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Veröffentlicht am 02.06.2021

Das Leben einer Ausnahmekünstlerin

Das Leben ist ein Fest
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So sinngemäß drückte sich Frida Kahlo über ihre körperlichen Unzulänglichkeiten aus. In diesem Satz steckt sehr viel von ihrem Leben und voran ihrem Lebenswillen und Lebensmut drin. So leidend die Künstlerin ...

So sinngemäß drückte sich Frida Kahlo über ihre körperlichen Unzulänglichkeiten aus. In diesem Satz steckt sehr viel von ihrem Leben und voran ihrem Lebenswillen und Lebensmut drin. So leidend die Künstlerin auch erscheint, sie war keineswegs ein „unbeschriebenes Blatt“.

In “Das Leben ist ein Fest“ von der Autorin Claire Berest findet man einen weiteren Roman über die berühmte mexikanische Künstlerin. Bereits das Cover ist eine Augenweide, doch die Autorin überrascht einen mit einem anspruchsvollen, bunten, extatischen Erzählstil, der einen sofort in das, leider recht dünne Buch, saugt und erst zum Schluss wieder „ausspuckt“.

Claire Berest teilt das Buch einerseits in Kapitel, die jeweils mit den Aufenthaltsorten von Frida und ihrem Mann Diego Rivera überschrieben sind wie auch innerhalb dieser nach dem Vorbild von Kahlos Farbentagebuch, bei dem jeder Farbe eine Laune, Charakteristik oder ein/mehrere Objekt(e) zugeordnet sind. Dadurch taucht der Leser in die Farbenwelt der jungen Frau ein, die von hell bis dunkel alles beinhaltet und so symbolisch für ihr Leben und ihren Lebensweg steht. In kurzen Abschnitten lässt Frida uns an ihrer Gedanken - und Gefühlswelt und, daraus folgend, an ihrer keineswegs einfachen Person und Persönlichkeit teilhaben. Wer glaubt, viel über sie zu wissen, wird hier und da noch überrascht und auch ihr Mann Diego bekommt einen kurzen Auftritt. Insgesamt ein Buch, welches einem sehr nahe geht und man fühlt sich beim Lesen zwischen Mariachis sitzend, Unmengen Tequila trinkend, weinend und fasziniert zugleich. Einige wichtige Kunstwerke und ihre Hintergründe werden erläutert, sodass sich alles nach und nach zu einem Ganzen zusammenfügt. Die Künstlerin Frida Kahlo und die Person selbst zu begreifen, wird jedoch wohl für immer ein Geheimnis bleiben.

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Veröffentlicht am 24.05.2021

Die Anfänge der Frauenbewegung

Die Frauen von Kopenhagen
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… sollten das Hauptthema sein in „Die Frauen von Kopenhagen“ aus der Feder von der Autorin Gertrud Tinning. Doch die Geschichte entwickelte sich komplett anders als von mir erwartet und hat mich dennoch ...

