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Veröffentlicht am 18.01.2018

Stellenweise zähe Krimikost, die echte, spannende Momente leider vermissen lässt.

Im Schatten der Klippen
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Jessica Mayhew ist Psychotherapeutin, langjährig verheiratet mit Bob, einem Ex-Rechtsanwalt, der nun für das Parlament arbeitet und hat zwei Mädchen im Teenageralter. Bob, der sich kürzlich in einer Art ...

Jessica Mayhew ist Psychotherapeutin, langjährig verheiratet mit Bob, einem Ex-Rechtsanwalt, der nun für das Parlament arbeitet und hat zwei Mädchen im Teenageralter. Bob, der sich kürzlich in einer Art Selbstfindungskrise befand, ging fremd, beichtete seinen Fehltritt aber, und hofft nun, dass Jessica ihm vergibt. Er tut alles dafür um ihre Ehe zu retten, doch Jessica ist verletzt und stürzt sich, um erst einmal etwas Abstand von der schwierigen Ehesituation zu bekommen, in ihre Arbeit.

Eines Tages wird sie von einem jungen Schauspieler in ihre Praxis aufgesucht, der scheinbar nur ein recht harmloses Problem hat. Er leider an einer Knopf-Phobie, die er schnellstmöglich loswerden möchte, da ihm ein Rollenangebot in einer Historienverfilmung angeboten wurde und er darin ein Kostüm tragen soll, das viele Knöpfe aufweist.
Doch Gwydions Verhalten macht Jessica neugierig, denn seine melancholische Art lässt zudem auf depressive Verstimmungen schließen. Als Gwydion ihr von einem immer wiederkehrenden Traum erzählt, in dem er in einer verschlossenen Kiste sitzt und ein Streitgespräch belauscht, ist Jessicas Neugierde endgültig geweckt.

Sie vermutet eine Art Kindheitstrauma, bzw. eine verdrängte Erinnerung bei dem jungen attraktiven Schauspieler. Als sie wenige Tage später einen Anruf von Gwydions Mutter erhält, die sie darum bittet, auf dem Landsitz der Familie vorbeizuschauen, da Gwydion sich bereits tagelang in einem abgedunkelten Zimmer aufhält, aus dem er nicht hervorkommen möchte, zögert Jessica nicht lange und versucht mit Gwydion zu reden. Bei ihrem Besuch erfährt Jessica nebenbei aber auch etwas über einen tragischen Unfall, der sich vor Jahren auf dem Landsitz zugetragen haben soll. Kann es da einen Zusammenhang zwischen Gwydions Träumen und diesen Unglück geben? Und was hat Gwydions Familie zu verbergen?

Der Klappentext des Romans suggerierte eine spannende und mysteriöse Krimihandlung voller dunkler Geheimnisse; mit solchen Versprechen kann man mich eigentlich immer locken, doch leider entpuppte sich die Geschichte dann alsbald als recht zäh zu lesen. Das liegt weniger am Schreibstil der Autorin, der eingängig ist. Jedoch neigt die Autorin ab und an dazu, Beschreibungen von Örtlichkeiten oder anderen Dingen einzuflechten, die stellenweise sehr poetisch, manchmal aber auch situationsbedingt etwas überkandidelt ausgedrückt auf mich wirkten.

Und leider zieht sich der Handlungsverlauf sehr in die Länge. Gwydions Sitzungen bei Jessica erforderten einiges Durchhaltevermögen meinerseits, da sie angefüllt sind mit belanglosen Gedankengängen Jessicas, die sich in Tagträumen darüber verliert, wie attraktiv ihr Gegenüber doch ist; während dieser sehr nüchtern und stockend versucht, sein Trauma zu überwinden und sich der Psychotherapeutin anzuvertrauen.

