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Veröffentlicht am 10.03.2021

Tolles Buch

Darling Rose Gold
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Zwei Vorab-Informationen möchte ich euch unbedingt direkt geben:
Mir hat der Roman hervorragend gefallen!
Alle, die aber viel Tempo in der Story brauchen, um Spannung zu empfinden – Finger weg! 😅

Der ...

Zwei Vorab-Informationen möchte ich euch unbedingt direkt geben:
Mir hat der Roman hervorragend gefallen!
Alle, die aber viel Tempo in der Story brauchen, um Spannung zu empfinden – Finger weg! 😅

Der Roman erzählt die Geschichte von Patty und Rose Gold Watts.
Rose Golds Kindheit ist geprägt von Arztbesuchen und Kummer. Verantwortlich dafür ist aber keine Krankheit, sondern einzig und allein ihre Mutter Patty. Patty leidet meines Erachtens am Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom und „redet“ ihrem Kind und den Ärzten erfolgreich die haarsträubendsten Krankheiten ein. Rose Gold hat starkes Untergewicht, verliert ihre Haare, hat schlechte Zähne... Erst sehr spät bemerkt das Mädchen, was ihr angetan wird und sie holt sich Hilfe. Es kommt zum Prozess und Rose Gold sagt gegen ihre Mutter aus. Patty landet im Gefängnis und verbüßt dort eine fünfjährige Haftstrafe, für das, was sie ihrer Tochter angetan hat. Trotz allem bietet Rose Gold ihrer Mutter an, nach der Zeit im Gefängnis bei ihr zu wohnen. Wieso tut sie das? Hat sie ihr verziehen oder plant sie Rache zu nehmen? 🤔🧐

Am Tag der Haftentlassung setzt der Handlungsstrang ein, der von Patty erzählt wird. Im zweiten Handlungsstrang erfahren wir aus Rose Golds Sicht, was in den fünf vergangenen Jahren passiert ist. Beide Handlungsstränge verlaufen parallel und haben mich total ans Buch gefesselt. 🤩

Die Spannung entsteht dabei – wie oben schon erwähnt – nicht durch rasante Handlungen und actionreiche Twists, sie baut sich langsam auf und ist rein psychologischer Natur. Extrem lang (eigentlich bis kurz vorm Finale) wusste ich nicht wirklich, wem ich trauen soll. Wer ist „das größere Opfer“? Wer ist die Böse/re? Was haben Mutter und Tochter mit der jeweils anderen vor?
Man muss dazu sagen, keine der beiden Frauen ist wirklich sympathisch, beide lügen und manipulieren. Aber das Ausmaß kann man als Leser/in nur erahnen. Und genau das fand ich unheimlich spannend. Auch der moralische Aspekt rückte immer wieder in den Vordergrund: "Wie würde ich handeln, wäre ich eine der beiden Figuren?" Natürlich passiert hin und wieder auch etwas Unvorhergesehenes, das die Spannung und den moralischen Konflikt beim Lesen anheizt. Keine Angst: Ihr müsst also nicht NUR in das kranke Innenleben von Mutter und Tochter blicken. 😅 Bevor es mir langweilig wurde, hat Stephanie Wrobel ein paar Enthüllungen eingebaut, die wieder für Abwechslung und Neugier bei mir sorgten. 🤩 Der Stil der Autorin gefiel mir dabei sehr gut.

Die Auflösung hat mich nicht überrascht, aber es gefiel mir, wie die Autorin den Roman zu Ende brachte und ließ mich zufrieden das Buch zuklappen. Übrigens: Mich hätte vermutlich nichts überraschen können. Am Ende habe ich nämlich beiden Figuren alles zugetraut. 😅🙈

Für mich ein tolles Psycho-Spielchen zwischen Mutter und Tochter!
Ich empfehle euch das Buch total gern weiter, wenn euch moralische Fragen und der Plot als solches ansprechen.
Bedenkt aber, dass es sich um einen Roman handelt. Die Spannung ist im Hintergrund immer zu spüren. Der Fokus liegt aber ganz klar auf den Figuren und deren kranken Psyche.

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Veröffentlicht am 01.03.2021

Spannender Justizroman

Verweigerung
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Die Handlung des Romans wird auf zwei verschiedenen Zeitebenen erzählt. Als Leser/in taucht man in die Zeit von vor 10 Jahren ein, als ein außergewöhnlich spektakulärer Gerichtsprozess Los Angeles in Atem ...

