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Veröffentlicht am 27.09.2016

Was geschah in der Mittsommernacht?

Das Geheimnis der Mittsommernacht
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Norwegen im Jahre 1895, das Bergbaudorf Roros ist Schauplatz mehrerer Schicksalsschläge. Die Deutsche, Clara Ordal verliert durch einen tragischen Unfall ihren Mann, den sie mit ihrem Sohn Paul nach Norwegen ...

Norwegen im Jahre 1895, das Bergbaudorf Roros ist Schauplatz mehrerer Schicksalsschläge. Die Deutsche, Clara Ordal verliert durch einen tragischen Unfall ihren Mann, den sie mit ihrem Sohn Paul nach Norwegen begleitet hat. Er wollte sich am Sterbebett der Mutter mit seinen Eltern aussöhnen, bevor er mit seiner kleinen Familie nach Samoa auswandert. Clara und ihr Sohn werden von ihren Schwiegereltern abgelehnt. Bei Olafs Beerdigung wird sie von der gesamten Dorfgemeinschaft angefeindet, weil sie im protestantischen Norwegen als Katholikin eine Außenseiterin ist.
Sofie Svartstein, Tochter des Direktors des Kupferwerks, verliert ihre Mutter bei der Geburt ihres kleinen Bruders, der kurz nach der Geburt ebenfalls stirbt. Sie steht nun allein gegenüber ihrem für sie unnahbaren Vater und ihrer älteren Schwester Silje, die nur Mode, eines standesmäße Hochzeit und gesellschaftliche Anerkennung im Sinn hat.

Die Deutsche, Clara, und die Norwegerin, Sofie, müssen sich ihren eigenen Weg erkämpfen.

Mir hat das Buch richtig gut gefallen. Die beiden Erzählstränge, zum einen die Erlebnisse der Außenseiterin Clara Ordal, zum anderen das Leben der Norwegerin Sofie, geben einen guten Einblick in die verschiedenen Gesellschaftsschichten dieser Zeit. Der Alltag und die Moralvorstellungen der Norweger dieser Zeit werden anschaulich dargestellt. Die stets zwischen den beiden Protagonistinnen wechselnden Kapitel lassen den Roman zu einem Page Turner werden. Neben den beiden Lebensgeschichten lernen wir sehr viel über die Arbeitswelt, die politischen Gegebenheiten und die gesellschaftlichen Schichten des 19. Jahrhunderts in Norwegen.

Das ist ein historischer Roman, der dem Leser neben einer spannenden Familiengeschichte auch die Zeitspanne in der er spielt nahe bringt.

Veröffentlicht am 19.04.2024

Reflexionen über die Pandemie, das Leben und die Familie

Am Meer
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Lucy Barton, erfolgreiche Schriftstellerin und Mutter zweier erwachsener Töchter, hat sie, im Gegensatz zu ihrem Ex-Mann William, nicht kommen sehen, die Pandemie.
Die gesamte Welt wurde von ihr überrascht, ...

Lucy Barton, erfolgreiche Schriftstellerin und Mutter zweier erwachsener Töchter, hat sie, im Gegensatz zu ihrem Ex-Mann William, nicht kommen sehen, die Pandemie.
Die gesamte Welt wurde von ihr überrascht, aber William übernahm sofort die Initiative. Die gemeinsamen Töchter beschwor er, New York sofort zu verlassen und vorrübergehend auf dem Land zu leben, bis die Pandemie abgeklungen ist. Seine Ex-Frau Lucy nahm er kurzerhand mit nach Main, um sie beide in Sicherheit vor dem Virus zu bringen.
Die Zeit im einsamen Haus am Meer wird Lucy lang. Auf langen Spaziergängen beschäftigen sich ihre Gedanken mit ihrem bisherigen Leben, mit der Trauer um ihren zweiten Mann David, der vor einem Jahr verstorben ist, mit ihren erwachsenen Töchtern, die sie sehr vermisst, mit der Einsamkeit und auch mit neuen Bekanntschaften.