Die Geschichte wird aus Jessicas Sicht, also in „Ich-Form“ erzählt. Eigentlich liegt mir dieser Erzählstil sehr, erfährt man doch so mehr über die Hauptfigur und ihre Gefühlswelt. Doch trotz Jessicas Traurigkeit über den Seitensprung ihres Mannes, blieb sie mir leider das komplette Buch über sehr fremd, da sie auf mich unterkühlt und teilweise auch sehr festgefahren in ihren Meinungen wirkte. Abgesehen von Bob, den man normalerweise wegen seines Seitensprunges eigentlich ablehnen sollte, der aber dennoch sympathische Züge und echtes Bereuen an den Tag legte, konnte ich leider auch mit sämtlichen anderen Nebenfiguren nichts anfangen. Sie wirkten, genau wie Jessica unterkühlt, schwierig und kaum greifbar, was bei einem Krimi ja auch manches Mal ein Pluspunkt sein kann, wenn die Tätersuche sich dadurch undurchsichtig gestaltet. Doch leider war die Suche nach dem Täter dann genau das, was alles andere als undurchsichtig inszeniert wurde. Man ahnt leider schon recht schnell, was einst wirklich geschehen ist, so dass jeglicher Anflug von Spannungsmomenten dann auch nach knapp 200 Seiten wieder verpufft.

Übrig bleibt einem dann nur noch, Vermutungen darüber anzustellen, ob Jessicas Eheprobleme sich doch noch lösen lassen oder ob sie sich mit dem deutlich jüngeren Gwydion einlässt. Auch wenn zumindest diese Lesemomente ein wenig Neugierde meinerseits schürten, reichte es dennoch nicht für eine bessere Bewertung meinerseits, da ich von einer Krimi oder Psycho-Thrillerlektüre einfach mehr Spannung erwarte, die hier leider nicht gegeben war.

Kurz gefasst: Stellenweise zähe Krimikost, die echte, spannende Momente leider vermissen lässt.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Fesselnder, geheimnisvoller historischer Roman über Familienbande, Liebe, Aufopferung und Pflichtbewusstsein und eine junge Frau, die mutig ihren Weg geht.

Die fremde Schwester
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Rachel arbeitet in Frankreich als Gouvernante für Kinder reicher Eltern. Als sie verspätet die Nachricht erhält, dass ihre Mutter, fern in England, schwer erkrankt ist, reist sie Hals über Kopf zurück ...

Rachel arbeitet in Frankreich als Gouvernante für Kinder reicher Eltern. Als sie verspätet die Nachricht erhält, dass ihre Mutter, fern in England, schwer erkrankt ist, reist sie Hals über Kopf zurück in ihre Heimat; die Kündigung ihrer Arbeitsstelle im Gepäck, da ihre Arbeitgeber keinerlei Verständnis für ihre Lage zeigten.

Zu Hause angekommen, ist es leider bereits zu spät. Rachels Mutter ist nicht nur in der Zwischenzeit verstorben; sie wurde auch schon beerdigt. Es bleibt Rachel nur noch übrig, die wenigen Habseligkeiten zusammen zu packen. Beim Aufräumen fällt ihr ein Bild in die Hände, dass aus einer Klatschzeitung herausgerissen wurde. Es zeigt, einen adeligen Herren, zusammen mit dessen Tochter. Seltsamerweise sieht der Mann auf dem Bild aus, wie Rachels vor Jahren verstorbener Vater. Doch wie kann das sein und vor allem, wieso hatte ihre Mutter das Bild aufgehoben?

Licht ins Dunkle könnte Rachels Onkel bringen, der in einer anderen Stadt an der Universität arbeitet. Dort erfährt Rachel dann auch Ungeheuerliches. Der Mann auf dem Bild ist tatsächlich ihr Vater! All die Jahre wurde ihr gesagt, ihr Vater, ein bürgerlicher Botaniker wäre auf Reisen verstorben und nun muss sie die schmerzliche Wahrheit erfahren, denn es sieht so aus, als habe ihr Vater sie und ihre Mutter verlassen, um eine andere Frau aus standesgemäßen Kreisen zu heiraten und mit dieser zwei weitere Kinder zu zeugen.

