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Harakiri

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.04.2022

Informatikkrimi

System Error
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Cyb ist ein Computerprogramm, das Verbrechen verhindert, bevor sie ausgeführt werden. So wird die Welt zu einem sichereren Platz. So geschehen bei Ravi, der in den Verdacht gerät, ein Bombenattentat zu ...

Cyb ist ein Computerprogramm, das Verbrechen verhindert, bevor sie ausgeführt werden. So wird die Welt zu einem sichereren Platz. So geschehen bei Ravi, der in den Verdacht gerät, ein Bombenattentat zu planen. Als das Gerücht aufkommt, dass das Programm manipuliert wurde, gerät Erfinder Micah Marow unter Druck. Seine Recherchen und Nachforschungen lassen ihn Unglaubliches aufdecken.
Ich fand ein wenig schwer in den Thriller, weil Cyb erst einmal nicht näher erklärt wurde. Erst nach und nach wurde klar, worum es sich bei Cyb genau handelt. Zudem waren Teile des Buches etwas sehr technisch und als Laie fand ich diese Passagen schwer verständlich. Spätestens aber der Mitte des Buches konnte ich es dann aber nicht mehr aus den Händen legen.
Die Handlung wird auf mehreren Ebenen erzählt, so weiß man als Leser oft mehr als die Protagonisten und ist dicht im Geschehen. Welche Intrigen hier geschehen sind, wird in Rückblicken aufgedeckt und auch die Story um Ravi hat mir sehr gut gefallen. Er hoffte auf die Story seines Lebens und fiel tief. Seine Gedanken mitzuverfolgen, fand ich sehr anregend zu lesen und ich fand ihn sehr sympathisch.
Die anderen Charaktere blieben mir ein wenig fremd. Auch Micah fand ich teilweise etwas anstrengend.
Insgeheim hatte ich mir von Anfang an eine rasante Verfolgungsjagd erhofft. Die habe ich dann gegen Ende auch bekommen, allerdings blieb das Ende ein wenig offen, was aber nicht weiter stört.
Fazit: ein Krimi im Informatikmilieu – mal etwas anderes und spannend, allerdings zu Beginn etwas verwirrend.

Veröffentlicht am 08.04.2022

Rasante Story

Sturmopfer
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Nach einem furchtbaren Sturm werden 3 Menschen vermisst. Daniel, Billie und Fin. Lucy, Frau von Daniel und Mutter der beiden Kinder, glaubt nicht daran, dass die 3 tot sind und sucht verzweifelt nach ihnen. ...

Nach einem furchtbaren Sturm werden 3 Menschen vermisst. Daniel, Billie und Fin. Lucy, Frau von Daniel und Mutter der beiden Kinder, glaubt nicht daran, dass die 3 tot sind und sucht verzweifelt nach ihnen. Als einer der drei geborgen wird zeigt sich, dass nichts so ist, wie es schien. Doch wie kann Lucy damit leben?
Der Einstieg in das Buch ist etwas schwierig. Die Situation im Sturm sehr angespannt und das überträgt sich auf den Leser. Auch Lucy in ihrem Schmerz zu begleiten fand ich sehr anstrengend und aufwühlend. Erst nach der Bergung eines der Opfer war klar: die Handlung geht in eine völlig andere Richtung. Und die hat es in sich.
Lucys Jagd ist gespickt mit Rückblenden. Das glückliche Familienleben, aber auch ihr unheiliges Vorleben. Dadurch erfährt man mehr von der Familie, aber auch was letztlich dazu führte, dass Daniel mit den beiden Kindern aufs Wasser geht.
Die Auflösung beinhaltet eine Wendung, die mich überrascht, aber nicht ganz überzeugt hat. Allerdings musste ich über das Ende eines Protagonisten dann doch sehr schmunzeln. Ganz anders über das Ende eines anderen, das hat mich tief bewegt.
Fazit: Sehr spannend und undurchsichtig, flott und rasant zu lesen.

Veröffentlicht am 08.04.2022

Start einer neuen Reihe

Die Frauen vom Karlsplatz: Auguste
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Auguste und Lotte. Tief verwurzelt in den Konventionen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Und den damit verbundenen Schwierigkeiten. Beide aus gutem Haus, doch Lotte möchte sich das Korsett des wilhelminischen ...

Auguste und Lotte. Tief verwurzelt in den Konventionen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Und den damit verbundenen Schwierigkeiten. Beide aus gutem Haus, doch Lotte möchte sich das Korsett des wilhelminischen Zeitalters abstreifen und hadert mit dem Schicksal der Frauen. Als sie aufbegehrt wird sie jedoch von ihren Eltern ausgebremst. Auguste bekommt dadurch allerdings den nötigen Mut, den es braucht, ihr zu ihrem Glück zu verhelfen.
Ich liebe Anne Sterns Fräulein Gold. So habe ich auch hier bei einem ihrer älteren Bücher zugegriffen, die der Rowohlt-Verlag neu aufgelegt hat. Schon am Umfang des Buches merkt man: es geht ausführlicher. So fand ich die Geschichte von Auguste und Lotte zwar durchaus unterhaltsam, aber manche Stellen hätte ich mir dann doch detaillierter gewünscht. Gerade den Schluss, als sich ihr Leben so abrupt ändert hätte ich gerne ihren Kampf gelesen. Der Einstieg ist zwar auch interessant, vor allem zu lesen, wie eingesperrt die Mädchen damals waren, aber der Schluss hätte sicher noch mehr Brisanz und Spannung geboten.
Der Schreibstil Sterns ist anschaulich und ich habe sehr mit manchen Charakteren gelitten. Dennoch konnte ich zu keiner eine richtige Bindung aufbauen, sie blieben ein wenig zu sehr an der Oberfläche.
Mit „Henny“ geht dir Reihe in ein paar Monaten weiter und ich freue mich schon darauf, die Frauen wieder zu treffen.
Fazit: Schön geschrieben, mit kleineren Längen und am Ende etwas zu schnell. Dennoch lesenswert und interessant.

