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Veröffentlicht am 01.12.2020

Einsamkeit, Verschwiegenheit und die Bäume

Das Flüstern der Bäume
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Dieses Buch ist aufgebaut wie eine Baumscheibe: Ring für Ring lernen wir die verschiedenen Generationen der Familie Greenwood kennen, vom Jahr 2038 bis ins Jahr 1908 und dann wieder zurück bis zum Jahr ...

Dieses Buch ist aufgebaut wie eine Baumscheibe: Ring für Ring lernen wir die verschiedenen Generationen der Familie Greenwood kennen, vom Jahr 2038 bis ins Jahr 1908 und dann wieder zurück bis zum Jahr 2038. Dieser Aufbau ist sehr gelungen und den künstlerischen Ansatz dabei lobe ich sehr.

Der Anfang war etwas schwierig. Zum Einen der Schreibstil: Er ist sehr poetisch und manchmal wunderschön und berührend. Dann aber werden wirklich wichtige Dinge ganz kurz in einem Satz abgehandelt, dass man aufpassen muss es überhaupt mitzubekommen. Damit hatte ich anfangs Probleme, man gewöhnt sich aber dran.

Zum anderen dauert es etwas, bis man die Verbindungen zwischen den Personen sieht und erkennen kann, wer mit wem wie zusammenhängt. Im ersten Abschnitt bis zum Jahr 1908 lernen wir die Charaktere und ihr Leben kennen und stoßen auf die ersten großen Geheimnisse. Das mittlere Abschnitt 1908 ist besondererweise in der Wir-Form geschrieben und spricht aus dem Kollektivgedächtnis des kleinen Ortes, in dem die Brüder Harris und Everett aufwuchsen.

Im zweiten Abschnitt schließen sich dann zunehmend alle Lücken in der Geschichte. Nach Harris (Holzfäller-Unternehmer) und Everett (Landstreicher, der vom Ahornsirup-Zapfen lebt), die man von 1908 bis 1934 begleitet, folgt Willow, eine Umweltaktivistin (1974), danach ihr Sohn Liam (2008) und schließlich Jacinda/Jake (2038).

Jede Generation scheint die vorige zu hassen. Warum ist das so? Weil jede Generation große Geheimnisse bewahrt, niemand die Wahrheit über seine Familiengeschichte erfährt und es dazu zu Missverständnissen und Zerwürfnissen kommt. Daher ist jeder auf seine Art einsam und ohne Liebe und jeder lebt eine Art Vagabundentum. Dieses Nicht-Miteinander-Reden hat mich sehr gestört. Zudem verhalten sich ausnahmslos alle egoistisch, selbst Willow, die mit ihrem Aktivismus für ein höheres Gut kämpft. Einzig Everett ist wirklich altruistisch und handelt selbstlos. Er bringt einige wirklich große Opfer und das sogar doppelt, indem er hinterher niemals davon spricht und sie für sich behält. Ihm gönne ich das Glück, das er später gefunden hat.

Insgesamt frage ich mich, was der Autor hier für eine Message verbreiten wollte. Dass man miteinander ehrlich sein und reden soll? Gut, die kenne ich auch schon aus zahlreichen anderen Büchern. Mich beschleicht der Eindruck, das wäre in Nordamerika tatsächlich ein großes Problem... Oder will er uns sagen, dass die Bäume immer für uns da sind, auch wenn die Menschen um uns herum es nicht sind? Dass sie ein höheres Gut sind, weil sie so viel älter und wichtiger sind als wir? Ich verstehe es nicht so ganz, fürchte ich...

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Veröffentlicht am 30.11.2020

Lustig und auch irgendwie befreiend

Ich glaube, ich hatte es schon
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Das ist Buch sehr lustig geschrieben und hat auf jeden Fall für einige Lacher gesorgt. Auch als Hörbuch sehr zu empfehlen!

Ich war durchaus skeptisch, weil ich mir gedacht habe, es müsste doch nicht jeder ...

Das ist Buch sehr lustig geschrieben und hat auf jeden Fall für einige Lacher gesorgt. Auch als Hörbuch sehr zu empfehlen!

