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Veröffentlicht am 21.12.2023

Tiefe Einblicke in die isländische Seele

Hildur – Die Spur im Fjord
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In der kleinen Gemeinde Isafjördur verschwanden vor 25 Jahren die kleinen Schwestern Björk und Rosa der Kriminalkommissarin Hildur Runarsdottir. In einem fast fertigen Tunnel verliert sich ihre Spur und ...

In der kleinen Gemeinde Isafjördur verschwanden vor 25 Jahren die kleinen Schwestern Björk und Rosa der Kriminalkommissarin Hildur Runarsdottir. In einem fast fertigen Tunnel verliert sich ihre Spur und niemand hat sie seitdem gesehen.
Hildur leitet mittlerweile die Abteilung für vermisste Kinder und Jugendliche, aber das Trauma um den Verlust ihrer Geschwister lässt sie nicht los.
Nach Abgang einer Lawine hat sie alle Hände voll zu tun, da der tot geborgene Jon nicht von den Schneemassen getötet wurde, sondern mehrere Stichwunden aufweist.


„Der erste Fall für Islands wagemutigste Ermittlerin“ ist ein guter Auftakt der neuen Trilogie.
Frau Rämö gewährt uns einen tiefen Blick in die isländische Seele.
Sie zeichnet eine Protagonistin, die zwar allein lebt und ihre Probleme bzw. Traumata mit sich selbst ausmacht, aber durchaus teamfähig und empathisch ihrem Umfeld gegenüber ist. Sie ist eine Kriminalistin, die sich an Ungereimtheiten festbeißt, weiterermittelt und hin und wieder auf ihr Bauchgefühl hört. Sie will ungebunden sein, sucht ab trotzdem die Nähe zu Menschen, die ihr sympathisch sind. In ihrem Kollegen Robert hat sie einen einfühlsamen Partner. Robert, der einzige strickende Mann, der Hildur je begegnet ist, hat seine eigenen Traumata.
Satu Rämö hat leise bzw. langsam einen gewaltigen Spannungsbogen aufgebaut, der einem das Buch kaum aus der Hand legen lässt. Die Schlussfolgerungen aus den Ermittlungen sind logisch und nachvollziehbar. Hildur, Robert und auch die Chefin Beta schleichen sich in die Herzen der Leser.
Ich freue mich auf den nächsten Krimi aus der Reihe.

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Veröffentlicht am 20.12.2023

Spannend und fesselnd bis zum Schluss

Monster (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 11)
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Mehrere Todesfälle halten das K11 Oliver, Pia und ihr gesamtes Team in Atem.
Hinter einer Marien-Statue wird die Leiche der vermissten 16-jährige Larissa Böhlefeld gefunden. In der Nacht werden nach einem ...

Mehrere Todesfälle halten das K11 Oliver, Pia und ihr gesamtes Team in Atem.
Hinter einer Marien-Statue wird die Leiche der vermissten 16-jährige Larissa Böhlefeld gefunden. In der Nacht werden nach einem tödlichen Unfall Bisswunden und Folterspuren beim Opfer entdeckt. Das Team entdeckt immer mehr ungelöste Vermisstenfälle und rätselhafte Todesfälle, die Parallelen zum Mordfall Larissa aufweisen.
Die Ermittlungen führen das gesamte K11 Team an seine Grenzen.


Dieser Band ist sicher einer der Besten, den Nele Neuhaus geschrieben hat.
Ich habe alle 11 Taunus-Krimis gelesen und auch einige Verfilmungen im Fernsehen gesehen. Meiner Meinung nach gab es in der Reihe einige Höhen und Tiefen, aber Band 10 und 11 unterstreichen, dass Nele Neuhaus immer noch in der Lage ist „einen drauf zu setzen“.
Chapeau!
Neben einem durchgängigen Spannungsbogen weist Frau Neuhaus auf die Schwächen und Schlupflöcher unserer Justiz hin und zeigt auf diejenigen Rechtsanwälte, die diese Lücken schonungslos ausnutzen.
Der Kriminalfall als solcher erreicht ungeahnte Dimensionen, die ich in der Rezension nicht weiter ausführen möchte. Er ist erschreckend realistisch und logisch aufgebaut. Sagenhaft was das Team alles herausbekommt, eine absolute Leseempfehlung.
Mich lässt das Buch mit Gänsehaut, Traurigkeit und Vorfreude auf den nächsten Taunuskrimi zurück.