Doch Rachel will diese Schmach nicht auf sich sitzen lassen und schmiedet zusammen mit einem jungen Mann, den sie bei ihrem Onkel kennen lernt, und der ebenfalls aus gehobenen Kreisen stammt, gewagte Pläne. Aus Rachel wird Vera Merton, eine übermutige Cousine des jungen Simon, der sich von Veras Einführung in die High Society neuen Stoff für die Klatschspalten seiner Zeitung, für die er arbeitet, erhofft…

Diesmal führt Lauren Willig ihre Leserschaft nach England, neun Jahre nach Ende des 1. Weltkriegs und erzählt eine Geschichte über Familienbande, über Liebe, Aufopferung und Pflichtbewusstsein. Aber neben der Story über Rachels Wurzeln und dem Geheimnis ihrer Eltern, erfährt man auch sehr viel über die politische Lage der damaligen Zeit und die Nachwirkungen die Krieg und Traumata in den überlebenden Soldaten auslösten. All das geht einem beim Lesen sehr unter die Haut; etwa wenn Simon sich näher darüber auslässt oder auch wenn die verwöhnte Societyprinzessin CeCe ob des Verlusts ihres Bruders zusammenbricht.

Doch im Mittelpunkt der Geschichte steht Rachel. Eine charismatische junge Frau, die plötzlich allein auf sich gestellt ist und in dieser schwierigen Situation über sich hinauswachsen muss. Mit List, Tücke und viel schauspielerischem Talent, schleicht sie sich ein in die High Society der Reichen und Schönen. Ihre Motive mögen nicht ganz ehrenhaft sein und, wie ich fand, geht sie zum Teil dabei etwas zu forsch ans Werk, was auch für einen halben Punkt Abzug bei meiner Bewertung führte, doch auch wenn Rachel durchaus ein wenig mehr Herzensgüte hätte vertragen können, trägt sie ihr Herz dennoch auf dem rechten Fleck. Ihr Wagemut und ihre Gewitztheit, wenn sie knifflige Situationen überstehen muss, haben mich dagegen sehr amüsiert.

Der Roman ist sehr dialogreich angelegt; so fühlt man sich beim Lesen schnell mittendrin im Geschehen und dank des bildhaften Schreibstils bekommt man beim Lesen ein interessantes Kopfkino geboten.

Das Rätsel um Rachels Eltern löst sich erst ziemlich gegen Ende des Romans auf, so dass auch die Spannung fast bis zum Schluss gewahrt wird. Fans von romantischen Liebesgeschichten sollten jedoch gewarnt sein, dass sich zwar durchaus ein Verehrer für Rachel findet, die Liebesgeschichte jedoch eher eine nebensächliche Randerscheinung bleibt.

Kurz gefasst: Fesselnder, geheimnisvoller historischer Roman über Familienbande, Liebe, Aufopferung und Pflichtbewusstsein und eine junge Frau, die mutig ihren Weg geht.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Atmosphärisch dichter Unterhaltungsroman, der mich gefangen genommen hat. Klare Leseempfehlung, trotz kleiner Kritikpunkte

Der gestohlene Sommer
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New York 2009

Julia lebt, seit sie mit sechs Jahren ihre Mutter bei einem Unfall verlor, mit ihrem Vater und dessen Lebensgefährtin in New York. Doch als sie erfährt, dass sie von ihrer Tante Regina, ...

New York 2009

Julia lebt, seit sie mit sechs Jahren ihre Mutter bei einem Unfall verlor, mit ihrem Vater und dessen Lebensgefährtin in New York. Doch als sie erfährt, dass sie von ihrer Tante Regina, an die sie sich nicht mehr erinnern kann, ein Haus in England geerbt hat, beschließt sie kurzerhand, das Haus zu besichtigen; um vorab eventuelle Renovierungsmaßnahmen einzuleiten, damit der Wert des Hauses gesteigert werden kann.