Die Handlung des Romans wird auf zwei verschiedenen Zeitebenen erzählt. Als Leser/in taucht man in die Zeit von vor 10 Jahren ein, als ein außergewöhnlich spektakulärer Gerichtsprozess Los Angeles in Atem hielt: Der Afroamerikaner Bobby Nock soll seine 15-jährige Schülerin Jessica Silver getötet haben, als diese drohte die intime Beziehung der beiden öffentlich zu machen. Die Leiche des Mädchens wurde nie gefunden. Die Indizien sprechen jedoch gegen Bobby Nock, er wird angeklagt.
Unter den Geschworenen befindet sich die Hauptfigur Maya, die Zweifel an Bobbys Schuld hegt. 10 Jahre später ist Maya erfolgreiche Anwältin und wir begleiten sie in einem zweiten Handlungsstrang. Anlässlich des Jubiläums des Gerichtsverfahrens wird eine Dokumentation gedreht werden, an der alle ehemaligen Geschworenen teilnehmen sollen. Initiiert wurde diese Zusammenkunft von Rick, ebenfalls ehemaliger Geschworener. Ihn hat dieser Fall nie losgelassen und er hat jahrelang weiter ermittelt. Beim Dreh der Dokumentation möchte Rick neue Beweise für Bobbys Schuld enthüllen. Bevor es jedoch dazu kommt, wird Rick tot aufgefunden – und Maya wird die Hauptverdächtige! Um ihre Unschuld zu beweisen, muss sie herausfinden, was wirklich vor 10 Jahren geschah. Nur so ist es möglich Ricks Mörder zu finden.

Für mich war das Buch tatsächlich neues Terrain. Justizromane lese ich sonst eher nicht, obwohl ich prinzipiell interessiert bin: Richterin Barbara Salesch, Law & Order, Die Jury… mag ich alles! 🤩 Also wurde es einfach Zeit für ein solches Buch.
Mich persönlich hat das Cover ja angelockt. Ich finde die Farben und die Palmen einfach wunderschön! 😍 Prinzipiell hat das Cover allerdings sehr wenig mit dem Buch gemein. Die einzige Verbindung ist der Handlungsort Los Angeles.

„Es war besser – so hatte sie argumentiert -, dass zehn Schuldige freigelassen würden, als dass ein einziger Unschuldiger fälschlich verurteilt wurde.“ S. 19 eBook

Graham Moore wählt für beide Zeitebenen eine neutrale Erzählperspektive und lange Kapitel, die jedoch in kürzere Absätze unterteilt sind (mir ist es wichtig das zu erwähnen, ich mag nämlich keinen langen Kapitel). Der Schreibstil war auf jeden Fall sehr angenehm und ließ sich flüssig lesen. Spannend fand ich, dass der Autor in den Vergangenheitskapiteln immer einen anderen der 12 Geschworenen in den Mittelpunkt rückte. So lernte man die Figuren alle besser kennen, konnte eine Verbindung zu ihnen aufbauen. Das erleichterte die Zuordnung der vielen Namen und erzeugte außerdem Spannung, da jeder Geschworene Geheimnisse und Probleme hatte, die ihn (oder sie) verdächtig wirken ließ. 🧐

Hin und wieder kam es zu minimalen Längen, da der Autor immer wieder moralische Fragen aufwarf und das weite Feld des Rassismus thematisierte. Der Großteil des Buchs war aber absolut fesselnd! Immer wieder kamen neuen Fakten hinzu, die die Ereignisse in der Gegenwart und in der Vergangenheit in ein anderes Licht rückten, es tauchten Verbindungen auf, nur damit sie kurze Zeit später wieder als lose Enden ihr Dasein fristeten. Bis 50 Seiten vor dem Ende tappte ich immer noch gänzlich im Dunkeln… und dann kam endlich der große Aha-Effekt. Alle losen Enden wurden hervorragend verknüpft und ergaben plötzlich ein ganz klares Bild!
Nie im Leben hätte ich diese Auflösung erraten.
Das war wirklich überraschend. 🤩



Für alle, die das Justizsystem in den USA spannend finden; für alle, die Law & Order mögen; für alle, die mal etwas anderes als Thriller lesen wollen; für Fans von Joël Dicker: Hier seid ihr richtig! Ein spannendes Buch über Recht und Gerechtigkeit, das aufzeigt, dass das nicht immer dasselbe ist!

