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Veröffentlicht am 05.02.2024

Grusel, Gänsehaut und klaustrophobische Attacken

Die Burg
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Der Milliardär Nevio hat seinen großen Kinderheitstraum, eine Burg als riesige Escape-Welt mit unzähligen Geheimgängen, Gruften und Kellerverliesen, von Architekten und IT-Experten mit modernster Technik ...

Der Milliardär Nevio hat seinen großen Kinderheitstraum, eine Burg als riesige Escape-Welt mit unzähligen Geheimgängen, Gruften und Kellerverliesen, von Architekten und IT-Experten mit modernster Technik erschaffen lassen und will sie nun von einer auserlesenen Gruppe testen lassen.
Burg Greifenau kann alles sein, was sich die einzelnen Mitglieder der Experten-Gruppe sich von der KI wünschen, Spukschloss, Vampirkeller oder liebliche Fantasiewelt.
Aber Vorsicht mit dem, was man sich wünscht…….


Erst einmal ist mir die prägnante Gestaltung des Bucheinbands aufgefallen, sowie innenseitig die Abbildung der Burg und des Systems der Höhlen, Keller und Verliese. Das hat mir gut gefallen, so konnte ich nach völliger Orientierungslosigkeit einen beruhigenden Blick auf die Zeichnungen werfen. Helfen konnten sie aber leider nicht.
Ich habe selten ein Buch gelesen, dass mich stetig zwingt Lesepausen einzulegen. Der Grusel und die schrecklichen Bilder der Szenen haben mich genauso wie die Gruppe in ihren Bann gezogen. Natürlich hat eine KI die Szenen mit Hilfe riesiger LED-Wände kreiert und ich als Leser eines fiktiven Thrillers kann mich noch weiter von dieser KI-Welt distanzieren, aber Frau Poznanski kann Grusel, abartige Gestalten, Totengesänge und Pestgrauen hervorragen schildern. In meinem Kopf liefen Filme ab, die wollte ich einfach nicht sehen. Und doch wollte ich wissen, wer dahin steckt und warum die KI so reagiert, wie sie reagiert.
Einfach genial Frau Poznanski!
Die einzelnen Charaktere sind schon ganz zu Anfang ziemlich überzeichnet gewesen. Mir flogen anfänglich zu viele Klischees durch die Gruppe. Aber im Laufe des Überlebenskampfs hat jeder einzelne sein wahres Gesicht gezeigt. Einige Klischees wurden dabei entlarvt, andere bestätigt und wiederum andere ……..da will ich nicht spoilern.
Obwohl ich kein Freund von Gruselfilmen und Horrorbüchern bin, hat mir „Die Burg“ sehr gut gefallen. Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Buch von Ursula Poznanski und bin gespannt, in welche Welt sie mich entführen wird. Auf jeden Fall sorgt sie in den unterschiedlichsten Szenarien für Gänsehaut.
Chapeau!

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Veröffentlicht am 01.02.2024

Hat mich leider nicht fesseln können

Yoga Town
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Lucy, Yogalehrerin, fühlte sich eigentlich zufrieden und im Leben angekommen. Aber ihr völliger Zusammenbruch während eines hektischen Großeinkaufs katapultiert sie aus ihrer Komfortzone.
Als Corinna, ...

Lucy, Yogalehrerin, fühlte sich eigentlich zufrieden und im Leben angekommen. Aber ihr völliger Zusammenbruch während eines hektischen Großeinkaufs katapultiert sie aus ihrer Komfortzone.
Als Corinna, Lucys Mutter, plötzlich verschwindet und Lou, ihr Vater, seine Ex-Frau in Indien vermutet, da wo sie sich kennengelernt haben und Lucy gezeugt wurde, nutzt sie die Gelegenheit ihr Zuhause zu verlassen, um mit ihrem Vater nach Indien zu reisen.
Eine Reise zu dem damaligen Rückzugort der Beatles und in Corinnas und Lous Vergangenheit beginnt.



