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Veröffentlicht am 22.08.2021

Nicht überzeugend

Das schwarze Band
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Wien im Juli 1921
August Emmerich, der erfolgreichste Kriminalinspektor der Abteilung Leib und Leben, ist wieder einmal in Ungnade gefallen. Für 10 Tage wird er in eine Kadettenschule interniert, um gute ...

Wien im Juli 1921
August Emmerich, der erfolgreichste Kriminalinspektor der Abteilung Leib und Leben, ist wieder einmal in Ungnade gefallen. Für 10 Tage wird er in eine Kadettenschule interniert, um gute Umgangsformen zu erlernen. Seinen aktuellen Fall, der Mord an zwei jungen Frauen, muss er seinem jungen und unerfahrenen Kollegen überlassen.
Aber auch in der Kadettenschule wird ein Mord verübt. August Emmerich beginnt auf seine ihm eigene Art mit den Ermittlungen und kommt einem politischen Komplett auf die Spur.


Nein, dieser historische Kriminalroman hat mich leider nicht überzeugt. Das schwarze Band ist der 4. Fall des August Emmerich. Die ersten drei Bücher sind sehr gut bewertet worden, aber ich konnte als Neueinsteiger mit den Protagonisten nicht warm werden.
Zum einen habe ich trotz Beschreibungen der politischen Lage, der Verkehrssituation und der Lebensbedingungen der Menschen, arm wie reich, kein Gefühl für die Zeit bekommen. Bei Autoren wie Volker Kutscher (Gereon Rath) oder auch Oliver Pötzsch (Leopold von Herzfeldt) habe ich sofort das Gefühl im Berlin der 20er Jahre oder im Wien um 1890 zu sein. Hier war hauptsächlich die große Hitze gegenwärtig.
Andererseits kam August Emmerich bei mir nicht authentisch rüber. Seine Befreiungsaktionen und seine Vorgehensweise bei den Ermittlungen waren für mich nicht echt und nachvollziehbar.
Der Kriminalfall entsprach sicherlich den historischen Begebenheiten und Frau Beer hat in den ersten drei Büchern wahrscheinlich die Gegebenheiten authentisch beschrieben, aber bei mir als Neueinsteiger kam es nicht an.

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Veröffentlicht am 19.08.2021

Nicht so gut wie erwartet

Narbenherz
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Während eines privaten Arztbesuchs erfährt die erfahrene Investigativ-Journalistin, Heloise Kalden, dass Lukas Bjerre, der Sohn ihres Arztes, vermisst wird.
Heloise recherchiert momentan für eine Reportage ...

Während eines privaten Arztbesuchs erfährt die erfahrene Investigativ-Journalistin, Heloise Kalden, dass Lukas Bjerre, der Sohn ihres Arztes, vermisst wird.
Heloise recherchiert momentan für eine Reportage über traumatisierte Soldaten.
Kommissar Erik Schäfer, ein alter Freund von Heloise, nimmt unmittelbar die Suche nach Lukas auf sowie die Ermittlungen zu Lukas Verschwinden vom Schulhof der Nyholm-Schule.
Heloise Neugier ist geweckt, zumal die wenigen Spuren verwirrend sind und nicht zusammenpassen.


Dies ist der zweite Fall für Heloise Kaldan und Erik Schäfer. Den ersten Fall habe ich nicht gelesen, deshalb weiß ich nicht, ob die Vorgeschichte der beiden Protagonisten im ersten Buch genauer erläutert wurde. Hier in diesem Buch flossen immer wieder vage Andeutungen ein, so dass davon auszugehen ist, dass Beide schlimmes teilweise traumatisches erlebt haben. Das erklärt so manche irritierende Verhaltensweise. Besonders Heloise ist mit ihren Emotionen und ihrer Vergangenheitsbewältigung so sehr beschäftigt, dass man von einer ermittelnden Journalisten nicht sprechen kann.
Erik Schäfer ist älter als Heloise, glücklich verheiratet und abgeklärter. Er ist sicher von seiner militärischen Vergangenheit geprägt, aber er kann damit umgehen. Der Fall des vermissten Lukas bringt allerdings auch Erik an seine Grenzen. Er findet keine Ansatzpunkte und jede klitzekleine Spur führt in Leere.
Spannung kommt trotzdem erst sehr langsam auf, einerseits weil viel über Heloises private und berufliche Probleme berichtet wird und andererseits, weil die Ermittlungen einfach nicht in Gang kommen.
Nach vielen Irrungen, Sackgassen und überraschenden Wendungen erleben wir einen Schluss, der es in sich hat und der mich noch lange verfolgen wird.

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Veröffentlicht am 12.08.2021

Kniffelig, spannend und ziemlich realistisch

Enna Andersen und der trauernde Enkel
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Ben, Enkel eines ehemals durchsetzungsstarken Baulöwen, wendet sich über Pia an das Team um Enna Andersen, da er den Verdacht hat, dass der Tod seines Großvaters vor drei Jahren keine natürlicher war. ...

Ben, Enkel eines ehemals durchsetzungsstarken Baulöwen, wendet sich über Pia an das Team um Enna Andersen, da er den Verdacht hat, dass der Tod seines Großvaters vor drei Jahren keine natürlicher war. Sein Großvater starb an Herzversagen, dabei war er kerngesund.
Er hatte noch große Pläne. Haben diese ihm vielleicht das Leben gekostet?


