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Highlander1312

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.10.2020

Die Qual hat der Wal

Auf der Suche nach Moby Dick
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Meine letzte Graphic Novel war Verbrechen und Strafe von Bastien Loukia, auch aus dem Knesebeck-Verlag. Dabei wurde der Klassiker von Dostojewski als Graphic Novel adaptiert und so etwas weniger komplex ...

Meine letzte Graphic Novel war Verbrechen und Strafe von Bastien Loukia, auch aus dem Knesebeck-Verlag. Dabei wurde der Klassiker von Dostojewski als Graphic Novel adaptiert und so etwas weniger komplex gestaltet. Im Grunde war es aber einfach das Buch als Comic, wenngleich auch wirklich sehr gut gestaltet.

Bei Auf der Suche nach Moby Dick von Isaac Wens und Sylvain Venayre ist die Ausgangslage eine gänzlich andere. Hier steht das Buch im Fokus, es wird im Rahmen eines Interviews für eine Dokumentation über das Buch aufs Feinste seziert und analysiert. Natürlich kommt dabei die Geschichte zu Moby Dick nicht zu kurz und auch für "walfremde" Leser*innen ist das Buch ein Genuss. Aber für diejenigen, die Moby Dick gut kennen bzw. vorhaben es bald zu lesen, ist diese Graphic Novel ein absolutes Muss. Hier werden die Feinheiten des Buchs, und davon hat Melville eine Menge eingestreut, extrem gut herausgearbeitet. Seien es die Planken des Schiffs, der Charakter von Queequueg oder nur der weiße Wal selbst, alles hat eine Bedeutung. Es ist fast schon eine Schande das Originalbuch zu lesen, ohne dieses Wissen zu haben, denn man hat das Gefühl so einiges verpasst zu haben.

Zugegeben, als ich im Vorwort gelesen hatte, das die Erstellung des Buchs 8 (!) Jahre dauerte, dachte ich mir, den Autor würde ich während Corona besser nicht ins Home Office lassen. Aber im Nachhinein ist mir klar geworden, wieviel penible Recherche nötig war, um diesen "Comic" zu erschaffen. Wobei weder Comic noch Graphic Novel dem Inhalt gerecht werden. Viel eher ist es Graphic Literature und ich freue mich auf weitere, ähnliche Ausgaben von Knesebeck!

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Veröffentlicht am 27.09.2020

Wer Hass sät, wird Hass ernten

The Hate U Give
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Das Buch The Hate U Give klingt durch den Klappentext so, als wäre es im Zuge der Black Lives Matter-Bewegung entstanden. Allerdings gibt es das Buch bereits seit 2017. Vor allem das finde ich so erschreckend. ...

Das Buch The Hate U Give klingt durch den Klappentext so, als wäre es im Zuge der Black Lives Matter-Bewegung entstanden. Allerdings gibt es das Buch bereits seit 2017. Vor allem das finde ich so erschreckend. Die Probleme, die das Buch in anschaulicher Weise darstellt, sind seit Jahren bekannt. Ändert sich was an den katastrophalen Zuständen? Nein, stattdessen braucht es eine weltweite Protestbewegung im Frühjahr 2020 (!), um darauf aufmerksam zu machen, dass Polizeigewalt, Rassismus und staatliche Willkür für People of Color noch immer zum Alltag gehören. NACHDEM ein weiterer tieftrauriger Fall von Polizeigewalt bekannt geworden ist. Dadurch ist das spannende Jugendbuch von Angie Thomas rund um die jugendliche Starr noch einmal mehr in den Fokus gerückt worden. Und das ist auch gut so.

Denn nicht nur die Thematik des Buches ist eine wichtige, sondern das Buch ist auch noch richtig gut geschrieben, regt einen zur Selbstreflexion an und sollte Pflichtlektüre in der Mittelstufe sein.

Die junge Starr ist ein sympathisches, junges Mädchen, das erlebt, wie einer ihrer Freunde durch die Hand eines Polizisten stirbt. Dadurch beschließt sie ihre Stimme zu erheben und den Mächtigen die Stirn zu bieten.

Die Handlung und vor allem das Finale sind für sich genommen schon sehr gut, aber besonders der jugendliche Schreibstil gefällt mir sehr gut, denn das Buch wirkt wahnsinnig authentisch. Ich bin schon sehr gespannt auf Angie Thomas' jüngstes Buch - On the come up.

Es braucht mehr solcher Bücher, und zwar so lange bis jede und jeder als das genommen wird, was sie oder er ist - als Mensch. Und die Anzahl der Melanin-Pigmente in der Haut sollte endlich, endlich, endlich völlig egal sein!

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Veröffentlicht am 31.07.2020

Ein wunderschöner und zugleich tieftrauriger Roman

Kompass ohne Norden
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Obwohl ich weiß, dass Erwartungen oft ursächlich für herbe Enttäuschungen sind, kam ich nicht umhin der Lektüre von Kompass ohne Norden entgegenzufiebern. Zu gut waren die Bücher, die ich bislang von Neal ...