„Bella Germania“ und „Piccola Sicilia“ haben mich fasziniert und träumen lassen. „Jaffa Road“ hat mich den Nahost Konflikt besser verstehen lassen, mir überhaupt erst einmal eine objektivere Sichtweise gezeigt. Mit „Yoga Town“ konnte ich leider nichts anfangen.
Ich höre jetzt zum wiederholten Male die Playlist zum Buch, aber geholfen hat es mir nicht.
Ich mag die Beatles, habe sie auch als Teenager viel gehört. Ich gehörte aber nie zu den kreischenden Mädchen bei Auftritten der Beatles. Ich konnte mir auch nie vorstellen nach Indien zu trampen, um zu meditieren, Yoga zu praktizieren oder Drogen zu nehmen.
Somit kam ich nicht in die Geschichte rein.
Ich habe aber auch den Eindruck, dass es Daniel Speck dieses Mal nicht gelungen ist, Lou und seinen jüngeren Bruder Marc als begnadete Musiker ins Licht zu setzen. Ich habe die Stellen vermisst, wo die Beiden mit den Beatles gemeinsam gearbeitet oder auch gejamt haben.
Die jungen, offenen, sich selbst suchenden Menschen haben kaum miteinander gesprochen, ohne zu streiten. Auch Lucy hat nie richtig nachgehakt, wenn ihr Vater ihren Fragen ausgewichen ist. Warum?
Insofern ließen mich die einzelnen Rückblenden in Lous und Marcs Vergangenheit frustriert zurück.
Wenn das Leben in Rishikesh in der damaligen Zeit wirklich so war, bin ich froh, dass ich nicht auf die Idee gekommen bin, mich da mitreißen zu lassen.
Dieses Buch von Daniel Speck war im Gegensatz zu seinen anderen Büchern keine Bereicherung für mich. Schade.

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Veröffentlicht am 25.01.2024

Ein Thriller, der den Finger in die Wunde legt.

Gewittermann
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Bei minus 22 Grad findet eine Schlittschuhläuferin nahe des Ufer auf einer Eisfläche die nackte Leiche des reichen Rentners Evert Holm. Vor seinem Tod wurde ihm der Penis amputiert.
Nach der Obduktion ...

Bei minus 22 Grad findet eine Schlittschuhläuferin nahe des Ufer auf einer Eisfläche die nackte Leiche des reichen Rentners Evert Holm. Vor seinem Tod wurde ihm der Penis amputiert.
Nach der Obduktion können Idun Lund und Tareq Shaheen einen Zusammenhang zu einem Tötungsdelikt an Marina Alm vor 3 Jahren herstellen. Marina wurde am Tag ihrer Ermordung von Evert Holm und weiteren Männer vergewaltigt. Der Täter wurde nie gefasst.
Wer richtet jetzt Evert Holm?

Wieder ein spannender und auch sozialkritischer Thriller von Tina N. Martin!
Dieses Mal werden wir in eine verzweifelte Flucht mit finalen Mord hinein katapultiert. Drei Jahre später entwickelt sich ein ungemein spannender Thriller auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen.
Lange Zeit hatte ich keine Vorstellung, wie die verschiedenen Erzählstränge zusammenfinden könnten. Das war dann für mich auch ein Hindernis mich ganz in die spannende Story ziehen zu lassen. Die Szenen aus der Vergangenheit um Peter und Silja hatten für mich so gar keinen Bezug zum aktuellen Fall. Ich will jetzt nicht zu viel verraten, aber alles ergab irgendwann einen Sinn, war nachvollziehbar und logisch aufgebaut.
Faszinierend ist wie minutiös Tina Martin ihre Protagonisten beschreibt, geradezu verliebt ihre Schwächen als Stärken hervorhebt oder auch ihre Gedanken preisgibt, ohne Bewertung.
Auch in Tina Martins Thriller ist Ermittlungsarbeit weder oberflächlich noch ungefährlich und manche wahnwitzigen Undercover-Einsätze treiben die Spannung auf den Höhepunkt. Der Spannungsbogen hat dabei keine Möglichkeit abzuflachen. Bis zum Epilog ist keine Entspannung möglich.
Neben der kriminellen Spannung präsentiert Frau Martin einen Brennpunkt der aktuellen Menschenhandelspraktiken in Europa, Zwangsprostitution und der menschenverachtenden, oder sollte man sagen, der frauenverachtenden Umgang damit. Dem Menschenhandel und der Zwangsprostitution können Polizei und Politik einfach nicht Herr werden. Bei einzelnen Fahndungserfolgen kümmert sich trotzdem niemand im Nachgang um die Opfer, die seelisch und körperlich zu Grunde gerichtet wurden.
Chapeau Tina N. Martin!!
Ich möchte mehr von Idun, Tareq, Calle und Siv lesen.

