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Veröffentlicht am 14.03.2024

Zuviel Drama und unglaubwürdige, überladen wirkende Handlungsstränge- eine Soap Opera in Buchform- Mäßiger Auftaktband zu einer vierbändigen Familiensaga, dessen Romanfiguren es leider an charakterlichem Facettenreichtum und Tiefe mangelt

Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse
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Gegenwart, London:

Als die ältere Dame Sophia auf die burschikose Spring Season trifft, scheint es anfangs keinerlei Ebene für eine innige Frauenfreundschaft zu geben. Denn Spring soll Sozialstunden bei ...

Gegenwart, London:

Als die ältere Dame Sophia auf die burschikose Spring Season trifft, scheint es anfangs keinerlei Ebene für eine innige Frauenfreundschaft zu geben. Denn Spring soll Sozialstunden bei Sophia leisten. Spring, die eine schlechte Kindheit hatte und danach auf die schiefe Bahn geriet, weiß die neu gefundene Stabilität in ihrem Leben jedoch durchaus zu schätzen. Während sie sich um die alte Dame kümmert und für sie einkauft, bedankt diese sich mit einem frisch gekochten, gemeinsamen Mahl und einem offenen Ohr für Springs Sorgen und Nöte. Schnell wird Sophia für Spring zu einer Art Großmutterersatz und natürlich ist nun auch Spring neugierig auf Sophias Geschichte. Wieso lebt die alte Dame, die einst zur einflussreichen Gesellschaft gehörte, nun in eher ärmlichen Verhältnissen und muss jeden Cent dreimal herumdrehen?

Und auch Sophia begreift schnell, dass Spring ihre Vergangenheit zunächst aufarbeiten muss, wenn sie glücklich werden möchte. Nach einer Weile vertrauen sie sich einander an und stellen fest, dass sie doch eine Gemeinsamkeit verbindet; den ehemaligen Wohnort.
Spring überzeugt Sophia, die ebenfalls keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie hat, zurückzukehren an den Ort, wo alles begann. Beide ahnen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, in welch dramatischen Ereignisse sie hineingezogen werden.

Nord Wales, 1876:

Der Hausverwalter von Daffodil Castle trifft, als er bei einem Kutschenunfall helfen möchte, unverhofft auf seine neue Herrin. Denn die reiche Alleinerbin, ist kürzlich erst aus Indien zurückgekehrt. Ihre restliche Familie wurde dort getötet und nun will Lady Charlotte ihr Zuhause beziehen, bzw. sich dort von der Welt zurückziehen, nach den traumatischen Erlebnissen und einer schweren Krankheit, die sie kürzlich ereilte.
Bei dem Kutschenunfall wurde ihre Krankenpflegerin jedoch getötet und so ist die junge Frau allein.
Noch ahnt der Hausverwalter nicht, wen er wirklich vor sich hat. Denn tatsächlich handelt es sich nicht um die echte Lady Charlotte. Vielmehr strebt hier eine junge Frau nach Liebesglück und einem Neuanfang. Dadurch bringt sie sich jedoch in große Gefahr…

Erst einmal vorweg liebe ich Romane in denen geheimnisvolle Familiengeheimnisse erzählt werden. Und wenn es dann auch noch eine historische Zeitebene zusätzlich gibt, bin ich beinahe restlos zufrieden.
Hinter dem Pseudonym Anna Helford verbirgt sich die bekannte Autorin Felicity Whitmore, von der ich bereits einige ähnlich strukturierte Romane las und da mich ihre neue Romanreihe unglaublich neugierig gemacht hatte, freute ich mich sehr darüber, dass ich das Buch im Zuge einer Leserunde gewann.
Ausgangssituation ist ein Dorf in Nord Wales, in dem Spring Season mit ihren drei Schwestern aufwuchs. Spring und ihre Schwestern litten sehr unter der Drogensucht ihrer Eltern, die eine Farm betrieben und am Ende war es dermaßen traumatisch für Spring, dass sie beschloss, ihrer Familie den Rücken zu kehren und nach London zu gehen. Doch dort geriet sie ebenfalls auf die schiefe Bahn.
Und auch Sophia lebte in der Nähe auf dem herrschaftlichen Daffodil Castle, bis eine Familientragödie über sie hereinbrach.
In kleinen Häppchen und in stetigem Zeitebenenwechsel, serviert die Autorin ihren Lesern, Einblicke in dunkle Familiengeheimnisse und Tragödien.
Während es in der Gegenwart um Spring und Sophia und deren Aufarbeitung ihrer Vergangenheit geht, sucht in der Vergangenheit die Krankenschwester Daphne ihr Lebens- und Liebesglück.

