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Garten_Fee_1958

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Veröffentlicht am 05.08.2017

spannend und eindrucksvoll

Das Mädchen mit den Teufelsaugen
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Klappentext: So nennen die Leute Rosamunds Augen. Sie hat ein blaues und ein braunes. Im Frankfurt des Jahres 1530 ist sie damit eine Ausgegrenzte. Selbst ihre eigene Mutter will nichts mit ihr zu tun ...

Klappentext: So nennen die Leute Rosamunds Augen. Sie hat ein blaues und ein braunes. Im Frankfurt des Jahres 1530 ist sie damit eine Ausgegrenzte. Selbst ihre eigene Mutter will nichts mit ihr zu tun haben. Nur die Zigeunerin Tonia hält zu ihr. Sie lehrt sie die Kunst des Handlesens. Als Rosamund eines Tages auf dem Markt den Tod in der Hand einer alten Frau liest, beschwört sie ungeahnte Gefahren herauf ...
Frankfurt, anno 1530. Rosamund wird als Tochter des Weißmalers(Maler und Anstreicher) geboren, mit einem Makel für die damalige Zeit, sie hat zwei verschiedenen farbige Augen, ein blaues und ein braunes. Rosamund wird älter und wegen ihres „Makel“ versteckt, geht kaum aus dem Haus, hilft ihrem Vater in seiner Werkstatt beim Mischen der Farben und lernt zeichnen. Man bezeichnet sie als Mädchen des Teufels und hinter vorgehaltener Hand munkeln die Menschen, dass sie für Unglücke, die passieren, verantwortlich ist. In einem Kloster findet sie Zuflucht und eine neue Heimat. Doch auch das ist nicht von Dauer sein und wieder geschieht ein Unglück. Diesmal wird sie die Heilige genannt und ist erneut auf der Flucht. Wird sie jemals ihren Platz im Leben finden….
Die Autorin schreibt flüssig, leicht lesbar und mit einer guten Portion Spannung, wobei der Spannungsbogen zu Anfang größer ist, ein wenig abflacht, um dann wieder größer zu werden. Der Leser erfährt Details zu dem Handwerk des Malers und Lackierers im Mittelalter, wie Farben gemischt werden, wie mühselig die Herstellung der Farben zur damaligen Zeit war, nicht belehrend, sondern sehr gut mit in die Handlung eingebaut. Gut geschildert sind ebenso die damaligen Denkweisen, die Menschen hatten Angst vor Rosamund, sie wandten sich ab, wollten nichts mit ihr zu tun haben, heute wissen wir, dass verschiedenfarbige Augen durch unterschiedlicher Farbpigmente entstehen, die Menschen damals sahen es als Grund zur Ausgrenzung.
Rosamund ist ein mutige und starke Frau, auf sich allein gestellt und lernt, bedingt durch Ihre Kindheit und Jugend für ihr Lebensglück zu kämpfen. Eine sehr authentische Protagonistin. Auch die anderen Charaktere sind glaubwürdig und gut gestaltet.
Eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 02.08.2017

Gefährliche Seilschaften

Die Hetzjagd
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Augsburg, 1518: Ein blutiger Anschlag auf den Reichstag, dem auch Kaiser Maximilian und Martin Luther beiwohnen, erschüttert die sonst so friedliche Stadt. Zwischen Machtgier, Gewalt und dem aufkommenden ...

Augsburg, 1518: Ein blutiger Anschlag auf den Reichstag, dem auch Kaiser Maximilian und Martin Luther beiwohnen, erschüttert die sonst so friedliche Stadt. Zwischen Machtgier, Gewalt und dem aufkommenden Chaos gerät der Buchmaler Narziss Renner unschuldig in ein Netz aus Intrigen und Verrat: Eines seiner Bilder zeigt angeblich einen Mord, den er selbst begangen haben soll. Kann seine Verlobte Agnes, in deren Herberge mächtige Fürsten geheime Treffen abhalten, an Informationen gelangen, die ihren Geliebten retten? Oder führt die blutige Fährte, auf die sie stößt, geradewegs in den Abgrund?

