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Veröffentlicht am 10.06.2025

Montmartre – Zwei Frauenschicksale inmitten von Tanz und Malerei

Montmartre - Licht und Schatten
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„Montmartre – Licht und Schatten“ von Marie Lacrosse ist der Auftakt der zweibändigen Montmartre-Saga. Der exzellent und aufwändig recherchierte historische Familienroman erzählt die Geschichte zweier ...

„Montmartre – Licht und Schatten“ von Marie Lacrosse ist der Auftakt der zweibändigen Montmartre-Saga. Der exzellent und aufwändig recherchierte historische Familienroman erzählt die Geschichte zweier Frauen verschiedener Herkunft mit großem Talent: von Valérie, der begeisterten Kunstmalerin, und Elise, der begabten Revue-Tänzerin.

Kurz zum Inhalt:
Sie wurden am selben Tag im Juni 1866 am Montmartre geboren, Valèrie, als Kind eines wohlhabenden Kunsthändlers, und Elise, als Tochter einer armen Wäscherin. Wenn auch ihre Lebensumstände komplett verschieden sind, in einem ähneln sich die beiden Frauen. Sie verfügen über besondere Talente und kämpfen für die Verwirklichung ihrer Träume.

Das Cover mit der im Stil des 19. Jahrhunderts gekleideten eleganten Dame vor einem typisch französischen Lokal stimmt bereits wunderbar auf die Lektüre ein. Der Roman erschien 2025 im Verlag Goldmann. Das Buch gliedert sich in fünf Teile (Späte Kindheit, Wilde Jugend, Stürmische Jahre, Auf dem Weg zum Erfolg und Licht und Schatten), die wiederum in Kapitel unterteilt sind. Diese sind mit Überschriften versehen, die Zeit-und Ortsangaben umfassen, was den Perspektivenwechsel zwischen den beiden Handlungssträngen – also zwischen Elises und Valéries Leben – sehr übersichtlich gestaltet. Die Handlung erstreckt sich über einen Zeitraum von rund 23 Jahren (1866 bis 1889) und spielt vorwiegend am Montmartre, Paris. Der umfangreiche Personenkreis ist anhand der detaillierten Liste mit Kennzeichnung der historischen Persönlichkeiten gut überschaubar. Auch der Stadtplan vom Montmartre anno 1880 ist sehr hilfreich.

Der Schreibstil ist flüssig, anschaulich beschreibend, ohne auszuufern. Der Roman basiert auf sehr gründlichen Recherchen, angefangen bei der Geschichte und Entwicklung des Montmartre, dem Gesellschaftsbild, über die bedeutendsten Persönlichkeiten, die das Künstlerviertel geprägt haben, bis zu Veranschaulichung der diversen Malstile. Bedeutende Ereignisse jener Zeit wie der Bau des Suezkanal, von Sacre Coeur, dem Eiffelturm, die Weltausstellung, aber auch Schicksalhaftes und Dramatisches wie der Panamaskandal und die Abhängigkeit von Absinth spielen in die Handlung mit hinein. Meisterhaft gelingt es der Autorin, en passant, verwoben mit den Lebensumständen der Protagonistinnen, Wissen zu vermitteln, wobei es stets spannend und lebendig wirkt. Im Nachhang wird ausführlich Wahrheit und Fiktion erklärt. Neben dem Quellennachweis sind sowohl die im Roman erwähnten Gemälde aufgelistet, als auch die Stilrichtungen näher erläutert. Ich fand all diese Hinweise stets sehr hilfreich bzw. habe ich mir immer wieder Gemälde übers Internet angesehen. Vielmals hätte ich mich gerne in die Museen gebeamt, um die Werke in natura betrachten zu können.

Die Handlung entwickelt sich chronologisch parallel. Primär leben die beiden Mädchen bzw. Frauen in verschiedenen Welten, doch kreuzen sich ihre Wege immer wieder. Im Kernpunkt geht es um deren Lebensweg, deren Entwicklung, selbstverständlich unter Einbindung der Umwelt, des speziellen Milieus am Montmartre, geprägt von Vergnügungslokalen, Prostitution und Kunstmalern. Letztlich ist es diese Atmosphäre, das Leben und Schaffen der Künstler, die Tanzlokale, die die beiden Frauenschicksale miteinander verbinden, die den Roman zu einem gelungenen Ganzen werden lassen.

