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Veröffentlicht am 01.06.2021

Wechselvolle, berührende Geschichte mit kleinen Familiengeheimnissen

Der Wind singt unser Lied
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Antonia, genannt Toni und von ihrem Vater liebevoll Tönchen gerufen, ist die Protagonistin im Roman „Der Wind singt unser Lied“ von Meike Werkmeister. Aus der Großstadt ist Toni mit ihrer Familie als Kind ...

Antonia, genannt Toni und von ihrem Vater liebevoll Tönchen gerufen, ist die Protagonistin im Roman „Der Wind singt unser Lied“ von Meike Werkmeister. Aus der Großstadt ist Toni mit ihrer Familie als Kind nach St. Peter-Ording gezogen, wo die Eltern begonnen haben, einen Ferienhof zu bewirtschaften. Sie hat sich hier nie wohlgefühlt, weil das Wasser kalt ist und der Wind ständig kühl weht. Nach einer unglücklichen Liebe kurz vor dem Abitur ist sie mit ihrer Gitarre im Gepäck und ihren Melodien im Kopf in die Welt gezogen.

Die 32-jährige Toni befindet sich auf Costa Rica, wo sie als Surflehrerin beschäftigt ist und sie es genießt, dass das Wasser und der Sand am Strand warm sind, als sie einen Anruf von ihrem Vater erhält, der sie um Hilfe bittet, ohne jedoch den Grund dafür genauer zu benennen. Toni weiß das Telefonat nicht richtig zu beurteilen und beschließt recht spontan, ihren Job zu kündigen und in die Heimat zu fliegen. Dort stellt sie fest, dass ihre Mutter zu einer Freundin gezogen ist, nicht mehr im Familienunternehmen arbeitet und einiges drunter und drüber geht.

Das Cover verleiht dem Buch einen mediterranen Touch, die Goldfolierung spiegelt sich im Sonnenschein, so dass ich ein gutes Gefühl habe, es in der Hand zu halten und in die Geschichte einzutauchen. Der verstörende Anruf von Tonis Vater warf gleich zu Beginn sehr viele Fragen auf. Meike Werkmeister versteht es im Folgenden immer mehr Ungereimtheiten zwischen den Familienmitgliedern zum Vorschein zu bringen, immer mehr Unausgesprochenes steht im Raum. Auf diese Weise erzeugt die Autorin eine langanhaltende hintergründige Spannung in Bezug auf die Aufdeckung all der kleinen Geheimnisse. Dennoch wird es nie langweilig, denn es geschieht immer etwas Unvorhergesehenes. Neben der ungewöhnlichen Liebesgeschichte zweier lange verheirateten Personen entwickelt sich auch eine zarte Bande zwischen zwei Figuren, die nach Ansicht von Außenstehenden nicht sein darf.

Die Figuren handeln realistisch und nachvollziehbar. Toni erzählt aus der Ich-Perspektive und so konnte ich als Leserin an ihren zwiespältigen Gefühlen teilhaben. Ganz deutlich spürte ich die innere Verletzung durch eine große Liebe in ihrer Jugend, die ihr weiteres Verhalten im Umgang zu einem Partner geprägt hat. Zu der Lebensplanung ihrer Eltern hat sie eine eigene Meinung. Nach außen hin erscheint sie selbstbewusst und selbständig, doch sie weiß, dass sie den Werten, die ihr auf dem Weg ins Erwachsenwerden vermittelt wurden, nicht gerecht wird. Sie ist bereit, ihre eigenen Ziele zu überdenken und bleibt dadurch wandlungsfähig. Andere Personen in ihrem Umfeld öffnen sich für Gespräche im Laufe der Zeit, so dass die Geschichte abwechslungsreich bleibt.

Der Roman „Der Wind singt unser Lied“ von Meike Werkmeister nimmt die LeserInnen mit an die Nordsee. In einem leicht lesbaren Schreibstil versteht die Autorin es, den Leser über kleine Familiengeheimnisse hinweg mit einer wechselvollen, berührenden Geschichte zu unterhalten, die an manchen Stellen ein Wohlbefinden erzeugt, an anderen aber auch ein Störgefühl. Auf jeden Fall wird nach einigen Höhen und Tiefen am Ende alles gut. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 31.05.2021

Suche einer besorgten Mutter nach der 15-jährigen Tochter vor dem Hintergrund des Klinamwandels

Ungehorsam
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Es ist Sommer in Berlin, es herrschen hochsommerliche Temperaturen und in Brandenburg brennen Wälder, auch die Stimmung ist aufgeheizt. In dieser Situation lässt Nicola Karlsson ihren Roman „Ungehorsam“ ...