Eigentlich fand ich die Ausgangssituationen auf beiden Ebenen zunächst spannend dargeboten, doch je weiter die Handlung voranschritt, umso mehr hatte ich ein Problem mit der Glaubwürdigkeit der Handlungsstränge.
Schnell nahm die Story eher einen Soap Opera Charakter Verlauf und während sich die Ereignisse überschlugen, blieb die Charakterentwicklung der Figuren auf der Strecke. Sophia verkam irgendwann nur noch zu einer passiven Erzählerin und für Spring fügte sich alles dermaßen pfeilschnell und problemlos, dass ich leider ein wenig die Leselust verlor.
Ich denke einfach, die Autorin hat zuviel gewollt, zuviel Drama hineingebracht, was dann auf Kosten der Charaktere ging, die in den letzten beiden Leseabschnitten nur noch schablonenhaft beschrieben wirkten und agierten. Sämtliche Probleme lösten sich also in Wohlgefallen auf oder wurden lieblos wirkend aus dem Off nacherzählt; fast so, als wolle man endlich zum Ende kommen. Und dass plötzlich alle Schwestern mit Männern an ihrer Seite auf dem Familienfest auftauchen, fand ich zu arg vorgegriffen, wenn jede Schwester ihre eigene Geschichte bekommen soll.

Was würde ich mir wünschen für den zweiten Teil? Eine genauere Fokussierung auf die Romanheldin(nen) und ihre Charakterentwicklung. Eine intensiver erzählte Geschichte; von mir aus sogar ein Kammerstück ohne Soap Opera Effekt. Nicht so viel Drama also und nicht zuviel Geschehnisse. Eine glaubwürdiger verpackte Handlung und vor allem, dass agierende Haupt und Nebenfiguren individueller gestrickt wirken. Man mehr über ihr Innenleben, ihr Denken und Fühlen erfährt, anstatt dass der Roman beherrscht wird, von überladen wirkenden Handlungssträngen, die dazu auch noch unglaubwürdig wirken. Alles in allem also mehr Intensität und Tiefe.
In Sachen Coverlayout bin ich jedoch sehr begeistert von der Optik der neuen Romanreihe.

Kurz gefasst: Zuviel Drama und unglaubwürdige, überladen wirkende Handlungsstränge- eine Soap Opera in Buchform- Mäßiger Auftaktband zu einer vierbändigen Familiensaga, dessen Romanfiguren es leider an charakterlichem Facettenreichtum und Tiefe mangelt.

Season Sisters:

1. Teil: Frühlingsgeheimnisse
2. Teil: Sommerstürme
3. Teil: Herbstschatten
4. Teil: Winterhoffnung

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.03.2024

Der erste Teil der „Celtic Dreams“ Reihe, entführt seine Leser ins historische Schottland- Romantische, süße und unterhaltsame YA Historical Romance

Der Traum der Lady Flower
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Schottland 1475:

Lady Flower ist die älteste Tochter der Familie MacKay. Und mittlerweile würden es ihre Eltern gerne sehen, dass sie heiratet und eine eigene Familie gründet. Perfekt wäre dazu eine Verbindung, ...

