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Veröffentlicht am 16.01.2022

Tolle Atmosphäre und spannender Showdown

Das Chalet
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Die Idee ist zwar alles andere als neu, aber ich springe doch immer wieder darauf an. Als ich den Klappentext zum neuesten Werk von „Ruth Ware“ gelesen habe, fühlte ich mich tatsächlich direkt sehr stark ...

Die Idee ist zwar alles andere als neu, aber ich springe doch immer wieder darauf an. Als ich den Klappentext zum neuesten Werk von „Ruth Ware“ gelesen habe, fühlte ich mich tatsächlich direkt sehr stark an „Offline“ von Arno Strobel erinnert und ich kann euch auch nach dem Lesen sagen, dass, „Das Chalet“ fast genauso beginnt. Allerdings gefiel mir die Richtung, die hier eingeschlagen wurde, um ein Vielfaches besser!

Am Anfang wird man mit den Mitarbeitern des Unternehmens und Chalets vertraut gemacht. Dies geschah äußerst unaufdringlich und effektiv in Form von Werbetexten, die die Teammitglieder zum Teil vorstellten. Das Gute daran war, dass man immer wieder zurückblättern und die Funktion in der Firma oder andere Informationen „nachschlagen“ konnte. Das finde ich in Büchern, die mit vielen Figuren beginnen sehr hilfreich. Hier war es tatsächlich so, dass ich schnell den Überblick behielt, was mir bei „Offline“ zum Beispiel gar nicht gut gelungen ist. Die Handlung startet nach dieser „Figureneinführung“ ohne längere Vorgeschichte oder Rückblicke, was mir richtig gut gefiel.

Die Erzählerinnen des Buchs sind Liz und Erin. Erin ist die Gastgeberin im Chalet und dafür verantwortlich den Gästen jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Liz hingegen gehört zu Snoop, obwohl hier wohl eher richtig wäre: Sie gehörte zu Snoop. Sie arbeitet nämlich nicht mehr für das Unternehmen, ist jedoch für das angesetzte Meeting in den Bergen unverzichtbar, da sie Anteile besitzt, die sie bei Unternehmensentscheidungen stimmberechtigt werden lassen. Dadurch, dass eine Erzählerin zum Chalet und eine zu den Gästen gehört, bekommt man einen tollen Gesamtüberblick über die Figuren und deren Handeln. Ich persönlich mochte Erin und Danny am meisten, beide sind Angestellte des Chalets. Die anderen Figuren waren überwiegend unsympathisch. Das störte mich allerdings nicht.

Man merkt während des Lesens sehr schnell, dass zwischen den Personen gewisse Spannungen herrschen und fragt sich, warum das so ist. Hier liefert Ruth Ware nach und nach Antworten und hielt mich als Leserin somit trotz eines recht ruhigen Starts gut bei der Stange. Der erste Zwischenfall dauerte dann nämlich doch eine gewisse Zeit, aber danach ging es förmlich Schlag auf Schlag. Ruth Ware thematisiert in diesem Buch das Streben nach Ruhm, Macht und Aufmerksamkeit und wie weit einzelne Menschen gehen würden, um dies zu erreichen.

Was für mich den Reiz dieses Buchs ausmacht, ist ganz klar, die bedrückende Atmosphäre. Ruth Ware hat die Berge, die Kälte und Abgeschiedenheit genauso toll geschildert, wie die angespannte Stimmung zwischen den Personen, die nun im Chalet festsitzen. Misstrauen, Gefahr, Angst und Wut; hier sind so viele Emotionen im Spiel, die unheimlich toll eingefangen wurden.

Ich persönlich tippte auch recht lange mit meinen Verdächtigungen im Dunkeln. Mir ging es da eigentlich genau wie den Snoop-Mitarbeitern: Ich verdächtigte erstmal prophylaktisch jeden! 🤣
Und selbst, als der oder die Schuldige feststand, nahm die Spannung nicht ab. Gänsehaut machte sich breit und ich konnte das Buch nicht zur Seite legen. Die Auflösung war passend, nachvollziehbar und trotzdem überraschend. Der Showdown genial!