… sollten das Hauptthema sein in „Die Frauen von Kopenhagen“ aus der Feder von der Autorin Gertrud Tinning. Doch die Geschichte entwickelte sich komplett anders als von mir erwartet und hat mich dennoch gepackt.
Die Frauen von Kopenhagen - ich würde behaupten, dass es sich hier um die drei Frauen namens Marie, Nelly und Anna handelt. Die beiden Erstgenannten lernt man gleich zu Beginn kennen und taucht sofort in deren, nicht so schöne, Welt ein. Die beiden Frauen sind bei Rubens Tuchfabrik angestellt, die es wirklich gegeben hat und die Vorreiter als Arbeitgeber für Frauen war. Hier schufteten sich Frauen jeden Alters für einen Hungerlohn (im wahrsten Sinne des Wortes) zu Tode. Die Arbeitsbedingungen werden minutiös beschrieben und das Leben der Bevölkerung, voran der Frauen im Spagat zwischen Kind, Haus, Familie und Arbeit, gut dargestellt. Ihre Sorgen und Nöte werden bereits am Anfang deutlich. Als ein schlimmer Unfall passiert, bekommt der/die Lesende einen guten Eindruck vom Umgang und der „Menschlichkeit“, die damals vorgeherrscht haben muss. Nelly möchte das nicht auf sich sitzen lassen und beginnt einen Kampf gegen Windmühlen... . Auch Anna, die bedingt durch ihren Bruder Johannes nach Kopenhagen reist, rennt gefühlt gegen Mauern. Die Ungerechtigkeiten und ihre familiäre Verpflichtung lassen sie ebenfalls diesen Windmühlenkampf aufnehmen. Wird sie siegen?
Wie bereits erwähnt, hat sich die Geschichte dieses Buches in eine andere Richtung entwickelt, als vom Klappentext versprochen worden ist. Die Frauenbewegung kam erst zum Schluss kurz auf und war leider auch relativ schnell abgehandelt. Die Autorin beschreibt jedoch das damalige Leben, die Umstände, Gedanken und Verwicklungen so authentisch und eindrücklich und auch spannend, dass man nicht enttäuscht ist, dieses Buch in die Hand genommen zu haben. Wer hier aber auf flammende Reden, Flaggen, blutige Streiks und Widerstände hofft - wird enttäuscht. „Die Frauen von Kopenhagen“ macht gut die Anfänge dieser Bewegung deutlich, mehr leider nicht. Aber vielleicht wird ja das Thema noch einmal aufgegriffen =)

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Veröffentlicht am 24.05.2021

Die Unersättliche …

Die Tänzerin vom Moulin Rouge
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… ist nicht gerade eine Bezeichnung, die nur Schmeichelhaftes über die Besitzerin dieses Titels verspricht. La Goulue, Louise Weber, stürzt sich in das Leben der Pariser Bohème, das bald sie selbst mehr ...

… ist nicht gerade eine Bezeichnung, die nur Schmeichelhaftes über die Besitzerin dieses Titels verspricht. La Goulue, Louise Weber, stürzt sich in das Leben der Pariser Bohème, das bald sie selbst mehr bestimmt als förderlich.

Doch jede Berühmtheit fängt klein an. Louise Weber lebt nach dem Tode des geliebten Vaters mit ihrer Mutter allein in ärmlichen Verhältnissen. Nicht nur der Verlust des Familienoberhauptes und der großen Schwester, die die Familie verlassen hat, um auf eigenen Füßen zu stehen, drückt Louises Herz, sondern auch die sehr harte Arbeit in der Wäscherei, die kaum Geld zum Überleben abwirft. Der Leser merkt schnell, dass die junge und talentierte Frau nicht für dieses Leben gemacht ist und auch nicht beabsichtigt, dieses länger als nötig zu führen. Als eines Tages eine berühmte Tänzerin die Wäscherei aufsucht, um ihre Sachen dort waschen zu lassen, trifft Louise eine Entscheidung, die ihr Leben für immer verändert.

Tanja Steinlechner kreiert durch ihre meisterhafte Schreibweise schnell und eindrucksvoll Paris, Montmartre, Rausch, Extase, menschliche Abgründe und berühmte Personen der damaligen Zeit. Louise Weber, die es wirklich gegeben hat, bildet den Mittelpunkt der Erzählung und entführt uns in die Wiege des Cancan sowie letztendlich in das weltberühmte Moulin Rouge. Doch nicht alles ist Gold, was glänzt … .

Da über die Goulue nur sehr wenig überliefert worden ist, musste die Autorin sich vielerlei Fiktion bedienen. Leider zog sich dadurch der ein oder andere Abschnitt in die Länge. Viele Personen und Nebenhandlungen wurden schnell eingeführt und verloren sich auch genauso schnell wieder. Insgesamt ein gutes Buch mit einigen interessanten Facetten, welches jedoch im Vergleich zu vielen anderen aus diesem Genre schwächer abschneidet.

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Veröffentlicht am 19.05.2021

Eve Laing

Blütenschatten
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… ist eine Künstlerin. Sowohl auf der Leinwand wie auch (Über)Lebenskünstlerin. Der Leser spaziert mit ihr durch das nächtliche London und lässt sich von der Autorin Annalena McAfee die Geschichte der, ...

