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Veröffentlicht am 20.12.2021

Theodora und Eisele - keine Liebe auf den ersten Blick

Theodora und der Engel des Todes
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Durch Leserunden entdecke ich immer wieder Bücher, die mir ansonsten wohl entgangen wären, wie „Theodora und der Engel des Todes“, ein wirklich lesenswerter Schwabenkrimi von Ruth-Edelmann-Amrhein.

Worum ...

Durch Leserunden entdecke ich immer wieder Bücher, die mir ansonsten wohl entgangen wären, wie „Theodora und der Engel des Todes“, ein wirklich lesenswerter Schwabenkrimi von Ruth-Edelmann-Amrhein.

Worum geht es?
Zwei alte Witwen werden brutal erschlagen. Die etwas eigenwillige Kriminalkommissarin Theodora Klein ermittelt und erhält – gegen ihren Willen - zu ihrer Unterstützung den ebenfalls etwas sonderlichen Georg Eisele als Assistenten zugeteilt. Das Miteinander gestaltet sich einigermaßen schwierig ….

Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel sind kurz und jeweils mit Zeit- und Ortsangaben versehen, wodurch man szenisch und chronologisch stets die Übersicht behält. Dass es ein Regionalkrimi ist, wird durch in Schwäbisch verfasste Dialoge gut veranschaulicht, im Übrigen auch für mich als Wienerin problemlos verständlich.
Der Fall ist durch oftmaligen Szenenwechsel temporeich und abwechslungsreich aufgebaut, wodurch die Spannung bis zum dramatischen Showdown nicht absinkt. Die eingefügten Abschnitte aus Tätersicht geben zudem noch Einblick in dessen Gedankenwelt und psychische Situation.
Mit den beiden Protagonisten Theodora Klein und Georg Eisele hat die Autorin zwei ganz spezielle Persönlichkeiten geschaffen, schwierige Charaktere, mit einer Menge Eigenarten, durch Elternhaus und Kindheit geprägt, die mit sich selber und mit der Umwelt so ihre Probleme haben und letztlich eine interessante Entwicklung durchmachen.
Ein alles in allem gelungener Krimi, der Lust auf weitere Fälle mit diesem ungewöhnlichen Team macht.

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Veröffentlicht am 15.12.2021

Menschen sind gefährlicher als Wildschweine

Die Rotte
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Ich kannte zwar schon vorher Bücher dieser Autorin, aber diese Reihe noch nicht. „Die Rotte“ von Sabine Gronover ist bereits der dritte Band.

Worum geht es?
Ein Jäger findet im Wald die Leiche einer Frau, ...

Ich kannte zwar schon vorher Bücher dieser Autorin, aber diese Reihe noch nicht. „Die Rotte“ von Sabine Gronover ist bereits der dritte Band.

Worum geht es?
Ein Jäger findet im Wald die Leiche einer Frau, die verblüffende Ähnlichkeit mit einer anderen, gerade erst verschwundenen Frau aufweist. Bei den Ermittlungen stoßen die Kriminalisten auf dubiose Zusammenhänge mit der DDR-Herkunft der Frauen.

Auch ohne die Vorgängerbände zu kennen, kommt man problemlos in die Geschichte hinein, dennoch haben mich gewisse Hinweise auf frühere Fälle der beiden Protagonisten neugierig gemacht. Ich werde sie wohl nachlesen.

Der Schreibstil ist super, locker, flüssig. Die Beschreibungen von Menschen, Landschaft etc. sind anschaulich, dennoch nie zu langatmig. Die Kapitel sind eher kurz gehalten, lediglich nummeriert, ohne weitere Orts- oder Zeitangaben, wodurch man im Laufe der Lektüre chronologisch etwas den Überblick verliert.