Herne Hill entpuppt sich als schmuckes Anwesen, auf dem die, zahlreichen Vorbesitzer ihrer Familie scheinbar alles gesammelt haben, was sich jemals in Familienbesitz befand. So benötigt Julia einige Zeit dafür, im Haus klar Schiff zu machen und findet ausgerechnet versteckt in einem alten Schrank ein Gemälde, eines, ihr unbekannten Malers. Auf dem Bild des Malers findet sich eine Person wieder, die Julia bereits auf einem anderen, sehr großen Familienporträt im Haus entdeckt hat. Sie beschließt Nachforschungen anzustellen. Ausgerechnet ihre englische Cousine Natalie, ist es schließlich, die ihr dabei helfend unter die Arme greifen möchte, auch wenn sie sich über ihre Motive ausschweigt. Zusammen mit Natalies Bruder und dessen besten Freund Nick, entrümpeln sie Stück für Stück das Haus. Besonders Nicks Berufsstand kommt ihnen dabei zu Hilfe, denn Nick arbeitet nicht nur in einem Antiquitätenladen, er hat auch die Möglichkeiten, mehr über das Bild herausfinden zu können, da er eine gut informierte Historikerin kennt.

Cornwall 1839

Die blutjunge Imogen wird vom Schicksal arg gebeutelt, als ihr Vater schwer erkrankt. Als einzige Tochter wird sie nach seinem Tod ganz allein auf sich gestellt sein. Doch Rettung naht scheinbar, in Gestalt des Kunstsammlers Arthur Grantham der Imogen bittet, ihn zu heiraten. Obwohl Arthur bereits verwitwet und Vater einer Tochter und zudem um viele Jahre älter ist, als sie, willigt Imogen ein seine Frau zu werden und begleitet ihn nach der Heirat nach Herne Hill, wo er zusammen mit Tochter Evie und Schwägerin, Miss Jane Cooper lebt. Imogen merkt allerdings schnell, dass Arthurs Gefühle ihr gegenüber keinesfalls so tief zu sein scheinen, wie die ihrigen. Dennoch fügt sie sich irgendwann in die geschlossene Vernunftehe und überschüttet stattdessen Stieftochter Evie mit ihrer Liebe. Als Evie zu einer jungen Frau herangewachsen ist, rufen ihre Schönheit und ihr naives Wesen allerdings auch reichlich Mitgiftjäger auf den Plan. Einen von ihnen, macht sich Imogen in der Folgezeit zum Feind, denn dieser ist ausgerechnet ein Freund ihres heimlichen Geliebten…

„Der gestohlene Sommer“ von Lauren Willig erzählt im Wechsel auf zwei Zeitebenen, die Geschichte von zwei Frauen, die miteinander verwandt sind. Ansonsten haben Julia und Imogen außer dass sie beide in frühen Jahren ihre Mutter verloren haben, nicht viel gemeinsam. Julia ist emotional leicht gestört, seitdem ihre Mutter bei einem Unfall noch an der Unfallstelle verstarb und es ist auch in den Jahren nach dem Tod der Mutter keinem gelungen, ihren Panzer zu durchbrechen. Zudem hat sie keinerlei Erinnerungen mehr an die Zeit vor dem Unfall. Als sie arbeitslos wird, sieht sie die Möglichkeit, durch ihr angenommenes Erbe in England, einmal die Zeit vor dem Unfall näher durchleuchten zu können- in der Hoffnung darauf, dass ihre Erinnerungen dort zurückkehren.
Imogen dagegen sieht in Herne Hill und Arthur die Möglichkeit, endlich privates Liebesglück finden zu können, was sich jedoch als sehr schwierig gestalten wird, weil die Vorzeichen dafür denkbar schlecht stehen.

Während die Autorin Julia und Imogen als sympathische Akteure ihren Weg finden lässt, wobei Imogens Erlebnisse von viel Tragik gefärbt sind und nicht alle happyendsüchtigen Leser zufrieden stellen dürfte, fand ich, dass Arthur leider etwas undurchsichtig und blass beschrieben bleibt. Seine Motive, sein Verhalten, alles was ihn ausmacht und antreibt, bleibt leider auch im Laufe der Geschichte im Dunklen. Das gilt leider auch für Evies Tante Jane Cooper. Am Ende des Romans geschieht ein Verbrechen, doch wer dafür verantwortlich ist, erfährt der Leser nicht. Lediglich kann man es vermuten, was ich ein wenig schade empfand, denn abgesehen von diesen kleinen Kritikpunkten, erwartet den Leser mit „Der gestohlene Sommer“ ein, wie ich fand, herausragender, unterhaltsamer Schmöker, den ich erst wieder zur Seite legen konnte, als ich die letzte Seite ausgelesen hatte.