Schottland 1475:

Lady Flower ist die älteste Tochter der Familie MacKay. Und mittlerweile würden es ihre Eltern gerne sehen, dass sie heiratet und eine eigene Familie gründet. Perfekt wäre dazu eine Verbindung, die die Allianz zwischen den MacKays und einem anderen Clan stärken würde.
Bislang konnte Flower, aufgrund einer verzwickten Situation in der Verwandtschaft, einer Ehe entgehen. Heimlich verliebt ist sie seit vielen Jahren in den höllisch attraktiven Cailean Sinclair. Dessen Vater ist mit ihrem Vater gut befreundet. Doch Cailean eilt ein Ruf voraus, der nicht gerade für ihn spricht. Sein Verschleiß, was Frauen angeht, ist legendär- glaubt man zumindest den Gerüchten, die über ihn im Umlauf sind. So brachte ihn einst auch eine Frauengeschichte in eine traumatische Situation, unter die Cailean heute noch leidet.

Als sich Flower und Cailean wieder begegnen, erkennt der junge Mann die Frau vor ihm nicht und macht ihr amouröse Avancen, die in einer lautstarken Ohrfeige gipfeln.
Cailean ist überrascht dass eine einfache Magd, für die hält er Flower nämlich, es wagt, ihn zu schlagen und sie hinterlässt nachdrücklichen Eindruck bei ihm.
Nur wenig später stehen beide wieder voreinander, bei einem familiären Mahl zwischen seinem Vater, ihm und den MacKays und dem jungen Mann schwant langsam, wen er wirklich am Fluss vor sich hatte.
Cailean zeigt sich überaus interessiert an Flower, doch sein Vater macht mit den MacKays aus, dass sie Flower zu einer Sinclair Hochzeit, zu der sie unterwegs sind, mitnehmen, um dort einen passenden Bräutigam für sie zu finden.
Flower ist verzweifelt, denn weder will sie heiraten, noch gemeinsame Zeit mit Cailean verbringen, in dessen Nähe sie stets nervös wird. Stattdessen würde sie gerne Heilerin werden und für eine Weile in ein Dorf ziehen, in dem eine andere Heilerin lebt, von der sie unterrichtet werden möchte. Doch ihre Eltern zeigen für ihre Wünsche keinerlei Verständnis….

Meine Einschätzung:

Seitdem Young und New Adults groß in Mode sind, auf dem Buchmarkt und zahlreiche Geschichten, verpackt in attraktivem Coverlayout, monatlich erscheinen, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auch das historische Genre Einzug halten würde. Denn tatsächlich entsprach das Alter, Paare damaliger Zeiten, tatsächlich in etwa Young Adults.
Als langjähriger Fan von Historical Romances, habe ich bereits einige Trends mitgemacht und freute mich also bereits sehr, auf diesen ersten Teil einer neuen YA Historical Romance-Buchreihe, die die Leser ins historische Schottland entführt.

Die Geschwister der MacKay Familie, allen voran die drei Schwestern Flower, River und Leaf, sind, um es vorweg zu sagen, junge Frauen mit recht modernen Ansichten. Zwar versäumt es die Autorin nicht, den allgemeinen Weg von Frauen damaliger Zeiten anzusprechen, doch agieren ihre Romanfiguren äußerst selbstbewusst und verteidigen lautstark ihre Bedürfnisse.
So sehr ich unterwürfige Heldinnen und dominante Helden in Romanen aller Art auch verachte, komme ich dennoch nicht umhin zu bemerken, dass die drei Schwestern, für meinen Geschmack zu sehr auftreten, wie Frauen unserer Zeit, was einfach nicht passt in einer historisch angelegten Geschichte.