Die Handlung gestaltet sich insoferne sehr abwechslungsreich, als nicht nur das polizeiliche Ermittlungs-Duo, bestehend aus Kommissar Schmitt und seinem Assistenten Dirk Kemper, die Entführung und Morde zu klären versucht, sondern auch noch Privatpersonen mitmischen. Es mangelt nicht an actionreichen und gefahrvollen Situationen. Weiters hält die Komplexität der Zusammenhänge zwischen den Verbrechen und der DDR-Vergangenheit der Opfer die Spannung bis zuletzt am Köcheln, immer wieder gibt es erstaunliche Wendungen und unerwartete Erklärungen. Man kann sehr wohl gut miträtseln, die wahre Geschichte wird einen letztlich auf jeden Fall überraschen.

Die Protagonisten sind durchwegs lebendig beschrieben. Nicht nur äußerlich kann man sie sich gut vorstellen, sondern man erfährt auch ihre Gedanken, Ängste und Wünsche. Im übrigen sind nicht nur die Charaktere der Hauptpersonen derart bildhaft dargestellt, sondern auch Nebenfiguren agieren und zeigen Reaktionen, anhand deren sie an Struktur und Lebendigkeit gewinnen.

„Die Rotte“ ist ein vom Anfang bis zum Ende sehr spannender Kriminalroman, wobei vor allem die der Handlung zugrundeliegenden Vorkommnisse zu DDR-Zeiten auch informativen Wert haben.

Mir hat das Buch ausgezeichnet gefallen und Lust auf mehr aus Sabine Gronovers Feder gemacht.

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Veröffentlicht am 09.12.2021

Lucie im Einsatz für die Schwachen und Benachteiligten

Mord im Milieu
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„Mord im Milieu – Les riches et les pauvres“ ist bereits Band 13 der in Saint Tropez spielenden Krimireihe mit Kommissarin Lucie Girard, verfasst von Luc Winger. Im Übrigen eine meiner Cosy-Krimi-Lieblingsserien.

Worum ...

„Mord im Milieu – Les riches et les pauvres“ ist bereits Band 13 der in Saint Tropez spielenden Krimireihe mit Kommissarin Lucie Girard, verfasst von Luc Winger. Im Übrigen eine meiner Cosy-Krimi-Lieblingsserien.

Worum geht es?
Was mit Überfällen und einer Ermordung von Bettlern anfängt, konfrontiert Lucie Girard und ihr Team bald mit erschreckenden Machenschaften.
Diesmal sticht Lucie bei ihren Ermittlungen in ein gefährliches Wespennest. Denn hinter den Überfällen steckt nicht bloß Geldgier oder ein Streit unter Gleichgesinnten, sondern sie muss immer mehr erkennen, in welchem Ausmaß Ausländerfeindlichkeit verbreitet ist. Aber nicht nur mit alltäglichem Rassismus muss sich Lucie auseinandersetzen, sondern sie stößt bei ihren Ermittlungen sogar auf illegalen Organhandel und eine aktive rechtsradikale politische Vereinigung.

Der Spannungsbogen sinkt in diesem Krimi kaum ab, im Gegenteil, Lucie ist nicht die einzige Person, die in gefahrvolle Situationen gerät – reichlich Gelegenheit für den Leser mit zu fiebern!

Lucie Girards Ermittlungsarbeit steht ganz eindeutig im Mittelpunkt. Man kann jedoch nicht nur ihre Gespräche und Aktionen mit verfolgen, sondern erhält auch viel Einblick in ihre Gedanken, sowohl ihre Überlegungen den Fall betreffend, als auch in ihre Zweifel und das schlechte Gewissen ihrer Familie gegenüber. Diese persönlichen Einblicke unterstreichen ihr offenes, geradliniges und durch und durch anständiges Wesen. Aus Lucies Team sticht diesmal Gendarm Hugo hervor, der sich zunehmend von einem unscheinbaren, unsicheren Menschen zu einem eigenständig handelnden, umsichtigen Polizeibeamten entwickelt.

Der Schreibstil ist locker, flüssig, unkompliziert, kurz und prägnant. Es gibt keine detailverliebten Beschreibungen, dadurch bleibt die Handlung stets temporeich und lebendig. Die in angenehmer Länge verfassten Kapitel sind mit Datum und Ortsangaben versehen, sodass man sowohl örtlich als auch chronologisch stets gut die Übersicht behält. Dass der Roman in Frankreich spielt, wird durch das Einfließen französischer Wörter oder Redewendungen, jeweils übersetzt, gut verdeutlicht.

