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Veröffentlicht am 30.06.2020

Dating, Beziehungen, Liebe

The Modern Break-Up
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Hier ist der klassische Fall, bei dem Klappentext und eigentlicher Inhalt sehr unterschiedlich sind. Der Klappentext versucht mehr aus dem Buch herauszuholen als wirklich drin ist. Im Grunde besteht das ...

Hier ist der klassische Fall, bei dem Klappentext und eigentlicher Inhalt sehr unterschiedlich sind. Der Klappentext versucht mehr aus dem Buch herauszuholen als wirklich drin ist. Im Grunde besteht das Ganze nur aus Dialogen und Monologen, bei denen die Protagonisten über Beziehungen, Trennungen, Dating und Liebe reflektieren. Da sind wirklich ein paar gute Beobachtungen dabei und ich konnte mich auch mit manchem identifizieren bzw. mich in den Situationen wiederfinden, aber für einen Roman war mir das viel zu wenig. Eine richtige Handlung gibt es quasi kaum. Amelias Freund hat sich von ihr getrennt und sie macht danach eine Charakterentwicklung durch.

Vielleicht hätte das doch besser ein richtiger Beziehungsratgeber werden sollen und nicht diese komische Mischung. Was aber ansatzweise verständlich wird, ist die Antwort darauf, warum Liebe bzw. eine Beziehung zu führen heutzutage so kompliziert ist/scheint.

Chidiacs Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen, er drückt vieles, was mit den oben genannten Themen zu tun hat, in einer sehr schönen Sprache klar und deutlich aus, was aber nicht dem Tagebuchcharakter entgegenwirkt, den seine Ausführungen mitbringen. Die Protagonisten - es wird aus unterschiedlichen Blickwinkeln auf die Liebe geschaut - bleiben sehr oberflächlich, skizzenhaft, sind nur Überbringer der Message, die der Autor in jedem Satz zu vermitteln versucht. Er setzt auf echte Beziehungen, Vertrauen und Verständnis und wie man das erreichen kann. Es gibt aber viele Wege, wie man das erreichen kann und Chidiacs Ansatz muss nicht bei jedem zum Ziel führen bzw. für jeden richtig sein. Er hätte da schon ein bisschen differenzierter sein können.

Beim Lesefluss gestört haben mich die vielen Rechtschreibfehler sowie ein bis zwei Logikfehler in der kaum vorhandenen Handlung - nämlich bei der Sexszene: Amelia scheint wohl keine Unterwäsche zu tragen und für mich war das Sex, auch wenn sie es nicht so bezeichnen will.

Schön fand ich, dass Amelias Freundin Zara sowohl auf Männer als auch auf Frauen steht, diese Diversität fehlt mir so oft in so vielen Büchern. Auch wenn man da noch mehr rausholen hätte können.


Fazit

Chidiac lässt seine Figuren über die Liebe und alles drum herum reflektieren und philosophieren. Die Abhandlung des Ganzen in Romanform war leider keine gelungene Wahl, fehlt es doch an Handlung, Charaktertiefe bzw. echten Persönlichkeiten, Spannung und Authentizität. Die Inhalte, so ehrlich und wahr sie auch sein mögen, so geballt ohne Handlung verlieren sie sich ein bisschen in ihrer Dichte.

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Veröffentlicht am 28.04.2020

Ein Buch wie ein Puzzle

Ein Lied für die Vermissten
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Jarawans zweiter Streich.

Nachdem ich nach dem Lesen seines Romandebüts vor vier Jahren ein großer Fan des Schreibstils des Autors wurde, konnte mich Pierre Jarawan mit seinem Nachfolgebuch wieder in ...

Jarawans zweiter Streich.

Nachdem ich nach dem Lesen seines Romandebüts vor vier Jahren ein großer Fan des Schreibstils des Autors wurde, konnte mich Pierre Jarawan mit seinem Nachfolgebuch wieder in seinen Bann ziehen. Wieder geht es um den Libanon, wieder geht es um Geheimnisse, die entschlüsselt gehören, und um Menschen, die plötzlich verschwinden. Aber dieses Buch ist doch anders als der Zedern-Roman.

