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Veröffentlicht am 09.09.2025

Auch Volksfeste können tödlich enden

Kommissar Aiwanger - Prost du Sack
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„Kommissar Aiwanger – Prost, du Sack“ von Martin Ehrensberger ist ein ebenso spannender wie vergnüglicher Regionalkrimi mit einem originellen Ermittler-Duo.

Kurz zum Inhalt:
Ein Mann bricht bei einem ...

„Kommissar Aiwanger – Prost, du Sack“ von Martin Ehrensberger ist ein ebenso spannender wie vergnüglicher Regionalkrimi mit einem originellen Ermittler-Duo.

Kurz zum Inhalt:
Ein Mann bricht bei einem Volksfest tot zusammen. Plötzlicher Herztod!? Kriminalhauptkommissar Hubert Aiwanger und Frida Karlsson-Konrad entdecken ähnliche rätselhafte Todesfälle …

Das Cover mit dem Karussellpferdchen stimmt auf den Volksfestschauplatz ein. Das Buch erschien 2025. Die Kapitel haben eine angenehme Länge. Der Krimi spielt im Sommer 2022. Durch die Orts- und Zeitangaben findet man sich bei den Perspektivenwechsel und Rückblenden gut zurecht. Die Dialoge sind humorvoll, generell liest sich der Krimi locker und flott. Das Lokalkolorit und die Atmosphäre bei Volksfesten sind anschaulich eingefangen.

Ich kam rasch in die Geschichte hinein und hatte so meinen Spaß an den Dialogen zwischen den so gegensätzlichen Ermittlertypen, dem älteren wohlbeleibten Bayern und der jungen, sportlichen Norddeutschen, sowie dem bayrischen Umfeld. Abgesehen von dem unter rätselhaften Umständen bei einem Volksfest Verstorbenen, macht vor allem auch der zweite Handlungsstrang den Krimi interessant und sehr spannend. Wer ist diese unbekannte Person und welcher Zusammenhang besteht zu den Mordfällen? Die Perspektivenwechsel durchziehen den gesamten Roman und halten die Spannung bis zuletzt am Köcheln. Diverse unerwartete Wendungen bieten viel Raum zum Miträtseln. Bis nach einem turbulenten Finale der Täter gefasst und sein Motiv geklärt wird.

Die Charaktere sind optisch gut vorstellbar beschrieben, haben so ihre Eigenarten, wirken lebendig, zeigen Stärken und Schwächen, auch Emotionen. So verschieden die beiden Ermittler, der „Wammerl“ und die „FKK“ sind, sie arbeiten nach anfänglichen Schwierigkeiten harmonisch und effizient zusammen. Die Entwicklung der Persönlichkeit der zentralen Figur in der Nebengeschichte fand ich besonders interessant. Einmal jemand, der nicht deutlich auf gut oder böse festgelegt ist – sympathisch trotz …

Mit einem Wort: Der Krimi hat mich bestens unterhalten. Es ist ein gelungener Regional-Krimi, der Spannung mit einem humorvollen Ambiente verbindet. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall mit „FKK“ und dem „Wammerl“. Von mir gibt es eine Leseempfehlung mit 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 01.09.2025

Frauenschicksale – bei den Siegern und Besiegten

Schwestern des brennenden Himmels
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„Schwestern des brennenden Himmels“ von Hanna Caspian ist ein exzellent recherchierter historischer Roman voller Spannung und Dramatik, in dessen Mittelpunkt eine junge Britin deutscher Herkunft steht,.

Kurz ...

„Schwestern des brennenden Himmels“ von Hanna Caspian ist ein exzellent recherchierter historischer Roman voller Spannung und Dramatik, in dessen Mittelpunkt eine junge Britin deutscher Herkunft steht,.

Kurz zum Inhalt:
Juli 1945. Potsdamer Konferenz. Churchill, Truman und Stalin entscheiden über die Aufteilung Deutschlands. Ann Miller, als Kind mit ihren Eltern von Deutschland nach England geflohen, mittlerweile britische Staatsbürgerin und Soldatin, befindet sich als Mitglied der britischen Delegation vor Ort. Ihre wahre Herkunft hielt sie stets geheim. Nun sucht sie heimlich in Potsdam nach überlebenden Verwandten. Ohne ihre wahren Motive zu kennen, hilft ihr ein amerikanischer Soldat.

