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Veröffentlicht am 11.08.2021

Reale Version des Lebens der Frauen einer Bauernfamilie in der 2. Hälfte des letzten Jahrhunderts

Wildtriebe
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Der Roman „Wildtriebe“ von Ute Mank gibt Einblicke in das Leben auf dem Land über mehrere Generationen hinweg. Dabei stehen drei Frauen im Fokus. Im Vergleich verhält sich deren Leben wie Wildtriebe, ihre ...

Der Roman „Wildtriebe“ von Ute Mank gibt Einblicke in das Leben auf dem Land über mehrere Generationen hinweg. Dabei stehen drei Frauen im Fokus. Im Vergleich verhält sich deren Leben wie Wildtriebe, ihre Wege führen sie trotz bestehender Werte und Konventionen in eine andere als die von ihren Angehörigen vorgesehene Richtung. Das Cover nahm mich optisch mit in die Natur, die im Buch eine tragende Rolle spielt, denn sie lässt alles Wachsen und Gedeihen und bildet die Erwerbsgrundlage in der Landwirtschaft.

Die Geschichte spielt etwa um die Wende vom 20. ins 21. Jahrhundert. Lisbeth, inzwischen etwa Mitte 70, hat den in einem kleinen hessischen Dorf gelegenen elterlichen Hof übernommen, nachdem ihre beiden Brüder im Zweiten Weltkrieg gefallen waren. Kurze Zeit nach dem Tod ihrer Geschwister hat sie ihre Mutter verloren. Ihr einziges Kind, ihr Sohn Konrad hat zu Beginn der 1970er Jahre seine langjährige Freundin Marlies geheiratet, die in einem Kaufhaus in der Stadt arbeitet. Die beiden haben eine Tochter Joanna. Zu Beginn des Romans begibt die 19-jährige Joanna sich nach ihrem Abitur auf große Fahrt, um ein Jahr Freiwilligenarbeit in Afrika zu leisten. Schon auf den ersten Seiten ist zu erfahren, dass Konrad inzwischen nur noch im Nebenerwerb Landwirt ist.

Ute Mank blickt auf das bewegte Leben der Frauen, vor allem aber auf das von Lisbeth und Marlies und ihr Verhältnis zueinander. Lisbeth hat schon früh gelernt, eigene Entscheidungen zu treffen, immer zum Wohl des Hofs und seiner Bediensteten. Sie war immer diejenige, die das Sagen hatte. Es ist schwierig für sie nun mir ihrer Schwiegertochter eine Berufsfremde im Haus zu haben. Wie es damals üblich war, hat Marlies ihre Arbeitsstelle nach der Heirat aufgegeben. Marlies wurde der Weg aufs Gymnasium von ihren Eltern untersagt, stattdessen wurde sie auf Ehe und Haushalt vorbereitet. Sie hat gelernt, den Entscheidungen ihrer Eltern nicht zu widersprechen. Lisbeth begegnet sie mit Respekt, aber es ist und bleibt zu viel Schweigen in ihrer Beziehung, um Vertrauen aufzubauen. In ihrer Rolle als Bäuerin ist sie nie richtig angekommen, ihre beruflichen Erfolge werden von ihrem familiären Umfeld nicht anerkannt.

Die Autorin beschreibt ein Verhalten, dass früher auf dem Dorf normal war, Platz für Selbstverwirklichung war hier meist nicht. Marlies fügt sich in die Gegebenheiten, doch sie schafft sich immer wieder Genugtuung, indem sie sich durch ihr Handeln dem Willen von Lisbeth bei Kleinigkeiten widersetzt. Schließlich erringt sie die Zustimmung ihres Ehemanns zu einigen für sie wichtigen Freiheiten. Ihrer Tochter eröffnet sie durch ihre Erziehung weite Wege und ist erstaunt darüber, dass Joanna manche ihrer eigenen Entscheidungen früher ihrer Großmutter mitteilt als ihr. Die Autorin begründet Lisbeths Verhalten Joanna gegenüber mit einem Geheimnis, das eigentlich in der Dorfgemeinschaft, in der jeder alles von jedem weiß, nicht sein kann. Für Lisbeth und Marlies hat die vermutete, gefestigte Meinung der Verwandten und Ortsbewohner maßgeblich zu ihrem Tun beigetragen, Joanna setzt sich unkonventionell darüber hinweg. Lisbeth ist mit dem Alter gelassener geworden, bleibt aber hauptsächlich Marlies gegenüber fast trotzig bei ihren Ansichten.