Der Hauptcharakter Amin schreibt hier über sein Leben. Er flüchtet als Baby mit seiner Großmutter vor dem Bürgerkrieg aus dem Libanon nach Deutschland, nach mehr als zehn Jahren kehren sie wieder zurück. Hier setzt die Geschichte an. Der Krieg ist vorbei, doch die Menschen und das Land wurden von ihm sehr geprägt. In Rückblenden erzählt der erwachsene Amin über seine Jugendzeit in einem neuen Land, Freundschaft, Familie, Glück sowie Verrat und das auf eine Art und Weise, die ich faszinierend fand.

Schon die ersten Seiten erzeugen einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Der Autor ist ein echter Hakawati, ein Geschichtenerzähler, der mit seinen Sätzen eine wahnsinnige Stimmung erzeugen kann und die einen mitten ins Geschehen ziehen. Gefühle und Emotionen werden (be)greifbar und Charaktere zum Leben erweckt. Die Geschichte ist wie ein Puzzle, das sich nach und nach zu einem großen Bild zusammensetzt. Bis zur Mitte des Romans macht Jarawan viele Andeutungen, was passiert sein könnte, hört mitten im Erzählen auf - meistens an den spannendsten Stellen - und fängt woanders wieder an, springt in der Zeit und fügt Erinnerungen zusammen. So verwirrend das auch klingen mag, so ist es das nicht. Es hält vielmehr die Spannung lange aufrecht und die einzelnen Erzählstränge ergänzen sich wunderbar.

In der Mitte schleicht sich dann leider eine kleine Flaute ein, die bei mir das Bedürfnis nach der Auflösung und Enthüllung der Geheimnisse nur noch größer gemacht hat. Das Ende jedoch ist sehr befriedigend und stimmig, aber auch aufwühlend, alle Erzählstränge finden einen Schluss. Jarawan verknüpft mühelos Alltagsszenen mit hoch brisanten politischen Themen und geschichtlichen Ereignissen. Was hier erzählt wird, ist keine leichte Kost. Dieses Buch kann man nicht mal so nebenbei lesen, da es sehr komplex ist und zum Mit- und Nachdenken anregt. Auch die behandelten Themen lasten schwerer auf dem Gemüt als gedacht, nicht nur bei Amin, sondern auch bei mir als Leserin.



Fazit

"Ein Lied für die Vermissten" ist eine eindringliche Lektüre, die den Libanon und seine Menschen zu begreifen versucht, die Politisches mit Alltäglichem verknüpft und durch eine sog- und bildhafte Sprache wunderbare Szenen und Charaktere erschafft. Lest es!

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Veröffentlicht am 28.04.2020

Tschüss Plastik

Do it yourself! #Einfach plastikfrei leben: Selbstgemacht statt gekauft
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Plastik ist so verpönt wie noch nie. Aus gutem Grund. Denn es verschmutzt unsere Umwelt, die Meere und unsere eigenen Körper. Also besser früher als später damit anfangen, nach Alternativen zu suchen. ...

Plastik ist so verpönt wie noch nie. Aus gutem Grund. Denn es verschmutzt unsere Umwelt, die Meere und unsere eigenen Körper. Also besser früher als später damit anfangen, nach Alternativen zu suchen. Charlotte Schüler hat irgendwann bewusst begonnen, ihr ganzes Leben plastikfrei umzukrempeln und gibt in ihrem Buch Tipps und Tricks, welche Plastikprodukte ganz einfach durch andere ersetzt werden können.

Dazu hat sie das Buch in unterschiedliche Bereiche eingeteilt: Bad, Haushalt, Lebensmittel und Unterwegs. Und stellt ganz viele Rezepte (Körperpflege, Putzmittel, Lebensmittel) und DIY-Anleitungen vor. Zusätzlich gibt die Autorin Informationen, die dem Buch einen großen Mehrwert geben, so zum Beispiel: Wie ernte ich meine Aloe Vera? oder Wie ordne ich am besten meinen Kühlschrank?

Einen großen Teil widmet die Autorin der Kosmetik. Sie gibt viele Beispiele, wie man sich eigene Schminke, Reinigungs- und Pflegeprodukte für Haut und Haar selber herstellen kann. Manche der verwendeten Zutaten fand ich fraglich, zum Beispiel sehr starke Tenside für Shampoo oder Natron zum Zähneputzen (greift den Zahnschmelz an). Die Anleitungen sind aber einfach gehalten und sehr verständlich, sollten auf ihre Inhaltsstoffe aber auch kritisch betrachtet werden. Sie geht ebenso auf unterschiedliche Haut- und Haartypen ein, was ich sehr gut fand. In den anderen Kapiteln konnte ich sehr viele wertvolle Tipps für mich rausholen. Das meiste ist wirklich sehr einfach umzusetzen.