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Veröffentlicht am 06.12.2023

Düster und mystisch

Rot. Blut. Tot.
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Die Kopenhagener Mordkommission wird an einen zerstörerischen und beklemmenden Tatort gerufen. Einem Mann wurden die Kiefer auseinandergerissen, so dass sein Gesicht nur noch eine blutige Masse war. Der ...

Die Kopenhagener Mordkommission wird an einen zerstörerischen und beklemmenden Tatort gerufen. Einem Mann wurden die Kiefer auseinandergerissen, so dass sein Gesicht nur noch eine blutige Masse war. Der Tatort befand sich in einem wenig frequentierten Innenhof vor einer Wand mit einem riesigen Wolfsbild.
Gleichzeitig kehrt ein nach 31 Jahren aus der Haft entlassener Mörder auf seine Heimatinsel Mon zurück. Er wird der „Wolf von Mon“ genannt und die Bewohner der Insel wollen ihn nicht in ihrer Nachbarschaft haben. Schnell wird auch die Kopenhagener Mordkommission auf ihn aufmerksam.


Neben einem spannenden und fesselnden Thriller liefert Anne Nórby uns viele Informationen über die Asen Mythologie.
Mir war gar nicht bekannt, dass es heut zu Tage neuheidnische Religionsstrukturen, unter anderem die Ásatrúar, gibt. Ich fand es interessant, wie Christen und die Anhänger des Ásatrú miteinander umgehen. Scheinbar müssen die Christen sich wieder einmal gegen die Heiden wehren. Wie traurig, dass ein friedliches Nebeneinander auch hier nicht möglich ist.
Die Menschenjagd, die Nebenschauplätze und die Befragungen werden Kapitel für Kapitel immer zwingender und spannender. Die Geschichte der Insel Lindholm mit all ihren medizinischen Forschungserfolgen wurde zu einem wichtigen Aspekt dieses Thrillers und auch die Überlegungen der dänischen Regierung über die weitere Nutzung der Insel fand ich sehr interessant.
Leider blieben die Hauptfiguren Jesper und Marit zu blass. Ich habe auch das erste Buch „Eis.Kalt.Tot.“ gelesen und den Eindruck gewonnen, dass die beiden Protagonisten nicht weiterentwickelt wurden. Das, was ich jetzt über sie weiß, wusste ich bereits, bevor ich dieses Buch gelesen habe. Schade, da hätte ich eine Entwicklung erwartet.

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Veröffentlicht am 02.12.2023

Verwirrung und Chaos

Die Einladung
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Beginnend mit dem skurrilen Selbstmord ihres Vaters muss Marla sich mühsam durchs Leben kämpfen. Ein Mordanschlag in einem verlassenen Krankenhaus mit anschließendem schweren Verkehrsunfall traumatisiert ...

Beginnend mit dem skurrilen Selbstmord ihres Vaters muss Marla sich mühsam durchs Leben kämpfen. Ein Mordanschlag in einem verlassenen Krankenhaus mit anschließendem schweren Verkehrsunfall traumatisiert sie endgültig und zwingt sie zur Therapie. Auch Jahre später im Rahmen ihrer Tätigkeit beim LKA wird sie ständig von ihren Traumata eingeholt.
Schließlich will sie alles hinter sich lassen und folgt einer Einladung zum Klassentreffen in einer einsamen Hütte in den Bergen.

