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Highlander1312

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Veröffentlicht am 26.04.2020

Wenn die Gejagte zur Jägerin wird...

Das wirkliche Leben
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Am Freitag ist das Buch "Das wirkliche Leben" von Adeline Dieudonné im dtv-Verlag erschienen, gestern Mittag um 13.30 Uhr habe ich es begonnen und um 17.30 Uhr begeistert die letzte Seite gelesen. Groß ...

Am Freitag ist das Buch "Das wirkliche Leben" von Adeline Dieudonné im dtv-Verlag erschienen, gestern Mittag um 13.30 Uhr habe ich es begonnen und um 17.30 Uhr begeistert die letzte Seite gelesen. Groß angekündigt als DER Hit aus Frankreich waren die Erwartungen nicht gerade klein. Die Kurzbeschreibung lässt sehr viel offen. Das Grundthema "Häusliche Gewalt" lässt sich dort bereits erahnen, das Ausmaß und die Qualität allerdings nicht.

Worum geht's?
Die Geschichte wird von einem Mädchen erzählt, dessen Name bis zuletzt unklar ist. Der Vater ist leidenschaftlicher Großwildjäger, der seinen Jagdtrieb auch gerne mal in den eigenen vier Wänden stillt. Er ist gewalttätig und cholerisch, wodurch die Mutter des Mädchens praktisch durchsichtig ist, wenn er sie nicht gerade für Nichtigkeiten zur Schnecke macht. Nach einem einschneidenden Ereignis, das auch den jüngeren Bruder des Mädchens auf die schiefe Bahn zu bringen scheint, sieht es nur noch die Flucht nach vorne. Das Mädchen nutzt seine Neugier und seine bahnbrechende Intelligenz, um ein selbstbestimmtes Leben verborgen vor seinem Vater zu beginnen. Zu spät merkt es, dass es längst auch zur Beute geworden ist!

Wie war's?
Das Debüt der französischen Schriftstellerin Dieudonné ist faszinierend und nach dem ersten Kapitel war mir klar, dass ich es nicht so schnell wieder aus der Hand legen kann. Es ist ein Drama ohne Schnörkel. So werden in 240 Seiten 5 Jahre der doch recht schlimmen Jugend des Mädchens geschildert. Ganze Schuljahre werden übersprungen, die Handlung konzentriert sich auf das absolut Wesentliche, nämlich die Konflikte zwischen dem Mädchen und seinem brutalen Vater, der apathischen Mutter und später dem sadistischen Bruder, den das Mädchen unbedingt vor den bösen Einflüssen des Vaters schützen möchte. Und dann gibt es natürlich die Lichtblicke, die seltenen Ausflüchte aus dem teuflischen Hamsterrad. Ständig bangte ich um die Sicherheit des Mädchens und fieberte richtig mit. Teilweise war das Buch spannender als ein Thriller und die "Hatz" ist völlig krank!

Die Protagonistin vorneweg, aber auch alle anderen Charaktere sind toll aufgebaut und man kann sie regelrecht vor sich sehen. Einzig das Schlüsselereignis zu Beginn ist etwas abstrus und hätte besser ausgestaltet sein können.

Dennoch würde es mich sehr wundern, wenn das Buch nicht auch hier die Bestsellerlisten im Sturm erobert! Von mir gibt es klare 5 Sterne für die großartige Dramaturgie und die Darstellung dieser klugen, sensiblen und so mutigen jungen Frau.

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Veröffentlicht am 25.03.2020

Ganz Europa auf der Flucht

Der Weizen gedeiht im Süden
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Weder der Autor noch der Verlag waren mir bislang bekannt. Sicher ist nach der Lektüre von Der Weizen gedeiht im Süden von Erik D. Schulz nur, dass ich von beiden gerne wieder lesen werde!

Wie manch einer ...

Weder der Autor noch der Verlag waren mir bislang bekannt. Sicher ist nach der Lektüre von Der Weizen gedeiht im Süden von Erik D. Schulz nur, dass ich von beiden gerne wieder lesen werde!

