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Veröffentlicht am 07.03.2019

Seelische Gewalt und ihre Folgen

Der Feind an meiner Seite
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Johanna Winter studiert noch, als sie Rolf kennenlernt. Relativ schnell verliebt sie sich in ihn und tut alles, um ihm zu gefallen. Zu spät erkennt sie, dass ihr Partner eine narzisstische Persönlichkeitsstörung ...

Johanna Winter studiert noch, als sie Rolf kennenlernt. Relativ schnell verliebt sie sich in ihn und tut alles, um ihm zu gefallen. Zu spät erkennt sie, dass ihr Partner eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hat. Sie heiraten, bekommen zwei Kinder und führen eine Bilderbuch-Ehe. So denken zumindest Außenstehende. Rolf versteht es, die Fäden so zu spinnen, dass niemand ahnt, was sich hinter verschlossenen Türen abspielt. Rolf manipuliert, demütigt und misshandelt seine Frau. Und Johanna erträgt es. Sucht die Fehler bei sich, versucht ihm gerecht zu werden. Sie trägt als Illustratorin zum Familieneinkommen bei, kümmert sich um die Kinder, arbeitet unentwegt an Haus und Garten. Doch nichts ist Rolf genug.

Die Autorin schildert aus ihrer Sicht die Jahre ihres Kennenlernens bis hin zur Scheidung sowie den fortwährenden und teils noch andauernden Rechtsstreitigkeiten.

Da die Autorin hier von ihren eigenen Erlebnissen berichtet, sind die Geschehnisse im Buch sehr detailreich und emotional beschrieben. Man fühlt die Hilflosigkeit, die Johanna gespürt hat. Man merkt ihre Verzweiflung, ihre Wut und ihre Resignation. Selbst jetzt – Jahre später, sieht man, dass sie sich teils immer noch mit der abschätzenden Brille betrachtet, die Rolf ihr aufgesetzt hat.

Ich fand viele der geschilderten Ereignisse erschütternd. Wie kalt und berechnend ein Ehemann und Vater sich gegenüber seiner Frau und seinen Kindern verhalten kann, ist unfassbar widerwärtig. Mir fielen während des Lesens dermaßen viele wüste Beleidigungen für diesen widerlichen Haufen Abschaum ein, dass ich über mich selbst erschrocken war. In solchen Momenten wünschte ich mir sehr, dass das Karma irgendwann, wenn Rolf am wenigsten damit rechnet, in voller Härte zuschlägt und ihn für sein jahrelanges Fehlverhalten büßen lässt.

Ich finde es sehr mutig von Johanna Winter, dass sie dieses Buch geschrieben und veröffentlicht hat. Wenn es nur einer anderen Frau hilft, sich aus einer ähnlichen Lage zu befreien, dann hat das Buch in meinen Augen seinen Zweck erfüllt. Außerdem sollte es jedem, der es liest, zeigen, dass man es gar nicht so schlecht hat, wie man vielleicht oftmals denkt.
Lobend erwähnen möchte ich noch, dass das Buch sehr stringent geschrieben ist. Die Geschehnisse werden chronologisch „abgearbeitet“ ohne zu viel vorzugreifen oder unnötig zu erläutern und zu verweisen.

Ein lesenswertes Buch über eine Ehe, die für Johanna Winter zu ihrer persönlichen Hölle wurde, aus der sie keinen Ausweg sah. Es macht Hoffnung zu sehen, wie sie es geschafft hat, sich aus Rolfs Wirkungskreis zu befreien. Ich wünsche ihr und den Kindern sehr, dass sie es weiterhin so gut meistern.

Veröffentlicht am 21.02.2019

Fesselnd, rasant, Abgeschlagen

Abgeschlagen
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Paul Herzfeld ist zurück – Was war das für eine tolle Nachricht! Ich habe „Abgeschnitten“ so geliebt. Es war klar, dass ich unbedingt das neue Buch lesen wollte. Hier schreibt Michael Tsokos zwar ohne ...

