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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.09.2020

Poetisch

Das Mädchen mit den meerblauen Augen
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Eine Geschichte, die sehr poetisch und märchenhaft, wehmütig und für mich persönlich sehr französisch geschrieben ist, so dass mich bei der Lektüre sofort das Fernweh gepackt hat. Die Handlung spielt in ...

Eine Geschichte, die sehr poetisch und märchenhaft, wehmütig und für mich persönlich sehr französisch geschrieben ist, so dass mich bei der Lektüre sofort das Fernweh gepackt hat. Die Handlung spielt in der Bretagne, die ja eh seit jeher die Region Frankreichs ist, die die am märchenhaftesten und mystischsten ist - und ob die Bretonen nun Franzosen sind, oder aber vorrangig Franzosen, soll hier nicht thematisidert werden. Erzählt wird die Geschichte von vier Menschen. Der Fischer Wlademir ertrinkt schon zu Beginn im Meer. Die Mutter will es nicht wahrhaben und glaubt nicht an seinen Tod und kocht ganz viel Suppe. Tochter Anka überlegt, sein Schiff zu übernehmen und redet mit dem Meer. Kranführer Markus verliebt sich in die Tochter. Alles nicht besonders gradlinig und einfach, aber sehr poetisch, ein modernes Märchen.

Veröffentlicht am 25.09.2020

Samuel

Die Unschärfe der Welt
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Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht - zumindest meiner Meinung nach - Samuel. Das recht kurze Buch ist in mehrere Kapitel aufgeteilt, die jeweils aus einer anderen Perspektive geschrieben werden und ...

Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht - zumindest meiner Meinung nach - Samuel. Das recht kurze Buch ist in mehrere Kapitel aufgeteilt, die jeweils aus einer anderen Perspektive geschrieben werden und zwischen den Kapiteln ist immer einiges an Zeit vergangen, mal mehr, mal weniger. Es beginnt mit Florentine, die gerade mit ihrem Mann Hannes in den Banat gezogen ist. Hannes ist dort Pfarrer. Florentine geht ganz in der Gartenarbeit auf. Sie ist schwanger und nach einigen Problemen und einer beschwerlichen Reise kommt Samuel auf die Welt. Ein ruhiger Junge, der lange gar nicht spricht und auch später oft schweigt und sich Worte für Bedeutsames aufbewahrt. Die Geschichte spielt im Banat und später auch in Deutschland. Das Leben hinter dem Eisernen Vorhang, die Einschränkungen, Bespitzelungen etc spielen auch immer eine Rolle, wenn auch nicht immer eine Hauptrolle. Es ist eine Familiengeschichte über mehrere Jahrzehnte, verfasst in einem tollen Schreibstil und eine interessante Erzähltechnik.

Veröffentlicht am 24.09.2020

Familienleben

Die zitternde Welt
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Maria folgt Wilhelm hochschwanger bis nach Anatolien, wo er als Ingenieur für die Bahn arbeitet. Sie leben in einem kleinen anatolischen Dorf, haben ein paar Bedienstete, mit denen sie eng zusammen leben. ...

Maria folgt Wilhelm hochschwanger bis nach Anatolien, wo er als Ingenieur für die Bahn arbeitet. Sie leben in einem kleinen anatolischen Dorf, haben ein paar Bedienstete, mit denen sie eng zusammen leben. Maria liebt das freie Leben dort. Sie reitet viel aus, erkundet die Gegend, legt jedes Jahr von Neuem einen Garten an, trotzt den kalten und langen Wintern. Wilhelm ordnet pedantisch seine Bleistifte und hält sich aus dem Familienleben zu großen Teilen raus. Später muss die Familie umziehen, weil der Bahnabschnitt beendet ist. In teilweise großen Zeitsprüngen geht die Geschichte von 1896 bis 1940, zum Abschluss der Bahnstrecke. Doch im Laufe des Buches verliert die Strecke an Bedeutsamkeit, es geht hier mehr um die Menschen. Um eine Familie, die sich auseinanderlebt, an unterschiedlichen Orten lebt, die Nationalität zum Teil ändern muss, um dem Ersten Weltkrieg zu entkommen. Man bleibt Beobachter und muss viele Lücken füllen, was mir gefiel. Eine etwas andere und besondere Art, zu erzählen, die den Leser fordert und ihm auch etwas zurück gibt. Im Anhang gibt es eine gute Übersichtskarte zum Streckenverlauf der Bahn - leider gibt es vorne im Buch keinen Hinweis darauf, aber unbedingt immer wieder anschauen.

Veröffentlicht am 24.09.2020

Brücken bauen

Ein Sonntag mit Elena
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Ein ehemaliger Brückenbau-Ingenieur, dessen Frau wenige Monate zuvor gestorben ist, kocht zum ersten Mal in seinem Leben ein aufwändiges Mittagessen für seine Tochter und deren Familie. Doch als die Enkelin ...

Ein ehemaliger Brückenbau-Ingenieur, dessen Frau wenige Monate zuvor gestorben ist, kocht zum ersten Mal in seinem Leben ein aufwändiges Mittagessen für seine Tochter und deren Familie. Doch als die Enkelin für den Opa Kakis pflücken möchte, fällt sie vom Baum und die Familie muss in die Notaufnahme und kann nicht den Opa besuchen. Was fängt er nun an mit dem ganzen Essen? Und mit dem langen Sonntag, so ganz alleine? Im Park trifft er Elena und deren Sohn Gaston, der auf der Halfpipe waghalsig skatet und fällt, aber sich zum Glück nicht verletzt. Die beiden kommen ins Gespräch und verbringen einige gemeinsame Stunden. Doch dies ist nicht alles, was geschieht, denn die Geschichte wird aus der Sicht der Tochter Giulia erzählt, die keinen Kontakt mehr zu ihrem Vater hatte, aber später doch wieder, da sie von diesen Ereignissen berichtet, aber auch über die Familie und andere Begegnungen. Eine Geschichte, die einen Anstoß zum Nachdenken über das Leben gibt. Und hier geht es im mehrfachen Sinn darum, Brücken zu bauen.

Veröffentlicht am 16.09.2020

Familiendrama

Ihr Königreich
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Ein kleines Dorf in den Bergen Norwegen. Zwei Brüder. Zwei Waisen. Der Eine, Roy, ist zu Hause im Dorf geblieben und hat dort weiter gearbeitet, der andere, um ein Jahr jünger, Carl, ist hinaus in die ...

Ein kleines Dorf in den Bergen Norwegen. Zwei Brüder. Zwei Waisen. Der Eine, Roy, ist zu Hause im Dorf geblieben und hat dort weiter gearbeitet, der andere, um ein Jahr jünger, Carl, ist hinaus in die weite Welt gezogen und nun kommt er zurück und bringt nicht nur eine Frau, sondern eine Menge Konflikte und Familienprobleme im Gepäck mit sich. Ein durchaus spannendes, wohl konstruierte und durchdachtes Buch, doch das Spannungslevel ist hier nicht so hoch wie in den Harry-Hole-Büchern; hier sind die Töne leiser, es ist mehr ein Drama, das im Vordergrund der Geschichte steht. Immer wieder geht es zurück in die Vergangenheit der beiden Brüder. Nesbo erweist auch hier wieder, dass er hohe Erzählkunst beherrscht und das Interesse seiner Leserinnen und Leser zu fesseln weiß - auch wenn es an manch einer Stelle gerne etwas kürzer hätte ausfallen können. Aber nichts destotrotz ein spannendes Buch.