Was mich ein bisschen gestört hat, war der Schreibstil. Ich wusste lange nicht so genau, was mir da nicht zusagt, bis ich ein Muster erkannt habe. Schüler schreibt so, als würde sie gerade ein Gespräch mit dir führen und in diesem Gespräch erklärt sie dir alles. Sie spricht die Leser*innen ständig mit "du" an und erzählt von ihr selbst mit "ich". Hin und wieder kommt auch ein kollektives "wir" zutage, was mich ziemlich genervt hat. Sie schreibt für mich ein bisschen mit diesem aufgesetzten "Influencer-Gehabe". Wisst ihr was ich meine? Es ist dieses "ultra-persönliche", was mir beim Lesen des Sachbuchs einen schalen Nachgeschmack bereitet hat. Auch wenn der reine Inhalt wirklich sehr informativ ist und sie natürlich aus ihren eigenen Erfahrungen berichtet. Das ist sicher Geschmacksache und das Buch ist auf jeden Fall an eine jüngere Generation gerichtet. Manchmal wiederholt sie sich und geht hin und wieder von einem Vorwissen aus, das sie im Buch nicht erwähnt.



Fazit

Ein sehr schön gestaltetes Buch über plastikfreies Leben mit vielen tollen Rezepten und DIY-Anleitungen. Ich war selber überrascht, wie einfach man manche Alternativen umsetzen kann. Der Schreibstil hat mir leider nicht so zugesagt, aber die Anleitungen sind sehr einfach gehalten und alles ist sehr verständlich beschrieben.

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Veröffentlicht am 28.04.2020

Hormonfreundliche Ernährung

Heilende Hormone
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Die Hormone sind die unsichtbaren Helden unseres Körpers. Unwohlsein, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen können Symptome sein, wenn das hormonelle Gleichgewicht gestört ist. Auch die Ursachen von ...

Die Hormone sind die unsichtbaren Helden unseres Körpers. Unwohlsein, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen können Symptome sein, wenn das hormonelle Gleichgewicht gestört ist. Auch die Ursachen von Problemen bei der Menstruation können auf Hormone zurückgeführt werden.

Belinda Kirkpatrick setzt auf eine hormonfreundliche Ernährung, die dieses Gleichgewicht fördern, unterstützen und halten soll. Dazu führt sie Nahrungsmittel an, die besonders geeignet sind und stellt auch sehr viele Rezepte vor, die Abwechslung auf den Speiseplan bringen. Außerdem gibt sie kompakte Informationen über den Zyklus, Hormone, den Eisprung, häufige Symptome und Erkrankungen. Und auch auf die (bevorstehende) Schwangerschaft wird in einem extra Kapitel genauer eingegangen. Die Aufmachung des Buches fand ich sehr ansprechend und alles ist liebevoll gestaltet, nur die Verarbeitung des Buches ist leider nicht so gut. Der Buchrücken löst sich ab.

Die Autorin Kirkpatrick (Ainsley hat die Fotos gemacht und als Rezeptentwicklerin mitgearbeitet) hat in diesem Buch ihr umfassendes naturheilkundliches Wissen zusammengetragen. Sie hat wirkliche alles sehr gut und verständlich erklärt. Teilweise hätte ich mir noch ausführlichere Informationen und auch fundiertere Belege für ihre Ausführungen gewünscht und manches bleibt sehr oberflächlich. Trotzdem mochte ich ihren Ansatz sehr, der davon ausgeht, dass man für sich selbst immer schauen muss, was einem gut tut und nicht blind nach ihren Anleitungen vorgehen soll. Sie geht halt wirklich von der Ernährung aus, erwähnt aber leider nur nebenbei, dass man vorher unbedingt einen Hormontest machen sollte, um Gewissheit über einen Überschuss/Mangel zu haben.