Ich war durchaus skeptisch, weil ich mir gedacht habe, es müsste doch nicht jeder jetzt auch noch ein Buch über Corona schreiben. Muss auch wirklich nicht jeder, aber in diesem Fall bin ich froh drüber.

Vieles wird man selbst ähnlich erlebt haben und dieses Buch ermöglicht einem das Gefühl von "gemeinsam darüber lachen können" - das ist super! Irgendwie hat das eine gewisse befreiende Wirkung, auch wenn ich persönlich unter der Pandemie eher wenig zu leiden habe. Hier zeigt sich wieder einmal, dass jedes Problem sofort kleiner wird, wenn man darüber lachen kann.

Manche Gags kannte ich schon aus anderen Programm von ihm. Einerseits finde ich es immer nicht so toll, wenn Komiker sich selbst recyclen und hoffen, der Witz wäre nun so alt, dass niemand sich mehr dran erinnert. Es wirkt immer ein wenig so, als wäre einem nichts Neues mehr eingefallen. Andererseits fügen sich die Witze hier gut ein und einen guten Witz darf man auch ruhig noch einmal erzählen. Am Ende bleibt das Geschmackssache und ich fand es hier nicht so schlimm, hat gepasst.

Meine Lieblingsgeschichte ist die, in der er seine Tochter von Star Wars überzeugen will. Die scheint ganz nach dem Papa zu kommen und ist ganz schön schlagfertig. Herrlich!

Das Buch ist recht dünn und damit gut für zwischendurch. Hätte auch gerne noch länger sein können. Allerdings war es auch nicht der Oberbrüller des Jahrhunderts, also schon wirklich gut, aber trotzdem nicht das beste lustige Buch aller Zeiten.

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Revolution auf dem Raumschiff

Godspeed - Die Reise beginnt
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Obwohl dies der Auftakt zu einer Trilogie ist, so ist die Handlung doch in sich abgeschlossen, es gibt ein stimmiges Ende und keine unnötigen Cliffhanger. Das finde ich prima und würde ich mir so öfter ...

Obwohl dies der Auftakt zu einer Trilogie ist, so ist die Handlung doch in sich abgeschlossen, es gibt ein stimmiges Ende und keine unnötigen Cliffhanger. Das finde ich prima und würde ich mir so öfter wünschen.

Amy ist ein typischer Teenager, etwas stereotyp ausgearbeitet aber glaubhaft. Sie findet sich in der fremden Zukunftswelt an Bord nur schwer zurecht und wird sehr schnell misstrauisch, was viele Vorgänge und Gewohnheiten dort betrifft. Vieles wirkt auf sie völlig verrückt. Alle scheinen den Verstand verloren zu haben - bis auf die "psychisch Kranken".

Junior ist in Amys alter und wird derzeit zum nächsten Ältesten ausgebildet, der die Menschen des Raumschiffs eines Tages anführen wird. Doch bald merkt er, dass der Älteste ihm Informationen vorenthält und noch vieles im Argen liegt. Allerdings wirkt er alles in allem nicht wie ein 17-jähriger, sondern eher wie ein unsicherer 12-jähriger. Allgemein bin ich mit ihm einfach nicht warm geworden.

Sehr sympathisch war mir hingegen Harley, der Maler, und es war traurig, dass er nur ein Nebencharakter war. Allgemein waren die Nebencharaktere besser ausgearbeitet als die Hauptcharaktere.

Die Handlung hat mich sehr positiv überrascht. Ich hatte mich einem eher durchschnittlichen Liebesroman gerechnet und bekam unerwartet viel Spannung und ein wirklich interessantes Setting.

Einiges fand ich extrem vorhersehbar und war schon fast wütend, dass die Charaktere so blind sind und nicht selbst darauf kommen. Anderes blieb sehr lange im Unklaren. Und wieder anderes - vor allem am Ende - fand ich sehr unrealistisch, obwohl es wiederum zu Junior und seiner kindlichen Art passt, so zu denken.