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Veröffentlicht am 01.03.2021

Regt zum Nachdenken an - tolles Buch

Die Mitternachtsbibliothek
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Es hat mich berührt, es hat mich traurig gemacht, schmunzeln lassen und es hat mich zum Nachdenken angeregt. 💕🧘‍♀️

Die Kapitel des Buchs beginnen tatsächlich so: „27 Stunden bevor Nora Seed beschloss ...

Es hat mich berührt, es hat mich traurig gemacht, schmunzeln lassen und es hat mich zum Nachdenken angeregt. 💕🧘‍♀️

Die Kapitel des Buchs beginnen tatsächlich so: „27 Stunden bevor Nora Seed beschloss zu sterben“. Da musste ich erstmal schlucken! 🥺 Selbstmord ist für mich seit jeher ein Thema, das mich berührt und unendlich traurig macht. Das Leben ist ein so wundervolles Geschenk. Es gibt natürlich für uns alle mal gute und mal schlechte Tage. ☯️ Ich weiß aber auch, dass es psychische Krankheiten, Missbrauch, Armut und andere schreckliche Dinge auf dieser Welt gibt und dass Menschen daran so sehr verzweifeln können, dass sie Suizid als einzige Lösung sehen. Ich persönlich finde es erschreckend und traurig, dass Selbstmorde begannen werden. Ganz besonders trifft es mich, wenn junge Menschen diesen Ausweg aus dem Leben wählen. 😥

In "Der Mitternachtsbibliothek" sieht auch Nora Suizid als einzige Lösung an. Sie hatte es in ihrem bisherigen Leben nicht immer leicht. Aber dennoch hatte sie großartige Möglichkeiten, die sie ungenutzt zurückgelassen hat. Die Reue, die sie aufgrund ihrer gefällten Entscheidungen verspürt, macht es ihr zusätzlich schwer, da sie ein sehr pessimistischer und nachdenklicher Mensch ist. Dieser Schwermut zeigt sich allein in ihrem Abschluss: Sie hat Existenzphilosophie studiert. Wer macht denn sowas?! Ich hab alle Hände voll damit zu tun, zu existieren. Ich habe keine Zeit dazu, mich zu fragen, warum. 😅😉

Zum Inhalt: Nora hat Depressionen, Ihre Eltern sind gestorben, ihr Bruder spricht nicht mit mehr ihr, ihr Kater ist tot am Straßenrand gefunden wurden, ihr wurde der Job gekündigt... und als sie meint, komplett am Tiefpunkt angekommen zu sein, beschließt sie sich umzubringen. 🥺 Doch dann „wacht“ sie plötzlich in der Mitternachtsbibliothek auf. Ein Ort, an dem es immer 0:00 Uhr ist – irgendwo zwischen Leben und Tod. Hier bekommt sie die Möglichkeit Leben zu leben, die sie hätte haben können. Sie darf die Leben „anprobieren“. Wenn es ihr gefällt, darf sie in diesem Leben bleiben. Wenn es ihr nicht gefällt, kehrt sie in die Bibliothek zurück und darf das nächste ihrer möglichen Leben austesten. Wow, das würde ich auch gern mal probieren! 🤩 Jedes Leben scheint jedoch eine große Katastrophe zu sein und Nora fühlt sich bestätigt in ihrer Entscheidung der Selbsttötung. Sie lernt jedoch (wenn auch langsam) dazu, während sie allerhand austestet: Ein Leben als Gletscherforscherin, als Ehefrau, als Musikerin, als Olympiasiegerin… Wie es ausgeht und ob Nora ein passendes Leben findet, müsst ihr jedoch selbst herausfinden.

„Die Mitternachtsbibliothek“ unterhielt mich hervorragend und nicht nur Nora lernte viel, sondern machte auch mir wieder einige wichtige Dinge bewusst.

🥰 Sei dankbar auch für die kleinen "selbstverständlichen" Dinge.
🕚 Lebe nicht in der Vergangenheit.
👩‍🏫 Lerne aus deinen Entscheidungen.
👩 Jeder Fehler macht dich zu der Person, die du jetzt bist, also bereue ihn nicht!