„Die Einladung: Wehe dem, der sie erhält…“

Lange Zeit war mir nicht klar, was dieser Satz bedeuten soll. Mindestens im ersten Drittel des Buches kommt die Einladung nicht vor, oder ist zumindest völlig nebensächlich, da erst einmal einige Morde, versuchte Morde, einen unvorstellbar grausamer Selbstmord und zahlreiche blutige, brutale Gräueltaten beschrieben werden mussten.
Hätte ich das Buch gelesen, hätte ich spätestens nach 50 Seiten aufgegeben und das Buch zur Seite gelegt. Einzig Simon Jägers Stimme hat mich davon abgehalten. Er ist prädestiniert düstere und spannungsgeladene Thriller zu sprechen. Da kann man manches Blutbad einfach ausblenden und nur seiner spannungsschwangeren Stimme folgen. Seine Stimme und Sprechweise können besser Gänsehaut und fesselnde Spannung erzeugen als ein Blutbad und Mord nach dem anderen.
Auch die beabsichtigten oder auch unbeabsichtigten Todesfälle im Mittelteil des Buches trafen bei mir eher auf Unverständnis. Eigentlich war da nur Chaos und Verwirrung.
Zum Ende hin überschlugen sich die unerwarteten Wendungen. Die Verwirrung war groß. Zwischendurch konnte ich ein kleines Aufstöhnen nicht verhindern.
Manche nennen es sicher genial, aber ich fand es too much, Sorry!

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Veröffentlicht am 01.12.2023

Die dritte Generation

Keine Reue
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Benjamin Maienfeld, ältester Sohn einer RAF-Anwältin und eines Journalisten, Sympathisanten der 3. RAF-Generation, beobachtet, wie ein Mann auf eine Frau einsticht. Als er der Frau zur Hilfe kommen will, ...

Benjamin Maienfeld, ältester Sohn einer RAF-Anwältin und eines Journalisten, Sympathisanten der 3. RAF-Generation, beobachtet, wie ein Mann auf eine Frau einsticht. Als er der Frau zur Hilfe kommen will, wird auch auf ihn eingestochen. Die Frau war die Ehefrau eines Clan-Chefs. Obwohl Ben sich an nichts erinnern kann, muss er vor den Killern des Clan beschützt werden.
Das ständige Arbeiten an seinem Erinnerungsvermögen, lässt plötzlich Erinnerungen aus seiner Kindheit in seinem politischen Elternhaus auftauchen, die ganz tief vergraben waren und die nie mehr auftauchen sollten.

Dies ist wieder ein herausragender, gut recherchierter Familienroman, der unsere reale Vergangenheit der letzten dreißig Jahre mit einer wahrscheinlich fiktiven Familie abbildet.
Ich bin dieses Mal etwas schwer in die Geschichte, insbesondere in die RAF-Geschichte, reingekommen. Ich habe schon einige Romane, keine Dokumentationen oder Sachbücher, über RAF-Vergangenheit gelesen und konnte mich nicht mit den relativ kurzen Erinnerungsfetzen von Barbara in die Zeit hineinversetzen. Von außen betrachtet habe ich die Zeit miterlebt, aber bei der 3. Generation waren die Medien nicht mehr so präsent.
Beeindruckend fand ich, wie präzise Frau Sandberg die unveränderliche innere Haltung von Barbara und Gernot beleuchtet hat. Über Jahrzehnte hat sich einstellungsmäßig nichts geändert bei den Beiden, obwohl sie vom Erbe verachtenswerter Kapitalisten sehr gut lebten. Da raubten RAF-Mitglieder der 3. Generation Supermärkte und Banken aus, da wurden Menschen getötet, aber Verantwortung übernehmen oder Reue zeigen ….
Auch die Antiautoritäre Erziehung der drei Kinder war einfach Desinteresse und Vernachlässigung der Kinder. Ich denke, da können einige Kinder von Politikern mitreden. Je größer das politische Engagement desto geringer sind die familiäre Bindungen und Zuwendungen.
Die Vergangenheitsbewältigung, Bens Erinnerungslücken und Charlys Schutzmaßnahmen sind glaubwürdig und spannend erzählt und haben mich immer mehr gefesselt, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Mein einziger Kritikpunkt, ich gebe zu, es ist Kritik auf hohem Niveau, ist: Für mich ist die Identität des Messerstechers und desjenigen, der den vermeintlichen Zeugen letztendlich stellt, nicht glaubwürdig und nachvollziehbar.
Aber hey, ich wurde bestens unterhalten und wieder etwas für unsere Geschichte der vergangenen 30 Jahre sensibilisiert. Danke!

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