menschen lesen werden.

Veröffentlicht am 20.01.2017

Gute kriminelle Unterhaltung

Fastenopfer
1

Aschermittwoch in Altötting. Nach einem mehr als feucht-fröhlichen Karnevalsausklang erwacht Kriminalberkommissar Max Kramer in seinem Bett etwas ungläubig neben der Staatsanwältin. Er kommt aber sofort ...

Aschermittwoch in Altötting. Nach einem mehr als feucht-fröhlichen Karnevalsausklang erwacht Kriminalberkommissar Max Kramer in seinem Bett etwas ungläubig neben der Staatsanwältin. Er kommt aber sofort zu sich, als ihm sein Kollege Kriminalhauptkommissar Fritz Fäustl mitteilt, dass es in Altötting einen Toten gibt. Unter dem Gemälde von Graf Tilly in der Kapelladministration ist Benefiztums-Verwalter Rainer Schutt-Novotny an seinem Arbeitsplatz mit einem Messer im Bauch gefunden worden. Es bleibt den Ermittlern also keine Zeit die Nachwehen der vergangenen Nacht auszukurieren.

Der locker-leichte, humorige Schreibstil macht es mir leicht, in die Geschichte hinein zu finden. Die beiden Kommissare passen als Team gut zueinander. Manchmal etwas begriffsstutzig, aber immer sehr bemüht, saugen sie die Informationen, die nicht allzu üppig sind, auf und ich hatte manchmal den Eindruck, dass ich mit meinen Recherchen weiter bin, als die Beiden. Trotzdem schaffen sie es die Spuren richtig zu deuten und dem Mörder endlich auf die Spur zu kommen.

Bei den bayrischen Ausdrücken, die hier und da ganz leicht und für Jedermann verständlich einfließen, macht sich ein angenehmer Lokalkolorit breit. Dazu tragen auch die Beschreibungen von Altötting bei.

Die Protagonisten lerne ich im Laufe der Geschichte immer besser kennen, da sie farbig und genau gezeichnet sind. Besonders gefällt mir die Novizin Maria-Evita, die ehemalige Freundin von Kommissar Kramer, die trotz Klosterlebens auf Nougatschoki steht und PunkRock hört. Auch die Haushälterin von Monsignore Joseph Hirlinger, Petronilla Schosi, hat sich mit ihrer schroffen Art schnell in mein Herz geschlichen. Auch die anderen Personen haben ihre guten und schlechten Seiten, nehmen es mit der Wahrheit nicht so genau und sind somit sehr menschlich.

Die Geschichte baut sich mit einer gewissen Spannung von Anfang an schlüssig auf, bringt einige Wendungen zutage und löst sich nachvollziehbar auf. Zwischendurch gibt mir der Autor mit kleinen Andeutungen Rätsel auf, die sich nach und nach auflösen.

Wer einen superspannenden Krimi zum Nägelkauen (wie Kommissar Kramer) sucht, der ist hier nicht richtig. Wer sich durch einen Krimi sehr gut unterhalten lassen und einige interessante Lesestunden haben möchte, der sollte dieses Buch lesen.

Veröffentlicht am 15.10.2016

Die Sehnsucht nach der Freiheit des Denkens

Duft nach Weiß
1

Bisher kannte ich von der Autorin nur einen Krimi, dessen Handlung hier ganz in meiner Nähe spielt. Daher war ich sehr gespannt auf ihren Roman aus einem ganz anderen Land mit Bezug auf München. Ich muss ...