Die Spannung wird vor allem durch die immer wieder auftretenden Fälle der unsachgemäßen Abschaltung von gefrorenen Passagieren hochgehalten. Welcher Zusammenhang besteht zwischen den Leuten, wer hat etwas gegen sie und warum? Und welche Geheimnisse liegen auf der Godspeed verborgen?
Was ich an dem Cover superschön finde, ist der giftgrüne Hintergrund mit den Sternen. Genau mein Geschmack!


Die Gesicher vorne empfinde ich als recht einfallslos, denn mir fallen spontan einige weitere ein, die auch zwei Gesichter zeigen und optisch passen sie auch nicht so recht zu der Beschreibung von Amy und Junior im Buch.

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Die Idee war gut...

Sinon
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Das Buch vereint viele Handlungsstränge: Hanna und ihren Mann Eric, den gemeinsamen Freund Jens, die Mitarbeiter des Biotech-Labors, später noch einen Reporter oder zwei (ich habe den Überblick verloren), ...

Das Buch vereint viele Handlungsstränge: Hanna und ihren Mann Eric, den gemeinsamen Freund Jens, die Mitarbeiter des Biotech-Labors, später noch einen Reporter oder zwei (ich habe den Überblick verloren), eine islamistische Terrorgruppe, Mossad-Agentin Rachel und ihre Vorgesetzten in Israel. Ganz schön viel!

Im ersten Band verbreitete sich der Computervirus Mona über die Welt und hat nicht nur Computer, sondern auch Menschen infiziert. Daraus entstand der neue Virus NCoLV, um den es in diesem Buch geht. Er mutiert fortwährend weiter, Betroffene fallen innerhalb kürzester Zeit ins Koma, leiden unter "Visionen", in denen sie die Welt nach Mona sehen, und sterben kurz darauf. Außer Hanna, die als Einzige überlebte. Das Labor Crynordic möchte aus ihrem Blut ein Antiserum herstellen, doch bald schon zeigt sich, dass mit dieser Firma etwas nicht stimmt.

Akim Katz ist der Oberschurke in diesem Roman. Im Vorgängerroman setzte er den Computervirus Mona frei, um das israelische Finanzsystem zu erschüttern, doch ist es dabei nicht geblieben. Auch er hat Interesse daran, den mutierten neuen Virus für seine Zwecke zu nutzen und sich außerdem an Rachel Papo zu rächen, für Geschehnisse aus dem letzten Buch.

Rachel Papo ist Mossad-Agentin, beginnt aber auf eigene Faust zu agieren, als Akim Katz ihre Schwester entführt. Auch sie wird in die Ereignisse rund um das Virus mit hineingezogen.

Leider wurde das Virus nicht so stark thematisiert, wie ich s mir gewünscht hätte, sondern eher das ganze Drumherum. Ich hätte mir einen richtigen Ausbruch einer Seuche gewünscht, denn genau das erwarte ich, wenn es um mörderische Superviren geht.
Für Krimifans ist das Buch sicher prima geeignet, aber mir fehlte oft die Spannung und das Springen zwischen all den verschiedenen Handlungssträngen ist auch nicht so angenehm. Es sind einfach sehr viele, teilweise auch unnötige. Und leider bleibt dadurch der Spannungsbogen eher flach, weil man ständig springt und es daher überall nur schleppend voran geht.


Dazu kommt, dass das Buch an vielen Stellen logische Schnitzer enthält, Dinge überhaupt nicht richtig erklärt oder mit aberwitzigen Zufällen daherkommt und sowas stört mich leider sehr. So ist eine Person nur ungefähr eine Stunde, nachdem sie beinahe im Krankenhaus ihrer Infektion erlegen wäre - inklusive Koma, Halluzinationen, Organversagen und innerer Blutungen - wieder so topfit, dass sie aus dem Bett springen und an der nächsten großen Aktion teilnehmen kann. An anderer Stelle ist der Zutritt zu einem Gebäude nicht möglich, da taucht aus dem Nichts ein guter Bekannter eines Protagonisten auf und nimmt alle mit hinein. Sowas hasse ich!

Manche Handlungen der Personen waren auch einfach nicht nachzuvollziehen und führten bei mir zu der Reaktion: "Wie blöd kann man sein?!" oder "Hättest du dir das nicht früher überlegen können?!".