Die handelnden Personen, ob fiktiv oder historisch belegt, wirken allesamt sehr lebendig, authentisch. Je mehr sie im Mittelpunkt stehen, desto facettenreicher sind ihre Charaktere dargestellt, mit Schwächen und Stärken und gefühlsstark. Valèrie und Elise sind sympathische, willensstarke, begabte Frauen, die nicht dem damals üblichen Frauenbild entsprechen. Sie wollen ihre eigenen Wege gehen, ihre Selbstständigkeit bewahren. Inwieweit ihnen das auch in Zukunft gelingen kann und wird, wird erst der zweite Band dieser Saga offenbaren.

Dieser Roman hat mich unheimlich begeistert. Angefangen von den sympathischen Protagonistinnen, deren Leben spannend erzählt wird, abwechslungsreich, mit romantischen Momenten, dramatischen Ereignissen, mit Szenen voller Emotionen und einer Lebendigkeit, die einen hineinzieht in den Roman, dass man meint, mit dabei zu sein. Dazu gewinnt man faszinierende Einblicke in die Malerei jener Epoche und in das Künstlerleben am Montmartre.

Ein wahres Lesehighlight und somit eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Punkte.

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Veröffentlicht am 08.06.2025

Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln

Zwei Leben
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„Zwei Leben – Hinter dem Schweigen“ von Astrid Korten ist ein historischer Familienroman, die Geschichte zweier Frauen, von Hannah und ihrer Enkelin Nora.

Kurz zum Inhalt:
Nora findet nach dem Tod ihrer ...

„Zwei Leben – Hinter dem Schweigen“ von Astrid Korten ist ein historischer Familienroman, die Geschichte zweier Frauen, von Hannah und ihrer Enkelin Nora.

Kurz zum Inhalt:
Nora findet nach dem Tod ihrer Großmutter Xanna eine kleine Holzschatulle mit für sie rätselhaftem Inhalt, u.a. enthält sie eine alte Urkunde mit einem fremden Namen. Nora, vor kurzem von ihrem Mann verlassen, ist verstört. Sie braucht Abstand zur Familie. Gemeinsam mit einem Journalisten reist sie nach Belarus, verfolgt die Spuren von Xannas Leben und erfährt, spät aber doch, wer sie war.

Das Cover mit zwei um Mohnblumen kreisenden Schwalben ist ein Eye-Catcher. Es besticht durch seine harmonische Farbgebung, vermittelt jedoch auf den ersten Blick keinen Bezug zum Inhalt, bezieht sich aber auf eine der romantischsten Szenen des Romans. Das Buch erschien 2025. Die Kapitel sind jeweils nur wenige Seite lang, soweit erforderlich mit Zeitangaben versehen bzw. ist anhand der Überschrift erkennbar, aus welcher Sicht erzählt wird. Denn die Handlung verläuft in zwei Strängen – einerseits geht es um Nora (anno 2013), andererseits um Hannah/Xanna (1941 bis 1945). Die Zeitsprünge sind harmonisch miteinander verwoben und in sich chronologisch. Der Schreibstil ist flüssig, anschaulich beschreibend ohne auszuufern. Nicht nur das Grauen des Krieges ist beklemmend hautnah eingefangen, sondern jegliche Emotionen sind vielschichtig erfasst. Denn trotz aller Gefahren und Schrecken erleben die Menschen auch Glücksmomente, Freundschaft und Zusammengehörigkeitsgefühl. Das macht den Roman so packend, weil man nicht nur von den fürchterlichen Momenten erdrückt wird, sondern mit den Protagonisten auch das Schöne mitfühlen kann. Last but not least ist die dem Roman zugrundeliegende Recherche als bemerkenswert hervorzuheben. „Zwei Leben“ basiert (unter Änderung der Namen) auf den Erinnerungen von Astrid Kortens Großeltern und wahren Begebenheiten. Fiktion und Wahrheit fließt unmerklich ineinander, fühlt sich lebendig und glaubwürdig an.

Die Charaktere, auch jene der Nebenfiguren, sind sehr eindrucksvoll und facettenreich gezeichnet. Die Menschen wirken lebendig, authentisch, zeigen Stärken und Schwächen und Gefühle, und sie entwickeln sich im Laufe ihres Lebens, Hannah vorwiegend geprägt durch die Kriegsereignisse, die schweren Schicksalsschläge, Nora gewinnt über das Wissen über ihre Wurzeln, über das Leben ihrer Großmutter, an Selbstvertrauen und Stärke und findet einen Weg für ihre Zukunft.

Die Romangeschichte hat mich auch persönlich nachdenklich gestimmt, mir bewusst gemacht, wie wenig ich eigentlich über meine Vorfahren, über deren Leben, somit über meine Wurzeln weiß. Leider habe auch ich – wie Nora - nie Fragen gestellt, solange meine Eltern noch lebten.