Gerade bei Romanen, die auf zwei Zeitebenen spielen, ist es oft so, dass nicht beide Handlungsstränge gleich spannend geraten sind, doch in diesem Falle ist es Lauren Willig gelungen, den Spannungsbogen konstant zu halten- sowohl Julias Werdegang und ihre Recherchen gestalten sich spannend, als auch Imogens Wandel von dem unbedarften Mädchen hin zu einer selbstbewussten Frau und ihre verbotene Liebe zu einem anderen Mann, hielten mich beim Lesen gefangen.
Natürlich hält auch in Julias Leben schließlich die Liebe Einzug, doch weiß man lange Zeit nicht, ob es Nick wirklich ehrlich mit ihr meint, was der Liebesgeschichte ein wenig Würze verleiht.

Kurz gefasst: Atmosphärisch dichter Unterhaltungsroman, der mich gefangen genommen hat. Klare Leseempfehlung, trotz kleiner Kritikpunkte!

Veröffentlicht am 18.01.2018

Ein faszinierendes Sittengemälde der Jahrhundertwende sicherlich, dem leider aber auch gewisse erzählerische Schwächen anhaften und dem hier und da mehr Tiefe hinsichtlich der Charakterisierung der Nebenfiguren nur gut getan hätte

Ashford Park
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Im Mittelpunkt der Geschichte stehen gleich zwei Frauen; Clemmie und Addie, denn die Autorin treibt ihre Story auf mehreren Zeitebenen voran. Während Clemmie im Jahre 1999 dabei ist, wie ihre stark verwirrte ...

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen gleich zwei Frauen; Clemmie und Addie, denn die Autorin treibt ihre Story auf mehreren Zeitebenen voran. Während Clemmie im Jahre 1999 dabei ist, wie ihre stark verwirrte Großmutter Addie ihren 99. Geburtstag feiert und von dieser als Bea angesprochen wird, erfährt man auch Addies Werdegang im Laufe der Zeit und natürlich auch was es mit der geheimnisvollen Bea auf sich hat.

Im Jahre 1909 wird die kleine Waise Addie von ihrem Onkel und seiner Familie aufgenommen. Addies Onkel gehört zum Hochadel und lebt mit seinen Lieben auf dem pompösen Landsitz Ashford Park. Das Mädchen wird eher stillschweigend geduldet, als mit Liebe und Zuwendung überschüttet. Onkel und Tante sind überaus streng und lediglich die drei Jahre ältere Cousine Bea nimmt Addie unter ihre Fittiche. Beide Mädchen verbringen eine fast unbeschwerte Kindheit zusammen, doch Beas impulsive Einfälle, ohne die Folgen zu bedenken, bringen vor allem Addie von Seiten der Tante allerhand Scherereien ein, da allein Addie für alle Streiche zur Verantwortung gezogen wird. Kurz nachdem Bea ins heiratsfähige Alter gekommen ist, lernt sie einen attraktiven Mann kennen, der sich als gute Partie herausstellt und auch Addie verliebt sich Hals über Kopf in Frederick, den sie bereits seit Kindertagen kennt. Aber der 1. Weltkrieg fordert seinen Tribut und als Beas Ehe vor dem Scherbenhaufen steht, kommt es zur Katastrophe…

Im Jahre 1999 muss sich Addies Enkelin Clemmie in Sachen Liebe und Beruf neu orientieren. Als Addie ins Krankenhaus kommt, kreuzen sich auch Clemmies und Jons Wege erneut. Jon ist der Stiefsohn von Clemmies Tante und beide hatten vor Jahren in Italien eine kurze Affäre. Nachdem Clemmie von Addie als Bea angesprochen wurde, versucht die Enkelin nun neugierig herauszufinden, wer diese ihr unbekannte Frau war und stößt bei ihren Nachforschungen auf ein bislang gut gehütetes Familiengeheimnis…

Der 507 Seiten lange Roman lässt sich recht schnell lesen; dafür sorgt Lauren Willigs eingängiger Schreibstil. Ich lese sehr gerne Romane im Stile einer Kate Morton, in denen die Protagonisten dunkle Familiengeheimnisse ergründen müssen und so fiel mir auch “Ashford Park” gleich ins Auge.