Obwohl ich weiß, dass Erwartungen oft ursächlich für herbe Enttäuschungen sind, kam ich nicht umhin der Lektüre von Kompass ohne Norden entgegenzufiebern. Zu gut waren die Bücher, die ich bislang von Neal Shusterman gelesen habe und zu vielversprechend klingt auch schon der Klappentext. Als mir dann im Vorwort des Autors auch noch klar wurde, dass das Buch keinesfalls fiktiv ist, sondern den sehr realen Schmerz, die Trauer und die Verzweiflung der Familie Shusterman ausdrückt, war ich bereits gefesselt. Denn der Protagonist Caden Bosch durchlebt etwas sehr ähnliches wie Shustermans Sohn Brendan. Die Zeichnungen im Buch sind von ihm selbst und die Personen haben ihre Entsprechungen im realen Leben.

Das Thema des Buches ist, wissenschaftlich gesprochen, die Entwicklung der psychischen Krankheiten Schizophrenie, Depression, Paranoia und bipolare Verhaltensstörung des jugendlichen Caden. Einfühlsamer gesprochen dokumentiert das Buch in sehr besonderer Weise den Weg des jungen Caden in die Abgründe seines Seins. Dafür baut das Buch neben dem realen Handlungsstrang noch einen weiteren auf, nämlich die Fahrt eines Schiffs Richtung Marianengraben. Diese Odyssee ist aber in Cadens Kopf und bezieht sich immer wieder auf die Realität, stellt aber vielmehr seine innere Zerrissenheit, seine Wahnvorstellungen und sein Abdriften dar. In Wirklichkeit entfremdet Caden sich immer mehr von seinen Freunden und seiner Familie, läuft, bis er Blasen an den Füßen hat und ist immer öfter in seinen Gedanken gefangen. Schließlich sehen seine Eltern keine andere Möglichkeit als ihn in die Jugendpsychatrie einzuweisen.

Die zwei sehr unterschiedlichen Handlungen haben mir von Anfang an gut gefallen. Schnell wurde klar, dass die Irrfahrt des Schiffs durchaus ein Abbild Cadens Realität ist und so wurden seine Gedankengänge viel greifbarer. Hier wird kein verrückter Mensch geschildert, vielmehr ist Caden der echten Welt entrückt und versucht immer verzweifelter seine Dämonen zu bezwingen und die Dinge wieder geradezurücken. Die Stimmen, die ihm glauben machen wollen, dass alle Welt ihn umbringen will oder die stete Nervosität machen dieses Unterfangen nahezu unmöglich.

Mit dem Aufenthalt in der Klinik ändert sich für Caden viel. Er findet Gleichgesinnte, durch die er sich selbst in einem anderen Licht sieht und mit denen Verbindungen entstehen, die wertvoll für alle Beteiligten sind.
Der Schreibstil ist shusterman-gewohnt großartig und das Buch lässt sich sehr flüssig lesen. Die wirklich kurzen Kapitel ermöglichen einen regen Wechsel zwischen Realität und „Cadens Realität“, also dem Schiff. Die insgesamt weit über 100 Einzelkapitel bringen einen Tagebuchcharakter ins Spiel, der dem Verlauf von Cadens Krankheit Rechnung trägt. Cadens Gedankengänge sind auf traurige Weise schön und zeugen von einem wahnsinnig intelligenten Geist.

Ein besonderes Lob gilt den tollen, bildhaften Beschreibungen, die Unwissenden Einblicke geben in die Gefühlswelt eines psychisch kranken Jugendlichen. Die auf ewig lauernde Abgrundschlange (für die potenziell immer wiederkehrende Krankheit), die flüchtenden Gehirne (für den gedanklichen Unrat) und der launische Kapitän (für den wankelmütigen Dr. Poirot) sind nur einige Beispiele für diese gelungenen Analogien.

Für mich ist das Buch ein absolutes Highlight und wurde zu Recht mit zahlreichen Preisen, darunter dem Deutschen Jugendliteraturpreis, ausgezeichnet. Ähnlich wie Wunder von Palacio nimmt das Buch einen mit auf eine abenteuerliche Reise und hinterlässt Spuren, die einen nachdenklich stimmen. Dieses sehr persönliche Buch von Shusterman strahlt bis hinab in die Tiefen des Challenger-Tiefs und entfacht ein Feuerwerk der Gefühle!

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Veröffentlicht am 23.06.2020

KATAPULT at its best! Nachdenken, schmunzeln, schmökern

102 grüne Karten zur Rettung der Welt
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Mit Unterstützung des Suhrkamp Verlags erweitert das kritische KATAPULT-Magazin abermals unseren Horizont. Dieses Mal geht es um die hochaktuellen Themen Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein, Energiewende ...

