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Veröffentlicht am 08.12.2016

Mensch oder Tier?

Affenbruder
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Kenneth Oppel hat mit seinem Buch Affenbruder ein immer währendes heikles Thema aufgegriffen. Tierversuche gehen uns alle etwas an, da wir viele Produkte verwenden, die an Tieren getestet wurden und wir ...

Kenneth Oppel hat mit seinem Buch Affenbruder ein immer währendes heikles Thema aufgegriffen. Tierversuche gehen uns alle etwas an, da wir viele Produkte verwenden, die an Tieren getestet wurden und wir das oft gar nicht wissen. Ich hab gehofft, dass das Thema kritisch behandelt wird. Muss man irgendwie fast, um einen authentischen Roman zu schreiben. Anfangs fehlt der kritische Blick jedoch noch. Die Geschichte wird aus der Sicht des (anfangs) 13-Jährigen Ben erzählt und als Leser bekommt man auch nur das mit, was Ben mitbekommt. Ben reift im Laufe der Geschichte sehr und dadurch wird auch das Thema Tierversuche kritischer betrachtet.

In Bens Familie kommt ein Affenbaby namens Zan, das wie ein Mensch aufgezogen werden soll. Zuerst wird es wirklich in die Familie integriert, doch mit der Zeit kommt die Wissenschaft und das 'Versuchsobjekt', das Zan ist, immer mehr durch und zwar so von den Menschen gemacht. Wie es sich für einen 13-Jährigen gehört, spielen in Bens Leben natürlich auch noch andere wichtige Faktoren wie Freunde, Liebe, Zugehörigkeit etc. eine wichtige Rolle. Auch das bekommt einen großen Platz in der Geschichte, was ich sehr gut finde, da sich die Geschichte nicht nur um den Affen drehen kann.

Ben als Hauptcharakter hab ich sehr gern gemocht. Ich finde, er hat das richtige Verhältnis zwischen Kind und Jugendlicher und ich fand es sehr angenehm durch ihn durch die Geschichte geführt zu werden, da er dann doch einiges anders sieht als ein Erwachsener. Die Nebencharaktere waren wieder etwas klassisch verteilt. Da gabs den Ungustl, den Helden, den Groben, die Tussi, etc. aber es gab auch welche, wie zum Beispiel die Mutter, die mich dann wieder überrascht haben.

Der Schreibstil von Oppel war sehr angenehm zu lesen. Ich liebe seine Airborn-Serie und hatte da im Vorhinein keine Bedenken, dass ich da irgendwelche Probleme haben werde und ich wurde auch nicht enttäuscht. Er kann sich sehr gut in den Kopf eines Teenagers hineindenken. Außerdem finde ich es sehr gut, dass schwierige wissenschaftliche Begriffe im gleichen Kontext sofort erklärt werden.

Fazit
Affenbruder ist ein Buch, das den Leser/die Leserin dazu anregt über das heikle Thema Tierversuche nachzudenken und für sich selbst klar zu werden, wie man dazu steht. Es versucht durch die Sicht eines Teenagers die Gefühle, die damit immer zusammenhängen, aufzuzeigen und dass es viel mehr darum gehen sollte, was man fühlt und nicht, was das Richtige ist.

Veröffentlicht am 08.12.2016

Willkommen im Krieg

Alles Licht, das wir nicht sehen
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Licht und Farben sind für Marie-Laure nur mehr Erinnerungen. Mit sechs Jahren wurde sie blind und trotzdem schafft sie es mit ihrem liebevollen Vater zu einer lebensfrohen und mutigen Frau heranzuwachsen. ...

Licht und Farben sind für Marie-Laure nur mehr Erinnerungen. Mit sechs Jahren wurde sie blind und trotzdem schafft sie es mit ihrem liebevollen Vater zu einer lebensfrohen und mutigen Frau heranzuwachsen. Der 2. Weltkrieg stellt sich den beiden jedoch in den Weg und sie müssen beide mit ihren besonderen Lebensumständen in Frankreich das Beste daraus machen.