Ich bin und bleibe wohl ein kleines Fangirl, wenn es um Bücher von Ruth Ware geht. Bis auf „Wie tief ist deine Schuld“ konnte mich bisher kein Buch von ihr enttäuschen (und auch das war nicht wirklich schlecht).
Ich empfehle "Das Chalet" sehr gern weiter, wenn ihr whodunit-Stories mögt und euch ein Einstieg, der etwas dauert, nicht stört. An alle, die „Offline“ mochten und an alle, die „Offline“ nicht mochten: Ich denke, euch könnte das Buch auch gefallen! 🤣 #Verwirrenkannich

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Veröffentlicht am 12.01.2022

Pageturner aber überkonstruierter Plot

Perfect Day
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Romy Hausmann ist für mich persönlich das am hellsten leuchtende Thriller-Sternchen des deutschen Buchmarkts! Nach ihrem preisgekrönten ersten Thriller „Liebes Kind“, der es auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste ...

Romy Hausmann ist für mich persönlich das am hellsten leuchtende Thriller-Sternchen des deutschen Buchmarkts! Nach ihrem preisgekrönten ersten Thriller „Liebes Kind“, der es auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste schaffte, hat sie mich auch mit dem Nachfolger „Marta schläft“ begeistern können. Ich liebe BEIDE Bücher und BEIDE Bücher wurden kontrovers besprochen. Umso gespannter bin ich natürlich nun, wie mir und anderen Lesern ihr dritter Thriller gefallen wird.

Bevor ich etwas zum Inhalt sage, möchte ich das erneut so gelungene Cover loben. Ich finde es toll, dass das Design an die bereits erschienen Bücher angepasst wurde und so ein Wiedererkennungswert bleibt. 😊

In Romy Hausmanns neuestem Werk begleitet der Leser Ann Lesniak durch eine sehr schwierige und emotionale Zeit. Ihr Vater Walter Lesniak wurde vor ihren Augen verhaftet. Der Vorwurf: Er ist der Schleifenmörder, der seit 14 Jahren in Berlin sein Unwesen treibt, kleine Mädchen entführt und tötet. Ann kann es nicht fassen. Ihr Vater ist doch kein Monster! Sie setzt alles daran, seine Unschuld zu beweisen.

Wie in den vorangegangenen Büchern der Autorin bedient sie sich auch hier verschiedener Erzählstränge und Perspektiven. Der Hauptteil des Buchs ist aus Anns Sicht geschildert und spielt in der Vergangenheit. In diesen Kapiteln kommen zusätzlich Gefühlsbeschreibungen hinzu, die Ann in ihrer Kindheit verfasst hat. Außerdem findet man die Aufnahme eines Interviews im Buch. Dabei unterhält sich eine dem Leser unbekannte Person mit dem vermeintlichen Täter. Parallel dazu gibt es einen Erzählstrang, der nur mit „WIR“ überschrieben ist und für mich die Täterperspektive darstellte.

Die unterschiedlichen Perspektiven, die Romy Hausmann auch hier wieder genutzt hat, mag ich beim Lesen sehr gern, da sie Abwechslung und Vielseitigkeit bedeuten. In „Perfect Day“ habe ich mich besonders über die Passagen gefreut, in denen der Täter befragt wurde. Ich hatte gehofft, durch die eine oder andere Aussage auf seine Identität schließen zu können #Pustekuchen Ich konnte anhand der Befragung keine Rückschlüsse ziehen. Ich fand es sehr schade, dass die Autorin ihren Plot diesmal so stark konstruiert hat, dass es (in meinen Augen) absolut unmöglich war, die Auflösung in Gänze zu erraten. (Einen Teil der Lösung hatte ich jedoch ca. 100 Seiten vorm Ende "emtschlüsselt".) Ich weiß: Beim diesem Thema scheiden sich die Geister. Es gibt sicherlich eine Vielzahl von Leserinnen und Lesern, die genau das lieben: Einen innovativen Plot, den sie so noch nirgends zuvor entdeckt hatten. Aber es gibt auch mich: Die überkonstruierte Stories nicht so lieben kann wie andere, die mehr aus dem Leben gegriffen sind oder sein könnten. Hier muss ich also leider sagen, hätte ich mir mehr Authentizität in der Handlung gewünscht. Versteht mich nicht falsch: „Perfect Day“ ist immer noch ein Pageturner! Aber der Plot war nicht wirklich nach meinem Geschmack. Für mich kommt das Buch da nicht an die beiden Vorgänger heran.