Außerdem werde ich das Gefühl nicht los, dass der Autor bewusst Stoff übrig gelassen hat, um evtl. noch einen dritten Teil anknüpfen zu können. Jedenfalls wurden Fragen offen gelassen und neue aufgeworfen. Jedoch sagt der Autor selbst, es handle sich um einen Zweiteiler, der nun beendet sei. Da fragt man sich doch, was das dann soll?

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Winterwunderland

So kalt wie Eis, so klar wie Glas
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So könnte man Rockenfeld beschreiben. Dieses Dorf wirkt, als würde es in einer anderen Welt liegen, inklusive seiner Bewohner. Der Winter wird hier stark thematisiert, so gibt es zum Beispiel eine berühmte ...

So könnte man Rockenfeld beschreiben. Dieses Dorf wirkt, als würde es in einer anderen Welt liegen, inklusive seiner Bewohner. Der Winter wird hier stark thematisiert, so gibt es zum Beispiel eine berühmte Eiskockey-Mannschaft (was ich für so ein kleines Dorf allerdings unglaubwürdig finde). Die Charaktere fand ich alle sehr überspitzt und karikiert. Vielleicht ist das aber auch nötig, damit sie sich einem besser einprägen. Allgemein hat dies bei mir aber den Eindruck erweckt, dass ich zu alt für dieses Buch bin. Solche übertriebenen Darstellungen bin ich eher aus aus dem Genre "Junge Leser" gewohnt.

Die Handlung lebt sehr von Geheimniskrämerei, daher ist es sehr schwierig hier etwas darüber zu sagen, ohne zu spoilern. Dennoch wird einem vieles immer schon verraten, bevor es im Buch wichtig wird. Das kann man so oder so sehen.

Neben Rockenfeld spielt noch das zugehörige Internat eine Rolle, das sich als Anstalt für schwer erziehbare Jugendliche herausstellt, zwischen denen Cora von nun an ihren Alltag meistern muss. Das passte irgendwie überhaupt nicht zu dem sonst so malerischen Rockenfeld und hat mich irgendwie gestört, obwohl ich Moritz (ein schwuler Goth, mit dem Cora sich anfreundet) sehr mochte.

Die Handlung rund um "Die Unzerbrechliche", die angeblich allererste Schneekugel, um die sich viele Sagen und Legenenden ranken, hat mir gut gefallen, die Idee ist super und mal was völlig anderes, als ich sonst so kenne. Ich wünschte wirklich, ich könnte darüber jetzt mehr sagen, weil ich das eigentlich noch viel mehr loben will, aber dann verrate ich euch alles!

Fehler habe ich nur einen einzigen gefunden, den finde ich aber tatsächlich öfter mal, deshalb fiel er mir auf. An einer Stelle wurde "gehenkt" statt "gehängt" geschrieben. Ich habe das schon so oft gesehen, dass mir im ersten Moment gar nicht klar war, was daran falsch ist, aber ich wusste, irgendwas stimmt daran nicht.^^

Wundervolle Geschichte in einer interessanten Umgebung. Leider bin ich mit meinen fast 25 Jahren zu alt dafür und würde dieses Buch für Leser zwischen 12 und 16 empfehlen. Für die allerdings ausdrücklich, da es mir ansonsten gut gefallen hat.
Gestört haben mich die karikaturartigen Charaktere und die Tatsache, dass Rockenfeld thematisch so sehr an den Winter gekoppelt ist. Das schafft zwar eine tolle Atmosphäre, aber erweckt den Eindruck, es würde hier immer Winter herrschen. Es ist mir unvorstellbar, wie dieser Ort im Sommer aussehen soll. Außerdem gibt es zu viele Einrichtungen, die man in einem kleinen Dorf eigentlich niemals finden würde, wie das Eishockey-Team, das Internat oder selbst die Dorfschenke dürfte real bereits Probleme haben, sich finanziell über Wasser zu halten. Und ich störe mich eben an sowas.
Pluspunkte gibt es für die tolle Idee und die geheimniskrämerische Umsetzung.

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