Ute Mank schildert in ihrem Roman „Wildtriebe“ das unterschiedliche stille Streben einer Bäuerin, ihrer Schwiegertochter und ihrer Enkelin um mehr Selbstbestimmtheit und Anerkennung ihrer Persönlichkeit. Durch ihren Schreibstil drückt die Autorin die nie gesagten Worte zwischen ihren Protagonistinnen aus und beschreibt eine reale Version des Lebens auf dem Land in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

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Veröffentlicht am 17.07.2021

Schicksalhafter Roman, eine Geschichte über Freundschaft, Vergebung und Vertrauen.

Heldinnen werden wir dennoch sein
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Der Roman „Heldinnen werden wir dennoch sein“ von Christiane Wünsche nahm mich mit an den Niederrhein. Susi, Ellie, Ute und Helma sind seit 1974, als sie in die
5. Klasse an einem Gymnasium in Kaarst eingeschult ...

Der Roman „Heldinnen werden wir dennoch sein“ von Christiane Wünsche nahm mich mit an den Niederrhein. Susi, Ellie, Ute und Helma sind seit 1974, als sie in die
5. Klasse an einem Gymnasium in Kaarst eingeschult wurden, befreundet. Auch Marie gehörte zu ihrem Kreis, ist aber inzwischen verstorben. Jede der Freundinnen hatte schon damals ihre eigenen Sorgen, was unter anderem an den Eltern lag.

Wenn es zu Problemen mit Mitschülern kam, stand jeder von ihnen Frank zur Seite, der eine gefestigte Position in ihrem Klassengefüge hatte. Obwohl er immer mit den fünf Mädchen befreundet war, hat er in der Teeniezeit nie versucht eine Liebesbeziehung aufzubauen. Schließlich begreift sein Umfeld, dass er schwul ist. Die Freundinnen erfahren viele Jahre später während einer Geburtstagsfeier von Franks Freitod in Berlin. Die Gedanken der Frauen kehren zurück zu einem bestimmten Abend im Herbst 1984, der ihre Freundschaft nachhaltig verändert hat.

Die Autorin erzählt ihre Geschichte über mehrere Zeitebenen hinweg. Der Fokus wechselt zwischen den Kapiteln von einer Freundin zur anderen, wobei jedes Kapitel zur Orientierung mit dem jeweiligen Namen überschrieben ist. Die Rückblenden sind an geeigneten Stellen in den Text eingegliedert. Recht schnell wurde mir bewusst, dass der Prolog und weitere kursiv gesetzte Einstreuungen von Frank in der Ich-Form erzählt werden, dessen Gefühlswelt mir aufgrund der gewählten Darstellung verständlicher wurde. In der vorderen Klappe sind die Hauptcharaktere mit einer kurzen Selbstbeschreibung aufgeführt. Dadurch behielt ich den Überblick, denn im Laufe der Geschichte gesellen sich noch etliche Nebenfiguren hinzu.

Die Freundinnen sind schon über viele Höhen und Tiefen in ihrem Leben gegangen. Seit Lisa, die Tochter von Marie, erwachsen ist, wird sie in diesen Kreis mit einbezogen. Überrascht nehmen Susi, Ellie, Ute und Helma nach Franks Tod Kenntnis davon, dass Lisa noch Kontakt zu ihm hatte. Die Erinnerungen der Frauen, die inzwischen Anfang Fünfzig sind, gehen zurück in ihre Jugend zu vielen problematischen Themen, sei es die schwere Erkrankung oder der Alkoholismus eines Elternteils, hohe Anforderungen der Eltern, Kriegstrauma, Drogenkonsum und Selbstverwirklichung.