Wie manch einer bereits weiß, lese ich sehr gerne dystopische Geschichten, die unsere Realität ein klein wenig weiter denken und daraus ein ganz neues (Schreckens-)Szenario machen. Zugegeben, ein Atomkrieg, der die gesamte nördliche Hemisphäre unwirtlich und lebensgefährlich werden lässt, ist hoffentlich nicht absehbar. Allerdings gibt es natürlich die ein oder andere Großmacht (oder auch Kleinmacht Nordkorea), die gerne ihre atomare Stärke über den grünen Klee lobt...

Erik D. Schulz erzeugt auf jeden Fall in seinem Buch eine düstere Grundstimmung, die keine lange Einleitung braucht. Nur wenige Menschen in Europa und der "westlichen" Welt haben den Krieg überlebt und ganze Kontinente befinden sich auf der Flucht. Afrika als vergessener Kontinent wurde auch im Krieg im wahrsten Sinne des Wortes vergessen und ist so zum Ort der Hoffnung auf Normalität geworden.

Die Geschichte von Schulz führt uns aber zuerst in einen Bunker in der Schweiz, wo Dr. Oliver Bertram erleben muss wie der schützende Bunker sich zunehmend in eine tödliche Sackgasse entwickelt. Mit 10 mutigen Mitstreitern wagt er die Flucht nach vorn. In den nuklearen Winter, zu Strahlung, Überfällen und Extrembedingungen. Eine solche Flucht kann nicht ohne Opfer verlaufen und die beschwerliche Reise durch das vereiste Europa scheint kein Ende zu nehmen. Aber ist im Sudan - dem erklärten Ziel der Gruppe - wirklich alles besser?

Ich kann das Buch wärmstens empfehlen. Cover, Buchsatz und Schriftbild sind sehr gut, das Buch liest sich locker und flüssig. Zwischen den spannenden Szenen, die die Handlung dominieren bleibt auch Platz für Philosophie, Liebe und großen, familiären Zusammenhalt. Insbesondere bei den Folgen der nuklearen Katastrophe merkt man die akribische Recherche des Autors, der ein sehr reales Szenario entwirft, das keine Logikfehler aufweist. Außerdem sind die kulturellen Gegebenheiten in Afrika gut dargestellt.

Der Autor hat in Bezug auf die Beziehungen unter den Figuren einen eigenen Schreibstil, sehr schnell werden sehr starke Gefühle ins Spiel gebracht und die Sprache ist manchmal sehr blumig. Mich hat das erst irritiert, gerade bei scheinbar unnötigen Details, die nur kurz angerissen und dann fallen gelassen werden, aber im Laufe des Buches habe ich mich daran gewöhnt und es sogar genossen. Zwar umarmt sich die neu geordnete Familie doch sehr viel, egal wie unpassend die Situation sein mag, aber vielleicht soll damit die fehlende Menschlichkeit in der Umgebung ausgeglichen werden.

Die schlaue Annabel ist mir manchmal zu naiv, was den Nutzen von Gewalt angeht, das hat für mich nicht zu ihr gepasst.

Ansonsten gefallen mir die Charaktere ebenso wie der flexible Wechsel zwischen den Perspektiven auch wenn Oliver klar der Fokus ist.

Der lebendige Schreibstil und die kurzweilige Handlung machen das Buch für mich zu einem Highlight. Ich habe es regelrecht verschlungen, immer wollte ich wissen, was auf der nächsten Seite passiert und nur schwer konnte ich mich lösen. Ein echter Geheimtipp!

Für mich nehme ich vor allem aber Folgendes mit: Aktuell ist Europa das Ziel der Welt, aber wie schnell kann sich so etwas verändern? Wie schnell sind wir auf der Flucht? Das sollten wir immer im Hinterkopf behalten, wenn es mal wieder um die weitere Aufnahme traumatisierter Flüchtlinge geht. Weniger deutsch, mehr menschlich, das sollten sich mehr Leute denken!