Sehr praktisch fand ich auch die Auflistung der häufigsten Symptome wie z.B. Akne, Krämpfe, Verdauungsprobleme, Heißhunger oder Kopfschmerzen und ihre Ursachen. Und gut gefallen haben mir auch Tipps, um den eigenen Lebensstil zu verändern. Das heißt vor allem beim Einkauf auf Produkte zu achten, die vermehrt hormonaktive Substanzen enthalten und in den Hormonhaushalt eingreifen, Make-Up und Pflegeprodukte zum Beispiel oder Putzmittel. Ein gutes Drittel des Buches nehmen dann die Ernährungsratschläge und die Rezepte ein. Hier verzichtet sie großteils auf glutenhaltige und Milchprodukte. Ich habe wirklich sehr viele neue interessante Rezepte entdeckt, die einfach und lecker klingen und ich unbedingt ausprobieren möchte. Manchmal, aber leider nicht immer wird auch angegeben, für was die Rezepte besonders gut helfen oder wann man sie vermehrt zubereiten sollte.


Fazit

Ein anschauliches und informatives Buch über den weiblichen Zyklus, den Hormonhaushalt und die empfohlene Ernährung für ein gesundes körperliches Gleichgewicht. Der Fokus liegt hier wirklich auf der Ernährung. Ob es wirklich hilft, die Hormone so zu regulieren, kann ich jetzt nicht sagen, sowas zu beobachten dauert natürlich einige Monate, aber eine ausgewogene Ernährung ist nie schlecht, um den eigenen Körper bei seinen Aufgaben zu unterstützen. Das Buch liefert viele Anregungen dazu.

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Veröffentlicht am 28.04.2020

Warum haben Sie keine Kinder?

Die Mutter aller Fragen
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Nachdem ich Rebecca Solnits Buch "Wenn Männer mir die Welt erklären" mit großer Begeisterung gelesen habe, bin ich nicht darum herumgekommen, mir auch dieses hier genauer anzusehen. In "Die Mutter aller ...

Nachdem ich Rebecca Solnits Buch "Wenn Männer mir die Welt erklären" mit großer Begeisterung gelesen habe, bin ich nicht darum herumgekommen, mir auch dieses hier genauer anzusehen. In "Die Mutter aller Fragen" widmet sie sich wieder dem Feminismus und demzufolge brisanten Themen wie Frausein, Gleichstellung, Privilegien, Schubladen etc.

Mir kommt es so vor, als wäre kein Essayband davor gefeit, dass zwischen den guten Essays immer wieder nicht so gute/langweilige auftauchen. Leider ist es auch hier der Fall. Das Positive ist aber, die guten überwiegen und geben sehr viele neue Argumente und Antworten. Der Titelgebende Essay ist nur einer unter vielen. Ich mochte die erste Hälfte des Buches sehr gerne. Sie schreibt sehr viel über die unterschiedlichen Formen des Schweigens, das Frauen (und Männern) oft auferlegt wird, und wie es gebrochen wird. Außerdem über männliche Gewalt und (gute und schlechte) Vergewaltigungswitze, aber auch über feministische Männer.


"Für die Ordnung des Patriarchats ist es unerlässlich, dass Männer sich zunächst selbst zum Schweigen bringen." S. 54


Die zweite Hälfte ist meiner Meinung nach eine Zusammenwürfelung verschiedenster Themen, die mich nicht immer so mitreißen konnten, auch wenn zwischendurch höchst interessante Überlegungen/Fakten dabei waren. So etwa Texte wie: 80 Bücher die keine Frau lesen sollte! oder der Fall des fehlenden Täters. Solnit schreibt sehr angenehm und flüssig und ihr scharfer, feministischer Blick auf einzelne Umstände ist einfach grandios. Sie holt bei vielen ihrer Texte weit aus und versucht sehr unterschiedliche Sachen zusammen zu bringen, manchmal war mir das zu viel des Guten, gleichzeitig fand ich es aber auch interessant, welche inhaltlichen Kombinationen sie zustande gebracht hat.

Was man vielleicht erwähnen sollte ist, dass die Autorin Amerikanerin ist und sie aus einem nordamerikanischen Verständnis heraus schreibt. Viele ihrer angeführten Fallbeispiele/Studien/Persönlichkeiten stammen aus ihrem Land, was ein bisschen einen einseitigen Blick wiedergibt.


Fazit

Solnit schreibt starke, feministische Essays, die sich mit vielen Facetten des Feminismus beschäftigen. Sie zeigt Strukturen und Systeme auf, die gefährlich sind oder sein können, aber auch lächerlich und absurd, wenn man genauer hinschaut. Lesenswert!!

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