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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.10.2017

Emotionale Lebensgeschichte

Und immer kommt ein neuer Morgen
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Und immer kommt eine neuer Morgen" ist ein sehr offener und ehrlicher Roman von Matthes, der im Leben materiell viel erreicht, aber trotzdem bis an sein Lebensende immer ein „Suchender“ bleibt.
Der Protagonist ...

Und immer kommt eine neuer Morgen" ist ein sehr offener und ehrlicher Roman von Matthes, der im Leben materiell viel erreicht, aber trotzdem bis an sein Lebensende immer ein „Suchender“ bleibt.
Der Protagonist Matthes, geboren 1926 in einem kleinen Dorf, erzählt dem Leser flüssig und fesselnd geschrieben seine Kindheit, seine Erinnerungen an die dunkle Zeit des Nationalsozialismus, die Nachkriegszeit, die Zeit des Wirtschaftswunders, gespickt mit vielen interessanten Details unserer deutschen Geschichte, die wie selbstverständlich in die Handlung mit einfließen. Er erzählt schonungslos offen von seiner großen Liebe, der Flucht aus der sowjetischen Besatzungszone und wie er sich und seiner Familie trotz einiger Widerstände und Hürden, die das Leben für jeden von uns bereithält, ein Nest baut – ein Nest, das zwar rundum gepolstert ist, indem aber etwas Wesentliches fehlt – die Liebe. Das Thema zieht sich wie ein roter Faden durch den Roman, er ist und bleibt bis zu seinem Tod ein Mensch, der ständig auf der Suche danach ist.
Seit Mattes im Seniorenheim ist, kann er alles nochmal Revue passieren lassen und er stellt für sich fest, dass er viele Fehler gemacht hat, Fehler, die er nun nicht mehr ausmerzen kann – zu viel ist zerbrochen – einerseits durch sein Schweigen, aber auch durch falsche Scham und Stolz. Er beschreibt, wie oft er geschwiegen hat, aus Angst, seine Gefühle zu offenbaren, aus Angst vor Zurückweisung, aus Angst, Fehler zu machen, aus Angst vor sich selbst.
Der Roman hat mich emotional berührt und zugleich nachdenklich gemacht.

Veröffentlicht am 26.09.2017

Ganz großes Kino

Möge die Stunde kommen
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Nachdem ich alle fünf Teile der Familiensaga um die Cliftons und Barringstons im wahrsten Sinne des Wortes verschlungen habe, dachte ich nicht, dass es noch eine Steigerung gibt….es gibt sie mit dem soeben ...

Nachdem ich alle fünf Teile der Familiensaga um die Cliftons und Barringstons im wahrsten Sinne des Wortes verschlungen habe, dachte ich nicht, dass es noch eine Steigerung gibt….es gibt sie mit dem soeben erschienenen sechsten Teil „Möge die Stunde kommen“.
Emma Clifton gewinnt den von Virgina Fenwick angestrengten Prozess in letzter Minute und bringt sich auf Wunsch ihrer verstorbenen Schwiegermutter Maisi zusätzlich zu ihrem Vorstandsvorsitz ehrenamtlich im Krankenhaus ein, während ihr Mann Harry sich weiter um die Freilassung des in Russland inhaftierten Anatoli Babakow einsetzt. Sebastian findet ein neues Glück in Samantha, doch es ist nicht alles so einfach, wie es scheint. Giles kämpft um seine Liebe Karin, doch was verbirgt sich hinter der Fassade und schlussendlich Virgina, die ewige Intrigantin, die für Geld, Macht und Ansehen wirklich alles tut…
Wie bereits in den Vorgängerromanen sind die Kapitel einzelnen Personen zugeordnet, die im Mittelpunkt des Geschehens agiert. Mit Fingerspitzengefühl verwebt er reale geschichtliche Ereignisse mit fiktiven Teilen, er lässt seine Charaktere mit viel Entwicklungsspielraum reifen. Die Einzelgeschichten der Kapitel werden gekonnt im Gesamtzusammenhang präsentiert, alles ist stimmig und greift ineinander.
Ebenso wie bei den Vorgängerbänden greift Jeffrey Archer die wesentlichen Ereignisse nochmal auf und erleichtert den Einstieg, sofort ist wieder alles präsent und von Beginn an fesselnd, packend und spannend geschrieben, selbst ein Krimi könnte nicht spannender sein.
Der großartige Erzähler beendet diesen Band wie schon gehabt mit „Cliffhangern“, die uns Leser sehnsüchtig auf den im Dezember 2017 erscheinenden finalen Roman warten lassen.

