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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.03.2019

Meisterhafter Gänsehaut-Thriller

Die Akte Rosenrot
1

Nach dem Unfalltod seiner Frau ist der brillante Profiler Ibsen Bach nur noch ein Schatten seiner selbst. Doch plötzlich steckt er wieder mittendrin in den Ermittlungen über einen Serienmörder, der über ...

Nach dem Unfalltod seiner Frau ist der brillante Profiler Ibsen Bach nur noch ein Schatten seiner selbst. Doch plötzlich steckt er wieder mittendrin in den Ermittlungen über einen Serienmörder, der über die Ländergrenzen hinweg mordet und dabei jeweils eine Postkarte für ihn am Tatort hinterlässt. Währenddessen recherchiert die russische Bloggerin Leonela Sorokin über die Hintergründe einer alten Vermisstensache. Was nur haben die verschiedenen Ermittlungen miteinander zu tun, und welche Rolle spielt ein rotes Kinderrad der Marke Rosenrot?

Schon der Einstieg in diesen rasanten Thriller zieht den Leser sofort in seinen Bann. Da möchte man am liebsten nonstop weiterlesen, und das bleibt so bis zur allerletzten Seite des Buches. Ibsen Bach ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, doch er ist ein interessanter Charakter, er sticht heraus in dieser Ansammlung von hoch motivierten Ermittlern, von denen man jedoch nicht immer weiß, ob sie nicht vielleicht noch ein anderes Süppchen kochen. Und für jede Frage, die sich dem Leser endlich beantwortet, tauchen mindestens fünf neue auf. Unvorhergesehene Wendungen bringen neue Aspekte in die Geschichte, bis hin zu einem furiosen Showdown, wenn der Leser dem Geheimnis auf die Spur kommt. Dann allerdings fallen auf einmal alle Puzzlesteine wie von selbst an ihren Platz, der Leser erkennt das große Ganze, das dahintersteht – und keine Sekunde vorher! Dabei sind die Aufdeckungen sehr gut eingefädelt, man glaubt beim Lesen, schlimmer geht’s nimmer, und wumm! kommt gleich noch was hinterher.

Das Buch habe ich zunehmend mit großen Augen und scheinbar ohne Atem zu holen verschlungen. Das Nachwort ist auch sehr wichtig, es wirft noch einen anderen Blick auf diese (fiktiven) Ereignisse. Nach diesem Gänsehaut-Thriller war ich erstmal sprachlos über die „Urgewalt“ dieser Geschichte. Ganz klar vergebe ich dafür alle fünf möglichen Sterne und empfehle das Buch unbedingt weiter!

Veröffentlicht am 15.02.2019

Abgefahrener Genre-Mix

Bad Boy by Banana
1

Tom Sandmanns Leben verläuft nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte: Mit 48 Jahren erfährt er, dass sein angeblicher Sohn ein Kuckuckskind ist und die Mutter ihm den Kontakt mit dem Jungen vorenthält. ...

Tom Sandmanns Leben verläuft nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte: Mit 48 Jahren erfährt er, dass sein angeblicher Sohn ein Kuckuckskind ist und die Mutter ihm den Kontakt mit dem Jungen vorenthält. Da beschließt er, seine böse Seite zu zeigen – mit dem Ergebnis, dass er mit dem Auto im Schaufenster des örtlichen Nachtclubs landet. Daraufhin schickt ihn sein Kanzleipartner auf einen Selbstfindungstrip in einer finnischen Blockhütte. Durch eine Doppelbelegung der Hütte lernt er die junge Nancy kennen, und sie bringt seine Gefühlswelt völlig ins Chaos. Doch auch wenn er Nancy widersteht, bleibt sie in seinen Gedanken und Träumen erhalten. Ist sein Schicksal mit dem ihren verknüpft, oder jagt er einem Traum nach?

Dieses Buch ist der Auftakt der 3Bee-Reihe rund um den Steuerberater Tom Sandmann. Viele Facetten werden darin aufgegriffen, mal ist er eher verletzlich, mal kehrt er eher den Macho heraus, mal dominiert die Liebe, ein andermal eher das Drama. Und immer wieder wird es märchenhaft und die Realität driftet ab ins Übersinnliche und Fantastische. Immer neue Wendungen lassen die Geschichte in eine andere, völlig unerwartete Richtung driften. So wirkt das Buch sowohl in den Personen wie auch in den Handlungen ab und zu völlig überzogen, darauf muss man sich erstmal einlassen. Dann aber kann man sich in einen Klamauk mit ein bisschen Tiefsinn versinken lassen. Mühsam zu lesen ist die Schreibmaschinenschrift, aber das soll wohl authentischer wirken. Etwas ratlos hinterlassen hat mich allerdings der Genremix, denn manche der ernsten Themen werden dadurch nur allzu oberflächlich gestreift, so dass letztendlich die Frage bleibt, wohin die Autorin den Leser führen will.

Ein Buch also, das sich nicht ernst nimmt, aber ernste Themen mit einbaut; Klamauk, der Nachdenkliches einbaut, aber nicht dominieren lassen will. Das polarisiert sicherlich: Es wird Leser geben, die damit nichts anfangen können, und andere, die sich auf dieses Buch mit Freude und einem Dauergrinsen im Gesicht einlassen können. Ich habe mich für den letzteren Weg entschieden und kann es allen empfehlen, die sich darauf einlassen wollen.

