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Veröffentlicht am 13.08.2025

Fast perfekte Morde

Mord in der Wachau
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„Mord in der Wachau“ von Roswitha Zatlokal ist ein Wohlfühlkrimi mit reizvollem Lokalkolorit und zwei tatkräftigen alten Damen als Ermittlerinnen.

Kurz zum Inhalt:
Die Pensionistinnen Miriam und Else ...

„Mord in der Wachau“ von Roswitha Zatlokal ist ein Wohlfühlkrimi mit reizvollem Lokalkolorit und zwei tatkräftigen alten Damen als Ermittlerinnen.

Kurz zum Inhalt:
Die Pensionistinnen Miriam und Else beginnen selbst Nachforschungen, als die Polizei sie nicht entsprechend ernst nimmt, als sie melden, einen Mord beobachtet zu haben.

Das Cover mit einem der schönsten Wachaumotive stimmt wunderbar auf den Schauplatz ein. Das Buch erschien 2025. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, verfügen weder über Orts- noch Zeitangaben. Der Krimi spielt in der nicht näher bestimmten Gegenwart. Der Schreibstil ist flüssig, locker und bildhaft. Das Lokalkolorit ist gut dosiert mit der Handlung verbunden – wenn man die Gegend kennt, genießt man das Ambiente, wenn noch nicht, dann kommt sicher Lust auf hinzufahren.

Zwar passiert gleich zu Beginn ein Mord, doch zunächst verläuft die Handlung ziemlich ruhig. Erst als die beiden alten Damen engagiert selbst zu recherchieren beginnen, kommt so richtig Schwung in die Ermittlungen. Denn die von ihnen kontaktierten Kriminalbeamten nehmen ihre Hinweise lange nicht wirklich ernst. Es liest sich äußerst vergnüglich, wie es Miriam, Else und den beiden Herren an ihrer Seite, nämlich Elses Ehemann Hans und dessen Freund Ferdinand, anstellen, an Informationen zu gelangen. Die diversen Perspektivenwechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich, wobei die polizeiliche Seite nur peripher eine Rolle spielt. Von Anfang an haben Miriam und Else den Weingutbesitzer Schierling, mit dem das Opfer eine Affäre hatte, im Verdacht, und bewerben sich dort als Aushilfskräfte. Je mehr Menschen sie kontaktieren, desto mehr Verdächtige und Motive ergeben sich. Dadurch bietet sich auch für einen als Leser viel Stoff zum Miträtseln. Allerdings geraten die Frauen durch ihre Neugier ins Visier des Mörders, es wird gefährlich für die beiden Hobbydetektivinnen! Letztlich gelingt es mit Hilfe wertvoller Hinweise der „Viererbande“, wie Major Burger von der Kriminalpolizei die vier Rentner nennt, den Fall in sämtlichen Details aufzuklären.

Die Wesenszüge der Protagonisten sind sehr anschaulich dargestellt. Sie haben nicht nur eine sympathische Ausstrahlung. Alle wirken authentisch, lebendig, sind erstaunlich rüstig und fit, optisch gut beschrieben und ihre Handlungen und Reaktionen sind nachvollziehbar. Auch die Nebenfiguren sind markant gezeichnet, gut vorstellbar.

„Mord in der Wachau“ ist ein gelungener Auftakt für weitere Fälle mit den aktiv gebliebenen Rentnern – auf die ich mich jetzt schon freue. Von mir gibt es eine Leseempfehlung mit 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 04.08.2025

Morde und idyllische Gärten

Was früher blüht, ist länger tot
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„Was früher blüht, ist länger tot“ von Karen Finch ist ein Wohlfühlkrimi im britischem Stil, der Auftakt zu einer Serie.

Kurz zum Inhalt:
Humbleham möchte den Preis als das schönste Dorf im County gewinnen. ...

„Was früher blüht, ist länger tot“ von Karen Finch ist ein Wohlfühlkrimi im britischem Stil, der Auftakt zu einer Serie.