Mit Unterstützung des Suhrkamp Verlags erweitert das kritische KATAPULT-Magazin abermals unseren Horizont. Dieses Mal geht es um die hochaktuellen Themen Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein, Energiewende und Klimawandel. Die erfolgreiche Reihe, die mit 100 Karten, die deine Sicht auf die Welt verändern ihren Anfang nahm, wird so um eine bewusstseinsschaffende Ausgabe erweitert. Dabei bleibt KATAPULT unnachahmlich. Mit sehr viel Gefühl für Kartografie und Soziologie werden komplexe Zusammenhänge in anschaulichen Grafiken dargestellt. Dass diese Grafiken zu einem großen Teil auch wirklich lustig sind, ist sehr hohe Kunst.

Ich selbst befand mich beim Lesen in einem wahren Dilemma. Auf der einen Seite musste ich ständig schmunzeln und habe mich über das hinzugewonnene Wissen gefreut, aber andererseits ist das hier gekonnt zusammengefasste Grundthema ein sehr trauriges: Der Raubbau an Mutter Erde. Nicht nur, dass die Menschheit sich konsequent als Mittelpunkt des Universums sieht, wird hier deutlich, sondern auch mit wie wenig Aufwand schon einiges besser gemacht werden könnte. Mehrere Karten und Grafiken zeigen außerdem den exponentiell wachsenden Grad der Zerstörung an, sodass klar wird, das es nicht länger 5 vor 12 ist, sondern die Turmuhr längst zu schlagen begonnen hat…

Dennoch soll nicht der Eindruck entstehen, dass es sich bei dem Buch um ein trauriges Buch bzw. eines mit einem stark erhobenen Zeigefinger handelt. Vielmehr regt es zum (Nach-)Denken an und regt Diskussionen an. Dabei muss die hervorragende Buchgestaltung hervorgehoben werden, denn Einband sowie Illustrationen und Grafiken sind mit starken, klaren Farben wirklich etwas fürs Auge.

Bei ähnlichen Büchern kommt nicht selten die Frage auf: Braucht man das wirklich oder reicht es, das im Buchladen mal durchzublättern? Ich finde, ja, man braucht es! Denn an geeigneter Stelle platziert, schreit es quasi „Nimm mich in die Hand, blättere, denke!“ Also genau das, was man im Buchhandel tut, was aber eben auch jeder Besucherin zuhause tun wird. Die wichtige Nachricht des Buches muss breit gestreut werden, daher ist hier die [Achtung Corona-Wort] Reproduktionszahl sehr wichtig, ergo wie viele Leute erreiche ich mit dem Buch, wenn ich es kaufe! Die Antwort muss lauten: So viele wie möglich!

Eine klare Kaufempfehlung für weiterführende Schulen und Freunde der heute-show!

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Veröffentlicht am 15.05.2020

Der Wille des Menschen ist unantastbar

Stephen Hawking
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Wer Stephen Hawkings Lebensgeschichte kennt, weiß wie stark ein Wille trotz jeder Widerstände sein kann. Hawking war ein absoluter Ausnahme-Wissenschaftler und seine Forschungen zum Weltall und besonders ...

Wer Stephen Hawkings Lebensgeschichte kennt, weiß wie stark ein Wille trotz jeder Widerstände sein kann. Hawking war ein absoluter Ausnahme-Wissenschaftler und seine Forschungen zum Weltall und besonders zu schwarzen Löchern werden auch in Zukunft wegweisend sein. Gleichzeitig musste Hawking seit seinem Studium mit immer stärkeren, körperlichen Einschränkungen leben.

Bei Suhrkamp Insel porträtiert die Reihe Little People, Big Dreams herausragende Persönlichkeiten, die steinige Wege beschreiten und uns lehren, dass es bei ausreichendem Willen auch immer einen Weg gibt. Bisher habe ich die Bücher zu Hannah Arendt und zu Maya Angelou gelesen und mit Stephen Hawking las ich nun mein bisheriges Highlight. Eine so umfassende und vielseitige Lebensgeschichte in ansprechender Form und mit tollen Zeichnungen versehen, ins Kinderbuchformat zu bringen, ist große Kunst. Allein der Einband ist schon hochwertig und der Zeitstrahl am Ende sehr interessant.

Die Autorin Sánchez Vegara wird seinem Lebenswerk gerecht und vermittelt selbst Kindern, die sich mit dem Weltall noch nicht besonders auskennen, vor allem eines: Glaub an Deinen Traum, dann wirst Du ihn erleben! Hawking war weder ein guter Schüler noch ein vom Schicksal begünstigter Forscher. Er war ein genialer Wissenschaftler und dazu ein liebender Vater und dass obwohl ihm nach seiner Diagnose gesagt wurde, er werde bald sterben.

Das Buch passt perfekt zu der Reihe und Stephen Hawking hätte sicher wenige zugetraut, was er noch alles leisten wird, als der Körper begann, gegen ihn zu arbeiten! In dem Kinderbuch habe ich selbst auch noch das ein oder andere zu Hawking gelernt (Stichwort Star Trek) und kann das Buch als Geschenkidee für alle Nachwuchsforscher empfehlen!

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