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Veröffentlicht am 22.03.2020

Ein fesselndes, nachdenkliches, grandios geschriebenes Buch über das Begehren von Frauen

Three Women – Drei Frauen
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Wenn ein Buch in den letzten Monaten die Bestsellerlisten dominiert, dann ist es das im Januar erschienene "three women - drei frauen" von Lisa Taddeo aus dem Piper-Verlag. Zugegeben, schon das Cover und ...

Wenn ein Buch in den letzten Monaten die Bestsellerlisten dominiert, dann ist es das im Januar erschienene "three women - drei frauen" von Lisa Taddeo aus dem Piper-Verlag. Zugegeben, schon das Cover und auch die Pressestimmen auf der Rückseite sind sehr einladend. Mich hat besonders der Satz "Männer werden dieses Buch lesen und bestürzt den Kopf schütteln, Frauen werden wissend nicken" von Sophie Passmann gereizt, sodass ich das Buch lesen musste. Vorab gesagt, ein Vergleich mit "50 Shades of Grey" ist meiner Meinung nach unzureichend, denn three women ist viel mehr. Es ist ein reifes Buch mit viel Tiefgang, viel Emotion und - das ist das Besondere - es sind wahre Geschichten, die die Autorin in akribischer Recherche zusammengetragen hat.

Das Buch ist in drei voneinander unabhängige Geschichten aufgeteilt und wird durch persönliche Anekdoten im Prolog und Epilog von der Autorin ergänzt. Die drei Geschichten sind die subjektiven Geschichten von drei Frauen, die sich ihrer Liebe, ihrer Lust und ihrer Verletzlichkeit geöffnet haben und so den Horizont von vielen im positiven Sinne erweitern werden. Lisa Taddeo ist sich der Subjektivität der Erzählerinnen bewusst und bringt die mitunter dramatischen Geschichten gekonnt zu Papier.

Wir begleiten Sloane, die einem reichen Elternhaus entstammt und glücklich verheiratet ist. Ihre Geschichte dreht sich darum, dass ihr Mann sie gerne beim Sex mit anderen Männern beobachtet. Sloane ist sehr nachdenklich, selbstbewusst und perfektionistisch. Die Geschichte verrät viel über die Kraft des gesellschaftlichen Mainstreams.

In der zweiten Geschichte treffen wir Maggie, die über ihr Verhältnis als Oberstufenschülerin zu ihrem Lehrer berichtet. Sie tut dies aus einer nahen Zukunft, in der sie ihm vor Gericht gegenübersitzt. Grund dafür ist ihre Anklage wegen Verführung Minderjähriger. Die Geschichte steht unter keinem guten Stern, das Verfahren ist online nachles- und recherchierbar! Die Schilderung der bedingungslosen Verliebtheit von Maggie, gepaart mit dem inneren und äußeren Zusammenbruch nach der Trennung und dem Schicksal ihrer Familie, ist sehr berührend. Auch hier spielt die Meinung der Anderen eine gewichtige Rolle.

Schließlich ist die dritte Geschichte die von Lina, die einen Mann hat, der sie nicht mehr küsst und ihr auch sonst körperlich nicht nahe sein will. In dieser Geschichte werden weitreichende Einblicke in das weibliche Begehren gewährt, ohne das es dabei in ein niedriges Niveau abgleitet. Linas verzweifelte Suche nach Liebe und Zuneigung ist sehr glaubwürdig dargestellt.

Die Umsetzung der Geschichte in Buchform, die Recherche und der Schreibstil von Lisa Taddeo sind ganz großes Kino! Hier wird kein billiger Groschenroman auf 400 Seiten gestreckt. "Three women" ist ein Buch, das sich viel eher mit "11 Minuten" von Paulo Coelho als mit "50 Shades of Grey" vergleichen lässt. Das Buch ist mal romantisch, mal emotional, durchaus erotisch, mitunter verzweifelt, aber stets kurzweilig, unterhaltsam und großartig geschrieben.