Kurz zum Inhalt:
Humbleham möchte den Preis als das schönste Dorf im County gewinnen. Knapp bevor die Jury eintrifft, verstirbt der Wirt des Pubs unter rätselhaften Umständen. Die Dorfpolizistin ermittelt noch, da wird eines der Jurymitglieder während der Dorfbesichtigung erschossen. Scotland Yard entsendet Unterstützung – ausgerechnet Ben, ihren früheren dienstlichen und auch privaten Partner.

Abgesehen davon, dass das kräftige Grün auffällt, kann ich dem Cover nicht viel abgewinnen. Ein Foto eines typisch englischen Prachtgartens hätte meiner Meinung nach auf den Schauplatz besser eingestimmt. Auch der Titel ist leider nichtssagend. Selbst nach Beendigung des Krimis konnte ich nicht nachvollziehen, was er aussagen soll. Das Buch erschien 2025 im Verlag HarperCollins.

Der Schreibstil ist flüssig, locker und bildhaft. Das britische Ambiente, vor allem die Blütenpracht und die von vielen Arten geprägte, vielseitige Gartengestaltung, ist eindrucksvoll beschrieben. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, verfügen jedoch über keine Zeitangaben. Die Handlung spielt in der nicht näher festgelegten Gegenwart in einem fiktiven englischen Dörfchen. Ich hätte hinsichtlich des doch recht umfangreichen Personenkreises ein Personenverzeichnis geschätzt.

Bis auf den Prolog wird das Geschehen aus Helens Perspektive erzählt. Man schaut ihr quasi von Beginn an über die Schulter, ist in die Ermittlungen integriert und am selben Wissensstand wie sie. Generell verläuft die Handlung relativ ruhig. Das Umfeld ist beschaulich, inklusive der gut dosierten Einblicke in Helens Privatleben. Die Polizei tappt lange Zeit im Dunkeln, inwieweit die beiden Morde zusammenhängen, welches Motiv dahinter stecken könnte. Das Reizvolle an diesem Krimi ist auch die Tatsache, dass man als Leser wunderbar miträtseln kann. Die Spannung köchelt stets vor sich hin. Denn immer wieder gibt es unerwartete Wendungen. Schließlich entdeckt Helen durch Zufall zwar eine Verbindung, zudem gibt es noch weitere Mordanschläge. Doch es kristallisiert sich kein wahrer Täter heraus – immer passt irgendetwas nicht: entweder ist kein Motiv vorhanden oder keine Möglichkeit. Bis Helen etwas Wesentliches auffällt. Der Fall ist gelöst. Recht überraschend für mich.

Was die Charaktere anbelangt, so sind die Menschen im Großen und Ganzen gut vorstellbar gezeichnet, dem Genre gemäß nicht sehr in die Tiefe gehend. Im Mittelpunkt steht Helen, die junge sympathische Dorfpolizistin. Sie ist nach Jahren bei der Londoner Kriminalpolizei in ihr Heimatdorf zurückgekehrt, um ihre kranke Mutter zu unterstützen. Vorübergehend, hofft sie. Denn sie möchte wieder als Kriminalbeamtin arbeiten. Nicht nur die Beziehung zu ihrer Mutter, die ihre Tochter in egoistischer Weise vereinnahmen will, ist schwierig, sondern auch zwischen Ben und ihr steht irgendein Missverständnis. Doch die beiden mögen sich nach wie vor. Ich hoffe auf interessante private Wendungen im Folgeband.

Mit „Was früher blüht, ist länger tot“ ist Karen Finch ein gelungener Auftakt für eine neue Reihe gelungen. Ich mag den Schreibstil der Autorin, deren Krimis, die sie unter Pseudonymen Carine Bernard und Karina Ewald verfasst, ich schon seit Jahren mit Begeisterung lese. Auch dieser Roman hat mir ausgesprochen gut gefallen, sowohl das beschauliche Lokalkolorit, als auch die Protagonisten. Ich denke, hier steckt noch einiges Potential sowohl für weitere Fälle als auch in der privaten Entwicklung der Protagonisten. Von mir gibt es eine Leseempfehlung mit 5 Sternen.

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  • Cover
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Veröffentlicht am 30.07.2025

Mysteriös – bis eines der Alibis platzt

Gefährliche Aussicht
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„Gefährliche Aussicht“ von Julie Dubois, der fünfte Band mit Kommissarin Marie Mercier im Mittelpunkt, ist ein Musterbeispiel für einen Wohlfühl-Regionalkrimi, der Spannung mit viel französischem Flair ...