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Veröffentlicht am 24.01.2024

Unterhaltsamer historischer Krimi

Felix Blom. Der Schatten von Berlin
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Der zweite Fall für den ehemaligen Gauner Felix Blom.
Es wird finanziell eng in der Detektei Voss, so dass Felix Blom und Mathilde Voss ungewöhnliche Wege zur Klienten-Akquise einschlagen müssen. Zeitungsanzeigen ...

Der zweite Fall für den ehemaligen Gauner Felix Blom.
Es wird finanziell eng in der Detektei Voss, so dass Felix Blom und Mathilde Voss ungewöhnliche Wege zur Klienten-Akquise einschlagen müssen. Zeitungsanzeigen und Handzettel brachten keinen Erfolg. Also schummeln sie sich in eine noble Hochzeitsfeier, wo sie direkt einen Auftrag ergattern können. Sie sollen herausfinden, wer das Grabmal des kürzlich verstorbenen Herr Rohland geschändet hat.
Bei ihren Nachforschungen geraten die Beiden nicht nur zwischen die Fronten zweier revalidierender Gangs.


Zu diesem historischen Krimi, in dem unter anderem auch Ganove Ede vorkommt, passt die Stimmfarbe und Sprechweise von Achim Buch hervorragend. In den Dialogen zwischen den Ganoven und Gangsterbossen fühlt der Hörer sich ins Berlin Ende des 19 Jahrhunderts versetzt.
Alex Beer hat wieder einmal einen atmosphärischen historischen Krimi mit viel Lokalkolorit geschrieben. Der ehemalige Ganove Felix Blom kommt mit der von Mathilde geforderten ehrlichen Arbeit nicht zu Rande. Erst als er sein diebisches Geschick einsetzt, kann er einen durchschlagenden Erfolg verzeichnen.
Dieser zweite Fall, der nur auf Blom‘sche Weise und mit viel Kombinationsgabe gelöst werden kann, macht neugierig, wie Felix Blom sich wohl weiter entwickeln wird.

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Veröffentlicht am 19.01.2024

Hamburg-Krimi as its best

Der Schattenmann
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Wieder einmal wird eine grotesk zur Schau gestellte Leiche in einer Wohnung in Hamburg Altona aufgefunden.
Thies Knudsen, leitender Ermittler im LKA, und Dörte Eichhorn stehen nach einem ungewöhnlichen ...

Wieder einmal wird eine grotesk zur Schau gestellte Leiche in einer Wohnung in Hamburg Altona aufgefunden.
Thies Knudsen, leitender Ermittler im LKA, und Dörte Eichhorn stehen nach einem ungewöhnlichen Fall vor einer neuen abstrusen Mordermittlung, die sich schnell zu einer Serie entwickelt.
Was bedeuten die kryptischen Botschaften an den Wänden der Tatorte und was bedeuten die unterschiedlichen Todesarten?


Die Kriminalromane der beiden Autoren bestechen zum einen durch Serientäter im vermeintlich ruhigen Ortsteilen Hamburgs, aber ohne bluttriefenden Beschreibungen der Verbrechen. Zum anderen gefällt mir die Art und Weise der Ermittlung, hanseatisch ruhig, besonnen und immer wieder reflektierend.
Knudsen, Eichhorn und Andersen (La Lotse) sind keine Superhelden, aber gewissenhaft und empathisch.
Der Fall ist erschütternd, besonders das Nachwort der Autoren hat mich berührt. Wie bei so vielen Verbrechen an Menschen und an die Menschlichkeit hat man etwas drüber gehört oder gelesen, aber in welchem Ausmaß Seelen gebrochen und Leben zerstört wurden, ist niemandem gegenwärtig. Das muss immer wieder ins Scheinwerferlicht gerückt werden. Wenn man die Menschen mit Sachbücher und Dokumentationen nicht erreicht, dann halt mit Unterhaltungsliteratur.
Schlenz und Jepsen haben nicht nur die unmenschlichen Zustände in diesen psychiatrischen Kliniken in ihrem Krimi verarbeitet, sondern auch Knudsens Gedanken bezüglich seiner Mutter und ihrer Generation. Heute nützt es nichts mehr die Hurra-Rufe und das kollektive Wegsehen dieser Generation zu verurteilen. Wichtiger wäre es gegen das Wegsehen der jetzige Generation etwas zu unternehmen, Klimawandel, unzählige Kriege, die Armut und den Hunger der Welt.
Insoweit wurde uns ein spannender Krimi, der besonnenen und ruhigen hanseatischen Art vorgelegt, der reichlich Stoff zum Nachdenken gibt.
Danke, für mich war es ein Genuss.

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