Werner wächst als Waise zusammen mit seiner Schwester in einem Heim in Deutschland auf. Er Entwickelt eine Leidenschaft für Radio und Funk und schafft es als einer der besten in eine Schule, die Soldaten für die Wehrmacht ausbildet.

Anthony Doerr schafft es auf beeindruckende Weise die beiden unterschiedlichen Leben unaufhaltsam aufeinanderzuzutreiben und es doch wie Zufall aussehen zu lassen. Der Autor liebt die Details und versteht es, diese gekonnt in die Geschichte miteinfließen zu lassen, ohne dass es irgendwann langweilig wird.

Die Sprache des Autors ist außergewöhnlich, poetisch und gleichzeitig schonungslos. Die kurzen Kapitel verleiten zum Immer-weiter-lesen und sind trotz der Kürze äußerst spannend und vollgepackt mit Informationen, Ideen, Gedanken und Gefühlen. Die Geschichte hat mich tief in meinem Inneren berührt und zu Tränen gerührt. Der Autor schaffte es, mir die Figuren so nahe wie möglich zu bringen und diese außergewöhnlichen Protagonisten mit inspirierenden Ideen zu vervollständigen.

Der Autor erzählt einerseits eine Geschichte, die einerseits liebevoll, andererseits grausam während des 2. Weltkrieges spielt. Die Perspektiven sind die zwei junger Teenager, die versuchen trotz Krieg ihren Platz in der Welt zu finden und selbst zu bestimmen. Die Perspektive wechselt zwischen Marie-Laure und Werner abwechselnd. Vereinzelt wird auch zu anderen Personen geschwenkt, die das Gesamtwerk komplett machen.



Fazit

Anthony Doerr ist mit seinem Roman ein Meisterwerk gelungen. Außergewöhnliche Figuren, eine detailreiche und poetische Sprache sowie eine berührende und eindringliche Geschichte verbinden sich zu einem großartigen Gesamtwerk. Lesen! Lesen! Lesen!

Veröffentlicht am 08.12.2016

Ein Verwirrspiel

Eine Rose für Putin
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Eine Rose für Putin - oder die unvollendeten Aufzeichnungen des Johann Stadt. Oft hab ich mich gefragt, wessen Geschichte hier nun wirklich erzählt wird und das ist dem Erzählstil des Autors zuzuschreiben, ...

Eine Rose für Putin - oder die unvollendeten Aufzeichnungen des Johann Stadt. Oft hab ich mich gefragt, wessen Geschichte hier nun wirklich erzählt wird und das ist dem Erzählstil des Autors zuzuschreiben, der das gekonnt umgesetzt hat. Die Geschichte funktioniert auf mehreren Ebenen und am Anfang sind das viele lose Fäden. Erst ab der Mitte ungefähr entstehen Verbindungen und es fügt sich immer mehr zu einem großen Ganzen zusammen. Dieses Rätseln, wie jetzt alles zusammenhängt, macht auch ein bisschen die Spannung aus. Anfangs muss man sich da aber ein bisschen durchbeißen, damit man am Ball bleibt und die Sogwirkung einsetzt..

Die einzelnen Charaktere sind gut herausgearbeitet und ihr Handeln voll nachvollziehbar. Ich hab gern von ihrer Welt erfahren und ich könnte jetzt nicht sagen, welche Sicht ich am liebsten hatte. Die Perspektivenwechsel hatten einen angenehmen Rythmus, so das es nicht langweilig wurde. Man sieht durch ihre Augen in einige menschliche Abgründe.

Die Geschichte an sich gibt interessante Einblicke in die russiche Gesellschaft, es wird aber auch hinter die Fassade von Familien geschaut, bei denen nicht immer alles so glücklich ist, wie es scheint. Die Eltern des entführten Mädchens waren für mich etwas zu emotionslos. Vielleicht hat man als Leser auch nicht alles mitbekommen, aber etwas mehr Verzweiflung, wenn das eigene Kind plötzlich weg ist, wäre da angebracht gewesen.