Dafür kann die Autorin aber mit etwas anderem punkten, dass vieles wettmacht und zwar mit Emotionen, jeder Menge Emotionen! Romy Hausmann hat für mich perfect (kleines Wortspiel) vermittelt, wie sich Ann fühlt. Ich habe wirklich mit ihr mitgelitten! Ann und ihre Gefühle wirken sehr authentisch und greifbar. In all ihrer Verzweiflung, Wut, Ohnmacht und Angst konnte ich sie verstehen. Ihre Sturheit hat mich hin und wieder zwar etwas genervt, aber wer kann es ihr in dieser Situation übelnehmen?! Die anderen Figuren im Buch bleiben tatsächlich überwiegend blass. Das ist jedoch nicht als Kritik zu verstehen. Als Leser nimmt man alles aus Anns Sicht wahr. Man weiß bei anderen Personen nicht in dem Umfang, was sie denken oder fühlen, wie man es bei Ann tut. Dadurch hat man jedoch genügend „Freiraum“ andere Figuren als Täter zu verdächtigen.

Die Spannung steigert sich in „Perfect Day“ langsam aber stetig. Einige gut gesetzte Twists haben mich wirklich überraschen können. Toll fand ich außerdem den Showdown, der wirklich einlud an den Fingernägeln zu knabbern. Der, „aus der Jackentasche gezogene Beweis“, wer der wahre Täter ist, hat mich allerdings wieder gar nicht überzeugt und fällt für mich wieder in die Kategorie „überkonstruiert“. (Ich kann hier leider nicht mehr schreiben, ohne zu spoilern.)

Was Romy Hausmann aber fabelhaft beherrscht und von dem ich nicht müde werde, es zu betonen, ist der Umgang mit unserer Sprache. Der Schreibstil ist so bildgewaltig und emotional. Hach, einfach brachial schön! Beispiel gefällig?

„Das Leben bahnt sich seinen Weg. Es nutzt die kleinste Ritze, um selbst unter widrigsten Umständen hervorzutreten, wie ein Pflänzchen zwischen Asphalt. Ein Lachen, das erst zwickt, weil man die entsprechenden Muskeln lange nicht mehr bewegt hat, eins, das leise und verhalten und vielleicht ein wenig gekünstelt klingt. Und dann lacht man eines Tages eben doch wieder, laut und schallend und so heftig, dass einem der Bauch wehtut. Dann zwingt sich das Glück einem auf, es fragt nicht nach Schuld und Recht; Glück ist blind und taub, und das ist gut so.“ Seite 391

Es gab so viele weitere schöne Zeilen, die ich euch gern als Zitat aufgeführt hätte, aber ich möchte euch natürlich die Chance geben, diese tollen Zeilen selber zu entdecken. Das Ende, aus dem übrigens das ausgewählte Zitat stammt, versöhnte mich wieder mit „Perfect Day“. Ich mag es zu wissen, wie es mit den Figuren weitergeht, die ich mit dem Zuklappen des Buchs verlasse und freue mich sehr, dass die Autorin ihr Ende auserzählt hat. Übrigens müsst ihr euch das titelgebende Lied von Lou Reed wirklich einmal anhören. Es bildet – für mich – den Soundtrack zum Buch und vermittelt eine wunderbar melancholische Stimmung.

Was kann ich nun abschließend zum Buch sagen?