Augsburg, 1518: Der Buchmaler Narziss Renner, Protagonist des Romans, ist im Auftrag der Markgräfin Susanna von Bayern in Ansbach tätig, um ein Andachtsbuch auszumalen, wird nach Augsburg zurückgerufen, da es seinem Vater gesundheitlich sehr schlecht geht und die Offizin der Buchmaler von Vikar Felix übernehmen, der bei einer Hetzjagd aus ungeklärter Ursache zu Tode kam. Als er in seine Mansarde zurückkehrt, erwartet ihn eine böse Überraschung, ein Mörder lauert ihm auf…
Narziss Renner, mit Leib und Seele Buchmaler, gerät immer tiefer in den Strudel von Intrigen und Hinterhalten, wird ihm doch vorgeworfen, den Vikar selbst ermordet zu haben. Narziss Freundin ist jedoch genauso wie Gespaart Dollfuss, einer vom Rat eingesetzter Ermittler, von Narziss Unschuld überzeugt und sie setzen alle Hebel in Bewegung um dessen Unschuld zu beweisen. Bei ihren Ermittlungen stoßen sie auf mysteriöse Machenschaften des Ordens der Schwanenritter….
Der Roman vermittelt in seiner ganzen Bandbreite die damalige Aufbruchsstimmung der Reformationsbewegung um Martin Luther, dessen Aufruf nach Reformen den damaligen Nerv der Zeit traf. Den Bauern und Handwerkern waren die immer höher werdenden Abgaben an den Klerus ein Dorn im Auge, ebenso wie die anderen Missstände in der Kirche. Gleichzeitig beschreibt der Autor die machthungrigen Schwanenritter, die nicht nur religiöse Ziele vor Augen hatten, sondern auch versucht haben, den Adel an sich zu binden umso gegen die Reformation zu steuern.
Der Schreibstil des Romans ist flüssig, leicht lesbar und spannend geschrieben. Der Spannungsbogen steigt zu Beginn an, flacht während der Ermittlungsarbeiten ein wenig ab und zieht zum Ende hin nochmal an. Die Charaktere neben dem Protagonisten Narziss sind außer Gespaart Dollfuss eher durchschnittlich, Gespaart ist für seine Zeit kreativ, beobachtet gut und ist sehr wortgewandt. Der Autor beschreibt sehr bildhaft das Geschehen der damaligen Zeit, zeichnet ein gut erkennbares Bild über die Buchmaler und die gesellschaftlichen Strukturen.
Der Roman hat mir gefallen. Er hinterließ bei mir neben der Spannung der Handlung zugleich einen Eindruck über die damalige Zeit. Es ist mein erstes gelesenes Buch des Autors, dem sicher weitere folgen.

Veröffentlicht am 01.08.2017

ein wunderbarer Schmöker

Das Glück am Ende des Ozeans
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Die drei Protagonistinnen des Romans Annett, Susannen und Gottwitha gehen 1876 mit der Hoffnung an Bord eines Auswandererschiffes, in Amerika das Glück zu finden. Als sie direkt zu Beginn der Reise Zeugen ...