Die geschilderten Ereignisse in Addies und Beas Kindheit haben mich dann auch gebannt ans Buch gefesselt, da sie sowohl unterhaltsam, aber auch anrührend zugleich geschrieben wurden. Auch kann man sich sehr gut in Addies und Beas Wesen hineindenken, doch ab dem Moment, als beide Frauen erwachsen sind, verliert sich die Autorin meiner Meinung nach ein wenig in den vielen Zeitsprüngen- die Konflikte zwischen Bea und Addie, die auf Grund eines Ereignisses entstehen, werden überhaupt nicht angesprochen und auch die Momente in denen Bea und Addie sich nach einigen Jahren in Afrika wieder treffen, empfand ich leider als nur ziemlich oberflächlich angerissen.
Zwar erwarten einen klärende Dialoge zwischen Frederick und Addie, doch zwischen den beiden Cousinen gibt es abermals keine Aussprache, was ich ehrlich gesagt als recht unglaubwürdig empfand, denn Addie und Bea standen sich doch Zeit ihres Lebens sehr nah .

In der Gegenwart versucht die neugierige Clemmie mehr über Bea zu erfahren und muß ihr Leben in die Reihe bekommen- obwohl ich diesen Handlungsstrang ebenfalls als sehr spannend zu lesen empfand, entpuppte sich das große Geheimnis am Ende für mich als ebenfalls nicht nachvollziehbar. Leider kann ich zu diesem Punkt nicht spoilern; sonst würde ich zu viel verraten, doch hinsichtlich des Geheimnisses hätte die Autorin Bea und Addie zumindest eine einzige klärende Unterredung auf den Leib schreiben müssen, damit alles einen Sinn ergibt.
Addies sehr passives Verhalten zu diesem Zeitpunkt ist völlig untypisch für ihren Charakter. Das ist besonders schade, da “Ashford Park” ansonsten so ein mitreißender Roman ist und Fredericks Liebeserklärung an Addie in diesem Buch einfach so sehr zu Herzen geht, dass sogar kleine Romantiker wie ich hier auf ihren Kosten kommen werden. Die Love Story zwischen Clemmie und Jon hat ebenfalls ihre gewissen Momente und so stehe ich nun vor der schwierigen Aufgabe dieses Buch zu bewerten, was mir in diesem Fall nicht leicht fällt.

Kurz gefasst: Eine einerseits unterhaltsame Familiensaga auf zwei Zeitebenen erzählt, die berühren und auch über weite Strecken überzeugen kann, ein faszinierendes Sittengemälde der Jahrhundertwende sicherlich, dem leider aber auch gewisse erzählerische Schwächen anhaften und dem hier und da mehr Tiefe hinsichtlich der Charakterisierung der Nebenfiguren nur gut getan hätte.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Nette Historical Romance mit kleinen Schwächen

Irische Hochzeit
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Als die Normannin Isabel de Godred an ihrem Hochzeitstag das erste Mal in das grimmige Antlitz ihres Bald- Ehemannes blickt, ist ihr erster Impuls der schnellstmöglich vor ihm zu fliehen. Doch ihr Vater ...

Als die Normannin Isabel de Godred an ihrem Hochzeitstag das erste Mal in das grimmige Antlitz ihres Bald- Ehemannes blickt, ist ihr erster Impuls der schnellstmöglich vor ihm zu fliehen. Doch ihr Vater bleibt unerbittlich und so bleibt Isabel nichts anderes übrig als den irischen König Patrick MacEgan zu ehelichen.
Er verspricht ihr nach der Trauung jedoch die spätere Freiheit, denn Patrick hat keinesfalls vor mit einer Normannin die Ehe auch zu vollziehen bzw. ihr beizuliegen.