Elizabeth Strout und ich sind im gleichen Jahr geboren. Ihre Gedanken und Grübeleien während der Pandemie, konnte ich sehr gut nachvollziehen. Wie jede Mutter erwachsener Kinder, habe ich mir Sorgen und viele Gedanken über mein Leben, unsere Kinder und Enkelkinder gemacht.
Dieses Gefühl in einer Blase zu stecken und von der Umwelt ausgeschlossen zu sein, hatten während der Pandemie sicher viele Menschen. Ich glaube auch, dass sich zumindest ältere Menschen viele Gedanken über ihr Leben, ihre Familie und auch über ihre Zukunft gemacht haben.
Elizabeth Strout hat die Gabe, diesen Gedanken einen Raum zu geben und sie in ihren Büchern niederzuschreiben. Auch wenn mein Leben ganz anders verlaufen ist und das von Freunden, Nachbarn, Nachbarländern und so weiter noch anders, sind die Gedanken und Ängste von Lucy real und nachvollziehbar beschrieben worden. Man kann sie mitfühlen und verstehen, auch wenn Lucy, ähnlich wie ich, in ihren Gedanken „von Höcksken auf Stöcksken“ kommt.
Elizabeth Strouts erzählt so nachhaltig, dass mich das Buch noch einige Zeit beschäftigt.
Das ist gut und tut gut.

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Veröffentlicht am 17.04.2024

Für mich war es "drüber"

Der Konzern
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Im dritten Teil der Laura-Jacobs-Thriller-Reihe geht es um noch mehr Geld und noch dunklere Geschäfte.
Laura Jacobs muss dringend den möglichen Konsequenzen eines drohenden katastrophalen Skandals, indem ...

Im dritten Teil der Laura-Jacobs-Thriller-Reihe geht es um noch mehr Geld und noch dunklere Geschäfte.
Laura Jacobs muss dringend den möglichen Konsequenzen eines drohenden katastrophalen Skandals, indem auch ihr Arbeitgeber verwickelt ist, nachgehen. Es geht um die Altersversorgung von Millionen Deutschen. Bei der Recherche wird ihr klar, dass auch ihr Leben bedroht ist.



Ich habe „Die Filiale“ und „Die Zentrale“ gelesen und war begeistert.
Veit Etzold enormes Hintergrundwissen hat ihn in die Lage versetzt, aufzuzeigen zu welchen miesen Geldgeschäften, hinterhältigen Verbrechen und sogar Morden sich die Finanzwelt in Zusammenarbeit mit mafiösen Strukturen hinreißen lassen könnte, wenn man ihre Möglichkeiten fiktiv in diese Richtung weiterspinnt.
Ich denke, dass wahrscheinlich nicht alles, was ich in den beiden Büchern gelesen habe, rein fiktiv und unrealistisch war. Egal, ich wartete auf jeden Fall mit Spannung auf „Der Konzern“.
Mir war klar, dass vieles der Spannung wegen, übertrieben, zugespitzt und teilweise realitätsfern war, aber es war spannend und interessant, sich die möglichen Machenschaften aufzeigen zu lassen.
Sorry, aber mit dem dritten Buch kam ich überhaupt nicht klar. Entweder war für mich die Pause zwischen Buch 2 und 3 zu lang, was mich aus dem „Flow“ gerissen hat oder, was ich eher vermute, für meinen Geschmack ist das Buch einfach „drüber“. Ich habe keinen Bezug zu Laura finden können. Ich hatte das Gefühl, sie hängt irgendwo zwischen Bankberaterin und Geheimagentin der Finanzaufsicht, BKA und LKA. Es wurde kein Spannungsbogen mehr aufgebaut. In den mafiösen Strukturen galt nur noch „friss oder stirb“ und „jeder gegen jeden“. Dunkle Mächte steuerten BKA Beamte und Bankvorstände nach Gutdünken.
Das war leider nicht mehr der raffinierte Finanz-Thriller. Schade

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Veröffentlicht am 15.04.2024

Spannende Zeitreise

Das Haus am Gordon Place
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Dem Historiker Professor Hunt wird auf dubiose Weise nach einem anstrengenden Flug die Einreise in die USA verweigert. Erst nach einer Nacht in der Flughafenarrestzelle erfährt er den Grund. In Hunts Wohnung ...

Dem Historiker Professor Hunt wird auf dubiose Weise nach einem anstrengenden Flug die Einreise in die USA verweigert. Erst nach einer Nacht in der Flughafenarrestzelle erfährt er den Grund. In Hunts Wohnung am Gordon Place wurde sein Nachbar erschlagen aufgefunden.
Emma Spencer vom MI6 bittet ihn um Mithilfe bei der Aufklärung des Verbrechens. Eine Vorbesitzerin der Wohnung, Daphne Parson, war MI6-Agentin, die 1948 in Wien eingesetzt war. Für Hunt ist es der Beginn einer dramatischen Reise in die Vergangenheit.