Die Auflösung ist wirklich sehr gut. Selten liest man so gute Enden, die zum Buch und zur Geschichte passen wie Butter aufs Brot.

Der Aufbau des Buches ist sehr speziell und das macht es zu etwas Besonderen. Es ist wie eine Wiedergabe eines Manuskripts, die sogar Anmerkungen des Herausgebers (dem Autor) enthält und ein Kapitel ist je eine Blattseite des Manuskripts. Es wird aus unterschiedlichen Sichten erzählt, die, wie schon gesagt, am Anfang keinen Zusammenhang haben. Irgendwann kommt dann die Erkenntnis und dann macht alles irgendwie Sinn.

Sprachlich ist das Buch einwandfrei, flüssig zu lesen und alles sehr bildhaft beschrieben. Auch wenn ich anfangs mit der Geschichte noch nicht so viel anfangen konnte, hat mich der Schreibstil und die Erzählweise so beeindruckt, dass ich einfach weiterlesen musste.


Fazit

Ein ungewöhnliches Buch, das mit seinen Verwirrungen, die gekonnt in Szene gesetzt sind, und den Geschichten hinter den Geschichten den Leser an der Nase herumführt. Das Buch wir mir noch lange in Erinnerung bleiben und ich kann es auf jedenfall jedem weiterempfehlen, der nach intelligenten, herausstechenden Romanen sucht, die sich nirgendst so richtig einordnen lassen.

Veröffentlicht am 08.12.2016

Die Geschichte verspricht mehr, als sie hält

Flammenwüste
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Das Buch wird dadurch beworben, dass es ein spannendes Fantasy-Epos in der Tradition der großen Meister ist. So steht es jedenfalls hinten am Klappentext. Es hat durchaus Ansätze, die es zu einem Epos ...


Das Buch wird dadurch beworben, dass es ein spannendes Fantasy-Epos in der Tradition der großen Meister ist. So steht es jedenfalls hinten am Klappentext. Es hat durchaus Ansätze, die es zu einem Epos hätten machen können. Es verspricht jedoch mehr, als es hält.
Grundsätzlich finde ich einige Ideen, um die die Geschichte gesponnen wurde, wirklich richtig gut. Vor allem die Bibliothek der ungeschriebenen Bücher hat es mir angetan. Nur leider hat die Umsetzung nicht immer so funktioniert, dass ich rundum zufrieden war.

Zum einen waren da die Charaktere, die für mich nicht wirklich handfest in der Geschichte verankert waren und nicht wirklich Konturen zeigten. Anúr, der Hauptcharakter, war mir nicht sonderlich sympathisch und ich konnte mich nicht wirklich mit ihm anfreunden. Er war mir zu naiv und manchmal echt zu egoistisch und er will natürlich nicht der Held sein, ist es aber dann doch und immer ist er zur Stelle wenn es brenzlig wird und rettet alle und er ist der beste und kann alles. Die Nebencharakter waren einfach da, sie waren teilweise nicht wirklich was Besonderes für mich, auch wenn sie so dargestellt wurden. Ich konnte keine Verbindung zu ihnen Aufbauen.

Zum anderen hatte ich so meine Probleme mit dem Schreibstil. Es war für mich nicht so flüssig zu lesen, wie ich es in letzter Zeit von Büchern gewohnt war. Mein Kopfkino hat sich echt schwer getan Bilder in meinen Kopf zu zaubern Die Satzstellung war zeitweise wirklich sehr komisch und zum Schluss hin haben sich die Rechtschreibfehler auch ziemlich gehäuft. Und es gab eine Phrase, die sich wirklich durchs ganze Buch gezogen hat und ich war mit der Zeit so genervt davon, dass ich jedesmal das Buch zuklappen hätte können, damit ich sie nicht mehr lesen muss. Wirklich fast in jeder Szene kam diese verdammte Phrase vor und ich wusste schon nicht mehr, wie ich mir helfen soll. Anúrs Herz schlug schnell, sein Herz schlug rasend schnell, das Herz pochte laut, sein Herz fing wild zu pochen an u.s.w.u.s.f. (wie auch immer ein Herz schlagen kann, es kam in dieser Geschichte vor!)