Paul Herzfeld ist zurück – Was war das für eine tolle Nachricht! Ich habe „Abgeschnitten“ so geliebt. Es war klar, dass ich unbedingt das neue Buch lesen wollte. Hier schreibt Michael Tsokos zwar ohne Unterstützung von Sebastian Fitzek, aber er beweist eindrucksvoll, dass er auch ohne ihn spannende Bücher schreiben kann. Wie erwartet, ist hier also ein höherer True Crime-Aspekt eingeflossen, der mir jedoch sehr zugesagt hat.

Ganz ohne Einschlag von Sebastian Fitzek kam Tsokos dann übrigens doch nicht aus. Fitzeks Kinderbuch „Pupsi und Stinki“ hat einen kleinen Chameo-Auftritt in „Abgeschlagen“. Das fand ich ganz neckisch und sicher hat sich auch der Co-Autor von „Abgeschnitten“ darüber gefreut. Außerdem fand ich es recht amüsant als sich Michael Tsokos mit folgendem Satz selbst aufs Korn nahm: „Tomforde schüttelte den Kopf. `Wir sind doch hier nicht in einem Thriller. Das ist mir viel zu konstruiert.`“

Nun aber Fangirl-Modus aus und ab zum Inhalt: Bereits die ersten Seiten des Buchs schlugen ein wie ein Feuerwerk – wow! Eine Spannung, eine Atmosphäre, die man beinahe schmecken konnte. Ich glaube, mein Blutdruck ist direkt nach wenigen Zeilen in die Höhe geschossen.
Nach dem fulminanten Prolog teilt sich das Buch in drei Teile auf. Teil Eins spielt 3,5 Jahre zuvor. Teil Zwei und Drei zur Zeit des Prologs. Auch Teil Eins, der recht kurz war, hat mir den Atem geraubt. Wie bei einem Rechtsmediziner zu erwarten, schreibt Tsokos sehr detailverliebt über Oduktionen, Verletzungen und dergleichen. Das wurde mir direkt im ersten Abschnitt des Buchs wieder bewusst. Ich war dann doch froh, noch nicht gefrühstückt zu haben. Zartbesaitete sollten das beim Lesen vielleicht auch bedenken.

Je weiter die Geschichte dann voranschritt, umso kürzer und knackiger wurden die Kapitel, die uns Tsokos präsentierte. Das hat die Spannung toll vorangetrieben und mich echt durch die Seiten fliegen lassen. Ich kam mir vor wie in einem Actionfilm. Vor jedem Kapitel findet der Leser Datum, Zeit und Ortsangaben – aufgrund der häufigen Schauplatzwechsel und der immer kürzer werdenden Kapitel, empfand ich dies als sehr hilfreich, um gut in der Geschichte zu bleiben. Tsokos lässt den Leser/die Leserin durch kursiv dargestellte Abschnitte auch an den Gedanken seiner Figuren teilhaben. Dadurch konnte ich mich sehr gut in die jeweilige Person denken und mit ihr fühlen. Gegen Ende des Buchs gab es außerdem viel mehr Dialoge als zu Beginn. Das hat das Buch und vorallem das große Finale sehr lebendig gemacht. Auch die Sprache und bildlichen Beschreibungen, die Tsokos immer wieder einbaute, waren gut gewählt:
„In seinem Körper sammelten sich immer mehr kleine Angstpartikel, die sich in seinem Magen zu einem Stein aus Furcht zusammenballten.“

Die Charaktere gefielen mir. Herzfeld mochte ich bereits in „Abgeschnitten“ total gern. Seit ich den Film gesehen habe, stelle ich ihn mir übrigens wirklich als Moritz Bleibtreu vor.
Paul Herzfeld ist ehrlich, leidenschaftlich, auch mal aufbrausend, liebender Familienvater, besitzt hohe Moralvorstellungen und unheimlich viel Kompetenz im Bereich der Rechtsmedizin. Er ist auch mit Abstand die Figur, die am meisten Tiefe im Buch bekommen hat.
Der Polizist Tomforde gefiel mir ebenfalls gut. In einigen Punkten waren sich Herzfeld und er sehr ähnlich. In anderen Punkten ticken sie vollkommen unterschiedlich. Das liegt vermutlich an den geleisteten Dienstjahren, die Tomforde schon hinter sich hat. Bei manchen Dingen stumpft man ab und möchte einfach schnell zur Lösung kommen.
Volker Schneider wurde auch tiefer gezeichnet. Er ist mir direkt unsympathisch gewesen – was sicher von Tsokos auch so gewollt war. Ein richtig arrogantes Ekelpaket mit dem Hang zur Selbstüberschätzung. Ach was sag ich: Selbstverherrlichung trifft es wohl eher. Der Typ Chef, den man nie und nimmer haben möchte. Der Typ Mensch, dem man nie begegnen will.
Hausmeister Hansen, der alte Seebär, gefiel mir auch richtig gut. Wie bereits in „Abgeschnitten“ kommt auch hier dem Hausmeister wieder eine besondere Rolle zu. Mehr kann ich jedoch nicht verraten.
Viele der anderen Figuren, z.B. Petra Schirmherr, Lucia Tattoli, Margret Schalck usw., blieben für mich eher blass. Das störte mich ehrlich gesagt aber kein bisschen.