Durch den ständigen Wechsel zwischen Lina, Sloane und Maggie dauerte es anfangs etwas bis ich sicher die Hintergründe den Frauen zuordnen konnte. Weiterhin ist es doch irgendwie schade zu sehen, das jede Geschichte um das Thema Fremdgehen aufgebaut ist; gibt es in treuen Partnerschaften keine erzählenswerten Geschichten rund um die Erfahrungen mit Lust und Sexualität?

Das mindert den Gesamteindruck aber nur gering, Lisa Taddeo hat mit ihrem hohen journalistischen Können ein grandioses Werk geschaffen, das ich jeder/jedem nur wärmstens ans Herz legen kann!

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Veröffentlicht am 21.03.2020

Ein Mainhattan-Krimi rund um Doping, Basketball und Deutsch-Rap

Amalias Song
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ass ich nicht nur bei den altbewährten Genres und Themen bleiben soll, zeigte mir kürzlich das Buch "Amalias Song" von Verena Wilmes. Ein Sportkrimi von regionalem Charakter, spielt er doch in Frankfurt ...

ass ich nicht nur bei den altbewährten Genres und Themen bleiben soll, zeigte mir kürzlich das Buch "Amalias Song" von Verena Wilmes. Ein Sportkrimi von regionalem Charakter, spielt er doch in Frankfurt bzw. im Taunus und ist dann auch noch im mainbook-Verlag erschienen. Normalerweise lese ich wenig Regionales und mit Basketball habe ich auch nicht besonders viel am Hut.

Trotzdem war ich gespannt auf das Buch, das ganz unscheinbar daherkommt. Der Prolog liest sich flüssig und wirft Fragen auf, die der Leser unbedingt beantwortet haben möchte - ein guter Einstieg in den Krimi. Die eigentliche Handlung spielt knapp 3 Jahre nach Amalias Tod. Amalia war Basketballerin in Kronberg und kurz vor dem Sprung nach ganz oben. Das sind einige andere auch und so lernen wir nach und nach verschiedene Charaktere kennen, die im Zusammenhang mit dem Basketballverein stehen, bei dem nicht alles ganz normal abzulaufen scheint. Schnell sind erste Anzeichen von illegalem Doping und einem grausamen Leistungsdruck für die Spielerinnen zu sehen. Vor allem Präsidentin Nele von Goltz und Coach Christian spielen mit gezinkten Karten! Das Buch wechselt kapitelweise die Perspektive, sodass wir in jeden Protagonisten Einblicke erhalten - das hat mir sehr gut gefallen! Leider hat es bei mir eine Weile gedauert bis ich alle Personen klar zuordnen konnte. Gerade bei Jane, Lulu, Lotte und Linda musste ich jedes Mal neu darüber nachdenken, wer zu wem gehört und was seine Absichten sind. Die Namensgebung "Lotte, Linda und Lulu" ist dabei vielleicht etwas ungeschickt.

Besonders die männlichen Charaktere besitzen interessante Eigenarten und sind auf der einen Seite sehr sympathisch und andererseits denke ich mir oft, was ist los mit dir?! Zwischendurch störte mich, dass sowohl Daniel als auch Lotte so gar nicht aus dem Quark kommen, sondern in Selbstmitleid versinken..

Nach und nach tut sich ein spannender Beziehungsroman auf, der bis zum Ende spannend bleibt. Basketball selbst ist eher eine Randnotiz und wäre vermutlich sogar mit einer anderen Sportart austauschbar gewesen.

Meiner Meinung nach besitzt die Autorin ein sehr feines Gespür für den regionalen Slang. Die Dialoge sind griffig, logisch und gewitzt. Die Eigenart, in praktisch jedem Kapitel in den ersten Sätzen das Datum mit Wetter einzubauen, ist ungewohnt, aber eine gute Idee.

Neben der völlig verblendeten Haltung mancher Charaktere möchte ich nur einen weiteren Punkt kritisieren: Wäre die Geschichte nicht so schnell so spannend gewesen, hätte ich das Buch vermutlich seeeehr langsam gelesen. Der Buchsatz ist sehr gewöhnungsbedürftig. Ein ausbaufähiges Cover und viel Schrift pro Seite, das hat mich irgendwie irritiert. Trotzdem empfehle ich dieses Buch wärmstens, denn die Geschichte lohnt sich und ist gut geschrieben!