Mit „Zwei Leben“ ist Astrid Korten, von der ich schon einige packende Thriller und berührende Romane gelesen habe, mit ihrem ersten historischen Familienroman ein neuerliches Meisterwerk gelungen. Der Roman hat mich gefesselt, begeistert und berührt. Die Geschichte von Hannah wird sicher noch lange in meinem Gedächtnis haften bleiben. Ein wahres Lesehighlight und somit eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Punkte.

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Veröffentlicht am 31.05.2025

Eiskalte Morde

Merano criminale
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„Merano Criminale“ von Elisabeth Florin ist mittlerweile der dritte Band mit dem Ermittler-Duo Emmenegger und Eva Marthaler.

Kurz zum Inhalt:
Zwei ermordete Frauen innerhalb kurzer Zeit und ein Freund ...

„Merano Criminale“ von Elisabeth Florin ist mittlerweile der dritte Band mit dem Ermittler-Duo Emmenegger und Eva Marthaler.

Kurz zum Inhalt:
Zwei ermordete Frauen innerhalb kurzer Zeit und ein Freund Emmeneggers als Hauptverdächtigter. Das Ermittler-Duo stößt bei ihren Recherchen auf einen zwanzig Jahre zurückliegender Kriminalfall. Ob da ein Zusammenhang besteht? Für Turbulenzen sorgt der Schauspielschüler Paul, der undercover in der Gastromieszene herumschnüffelt.

Das Cover stimmt einen schon auf das Umfeld ein – ein malerisch-idyllisches Ambiente, das sommerliche Gefühle und Urlaubssehnsucht ausstrahlt. Das Buch erschien 2025 im Emons Verlag. Die Kapitel sind von angenehmer Länge und mit Orts- und Zeitangaben versehen, was ich persönlich immer sehr schätze. Der Roman spielt in der Gegenwart in Meran und Umgebung. Der Schreibstil des Romans ist flüssig, besticht durch die bildsprachliche Ausdrucksweise und humorvolle Szenen. Stimmungen und Kulisse werden gut vorstellbar, aber nie zu langatmig beschrieben. Immer wieder fließen in die Handlung Hinweise auf sehenswerte Örtlichkeiten und empfehlenswerte Ausflüge in und rund um Meran ein. Das Nachwort gibt Aufschluss darüber, welche Schauplätze es real gibt und welche der Fantasie entsprangen. Meran erscheint mir jedenfalls ein sich lohnendes Reiseziel zu sein.

Der Prolog, ein mysteriöser Rückblick, erweckt gleich einmal Neugierde, die lange nicht gestillt wird, da hier die Leserschaft ja einen Wissensvorsprung gegenüber der Polizei hat und die beiden Mordfälle 20 Jahre später keinen Zusammenhang erkennen lassen. Emmenegger und Marthaler haben nicht nur mit den rätselhaften Fällen zu kämpfen, sondern auch mit dem üblichen polizeilichen Kompetenzgerangel zwischen Carabinieri und der Staatspolizei. Noch dazu wird Emmeneggers Freund, der Wirt jenes Bierlokals, in dem eine der Leichen gefunden wird, verdächtigt. Je intensiver Emmi und Eva recherchieren, desto rätselhafter erscheint das Motiv und es mehren sich die Fragezeichen. Es gibt viel Raum für eigene Theorien, zum Miträtseln. Die Spannung flacht nie ab. Perspektiven- und Ortswechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich, humorvolle Dialoge und Szenen lockern sie auf, regen zum Schmunzeln an. Immer mehr Fäden finden zueinander, bis letztlich in einem wirklich dramatischen Finale voller Action sich alles klärt und sich eine Person als Täter entpuppt, auf die man wirklich nie gekommen wäre.

Was die Charaktere anbelangt, konnte ich mir auch die Nebenfiguren recht gut vorstellen. Neben dem sympathischen Ermittler-Duo, das im Mittelpunkt steht, mochte ich Paul am meisten. Seine Fantasie und Schlagfertigkeit, auch Unbekümmertheit war ausgesprochen amüsant. Emmi und Eva harmonieren trotz mancher Missverständnisse, nicht nur privat, sondern ergänzen einander auch beruflich optimal. Es wird interessant werden, welchen weiteren Berufsweg Eva einschlagen wird und inwieweit sie dann zusammenarbeiten werden.