Toll fand ich übrigens, dass das Buch im Norden spielte und ich einige Orte wieder erkannt habe: Eckernförde, die Schleibrücke, die Mühle in Kappeln. All dies ist mir aus den letzten Sommerurlauben vertraut und wurde vom Autor sehr schön beschrieben und unaufdringlich in Szene gesetzt.

Der Plot von „Abgeschlagen“ gefiel mir ausgesprochen gut, wenn ich auch recht schnell das richtige Bauchgefühl bezüglich des Ausgangs hatte. (Natürlich nicht in allen Einzelheiten und in der Komplexität wie von Tsokos dargestellt. Aber die Intention war da.) Einen kleinen Abzug gebe ich dafür, dass nicht alle Aspekte der Handlung am Ende des Buchs abschließend für mich geklärt waren – z.B. geht es hier um einen Anruf von Margret Schalck. Auch passten gewisse „Fehler“ nicht zu der sonst so korrekten Art mancher Figuren. Aber dies sei dem Autor verziehen, da „Abgeschlagen“ sonst wohl recht schnell geendet hätte.

Das Ende als solches war wider Erwarten nicht komplett abgeschlossen. Im Nachwort erfuhr ich dann, dass es mit Paul Herzfeld weitergehen wird. Das freut mich persönlich sehr. Und alle, die mich kennen, wissen, dass ich normalerweise kein Fan von Reihen bin. Ich vermute, dass es aufgrund des leicht offenen Ausgangs wohl zu einem Wiedersehen mit der einen oder anderen Figur kommen wird und bin jetzt schon wieder sehr gespannt darauf. Ich empfehle das Buch allen Fans von „Abgeschnitten“, Michael Tsokos und True Crime-Thrillern sowie all jenen, die es werden möchten. Ein fesselndes Buch mit rasantem Tempo.

Veröffentlicht am 18.12.2018

Justiz-Thriller mit tollem Schreibstil - Leseempfehlung!

Ich vernichte dich
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Rezension „Ich vernichte dich“ von Brad Parks

Melanie Barrick hat das Gefühl in einem Alptraum gefangen zu sein als man ihren Sohn den Behörden übergibt. Zu Anfang des Buchs ist sie sehr impulsiv und ...

Rezension „Ich vernichte dich“ von Brad Parks

Melanie Barrick hat das Gefühl in einem Alptraum gefangen zu sein als man ihren Sohn den Behörden übergibt. Zu Anfang des Buchs ist sie sehr impulsiv und kann nicht fassen, was ihr da vorgeworfen wird und von wem. Niemals würde sie sich oder ihre Familie in Gefahr bringen. Je tiefer sie in die Mühlen des Gesetzes gerät, umso weniger kämpft sie. Das ist anhand der Situation und Gegebenheiten nur allzu verständlich. Man kann ihre Hilf- und Ratlosigkeit förmlich spüren und leidet mit ihr. Melanie selber wuchs in mehreren Pflegefamilien und Kinderheimen auf. Allein aus diesem Grund würde sie nie etwas tun, was die gleiche schreckliche Kindheit und Jugend für ihren Sohn Alex bedeuten würde. Ich selber hatte keine Minute einen Zweifel an ihrer Unschuld. Aus ihrer Verzweiflung hinaus, fängt Melanie an selber zu ermitteln. Es sind nur Kleinigkeiten, denen Sie auf die Spur geht. Das empfand ich nicht als unrealistisch. Irgendetwas möchte sie einfach tun, um ihre Unschuld zu beweisen.