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Veröffentlicht am 11.03.2020

Youtuber PhoenixZ stellt sich gegen die russische Regierung und ihre Trollarmee

Uncover - Die Trollfabrik
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Irgendwie habe ich aktuell einen starken Hang zu Gegenwartsthrillern. Dass nun auch der Loewe-Verlag Bücher in diesem Genre herausbringt, zeigt mir, dass ich damit zumindest nicht alleine bin.

In „Uncover“, ...

Irgendwie habe ich aktuell einen starken Hang zu Gegenwartsthrillern. Dass nun auch der Loewe-Verlag Bücher in diesem Genre herausbringt, zeigt mir, dass ich damit zumindest nicht alleine bin.

In „Uncover“, dem heute erscheinenden Buch vom Politologen Manfred Theisen, begleiten wir den jungen PhoenixZ, seines Zeichens ein relativ erfolgreicher Youtuber. Gemeinsam mit Techniknerd Khalil und seiner russischsprachigen Freundin Sarah ist er kurz davor brisantes Material auf seinem Kanal vorzustellen, das Russland schwer belasten wird.

Der zweite Handlungsstrang beginnt in Estland, wo der ehrgeizige und leicht reizbare Leonid in einer Trollfabrik arbeitet. Als Callcenter getarnt, widmet sich die Firma politischer Meinungsmache in Westeuropa. Im Bereich Deutschland gibt es einiges zu tun, denn die Veröffentlichung des Materials von Phoenix muss mit allen Mitteln verhindert werden. Mit ALLEN Mitteln! Kollateralschäden auf Kosten eines Flüchtlings oder volksverhetzende Parolen sind in Zeiten des Internets vorprogrammiert.

Die drei Teenager aus Berlin hingegen begeben sich auf Spurensuche. Dabei lassen sie sich weder von gefühllosen Killern, russischen Oligarchen oder attraktiven Unternehmerinnen langfristig aufhalten.
Mit „Uncover“ ist Theisen ein echter Pageturner gelungen. Sicherlich an manchen Stellen leicht überspitzt und (hoffentlich) weitestgehend fiktiv, erlaubt das Buch Einblicke in die Welt der sozialen Netzwerke. Algorithmen und Trolle sorgen für eine zunehmende Radikalisierung, alles gesteuert von finsteren Mächten, die durch ihre Profitgier jede Menschlichkeit verloren zu haben scheinen.

Die Perspektivenwechsel im Laufe der Geschichte, sowohl bei den „Guten“ als auch bei den „Bösen“ haben mir sehr gut gefallen und ermöglichen ein umfassendes Bild auf die Motive der Einzelnen.

Trotz so mancher Gewalt bleibt der Thriller im jugendtauglichen Rahmen und ist sehr spannend. Allgegenwärtig ist die Frage: Wem kann ich trauen, was ist echt und was gestellt? Die dunkle Seite der fortschreitenden Digitalisierung tritt hier in enormem Maße zum Vorschein. Die kleineren Streitereien zwischen Phoenix und Sarah bzw. die Konflikte mit Sarahs Eltern sind erfrischend und zeigen eine gesunde Normalität bei den oft so heldenhaften Protagonisten.
Kleiner Kritikpunkt ist der „Auslandsaufenthalt“ der drei und allgemein die Professionalität der Gegenseite. Dafür, dass die Mittel und Möglichkeiten schier unendlich zu sein scheinen, stellen sich Leonid, Jonathan und Co. doch sehr stümperhaft an. Bisweilen so sehr, dass die Szenen fast schon unlogisch wirken.

Ansonsten ist von der ersten bis zur letzten Seite spürbar, wie viel Ahnung Manfred Theisen im Bereich Gesellschaftspolitik hat. Ihm ist ein brisanter, aktueller und jugendlicher Thriller gelungen, der der Wahrheit vielleicht gar nicht so fern ist wie man glauben möchte.

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