Matt Haig hat hier einen großartigen, kurzweiligen Roman über das Leben geschrieben, der so viele wichtige Werte vermittelt.
Keine Sorge: Es bleibt nicht so pessimistisch, wie es beginnt. Es ist auch keinesfalls so schwermütig geschrieben, wie ihr jetzt vermuten könntet. Der Stil ist leicht und man fliegt wirklich durch die Seiten. Das Buch ist lebensbejahend und Futter für die Seele! 🤩
Ich habe das Lesen total genossen und mit Nora mitgefiebert. Es machte sehr viel Spaß die verschiedenen Leben mit ihr zu testen. Ruckzuck war das Buch in einem Rutsch (na gut in drei Rutschen 🤣) durchgelesen. 😉

Ich kann gar nicht viel mehr dazu schreiben.
Lest es einfach! 😅
Ich empfehle das Buch sehr gern weiter.

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Veröffentlicht am 10.02.2021

Guter Ansatz aber ausbaufähig

Sechs Leben
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Die Thematik des Buchs hat mich sofort angesprochen: Stell dir vor, du lebst in einer Welt, in der man ein Leben haben könnte. Ein Leben wie wir es hier aktuell alle haben. Es gibt aber auch Personen, ...

Die Thematik des Buchs hat mich sofort angesprochen: Stell dir vor, du lebst in einer Welt, in der man ein Leben haben könnte. Ein Leben wie wir es hier aktuell alle haben. Es gibt aber auch Personen, die das Privileg haben bis zu sieben Leben leben zu dürfen. 😱
91 Prozent der Menschen sind Monoleben und müssen wie du und ich damit zurechtkommen. Die restlichen neun Prozent der dortigen Bevölkerung sind Multileben. Das Ergebnis, wie viele Leben dir zur Verfügung stehen, bekommst du mit 15 Jahren durch einen genetischen Test mitgeteilt. 🤩

Die Hauptfigur, der 15-jährige Gabriel, hat kurz vor Beginn des Buchs sein Testergebnis bekommen: Er hat SECHS LEBEN, die titelgebend sind. Sechs Leben haben gerade mal ein Prozent der Menschen! Er ist ein verdammter Glückspilz! Leider geht er mit seinem Glück und seinen Leben nicht sehr vorsichtig um. Wieso auch? 🤷‍♀️ Es bleiben ja fünf Leben übrig, falls ihm etwas passiert und er sterben würde. 15-Jährige sind nicht gerade sehr weitdenkend... Du kennst das sicher, wir waren ja alle mal 15. 😅🙈

Dieser Luxus mehr Leben zu haben als Andere, bringt auch Probleme mit sich. Was fängt man mit seinen Leben an? Erlernt man einen gefährlichen Beruf, den sich Monos nicht zutrauen? Rettet man Leben? Muss man etwas bedeutsames schaffen, wenn man siebenmal so viel Zeit hat? Geht man eine Beziehung als Multi lieber nur mit anderen Multis ein oder kann man sich auch in einen Mono verlieben? Ist man ein Held, wenn man eines seiner vielen Leben für jemand anderen opfert oder ist das selbstverständlich?
Das Buch wirft viele solcher Fragen auf, die mich nachdenklich gestimmt haben und definitiv Diskussionsstoff bieten. 🔥

Bezüglich des Schreibstils bedient sich das Buch, einem Jugendbuch angemessen, einer einfachen Sprache und kurzen Kapiteln, die sich flüssig lesen lassen. Den Beginn macht das Kapitel mit dem Namen „Sechs“. Jedes Leben ein neues Kapitel. Wie viele Leben Gabriel bleiben? Das müsst ihr selbst herausfinden! 👀

„Sechs Leben“ hat mich gut unterhalten und sich schnell gelesen. Es regt zum Nachdenken an und ist sicher für Schulklassen eine tolle Lektüre, da es viele Szenen gibt, die sich diskutieren lassen.
Für Vielleser und Fans ausgereifter Dystopien ist es jedoch nicht empfehlenswert. Die Welt und die Charaktere bleiben leider viel zu blass. Der Fokus liegt eindeutig auf den moralischen Aspekten.
Von mir gibt es also nur eine eingeschränkte Empfehlung.

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Veröffentlicht am 22.01.2021

Das erste Jahreshighlight!

