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Veröffentlicht am 26.11.2020

Wer braucht schon einen Prinzen?

Fantastic Stories for Fearless Girls
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Eigentlich müsste das Buch "Fantastic Stories ABOUT Fearless Girls" heißen, denn dieses Buch handelt VON Mädchen und Frauen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und auf keinen Prinzen warten, ...

Eigentlich müsste das Buch "Fantastic Stories ABOUT Fearless Girls" heißen, denn dieses Buch handelt VON Mädchen und Frauen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und auf keinen Prinzen warten, der sie rettet, und es ist sicher nicht nur für Mädchen, sondern für jede*n etwas Feines zum Lesen (oder vorgelesen zu bekommen).

Tokoyo, Molly Whuppie, Mizilca und Sumac sind u.a. die Heldinnen in diesen Märchen und Sagen. Sie beanspruchen für sich ein selbstbestimmtes und freies Leben und gehen dabei ungewöhnliche Wege, um an ihre Ziele zu kommen.

Aus der ganzen Welt wurden hier Erzählungen versammelt, die eine schöne kulturelle Diversität abbilden, außerdem sehr magisch angehaucht sind und mit wunderschönen Illustrationen versehen wurden. Die insgesamt 15 Märchen stammen u.a. aus Frankreich, Russland, Japan, Griechenland, China, dem Sudan, Indien, Niger und Finnland, um nur ein paar Länder zu nennen.

Die Geschichten selbst sind sprachlich sehr einfach gehalten, dadurch aber auch sehr leicht zu lesen, und auch vom Aufbau her hätte ich mir an mancher Stelle etwas mehr gewünscht, da doch einiges sehr komprimiert dargestellt wird, was aber wahrscheinlich auch dem Märchenstil zugrunde liegt. Das Ganze beurteile ich aber aus meiner erwachsenen Perspektive. Laut Verlag ist das Buch für Kinder ab 12 Jahren geeignet, denke aber, dass auch jüngere mit den Märchen was anfangen können. Sie bieten auf jeden Fall Stoff zum Diskutieren über Prinzessinnen, die Wahrnehmung von weiblichen und männlichen Eigenschaften, die Bedeutung des eigenen Aussehens, Liebe und Heiraten sowie Freiheit und Respekt gegenüber anderen Lebewesen.
Manche Texte fand ich jedoch auch fraglich. So etwa Atalanta, die flinkfüßige Jägerin, die durch eine List eines jungen Mannes, diesen an der Backe hatte, da er sie heiraten wollte. Die List bestand - ohne jetzt zu viel verraten zu wollen - aus goldenen Äpfeln, die in der Sonne funkeln, und natürlich fällt die junge Frau auf den Glitzerkram herein. Die Geschichte fing echt gut an, das Ende war aber enttäuschend. Generell waren manche Erzählungen stärker als andere, die guten überwiegen aber. Nicht immer handeln die Figuren moralisch korrekt, trotzdem fand ich die kreativen Verhaltensweisen manchmal sehr erfrischend und nicht so stark zu verurteilen. Hier findet man viele weibliche Vorbilder, die tolle Eigenschaften und Werte vermitteln!


Fazit

Ein magisches Märchenbuch mit vielen unterschiedlichen Geschichten aus der ganzen Welt, die außergewöhnliche Mädchen und Frauen als Hauptcharaktere haben und immer wieder mit besonderen Handlungsansätzen überraschen. Begleitet werden die Erzählungen von detailliert gezeichneten und farbenfrohen Illustrationen, die das Ganze zu einem besonderen Leseerlebnis machen. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 26.11.2020

Die Denkerin

Die drei Leben der Hannah Arendt
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Hannah Arendt war zu ihren Lebzeiten eine streitbare Philosophin und gilt auch heute noch als die Ausnahmedenkerin überhaupt. Der Autor Krimstein hat in dieser Graphic Novel versucht, ihr Leben nachzuzeichnen. ...

Hannah Arendt war zu ihren Lebzeiten eine streitbare Philosophin und gilt auch heute noch als die Ausnahmedenkerin überhaupt. Der Autor Krimstein hat in dieser Graphic Novel versucht, ihr Leben nachzuzeichnen.