„Gefährliche Aussicht“ von Julie Dubois, der fünfte Band mit Kommissarin Marie Mercier im Mittelpunkt, ist ein Musterbeispiel für einen Wohlfühl-Regionalkrimi, der Spannung mit viel französischem Flair verbindet.

Kurz zum Inhalt:
Ein Pariser Paar hat sich in Saint-André angesiedelt und renoviert ein altes Haus. Der Sturz der Frau aus einem Dachbodenfenster stellt sich bald als Mord heraus. Es gab Streit mit Nachbarn, da liegt der Verdacht nahe …

Das Cover stimmt bereits auf den Schauplatz ein, der strahlendblaue Himmel assoziiert sommerliches französisches Flair. Das Buch erschien 2025 im Bastei Lübbe Verlag. Die Kapitel sind angenehm kurz, verfügen über Zeit- und Ortsangaben, wodurch man ausgezeichnet chronologisch die Ermittlungen und Geschehnisse mit verfolgen kann. Die Handlung spielt in der nicht näher bestimmten Gegenwart und erstreckt sich über fast zwei Wochen. Der Schreibstil ist flüssig, sehr bildhaft, reich an wunderbar beschriebenem Lokalkolorit, das auch durch französische Ausdrücke, u.a. auch Sprichwörter unterstrichen wird, auch durch Schilderungen traditioneller Bräuche und kulinarischer Genüsse. Ich liebe bei dieser Reihe das französische Ambiente, einerseits die landschaftlichen Eindrücke, andererseits aber vor allem das herzliche familiäre Umfeld der Kommissarin. So fühlte ich mich nach wenigen Seiten wieder heimisch im Périgord, in Maries privatem und dienstlichem Umfeld. Doch auch Quereinsteiger finden sicher rasch in die Geschichte und überblicken den relevanten Personenkreis in Kürze. Will man jedoch die Entwicklung der Protagonisten mitverfolgen, sollte man doch die Fälle der Reihe nach lesen.

Der Kriminalfall, der tragische Sturz der schwangeren Hausbesitzerin aus dem Fenster, gibt dem Ermittler-Duo lange Rätsel auf. Rasch steht fest, dass es kein Unfall, sondern Mord war. Doch wer hatte ein Motiv? Alle Verdächtigen aus dem Umfeld der Ermordeten verfügen über Alibis. Dann wird auch noch ein Ortsbewohner ermordet aufgefunden. Die diversen Perspektiven- und Ortswechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich, die Einblicke in Maries Familienleben lockern die Handlung auf liebenswürdige Weise auf. Es wirkt alles lebendig und authentisch, man fühlt sich stets in die Ermittlungen integriert. Unermüdlich verfolgen Marie und Richard alle nur möglichen Spuren, bis es ihnen schließlich gelingt, das falsche Alibi des Täters zu knacken.

Wer gerne unblutige Krimis mit anschaulichem Lokalkolorit, mit ruhigem Verlauf und sympathischen Protagonisten mag, wird wie ich diese Reihe mögen. In diesem Sinne empfehle ich auch diesen Band gerne und vergebe 5 Sterne.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 26.07.2025

Ein Foto als Beweismittel

Der Tod der Schlangenfrau
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In „Der Tod der Schlangenfrau“ verbindet Ulrike Bliefert gekonnt historische Fakten mit einem ungewöhnlichen spannenden Kriminalfall, der zwar im Berlin Ende des 19. Jahrhunderts spielt, jedoch eng mit ...

In „Der Tod der Schlangenfrau“ verbindet Ulrike Bliefert gekonnt historische Fakten mit einem ungewöhnlichen spannenden Kriminalfall, der zwar im Berlin Ende des 19. Jahrhunderts spielt, jedoch eng mit den ostafrikanischen Kolonien des Deutschen Reichs zusammenhängt.