„Historische Fakten spannend verpackt in einem mitreißenden Spionageroman“

Dem kann ich mich anschließen. Eigentlich mag ich keine Spionageromane, weil mir die Organisationsgeflechte und Aktionen zu unübersichtlich und kompliziert sind. Das ist hier nicht der Fall.
Karina Urbach hat einen fesselnden und spannenden Kriminalroman geschrieben.
Die Rückblenden ins Wien, während der Besatzungszeit der vier Mächte, zeigen ein reales Bild der Lebensbedingungen der Bevölkerung. Ich hätte nicht gedacht, dass bei einer so schlechten, von Angst und Misstrauen geprägten Atmosphäre noch Spionage betrieben wurde, aber vielleicht gerade deshalb. Offenbar hat jede einzelne Besatzungsmacht ihr eigenes Spionagenetz aufgebaut.
Ganze Filmsets werden geplant, aufgebaut und Agenten eingeschmuggelt. Ehemalige Naziagenten werden angeworben, abgeworben und gegebenenfalls eliminiert.
„Das Haus am Gordon Place“ ist spannend, informativ und mit einer Liebesgeschichte gewürzt. Karina Urbachs Schreibstil ist kurzweilig und unterhaltsam. Auch schwierige Agenten-Tätigkeiten sind gut verständlich und nachvollziehbar erklärt.
Ich fühlte mich bestens unterhalten, habe einiges über unsere Vergangenheit dazugelernt und werde sicher beim nächsten historischen Kriminalroman von Frau Urbach zugreifen.

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Veröffentlicht am 12.04.2024

Bischoffs Hölle

Mörderfinder – Stimme der Angst
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Auf einer Beerdigung erblickt der Fallanalytiker Max Bischoff eine Frau, die seiner großen Liebe Jenni, die vor fünf Jahren vor seinen Augen getötet wurde, zum Verwechseln ähnlichsieht. Als er die Nähe ...

Auf einer Beerdigung erblickt der Fallanalytiker Max Bischoff eine Frau, die seiner großen Liebe Jenni, die vor fünf Jahren vor seinen Augen getötet wurde, zum Verwechseln ähnlichsieht. Als er die Nähe dieser Frau sucht, kommt sie ihm bereitwillig entgegen.
Beim näheren Kennenlernen stellt Max fest, dass diese Frau genau wie Jenni von einem Mann misshandelt wird. Nach seiner Recherche überschlagen sich die Ereignisse. Böhmer, sein Freund und ehemalige Kollege, wird überfallen und fast getötet und seine neue Partnerin Jana verschwindet spurlos.


Ein Thriller, gelesen von Dietmar Wunder, ist ein Thriller mit dem besonderen Thrill und viel Gänsehaut. Es gibt wenige Synchronsprecher, die so viel Spannung und Grausen in ihre Stimme packen können. Auch in „Der Mörderfinder – Stimme der Angst“ ist es Dietmar Wunder besonders gut gelungen, den Leser durch Max Bischoffs persönliche Hölle zu jagen.
Max Bischoff, seine Schuldgefühle und seine Ängste um die Menschen, die ihm nahe stehen sind Thema dieser Verbrecherjagd. Mit starken Schuldgefühlen in einem Thriller habe ich meine Probleme. Ich glaube, dass sicher jedem Leser nach kurzer Zeit klar war, dass mit Dominique etwas nicht stimmt. Böhmer hat Max sofort darauf aufmerksam gemacht. In der Folge störte es mich, mitansehen zu müssen, wie Bischoff sich mehr und mehr von dieser Dominique umgarnen ließ. Wir treuen Leser wissen, was für ein genialer Fallanalytiker Max Bischoff ist. Und dann verblenden ihm Schuldgefühle und Ängste die Augen und sein Denkvermögen.
Seine Recherche und vor allem seine Zusammenarbeit mit seinem neuen Freund Marvin waren spannend und manchmal atemberaubend erzählt. Bei mir schlich sich trotzdem immer ein ABER ein und das war schade, vielleicht auch ungerechtfertigt, halt nur mein Gefühl.

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