Es ist Sommer in Berlin, es herrschen hochsommerliche Temperaturen und in Brandenburg brennen Wälder, auch die Stimmung ist aufgeheizt. In dieser Situation lässt Nicola Karlsson ihren Roman „Ungehorsam“ spielen. Auf dem Cover wird die flirrende Hitze sichtbar.

Die 15-jährige Lara, Tochter der Protagonistin Rebekka Hain, ist seit drei Tagen verschwunden. Lara setzt sich bereits seit längerer Zeit für die Beseitigung von Ungerechtigkeiten in der Welt ein, derzeit verstärkt auf dem Gebiet des Klimaschutzes. Im Kopf von Rebekka, die die Geschichte aus ihrer Perspektive heraus erzählt, schwirren mehrere Theorien, was geschehen sein könnte, unter anderem der Gedanke, dass Lara etwas Schwerwiegendes zugestoßen ist.

Die Polizei hat eine Suchmeldung rausgegeben, wird ansonsten aber nicht tätig. Als Rebekka feststellt, dass ein Rucksack, eine Isomatte und ein Schlafsack aus dem Keller verschwunden sind, wird ihr klar, dass Lara ihre Eltern bewusst verlassen hat. Rebekka hat sich krankschreiben lassen und erhält dadurch die Zeit, nach ihrer Tochter und den Gründen für deren Verschwinden zu suchen.

Von Beginn an ist Rebekkas Verzweiflung über den Fortgang ihrer Tochter zu spüren, gepaart mit Ohnmacht, aber auch der Hoffnung, dass sie spontan wieder zurückkehrt. War sie bisher noch ausreichend mit Job, Haushalt und Familie beschäftigt, konzentriert sie sich nun auf das Denken, was sie verloren hat, warum und ob ihr eigenes Verhalten sie in die jetzige Lage brachte. Sie fasst den Entschluss, selber tätig zu werden und greift kleinste Hinweise auf, die sie in Richtung Lara führen könnten. Mehr und mehr hinterfragt sie sich dabei selbst. Bisher hat sie auf einen guten Schulabschluss von Lara bestanden. Mit dem, was ihre Tochter in letzter Zeit emotional beschäftigt hat, hat sie sich nicht weiter auseinandergesetzt und immer nur das höhere Ziel einer gesicherten Zukunft für sie im Blick gehabt.

Bei ihrer Suche stößt sie auf eine Gruppe Klimaaktivisten, in deren Umfeld sie Lara vermutet. Doch sie fällt auf, aufgrund ihres Alters und ihrer direkten Fragen nach ihrer Tochter. Die Gruppierungen halten im Kampf für ein übergeordnetes Ziel zusammen und verraten niemanden aus ihren Reihen. Rebekka betrachten sie mit Misstrauen. Dann kippt die Stimmung und die Protagonistin erlebt mit Entsetzen, dass die Aktivisten zu gewaltsamen Mitteln greifen, um ihre Ansichten durchzusetzen. Die Angst von Rebekka wird ständig größer, um die inzwischen radikal agierenden Aktivisten, um sich selbst und vor allem um Lara.

Nicola Karlsson bleibt ganz dicht dran an ihrer Mutterfigur und öffnet deren Gefühle für die LeserInnen. Rebekka erkennt, dass sie Lara durch ihre eigene Erziehung neugierig auf die Welt gemacht hat. Es gehört eine große Portion Vertrauen dazu, ihre Tochter eigene Erfahrungen machen zu lassen.

Nicola Karlsson schreibt in ihrem Roman „Ungehorsam“ über die Suche einer besorgten Mutter nach der 15-jährigen Tochter vor dem Hintergrund des Klimawandels. Sie rückt das Unverständnis des Elternteils für das Denken und Tun des Kindes in den Vordergrund, welches längst selbst Verantwortung übernimmt, nicht nur für sich, sondern wie viele Gleichaltrige auch für die Natur. Dabei geht die Autorin bei den Aktivitäten der Umweltschützer bis an die Grenze des Denkbaren. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung für das Buch.