Im zweiten Handlungsstrang der Geschichte begleitet man die Staatsanwältin Amy Kaye. Sie ist einem Serien-Vergewaltiger, der „der Flüsterer“ genannt wird, auf der Spur und parallel mit dem Fall von Melanie Barrick betraut, die von der Presse nur noch als die „Koks-Mami“ betitelt wird. Ich mochte Amy zu Beginn – sie wurde authentisch und lebendig dargestellt. Doch je verzweifelter sie versucht den Vergewaltiger zu fassen, umso unlogischer handelt sie teilweise. Sie verbeißt sich in Fakten und verliert das große Ganzen genauso aus den Augen, wie kleine Details im Fall Barrick.

Außerdem gibt es ein paar wenige Kapitel, die aus Sicht eines unbekannten Ehepaars geschrieben sind. Dieses Paar profitiert von Melanie´s Schicksal. Diese Kapitel wirken äußerst geheimnisvoll und geben das gewisse „Etwas“.

Die Kapitelwechsel zwischen den beiden Fällen waren angenehm und hinterließen thriller-würdig den einen oder anderen Cliffhanger. So hielt Brad Parks den Spannungsbogen die meiste Zeit auf einem sehr angenehmen aber hohen Level.

„Ich vernichte dich“ würde ich persönlich als Justiz-Thriller beschreiben. Auch wenn er nicht so angepriesen wird, erfährt man doch viel darüber wie das amerikanische Justizsystem funktioniert und über die Arbeit von Staatsanwaltschaft und Verteidigung. Ich persönliche finde diese Dinge sehr interessant und mag es, wenn ein Buch Wissen vermittelt ohne aufdringlich zu sein.

Nach und nach hat der Autor dann die beiden Handlungsstränge miteinander verwoben. Am Anfang konnte ich mir absolut nicht vorstellen, wie die Fälle zusammen gehören. Geschickt hat Brad Parks hier kleine Spuren gelegt, die den Leser aber lange Zeit im Dunkeln tappen lassen. Super!

Die Atmosphäre von „Ich vernichte dich“ war aufgrund des großartigen Schreibstils sehr angespannt und fesselnd. Man litt mit Melanie und konnte kaum glauben, wenn weitere Beweise gegen sie auftauchten. Recht schnell war klar, dass es jemand auf sie abgesehen hatte.

Das Ende des Romans war für mich ebenfalls durchaus gelungen – besonders die Gerichtsverhandlung war grandios. Ich konnte mich während des Lesens nicht auf eine Theorie festlegen und hatte dann drei alternative Täter-Theorien. Mit einer meiner Vermutungen lag ich richtig – wenn auch nicht bis ins Detail.

Die Auflösung war für mich äußerst stimmig. Lediglich am Ende drehte der Autor dann typisch amerikanisch noch einmal auf und ließ es zu einem großen Showdown kommen. Das hätte ich eher nicht gebraucht, da auch der Rest des Buchs eher ruhig und eindringlich war, wirkte das etwas aufgesetzt.

Mit „Ich vernichte dich“ ist Brad Parks ein toller Thriller gelungen, der Fans von Serien wie „Law & Order“ sehr gut unterhalten sollte. Wenn man vor „Ich vernichte dich“ kein Fan des Autors war, so ist man es mit großer Sicherheit danach. 4,5 Sterne von mir.

Veröffentlicht am 04.09.2018

Chaos, Kitsch, Romatik, Witz - und ab geht die wilde Fahrt

Im Zweifel ist es Liebe
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Rezension „Im Zweifel ist es Liebe“ von Leonie Wieck
erschienen am 01.07.2018

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Liebe nach Plan - oder doch nicht?

Lena ist 34, Single und hat langsam aber sicher ...

Rezension „Im Zweifel ist es Liebe“ von Leonie Wieck
erschienen am 01.07.2018

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Liebe nach Plan - oder doch nicht?

