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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.08.2019

Viel Wirbel um ein rotes Kleid

Die besten Tantenretter der Welt
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Was macht man, wenn man aus seiner Wohnung ausziehen soll, weil man es sich nicht leisten kann, sie zu kaufen? – Na klar, man überfällt eine Bank! Und weil sie da noch nicht sonderlich viel Erfahrung mit ...

Was macht man, wenn man aus seiner Wohnung ausziehen soll, weil man es sich nicht leisten kann, sie zu kaufen? – Na klar, man überfällt eine Bank! Und weil sie da noch nicht sonderlich viel Erfahrung mit hat, tut Tante Erdmute es in einem roten Kleid. Immerhin hat sie ja als Tarnung Sonnenbrille und Hut!
Ihre beiden Neffen sind von der Aktion nicht sonderlich begeistert, denn so abenteuerliche Ferien wollten die beiden dann doch nicht haben. Aber was sollen sie machen? Also flüchten die drei kurzerhand Richtung Paris. Mit dem Geld und mit Gunilla, der Schildkröte.
Werden sie dort ankommen und was wird aus der Wohnung? Und was hat er mit dem Verschwinden der Grünen Blauritius auf sich?

Wer mehr wissen will, dem lege ich dieses Buch wärmstens ans Herz. Mit viel Witz beschreibt Andrea Schomburg die Geschichte rund um Tante Erdmute und ihre Neffen, die bei ihr leben, nachdem beide Eltern verstorben sind. Eine kurzweilige Unterhaltung für Jung und Alt!

Veröffentlicht am 16.08.2019

Wenn das Glück blökend um die Ecke kommt…

Die Tage mit Bumerang
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Wenn man teilweise in der Vergangenheit lebt und es die Gegenwart momentan nicht gut mit einem meint – wie kann man dann mutig der Zukunft in die Augen blicken?

Annu ist Halbfinnin und lebt allein in ...

Wenn man teilweise in der Vergangenheit lebt und es die Gegenwart momentan nicht gut mit einem meint – wie kann man dann mutig der Zukunft in die Augen blicken?

Annu ist Halbfinnin und lebt allein in einem schiefen Haus in einem Siebenundachtzigseelendorf. Ihr bester Freund aus Schultagen und dessen Frau und Sohn sind ihre einzigen Kontakte, denn Annu liebt es ansonsten einsam. Als eines Tages ein schicksalsschweres Ereignis alles zu zerstören droht und sie vom ganzen Dorf gemieden wird, merkt Annu, dass Alleinsein nur Spaß macht, wenn man nicht dazu gezwungen ist. Sie vergräbt sich immer mehr in der Vergangenheit, als ihre Eltern noch lebten.
Doch da steht eines Tages plötzlich ein Schaf in ihrem Garten… Wird Annu es schaffen, wieder ins Leben zurückzufinden und andere Menschen zuzulassen?

Nina Sahm erzählt die Geschichte von Annu und Bumerang mit so viel Liebe und Humor, dass die eigentlich traurigen Momente nicht nur mit einem weinenden, sondern auch einem lachenden Auge vorbeiziehen. Sie schafft eine ganz wunderbare Stimmung, man taucht vom ersten Moment an in das Buch ein und möchte es gar nicht wieder verlassen. Annu wird hier in ihrer liebenswerten, aber dennoch sehr außergewöhnlichen und eigenbrötlerischen Art dargestellt. Die Umgebung ist so schön beschrieben, dass man meinen könnte, sie direkt vor sich zu sehen, Bumerang blöken zu hören, die besonderen Düfte des Hauses und des Gartens in sich aufnehmen zu können. Besonders gut gefällt mir auch das Anlegen von Listen für alle Gelegenheiten, das sich Annu von ihren Eltern abgeguckt hat.

So wie die Geschichte trotz ihrer eigentlich oft melancholischen Stimmung nie wirklich schwermütig wirkt, so ist auch das Cover sehr einfach und leicht, aber für mich wunderschön passend.