Allerdings scheint das mittlerweile ein allgemeiner Trend zu sein, historische Details romantisch verklären zu wollen und so sehr ich Verständnis dafür habe, auf diesem Wege Leser anzuhalten, für sich selbst einzustehen und selbstbewusst aufzutreten; ich würde mir da so manches Mal ein wenig mehr Fingerspitzengefühl und historische Authentizität von Seiten der Autoren wünschen, wenn sie sich schon dem historischen Genre verschreiben.
Das mag jetzt etwas harsch klingen, doch gerade der Spagat, Heldenpaare zu erfinden, die noch als Akteure ihrer Zeitepoche zu erkennen sind, aber dennoch keine naiven Schafe sind; sich innerhalb der Grenzen gesellschaftlicher Regeln zu bewegen, aber durch List und Tücke so manche dieser Regeln umgehen zu können, glaubhaft vermittelt, macht für mich mitunter den Reiz aus, zu einem historischen Roman zu greifen.

Da wir es hier aber mit einem Young Adult zu tun haben, der für eine jüngere Zielgruppe geschrieben wurde, möchte ich meinen Kritikpunkt auch gar nicht mal so auf die Goldwaage legen. Zudem muss man bedenken, dass es sich hier um einen Debütroman handelt, der, abgesehen von meinem Kritikpunkt, sehr gut geschrieben ist.

Lady Flower ist eine sympathische, mitfühlende und tierliebe junge Frau, die gefangen ist, zwischen der familiären Erwartungshaltung und eigenen Lebenszielen. Und auch Cailean leidet unter dem väterlichen Druck, der stets vorherrscht. Zudem schleppt Cailean ein traumatisches Erlebnis mit sich herum, dass ihm schwer auf der Seele liegt.
Man kann sich in beide Figuren gut hineindenken; dennoch wirkt Cailean so manches Mal etwas klotzköpfig, was ihn aber menschlich macht. Und zumindest ist er lernfähig.
Auch die übrigen Nebenfiguren wirken sehr lebensecht und facettenreich beschrieben und so vergeht die Lesezeit wie im Fluge.

Die Liebesgeschichte entwickelt sich behutsam und obwohl es durchaus, den ein oder anderen Augenrollmoment bei mir gab, wenn sich das junge Paar stritt und unglaublich jung und naiv dabei wirkte oder die Heldin einen TSTL (too stupid to live) Augenblick, während eines Sturms absolviert , mochte ich den Roman dennoch. Liebesszenen sind durchaus vorhanden, allerdings eher im Bereich Romantik anzusiedeln, als Hocherotik.
Jüngere Leser und wir sprechen hier schätzungsweise von der Alterszielgruppe 16-25 Jahren, werden sicherlich viel Spaß an dem ersten Teil der „Celtic Dreams“ Reihe haben.

Kurz gefasst: Der erste Teil der „Celtic Dreams“ Reihe, entführt seine Leser ins historische Schottland- Romantische, süße und unterhaltsame YA Historical Romance.


Celtic Dreams Reihe:

1. Teil: Der Traum der Lady Flower
2. Teil: Die Liebe der Lady River
3. Teil: Der Mut der Lady Leaf

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.02.2024

Gelungenes Coverlayout, doch leider kann der durchschnittliche Inhalt zwischen den Buchdeckeln nicht mithalten. Ein mäßiger historischen Krimi mit zu modern agierender Heldin.

Stalking Jack the Ripper
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August 1888, London:

Die Halbwaise Audrey Rose mag zwar auf den ersten Blick eine junge Dame aus gutem Hause sein, wie jede andere die schöne Kleidung liebt, dennoch zeigt sie Interessen, die alles andere ...