Wenn Schweigen tötet
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„Wenn Schweigen tötet“ war mein erstes Buch von John Marrs und ich wurde nicht enttäuscht. Das Cover hat mir direkt sehr gut gefallen, da es so toll zum Klappentext passt:
„Nina kann Maggie niemals verzeihen, ...

„Wenn Schweigen tötet“ war mein erstes Buch von John Marrs und ich wurde nicht enttäuscht. Das Cover hat mir direkt sehr gut gefallen, da es so toll zum Klappentext passt:
„Nina kann Maggie niemals verzeihen, was sie getan hat. Und sie kann sie niemals gehen lassen. Jeden zweiten Abend essen Maggie und Nina zusammen. Wenn sie fertig sind, bringt Nina Maggie zurück in ihr Zimmer im Dachgeschoss und legt sie in Ketten. Denn Maggie hat Dinge getan, die unverzeihlich sind, und jetzt bezahlt sie den Preis dafür. Aber in der Vergangenheit gibt es vieles, was Nina nicht weiß, und Maggie wird dafür sorgen, dass es so bleibt – auch wenn es sie tötet. Denn in diesem Haus ist die Wahrheit gefährlicher als jede Lüge.“
Die Plotidee gefiel mir auf Anhieb ausgesprochen gut und ich wurde direkt nach wenigen Seiten das erste Mal vom Autor überrascht, da ich die Beziehung und das Alter der beiden Frauen ganz anders eingeschätzt hatte. Ich verrate euch an dieser Stelle aber nichts, um auch euch die Überraschung zu lassen. Es sei nur so viel gesagt, dass dies bei Weitem nicht die einzige Überraschung war, die mir der Autor vor den Latz geknallt hat.
Das Buch wird aus der Ich-Perspektive von Nina und Maggie erzählt, was mir sehr gut gefiel. Man konnte sich in beide Figuren hervorragend hineinfühlen, obwohl beide Frauen – nennen wir es „psychisch ganz schön aus der Reihe tanzen“. Der Autor mutet seinen Charakteren und den Lesern emotional eine echte Achterbahnfahrt zu. Nichts ist, wie es scheint. Ständig änderte sich meine Einstellung zu den beiden Hauptfiguren. John Marrs stellte mich beim Lesen vor einige moralische und ethische Fragen. Auch der Begriff „Schuld“ spielt im Buch eine zentrale Rolle. Wer hat sie auf sich geladen, in welchem Ausmaß und warum? Wie würde man selber handeln, wenn man in Ninas oder Maggies Haut stecken würde? Ein spannendes Thema!
Die Handlungsstränge des Buchs spielen in verschiedenen Zeitebenen. Es gibt eine Handlungsebene vor 25 Jahren, eine vor zwei Jahren und es gibt die Gegenwart. Geschickt hat Marrs diese Zeitebenen und die wechselnde Erzählperspektive eingebaut (Wichtig: Ohne, dass es anstrengend wurde, sich als Leser zu orientieren.). Nach und nach werden Geheimnisse gelüftet, Puzzleteile ergänzt oder eben auch komplett gewendet und zack siehste auf einmal, es ist gar kein Puzzle, sondern ein Memory-Spiel und du hast die ganze Zeit ein falsches Spiel gespielt und wunderst dich, warum du nicht gewinnst.
Neben den schon erwähnten Punkten hat mich besonders die Atmosphäre im Buch angesprochen. Auch wenn (für kurze Zeit) mal kein Puzzleteil enttarnt wurde, hat es mich unheimlich gefesselt von Ninas und Maggies Alltag oder Vergangenheit zu lesen. Die kurzen Kapitel haben ihr übriges getan, dass ich einfach weiterlesen MUSSTE! Und wenn ich das nicht konnte, weil ich arbeiten war oder kochte, ertappte ich mich immer wieder dabei, wie ich an die zwei Frauen und ihre schwierige Beziehung dachte.
Und nun zu einem sehr wichtigen Punkt bei Psychothrillern: Das Ende. Dazu kann ich auch nichts verraten ohne massiv zu spoilern, aber es war in meinen Augen absolut stimmig und genauso gut wie das restliche Buch!
Es ist noch sehr früh im Jahr, aber ich wage mich aus dem Fenster zu lehnen und sage euch: Das hier ist definitiv ein Lesehighlight 2021!

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