Platzhalter für Profilbild

Highlander1312

aktives Lesejury-Mitglied
offline

Highlander1312 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Highlander1312 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.03.2020

Ein fesselndes, nachdenkliches, grandios geschriebenes Buch über das Begehren von Frauen

Three Women – Drei Frauen
0

Wenn ein Buch in den letzten Monaten die Bestsellerlisten dominiert, dann ist es das im Januar erschienene "three women - drei frauen" von Lisa Taddeo aus dem Piper-Verlag. Zugegeben, schon das Cover und ...

Wenn ein Buch in den letzten Monaten die Bestsellerlisten dominiert, dann ist es das im Januar erschienene "three women - drei frauen" von Lisa Taddeo aus dem Piper-Verlag. Zugegeben, schon das Cover und auch die Pressestimmen auf der Rückseite sind sehr einladend. Mich hat besonders der Satz "Männer werden dieses Buch lesen und bestürzt den Kopf schütteln, Frauen werden wissend nicken" von Sophie Passmann gereizt, sodass ich das Buch lesen musste. Vorab gesagt, ein Vergleich mit "50 Shades of Grey" ist meiner Meinung nach unzureichend, denn three women ist viel mehr. Es ist ein reifes Buch mit viel Tiefgang, viel Emotion und - das ist das Besondere - es sind wahre Geschichten, die die Autorin in akribischer Recherche zusammengetragen hat.

Das Buch ist in drei voneinander unabhängige Geschichten aufgeteilt und wird durch persönliche Anekdoten im Prolog und Epilog von der Autorin ergänzt. Die drei Geschichten sind die subjektiven Geschichten von drei Frauen, die sich ihrer Liebe, ihrer Lust und ihrer Verletzlichkeit geöffnet haben und so den Horizont von vielen im positiven Sinne erweitern werden. Lisa Taddeo ist sich der Subjektivität der Erzählerinnen bewusst und bringt die mitunter dramatischen Geschichten gekonnt zu Papier.

Wir begleiten Sloane, die einem reichen Elternhaus entstammt und glücklich verheiratet ist. Ihre Geschichte dreht sich darum, dass ihr Mann sie gerne beim Sex mit anderen Männern beobachtet. Sloane ist sehr nachdenklich, selbstbewusst und perfektionistisch. Die Geschichte verrät viel über die Kraft des gesellschaftlichen Mainstreams.

In der zweiten Geschichte treffen wir Maggie, die über ihr Verhältnis als Oberstufenschülerin zu ihrem Lehrer berichtet. Sie tut dies aus einer nahen Zukunft, in der sie ihm vor Gericht gegenübersitzt. Grund dafür ist ihre Anklage wegen Verführung Minderjähriger. Die Geschichte steht unter keinem guten Stern, das Verfahren ist online nachles- und recherchierbar! Die Schilderung der bedingungslosen Verliebtheit von Maggie, gepaart mit dem inneren und äußeren Zusammenbruch nach der Trennung und dem Schicksal ihrer Familie, ist sehr berührend. Auch hier spielt die Meinung der Anderen eine gewichtige Rolle.

Schließlich ist die dritte Geschichte die von Lina, die einen Mann hat, der sie nicht mehr küsst und ihr auch sonst körperlich nicht nahe sein will. In dieser Geschichte werden weitreichende Einblicke in das weibliche Begehren gewährt, ohne das es dabei in ein niedriges Niveau abgleitet. Linas verzweifelte Suche nach Liebe und Zuneigung ist sehr glaubwürdig dargestellt.

Die Umsetzung der Geschichte in Buchform, die Recherche und der Schreibstil von Lisa Taddeo sind ganz großes Kino! Hier wird kein billiger Groschenroman auf 400 Seiten gestreckt. "Three women" ist ein Buch, das sich viel eher mit "11 Minuten" von Paulo Coelho als mit "50 Shades of Grey" vergleichen lässt. Das Buch ist mal romantisch, mal emotional, durchaus erotisch, mitunter verzweifelt, aber stets kurzweilig, unterhaltsam und großartig geschrieben.

Durch den ständigen Wechsel zwischen Lina, Sloane und Maggie dauerte es anfangs etwas bis ich sicher die Hintergründe den Frauen zuordnen konnte. Weiterhin ist es doch irgendwie schade zu sehen, das jede Geschichte um das Thema Fremdgehen aufgebaut ist; gibt es in treuen Partnerschaften keine erzählenswerten Geschichten rund um die Erfahrungen mit Lust und Sexualität?