Ich habe das Buch verschlungen und kann es nur jedem empfehlen und bei nächster Gelegenheit backe ich Korvapuusti!

Veröffentlicht am 14.08.2019

Tritt häufig auf der Stelle

Als wir im Regen tanzten
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Im zweiten Band geht es um die Entwicklungen im Leben Recha Süßapfels, DEM Stummfilmstar schlechthin und ihrem Mann Willi von Rechen, der auf der Suche nach einem neuen Erfolgsfilm seine Ehe aus den Augen ...

Im zweiten Band geht es um die Entwicklungen im Leben Recha Süßapfels, DEM Stummfilmstar schlechthin und ihrem Mann Willi von Rechen, der auf der Suche nach einem neuen Erfolgsfilm seine Ehe aus den Augen verliert. Recha wird als Jüdin durch die sich zuspitzende politische Situation immer mehr ins Abseits gedrängt, ihre Zeit als Stummfilmstar scheint spätestens dann vorbei, als der Tonfilm aus Hollywood herüberzuschwappen droht. Auch ihre Kinderlosigkeit macht ihr stark zu schaffen. Von ihrem Mann fühlt sie sich missverstanden und alleingelassen.
Parallel dazu handelt die Geschichte von Rechas Schwägerin und deren Familie, die sich mit familiären Problemen herumschlagen muss. Felice kämpft den schwersten Kampf ihres Lebens – den um ihre Familie.

Das Thema Film und seine Einordnung in die geschichtliche Lage der Weimarer Republik klangen für mich sehr reizvoll. Und die Ideen waren auch nicht schlecht, aber für mich nicht immer gut umgesetzt. Der Schreibstil ist manchmal sehr anstrengend und wird durch sehr sehr viele Wiederholungen und Rückblenden gestört. Willi denkt völlig fanatisch nur noch an den nächsten großen Erfolg, da der letzte bereits so lang her ist und nimmt kaum etwas von seinen Mitmenschen um ihn herum wahr. Diese Passagen ziehen sich zum Teil extrem lang dahin, was wirklich schade ist. Rechas Entwicklung hatte ich mir nach dem Klappentext noch intensiver vorgestellt. Der Aspekt der Judenverfolgung nimmt aber keinen allzu großen Teil ein. Sie kämpft eher mit anderen Dämonen wie ihrer Kinderlosigkeit und der Entfremdung ihres Mannes.
Selbst die Geschichte um Felice, die ich anfangs sehr sympathisch fand, wendet sich nach und nach fast ins Fanatische.

Der Schluss kam dann doch sehr plötzlich, obwohl hier eigentlich noch so viel Potenzial gesteckt hätte. Stimmen, die den ersten Teil ebenfalls gelesen haben, berichteten, der zweite Band sei ein deutlicher Rückschritt. Ich weiß noch nicht, ob ich mich davon überzeugen werde. Auf jeden Fall schade um eine schöne Idee!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 10.08.2019

Psychothriller mit unerwarteter Wendung

ATME!
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Nile und Ben, ein unzertrennliches Paar. Doch eines Tages verschwindet Ben einfach so beim gemeinsamen Einkauf von der Bildfläche. Nile ist sich sicher, dass etwas Schlimmes passiert sein muss und sie ...

Nile und Ben, ein unzertrennliches Paar. Doch eines Tages verschwindet Ben einfach so beim gemeinsamen Einkauf von der Bildfläche. Nile ist sich sicher, dass etwas Schlimmes passiert sein muss und sie setzt alle Hebel in Bewegung, um Ben zu finden. Aber niemand will ihr helfen. Bens Freunde und Familie nicht, auch nicht die Polizei. Aber in Bens Fast-Ex-Frau findet Nile letztendlich doch noch eine Verbündete. Werden sie es gemeinsam schaffen, das Rätsel um Bens Verschwinden zu lösen? Und wem darf man bei der Suche nach Ben trauen?