Die Abbildung Arendts auf dem Cover gibt einen ersten Vorgeschmack auf seinen Zeichenstil, der im Buch jedoch bei weitem nicht so detailliert ist und die Bilder innen sehr grob gezeichnet sind. Die schwarz-weiß Zeichnungen entfalten aber trotzdem eine eigenwillige Wirkung, auch weil Hannah Arendt konsequent mit grüner Kleidung erkennbar ist und somit immer hervorsticht. Grob skizziert wurden nicht nur die Bilder, sondern auch die biografischen Anhaltspunkte aus Arendts Leben, die durch viele Szenen- und Zeitsprünge leider etwas oberflächlich daherkommen und mehr an einen Schnelldurchlauf erinnern.

Als erstes Kennenlernen der Person wird dieses Buch schon reichen, aber um wirklich Umfangreicheres über sie zu erfahren, muss man denke ich eine richtige Biografie von ihr lesen, da der Autor hinten im Buch auch erwähnt, dass das Ganze eigentlich nur seine eigene Interpretation ihres Lebensweges ist, also eine biografische Fiktion. Man kann sich daher nicht sicher sein, was sich wirklich so zugetragen hat und was nicht. Aber man wird neugierig auf sie.

Besonders gestört hat mich der Fokus auf die Männer in Arendts Leben. Warum bekommen diese hier oft so viel mehr Aufmerksamkeit als sie? Berühmte männliche Namen werden erwähnt und Personen kommen vor und es war mir einfach zu viel "Namedropping", ohne dass viele dieser Menschen irgendwas zur Geschichte beigetragen hätten. Klar, so wird deutlich, wen sie alles gekannt hatte und wer Einfluss auf ihr Denken hatte (Einstein, Chagall, Heidegger, Brecht, ich will gar nicht so viele nennen), aber sie wurde für mich zur Nebenfigur ihrer eigenen Geschichte. Auch wenn das alles zu ihr dazugehört, hätte ich mir einen anderen Blickwinkel gewünscht.

Interessant fand ich über ihre Flucht vor dem Naziregime zu lesen, ihre Staatenlosigkeit wurde aber nur kurz angerissen, viele wichtige Themen gehen meiner Meinung nach in einem Nebensatz verloren. Das letzte Drittel beschäftigt sich dann mehr mit ihren philosophischen und politischen Theorien, was ich persönlich sehr spannend fand und hier auch endlich sie als Person im Mittelpunkt steht.


Fazit

Die Graphic Novel wird Hannah Arendt nicht ganz gerecht. Im Zeitraffer bekommt man einen kleinen Einblick in ihr Leben und ihr Schaffen, dessen Fokus sich viel zu sehr auf ihre männlichen Weggefährten festfährt. Bei den grob skizzierten Bildern sticht nur Hannah mit ihrem Grün hervor, alle anderen sind weniger detailliert gezeichnet.

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Veröffentlicht am 30.06.2020

Dating, Beziehungen, Liebe

The Modern Break-Up
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Hier ist der klassische Fall, bei dem Klappentext und eigentlicher Inhalt sehr unterschiedlich sind. Der Klappentext versucht mehr aus dem Buch herauszuholen als wirklich drin ist. Im Grunde besteht das ...

Hier ist der klassische Fall, bei dem Klappentext und eigentlicher Inhalt sehr unterschiedlich sind. Der Klappentext versucht mehr aus dem Buch herauszuholen als wirklich drin ist. Im Grunde besteht das Ganze nur aus Dialogen und Monologen, bei denen die Protagonisten über Beziehungen, Trennungen, Dating und Liebe reflektieren. Da sind wirklich ein paar gute Beobachtungen dabei und ich konnte mich auch mit manchem identifizieren bzw. mich in den Situationen wiederfinden, aber für einen Roman war mir das viel zu wenig. Eine richtige Handlung gibt es quasi kaum. Amelias Freund hat sich von ihr getrennt und sie macht danach eine Charakterentwicklung durch.

Vielleicht hätte das doch besser ein richtiger Beziehungsratgeber werden sollen und nicht diese komische Mischung. Was aber ansatzweise verständlich wird, ist die Antwort darauf, warum Liebe bzw. eine Beziehung zu führen heutzutage so kompliziert ist/scheint.