Veröffentlicht am 08.04.2022

Sprachgewaltig

Iglhaut
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Iglhaut – namentlich nicht näher benannt – ist Schreinerin, wohnt in einem Mehrparteienhaus und arbeitet dort im Hinterhof in ihrer eigenen Werkstatt. Doch davon kann man nicht reich werden und als dann ...

Iglhaut – namentlich nicht näher benannt – ist Schreinerin, wohnt in einem Mehrparteienhaus und arbeitet dort im Hinterhof in ihrer eigenen Werkstatt. Doch davon kann man nicht reich werden und als dann auch noch ihre Zähne neu gerichtet werden müssen, wird es erneut knapp.
Die besten Geschichten schreibt das Leben.
Unter diesem Motto könnte der Roman von Katharina Adler stehen. Iglhaut ist eine Persönlichkeit, wie man sie nicht häufig findet. Integer, empathisch, aber sich selbst manchmal im Weg.
Betrachtete ich das Geschehen erst noch distanziert und aus entfernter Perspektive, tauchte ich bald ganz in die Handlung ein und lebte mit Iglhaut und ihren Nachbarn in deren kleinen Welt. Die Charaktere waren anfangs auch eher distanziert, vor allem, weil die Protagonistin immer von sich als „der Iglhaut“ sprach und viele Details nur kurz angerissen, aber später zum Glück noch genauer beleuchtet wurden.
Hier wird gestritten, geliebt, neues Leben zur Welt gebracht, gelacht, betrogen – einfach gelebt. Ganz wie im realen Leben halt auch. Und jeder der Charaktere hat sein eigenes Päckchen zu tragen und seine eigenen großen und kleinen Probleme.
Iglhaut ist sehr sprachgewaltig, auch wenn anfangs die Sätze noch etwas abgehackt und teilweise verstümmelt waren. Ich bewundere aber die Ausdrucksstärke der Autorin und musste über manche Ausdrücke auch prompt herauslachen.
Fazit: Man muss sich ein wenig in die Sprache einlesen, dann erwartet einen aber sehr sprach- und bildgewaltiger Roman, der mich gefesselt hat.

Veröffentlicht am 08.04.2022

Selbstbewusstsein? Na klar

Morgen kann kommen
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Ruth, Gloria und Fatma. Drei Frauen, die unter demselben Mann gelitten haben und die das Leben (wieder) zusammenführt. Rudi, Karl und Erdal. Drei völlig unterschiedlicher Männer, die den Lebensweg der ...

Ruth, Gloria und Fatma. Drei Frauen, die unter demselben Mann gelitten haben und die das Leben (wieder) zusammenführt. Rudi, Karl und Erdal. Drei völlig unterschiedlicher Männer, die den Lebensweg der Frauen kreuzen und verändern.
Ein Buch über Freundschaft, Selbstbewusstsein und der Liebe zu sich selbst. Hübsche Illustrationen und zauberhafte Zitate runden den Roman perfekt ab. Einen richtigen Zugang zu den Charakteren habe ich zwar nicht gefunden, außer zu Rudi, aber dennoch mochte ich den Zusammenhalt und den Umgang der einzelnen Personen untereinander. Melancholische Phasen wechseln sich ab mit heiteren, zauberhafte mit tiefgreifenden Szenen.
Ruth hat es ja nun wirklich nicht leicht, nur erkennt sie das sehr lange nicht. Erst eine Reise nach Hamburg lässt sie ihre wahren Freunde erkennen.
Der Einschub gegen Ende mit Noah war in meinen Augen allerdings etwas störend, das hat die interessante Handlung und die Brisanz mit Rudi nur unnötig verzögert. Vielleicht hätte man das schon früher im Buch einfließen lassen können, so sah es etwas aus, als käme der Einfall reichlich spät.
Von Kürthy spricht im Nachwort davon, dass sie schwer ein Ende findet. Und so empfinde ich das Ende auch. Ich würde gerne wissen, wie es mit den Frauen weitergeht und was Rudis Plan für Karl war. Das blieb nämlich auch offen. Und so kann ich nur hoffen, dass die Autorin wirklich über eine Fortsetzung des Buches nachdenkt.
Fazit: sicher braucht es mehr als ein Buch, um zu wissen, wo man im Leben steht. Aber von Kürthys neuer Roman gibt dem Leser doch teilweise sehr gute Denkansätze.