Einen gewissen Reiz übt diese Reihe auch dahingehend aus, dass sie in den 70er-Jahren spielt, als Internet und Smartphones noch nicht zur Verfügung standen, Kommunikation in jeder Hinsicht komplizierter war und Einsatzkräfte nicht verkabelt agierten.

Mir hat dieses Buch wieder erquickliche Lesestunden beschert. Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Abenteuer von Lucie Girard.

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Veröffentlicht am 07.12.2021

Kommissar Gennat - eine Klasse für sich

Kommissar Gennat und der Anschlag auf den Orientexpress
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Nach Band 2 „Kommissar Gennat und die Tote im Reisekoffer“ war Band 3 „Kommissar Gennat und der Anschlag auf den Orientexpress“ das zweite Buch dieser hervorragenden historischen Reihe, das ich gelesen ...

Nach Band 2 „Kommissar Gennat und die Tote im Reisekoffer“ war Band 3 „Kommissar Gennat und der Anschlag auf den Orientexpress“ das zweite Buch dieser hervorragenden historischen Reihe, das ich gelesen habe.

Worum geht es?
Wiederum basiert der Roman auf einem tatsächlich passierten Kriminalfall, den der legendäre Berliner Kommissar Gennat zu lösen hatte – mehrere Attentate auf Eisenbahnzüge beschäftigten 1931 die Ermittler nicht nur in Deutschland, sondern auch in Ungarn und Österreich. Das mühevolle, länderübergreifende Aufspüren des Täters ist das Kernthema.

Das Besondere an den Krimis dieser Autorin liegt in der peniblen Recherche, in den mannigfaltigen historischen Details, dem anschaulich dargestellten Gesamtbild jener Zeit, angefangen bei der mangels der heute zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten schwierigen und ob zahlreicher in die Irre führender Hinweise und Spuren zermürbenden Ermittlertätigkeit, über die damals herrschenden politischen Verhältnisse, auch über Vorurteile gewissen politischen Gruppen gegenüber, bis zu den Tücken der internationalen Zusammenarbeit. Unzählige historisch belegte Persönlichkeiten bevölkern das Buch – sehr aufschlussreiche Informationen zu den Fakten bzw. wer und was fiktiv ist, bietet zudem das Nachwort.
Im Mittelpunkt der Handlung stehen, wie bereits erwähnt, die Ermittlertätigkeit und die historischen Fakten. Sehr geschickt und harmonisch ist die fiktive Freundschaft von Kommissar Gennat mit dem Journalisten Max Kaminski und dessen Familie mit hinein verwoben, wodurch die Protagonisten nicht nur etwas lebendiger werden, sondern die an und für sich trockene Materie etwas aufgelockert wird. Als LeserIn wird man mit hineingezogen in alle Vermutungen, rätselt mit, verdächtigt mit und manch seltsames Gebaren eines Verdächtigen klärt sich nicht nur überraschend auf, sondern regt sogar zum Schmunzeln an.

Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, reich an teils sogar locker-humorigen Dialogen. Manche Passagen, insbesondere die Verhöre, muten zwar etwas langatmig an, doch drückt eben diese Ausführlichkeit letztlich aus, wie mühselig es war, den Verdächtigen zu einem Geständnis zu bewegen. Die Kapitellänge ist angenehm. Durch die jeweiligen Zeit- und Ortsangaben behält man sowohl chronologisch als auch örtlich stets die Übersicht.

Was die Spannung anbelangt, sollte man sich bewusst sein, dass es sich um einen Krimi und um keinen Thriller handelt. Nach der actionreichen fesselnden Szene zu Beginn ebnet sich der Spannungsbogen im Zuge der Nachforschungen, steigert sich im Laufe der Handlung in Form von gewissen Gefahrenmomenten immer wieder etwas, um gegen Ende, als der Attentäter identifiziert ist und die Verhöre den Tathergang aufklären, wieder abzuflachen. Nichtsdestotrotz besticht die Handlung durch die historischen Tatsachen.