Den Grund dafür verheimlicht er Isabel jedoch zunächst und bringt sie nach ihrer gemeinsamen Ankunft in Irland auf einer kleinen, sehr einsam gelegenen Insel gegenüber seiner Burg unter, denn er befürchtet, dass seine Leute nicht einverstanden mit seiner Wahl eine Normannin zu heiraten sind. Zu groß ist der schwelende Hass der Iren nachdem die Normannen ein Jahr zuvor sein Volk besiegten und sich nun mit der Besatzung weiter Teile ihres Landes konfrontiert sehen.

Isabel reagiert mit Unverständnis auf die Entscheidung ihres Ehegatten sie ins Exil zu schicken denn sie ist der Meinung, dass sie als Patricks Königin an seiner Seite zu sein und ihm und seinem Volk beizustehen hat. Doch leider gibt es ein großes Problem!

Neben Verständigungsschwierigkeiten die zwischen des MacEgan Clans und den Normannen besteht die Isabels Vater mitgesandt hat, scheint es, als könne die große Kluft zwischen beiden Parteien nicht überwunden werden. Mehr noch, Patricks Leute reagieren zunehmend mehr gereizt und verlieren ihr Vertrauen in ihren König.

Patrick sitzt zwischen zwei Stühlen und zudem geht ihm Isabel immer mehr unter die Haut- nicht nur ihre Schönheit bezaubert ihn, sondern auch ihr Mut und ihre zaghaften Versuche beide Völker zusammenzubringen und Frieden zu schaffen und bringt seinen Entschluss, sich von ihr fern zu halten immer mehr ins Wanken.
Wird es für beide ein Happy-End geben können?

„Irische Hochzeit“, die Geschichte über Patrick MacEgan ist eigentlich der erste Teil der MacEgan Reihe, obwohl letztes Jahr schon zwei weitere Teile über seine Brüder erschienen. Wahrscheinlich schrieb die Autorin diesen Roman erst etwas später, denn auch auf ihrer Homepage ist die Reihefolge der Romane falsch angeordnet.

Obwohl Patrick und Isabel als Nebenfiguren bereits in den anderen beiden Romanen Erwähnung fanden und auch kurz in Erscheinung traten, schürte gerade diese Erwähnung im Vorfeld meine Neugierde auf diese Beiden. Wie auch die vorangegangenen Teile über Patricks Brüder ist auch dieser Teil sehr gut, wenn auch für mich kein echter Keeper.

Michelle Willinghams Schreibstil ist gewohnt flüssig und unterhaltend und Patrick und Isabel sind zwei sympathische Figuren. Auch haben Patricks Brüder einen kleinen Anteil an der Story, was mir sehr gut gefallen hat. Trotzdem die Story um zwei verfeindete Lager ist mir einfach schon zu oft erzählt worden und bietet nicht viel Innovatives.

Während Patricks und Isabels Gefühlswelt intensiv beschrieben wird, werden wichtige Nebenfiguren sträflich von der Autorin vernachlässigt und bleiben daher zu blass. So zum Beispiel Isabels Vater, der als kalter nur seinen eigenen Vorteil sehender Mensch beschrieben wird, wo man als Leser bei weiteren Szenen jedoch spürt, dass ihm durchaus etwas an seiner Tochter liegt. Ein wenig längere Dialoge zwischen ihm und Isabel hätten diesen Roman mehr abgerundet.

Auch möchte man mehr von Bevan, Patricks Bruder erfahren, als die Information dass er seit dem Verlust seiner Frau durch die Normannen, verhasst auf alles Normannische ist. Bis die Iren endlich Isabel als Königin anerkennen- nun, ich bin ehrlich, es dauerte mir eine Spur zu lang, ich hätte es mir ein wenig eher gewünscht. Auch Patrick hat eine etwas zu lange Leitung- ich hätte wahrscheinlich nicht so viel Geduld und Einfühlungsvermögen wie die Heldin aufbringen können.