Die drei Protagonistinnen des Romans Annett, Susannen und Gottwitha gehen 1876 mit der Hoffnung an Bord eines Auswandererschiffes, in Amerika das Glück zu finden. Als sie direkt zu Beginn der Reise Zeugen werden, dass Susanne von ihrem Mann geschlagen, getreten und misshandelt wird und ihr beistehen wollen, geht Susannes Mann unglücklicherweise über Bord. Die drei beschließen, Stillschweigen zu bewahren. In Amerika trennen sich die Wege der drei Reisegefährtinnen, Susanne, die schwanger ist, findet Zuflucht bei Prostituierten, die sie mitnehmen auf eine Reise in unbekanntes Goldsuchergebiet im Westen, dort wollen sie sich eine neue Existenz aufbauen…
Annett hingegen hat schon eine Bleibe und auch einen Job, doch sie möchte mehr, sie möchte Karriere machen, etwas, dass in Deutschland zur damaligen Zeit nicht möglich war. Bei einem Interview für ihre Firma lernt sie einen Journalisten kennen, der sich in sie verliebt. ..
Auf Gottwitha wartet in Pennsylvania ein unbekannter Mann, mit dem sie verheiratet werden soll. Sie kommt aus der Amish Gemeinde und darf deshalb nur ein Mitglied der Amsih Gemeinde heiraten. Doch ihre Ankunft steht unter keinem guten Stern, Samuel ihr Mann ist wortkarg und seine Mutter ist verbittert und kalt, sie legt Gottwitha überall Steine in den Weg, sie wird gemieden, beschuldigt nicht richtig zu glauben und also die Situation nach einem Unfall von Samuel eskaliert, läuft sie weg, doch sie kann Samuel nicht vergessen…
Die Autorin schreibt flüssig, leicht lesbar, spannend und packend. Die drei Schicksale der Frauen werden in unterschiedlichen Handlungssträngen, die sich am Ende vereinen erzählt. Die lebendigen Schilderungen machen es dem Leser leicht, einzutauchen in die damalige Zeit, drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber mit einem gemeinsamen Wunsch nach mehr Freiheit und ein besseres Leben. Alle drei Frauen reifen an ihren Herausforderungen, wachsen manchmal über sich selbst hinaus, besonders Gottwithas Geschichte hat es mir angetan. Sehr interessant die Schilderungen der Amish Gemeinde, die Enge, das überstrukturierte Leben hat Ines Thorn sehr gut eingefangen. Susanne war die andere Protagonistin, deren Geschichte ebenso aufregend wie abwechslungsreich war, schwanger, ohne Ehemann, unterwegs zu völlig neuen Ufern in das Gebiet der Goldsucher, auch hier haben mir die Schilderungen sehr gut gefallen. Die einzige, die nicht um ihr Überleben kämpfen musste, war Annett, von Haus aus schon mit einer guten Portion Zielstrebigkeit und Lerneifer ausgestattet. In diesem Handlungsstrang beschreibt Ines Thorn nicht nur Annetts Geschichte, sondern auch die Herausforderung der damaligen Brückenbauer, die erste und längste Hängebrücke, die den East River überspannt, die Brooklyn Bridge zu bauen, die Schwierigkeiten, die Negativberichte der Zweifler.
Alle drei Handlungsstränge haben auch eine Gemeinsamkeit, das Selbstbestimmungsrecht der Frauen zur damaligen Zeit. Durch die doch sehr unterschiedlichen Charaktere der Protagonisten hat jede für sich auch ihre eigene Art und Weise, die Emanzipation umzusetzen.
Drei verschiedene Schicksale, manches ein wenig vorhersehbar, doch das hat der Roman in meinen Augen nicht geschadet, es war ein schönes Lesevergnügen

Veröffentlicht am 30.07.2017

Sylter Geschichte

Die Strandräuberin
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Klappentext: S ylt im Jahr 1711: Jördis lebt mit ihrer Großmutter auf Sylt, doch sie bleibt eine Außenseiterin, die sich als Strandräuberin durchschlagen muss. Ihre Vorfahren stammen aus Island, deshalb ...

Klappentext: S ylt im Jahr 1711: Jördis lebt mit ihrer Großmutter auf Sylt, doch sie bleibt eine Außenseiterin, die sich als Strandräuberin durchschlagen muss. Ihre Vorfahren stammen aus Island, deshalb hängt sie noch dem alten nordischen Glauben an. Ihre einzige Gefährtin ist ausgerechnet die Tochter des Pfarrers, der Jördis für eine Hexe hält. Doch dann verlieben ihre Freundin Inge und sie sich in denselben Mann – und das Unglück nimmt seinen Lauf.
Es ist die Zeit der Walfänger und Strandräuber. Das Leben ist hart auf Sylt – besonders für Frauen, die sich alleine durchschlagen müssen. Seit dem Tod ihrer Eltern ist für Jördis die Kate ihrer Großmutter Etta in Rantum ihr karges Zuhause. Die beiden leben von Strandräuberei und davon, dass sie Syltern heimlich die Zukunft weissagen – mit ihrem Runenorakel, denn sie hängen dem alten nordischen Glauben an. Misstrauisch vom Pfarrer des Ortes beäugt, geht Jördis ausgerechnet mit dessen Tochter Inge eine Freundschaft ein. Als sie gesteht, dass sie in Arjen, den jungen Schmied, verliebt ist, zerbricht die Freundschaft, denn auch Inge hofft, dass Arjen ihr die Ehe anträgt. Doch der Schmied gesteht Jördis seine Liebe. Sie beschließen, vor dem nächsten Biikebrennen zu heiraten. Aber alles kommt anders, als in der Kirche ein Kreuz von der Decke fällt und ein heftiger Sturm die Insel heimsucht. Der Pfarrer findet sofort die Schuldigen: Jördis und ihre Großmutter sollen Hexen sein.