Lena ist 34, Single und hat langsam aber sicher Torschlusspanik. All ihre Versuche, einen netten Mann kennenzulernen, enden in einer mittelschweren Katastrophe. Der vorläufige Höhepunkt: Bei einem Flirtversuch in ihrem Lieblingscafé bekommt Till, das Objekt ihrer Begierde, einen allergischen Schock und muss direkt ins Krankenhaus.

Frustriert beschließt Lena, die Männersuche fortan strategischer anzugehen. Sie entwickelt ein ausgeklügeltes Testsystem und nutzt jede Gelegenheit, um geeignete Kandidaten kennenzulernen. Immer wieder läuft ihr dabei Till über den Weg. Der ist allerdings gar nicht auf der Suche nach einer Frau, sondern recherchiert für einen Artikel über Partnersuche. So unter Beobachtung tut sich Lena natürlich schwer und stolpert von einem Fettnäpfchen ins nächste - bis sie erkennt, dass jeder Test überflüssig wird, wenn eine Bedingung erfüllt ist: die Liebe.

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Ein Thriller-Autor, der unter einem weiblichen Pseudonym einen Liebesroman schreibt?! Sowas kann ich mir nicht entgehen lassen.

Nach einer gescheiterten Beziehung beschließt die Protagonistin Lena die Partnerwahl strategisch anzugehen. Um Prince Charming endlich zu finden, denkt sie sich für ihre Mr. Right-Anwärter verrückte, kleine Tests aus. Dabei schlittert sie von einem Fettnäpfchen zur nächsten Katastrophe.
Ihr erstes „Opfer“ Till ist dabei zufälligerweise auch immer zur Stelle und wird Zeuge ihrer ganzen Verrücktheiten.

Als Leser hatte man einige Momente, bei denen man schmunzeln musste aber auch kopfschüttelnd da saß und dachte: „Nein, das macht sie jetzt nicht wirklich!“, und schwupps – hat sie es doch getan.

Ich hoffte, während ich das Buch las, dass es erstens nicht wirklich solche verrückten Hühner wie Lena gibt und zweitens, dass dies kein vorherrschendes Denken über uns Frauen widerspiegelt.

Lena ist zwar voller Tatendrang und meistens sehr schlagfertig, sie ist aber auch sehr, sehr impulsiv und chaotisch. Ich gehe jedoch davon aus, dass Leonie Wieck die Figur mit Absicht so überspitzt gezeichnet hat. Als ich nämlich über den spontan einberufenen Mädelsabend im Buch las, schauderte es mich direkt wieder. Eine von Lena´s Freundinnen ist eine total hübsche, taffe Karrierefrau und die zweite Freundin ist ein „Hobby-Hippie“ mit Hang zu Yoga, Selbsthilfegruppen und Meditation. Da man die Charaktere unter Nutzung jeglicher Klischees nicht hätte unterschiedlicher gestalten können, glaube ich hier wollte uns der Autor mit Absicht Extreme vor die Augen führen.

Till wiederum ist nicht ganz so eindeutig einer Ecke zuzuordnen. Er ist meist der Lässige, mit einem lockeren Spruch auf den Lippen, was natürlich auch der Story geschuldet ist. Immerhin wird er regelmäßig Zeuge davon, wie sich Lena bei ihrer Männersuche blamiert.

Hervorzuheben sind die tollen Dialoge zwischen den beiden Hauptfiguren. Immer wieder war es ein Genuss, wenn die beiden aufeinander trafen und sich ein Wortgefecht nach dem nächsten lieferten.

Das bringt mich auch schon auf einen anderen Punkt zu sprechen: Der Schreibstil war sehr angenehm. Die Geschichte liest sich leicht und flüssig und die Sprache ist abwechslungsreich. Hier und da gab es kleinere Passagen, die man hätte kürzer fassen können, die aber kaum der Rede wert sind. Man muss sich auf die Geschichte einlassen, dann hat man viel Spaß beim Lesen – auch wenn ich die Sprüche und Gags an manchen Stellen etwas übertrieben fand.

Etwas zu abgedroschen fand ich die letzte „Action-Szene“. Hier kam ich mir vor wie in einem verrückten Roadmovie. Dafür war jedoch das Ende sehr gut gewählt und ließ mich zufrieden das Buch zuschlagen.