… ist eine Künstlerin. Sowohl auf der Leinwand wie auch (Über)Lebenskünstlerin. Der Leser spaziert mit ihr durch das nächtliche London und lässt sich von der Autorin Annalena McAfee die Geschichte der, nun mittlerweile betagten, Frau erzählen. Dabei wechseln sich kurze Gegenwartsberichte mit Rückblenden aus der Vergangenheit ab. Die Art und Weise wie die Hauptprotagonistin ihre Welt wahrnimmt und mit deren Bewohner abrechnet, lassen den Leser bereits am Anfang erahnen, dass das Ende kein Gutes werden kann.

Zunächst scheint Eve Laing niemand Aussergewöhnliches zu sein. In ihren Jugendjahren punky und rebellisch, entdeckt die junge Frau die Sexualität und die Kunst für sich. Ein anschließendes Studium des Letztgenannten scheint da logisch zu sein, doch dann begegnet sie dem viel älteren Künstler Florian Kiš und wird zu seiner Muse. Ab dann scheint das abwärtige Rad der menschlichen Beziehungen der jungen Frau loszurollen... . Dennoch hat sie sich durch die Umstände ihres Lebens nie entmutigen lassen und frönt ihrer Art von Kunst, indem sie die Symbolik und Wirkung der Flora für sich nutzt. Die Kritiken sich durchwachsen, aber Eve hat ihr Lebenswerk noch vor sich und arbeitet gewissenhaft daran. Bis sie eines Abends dem jungen Luka begegnet, der ihr noch mehr Ansporn für ihre Arbeit und auch Liebe zu geben scheint. In Gefühle und Arbeit wattiert bemerkt Eve eine lange Zeit nicht, wie sich die Umstände nach und nach ändern und setzt alles aufs Spiel. Wird sie ihr Lebenswerk beenden können?
Mit „Blütenschatten“ hat Annalena McAfee ein kluges und spannendes Zeugnis über die Kunst und das Leben darin geschaffen. Diese Geschichte verlangt vom Leser durchaus Interesse und Wissen über Kunst und Biologie, jedoch ohne anstrengend zu sein. Das Ende setzt dem Ganzen noch die Krone auf.

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Veröffentlicht am 08.05.2021

Potenzial verschenkt

Enriettas Vermächtnis
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Spannend beginnt die Geschichte rund um die wenigen Hauptcharaktere in „Enriettas Vermächtnis“. Die Handlung an sich ist ganz einfach: Enrietta da Silva, eine überaus erfolgreiche Buchautorin, verstirbt ...

Spannend beginnt die Geschichte rund um die wenigen Hauptcharaktere in „Enriettas Vermächtnis“. Die Handlung an sich ist ganz einfach: Enrietta da Silva, eine überaus erfolgreiche Buchautorin, verstirbt und hinterlässt Geld. Und zwar nicht nur ein kleines Erbe, sondern eine ganze Menge Geld, denn man sagt der Frau nach, dass sie sehr vorausschauend gewirtschaftet hat. Dieses Erbe soll nun der Anwalt namens Leuthard zwischen den zwei Haupterben Emilio und Jana aufteilen. Bevor diese beiden ihr „Glück“ richtig realisieren und entsprechend reagieren können, taucht auf einmal der leibliche Sohn von Enrietta auf, den sie aus mysteriösen Gründen nicht nur nicht bedacht hat, sondern komplett verschwiegen hat. Bereits vorher entstehen beim Leser sehr viele Fragen rund um die Verbindung der beiden Erben zu der Verstorbenen und weshalb sie so gehandelt hat. Auch im weiteren Verlauf schafft es Sylvia Madsack meisterhaft, alle Protagonisten fadenscheinig und verdächtig auftreten zu lassen, sodass man als Leser darauf hinfiebert zu erfahren, was alles dahinterstecken könnte und welche Verbindungen es gibt und welche noch entstehen werden. Bis zum 3/4 des Buches fliegen die Seiten nur so weg und man giert nach der Auflösung …die so enttäuschend ist, dass man es erst nicht glaubt. DAS alles nur wegen dem? Hier wurde sehr viel Potenzial verschdenkt und auch das titelgebende Vermächtnis komplett offen gelassen. Schade.

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