Was mir bei diesem Krimi besonders aufgefallen ist, dass Anna Johannsen die mühsame Polizeiarbeit realistisch darstellt. Es ist kein gebrochener Held, der mit Intuition und Gedankenspiele den Täter ermittelt, sondern ein Team arbeitet zusammen an einem Fall. Manchmal müssen andere Teams oder Institutionen um Hilfe gebeten werden, aber niemand trifft einsame Entscheidungen.
Als Leser kann man Schritt für Schritt die Ermittlungsarbeit nachvollziehen und dabei ein bisschen mitermitteln.
Die einzelnen Charaktere wurden gut herausgearbeitet, so dass man sie einschätzen konnte und ihre Reaktion oder auch Aktionen vorausahnen oder zumindest nachvollziehen konnte.
Nur bei einem Protagonisten hatte ich Schwierigkeiten. Ihm habe ich bis zum Schluss nicht getraut und seine Liebesbeteuerungen argwöhnisch beobachtet.
War das von der Autorin so beabsichtigt?
Ich fühlte mich von der ersten bis zu letzten Seite gut unterhalten und werde nach Krimis von Anna Johannsen Ausschau halten.

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Veröffentlicht am 11.08.2021

Spannend und originell

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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„Wenn in Wien der Tod umgeht, gibt es einen, der ihm alle Geheimnisse entlocken kann!“
Der kauzige Totengräber des berühmten Wiener Zentralfriedhofs, Augustin Rothmayer, kennt sich aus mit dem Tod und ...

„Wenn in Wien der Tod umgeht, gibt es einen, der ihm alle Geheimnisse entlocken kann!“
Der kauzige Totengräber des berühmten Wiener Zentralfriedhofs, Augustin Rothmayer, kennt sich aus mit dem Tod und den Leichen. Er mag schrullig sein, aber auch hoch gebildet und schreibt mit Hilfe eines angesehenen Rechtsmediziners seine Erfahrungen in einen Almanach für Totengräber nieder.
Als der junge Inspektor Leopold von Herzfeldt einen Experten für die Ermittlung in einer Serien-Mordsache benötigt, lernen die Beiden sich kennen und schätzen.


Einen besser passenden Sprecher als Hans Jürgen Stockerl hätte man für dieses Buch nicht finden können. Die sonore Bariton Stimme ergänzt die wunderbare Beschreibung des Wiener Gesellschaftslebens um 1893. Beim Zuhören fühlt man sich in diese Zeit versetzt, riecht den zarten Kaffeeduft der Kaffeehäuser, die Pomade der jungen Herrn und glaubt das Getuschel der höheren Gesellschaft zu hören.
Das Hören des Hörbuchs war ein Genuss und ließ die Zeit einfach stillstehen.

Der historische Krimi hat mich schnell gepackt. Oliver Pötzsch schildert brillant die Hilflosigkeit des jungen Inspektors. Sein dringender Wunsch Neuerungen einzuführen, trifft auf seine Unbeholfenheit mit Menschen beziehungsweise mit Vorgesetzten umzugehen.
Die Blasiertheit der leitenden Inspektoren und ihre Ablehnung jeder Neuerung gegenüber hat er genauso kritisch beleuchtet wie die Hoffart der adeligen, alten Männer.

Die Serienmorde waren brutal und blutig. Die Verbrechen, die zum Vorschein kamen, waren verabscheuungswürdig, aber Oliver Pötzsch lässt den Krimi ein bisschen in den wienerischen Schmäh abgleiten und Hans Jürgen Stockerl erwischt immer die richtige Tonart dazu.

Das macht diesen historischen Krimi zum Hörgenuss.

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Veröffentlicht am 08.08.2021

Rätselhaft

Das Nest
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Gerade aus dem Mutterschutz gekommen muss sich Anette Werner gemeinsam mit ihrem Kollegen Jeppe Korner auf die Suche nach einem 15-jährigen Jungen machen. Entführt oder weggelaufen ist zu Beginn nicht ...

Gerade aus dem Mutterschutz gekommen muss sich Anette Werner gemeinsam mit ihrem Kollegen Jeppe Korner auf die Suche nach einem 15-jährigen Jungen machen. Entführt oder weggelaufen ist zu Beginn nicht klar, aber als in der Müllverbrennungsanlage eine männliche Leiche gefunden wird, werden alle Kräfte mobilisiert.
Bizarre Familienverhältnisse, helfende und einsame Menschen begegnen dem Team bei seinen Ermittlungen.

Das ist das vierte Buch der Reihe um das Kopenhagener Ermittlerteam Anette Werner und Jeppe Korner und der Schriftstellerin Esther de Laurenti. Ich habe sie alle gelesen, bin also mit den Protagonisten bestens vertraut. Die ersten drei Bände haben mich begeistert und ich habe die weitererzählte Hintergrundstory genossen.

So weit so gut. Mit dem vierten Fall habe ich allerdings Schwierigkeiten.

Die Story erscheint mir von Anfang an nicht lebendig und logisch. Die Eltern des vermissten Oscar, Malin und Henrik Dreyer-Hoff, und seine Tante hätten um einiges mehr beleuchtet werden müssen. Nicht nur, dass man mit diesen Figuren nicht warm werden kann, sie wirken einfach blass und oberflächlich gezeichnet. Das Ende erscheint dadurch konstruiert und unecht.

Esther vermittelte einen stark abgelenkten und mit sich selbst beschäftigten Eindruck und hat die Ermittler eher unbewusst in die richtige Richtung gelenkt. Und Sara und Jeppe hatten so viele Konflikte um sich herum, dass die Ermittlungsarbeit nebensächlich war.
Verstanden habe ich auch nicht die Sache zwischen Anette und Mads Teigen. Ich habe immer noch auf einen Zusammenhang zum Fall gehofft, aber vergebens.
Es wurde einfach zu viel um den Fall herumerzählt, so dass die Lösung bzw. Lösungen hölzern und konstruiert anmuten.

Bleibt zu hoffen, dass der nächste Kopenhagener Krimi Frau Engberg besser gelingt.

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