Das Cover harmoniert mit dem Klappentext, symbolisiert die Verbindung Anns mit dem amerikanischen Soldaten. Das Buch erschien 2025 im Knaur Verlag. Es gliedert sich in vier Teile, und diese wiederum pro Tag in verschieden lange Abschnitte. Die Handlung umfasst den Zeitraum vom 3. Juli 1945 bis 6. August 1945, mit einigen Rückblenden. Der Schreibstil ist flüssig, eindrucksvoll lebendig. Die Autorin hat exzellent recherchiert und versteht es meisterhaft, historische Ereignisse und die Atmosphäre so zu beschreiben, dass man emotional erfasst wird, das Gefühl hat, mittendrin zu sein. Ebenfalls hervorragend gelöst ist die Verquickung einer fiktiven Geschichte mit den historischen Fakten und Personen. Die Figurenübersicht sowie insbesondere den Stadtplan von Potsdam fand ich sehr hilfreich.

Erzählt wird chronologisch, mit einigen Rückblicken, primär aus Sicht von Ann, abgesehen von jenen Szenen, die Liesels jetziges und früheres Leben beleuchten. Die Perspektiven- bzw. Ortswechsel zwischen Anns Aufgabengebiet während der Konferenz und ihren „Ausflügen“ in die Trümmerstadt in der russischen Zone machen die Gegensätze offensichtlich. Auf der einen Seite das fast normale Leben mit ausreichender und exquisiter Verpflegung, guter Unterkunft und Vergnügungen, auf der anderen Hunger, Armut, Notunterkünfte und Ängste. Dieser Wechsel zwischen gewisser Leichtigkeit und den bedrückenden Szenen hilft einem als Leser, das Belastende zu ertragen, wie ein Pflaster auf einer Wunde. Die Wunde ist nach wie vor vorhanden, das Gelesene wirkt nach, doch man liest etwas getröstet weiter.

Ich wurde regelrecht hinein gesogen in diese Atmosphäre einer Stadt in Trümmern, einer geteilten, von Fremden besetzten Stadt, wo die Menschen in Kellern dahinvegetieren, hungernd, der Willkür der Besatzer ausgeliefert, Frauen stets in Gefahr sind vergewaltigt werden. Andererseits wird auch in Erinnerung gerufen, welches Grauen in den Konzentrationslagern passiert ist. Das ist beklemmend, das macht betroffen. Und dennoch wird einem auch bewusst, dass nicht alle Deutschen „Monster“ waren, dass die Nazis, lange bevor sie die Juden verfolgten, zuerst sich gegen das eigene Volk gewendet hatten. Gegen Andersdenkende. Gegen Kritiker. Wer nicht ihren Grundsätzen, nicht ihrer Politik folgte, wurde bestenfalls unterdrückt. Sie schwiegen, fügten sich, wurden Mitläufer, um nicht inhaftiert oder gar getötet zu werden. Diese Pressarien begannen schon bei den Kindern, in der Schule. Nur wenigen Menschen, die es wagten ihre Meinung gegen die Nazis zu äußern, gelang rechtzeitig die Flucht. Wie Anns Eltern. In einer Nacht- und Nebelaktion.

Anns Suche nach noch lebenden Verwandten erweist sich als ziemlich schwierig, da sie sich als Britin nicht frei im russischen Sektor bewegen darf. Doch sie findet Helfer, vor allem Jackson, einen amerikanischen Soldaten. Die sich sanft entwickelnde Liebesbeziehung zwischen Ann und Jackson gibt dem Roman nicht nur eine romantische Note, sondern bringt auch Anns Dilemma auf den Punkt. Ihre deutsche Herkunft – denn in den Augen der Alliierten sind ja alle Deutschen „Monster“.