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Danke an Leonie Wieck und den Verlag für das Bereitstellen eines Rezensionsexemplars.

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Fazit: Fans von Liebesromanen, -komödien, Roadmovies, Romantik und anderen Verrücktheiten kommen hier voll auf Ihre Kosten. Alle, die es jedoch lieber härter und blutig mögen (ich rede von Büchern!), wissen jetzt, worauf sie sich einlassen. Ich gehöre eher zu Letzteren und hatte trotzdem viel Spaß beim Lesen.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Gelungener erotischer Roman!

Dirty Love: Ich will dir gehören!
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„Dirty Love – Ich will dir gehören“ – erschienen am 02.07.2018 im MIRA Taschenbuch Verlag – konnte ich im Rahmen einer Leserunde auf lovelybooks lesen. Vielen Dank für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars, ...

„Dirty Love – Ich will dir gehören“ – erschienen am 02.07.2018 im MIRA Taschenbuch Verlag – konnte ich im Rahmen einer Leserunde auf lovelybooks lesen. Vielen Dank für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars, welches meine Meinung in keinerlei Hinsicht beeinflusst hat.

Das Cover hat mich direkt auf das Buch aufmerksam gemacht, obwohl ich kein sonst wenig Liebes-/Erotikromane lese. Ein stilvoll gekleideter Mann auf einem Ledersessel, die Hand grüblerisch an seinem Kinn, … sein Gesicht bleibt jedoch bis auf einen Bartschatten und sinnliche Lippen verborgen. Echt geheimnisvoll. Echt sexy. Da musste ich genauer hinsehen. Der Klappentext tat sein Übriges! 

Das Buch unterteilt sich in zwei Abschnitte: Dirty Boys und Dirty Men. Dirty Boys ist der wesentlich kürzere Part von beiden und spielt zur College-Zeit unser Protagonistin Sabrina. Diese erzählt während des gesamten Buchs aus der Ich-Perspektive.

Die Autorin versteht es die Zerrissenheit von Sabrina darzustellen. Will sie Donovan? Will sie ihn nicht? Was will sie dann? Was wäre gut für sie? … Wir werden die gesamte Zeit damit konfrontiert. Hier gibt es hin und wieder Momente, bei denen man denkt: „Mensch Mädchen, jetzt zieh doch mal einen Schlussstrich!“. Aus Erfahrung weiß ich jedoch, dass dies viel leichter gesagt als getan ist. Ich finde Sabrina´s Handeln also nicht unrealistisch.

Donovan ist die ganze Zeit über so, wie es bereits das Cover vermuten lässt: geheimnisvoll, sexy und ein arroganter Idiot! Erst zum Ende des Buchs versteht man ihn besser und hat auch stichhaltige Beweise dafür. Gesund ist das zwar nicht, was er da tut… aber trotzdem irgendwie nachvollziehbar.

Besonders hervorheben möchte ich noch den lockeren Schreibstil der Autorin. Damit meine ich nicht, dass die Sprache einfach oder langweilig ist. Die Seiten fliegen einfach dahin. Und obwohl ich sonst überwiegend Thriller und Krimis lese, war mir während des Buchs keinen Augenblick langweilig!!!

Ein gelungener erotischer Roman, der nicht nur eine Sex-Szene an die nächste reiht. Hier geht es auch um die Psyche der Hautfiguren und um die Verarbeitung eines Traumas. Ja es gab auch grenzwertige Themen (z.B. Vergewaltigungsfantasien) – wenn aber der Titel schon „Dirty Love“ lautet, sollte wohl klar sein, dass wir es hier nicht mit Blümchensex zu tun bekommen. Ich finde, es wurde im Buch sehr gut deutlich gemacht, dass diese Fantasien nicht zum üblichen „Repertoire“ im Schlafzimmer gehören.

Der Epilog hat mir auch sehr gut gefallen! Und nun bin ich schon sehr gespannt auf den zweiten Teil, der im Dezember 2018 in den Läden stehen wird!
Ich gebe 4,5 von 5 Sternen, da mich das Buch sehr gut unterhalten hat! Der kleine Abzug bezieht sich auf kleinere Fehler im Lektorat, die mich persönlich stören.