Chidiacs Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen, er drückt vieles, was mit den oben genannten Themen zu tun hat, in einer sehr schönen Sprache klar und deutlich aus, was aber nicht dem Tagebuchcharakter entgegenwirkt, den seine Ausführungen mitbringen. Die Protagonisten - es wird aus unterschiedlichen Blickwinkeln auf die Liebe geschaut - bleiben sehr oberflächlich, skizzenhaft, sind nur Überbringer der Message, die der Autor in jedem Satz zu vermitteln versucht. Er setzt auf echte Beziehungen, Vertrauen und Verständnis und wie man das erreichen kann. Es gibt aber viele Wege, wie man das erreichen kann und Chidiacs Ansatz muss nicht bei jedem zum Ziel führen bzw. für jeden richtig sein. Er hätte da schon ein bisschen differenzierter sein können.

Beim Lesefluss gestört haben mich die vielen Rechtschreibfehler sowie ein bis zwei Logikfehler in der kaum vorhandenen Handlung - nämlich bei der Sexszene: Amelia scheint wohl keine Unterwäsche zu tragen und für mich war das Sex, auch wenn sie es nicht so bezeichnen will.

Schön fand ich, dass Amelias Freundin Zara sowohl auf Männer als auch auf Frauen steht, diese Diversität fehlt mir so oft in so vielen Büchern. Auch wenn man da noch mehr rausholen hätte können.


Fazit

Chidiac lässt seine Figuren über die Liebe und alles drum herum reflektieren und philosophieren. Die Abhandlung des Ganzen in Romanform war leider keine gelungene Wahl, fehlt es doch an Handlung, Charaktertiefe bzw. echten Persönlichkeiten, Spannung und Authentizität. Die Inhalte, so ehrlich und wahr sie auch sein mögen, so geballt ohne Handlung verlieren sie sich ein bisschen in ihrer Dichte.

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Veröffentlicht am 28.04.2020

Ein Buch wie ein Puzzle

Ein Lied für die Vermissten
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Jarawans zweiter Streich.

Nachdem ich nach dem Lesen seines Romandebüts vor vier Jahren ein großer Fan des Schreibstils des Autors wurde, konnte mich Pierre Jarawan mit seinem Nachfolgebuch wieder in ...

Jarawans zweiter Streich.

Nachdem ich nach dem Lesen seines Romandebüts vor vier Jahren ein großer Fan des Schreibstils des Autors wurde, konnte mich Pierre Jarawan mit seinem Nachfolgebuch wieder in seinen Bann ziehen. Wieder geht es um den Libanon, wieder geht es um Geheimnisse, die entschlüsselt gehören, und um Menschen, die plötzlich verschwinden. Aber dieses Buch ist doch anders als der Zedern-Roman.

Der Hauptcharakter Amin schreibt hier über sein Leben. Er flüchtet als Baby mit seiner Großmutter vor dem Bürgerkrieg aus dem Libanon nach Deutschland, nach mehr als zehn Jahren kehren sie wieder zurück. Hier setzt die Geschichte an. Der Krieg ist vorbei, doch die Menschen und das Land wurden von ihm sehr geprägt. In Rückblenden erzählt der erwachsene Amin über seine Jugendzeit in einem neuen Land, Freundschaft, Familie, Glück sowie Verrat und das auf eine Art und Weise, die ich faszinierend fand.

Schon die ersten Seiten erzeugen einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Der Autor ist ein echter Hakawati, ein Geschichtenerzähler, der mit seinen Sätzen eine wahnsinnige Stimmung erzeugen kann und die einen mitten ins Geschehen ziehen. Gefühle und Emotionen werden (be)greifbar und Charaktere zum Leben erweckt. Die Geschichte ist wie ein Puzzle, das sich nach und nach zu einem großen Bild zusammensetzt. Bis zur Mitte des Romans macht Jarawan viele Andeutungen, was passiert sein könnte, hört mitten im Erzählen auf - meistens an den spannendsten Stellen - und fängt woanders wieder an, springt in der Zeit und fügt Erinnerungen zusammen. So verwirrend das auch klingen mag, so ist es das nicht. Es hält vielmehr die Spannung lange aufrecht und die einzelnen Erzählstränge ergänzen sich wunderbar.

In der Mitte schleicht sich dann leider eine kleine Flaute ein, die bei mir das Bedürfnis nach der Auflösung und Enthüllung der Geheimnisse nur noch größer gemacht hat. Das Ende jedoch ist sehr befriedigend und stimmig, aber auch aufwühlend, alle Erzählstränge finden einen Schluss. Jarawan verknüpft mühelos Alltagsszenen mit hoch brisanten politischen Themen und geschichtlichen Ereignissen. Was hier erzählt wird, ist keine leichte Kost. Dieses Buch kann man nicht mal so nebenbei lesen, da es sehr komplex ist und zum Mit- und Nachdenken anregt. Auch die behandelten Themen lasten schwerer auf dem Gemüt als gedacht, nicht nur bei Amin, sondern auch bei mir als Leserin.