„Merano Criminale“ hat mich wiederum begeistert. Ich mag den Erzählstil der Autorin, diesen Mix aus Spannung, der Möglichkeit mitzurätseln, das Ganze eingehüllt in herrliche Landschaftsbeschreibungen, die einen aus der Großstadt gedanklich hinwegbeamen in eine beeindruckende Bergwelt, und dazwischen lockern amüsante Szenen die Handlung auf. Da mir die Lektüre großes Lesevergnügen bereitet hat, empfehle ich das Buch mit Freuden weiter, vergebe 5 Punkte, und freue mich schon auf den nächsten Fall.

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Veröffentlicht am 31.05.2025

Die Sünden der Vorfahren

Die Erbin
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„Die Erbin“ von Claire Winter ist ein historischer Roman voller Spannung und Dramatik, in dessen Mittelpunkt eine junge Frau steht, die gegen den Willen ihrer mächtigen Familie deren Verfehlungen während ...

„Die Erbin“ von Claire Winter ist ein historischer Roman voller Spannung und Dramatik, in dessen Mittelpunkt eine junge Frau steht, die gegen den Willen ihrer mächtigen Familie deren Verfehlungen während der Zeit des Dritten Reichs aufdeckt.

Kurz zum Inhalt:
1957. Cosima, die Erbin der mächtigen Industriellenfamilie Liefenstein, engagiert sich mittels einer Stiftung für bedürftige Frauen und Mütter. Als sie den Journalisten Leo Marktgraf kennenlernt, der im Zusammenhang mit dem rätselhaften Tod eines Anwalts Nachforschungen über die Liefersteins betreibt, beginnt Cosima selbst über die Vergangenheit ihrer Familie zu recherchieren. Bei ihren Verwandten stößt sie auf massiven Widerstand und Schweigen. Je tiefer sie in die Materie eindringt, offenbaren sich immer mehr Abgründe …

Das Cover mit der jungen Dame mit dem schnittigen Mercedes Coupé ist ein Eye-Catcher und stellt die Verbindung zu den 50er Jahren her. Das Buch erschien 2025 im Heyne Verlag. Die Kapitel sind jeweils nur wenige Seite lang, Orts- oder Zeitangaben finden sich primär im Text. Die Handlung spielt vorwiegend in Berlin und Köln und umfasst einen Zeitraum von 1929 bis 1957. Der Schreibstil ist flüssig, sprachlich der Zeit angepasst und großartig beschreibend, die Atmosphäre jener Zeit ist ausgezeichnet eingefangen - vom Alltag des Personals in einer hochherrschaftlichen Villa bis zu den Grausamkeiten und Schrecken des Krieges. Der Roman besticht durch exzellente Recherche, was die Autorin im Anhang „Wahrheit und Fiktion“ eindrucksvoll belegt. Eine Industriellenfamilie Liefenstein hat es nie gegeben, doch die Verstrickungen der deutschen Wirtschaft mit dem Nationalsozialismus sind Fakt.

Die Handlung verläuft abwechselnd in zwei Zeitebenen – einerseits verfolgt man Cosimas Recherchen im Jahr 1957, andererseits wird das Leben im Hause Liefenstein sehr anschaulich in chronologischen Zeitsprüngen ab 1929 geschildert. Alternierend wird aus Sicht der Hauptpersonen, d.s. Cosima, Elisa, Theodor, Edmund und Leo, erzählt. Die jeweiligen Perspektiven-, Zeit- und Ortswechsel fließen harmonisch ineinander über und die im Jetzt erlangten Erkenntnisse werden durch die Szenen aus der Vergangenheit erst richtig lebendig und emotionell. Die dramatischen Ereignisse ziehen einen in ihren Bann, man fiebert mit, leidet mit und das Grauen jener Zeit erschüttert einen. Der Spannungsbogen bleibt vom Anfang bis zum Ende fesselnd. Denn es fügt sich erst so nach und nach Puzzlesteinchen zu Puzzlesteinchen, bis sämtliche Zusammenhänge in ihrem erschütternden Ausmaß klar und offen vorliegen.

Die Charaktere, auch jene der Nebenfiguren, sind sehr eindrucksvoll und facettenreich gezeichnet. Die Menschen wirken lebendig, authentisch, zeigen Stärken und Schwächen und Gefühle, und sie entwickeln sich im Laufe der Handlung. Sie sind geprägt durch ihre Herkunft und letztlich leider auch durch die Geschehnisse während der Zeit des Nationalsozialismus, dessen magischem Einfluss leider die Mehrheit erlag und dessen Druck sich die meisten beugten. Cosima ist keine verwöhnte, oberflächliche reiche junge Frau, die nur als Gattin eines ebenfalls betuchten Unternehmers repräsentieren will. Sie ist selbstbewusst, klug und steht mit Herz und Seele hinter der von ihr gegründeten Stiftung für bedürftige Frauen und Mütter.