Veröffentlicht am 26.09.2017

Genieß die Zeit, die bleibt

Das Geschenk eines Sommers
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Clara, die Protagonistin des Romans, lebt in München mit ihrem alten, leicht übergewichtigen Kater und hat eine Liaison mit einem verheirateten Mann. Regelmäßig besucht sie ihre Eltern in Berlin und als ...

Clara, die Protagonistin des Romans, lebt in München mit ihrem alten, leicht übergewichtigen Kater und hat eine Liaison mit einem verheirateten Mann. Regelmäßig besucht sie ihre Eltern in Berlin und als sie sich wieder einmal ankündigt, erfährt sie, dass ihre Mutter unheilbar schwer erkrankt ist – Clara lässt alles stehen und liegen, nimmt Urlaub und fährt zu ihren Eltern. Ihre Mutter Ruth möchte einen letzten Sommer in der Uckermark verbringen, wo sie aufgewachsen ist und gemeinsam fahren Mutter und Tochter los…
Die Autorin schreibt leicht und flüssig, nimmt den Leser direkt von Beginn an mit auf diese eine, ganz besondere Reise, die sich hauptsächlich um Mutter und Tochter dreht. Die Charaktere wirken sehr authentisch, Claras Mutter Ruth, die eine Chemotherapie beginnt, diese aber nach schwersten Nebenwirkungen abbricht, Claras Vater, der mit der Diagnose auf seine eigene Art und Weise versucht fertig zu werden, indem er sich zurückzieht und Clara, die zu Beginn versucht, ihre Mutter ein wenig zu bevormunden, es aber schnell lässt, denn Ruth bewahrt trotz der Diagnose ein wenig ihren Sinn für Humor und ihre eigene Art, mit der Situation umzugehen.
Ruth, die seit Jahren nicht mehr in der Uckermark war, möchte ihren Frieden schließen zwischen der Vergangenheit und Clara denkt über ihre Lebenssituation ebenso nach wie ihr Vater, alle zusammen versuchen eine gemeinsame Balance zu finden, zwischen dem Unausweichlichen, dass alle verbindet, was jeder jedoch auf seine eigene Weise und mit seiner eigenen Kraft lösen muss. Jeder ist gefordert, sich auf seine Stärken zu besinnen und zu lernen, mit den Schwächen umzugehen.
Gabriele von Braun hat einen wundervollen Roman geschaffen, der immer genau den Punkt trifft, zwischen einer gewissen Tiefgründigkeit und einer Prise Humor, der sehr realistisch beschreibt, wie unterschiedlich Menschen mit solchen Situationen umgehen.
Es ist ein Roman, der dem Leser zwischen den Zeilen eine wichtige Botschaft vermittelt, dafür einzutreten, das zu tun, was uns glücklich macht und nicht unbedingt das, was wir vielleicht für das Beste halten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charakter
  • Erzählstil
  • Gefühl
  • Thema
Veröffentlicht am 26.09.2017

Beeindruckende Schicksale

Harte Jahre - starke Frauen
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Klappentext: Das Buch erzählt wahre Geschichten aus dem Leben von fünf Südtirolerinnen, beginnend in der Habsburger Monarchie um 1900 bis heute. Unter dem gemeinsamen Hintergrund von Faschismus, Krieg, ...

Klappentext: Das Buch erzählt wahre Geschichten aus dem Leben von fünf Südtirolerinnen, beginnend in der Habsburger Monarchie um 1900 bis heute. Unter dem gemeinsamen Hintergrund von Faschismus, Krieg, Nachkriegszeit und Aufbruch in die Moderne berichten sie ihren Weg durch das 20. Jahrhundert, gezeichnet von schwerer Arbeit, Armut und Unterdrückung, aber auch von Momenten des Glücks, von Kraft und Stärke…