August 1888, London:

Die Halbwaise Audrey Rose mag zwar auf den ersten Blick eine junge Dame aus gutem Hause sein, wie jede andere die schöne Kleidung liebt, dennoch zeigt sie Interessen, die alles andere als gewöhnlich sind. Vielmehr skandalös, wenn sie bekannt würden in der Gesellschaft.
Audrey liebt wissenschaftliche Studien über alles. Doch im Gegensatz zu ihrem Vater, einem Hobbytüftler, der sich dem Bau von mechanischen Dingen verschrieben hat, interessiert sich Audrey für medizinische und anatomische Belange und schlägt somit ganz nach ihrem Onkel, einem anerkannten Wissenschaftler, der auch für kriminalistische (Mord)Untersuchungen zu Rate gezogen wird. Und weil ihr Onkel, ganz im Gegensatz zu ihrem Vater ein moderner, aufgeschlossener Mensch ist, erlaubt er es seiner Nichte, ihm beim Sezieren von Leichen zu Untersuchungszwecken, zur Hand zu gehen, was ihr Vater nicht billigt. Mehr noch, als mehrere Frauenmorde geschehen und selbst ihr Onkel in den Fokus der Ermittlungen gerät, setzt er Audrey Rose die sprichwörtliche Pistole auf die Brust und verbietet ihr rigoros, in dieser Sache Ermittlungen anzustreben.

Die junge Dame ist jedoch aus härterem Holz geschnitzt und lässt sich nicht beirren auf ihrem Weg. Denn zu groß ist ihre Sorge um ihren Onkel, den sie ungern verlieren würde. Außerdem gibt es da ja auch noch Thomas, einen jungen Studenten und Vertrauten, der ihren Onkel bei seinen Arbeiten unterstützt. Thomas mag zwar enervierend arrogant sein und sie zur Weißglut treiben mit seiner Besserwisserei, doch hat er andererseits einen klugen Kopf auf seinen Schultern sitzen und zieht clevere Schlüsse bei der Mordermittlung.
Als klar wird, dass ein Serienmörder sein Unwesen auf den Straßen Londons treibt, ist den beiden sonnenklar, dass sie sich zusammenraufen müssen, denn die Zeit drängt…

Als ich diesen ersten Teil der neuen historischen YA Krimireihe um eine junge Adlige zu Gesicht bekam, verliebte ich mich sogleich in die prachtvolle Covergestaltung. Dazu wurde der Buchschnitt farblich passend eingefärbt und um das Ganze noch schicker zu gestalten, funkelt dem bewundernden Leser zudem eine Stichwaffe auf dem Buchschnitt entgegen.
Und auch die Hintergrundstory um die grausamen Verbrechen von Jack the Ripper, klang spannend für mich, so dass ich nicht wirklich eine Chance hatte, dem Buch zu widerstehen.
Vor allem aber war ich gespannt darauf zu erfahren, ob es der Autorin gelingen würde, einen glaubwürdigen Rahmen zu schaffen, für eine Romanheldin, mit solch modernen Ansichten, die sich dazu, in aller Heimlichkeit, als angehende Gerichtsmedizinerin verdingt.
Ich fürchtete, dass die Autorin womöglich übers Ziel hinausschießen würde und tatsächlich kam es letztendlich auch so.
Einerseits schreibt sie Audrey Rose löbliche Attribute auf den Leib- die junge Dame will unabhängig sein, hält sich für ebenbürtig in Bezug auf ihre Intelligenz, der dominierenden Männerwelt gegenüber und sie liebt ihre Familie sehr.
Dazu wird Audrey nie müde zu betonen, dass sie kein Interesse an Frauenfreundschaften hat, weil gleichaltrige Mädchen, ihrer Meinung nach, naive, dumme Geschöpfe sind, die nur Stickereien, gute Verbindungen und andere belanglose Dinge im Kopf haben, was sie fürchterlich langweilt.
Genauso wenig betont sie es, niemals auf ein schönes Männergesicht hereinzufallen und doch tut sie es, wenig später doch.

Ich hatte ganz einfach ein Problem mit der Romanheldin, weil sie zu modern agiert, für ein Geschöpf ihrer Zeit. Erschwerend kommen ihre TSTL (Too stupid to Live) Aktionen dazu. Mal ehrlich, wer würde bei Nacht und Nebel, zu später Stunde durch Gegenden Londons streifen, um einen brutalen Frauenmörder zu stellen? Vor allem unbewaffnet und ohne Vorwissen in Selbstverteidigung zu besitzen?
Dass die Polizei sie, wenig später zu Rate zieht bei einem Mordfall des Rippers, fand ich ebenso unglaubwürdig beschrieben, bedenkt man ihren Stand und ihre Jugend und die Tatsache, dass Frauen damals sowieso vorab weniger Möglichkeiten zugestanden wurden, von Seiten der Männerwelt.