✒ Es war wieder unfassbar toll geschrieben.
❤ Es erzeugt beim Lesen jede Menge Gefühle und Gänsehaut.
😱 Es baut langsam Spannung auf, die dann im „Showdown“ gipfelt.
🧐 Der Plot war innovativ, aber für mich zu konstruiert.
🥰 Es lohnt sich also auf jeden Fall, „Perfect Day“ selbst zu lesen und herauszufinden, wie es euch gefällt.

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Veröffentlicht am 03.01.2022

Mega Twists

Das Therapiezimmer
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Toller Klappentext oder? Auch ich wollte lauschen, die Geheimnisse der Patienten erfahren und Skandale entdecken. 🤫

Bereits der Prolog gefiel mir richtig gut und machte mich auf das Buch unheimlich neugierig. ...

Toller Klappentext oder? Auch ich wollte lauschen, die Geheimnisse der Patienten erfahren und Skandale entdecken. 🤫

Bereits der Prolog gefiel mir richtig gut und machte mich auf das Buch unheimlich neugierig. Die Autorin spielt den ganzen Roman über nämlich sehr gekonnt mit unserer Fantasie und erzeugt genau dadurch einige Plottwists, die ich wirklich gelungen fand. Immer wieder wechselt Aimee Molloy die Erzählperspektive und bringt so Abwechslung in ihren Roman, der in drei Teile gegliedert ist.

Am Ende des ersten Teils überrollte mich ein Plottwist wie eine riesige Lawine, die ich überhaupt nicht habe kommen sehen und die mich eiskalt erwischte. Danach hatte ich lauter Fragezeichen im Kopf und habe tatsächlich erst einmal zurückgeblättert und Absätze erneut gelesen, um die Plausibilität zu prüfen. Und ja, tatsächlich, ich konnte keine Logiklücke finden. 😅 Äußerst geschickt gemacht Mrs. Molloy. 👏 Auch die weiteren Teile des Romans enthielten immer wieder kleine überraschende Wendungen, die mir sehr gut gefielen und mich toll unterhielten. Im Mittelteil gab es dann hier und da ein kleines Spannungstief. Da hätte ich mir etwas mehr Tempo gewünscht. Langweilig wurde mir aber auch hier trotzdem nicht.

Die Autorin versteht es nämlich trotz mangelndem Tempo im Mittelteil, den Leser immer wieder auf neue Abwege zu führen. Das Ganze funktioniert natürlich nur, weil man die Figuren nicht nah genug kennengelernt hat. (Hat mich aber überhaupt nicht gestört.)

Ziemlich gelungen fand ich übrigens auch, dass die Autorin im Buch über unzuverlässige Erzähler/innen schreibt, wobei sie dieses Stilmittel parallel förmlich zelebriert. 😅 Auch die Vergleiche, die Molloy hier zu Stephen Kings „Sie“ eingeflochten hat, fand ich toll. "Das Therapiezimmer" wirkte auf mich wie eine Hommage an den Großmeister. 🙇‍♀️

Im dritten Teil entwickelt sich dann auch der versprochene Thrill, den man bei einem Psychothriller erwartet. Das Ende hatte entgegen der vorangegangen Zeilen keine großen Überraschungen mehr zu bieten, beendete das Buch in meinen Augen aber rund.

Ich empfehle das Buch sehr gern weiter und verstehe die teils sehr kritischen Rezensionen gar nicht. Es ist vermutlich wie immer Geschmackssache.

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Veröffentlicht am 24.12.2021

Atmosphärisch und bedrückend

SCHWEIG!
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Rezension Schweig JudithMerchant unbezahltewerbung
„Schweig!“ war mein erstes Buch von Judith Merchant. Kleiner Spoiler: Trotz Kritikpunkten wird es aber definitiv nicht mein Letztes sein. Und nun erkläre ...