Die Charaktere im Buch werden von Judith Merchant sehr detailliert dargestellt. Vor allem Nile, die manchmal eine sehr anstrengende Art hat. Sie, die am Verzweifeln ist und alles versucht, um ihren geliebten Ben zu finden, erlaubt dem Leser einen Einblick in ihre Psyche, denn sie kämpft im Laufe der Geschichte auch noch mit alten Dämonen. Nicht zuletzt durch die relativ kurzen Kapitel liest sich das Buch sehr gut und flüssig.

Das Cover passt sehr gut zum Buch. Schlicht, aber dennoch sehr aussagekräftig. Die Frau erinnert mich allerdings eher an Flo, Bens Ex-Frau, als an Nile. Aber auf jeden Fall zeigt es gut, dass die beiden Frauen oft ratlos sind, in welcher Richtung sie weiter suchen sollen.

Das Ende wird natürlich noch nicht verraten, im Laufe des Buches bekommt man eine Ahnung, was wirklich geschehen sein könnte, aber es treten immer wieder unerwartete Wendungen auf, die die Spannung hoch halten, bevor man die Frage beantwortet bekommt.

Ich habe lange überlegt, ob ich nur vier Sterne gebe, da Nile oft wirklich genervt hat, aber schließlich und endlich war das für diese Story absolut passend und stimmig, von daher volle fünf Sterne!

Veröffentlicht am 09.08.2019

Thriller einmal auf den Kopf gestellt

Die böse Lust
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Man fragt sich ja häufig, was in den Köpfen von Serienmördern vor sich geht. Hier erfährt man es und es klingt einerseits sehr irritierend und durchgeknallt, andererseits aber durchaus auch logisch nachvollziehbar. ...

Man fragt sich ja häufig, was in den Köpfen von Serienmördern vor sich geht. Hier erfährt man es und es klingt einerseits sehr irritierend und durchgeknallt, andererseits aber durchaus auch logisch nachvollziehbar.

Axel Schnell greift hier auf die altnordische Mythologie und die Macht der Runen zurück und spinnt daraus ein perfides Netz rund um den Wohltäter Jan Godewill. Er zeigt auf, welch animalische Triebe in einem Menschen stecken und welche Kraft besondere Zeichen und Mythen auf einen haben können. Dabei scheut er vor der detailgetreuen Beschreibung ritueller Opferhandlungen nicht zurück.

Das Ermittlerteam um Harry Haller, ausgerechnet nach dem bekannten „Steppenwolf“ benannt, steht in diesem Thriller zwar nicht im Mittelpunkt, und man kann selbst nicht mehr mitraten, wer diesmal der Mörder ist, dennoch wird der Leser immer auf Spannung gehalten, denn in diesem Fall stellt sich trotz allem die Frage: Wer wird das nächste Opfer sein? Und wird es dem Killer gelingen, sein Ziel zu erreichen oder wird die Polizei den Sieg davontragen?

Die Charaktere sind sehr teilweise sehr komplex angelegt. Wie schafft man es als Serienkiller, den Schein zu wahren, welche Motive treiben einen an? Die ambivalente Helena, Godewills Assistentin und Geliebte, Anna, Hallers Assistentin, die den guten und einsamen Kern ihres Chefs erkannt hat und natürlich Haller selbst, den man sich richtig gut vorstellen kann mit seiner Rindswurst und der Zigarette.

Der Schreibfluss wird teilweise durch Einschübe aus der nordischen Mythologie unterbrochen, die nicht immer leicht zu lesen sind, aber für mich absolut passend, zumal man dadurch die Motive besser nachvollziehen kann und man gleichzeitig eine Einführung bzw. Auffrischung in die Götterwelt erhält.

Insgesamt für mich ein absolut lesenswertes Buch mit vielen Hintergrundinformationen mal aus einer eher ungewöhnlichen Sichtweise heraus.