Kurz zum Inhalt:
Während die Fotografin Auguste Fuchs im Atelier Aufnahmen einer ägyptischen Szenerie macht, wird die Schlangenbeschwörerin ermordet. Obwohl sie genau diesen Moment festgehalten hat, anerkennt die Polizei das Foto nicht als Beweismittel und verdächtigt den Falschen. Doch der Kriminalassistent sieht den Fall klarer und unterstützt Auguste bei der Suche nach dem wahren Mörder.

Das Cover mit der Schlangenbeschwörerin, im Hintergrund Berliner Häuser, zudem der Titel in verschnörkelter Schrift, stimmt gut auf die Lektüre ein. Das Buch erschien 2020 im KBV Verlag. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, verfügen weder über Zeit- noch Ortsangaben. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Die Sprache ist, neben dem Berliner Dialekt, der das Lokalkolorit verdeutlicht, der Zeit ausgezeichnet angepasst, einerseits durch Verwendung altmodischer Ausdrücke, als auch von Begriffen, die der heutigen Political Correktness nicht mehr entsprechen, den damaligen Zeitgeist jedoch deutlich machen, ebenso wie Hinweise auf zeitgenössische Literatur, Zeitungsausschnitte, u.v.a.m. Sehr interessant ist auch das Nachwort, das ergänzende geschichtliche Fakten enthält. Sehr aufschlussreich und die Atmosphäre unterstreichend sind die detaillierten Informationen zu diesem Buch, die man unter www.augustekrimi.de findet.

Es handelt sich um eine fiktive Geschichte, die jedoch in reale Ereignisse eingebettet ist. Die „Erste Deutsche Kolonialausstellung“ fand tatsächlich 1896 im Treptower Park statt. Im Rahmen dieser diskriminierenden „Völkerschau“ wurden Menschen aus den deutschen Kolonien, darunter Namibia, Kamerun und Togo, vor einem Millionenpublikum zur Schau gestellt. Diese Kolonien dienten vorwiegend wirtschaftlichen und machtpolitischen Interessen des Deutschen Reiches, führten aber auch zu Konflikten und Unterdrückung der einheimischen Bevölkerung.

Ich wurde ab den ersten Seiten voll in die Handlung hineingesogen. Sympathische Protagonistinnen, ein atmosphärisch beschriebenes Umfeld und versierte technische Informationen zum Stand der Fotografie in der damaligen Zeit. Die Mordermittlung verläuft schließlich mehr oder weniger parallel – einerseits die polizeilichen Befragungen, andererseits die Bestrebungen von Auguste und ihrer Familie, dem Beschuldigten zu helfen, der es aufgrund Augustes Beweisfoto definitiv nicht gewesen sein kann. Je mehr recherchiert wird, desto deutlicher wird, dass jemand dahinter steckt, der verhindert möchte, dass in Afrika begangene Untaten nicht ans Tageslicht kommen. Die stetigen Perspektivenwechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich und steigern die Spannung. Man tappt bis zum dramatischen Finale im Dunkeln, bis die für die Morde verantwortliche Person gefasst wird.

Die Charaktere sind sympathisch, wirken authentisch und lebendig. Die Frauen entsprechen wohl nicht dem Durchschnitt der damaligen Zeit, sondern eher denjenigen, die fortschrittlicher, emanzipierter denken. Insbesondere Auguste verkörpert die neue Generation. Sie übt einen Beruf aus, fährt Rad und will nicht nur Frau und Mutter sein. Dennoch, der Liebe ist sie nicht abgeneigt. Dass auch etwas Romantik mit im Spiel ist, ist das Tüpfelchen auf dem i. Im Übrigen sind auch die Nebenfiguren gut vorstellbar.

Mich hat das Buch wirklich begeistert, weil es mich in eine Zeit entführt hat, von der ich bis dato wenig wusste, insbesondere was die deutsche Kolonialpolitik anbelangte bzw. den Umgang mit der afrikanischen Bevölkerung. Zudem ist auch der Kriminalfall gut aufgebaut und überraschte mit der Lösung. In diesem Sinne spreche ich eine unbedingte Leseempfehlung aus und vergebe 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 24.07.2025

Als Frau bei der Kripo in den 70er Jahren

Die Kriminalistinnen. Der stumme Zeuge
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„Die Kriminalistinnen – Der stumme Zeuge“ von Mathias Berg ist bereits der dritte Band dieser Reihe mit 70er Jahre-Flair, in deren Mittelpunkt die ersten weiblichen Kriminalbeamtinnen Deutschlands stehen.