Bisher kannte ich von der Autorin nur einen Krimi, dessen Handlung hier ganz in meiner Nähe spielt. Daher war ich sehr gespannt auf ihren Roman aus einem ganz anderen Land mit Bezug auf München. Ich muss sagen, ich habe diesen Ausflug nicht bereut – ganz im Gegenteil. Ich habe ein ganz besonderes Buch gelesen, das mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Anelija Lulewa ist noch sehr jung, als es ihre Mutter von Bulgarien nach Deutschland zieht. Sie wächst bei ihren beiden Babas auf, ist sehr gut in der Schule, lernt deutsch und flieht mit 17 Jahren auf einem Pflaumenlaster ebenfalls in die Bundesrepublik. Immer in Erinnerung die Briefe auf blütemweißen Papier, die ihre Mutter aus der Ferne geschrieben hat.
Wenn Anelija ihrem Freund Enno von ihrer Kindheit bis zur Flucht aus ihrem kleinen Heimatort erzählt, bin ich mittendrin in der Geschichte. Manche Dinge, von denen Anelija berichtet, sind für mich, die ich hier doch in einem gewissen Wohlstand aufgewachsen bin, fast nicht nachvollziehbar. Die Wissbegierigkeit, die Freude am Leben, die Kargheit in diesem kleinen Dorf, der enge Familienzusammenhalt, das Leid und die nachvollziehbare Angst der beiden Babas um ihre Anelija, aber auch die Menschlichkeit beschreibt die Autorin so echt und lebensnah, dass ich an manchen Stellen Gänsehaut hatte.
Die Geschichte besteht aber nicht nur aus dem Leben von Anelija, sondern betrachtet auch die Geschehnisse in Bulgariens Regierung um den Staatschef Todor Schiwkow und den bulgarischen bzw. russischen Geheimdienst. Das Leben des bulgarischen Schriftsteller Georgi Markow, Staatsfeind und Dissident, der nach London emigriert um dort seine Bücher veröffentlichen zu können, wird in kursiver Schrift dargestellt. An die Berichterstattungen des Regenschirmattentates, dem er 1978 zum Opfer fiel, kann ich mich sogar noch erinnern.
Durch die vor den einzelnen Kapiteln angegebenen Jahreszahlen weiß ich immer genau, wo ich mit Anelija oder Georgi gerade bin. Diese beiden Protagonisten sind mir, neben Großmutter und Urgroßmutter, ganz besonders ans Herz gewachsen. Aber auch Enno, der sich rührend um seine Anelija kümmert, mag ich sehr gerne.
Ich habe einen sehr einfühlsamen, anrührenden, spannenden und, wie ich finde, sehr gut recherchierten Roman gelesen. Danke Stefanie Gregg für dieses tolle Buch.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mord im bayerischen Hinterland

Der Semmelkönig. Ein Krimi aus Bayern
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Bad Berging im bayerischen Hinterland ist eine verschlafene Kleinstadt. Die Polizei hat nicht all zuviel zutun. Hierher verschlägt es den Celler Polizisten Hannes Petersen im Rahmen eines Austausches Nord/Süd. ...

Bad Berging im bayerischen Hinterland ist eine verschlafene Kleinstadt. Die Polizei hat nicht all zuviel zutun. Hierher verschlägt es den Celler Polizisten Hannes Petersen im Rahmen eines Austausches Nord/Süd. Aber schon an seinem ersten Arbeitstaghallt es aus den Kehlen der Kindergartenkinder, die im Märchenwald stromern: Die Hex ist tot. Man findet die Kindergarten-praktikantin Heidi im Rotkäppchenkostüm und Reizwäsche tot aus. Bald darauf geschieht ein zweiter Mord und eine Entführung wird bekannt. Die Kommissare Maus und Petersen mit ihrem Team beginnen zu ermitteln...


Nachdem ich nun diesen Krimi aus Bayern gelesen habe, kann ich sehr gut verstehen, warum die Leselupen-Jury dieses Manuskript sofort angenom-men hat. Das Erstlingswerk von Katja Hirschel hat auch mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt, teilweise amüsiert und insgesamt sehr gut unterhalten. Ich konnte kaum mit Lesen aufhören, weil viele der teils kleinen Kapitel zum Schluss Fragen aufwerfen, die ich unbedingt noch beantwortet haben wollte. So habe ich dieses Buch in einem Rutsch durchgelesen.

Ausgehend von dem Mord an einer Kindergarten-Praktikantin entwickeln sich immer mehr Spuren und Verwicklungen und neue Opfer kommen hinzu. Ich war mir immer wieder mal sicher, jetzt den oder die Schuldige/n gefunden zu haben. Aber ich wurde eines besseren belehrt. Spannend bis zur letzten Seite und vor allem schlüssig haben sich dann doch noch alle meine Fragen und Vermutungen gelöst.

Der lässig, locker Schreibstil und die immer wieder einfließenden bayerischen Sätze machen die Geschichte für mich zu einem sommerlich leichten Lesegenuss. Die Personen werden im Laufe des Buches immer plastischer und ich kann sie mir sehr gut vorstellen. Und auch die Geschehnisse im Wald (ich will auch so eine Hütte!!!) kann ich mir dank der gezielten Beschreibungen sehr gut vorstellen.

Mein Kopfkino hat rotiert.

Mit der doch ziemlich kleinen Schrift hatte ich anfangs meine Probleme, aber hieran haben sich meine Augen doch schnell gewöhnt.

Sehr gut gefällt mir das Lesezeichen, auf dem die handelnden Personen alle nochmal aufgeführt sind. Da es sooo viele sind, habe ich diesen Spicker gerne hin und wieder benutzt. Anstatt am Schluss der Geschichte nochmal alle Personen aufzuführen - hier habe ich ja das Lesezeichen - könnte man hier vielleicht für die Leser, die der bayerischen Sprache absolut nicht zugetan sind, einige bayerische Begriffe "übersetzen".


FAZIT:
Ich habe einen spannenden, humorvollen bayerischen Krimi gelesen, den ich allen Lesern empfehlen kann, die es mal nicht ganz so blutrünstig wollen.

Für mich ein absoluter Lesegenuss!