Obwohl ich die bissigen aber amüsanten Schlagabtausche, die Audrey Rose mit Thomas führt, grundsätzlich mochte und auch Thomas, als ermittelnden Sidekick, fand ich die Krimihandlung als solche eher langweilig erzählt. Dank diverser Hinweise, die die Autorin eingangs einstreut, weiß man praktisch schon von Beginn an, wer der Ripper wirklich ist und so bleiben dem Leser packende Überraschungsmomente leider völlig erspart.
Selbst die Idee, ein Medium einzubauen, das mit den Toten reden kann, die ich grundsätzlich erst einmal gut fand, verpufft wirkungslos.
In Sachen Gerichtsmedizin hat die Autorin ihre Hausaufgaben jedenfalls gemacht. Gar nicht zimperlich, beschreibt sie detailliert übliche Vorgehensweisen, die zarte Gemüter womöglich auf den Magen schlagen könnten.

Die Story wird aus Sicht der Romanheldin, in „Ich-Form“ vorangetrieben. So bekommt man ausreichend Einblicke in ihre Gedanken und Gefühlswelt geboten und kann sich zumindest im Ansatz in sie hineindenken, wenn einem auch so manche Anwandlungen fremd bleiben.
Die Love Story fand ich ebenfalls an den Haaren herbeigezogen. Klar die „Was sich neckt, das liebt sich“ Attitüde hat schon etwas für sich, doch passt es eigentlich nicht, dass die Heldin Thomas, gleich von Beginn an, so viel Vertrauen schenkt.
Obwohl ich das Layout des Romans dermaßen schmuck finde und auch viel Detailreichtum für das Innere verwand wurde- so finden sich beispielsweise einige Schwarzweißabbildungen zwischen den Buchdeckeln, die historische Örtlichkeiten etc. zeigen, kann der Roman als solches leider nicht damit mithalten.
Man mag berücksichtigen, dass es sich hier um einen Debütroman handelt, dennoch finde ich es schade, wenn Autoren sich für das historische Genre entscheiden, ihre Figuren dann aber nicht der Zeitepoche entsprechend handeln lassen. Natürlich wünscht man sich taffe und aufgeschlossene aber vor allem mutige Heldinnen, die der Männerwelt die Stirn bieten. Doch muss man dennoch bedenken, dass das strenge Verhaltenskorsett der damaligen Zeit, das Frauen auferlegt wurde, vor allem für unverheiratete junge Mädchen aus adligem Hause, leider kaum Spielraum ließ, sich dermaßen zu geben, wie es die Heldin in diesem Buch macht. Zwar ist der zweite Teil, der momentan vierbändigen Reihe, „Hunting Prince Dracula“, bereits jüngst erschienen und verlockt erneut mit einem tollen Cover, doch werde ich wohl schweren Herzens, eher darauf verzichten.

Kurz gefasst: Gelungenes Coverlayout, doch leider kann der durchschnittliche Inhalt zwischen den Buchdeckeln nicht mithalten. Ein mäßiger historischen Krimi mit zu modern agierender Heldin.

Die grausamen Fälle der Audrey Rose

1. Teil: Stalking Jack the Ripper- Die Spur in den Schatten
2. Teil: Hunting Prince Dracula- Die gefährliche Jagd
3. Teil: Escaping from Houdini (noch nicht übersetzt)
4. Teil: Capturing the Devil (noch nicht übersetzt)

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 23.02.2024

Kann KI ein gefährliches Eigenleben entwickeln? Packender, atmosphärischer Escape Room Thriller mit feinen Horroreffekten gespickt

Die Burg
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Milliardär Nevio hat sich einen Kindheitstraum erfüllt- er hat eine mächtige Burganlage erworben, die er liebevoll und akribisch umbauen lassen hat, zu einer modernen, von einer KI betriebenen Escape Room ...