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Veröffentlicht am 27.05.2021

.Geschickte Konstruktion und rundum gelungen

Mörderfinder – Die Spur der Mädchen
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In seinem Thriller „Mörderfinder – Die Spur der Mädchen“ schickt Arno Strobel seinen Protagonisten Max Bischoff, den früheren Ermittler des Kriminalkommissariats 11 aus Düsseldorf, erneut auf die Fährte ...

In seinem Thriller „Mörderfinder – Die Spur der Mädchen“ schickt Arno Strobel seinen Protagonisten Max Bischoff, den früheren Ermittler des Kriminalkommissariats 11 aus Düsseldorf, erneut auf die Fährte eines Täters. Inzwischen verdingt der 33 Jahre alte Bischoff sich als Fallanalytiker der Polizeihochschule in Köln. Eines Tages wird er nach einer Vorlesung von dem Vater einer Tochter im Grundschulalter angesprochen. Das Mädchen verschwand vor sechs Jahren wie zwei weitere Kinder innerhalb eines kurzen Zeitraums. Der Vater behauptet, dass es Anzeichen für die Rückkehr seiner Tochter geben würde. Max sträubt sich zunehmend gegen die Übernahme des Falls, doch ihm wird bewusst, dass ein schnelles Handeln von Nöten ist, wenn er die gerade aktuell verschwundenen beiden Mädchen noch retten möchte.
Das Buch ist der Auftakt zu einer Serie rund um Max Bischoff. Daher hatte ich, ganz gleich wie spannend die Ermittlung wurde und wie sehr Bischoff sich immer tiefer in das Geschehen einbeziehen ließ, die Hoffnung, dass er auf jeden Fall überlebt. Doch zunächst einmal wurde es zunehmend spannen.
Bischoff kommt nicht umhin, den vor sechs Jahren mit den Ermittlungen beauftragten Kollegen aus Köln, Bernd Menkhoff, in die Ereignisse einzuweihen und erntet als nunmehr Externer nur Beschimpfungen. An ihm nagen Zweifel, ob er für die Aufklärung des Falls geeignet ist, er stellt sich selbst in Frage und weckte bei mir als Leserin die Befürchtung, dass er sich vom Fall zurückzieht. Dabei sind weder Bischoff noch Menkhoff für Leser von Strobel-Thrillern Unbekannte, da sie bereits in früheren Büchern des Autors leitende Ermittler waren. Die Kenntnis dieser Thriller ist aber für das Verständnis von „Mörderfinder“ nicht nötig. Aufgrund ihrer verschiedenen Meinungen war es anregend die beiden unterschiedlichen Figuren im Schlagabtausch zu erleben.
Arno Strobel versteht es nicht nur, von Beginn an Spannung aufzubauen, sondern auch, diese mühelos bis zum Schluss zu halten. Immer wieder fügt er kursiv gesetzte kurze Kapitel ein mit unbenannten handelnden Personen, die daher zum Mitdenken anregen, wessen Erlebnisse beschrieben werden. Manchmal erhält der Leser auf diese Weise einen kleinen Vorsprung zum Ermittler oder aber er glaubt, durch die eigene Entschlüsselung des Gelesenen einen Schritt weiter als Bischoff oder Menkhoff zu sein.
Gekonnt baut Arno Strobel seine Figuren so auf, dass sie dem Leser zwiespältig erscheinen, obwohl er aus Sicht der Ermittler für jede Handlung eine Begründung liefert. Derart ist der wahre Mörder schwer zu fassen. Das Thema von verschwundenen Mädchen empfinde ich als Leserin als besonders bewegend. Der Autor verknüpft die Aufklärung des Falls mit dem persönlichen Interesse der Ermittler daran und führt die Erzählung zu einem unerwarteten Ende mit Showdown und einer daraus resultierenden Folge, die vielleicht einige traurig stimmen wird.
Das Buch „Mörderfinder – Die Spur der Mädchen“ von Arno Strobel zog mich in seinen Bann bis zum Schluss. Die Kriminalhandlung mit den Fallermittlungen ist geschickt konstruiert und rundum gelungen und daher empfehle ich das Buch jedem Thrillerleser gerne weiter.