Schon das Cover dieses Buches, eine schwarzweiß Aufnahme einer Bäuerin macht den Leser aufmerksam. Bekleidet mit einer Schürze, die von viel und harter Arbeit erzählt, lächelt sie den Betrachter auf eine eigene zufriedene Art und Weise an.
Alle fünf Geschichten haben eine Gemeinsamkeit, es waren für die Zeit, in der sie lebten, starke Frauen, die teilweise ein schweres Schicksal hatten, oftmals geprägt von einer harten, entbehrungsreichen Kindheit. Die Lebenssituation dieser Frauen war so gänzlich anders als unsere heutige, im Gegensatz zu uns hatten sie keine Möglichkeit, sich frei zu entfalten, ihr Schicksal war mit der Geburt vorbestimmt. Die vorherrschende Meinung war, dass Frauen zu gehorchen hatten und Entscheidungen oftmals erst von den Eltern, später von den Ehemännern getroffen wurden, ohne eigene Einflussnahme.
Was ebenfalls allen Frauen gemein ist, ihre grenzenlose Zuversicht und ihre Unabhängigkeit allen Widrigkeiten zum Trotz ein zufriedenes und glückliches Leben zu führen. Diese Frauen zeichneten sich durch eine Kraft und vor allen Dingen Beharrlichkeit aus, die viele Frauen heute so nicht mehr aufbringen.
Sehr beeindruckt hat mich Toias Geschichte, die mit ihren neunundachtzig Jahren den Lesern einen guten Rat mit auf den Weg gibt, zu schätzen was man hat und nicht unzufrieden durchs Leben zu laufen, immer auf der Suche nach noch mehr.
Die beiden Autorinnen haben sehr beindruckende Geschichten für dieses Buch zusammengetragen, das mich einerseits sehr berührt, andererseits nachdenklich gestimmt hat.

Veröffentlicht am 21.09.2017

Zigeuner unter Verdacht

Das Mädchen im schwarzen Nebel
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Weißenberg - Oberlausitz anno 1816
In seinem Kohlermeiler, der nicht wie geplant abgebrannt ist, findet der junge Köhler Lorenz eine bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leiche. Sofort fällt der Verdacht ...

Weißenberg - Oberlausitz anno 1816
In seinem Kohlermeiler, der nicht wie geplant abgebrannt ist, findet der junge Köhler Lorenz eine bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leiche. Sofort fällt der Verdacht auf den Köhler, doch der beteuert vehement seine Unschuld und hat in Dr. Cornelius Waldeck einen Fürsprecher, der auf eigene Faust die Ermittlungen aufnimmt, denn genau drei Jahre zuvor waren Zigeuner in der Nähe und einer von ihnen kam damals zu Unrecht zum Leben und zeitgleich mit dem Fund der Leiche sind sie nun wieder in der Gegend…
Der Roman wird in zwei unterschiedlichen Handlungssträngen erzählt, dem Handlungsstrang des Jahres 1816 und dem, der genau drei Jahre zuvor beginnt. Beide sind spannend und packend erzählt und fügen sich am Ende harmonisch zusammen.
Rosana, eine junge Zigeunerin, die Protagonistin des Romans, ist eine toughe junge Frau, die den Tod ihres Vaters vor drei Jahren gesühnt haben möchte. Sie hat den Brauer Oswald seit damals in Verdacht, der ihnen damals ein Winterquartier gegen Arbeit gegeben hat, aber auch Rosana nachgestellt und auch sonst Dreck am Stecken hat. Sie versucht, auf Biegen und Brechen seine Schuld zu beweisen, von der sie überzeugt ist und gerät dabei unversehens in Lebensgefahr.
Zigeuner waren damals wie heute Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben mussten, sie wurden diskriminiert und stigmatisiert. Eben diese Problematik bringt die Autorin Ivonne Hübner in ihrem Roman sehr gut zum Ausdruck, wie die Verachtung der Gesellschaft vor den „Fremden“. Aber auch die Köhler waren damals eine Bevölkerungsgruppe, die am Rand der Gesellschaft lebten, nicht geachtet, nur geduldet, ebenso wie die Gruppe der Liliputaner, die sich als Bergleute verdingten. Auch die damals ausgeübten Berufe, wie der des Köhlers werden anschaulich dargestellt, ebenso wie das Handlesen der Zigeuner, die unter andrem damit ihren Lebensunterhalt verdienten.
Die Charaktere des Romans beschreibt die Autorin sehr detailliert und lässt Raum für Entwicklungen, einzig Dr. Cornelius Waldeck war mir persönlich ein wenig zu emotionslos, beim Lesen spürt man außerdem, dass die Autorin mit der Oberlausitz tief verbunden ist, verwurzelt, wie man so schön sagt. Die detaillierten Landschaftsbeschreibungen holen den Leser ab und machen neugierig.
Die von Beginn an spannende und fesselnde Handlung hielt den Spannungsbogen bis zum Ende und das Ende war entsprechend völlig überraschend.
Eine spannender historischer Kriminalroman, der mir gut gefallen hat.