Rezension

Schweig

JudithMerchant

unbezahltewerbung
„Schweig!“ war mein erstes Buch von Judith Merchant. Kleiner Spoiler: Trotz Kritikpunkten wird es aber definitiv nicht mein Letztes sein. Und nun erkläre ich euch warum. Die Schwestern Esther und Sue berichten abwechselnd aus Ihrer Sicht und streuen immer wieder Erinnerungen ans letzte Weihnachtsfest oder an ihre Kindertage ein. Später kommen noch Kapitel aus Sicht von Martin hinzu. Er ist Esthers Ehemann und seine Kapitel fand ich besonders spannend - wieso müsst ihr selbst herausfinden. Seine Kapitel stellen oft alles auf den Kopf und fügen es nachher wieder zusammen. Das war klasse gelöst. Die Stimmung ist die ganze Zeit über bedrückend und teils auch bedrohlich. Man weiß etwas Schlimmes ist letztes Weihnachten passiert und etwas Schlimmes wird auch dieses Fest passieren, man weiß aber nicht wann oder warum und das macht es total genial. Die unheimliche Stimmung wird durch die Winterlandschaft und einen Schneesturm zusätzlich unterstrichen. Ein einsames Haus im Wald ohne Kontaktmöglichkeit nach Außen tut sein Übriges. Die düstere, drückende Atmosphäre, die die Autorin hier erzeugt hat, ist also durchaus gelungen und passt perfekt zur aktuellen Jahreszeit. Die Handlungsorte sind dabei auf wenige Orte begrenzt und lassen das Buch fast wie ein Kammerspiel anmuten. Das gefiel mir ausgesprochen gut. "Schweig!" ist einfach ein sehr gut konstruiertes Buch. Meine Sympathien beim Lesen des Buchs sind immer wieder von einer Schwester zu anderen gewandert, da Merchant so geschickt Informationen freigibt, dass ich nicht mehr wusste, wem ich trauen kann – und plötzlich sind die Sympathien dann (bei mir) gänzlich aufgebraucht gewesen, weil mir die Autorin von beiden Schwestern das Gegenteil der Schokoladenseite präsentierte. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick anmutet. Die Ursache der schwesterlichen Problembeziehung ist in der Kindheit zu finden. Dabei erzählt die Autorin die Geschichte der Familie raffiniert und lüftet nach und nach immer wieder kleine Geheimnisse, die ein komplett anderes Licht auf alles werfen. Und das nicht nur einmal. Leider verpasste es die Autorin in meinen Augen die Spannung anzuziehen. Auf ca. 200 Seiten passiert tatsächlich nicht sooo viel, erst im letzten Drittel wird es wirklich spannend. Ich habe ja schon erwähnt, dass die Sympathien für beide Schwestern bei mir irgendwann aufgebraucht waren. Das liegt tatsächlich auch einfach an dem Fakt, dass beide wirklich nicht sympathisch sind. Beide sind gehässig, manipulativ und vorallem Esther ist auch sehr übergriffig. Das machte es streckenweise schwer für mich mitzufiebern, weil ich beide halt nicht wirklich mochte. ‍ Übrigens habe ich eine Aversion gegen das Wort „Schnecke“ als Kosename entwickelt. Alle, die das Buch gelesen haben, werden wissen warum. Zum Glück hatte dieser Kosename später noch eine größere Bedeutung. Das hat die 200mal, die ich es lesen musste, dann doch etwas gerechtfertigt. Zum Ende hin spitzt sich die Lage zu und es kommt zur Katastrophe, die sich angebahnt hatte. Ich musste die letzten Seiten in einem Schwung lesen. Auch der Epilog, der ein Jahr nach den Ereignissen spielt, gefiel mir richtig gut. Nicht totaler Mindfuck, aber schon gelungen in meinen Augen. Ein absolut atmosphärisches, intensives Buch, das mich – zumindest stellenweise – begeistert hat und ich sehr gerne weiter empfehle! Ich denke hier und da gibt es Ausbaupotential… aber ich habe mich trotzdem gut unterhalten gefühlt und fand den Schreibstil der Autorin durchaus gelungen, sodass nun auch "Atme!" bei mir einziehen durfte.