Raue, aufgewühlte See, Wind, eine Frau allein am Strand, draußen auf dem Meer ein Segler in voller Takelage, ein wenig düster und mystisch. Jördis, die Protagonistin des Romans lebt seit dem Tode ihrer Eltern mit der Großmutter zusammen in einer Kate auf der Insel Sylt. Sie leben mehr schlecht als recht mit dem Sammeln von Strandgut oder dem Voraussagen der Zukunft durch das Runenorakel, das die Großmutter aus ihrer Heimat Island mitgebracht hat. Das Klima war rau, die Leute hatten es schwer, lebten hauptsächlich vom Walfang oder der Seefahrt. Strandräuberei, bei Strafe verboten, war eine weitere Einnahmequelle, wenn auf See Stürme tobten waren die Menschen am Strand und warteten auf gestrandete Schiffe. Viele Menschen lebten in Armut, von der Hand in den Mund, wie Jördis und ihre Großmutter. Als eines Tages Arjen, Jördis heimliche Liebe um ihre Hand anhält, ist sie überglücklich. Doch plötzlich gerät die Welt den beiden aus den Fugen, alles kommt anders….
Ines Thorn schreibt flüssig, unterhaltsam und in Bildern. Sie schafft es durch ihre Wortwahl, die damalige Landschaft Sylts, die religiöse Einstellung der Menschen sowie die Geschichte lebendig werden zu lassen. Der Leser taucht ein in die Geschichte des Jahres 1711 und erlebt hautnah die Fassetten des Zusammenlebens der Insel Bevölkerung. Die Spannung der Geschichte beginnt schon mit dem Prolog und wird durchgängig gesteigert. Die Charaktere sind vielschichtig und wirken authentisch.
Ein fesselnder, spannend geschriebener historischer Roman, der keine Langeweile aufkommen lässt.

Veröffentlicht am 27.07.2017

Vergangenheitsbewältigung

Ein Sommer in Wales
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Klappentext: Die sechzehnjährige Ally Carter verbringt die Sommerferien mit ihren Eltern und ihrem zehnjährigen Bruder Simon im walisischen Küstenort Cardigan Bay. Als sie sich eines Tages heimlich mit ...

Klappentext: Die sechzehnjährige Ally Carter verbringt die Sommerferien mit ihren Eltern und ihrem zehnjährigen Bruder Simon im walisischen Küstenort Cardigan Bay. Als sie sich eines Tages heimlich mit dem Studenten David verabredet, anstatt sich um ihren Bruder zu kümmern, macht sich Simon auf, um das geheimnisvolle Morlan House zu erkunden. Doch Simon kehrt nie zurück; am Abend wird seine Leiche in der Bucht gefunden. Zehn Jahre später: Als Ally den Auftrag erhält, einen Reisebericht über Cardigan Bay und Morlan House zu schreiben, muss sie sich ihren Schuldgefühlen und Ängsten stellen. Doch bei ihren Recherchen macht sie eine schreckliche Entdeckung...

Der Roman beginnt mit der Beschreibung von Simon Carter, der sich allein zu Morlan House in Wales aufmacht, um das alte Gemäuer zu erkunden und sich dort mit jemandem zu treffen….
Ally, die Protagonistin des Romans und Schwester von Simon arbeitet 2012 als Redakteurin eines Reisemagazins in London. 10 Jahre, seitdem ihr Bruder in der Nähe von Morlan House ertrunken ist, ihre Eltern sich haben scheiden lassen und sie sich die Schuld für den Tod ihres Bruders gibt, den sie damals hätte begleiten sollen, aber es nicht getan hat, weil sie verliebt war und keine Lust hatte, auf ihren Bruder auszupassen….und erhält den Auftrag ihres Chefs eine Reise Reportage über eben diesen Teil von Wales zu schreiben….
Constanze Wilken schreibt flüssig, spannend und fesselnd. Der Roman zieht den Leser in seinen Bann, er ist eine traurige Familiengeschichte, ein ebenso spannender Krimi, eine wundervolle und detaillierte Reisebeschreibung und eine Liebesgeschichte. Die Autorin schreibt in zwei Handlungssträngen, die vor den Augen des Lesers die damalige und jetzige Situation beschreiben, die Stück für Stück miteinander verwoben werden und erst am Ende zusammenfinden.
Ein Stück weit vorhersehbar und nach den Hinweisen nicht mehr überraschend, aber gut geschrieben, wenn mich auch das zu glatte Ende des Romans ein wenig enttäuscht hat, das Potential wurde meiner Meinung nach nicht ausgeschöpft.