Nicht nur die drei Hauptakteure Ann, Jackson und Liesel wirken lebendig, sondern generell sind die Menschen gut vorstellbar beschrieben.
Ann und ihre Cousine Charlie lebten als Kinder wie Schwestern. Sie wieder zu finden, ist ihr sehnlichster Wunsch. Um ihr Ziel zu erreichen, riskiert Ann viel, sogar ihren Job. Sie handelt zielstrebig, hartnäckig und lässt sich auch von Schwierigkeiten und Rückschlägen nicht entmutigen. Dass sie gezwungen ist, ihre deutsche Herkunft Jackson gegenüber lange zu verbergen, belastet sie, denn Verlässlichkeit und Ehrlichkeit sind ihr wichtig. Jackson ist ein positiv eingestellter Mensch, optimistisch, meist gut gelaunt, emotional, empathisch. Ihn erschüttert, was er über die Konzentrationslager erfährt, aber er hat das Herz am rechten Fleck. Er hilft Anns deutscher Verwandte, er differenziert, dass diese junge Frau wohl eher Opfer des Krieges, der Nazis ist, als Täterin. Er sieht in Ann letztlich auch die Frau, die er liebt, und nicht einen Menschen deutscher Herkunft. Liesel verkörpert jenen Teil des deutschen Volkes, der sich den Richtlinien der Nazis fügte, sich anpasste, darauf achtete nicht aufzufallen. Ihr Vater war kein überzeugter Nazi, aber natürlich bei der Partei, weil es besser war, weil es sich sicherer lebte, wenn man dabei war.

Für mich war dieser Roman ein Lesehighlight sondergleichen. Er packte mich vom Anfang bis zum Ende, war spannend, berührend, beklemmend und erschütternd. Er war lehrreich und brachte mir eine Zeit näher, die mir in dieser Intensität noch nicht dargebracht wurde. Der Roman endet am 6. August 1945, an jenem Tag, an dem die Bombe auf Hiroshima fiel. Für mich liegt der Gedanke für eine Fortsetzung nahe. Ich würde es mir wünschen. Vorerst spreche ich eine unbedingte Leseempfehlung aus. Wenn es ginge, würde ich mehr als 5 Punkte vergeben.

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Veröffentlicht am 24.08.2025

Kriminelles Cadiz

Gaditanos
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Mit „Gaditanos“ ist Hardy Sauer ein spannungsreicher Debutroman gelungen.

Kurz zum Inhalt:
Ein amerikanischer Tourist kommt bei einem Unfall ums Leben. Auf den ersten Blick ist es ein Unfall, auf den ...

Mit „Gaditanos“ ist Hardy Sauer ein spannungsreicher Debutroman gelungen.

Kurz zum Inhalt:
Ein amerikanischer Tourist kommt bei einem Unfall ums Leben. Auf den ersten Blick ist es ein Unfall, auf den zweiten Mord. Sein Umfeld ist mysteriös. Die Kriminalbeamtin Yolanda hat in der Folge nicht nur mit äußerst gefährlichen kriminellen Machenschaften zu tun, sondern gerät auch in eine familiäre Zwickmühle.

Ganz ehrlich, obwohl rot eine Signalfarbe ist, mich hätte das Cover nicht angesprochen, aber der Titel hat mich neugierig gemacht. Das Buch erschien 2025. Die Kapitel sind eher kurz gehalten, die Handlung spielt in der nicht näher bestimmten Gegenwart und umfasst einen Zeitraum von vier Tagen. Der Schreibstil ist flüssig, dialogreich. Man ist sofort mitten in der Geschichte, braucht allerdings einige Zeit, um den Überblick über die Vielzahl der Personen zu gewinnen. Das Lokalkolorit wird gut vermittelt, allein schon sprachlich durch spanische Ausdrücke, aber auch durch landschaftliche Beschreibungen, Besonderheiten wie den Küstennebel. Der im Buch vorhandene Stadtplan ist leider zu winzig, kaum lesbar, der QR-Code gut gemeint, aber auch umständlich.

Der Krimi ist exzellent aufgebaut, vom Anfang bis zum Ende spannend. Erzählt wird aus drei Perspektiven: aus Sicht von Yolanda, der Kriminalinspektorin, Arnou, einem Kleinganoven, und Jamie, einer Profikillerin. Durch diese stetigen Wechsel lernt man einerseits die agierenden Personen näher kennen, andererseits gestaltet sich die Handlung dadurch abwechslungs- und temporeich. Die Spannung bleibt stets auf hohem Niveau. Immer wieder ergeben sich auch brenzlige Situationen, actionreiche Szenen. Der Fall gestaltet sich zusehends komplexer. Wer agiert mit- oder gegeneinander? Unerwartete Wendungen überraschen einen immer wieder. Bis zum Ende, das zwar so einiges klärt, aber eindeutig auf eine Fortsetzung hinweist.