Christiane Wünsche ist gleichalt mit ihren Figuren und in Kaarst aufgewachsen, so dass ihr dadurch eine realistische Darstellung des damaligen Umfelds gelingt. Jede der Frauen ist bis in die Gegenwart eine stille Heldin für die anderen Freundinnen, weil sie für diese Anlaufstation für eine Aussprache sein kann und dennoch erfährt man, dass die Frauen über eine wichtige Situation ihrer Jugend das Mäntelchen des Schweigens all die Jahre hinweg gedeckt haben. Die Freundschaft wirkte auf mich nicht besonders innig. Susi, Ellie, Ute und Helma verhalten sich so wie viele andere, die man kennt, mal gedankenlos in ihren Äußerungen, manchmal arglos, selbstsüchtig oder zickig.

Jede der Freundinnen hat ihr Päckchen zu tragen, hier und da blitzt auf, dass sie auch viele schöne Erinnerungen an gemeinsame Zeiten haben, doch diese gab es meiner Meinung nach im Roman zu wenig, ich hätte lieber noch häufiger mit ihnen gelacht. Auch in der Jetztzeit hat jede der Freundinnen nicht nur den Tod von Frank zu verkraften, sondern kämpft mit der eigenen Gesundheit, mit der Ehebeziehung oder sorgt sich um Familienmitglieder. Doch trotz diverser Meinungsverschiedenheiten hat die Freundschaft der Frauen weiter Bestand.

„Heldinnen werden wir dennoch sein“ von Christiane Wünsche ist ein schicksalhafter Roman, eine Geschichte über Freundschaft, Vergebung und Vertrauen. Mich brachte sie dazu, mich an meine eigene Jugend zu erinnern und darüber nachzudenken, was eine Freundschaft ausmacht. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 29.06.2021

Klassische Gerichte mit gesunden Zutaten und in einer noch gesünderen Variante

Medical Cuisine
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Das Konzept zum Kochbuch „Medical Cuisine“ wurde von dem Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl und dem Spitzenkoch Johann Lafer erarbeitet. Im Vordergrund stand für die beiden, dass Gerichte schmackhaft ...

Das Konzept zum Kochbuch „Medical Cuisine“ wurde von dem Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl und dem Spitzenkoch Johann Lafer erarbeitet. Im Vordergrund stand für die beiden, dass Gerichte schmackhaft sein und Krankheiten verhindern sollen. Bevor die zwei Autoren jedoch ihre einhundert Rezepte präsentieren, beschreiben sie im Kapitel „Theorie“ zunächst was Medical Cuisine bedeutet und wozu sie gebraucht wird. Sie benennen anschließend die Strategien, die sie bei ihrem Konzept berücksichtigt haben und die dabei helfen sollen, die eigene Ernährung langfristig umzustellen.
In einer kurzen Warenkunde erfahren der Leser und die Leserin, welche sechs Lebensmittelgruppen von den beiden Autoren besonders in den Fokus genommen und genutzt wurden und warum dadurch die Rezepte im Buch gesund sind. Im anschließenden Unterthema führen Dr. Matthias Riedl und Johann Lafer auf, welche Zugeständnisse jeder machen muss, um die Medical Cuisine erfolgreich umzusetzen. Allerdings empfinde ich das vorgestellte Konzept nicht als revolutionär. Denn entsprechend der Entwicklungen im Ernährungsbereich in den vergangenen Jahren habe ich meinen Einkauf sowie die Zubereitung und den Verzehr der von mir gekochten Gerichte bereits angepasst. Mancher wird hier jedoch Anregungen finden. Nach einigen Tipps, wie eine Umstellung der Ernährung dauerhaft gelingen kann, folgt der große Rezeptteil.
Das Kapitel „Rezepte“ ist unterteilt in „Salate, Suppen, Vorspeisen“, „Hauptgerichte“ und „Süßes“. Die beiden Autoren präsentieren 50 Grundrezepte, darunter Klassiker der deutschen Küche. Mitgeholfen haben Rezeptentwickler und Ernährungsberater. Zu jedem Gericht gibt es ein ganzseitiges Foto, dass dazu anregt, gekocht zu werden. Das Rezept beinhaltet die Nährwertangaben, die Zutaten und die Zubereitungszeit.
Die Beschreibung ist leicht umsetzbar, auch fand ich es angenehm, dass die Einstellungen für den Backofen angegeben sind. Auf den beiden folgenden Seiten des Grundrezepts gibt es dann eine noch gesündere Alternative, von der Aufmachung im Buch ähnlich, aber unter Austausch vieler Zutaten. Symbole begleiten jede Kochanleitung und zeigen an, welche gesundheitliche Wirkung hier besonders unterstützt wird. Ein Register am Ende des Buchs erleichtert das Auffinden der Rezepte.
Die beiden Autoren haben bei der Auswahl der Gerichte Wert auf eine geringe Vorbereitungszeit gelegt und eine schnelle Zubereitung. Der Genuss und das damit verbundene Sinneserleben sind dem Spitzenkoch und dem Ernährungswissen-schaftler sehr wichtig, genauso wie die Offenheit des oder der Bekochten für das Ausprobieren gesünderer Zutaten. Vor allem Anfänger haben, wie ich finde, die Möglichkeit sich von Beginn an bekannte Gerichte gesund zuzurichten. Die alternative fleischlose Variante ist auch für Fortgeschrittene eine Anregung, sich genussmäßig neu überraschen zu lassen.