Der Roman „Die Erbin“ hat mich gefesselt, begeistert und die Geschichte wird sicher noch lange in meinem Gedächtnis haften bleiben. Ein Lesehighlight und somit eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Punkte.

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Veröffentlicht am 26.05.2025

Kristans Erkenntnisse im Dunkeln

Tod im Friesenhaus
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„Tod im Friesenhaus“ ist Eric Weissmanns zweiter Sylt-Krimi mit dem Immobilienmakler Kristan Dennermann als Protagonist.

Kurz zum Inhalt:
Als Immobilienmakler Kristan Dennermann das Antiquitätengeschäft ...

„Tod im Friesenhaus“ ist Eric Weissmanns zweiter Sylt-Krimi mit dem Immobilienmakler Kristan Dennermann als Protagonist.

Kurz zum Inhalt:
Als Immobilienmakler Kristan Dennermann das Antiquitätengeschäft besichtigt, dessen Vermittlung er übernommen hat, findet er die Leiche der Inhaberin, die sich eigentlich auf Weltreise befinden sollte. Er unterstützt den Inselkommissar bei den Ermittlungen und muss sich im Zuge dessen seinen schlimmsten Ängsten stellen.

Bereits das Cover stimmt auf Sylt ein: ein typisches Sylter Anwesen, der Leuchtturm, ein Strandkorb. Das Buch erschien 2025 im Verlag dtv. Die Kapitel sind kurz, ohne Orts- oder Zeitangaben. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Der Schreibstil ist flüssig, beschreibend, mit Liebe zum Detail, auch atmosphärisch. Lokalkolorit fließt in einer Weise in die Handlung mit ein, dass man die Begeisterung des Autors für die Insel spürt, deren landschaftliche Vielfalt und Schönheit er so präsentiert, dass man Lust bekommt hinzufahren. Was die diversen Schauplätze anbelangt, fand ich die Landkarte von Sylt sehr hilfreich mich zu orientieren, auch die virtuelle Inseltour gefiel mir, hat mein visuelles Vorstellungsvermögen sehr bereichert.

Da ich Band 1 kannte, war mir Kristan und sein Umfeld ab der ersten Seite vertraut. Es sind aber keineswegs Vorkenntnisse vonnöten. Jeder Fall ist in sich selbst abgeschlossen. Soweit notwendig, sind Hinweise zur Vorgeschichte vorhanden.

Erzählt wird im Präsens in Ich-Form, aus Sicht von Kristan, wodurch man sich einerseits mitten im Geschehen fühlt und andererseits Kristans Gedanken, Gefühle, insbesondere seine Ängste gut nachvollziehbar sind.

Wie im Vorgängerband stolpert Kristan wieder buchstäblich über die Leiche und wird unfreiwillig wieder zum Assistenten des Inselkommissars Kröger, ganz einfach weil er nicht nur durch seine Tätigkeit als Immobilienmakler jedes Fleckchen auf Sylt kennt, sondern auch über zahlreiche Kontakte verfügt. Einige Personen aus dem Umfeld der Ermordeten erscheinen besonders verdächtig, was Motiv und Gelegenheit anbelangt. Kröger und Kristan tappen dennoch lange Zeit im Dunkeln, denn eine Spur nach der anderen verläuft ins Leere. Spannung bis zuletzt. Bis zum dramatischen Showdown. Denn Kristan gerät in höchste Gefahr, als er den wahren, für mich ungeahnten Täter erkennt.

Im Mittelpunkt steht Kristan, sympathisch, kein Heldentyp, sondern ein Mensch, der mehr Schwächen als Stärken zu haben scheint, durch ein Unfallerlebnis traumatisiert ist, extreme Angst vor Dunkelheit hat. Er ist feinfühlig und empathisch, liebt vor allem seinen Hund sehr, und verfügt über gute Menschenkenntnis und Spürsinn. Die Frauen in seinem Umfeld, sie agieren in diesem Band sehr im Hintergrund, bemuttern ihn alle, da sie seine psychischen Probleme kennen. Kommissar Kröger nimmt da weniger Rücksicht, fordert ihn durch die Ermittlungstätigkeit hingegen eher heraus, wodurch sich Kristian immer wieder seinen Ängsten stellen muss und über sich hinauswächst.

Auch der zweite Band dieser Reihe hat mir sehr gut gefallen und große Lust auf weitere Sylter Mordfälle mit Kristan Dennermann als Ermittler gemacht. Ich empfehle dieses spannende Buch mit sehr viel Inselflair gerne weiter und vergebe 5 Sterne.,

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