Milliardär Nevio hat sich einen Kindheitstraum erfüllt- er hat eine mächtige Burganlage erworben, die er liebevoll und akribisch umbauen lassen hat, zu einer modernen, von einer KI betriebenen Escape Room Adventure Anlage, die seinesgleichen sucht.
Zu den Testpersonen, die beim ersten „Lauf“ dabei sein dürfen, gehört auch Maxim, der selbst Betreiber einer Escape Room Kette ist und nun fürchtet, dass Nevios „Burg“, die völlig andere Maßstäbe setzt, seinen Locations den Rang ablaufen wird.
Außerdem mit von der Partie ist eine Influencerin, ein C Promi, der mit seiner aktuellen Geliebten anreist, was Nevio gar nicht gerne sieht, eine rätselsichere Frau, die bei Nevios Gewinnspiel den richtigen Riecher hatte und ein sauertöpfischer Geschichtsprofessor, der sämtliche historische Details, die die KI an die LED Wände wirft, auf Herz und Nieren prüfen soll.

Die Computerfachleute, die die KI überwachen, sind ebenfalls an diesem Wochenende vor Ort und zunächst sieht alles nach einem gelungenen PR Event aus.
Doch während des Testlaufs macht sich die KI plötzlich selbstständig und bringt die Rätseltruppe nebst Nevio, an den Rand des Wahnsinns. Mehr noch, schlimm anzusehende Gruselgestalten, die einen gar bösartigen, schwarzen Humor an den Tag legen, setzen den Teilnehmern ordentlich zu, auf ihrem Weg durch die Burg. Verschiedene Räume müssen durchquert werden bei diesem Abenteuer, doch des Rätsels Lösung gestaltet sich für jeden von ihnen als äußerst persönliches Momentum. Als einer von ihnen stirbt, begreifen die Teilnehmer langsam aber sicher den Ernst der Lage, denn scheinbar gibt es aus der Burg kein Entrinnen…

Ich bin schon seit der packenden „Vanitas“ Reihe ein Fan von Ursula Poznanskis Thrillern und war sogleich Feuer und Flamme, als ich von ihrem neuen Roman erfuhr, der einen sehr aktuellen Bezug hat. Denn KI (Künstliche Intelligenz) ist ja in allen möglichen Bereichen ein Thema, das die Menschen bewegt und zum Diskutieren anregt. Sollte man sich auf KI blind verlassen? Wenn man nach der Storyline dieses Thrillers geht, lautet die Antwort definitiv nein!
Der rote Faden, der sich durch die Geschichte zieht, ist jedoch die Frage nach dem Warum! Warum scheint die KI ihr eigenes Ding durchzuziehen, warum sind ausgerechnet Maxim und Konsorten ausgesucht worden für den Testlauf, Warum will Nevio sie für ihre Teilnahme so fürstlich entlohnen und kann eine KI tatsächlich grausam sein?
Der Weg zum Ziel gestaltet sich, dank Ursula Poznanskis bildhaftem Schreibstil als äußerst packend und atmosphärisch, aber auch ziemlich gruselig. Denn die Gestalten, die sich auf den LED Wänden tummeln, könnten einem wahren Horrorkabinett entsprungen sein und ihr schwarzer Humor trägt das übrige dazu bei, dass man nicht in der Haut der Teilnehmer stecken möchte, die neben körperlichen Entbehrungen den Horror am eigenen Leib erfahren müssen.
Besonders die Idee, einen der Teilnehmer auferstehen zu lassen, als KI generierte Figur, fand ich genial, denn seine trockenen, teils schwarzhumorigen Bemerkungen, sorgen für kleine Schmunzelmomente innerhalb der Story.
Zugegeben, ich hätte mir gewünscht, dass man etwas mehr über die persönlichen Hintergründe der Figuren erfahren hätte im Vorfeld, was jedoch andererseits schwierig geworden wäre, da Persönliches im Laufe der Story eine große Rolle spielt im Escape Room „Spiel“ aus dem blutiger Ernst wird.
Die Auflösung des Ganzen hätte ich, ehrlich gesagt, nie vermutet, doch sie ist schlüssig beschrieben und auch das Showdown am Ende des Romans konnte mich richtig packen.
Richtig gut gefallen hat mir vor allem, dass man beim Lesen das Gefühl bekommt, man wäre selbst mit anwesend, während die Figuren von Raum zu Raum gelotst und immer tiefer in das weit verzweigte Höhlensystem gelockt werden.
Man spürt am eigenen Leib die wachsende Verzweiflung der Romanakteure, die gewisse Gruppendynamik, den Frust, den Ärger und letztendlich entfesselte Gefühle.
Beim Lesen, wenn diverse Räumlichkeiten und künstliche Welten beschrieben wurden, habe ich oftmals gedacht, dass dieser Romanstoff unbedingt verfilmt werden müsste und hoffe jetzt erstmal darauf.