Was die Personen anbelangt, so gibt es kein „Schwarz“ und „Weiß“, sondern facettenartige Grautöne in der Charakterisierung, so hegt man durchaus Sympathie für eine Killerin, und die Polizistin handelt ebenfalls nicht immer ganz gesetzeskonform. Generell sind alle, ob gut oder böse, gut vorstellbar beschrieben, manche mehr, manche weniger ausführlich. Insbesondere die beiden Frauen, Yolanda und Jamie bestechen durch (wenn auch seitens Jamie eher kriminelle) Energie, Einfallsreichtum und Durchhaltevermögen. Beide sind in Kampftechniken bestens ausgebildet. Yolanda punktet auch mit Familiensinn und Emotionen. Arnou und Nacho, sind clever und wahre Freunde.

„Gaditanos“ war ein Pageturner, beinhaltete alles, was ich mir von einem Krimi erwarte: eine gewisse Undurchsichtigkeit der Hintergründe, prickelnde Spannung und actionreiche Szenen, sympathische Protagonisten und ein ansprechendes Lokalkolorit. Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 15.08.2025

Kriminelle Wiener Idylle

Sunshine Killer
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„Sunshine Killer“, eine Kurzkrimi-Sammlung verfasst von Franziska Waltz, Claus Schönhofer und Norbert Peter, ist die ideale Urlaubslektüre.

Das Cover mit der blutrünstigen Gelse mit strahlendem Sonnenschein ...

„Sunshine Killer“, eine Kurzkrimi-Sammlung verfasst von Franziska Waltz, Claus Schönhofer und Norbert Peter, ist die ideale Urlaubslektüre.

Das Cover mit der blutrünstigen Gelse mit strahlendem Sonnenschein im Hintergrund hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Ein super Eye-Catcher. Das Buch erschien 2025 im echomedia Buchverlag und beinhaltet insgesamt neun Kurzkrimis, je AutorIn drei. Mir gefielen auch die sommerlich-mörderischen Motive sehr, mit denen die Geschichten illustriert sind. Ich denke, dass Nicht-Österreicher allerdings ein Glossar vermissen werden.

Die Krimis sind thematisch abwechslungsreich, spannend, unterhaltsam. Sie strahlen nicht nur Sommerfeeling aus, sondern sind so richtig schön Wienerisch, mit viel Lokalkolorit und unterschiedlichen Schauplätzen in und um Wien, und ur-wienerischen Ausdrücken, Wiener Charme und Schmäh. Der Schreibstil ist generell locker, dialogreich und gut beschreibend. Die Protagonisten sind durchwegs sympathisch, wirken lebendig und authentisch, die Charaktere sind (wie bei Kurzkrimis nicht anders möglich) eher oberflächlich gezeichnet, haben aber markante Eigenschaften. Die Lösungen der Fälle bieten oft Überraschungen, nicht immer gibt es eine Leiche.

Für mich als Wienerin war die Lektüre besonders reizvoll, sowohl sprachlich als auch im Hinblick auf die Örtlichkeiten, die mir fast alle bekannt sind. Ich habe die Geschichten regelrecht verschlungen. Außerdem habe ich Lust auf weitere Bücher von F. Waltz, C. Schönhofer und N. Peter bekommen.

Eine unbedingte Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 14.08.2025

Warum musste der Journalist sterben?

Hering, Strandluft, Mordgeflüster - Anni Gade und die Fördemorde
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„Hering, Strandluft, Mordgeflüster“ von Inga Schneider ist ein Wohlfühlkrimi mit reizvollem Lokalkolorit und einer sympathischen, cleveren Hobbydetektivin.

Kurz zum Inhalt:
Anni Gade, die Flensburger ...

„Hering, Strandluft, Mordgeflüster“ von Inga Schneider ist ein Wohlfühlkrimi mit reizvollem Lokalkolorit und einer sympathischen, cleveren Hobbydetektivin.