Kurz ...

„Die Kriminalistinnen – Der stumme Zeuge“ von Mathias Berg ist bereits der dritte Band dieser Reihe mit 70er Jahre-Flair, in deren Mittelpunkt die ersten weiblichen Kriminalbeamtinnen Deutschlands stehen.

Kurz zum Inhalt:
Dezember 1970. Kommissarin Lucia Specht ist vielseitig eingesetzt. Einerseits im Entführungsfall eines vierjährigen Mädchens, andererseits als Ermittlerin im Kölner Ganovenmilieu.

Das Cover ähnelt im Stil und in der Farbgebung den Vorgängerbänden, hat somit einen sehr guten Wiedererkennungswert, und es passt auch zu den 70er Jahren. Das Buch erschien 2025 im Emons Verlag. Es gliedert sich in drei Teile (Das Verschwinden, Die Prüfung und Die Karambolage), innerhalb dieser wiederum in Kapitel mit angenehmer Länge, die zum Teil datiert sind, wodurch der chronologische Ablauf gut nachvollziehbar ist. Der Handlungszeitraum umfasst ca. zwei Wochen im Dezember 1970. Die Handlung setzt ca. ein halbes Jahr nach Ende des zweiten Bandes ein. Der Schreibstil liest sich flüssig, die Sprache ist jener Zeit angepasst. Nicht nur die Sprache, das Gesellschaftsbild, die Stellung der Frau und die Atmosphäre jener Zeit kommt gut zum Ausdruck, einer Zeit, als es weder Political Correctness noch eine Me-Too-Debatte gab, als noch immer und überall geraucht wurde, und Homosexualität gesellschaftlich verpönt war. Die Handlung des Romans ist zwar erfunden, doch basiert sie auf einer Tatsache. Dieses Experiment „Frauen bei der Kriminalpolizei“ ab dem Jahr 1969 gab es tatsächlich.

Als Kennerin der Vorgängerbände war ich nach wenigen Seiten wieder vertraut mit dem Team. Ich denke, dass auch Quereinsteiger problemlos in den Kriminalfall hineinkommen. Soweit erforderlich sind Hinweise zur Vorgeschichte vorhanden. Dennoch, die Charaktere und deren Entwicklung offenbaren sich noch besser, wenn man mit Band eins beginnt.

Im Gegensatz zu den anderen Bänden treten die anderen Kriminalistinnen etwas in den Hintergrund. Im Mittelpunkt dieses Krimis steht eindeutig Lucia, die sich mittlerweile derart profiliert hat, dass sie parallel in mehreren Kriminalfällen agieren muss, zusätzlich auch noch in privater Sache recherchiert. Die Geschehnisse werden in Ich-Form aus Lucias Perspektive geschildert, wodurch man sich nicht nur gut in die Ermittlungen integriert fühlt, sondern vor allem Anteil nimmt an Lucias Gedanken und Emotionen. Lucia ist nicht nur eine versierte Kriminalbeamtin, die über gute Menschenkenntnis und Spürsinn verfügt, sondern sie verfolgt ihre Ziele (auch die privaten) mit Energie, Wagemut und Risikobereitschaft, wobei sie manchmal auch legale Grenzen überschreitet. Lucia offenbart ihre Stärken und Schwächen, Gefühle und Sehnsüchte, aber auch die Nebenfiguren wirken lebendig, haben positive und negative Eigenschaften, wirken lebendig und authentisch.

Die stetigen Wechsel zwischen den Fällen, in denen Lucia ermittelt, gestalten die Handlung abwechslungsreich und halten die Spannung am Köcheln, die sich durch Gefahrenmomente und Action jeweils steigert - bis zum dramatischen Finale. Ende gut, alles gut. Alle Fälle, auch Lucias privater, sind abgeschlossen.

Mir hat dieses Buch spannende Lesestunden beschert, auch Erinnerungen an die 70er Jahre geweckt. Meine Empfehlung gilt im Übrigen nicht nur für dieses Buch, sondern für die komplette Reihe. 5 Sterne.

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