Kurz gefasst: Kann KI ein gefährliches Eigenleben entwickeln? Packender, atmosphärischer Escape Room Thriller mit feinen Horroreffekten gespickt.

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Veröffentlicht am 22.02.2024

Unterhaltsamer Historienschmöker

Die sizilianische Heilerin
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Da der Klappentext den Inhalt sehr gut wiedergibt, verzichte ich an dieser Stelle auf eine eigene Zusammenfassung.

Die sizilianische Heilerin ist ein historischer Roman der seine Leser ins Mittelalter ...

Da der Klappentext den Inhalt sehr gut wiedergibt, verzichte ich an dieser Stelle auf eine eigene Zusammenfassung.

Die sizilianische Heilerin ist ein historischer Roman der seine Leser ins Mittelalter entführt, in dem man sehr viel über den Zwist zwischen Franzosen und Sizilianern erfährt. Aber auch die äußeren Lebensumstände und die medizinische Versorgungen dieser Zeit kommen hier nicht zu kurz. Man spürt, dass die Autorin sehr akribische Hintergrundrecherche für ihren Roman betrieben haben muss und ich für meinen Teil war besonders interessiert an den medizinischen Vorgängen, wobei man vielleicht hier eine kleine Warnung an die etwas zartbesaiteteren Leser aussprechen sollte, denn manche Schilderungen sind vielleicht doch etwas realitätsnah beschrieben.
Aber eigentlich gehört dieser Punkt auch zu den positiven Aspekten des Romans.

Die Heldin der Geschichte, ist eine junge sehr couragierte Frau, die ihre Familie mit ihren besonderen Fähigkeiten als Heilerin unterstützt, wovon im Grunde alle profitieren. Doch trotzdem eckt Constanza wegen ihrer Andersartigkeit immer wieder an; schon allein durch ihre Optik, da Constanza im Gegensatz zum Rest der Familie blond ist, was dem Aberglauben ihrer recht beschränkt denkenden Familie immer wieder neue Nahrung gibt.

Die weibliche Hauptfigur war mir, trotz aller Vorliebe für starke Heldinnen, eine Spur zu selbstbewusst und frei denkend für die Epoche in die der Roman spielt, dennoch ist dies nur ein kleiner Kritikpunkt meinerseits.

Der Plot an sich war interessant, der Roman ließ sich gut lesen, dennoch war mir der Schreibstil persönlich etwas zu einfach ausformuliert, was jedoch auch alles Geschmackssache ist.

Da der historische Hintergrund und die Geschichte als solches jedoch informativ und ansprechend inszeniert wurden und ich mich gut unterhalten gefühlt habe, vergebe ich dennoch 4 Punkte.

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