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Veröffentlicht am 31.10.2021

Solider Justizthriller

Pirlo - Gegen alle Regeln
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Rezension
Pirlo
IngoBott
unbezahltewerbung

Wie ihr wisst, lese ich ab und zu gern mal einen Justizthriller. Ich wollte früher selbst Anwältin werden und Rechtsthemen interessieren mich immer noch. Umso ...

Rezension

Pirlo

IngoBott

unbezahltewerbung

Wie ihr wisst, lese ich ab und zu gern mal einen Justizthriller. Ich wollte früher selbst Anwältin werden und Rechtsthemen interessieren mich immer noch. Umso gespannter, war ich auf "Pirlo - Gegen alle Regeln" von Ingo Bott. Immerhin schreibt hier ein Kenner des Fachs. 👨‍⚖️

Das merkt man auch direkt beim Schreibstil. Der Autor schreibt in kurzen, knackigen Sätzen. Teils auch etwas derber und er macht keine unnötigen Nebenschauplätze auf.

ZeitistGeld

TypischAnwalt
Besonders gut gefielen mir seine kreativen und provokativen Kapitelüberschriften. Diese entlockten mir immer wieder den einen oder anderen Schmunzler. Zusätzlich gab es am Kapitelanfang auch immer Zeitangaben, die eine Orientierung innerhalb der Handlung ermöglichten.
Hier bin ich jedoch direkt beim ersten Kritikpunkt. Diese Wechsel der Zeitebene hätten absolut nicht sein müssen. Gerade am Anfang war es nicht ganz so leicht die Zeitebenen einzuordnen und ins Buch zu finden. Es wäre auch in chronologischer Reihenfolge spannend genug gewesen. #wenigeristmehr

Der Protagonist und Namensgeber des Romans Anton Pirlo ist ein charismatischer Charakter mit Ecken und Kanten. Mir war er durchweg sympathisch. Auch wenn er an der einen oder anderen Stelle durchaus arrogant wirkte. Er konnte sich das aber erlauben.
Auch seine "Assistentin" Sophie Mahler mochte ich gern. Sie ist ganz anders als Pirlo und war ein passender Sidekick.
Die vermeintlich einzige Gemeinsamkeit der beiden besteht darin, dass sie "familiäre Probleme" haben. Sophie kommt aus der High Society Düsseldorfs und wird von ihrem Vater nicht ernst genommen. Sie versucht ihm - und auch sich selbst - etwas zu beweisen, in dem sie die Stelle bei Pirlo annimmt.
Pirlos Familie hingegen ist im Clan-Geschäft etabliert. Er ist somit als erfolgreicher Anwalt das schwarze Schaf der Familie, da er sich nicht seiner Bestimmung gemäß an den Machenschaften seiner Sippe beteiligt. Seine Brüder schaffen es allerdings immer wieder Mist zu bauen und ihn in ihre Angelegenheiten hineinzuziehen.

Vielleicht ist der familiäre Background der Grund, wieso Pirlo an der einen oder anderen Stelle im Buch auch als Anwalt nicht ganz legal vorgeht, um seine Mandantin zu entlasten. 😅 Das hat mich, ehrlich gesagt, auch nicht gestört und passt irgendwie zu seiner unkonventionellen Art.
Die Clangeschäfte mit seinen Brüdern hingegen empfand ich in der Story eher als störend. Ich hoffe, im nächsten Band, wird seine Familie einen geringeren Anteil einnehmen. Ich bin aber auch einfach kein Fan vom Thema organisierte Kriminalität. 🤷‍♀️

Der Fall, um den es sich im Roman dreht, und die Verhandlungstermine vor Gericht waren richtig, richtig spannend und highlightverdächtig.
Ich habe mitgerätselt und -gefiebert und weiß immer noch nicht, was ich denn nun glauben soll. Das gefiel mir ausgesprochen gut und ich hoffe, es gibt im nächsten Buch noch viel mehr davon. 😍

Ich bin gespannt, wie es mit Anton Pirlo und Sophie Mahler weitergeht und werde den nächsten Band auf jeden Fall weiterverfolgen. Gern empfehle ich das Buch für alle Justizthriller-Fans weiter.

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