So wie die Geschichte aufgezogen wurde fand ich es echt toll. Das orientalische hat mir gefallen: fliegende Teppiche, Kamele, die Wüste, ein bisschen Magie, Drachen. Drachen, mein Stichwort. Sie kamen mir viel zu kurz. Erst zum Ende hin spielten sie eine größere Rolle (und wahrscheinlich erst in den Folgebänden), aber dadurch, dass ich eine Drachengeschichte erwartet habe und dann so hingehalten wurde mit den Drachen, war ich doch etwas enttäuscht. Die Geschichte hat sich dadurch für mich in die Länge gezogen und ich hab mich stellenweise echt durchgequält. Es war auch oft nur eine Aneinanderreihung von Ereignissen und die Geschichte und die Charaktere hatten gar keine Zeit sich irgendwie zu entwickeln.

Fazit
Ein Buch, das für mich nicht schlecht ist, aber auch nicht herausragend gut. Es enthält gute Ansätze und einige tolle Ideen, Charaktere, zu denen ich leider keine Verbindung aufbauen konnte und ein etwas eigenartiger Schreibstil haben aber mein Lesevergnügen vermindert.

Veröffentlicht am 08.12.2016

Wenn Worte dein Leben verändern

Mit anderen Worten: ich
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Die Geschichte um Sam und ihrem Kampf, sie selbst zu sein, habe ich fast in einem Atemzug verschlungen. Die Geschichte beginnt aus einer ungewohnten Perspektive. Samantha gehört der beliebten Highschoolmädchengruppe ...

Die Geschichte um Sam und ihrem Kampf, sie selbst zu sein, habe ich fast in einem Atemzug verschlungen. Die Geschichte beginnt aus einer ungewohnten Perspektive. Samantha gehört der beliebten Highschoolmädchengruppe an, der die Jungs hinterherlaufen, die zu coolen Partys eingeladen werden und denen Luxus in allen Formen wichtig ist. Ihre Mitmenschen werden in "akzeptabel" und Looser eingeteilt. Samantha fühlt sich in der Gruppe jedoch nicht mehr wohl. Sie leidet an einer Zwangsstörung und will diese um jeden Preis vor allen verbergen.

Eine besondere Aufmerksamkeit wird den Worten gewidmet. Vor allem Gedichte haben einen großen Stellenwert. Einige sind sogar als solche abgedruckt und sie waren alle einfach wunderschön. Sie geben dem Buch einen besonderen Touch und stechen aus der Masse heraus. Der Schreibstil der Autorin ist wunderbar leicht und ich konnte in einem Rutsch viele Seiten lesen. Sie berührt mit ihren Worten und das auf eine so sanfte und stille Art, die so tief ins Innere eindringt, dass es weh tut.

Die Protagonisten sind sehr detailliert herausgearbeitet und überhaupt nicht klischeehaft dargestellt. Sam hat sich mit der Zeit zu einem richtig liebenswerten Charakter herausgemausert und auch die Nebencharaktere waren immer für eine Überraschung bereit. Der Plot folgte meiner Meinung nach durchgehend einem roten Faden und konnte mich auch mit der Liebesgeschichte überzeugen. Es sind sogar einige Tränen geflossen. Die Geschichte ist sehr tiefgründig und schaut hinter die perfekte Oberfläche, die manche Menschen versuchen aufrechtzuerhalten. Es sind die Menschen, die das Leben lebenswert machen, man muss nur die finden, bei denen man sich glücklich fühlt.

Fazit

Ein inspirierendes Jugendbuch über ein Mädchen, das unter ihrer Zwangsstörung leidet und nur die besondere Magie von Worten schafft eine Veränderung in ihrem Leben. Stone überzeugt mit liebenswerten und "echten" Charakteren und einem sogartigen Schreibstil, dem man sich kaum entziehen kann. Wer Gedichte mag, findet hier eine wunderschöne Sammlung. Dieses Buch zählt zu meinen Jahreshighlights!