Kurz zum Inhalt:
Anni Gade, die Flensburger Stadtführerin, macht ein Praktikum beim ortsansässigen Radiosender. Als einer der Reporter bei einem Treppensturz zu Tode kommt, ist bald klar, dass es Mord war. Anni beginnt zu recherchieren, sehr zum Missfallen von Kommissar Jan Christiansen.

Das Cover mit Möwen, Strandkorb, Strand und Meer stimmt wunderbar auf den Schauplatz ein, ebenso wie der Titel des 2025 im Verlag Saga Egmont erschienenen Buches, der im Übrigen kaum Bezug zum Kriminalfall hat. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, verfügen weder über Orts- noch Zeitangaben. Der Krimi spielt in der nicht näher bestimmten Gegenwart. Der Schreibstil ist flüssig, locker und bildhaft. Das Lokalkolorit ist gut dosiert mit der Handlung verbunden. Als Österreicherin, die Flensburg überhaupt nicht kennt, fand ich die Informationen über die Stadt sehr interessant, deren Geschichte, die frühere Zugehörigkeit zu Dänemark, die sich daraus entwickelte sprachliche Vermengung von Deutsch und Dänisch, u.v.a.m. Des Öfteren habe ich zwischendurch gegoogelt, um z.B. Näheres über die Petuhtanten, Flensburger Rum oder die Katzengemälde auf den Häusern der Stadt herauszufinden. Sehr anschaulich wird das Lokalkolorit auch durch die Kapitelüberschriften unterstrichen, die in Plattdeutsch bzw. Petuh (so nennt man die Mischsprache, die in Flensburg gesprochen wird) verfasst sind. Obwohl ich den ersten Band der Reihe noch nicht kannte, hatte ich kein Problem, in die Geschichte hineinzufinden.

Nach einem ruhigen Einstieg zum Kennenlernen des relevanten Personenkreises, beginnt es spannend zu werden. Ziemlich rasch steht nämlich fest, dass nicht der Treppensturz allein tödlich war, sondern der Journalist ursprünglich vergiftet wurde. Die Perspektivenwechsel zwischen Anni und Jan gestalten die Handlung abwechslungsreich, als Leser fühlt man sich mitten im Geschehen. Zwar scheint der Kreis der Verdächtigen auf die Belegschaft des Senders beschränkt, doch finden sich anfangs weder brauchbare Spuren noch greifbare Motive. Zwar war das Opfer als Casanova verschrien und auch nicht bei allen im Sender beliebt, doch die Polizei tappt im Dunkeln. Anni als Insiderin fällt so einiges auf, das sie dem Kommissar jedoch vorerst verschweigt. Verdachtsmomente sind ihr zu wenig, sie sucht nach Beweisen. Der Fall entwickelt sich komplizierter als gedacht. Nimmt eine interessante Wendung. Als Anni dahinterkommt, welch sensationeller Sache der Journalist auf der Spur war, wird es auch für sie ziemlich gefährlich. Letztlich ist es Annis exzellenter Beobachtungsgabe zu verdanken, dass der Mörder des Journalisten entlarvt werden kann. Eine überraschende Lösung, aber nachvollziehbar und schlüssig.

Die Charaktere sind optisch gut vorstellbar beschrieben, wirken lebendig, zeigen Stärken und Schwächen, auch Emotionen. Die Vorgeschichte der Protagonisten ist gut dosiert eingebaut, wodurch man gut nachvollziehen kann, was sie geprägt hat und welche Probleme sie beschäftigen. Die leise Annäherung von Anni und Jan passt gut und lässt auf weitere fruchtbare Zusammenarbeit der beiden hoffen. Selbst die Nebenfiguren zeigen markante Eigenschaften, wodurch auch sie Struktur bekommen.

„Hering, Strandluft, Mordgeflüster“ ist ein gelungener Cosy-Regional-Krimi mit einem spannenden Fall, bei dem man gut miträtseln kann, sympathischen Protagonisten und wunderbarem Küstenflair. Ich werde sicher Band eins nachlesen und freue mich schon auf den nächsten Fall mit Anni und Jan. Von mir gibt es eine Leseempfehlung mit 5 Sternen.

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