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Veröffentlicht am 25.05.2021

Ein Liebesroman, der durch seine besondere Konstruktion auf verschiedenen Ebenen auffällt

Roman d’amour
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Die gebürtige Französin Sylvie Schenk hat in ihrem Liebesroman „Roman d’amour“ zwei fiktive, tragische Liebesgeschichten ineinander verschachtelt. Ihre Protagonistin Charlotte Moire ist wie sie selbst ...

Die gebürtige Französin Sylvie Schenk hat in ihrem Liebesroman „Roman d’amour“ zwei fiktive, tragische Liebesgeschichten ineinander verschachtelt. Ihre Protagonistin Charlotte Moire ist wie sie selbst über 70 Jahre alt und Autorin. Charlotte erzählt die Geschichte aus der eigenen Perspektive. Ihr jüngstes Werk handelt über eine Affäre zwischen dem Lehrer Lew, der um die 50 Jahre alt ist, und der ein paar Jahre älteren Klara, einer Schuldirektorin. Der eher unbekannte Literaturpreis „Kaskade“ soll ihr für den Roman verliehen werden. Charlotte ist allerdings die Begründung für die Verleihung nicht bekannt.

Wenige Stunden vor dem Überreichen des Preises möchte die Journalistin Sittich ein Interview für einen Radiobeitrag am nächsten mit ihr führen. Dem hat sie zugestimmt, aber sie will auf jeden Fall dabei nicht offenbaren, dass sie selbst eine ähnliche Geschichte vor mehr als zwanzig Jahren erlebt hat. Doch die Journalistin ist unerwartet gut vorbereitet und stellt ihre Fragen zunehmend hintergründig. Immer wieder gleiten die Gedanken von Charlotte bei ihren Antworten in die Vergangenheit zu ihrem eigenen Ehebruch und tiefe Gefühle drängen ans Tageslicht. Dabei ist es nur eine Frage der Zeit, dass sie ins Stolpern gerät und Gegensteuern muss.

In kursiv gedruckten Abschnitten erhielt ich als Leserin Einblick in das, was Charlottes in Romanform ausgedrückt hat. Gegenüber der Journalistin bekam ich auf diese Weise den Vorteil, dass mir die Gedankengänge der Protagonistin die wahre Geschichte dahinter offenbarten. Unwillkürlich habe ich als Leserin aber auch vermutet, dass Sylvie Schenk eigenes Erlebtes hier verarbeitet hat, denn die Gefühle sind einfühlsam beschrieben und wirken authentisch und bewegend.

Im Interview scheut die Journalistin nicht davor zurück, den Ehebruch von Lew moralisch zu hinterfragen. Die Autorin schildert die Beziehung zwischen den Paaren eindringlich und nachvollziehbar. Der Roman überraschte mich weniger mit den Geschichten über die Liebe als vielmehr durch sein Verweben des Erzählten und dem Schlagabtausch mit der Journalistin, deren Interesse an den Hintergründen im Laufe der Zeit nicht nur beim Leser die Frage aufwirft, warum sie sich mit einer solchen Vehemenz dem Roman widmet.

„Roman d’amour“ von Sylvie Schenk ist ein Liebesroman, der durch seine besondere Konstruktion auf verschiedenen Ebenen auffällt. Die Geschichte wechselt zwischen einem Interview in der Gegenwart, Ausschnitten aus dem Roman den die Protagonistin geschrieben hat und deren Erinnerungen an das Selbsterlebte, das in die Erzählung eingeflossen ist. Auf ergreifende bewegende Weise zeigt sie die Leidenschaft, mit der Liebe gelebt werden kann. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

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Veröffentlicht am 23.05.2021

Liebesgeschichte in den schottischen Highlands zweier sehr unterschiedlicher Charaktere

Das Lied der Wölfe
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Der Roman „Das Lied der Wölfe“ von Rena Fischer ist eine Liebesgeschichte, zwischen den beiden besonderen Protagonisten Nevis und Kaya. Das Cover entführt die LeserInnen in die schottischen Highlands mit ...

Der Roman „Das Lied der Wölfe“ von Rena Fischer ist eine Liebesgeschichte, zwischen den beiden besonderen Protagonisten Nevis und Kaya. Das Cover entführt die LeserInnen in die schottischen Highlands mit ihrer unvergleichlichen Landschaft. Die dunklen Wolken am Himmel deuten bereits auf einige Schwierigkeiten hin, die auf dem Weg der Hauptfiguren liegen und lagen und die es zu besiegen gilt. Im Titel spiegelt sich der Grund für die Anwesenheit von Kaya in Schottland wider, denn sie ist als Wolfsforscherin an einem Projekt zur Ansiedlung von Wölfen vor Ort beteiligt.

Kaya Lehmann ist 28 Jahre alt und arbeitet als Biologin an einem Wolfsforschungsinstitut in Deutschland. Sie hat sich bereit erklärt, für ein Jahr dabei behilflich zu sein, in Schottland ein Informationszentrum über Wölfe aufzubauen. Nach einer gescheiterten Beziehung ist sie seit etwa zwei Jahren Single. Ihre Leidenschaft gilt ihrem Beruf.

Seit über zehn Jahren ist Nevis MacKinley, 29 Jahre alt, im Militärdienst, zuletzt gehörte er einer britischen Eliteeinheit an. Allerdings lebt er nach einer Verletzung im Einsatz seit geraumer Zeit wieder Zuhause in einem Herrenhaus in den Highlands in der Nähe von Loch Ness. Seine Eltern wohnen getrennt, weil seine Mutter es bevorzugt, in der Stadt zu leben. Sein Vater ist Milliardär, die Ansiedlung von Wölfen ist sein Hobby. Nevin besucht monatlich ein militärischen Stresszentrum zur psychologischen Betreuung vor allem aufgrund seiner Flashbacks.

Die Kapitel wechseln zwischen den Figuren Kaya und Nevis hin und her, erkennbar am Schriftsatz. Andeutungen machen recht schnell deutlich, dass bei beiden etwas in der Vergangenheit geschehen sein muss, an dem sie bis heute zu tragen haben. Von ihrer Kollegin war Kaya bereits darüber informiert worden, dass sie in Schottland auf ein gewisses Traditionsbewusstsein treffen würde. Es überrascht sie daher nicht im Herrenhaus einen gepflegten Stil vorzufinden, dem sich Nevis jedoch gerne widersetzt. Er hält sich auch nicht mit seiner abneigenden Haltung zum Wolfsprojekt zurück. Einige irritierende Situationen führen dazu, dass Kaya und Nevis einander keinen Zugang zueinander finden, um eine offene Aussprache zu führen.

Rena Fischers Begeisterung für die schottischen Highlands ist zwischen den Zeilen zu spüren. Gekonnt setzt sie ein Wolfsrudel in diese Umgebung und dank ihrer guten Recherche konnte ich als Leserin einiges über das Leben von Wölfen und deren Verhältnis zum Menschen erfahren. Gerne baut sie auf allen Ebenen liebevoll kleine Details ein, die allerdings im Mittelteil zu gewissen Längen führen. Einfühlsam beschreibt sie den Hintergrund für die seelischen Probleme von Nevis, aus deren Grund er Abstand zu Kaya hält. Da beide Protagonisten in der Ich-Form erzählen hatte ich einen gewissen Vorsprung gegenüber Nevis beziehungsweise Kaya, deren jeweiliges Verhalten zu begreifen. Die Autorin zeigt, wie wichtig Verständnis füreinander, Liebe und Respekt in einer Beziehung sind.

In ihrem Roman „Das Lied der Wölfe“ verflechtet Rena Fischer mehrere Themen miteinander. Die Ansiedlung von Wölfen im schottischen Hochland verbindet sie mit einer bewegenden Liebesgeschichte der beiden Protagonisten, die seelische Verletzungen aufweisen. Die Autorin beschreibt einfühlsam die langsame Annährung und die zunehmende Anziehung zueinander des ungleichen Paars. Gerne vergebe ich hierfür eine Empfehlung an Leser von romantischen Geschichten mit besonderem Flair.

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