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Veröffentlicht am 12.09.2020

Jakob schweigt, der Leser weiß

Jakobs Schweigen
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Nachdem ich mit den letzten Büchern aus dem dtv-Verlag so viel Freude hatte, hatte ich an das neue Buch von Anja Goerz, Jakobs Schweigen, große Erwartungen. Ein Krimi, dazu noch inspiriert von einem wahren ...

Nachdem ich mit den letzten Büchern aus dem dtv-Verlag so viel Freude hatte, hatte ich an das neue Buch von Anja Goerz, Jakobs Schweigen, große Erwartungen. Ein Krimi, dazu noch inspiriert von einem wahren Fall, der im schönen Bremen spielt, die Neugier war schnell geweckt.

Ziemlich schnell geht die eigentliche Handlung los, denn der bekannte und erfolgreiche Rechtsanwalt Michael Ahlendorf wird in seiner eigenen Kanzlei erschossen und schnell wird sein Sohn Jakob verdächtigt. Größtenteils wird die Geschichte aber aus Sicht der Mutter des Opfers/Großmutter des Tatverdächtigen Dora geschildert, die nach dem Tod ihres Mannes eigentlich damit beschäftigt ist, sich nach und nach einen geregelten Alltag aufzubauen. Das ist natürlich jetzt erst einmal passé. Es werden noch ein paar weitere Charaktere hinzugefügt und dann geht es auch schon in die Ermittlungsarbeit, denn Dora ist überzeugt von der Unschuld ihres Enkels und will diese zügig beweisen.

Dafür, dass laut Klappentext viele Plottwists enthalten sein sollen, war für mich der verwirrendste Teil das erste Kapitel. Denn dort spricht Jakob von Dad und Papa, augenscheinlich zwei Personen. Bis ich verstanden hatte, dass er eben zwei Väter hat, war schon ein bisschen Zeit rum. Erstaunlich, wie festgefahren man doch manchmal ist… Leider war dieser Krimi für mich danach ein offenes Buch. Nach 50 Seiten war ich mir ziemlich sicher, wer den Rechtsanwalt erschossen hat. Dora, die ziemlich durch den Wind ist, steht oft kurz vor einer Erkenntnis, kommt aber dann nicht drauf. Mir ist das dafür meistens gelungen, sodass meine Theorie schnell Futter bekam und sich schlussendlich auch bestätigte. Ich glaube, so vorhersehbar war noch kein Krimi, den ich bisher gelesen habe. Der Schreibstil hingegen macht einiges wieder wett, es ist angenehm geschrieben und das Buch liest sich sehr flüssig. Die Dialoge sind allerdings oft etwas konstruiert, denn einerseits werfen sich die Gesprächspartner so einiges an den Kopf, um andererseits kurz darauf wieder für meine Begriffe zu stark zur Diplomatie zurückzukehren. Gerade Dora ist dermaßen blauäugig und wankelmütig, dass ich manchmal schier verzweifelt bin, wenn doch die richtige Frage (oder Antwort) eigentlich auf der Hand liegt.

Als dann auch die Protagonisten eine Ahnung hatten, wer verantwortlich ist, war das Buch leider auch schon zu Ende. Auf das große Finale habe ich also umsonst gewartet, aber in der Familie Ahlendorf war wohl schon vorher genug Drama. Denn das ist wirklich gut dargestellt: Wie zerrüttet eine Familie sein kann und wie sehr Vorurteile und das gegenseitige Verurteilen zu regelrechtem Hass führen können. Im Großen und Ganzen ist das Buch ein Plädoyer für mehr Toleranz und Akzeptanz. Als packender Krimi konnte es für mich nicht herhalten, da ich aber den Schreibstil und den regionalen Aspekt sehr gelungen fand, werde ich zeitnah ein weiteres Buch der Autorin lesen. Vielleicht hatte ich dieses Mal mit meiner Spürnase ja auch einfach nur Glück…

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Veröffentlicht am 29.06.2020

Das Cover des Jahres, leider nicht mal die Story des Monats

Von schlechten Eltern
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Was für ein Cover! Ich denke, dass dieses Titelbild unter den Top 3 für 2020 landen wird. Leider konnte mich sonst nicht mehr allzu viel an diesem Buch überzeugen. Es sei hier noch einmal explizit darauf ...

Was für ein Cover! Ich denke, dass dieses Titelbild unter den Top 3 für 2020 landen wird. Leider konnte mich sonst nicht mehr allzu viel an diesem Buch überzeugen. Es sei hier noch einmal explizit darauf hingewiesen dass es sich nicht um ein autobiografisches Buch handelt. Wie man auf diese Idee kommen sollte?

Nun ja, Tom Kummer, der Autor, ist in Bern geboren, lebte lange Zeit in Los Angeles, hat zwei Söhne und seine Frau Nina ist 2014 an Krebs verstorben. Tom Kummer, der Protagonist, ist in Bern geboren, lebte lange Zeit in Los Angeles, hat zwei Söhne und seine Frau Nina ist 2014 an Krebs verstorben. sowohl Protagonist als auch Autor wohnen mittlerweile wieder in Bern. Der Protagonist bekommt eine Neigung zum Narzissmus attestiert…

Jetzt habe ich schon einiges an Inhalt verraten, bleibt nur noch zu sagen, dass (der Protagonist) Tom in Luxusfahrzeugen afrikanische, hochrangige Personen durch die Schweizer Nacht chauffiert und dabei regelmäßig mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird. Gleichzeitig wird das Verhältnis zwischen ihm und seinem jüngeren Sohn beschrieben.

Leider konnte die Geschichte mich nicht abholen. Klappentext und Grundidee fand ich vielversprechend, aber das Buch hat mich trotz durchaus sprachlichem Geschick enttäuscht. Sehr häufig wurden Handlungsstränge angefangen und nicht konsequent zu Ende geführt, z.B. beim Jugendamt, der Politik und dem Klimawandel. Tatsächlich könnte man den Klappentext um zwei Sätze ergänzen und hätte fast schon eine einigermaßen verlässliche Inhaltsangabe und das kann ja nicht der Sinn sein.

Für mich wurden hier wirre Fantasien mit Alltäglichem verknüpft. Mehrfach habe ich mich nach dem Mehrwert für die Leser*innen gefragt. Für manche mag das Literatur sein, für mich fehlte dafür der tiefere Sinn. Auch in Anbetracht der Vorgeschichte des Autors (#borderlinejournalist, googelt ihn mal) lässt mich das Buch sehr verwirrt zurück. Leider auf eine negative Art...

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