Das mindert den Gesamteindruck aber nur gering, Lisa Taddeo hat mit ihrem hohen journalistischen Können ein grandioses Werk geschaffen, das ich jeder/jedem nur wärmstens ans Herz legen kann!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.03.2020

Ein Mainhattan-Krimi rund um Doping, Basketball und Deutsch-Rap

Amalias Song
0

ass ich nicht nur bei den altbewährten Genres und Themen bleiben soll, zeigte mir kürzlich das Buch "Amalias Song" von Verena Wilmes. Ein Sportkrimi von regionalem Charakter, spielt er doch in Frankfurt ...

ass ich nicht nur bei den altbewährten Genres und Themen bleiben soll, zeigte mir kürzlich das Buch "Amalias Song" von Verena Wilmes. Ein Sportkrimi von regionalem Charakter, spielt er doch in Frankfurt bzw. im Taunus und ist dann auch noch im mainbook-Verlag erschienen. Normalerweise lese ich wenig Regionales und mit Basketball habe ich auch nicht besonders viel am Hut.

Trotzdem war ich gespannt auf das Buch, das ganz unscheinbar daherkommt. Der Prolog liest sich flüssig und wirft Fragen auf, die der Leser unbedingt beantwortet haben möchte - ein guter Einstieg in den Krimi. Die eigentliche Handlung spielt knapp 3 Jahre nach Amalias Tod. Amalia war Basketballerin in Kronberg und kurz vor dem Sprung nach ganz oben. Das sind einige andere auch und so lernen wir nach und nach verschiedene Charaktere kennen, die im Zusammenhang mit dem Basketballverein stehen, bei dem nicht alles ganz normal abzulaufen scheint. Schnell sind erste Anzeichen von illegalem Doping und einem grausamen Leistungsdruck für die Spielerinnen zu sehen. Vor allem Präsidentin Nele von Goltz und Coach Christian spielen mit gezinkten Karten! Das Buch wechselt kapitelweise die Perspektive, sodass wir in jeden Protagonisten Einblicke erhalten - das hat mir sehr gut gefallen! Leider hat es bei mir eine Weile gedauert bis ich alle Personen klar zuordnen konnte. Gerade bei Jane, Lulu, Lotte und Linda musste ich jedes Mal neu darüber nachdenken, wer zu wem gehört und was seine Absichten sind. Die Namensgebung "Lotte, Linda und Lulu" ist dabei vielleicht etwas ungeschickt.

Besonders die männlichen Charaktere besitzen interessante Eigenarten und sind auf der einen Seite sehr sympathisch und andererseits denke ich mir oft, was ist los mit dir?! Zwischendurch störte mich, dass sowohl Daniel als auch Lotte so gar nicht aus dem Quark kommen, sondern in Selbstmitleid versinken..

Nach und nach tut sich ein spannender Beziehungsroman auf, der bis zum Ende spannend bleibt. Basketball selbst ist eher eine Randnotiz und wäre vermutlich sogar mit einer anderen Sportart austauschbar gewesen.

Meiner Meinung nach besitzt die Autorin ein sehr feines Gespür für den regionalen Slang. Die Dialoge sind griffig, logisch und gewitzt. Die Eigenart, in praktisch jedem Kapitel in den ersten Sätzen das Datum mit Wetter einzubauen, ist ungewohnt, aber eine gute Idee.

Neben der völlig verblendeten Haltung mancher Charaktere möchte ich nur einen weiteren Punkt kritisieren: Wäre die Geschichte nicht so schnell so spannend gewesen, hätte ich das Buch vermutlich seeeehr langsam gelesen. Der Buchsatz ist sehr gewöhnungsbedürftig. Ein ausbaufähiges Cover und viel Schrift pro Seite, das hat mich irgendwie irritiert. Trotzdem empfehle ich dieses Buch wärmstens, denn die Geschichte lohnt sich und ist gut geschrieben!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.03.2020

Vielen Dank für die Blumen - zwischen Satanisten und Kinderschändern!

VANITAS - Grau wie Asche
0

Ursula Poznanski lässt ihre Krimifans nicht länger warten! Knapp 13 Monate nach dem ersten Teil "Vanitas - Schwarz wie Erde" ist nun der zweite Teil "Vanitas - Grau wie Asche" erschienen. Wieder begleiten ...