Veröffentlicht am 05.10.2018

Spannendes Verwirrspiel

Puppenmutter
1

Tessa lebt mit ihrem Mann Jules in einer abgelegenen Villa am Stadtrand von Paris. Eines Nachmittags wird sie Opfer eines Überfalls, doch die Polizei kann rechtzeitig kommen. In derselben Nacht begeht ...

Tessa lebt mit ihrem Mann Jules in einer abgelegenen Villa am Stadtrand von Paris. Eines Nachmittags wird sie Opfer eines Überfalls, doch die Polizei kann rechtzeitig kommen. In derselben Nacht begeht Jules Selbstmord. Zunehmend fühlt Tessa sich unwohl in ihrem Haus. Ihre Freundin und ihre Familie unterstützen sie, doch jeder von ihnen hat seine eigenen Geheimnisse. Und bald stellt sich heraus, dass vieles ganz anders ist als es auf den ersten Blick erscheint…

Dies war mein erstes Buch von Astrid Korten, und ich habe es in kürzester Zeit „inhaliert“. Die Autorin versteht es, die Spannung von der ersten bis zur letzten Seite hoch zu halten. Das Verwirrspiel der Verdächtigen und der Theorien, die sich der Leser dazu überlegt, wird mit jeder Wendung neu angeheizt. Die Charaktere geben ihre Geheimnisse nur nach und nach preis, und Geheimnisse gibt es hier zuhauf. Das peitscht das Rätselraten umso mehr an und führt zu äußerst verblüffenden Erkenntnissen. So schnell aber lässt sich die Autorin nicht in die Karten sehen, es bleibt einfach nur spannend!

Wer sich von einem Thriller fesseln lassen mag, dem kann ich dieses Buch nur unbedingt empfehlen. Ich bin neugierig geworden auf die weiteren Bücher der Autorin.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Eine Reise in die Zukunft

Earth Girl: Die Prüfung
1

Jarra ist ein „Earth Girl“ und gilt als behindert. Ein Gendefekt sorgt dafür, dass sie nicht teleportieren kann, sondern auf der Erde bleiben muss. Doch sie will sich mit ihrem Schicksal nicht abfinden ...

Jarra ist ein „Earth Girl“ und gilt als behindert. Ein Gendefekt sorgt dafür, dass sie nicht teleportieren kann, sondern auf der Erde bleiben muss. Doch sie will sich mit ihrem Schicksal nicht abfinden und will studieren wie alle „Normalen“. Dafür muss sie ihre Identität verleugnen und eine andere erfinden. Das klappt zunächst ganz gut, und Jarra bewährt sich in ihrem Geschichtskurs. Doch sie muss aufpassen, dass sie sich nicht zu früh verrät.
Janet Edwards entwirft mit „Earth Girl“ eine völlig andere Welt als die, in der wir leben. Menschen teleportieren sich auf andere Planeten, die Städte, wie wir sie kennen, sind zu Ruinen verkommen, nachdem die Menschheit auf andere Planeten umzog. Sich in dieser Zukunft zurechtzufinden, verlangt vom Leser zunächst viel Aufmerksamkeit, doch danach kann man mit Jarra mitfiebern als würde man selbst in dieser Welt leben. Behutsam greift die Autorin das Thema der Außenseiterin auf, sie bewertet dabei nicht, sondern lässt Jarra bzw. ihre Mitstudenten die Konflikte erleben, die sich daraus ergeben. Damit bleiben die Personen durchweg sympathisch, die Geschichte bleibt von Anfang bis Ende glaubwürdig.
Mit „Earth Girl“ hat Janet Edwards eine intelligente Fantasy-Reihe geschaffen, und ich bin schon gespannt, wie es mit Jarra und ihren Freunden weitergeht.

Veröffentlicht am 13.03.2018

Ungewöhnliche Idee gekonnt umgesetzt

Die Morde von Pye Hall
1

Die Lektorin Sue Ryeland soll das neue Manuskript des erfolgreichen Autors Alan Conway lektorieren. Doch dabei stellt sie fest, dass genau das Ende fehlt. Schnell rutscht sie in die Rolle der Detektivin, ...

Die Lektorin Sue Ryeland soll das neue Manuskript des erfolgreichen Autors Alan Conway lektorieren. Doch dabei stellt sie fest, dass genau das Ende fehlt. Schnell rutscht sie in die Rolle der Detektivin, denn bald sind nicht nur die Krimi-Morde um Pye Hall zu lösen, sondern auch die Umstände des Todes von Alan Conway selbst.

Ein Krimi im Krimi, zwei Fälle, die so ineinander verschachtelt sind, dass die Auflösung des einen ein wichtiger Beitrag zum anderen ist – das ist eine äußerst ungewöhnliche Idee, die Anthony Horowitz hier gekonnt umsetzt. Der Wechsel zwischen den beiden Büchern und dem zeitlichen Rahmen gelingt dabei mühelos und wird zu einem spannenden Spiel mit dem fiktiven Werk, das plötzlich zu einer realen Gefahr für die Protagonistin führt. Dabei spielt der Autor mit sehr vielen Elementen aus dem klassischen englischen Krimigenre, setzt Reminiszenzen an bekannte Ermittler wie Sherlock Holmes, Hercule Poirot und Miss Marple sowie deren Autoren. Es bleibt viel Raum zum Mitraten, während der Autor ganz im Stil seiner Vorgänger Hinweise setzt, die auf die richtige oder auch die falsche Fährte führen können.

Ein Krimi vom Feinsten für alle Liebhaber der britischen Krimikultur, spannend geschrieben und intelligent konstruiert, da fliegen die Seiten nur so dahin. Von mir gibt es deshalb eine unbedingte Leseempfehlung und alle fünf Sterne.