Fazit

"Ein Lied für die Vermissten" ist eine eindringliche Lektüre, die den Libanon und seine Menschen zu begreifen versucht, die Politisches mit Alltäglichem verknüpft und durch eine sog- und bildhafte Sprache wunderbare Szenen und Charaktere erschafft. Lest es!

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Veröffentlicht am 28.04.2020

Tschüss Plastik

Do it yourself! #Einfach plastikfrei leben: Selbstgemacht statt gekauft
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Plastik ist so verpönt wie noch nie. Aus gutem Grund. Denn es verschmutzt unsere Umwelt, die Meere und unsere eigenen Körper. Also besser früher als später damit anfangen, nach Alternativen zu suchen. ...

Plastik ist so verpönt wie noch nie. Aus gutem Grund. Denn es verschmutzt unsere Umwelt, die Meere und unsere eigenen Körper. Also besser früher als später damit anfangen, nach Alternativen zu suchen. Charlotte Schüler hat irgendwann bewusst begonnen, ihr ganzes Leben plastikfrei umzukrempeln und gibt in ihrem Buch Tipps und Tricks, welche Plastikprodukte ganz einfach durch andere ersetzt werden können.

Dazu hat sie das Buch in unterschiedliche Bereiche eingeteilt: Bad, Haushalt, Lebensmittel und Unterwegs. Und stellt ganz viele Rezepte (Körperpflege, Putzmittel, Lebensmittel) und DIY-Anleitungen vor. Zusätzlich gibt die Autorin Informationen, die dem Buch einen großen Mehrwert geben, so zum Beispiel: Wie ernte ich meine Aloe Vera? oder Wie ordne ich am besten meinen Kühlschrank?

Einen großen Teil widmet die Autorin der Kosmetik. Sie gibt viele Beispiele, wie man sich eigene Schminke, Reinigungs- und Pflegeprodukte für Haut und Haar selber herstellen kann. Manche der verwendeten Zutaten fand ich fraglich, zum Beispiel sehr starke Tenside für Shampoo oder Natron zum Zähneputzen (greift den Zahnschmelz an). Die Anleitungen sind aber einfach gehalten und sehr verständlich, sollten auf ihre Inhaltsstoffe aber auch kritisch betrachtet werden. Sie geht ebenso auf unterschiedliche Haut- und Haartypen ein, was ich sehr gut fand. In den anderen Kapiteln konnte ich sehr viele wertvolle Tipps für mich rausholen. Das meiste ist wirklich sehr einfach umzusetzen.

Was mich ein bisschen gestört hat, war der Schreibstil. Ich wusste lange nicht so genau, was mir da nicht zusagt, bis ich ein Muster erkannt habe. Schüler schreibt so, als würde sie gerade ein Gespräch mit dir führen und in diesem Gespräch erklärt sie dir alles. Sie spricht die Leser*innen ständig mit "du" an und erzählt von ihr selbst mit "ich". Hin und wieder kommt auch ein kollektives "wir" zutage, was mich ziemlich genervt hat. Sie schreibt für mich ein bisschen mit diesem aufgesetzten "Influencer-Gehabe". Wisst ihr was ich meine? Es ist dieses "ultra-persönliche", was mir beim Lesen des Sachbuchs einen schalen Nachgeschmack bereitet hat. Auch wenn der reine Inhalt wirklich sehr informativ ist und sie natürlich aus ihren eigenen Erfahrungen berichtet. Das ist sicher Geschmacksache und das Buch ist auf jeden Fall an eine jüngere Generation gerichtet. Manchmal wiederholt sie sich und geht hin und wieder von einem Vorwissen aus, das sie im Buch nicht erwähnt.



Fazit

Ein sehr schön gestaltetes Buch über plastikfreies Leben mit vielen tollen Rezepten und DIY-Anleitungen. Ich war selber überrascht, wie einfach man manche Alternativen umsetzen kann. Der Schreibstil hat mir leider nicht so zugesagt, aber die Anleitungen sind sehr einfach gehalten und alles ist sehr verständlich beschrieben.

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