Ursula Poznanski lässt ihre Krimifans nicht länger warten! Knapp 13 Monate nach dem ersten Teil "Vanitas - Schwarz wie Erde" ist nun der zweite Teil "Vanitas - Grau wie Asche" erschienen. Wieder begleiten wir die Blumenverkäuferin Carolin, die so gar keine typische Blumenverkäuferin ist. Stattdessen wird sie regelmäßig von ihrer Vergangenheit eingeholt. Eine sehr einflussreiche und sehr gefährliche Verbrechergruppierung aus Osteuropa dachte bislang, dass sie tot ist. Aber stattdessen lebt sie unter falschem Namen in Wien und versucht unter dem Radar zu bleiben.

Das klappt eigentlich ganz gut, bis sie sich kaum noch der öffentlichen Aufmerksamkeit entziehen kann. Denn auf ihrem ruhigen Zentralfriedhof nebenan häufen sich Verbrechen. Grabschmierereien sind da noch das Harmloseste. Was bedeutet die krude Zahlensymbolik und wer hat ein Interesse daran Tote zu demütigen? Hängt das alles mit Carolin und ihrer Vergangenheit zusammen?

Mit viel Neugier, einem untrüglichen Instinkt für Gefahr und einem sehr düsteren Galgenhumor manövriert Caro sich tiefer und tiefer in die Ermittlungen, dabei will sie eigentlich genau das Gegenteil! Schnell bemerkt auch Chefermittler Tassani, dass Caro keine gewöhnliche Floristin ist.

Mir persönlich hat bereits der erste Teil besser gefallen als den meisten hier, aber diesmal bin ich wirklich begeistert. Ein gut aufgebauter Krimi mit einem spannenden Finale! Im Mittelteil war ich kurz davor durchzudrehen, ganz so wie ein gewisser Alex, denn die Autorin spannt einen wirklich extrem auf die Folter! Diesmal ist der Zusammenhang zwischen der Krimigeschichte und Caros eigener Vergangenheit nicht ganz so eng geknüpft, das dürfte im nächsten (letzten?) Teil dann wieder stärker sein.

Eigentlich ist mir die Protagonistin sehr sympathisch, ihre Spürnase ist ungeschlagen und ihre Verzweiflung ist echt! Trotzdem geht sie in diesem Band ein Risiko ein, das fast zu hoch ist.

Ich bin sehr gespannt wie die Geschichte weitergeht und wie lange sie sich noch vor den Karpins verstecken kann. Die Leser lernen hier wieder viel über ihre Vergangenheit und vieles ergibt immer mehr Sinn.

Der Schreibstil ist wie gewohnt bei Poznanski hervorragend. Keine Schnörkel, sondern geradlinig. Manch einer wird die Sprache wieder zu jugendlich finden, für mich ist es bei einem Thriller auch mal angenehm, das nicht alles vor Gewalt überquillt.

Das Cover ist wieder ein echtes Highlight und lädt zum Lesen ein.

Einziger kleiner Kritikpunkt ist das für mich zu hoch angesetzte Misstrauen bei Caro. Klar, sie ist in Gefahr, aber ohne Verbündete muss sie jeden Kampf alleine kämpfen. Das kann nicht lange gutgehen. Tassani wäre eigentlich perfekt gewesen, um Hilfe zu bekommen, aber gut, mal sehen, wo die Reise als nächstes hingeht.

Eine klare Leseempfehlung - für Poznanski-Fans sowieso, aber auch für alle anderen, die Lust auf einen Krimi haben, der bis zum Ende hochspannend bleibt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.03.2020

Fühlspaß mit dem Krakeltier!

Das Krakeltier
0

Im neuen Pappbilderbuch von Mareike Postel aus dem Loewe-Verlag begegnen kleine und große Leser dem Krakeltier. Das Krakeltier ist ein freundliches, blaues Tier, das unglaublich gerne krakelt. Es krakelt ...

Im neuen Pappbilderbuch von Mareike Postel aus dem Loewe-Verlag begegnen kleine und große Leser dem Krakeltier. Das Krakeltier ist ein freundliches, blaues Tier, das unglaublich gerne krakelt. Es krakelt im Zicksack, in Kreisen und manchmal krakelt es sich auch selbst. Auf robusten Pappseiten bekommt dieses Kinderbuch eine besondere Note durch die farbigen Striche, die mittels Relieflack hervorgehoben sind.
Das Buch ist nicht überfüllt mit Inhalten, sodass sich die kleinen Leser auf das Wesentliche konzentrieren können. Der Tastsinn wird hier in hohem Maße angesprochen, denn die Striche und Zeichnungen des Krakeltiers können kinderleicht mit dem Finger nachgefahren werden. Das Abgebildete wird mit kurzen, einfachen Reimen ergänzt.