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Veröffentlicht am 29.06.2021

Romantische, manchmal sentimentale Liebesgeschichte

Mittwochs am Meer
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Im Roman „Mittwochs am Meer“ nimmt Alexander Oetker den Leser und die Leserin mit in die Bretagne. Dort hat Maurice, ein Insolvenzverwalter aus Paris, einen Auftrag angenommen. Jeden Mittwoch besucht er ...

Im Roman „Mittwochs am Meer“ nimmt Alexander Oetker den Leser und die Leserin mit in die Bretagne. Dort hat Maurice, ein Insolvenzverwalter aus Paris, einen Auftrag angenommen. Jeden Mittwoch besucht er seit mehreren Wochen das Unternehmen in dem kleinen Ort Cancale am nördlichsten Ende der Region. Eines Tages lernt er beim Einchecken im Hotel, in dem er bei jedem Besuch einmal nächtigt, die Rezeptionistin Dominique kennen. Es ist ihr peinlich, aber ausgerechnet für die kommende Nacht ist ein Buchungsfehler unterlaufen. Daher verweist sie Maurice an ein anderes Hotel.

Maurice ist sehr verwundert als er hier am nächsten Morgen einen Liebesbrief und einen Gedichtband entgegennimmt, die sie ihm geschickt hat. Er ist tief berührt und erstaunt über ihre Verwegenheit sowie ihre Offenheit. Es ist für ihn der Beginn einer inneren Reise, die längst vergessene Gefühle bei ihm aufkeimen und Vergangenes wieder an die Oberfläche kommen lässt.

Zahlen und Fakten sind das Metier von Maurice, er kann gut zuhören und ebenso gut erklären. Aufgewachsen ist er in einer gutsituierten Familie als Einzelkind. Bereits sein Vater ist Insolvenzberater und dabei sehr erfolgreich und angesehen. Maurice glaubt, dass er an die Leistungen seines Vaters nie heranreichen wird, was ihn mit noch mehr Ehrgeiz seinem Beruf nachgehen lässt. In Cancale gewinnt er durch sein Engagement den Respekt der verbliebenen Belegschaft. Doch nachdem er Dominique begegnet ist, ändert sich sein Verhalten gänzlich.

Mit und mit gelingt es ihm die vom Elternhaus her unerwünschte Äußerung von Gefühlen zuzulassen. Diese neuen Erfahrungen benötigen seine ganze Energie, so dass er seinen Job vernachlässigt. Diese abrupte Änderung im Wesen konnte ich als Leserin zwar akzeptieren, war jedoch nicht ganz überzeugt von der Darstellung, weil Maurice bisher sich als sehr zuverlässige Person gezeigt hatte, deren Expertise beim insolventen Unternehmen bereits Erfolge aufweist. Jetzt streift er sein bisheriges Streben nach Anerkennung vollständig ab, obwohl er weiß, dass sich aufgrund seines Verhaltens existenzielle Folgen für die Arbeitnehmer ergeben können. Alexander Oetker erweist sich als Kenner der Umgebung von Cancale. Er nimmt den Leser und die Leserin mit zu den schönsten Sehenswürdigkeiten und den besten Restaurants und Hotels, die es dort auch in der Realität gibt.

Im Roman „Mittwochs am Meer“ von Alexander Oetker begründet die Begegnung der beiden Protagonisten eine hintergründige Spannung, denn in Maurice bringt das Aufeinandertreffen etwas zum Klingen. Als Leserin musste ich bis zum überraschenden Ende auf die Auflösung warten. Bis dahin erlebte ich eine romantische, manchmal sentimentale Liebe, bei der die Beteiligten sich ihren Verpflichtungen zu entziehen versuchten, um sich ganz ihrer Zuneigung zu widmen.

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Veröffentlicht am 24.06.2021

Erster Band einer einfühlsam geschriebenen Trilogie, die zwischen 1905 und 1909 in Metz spielt

Die Senfblütensaga - Zeit für Träume
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Emma Bergmann ist eine der Protagonisten der Senfblütensaga, einer Trilogie von Clara Langenbach. Sie wohnt im von den Deutschen annektierten Metz und ist 16 Jahre alt als sie im Jahr 1905 von ihren Eltern ...

Emma Bergmann ist eine der Protagonisten der Senfblütensaga, einer Trilogie von Clara Langenbach. Sie wohnt im von den Deutschen annektierten Metz und ist 16 Jahre alt als sie im Jahr 1905 von ihren Eltern zum Onkel nach Speyer geschickt wird. Stattdessen nimmt Emma sich die Freiheit und reist nach Straßburg, um sich dort an der Universität eine Vorlesung eines bekannten Juristen anzuhören, denn sie träumt davon, selbst zu studieren.

Emmas Vater ist Kanzlist und verfügt über ein solides Einkommen, jedoch reicht es kaum aus, um den Ansprüchen seiner Frau Käthe gerecht zu werden. Die Familie hat einen großen Verlust erlitten und seitdem ist das Schweigen zwischen den Eheleuten tief. Käthe sinnt darauf, für Emma einen möglichst gutsituierten Ehemann zu finden und sie bestens auszustaffieren, wenn sie Einladungen nachkommt. Emma fühlt sich zerrissen zwischen den Erwartungen ihrer Eltern und ihren Hoffnungen auf eine berufliche Zukunft. Ihr Aufbegehren wird jahrelang möglichst im Keim erstickt, ruft bei ihr aber noch mehr Widerstand hervor.

Zur gleichen Zeit träumt der wenig ältere Carl, weiterer Protagonist des Romans und einziger Sohn eines Fuhrunternehmers in Metz, von einem eigenen Unternehmen, in dem er Senf herstellen möchte. Sein Vater sieht seinen Sohn jedoch als seinen Nachfolger. Für beide Hauptfiguren ist es die Zeit für Träume. Sie sind jung, innovativ denkend, voller Hoffnung auf ein selbstbestimmtes Leben. Emma erkennt die Hintergründe für das Handeln ihrer Eltern ebenso wie Carl, dennoch können sie die Folgen ihrer Entscheidungen nicht immer absehen.

Clara Langenbach stellt die historische Zeit vorstellbar und realistisch dar. Ihr Roman mit fiktiven Figuren basiert auf der wahren Geschichte von Otto und Frieda Frenzel, den Erfindern der heutigen Marke „Löwensenf“. Nachdem Emma und Carl füreinander bestimmt zu sein scheinen, führt die Autorin ihre Hauptfiguren über Höhen und Tiefen, um diese zur Erkenntnis zu führen, ob eine gemeinsame Zukunft möglich ist. Ein Freund von Carl und seine Schwester machen es beiden nicht einfach. Die Entwicklung ihrer Protagonisten wird von der Autorin abwechslungsreich und feinfühlend beschrieben. Allerdings füllt die Autorin den Alltag von Emma meiner Meinung nach nicht vollständig aus, so dass ich dazu kein Bild vor Augen bekam.

In ihrem Buch „Zeit für Träume“, dem ersten Teil einer Trilogie, erzählt Clara Langenbach die Geschichte der beiden jungen, selbstbewussten Figuren Emma und Carl zwischen den Jahren 1905 und 1909, die sich über Widrigkeiten hinweg nicht nur aufeinander zu entwickeln, sondern auch an ihren Vorstellungen einer selbstbestimmten Zukunft festhalten. Die Gefühle ihrer Protagonisten beschreibt die Autorin dabei einfühlsam und bewegend. Vor allem den Lesern und Leserinnnen von historischen Romanen empfehle ich das Buch gerne weiter.

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