Mich hat das Buch wiederum sehr beeindruckt und meine geschichtlichen Kenntnisse erweitert. Ich hoffe, die Reihe wird fortgesetzt.

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Veröffentlicht am 02.12.2021

Die Stellung der Frau Ende des 19. Jahrhunderts

Die Teehändlerin
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„Die Teehändlerin“ von Susanne Popp stellt einen gelungenen Auftakt der Geschichte des renommierten Teehauses Ronnefeldt-dar. Im Mittelpunkt dieses Ende des 19. Jahrhunderts spielenden Romans steht Friederike ...

„Die Teehändlerin“ von Susanne Popp stellt einen gelungenen Auftakt der Geschichte des renommierten Teehauses Ronnefeldt-dar. Im Mittelpunkt dieses Ende des 19. Jahrhunderts spielenden Romans steht Friederike Ronnefeldt und deren für jene Zeit ungewöhnliche Entwicklung zur selbstbewussten Geschäftsfrau.

Worum geht es?
Während der Teehändler Tobias Ronnefeldt eine Forschungsreise nach China unternimmt, um sein Wissen über den Teeanbau und Teesorten zu erweitern, sieht sich seine Gattin – entgegen dem damaligen Frauenbild in gehobenen Kreisen - unerwarteterweise gezwungen, sich um die Führung des Unternehmens zu kümmern.

Das Buch gliedert sich in vier Abschnitte, die sich über die Jahre von 1838 bis 1840 erstrecken. Sehr anschaulich wird das Leben der Frankfurter Bevölkerung zu jener Zeit dargestellt, insbesondere wird die damalige Stellung der Frau vor Augen geführt, aber auch gewisse liberale politische Trends, religiöse Probleme und die Ausgrenzung der Juden werden thematisiert. Parallel dazu wird anhand der Reiseerlebnisse von Tobias sehr eindrucksvoll das damalige China geschildert, die Reaktionen der Bevölkerung auf Fremde, ebenso wie die für Europäer unbekannte Flora und Fauna. Wie abenteuerlich, oft sogar gefährlich, auf jeden Fall aber wie mühselig und langwierig seinerzeit das Reisen doch war!

Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel haben eine angenehme Länge, sind jeweils mit genauer Orts- und Zeitangabe versehen, wodurch man stets den chronologischen Faden behält. Mit Hilfe der historischen Karte von Frankfurt findet man sich örtlich gut zurecht und das Personenverzeichnis gibt von Anfang an Aufschluss über historisch belegte und fiktive Protagonisten. Sehr informativ fand ich auch das Nachwort mit weiteren Fakten zur Familie Ronnefeldt und anderen zur damaligen Zeit lebenden Persönlichkeiten.

Stetiger Szenenwechsel, auch so mancher Cliffhanger, steigern die Spannung, denn nicht nur Tobias Ronnefeldt erlebt auf seiner abenteuerlichen Reise Fremdartiges und Gefährliches, sondern auch Friederike ist mit bösen Machenschaften und familiären Problemen konfrontiert.

Die Charaktere sind durchwegs lebendig gezeichnet, allen voran natürlich Friederike, die Stärke, Mut, Durchhaltevermögen, Lernfähigkeit und Intelligenz beweist und sich vom reinen Hausmütterchen zu einer selbstbewussten, tüchtigen Geschäftsfrau mausert.

Der Autorin ist ein ausgezeichnetes Stimmungsbild jener Zeit gelungen, ebenso wie ein gutes Ineinanderfließen der historischen Fakten mit der fantasievollen Handlung. Es könnte sich in der Tat so abgespielt haben. Ich habe die Lektüre sehr genossen, konnte mich jeweils sehr gut in diese Zeit hineinversetzen, habe die Protgonisten (jedenfalls die sympathischen) ins Herz geschlossen und freue mich schon sehr auf die Fortsetzung.

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