Neben der Haptik ist das Buch auch sehr gut geeignet, um ein erstes Farbverständnis zu erzeugen und für Kinder, die gerade Sprechen lernen, die Farben korrekt zu benennen.

Das Buch ist für Kinder ab ca. 1,5 Jahren geeignet. Gerade Kinder, die sich im kreativen Bereich gerne austoben, kommen in diesem Buch voll auf ihre Kosten. Bei entsprechendem Verständnis kann auch versucht werden, die Linien selbst nachzuzeichnen und so die Feinmotorik zu schulen.

Für uns ein weiteres schönes Kinderbuch aus dem Haus des Loewe-Verlags, dem ein wenig mehr Geschichte noch gut getan hätte. So ist es insbesondere für kreative Geister mit Spaß an Farben ein gelungenes Geschenk!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.03.2020

Die hohe Kunst der Instrumentalisierung

Die Wahrheit der anderen
0

Das Buch „Die Wahrheit der Anderen“ von Daniel Zipfel aus dem österreichischen Kremayr Scheriau-Verlag ist ein gesellschaftskritischer Roman, der sich mit der vierten Macht im Staat – den Medien – beschäftigt. ...

Das Buch „Die Wahrheit der Anderen“ von Daniel Zipfel aus dem österreichischen Kremayr Scheriau-Verlag ist ein gesellschaftskritischer Roman, der sich mit der vierten Macht im Staat – den Medien – beschäftigt. Dabei wird besonders das Verhältnis mancher Journalisten zur Wahrheit unter die Lupe genommen.

Gleich zu Beginn begleiten wir Uwe Tinnermanns, seines Zeichens mittelerfolgreicher Journalist, auf eine Kundgebung, die in Folge des Tods eines pakistanischen Flüchtlings in Wien abgehalten wird. Ein zufälliger Schnappschuss einer gestürzten Demonstrantin, gemeinsam mit einem Polizisten, bringt die ganze Geschichte ins Rollen. Tinnermanns‘ Bild ist der Hit und sein Mentor und Chefredakteur Konrad Brandt gewährt ihm eine regelmäßige Kolumne zu den Themen Polizeigewalt, Asyl und pakistanische Flüchtlinge.

Die gestürzte Demonstrantin ist von so viel Aufmerksamkeit erst einmal überfordert, steckt sie doch eigentlich gerade selbst in ihrem Asylverfahren. Dieses steht kurz vor dem Abschluss und ihre Anwältin, eine weitere Protagonistin, möchte sie dort als „Hascherl“, also zartes, schwaches Wesen, präsentieren. Der ganze Medienrummel kommt dem nicht gerade gelegen.
Tinnermanns allerdings sieht die Lage ganz anders, ihm kommt die Aufmerksamkeit gerade Recht. Die Besetzung einer Kirche und die damit einhergehende Abschottung nach außen ermöglicht ihm nahezu freie Hand in der Recherche, aber auch der Darstellung an die Öffentlichkeit. Inszenierte Dramen, bewegende Einzelschicksale und berührende Bilder erzeugen ein Szenario, das es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Tinnermanns spielt dabei mit dem Leid der hoffenden Flüchtlinge. Weder die Anwältin noch der Chefredakteur können den Prozess aufhalten, der sich längst in Gang gesetzt hat.

Für mich ist die Geschichte insgesamt zwar gut, aber etwas mehr Spannung darf es sein. Zu monoton ist ab einem gewissen Zeitpunkt der Aufenthalt in der Kirche und zu vorhersehbar der Plan von Tinnermanns. Dazu kommt noch die gesundheitliche Situation der Anwältin, die das Ganze verwirrt, wenn sie in Halluzinationen abschweift. Das Finale war leider nicht der erwartete Paukenschlag.

Der Roman wirft ein düsteres Licht auf den Journalismus. Zipfel zeigt wie einfach Meinungsmache funktioniert und wie schamlos manche dies ausnutzen. Wer weiß schon, was wirklich wahr ist. Die vierte Macht im Staat ist mächtig und dessen sollte man sich auch heute jederzeit bewusst sein.

Für mich ist – wie immer bei diesem Verlag – der österreichische Einschlag eine Wohltat. Die Bücher wirken dadurch sehr authentisch und ungestellt.

Insgesamt ein gelungenes Buch, das lediglich im Spannungsbogen einige Schwächen aufweist, aber tolle Einblicke in die Verzweiflung der Geflüchteten, die Passivität der Politik und in die Sensationslüsternheit mancher Journalisten gibt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere