Profilbild von HistoryCat

HistoryCat

Lesejury Profi
offline

HistoryCat ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit HistoryCat über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.03.2021

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Im Ruin
0

… findet sich Ari eines Abends im schönen Wien. „Ruin“ heißt die Kneipe und passt so ziemlich zu seinem Gemütszustand, denn der junge Mann ist auf der Flucht vor seiner Wohnung, seinem Leben und voran ...

… findet sich Ari eines Abends im schönen Wien. „Ruin“ heißt die Kneipe und passt so ziemlich zu seinem Gemütszustand, denn der junge Mann ist auf der Flucht vor seiner Wohnung, seinem Leben und voran sich selbst. Dass er dabei nicht der einzige Verlorene ist, stellt er nach und nach fest und findet sein Zuhause bald in einer Ecknische, wo er pünktlich sein fettiges Frühstück bestellt und wo Katharina auf ihn wartet... .

Katharina ist die Wirtin. Ergänzt wird sie durch ihre beste Freundin Sabina, die sie bei allem unterstützt. Es wird relativ schnell klar, dass alle in diesem Buch entweder schwere Verluste erlitten haben oder an einem großen Problem zu knabbern haben, entweder einsam oder allein sind und sich hier gegenseitig ein Zuhause geben. Der Leser erlebt gemeinsam mit Ari und Katha neben einer Menge Lokalhumor auch die Arten und die Grenzen einer Freundschaft und wie zwei sich völlig unbekannte Menschen ein neues Leben schenken können, ohne weiter daran teilzuhaben. Der Abschluss war mir persönlich zu plötzlich, zu facettenreich sind die Protagonisten, um einen solchen Cut machen zu können. Aber vielleicht kommt ja noch eine Fortsetzung?!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.03.2021

Gemischte Gefühle

Die Fremde
0

… hinterlässt der Roman, der eher eine Autofiktion ist, der Autorin Claudia Durastanti. Überall liest man schiere Begeisterungswellen über „Die Fremde“, auch der Klappentext verspricht Einblicke in das ...

… hinterlässt der Roman, der eher eine Autofiktion ist, der Autorin Claudia Durastanti. Überall liest man schiere Begeisterungswellen über „Die Fremde“, auch der Klappentext verspricht Einblicke in das ungewöhnliche Leben einer Frau, deren beider Eltern gehörlos sind. Für mich als jemand, der damit noch keine Berührungspunkte hatte, eine Bereicherung, dachte ich. Doch Claudia katapultierte mich in ein hochkomplexes Gerüst aus hochtrabender Sprache, beinah psychedelisch anmutender Wahrnehmung sowie einer Woge aus Enttäuschung, da alles an mir nur vorbeizog, während die Autorin gefühlt mit sich und dem Leben kämpfte.

Natürlich war nicht alles umsonst. Das doch recht schmale Buch strotzt nur so von klugen Sätzen, die sicher für den einen oder anderen Leser bereichernd sind, je nachdem, welche Station man im Leben passiert. Wer sich gern Zitate in sein Lesetagebuch notiert, wird hier auf jeden Fall fündig. Die Autorin lässt den Leser an einigen Stationen ihres Lebens teilhaben, beginnend bei der Zeit vor ihrer Entstehung, also der Kennenlerngeschichte ihrer Eltern, über die Kindheit, die Schul- und Studienzeit sowie das Arbeits- und Liebesleben. Auch ein paar Länder darf der Leser mit ihr bereisen und auch ganz persönliche Eindrücke über dieses dauerhafte Verlorensein der Autorin abholen. Leider überträgt sich das auch auf das Leseerlebnis. Ich musste oft das Buch zur Seite legen, Abschnitte mehrfach lesen oder Wörter nachschlagen. Ich lese gern anspruchsvolle Literatur, doch hier war mir der Cocktail „zu stark“. Schade!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.03.2021

Ich bin genug. Triggerwarnung: Gewicht, Essstörung

Genug
0

„Genug“ ist der Titel des Buches aus der Feder von Louise Juhl Dalsgaard und ihr Romandebüt. Auf wenigen Seiten schafft die Autorin eine beinah romantische und poetische Lebensgeschichte über eine Krankheit, ...

„Genug“ ist der Titel des Buches aus der Feder von Louise Juhl Dalsgaard und ihr Romandebüt. Auf wenigen Seiten schafft die Autorin eine beinah romantische und poetische Lebensgeschichte über eine Krankheit, die so plötzlich da ist und die ihre Wurzeln tiefer hat als man denkt.

Die Protagonistin, die während der gesamten Geschichte keinen Namen hat, legt ein glanzvolles Abitur ab und hat seitdem kein Ziel mehr. Daher beschließt sie, mit dem Essen aufzuhören, um abzunehmen. Bald stellen sich die ersten Erfolge ein, doch die junge Frau kann nicht mehr aufhören und dieser Entschluss begleitet sie nun jeden Tag bis sie kurz vorm Tode steht. Der Leser bekommt während dieser gesamten Reise Abrisse aus ihrer Kindheit, ihrer Jugend, erfährt etwas über die Eltern, die männlichen Beziehungen der jungen Frau. Durchbrochen wird dieses fast schon teilweise poetisch anmutende Schildern von nüchternen Krankenberichten. Es ist bis zum Ende unklar, ob die Protagonistin ihren Platz in der Welt findet, ob sie die Krankheit besiegt, wie es mit ihr überhaupt weitergeht. Der Klappentext spricht über einen „Weg zurück ans Licht“. Die Biografie der jungen Frau ist so unklar wie die Krankheit selbst und ihr Entstehen. Der Leser stellt sich bis zum Schluss Fragen, woher sie diesen Entschluss fasst. Aus Protest? Aus Rache? Dennoch eine sehr empfehlenswerte Lektüre trotz der Thematik über die Tiefen der menschlichen Psyche und Seele und die Auswirkungen auf das Physische.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.03.2021

Charlotte Keller

Die Optimistin
0

… verkörpert „Die Optimistin“ in Timo Bluncks Zweitwerk. Doch bevor der Leser diese äußerst sympathische und fantasievolle sowie junggebliebene Frau kennen lernt, muss er einen kleinen Umweg machen. Und ...

… verkörpert „Die Optimistin“ in Timo Bluncks Zweitwerk. Doch bevor der Leser diese äußerst sympathische und fantasievolle sowie junggebliebene Frau kennen lernt, muss er einen kleinen Umweg machen. Und dieser geht über die Hochzeit von Toygar Bayramoglu (hier kurz Toy) genannt. Denn Toy hat nämlich so überhaupt keine Lust zu heiraten.

Mit diesem (und vielen anderen Klischees) muss der Leser hier abschließen. Kennt man bei arrangierten Hochzeiten oft nur die leidvolle Seite der Frau, so sieht man das Ganze hier mal aus männlicher Perspektive. Nachdem der Vater von Toy sich zu viel Geld geliehen hat und dies nicht zurückzahle kann, wird kurzerhand eine Hochzeit arrangiert, bei der Toy Gülsen, eine Verwandte des Kreditgebers, heiraten muss. Diese ist nicht nur überirdisch schön, sondern auch noch sehr jung und kurzentschlossen schwingt sich Toy auf einen Kamel, ähm Dromedar.

Dieses panische Tier lädt ihn dann kurzerhand vor der Türen des „Zuhause im Lilienhof“ ab, einer Seniorenwohnanlage. Da nicht alle die Flucht des Bräutigams begrüßen und er verfolgt wird, hat der junge Türke keine Wahl und muss sich schnell eine Zuflucht suchen. Dass er dabei bei Charlotte Keller landet und bald darauf nicht nur eine unglaubliche Welt vor sich findet, sondern auch die große Liebe ist nicht zuletzt der optimistischen Grundeinstellung der Frau zu verdanken. Ein Roman, den man mit einem Lächeln liest und sich dabei an einer schier endlosen Datenbank an Zeit-, Kunst-, Musik- und Mediengeschichte erfreut.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.03.2021

Als Geistergeheul …

Geteilte Träume
2

… bezeichnet Ingke, der Dreh- und Angelpunkt des Debüts „Geteilte Träume“ von Ulla Mothes, ihre Albträume, die sie oft heimsuchen. Die junge Frau, die kurz vor ihrem Abitur steht und sonst eine liebevolle ...

… bezeichnet Ingke, der Dreh- und Angelpunkt des Debüts „Geteilte Träume“ von Ulla Mothes, ihre Albträume, die sie oft heimsuchen. Die junge Frau, die kurz vor ihrem Abitur steht und sonst eine liebevolle Kindheit ohne Entbehrungen genossen hat, kann sich diese Vorkommnisse nicht erklären. Bis sie eines Tages ihrer kranken Mutter Maren Stammzellen spenden möchte und der Arzt ihren Versuch zu helfen als Lottospielen bezeichnet. Denn da erfährt die behütete Ingke, dass Maren und Kelle gar nicht ihre leiblichen Eltern sind. Nach entsprechenden Gefühlsausbrüchen beschließt Ingke ihrer Vergangenheit auf den Grund zu gehen … und der Leser soll sie dabei begleiten.

Der Plot des Romanes ist so aufgebaut, dass jedes Familienmitglied, egal, ob es nun zu Ingkes Adoptivfamilie gehört oder zur Blutsverwandten, seine Geschichte nach und nach erzählt. Die junge Frau wird also von Ort zu Ort gewiesen und erfährt, je mehr Personen sie aufsucht, immer mehr über die Hintergründe ihrer beider Familien. Für den Leser kommt dazu noch eine umfassende (und leider teilweise sehr pauschalisierte) Schilderung der Lebensumstände in der DDR, die oft sehr negativ daherkommt, und der BRD, das Gegenteil. Trotzdem verlieren die Geschehnisse nicht an Bedeutung und nicht an Grausamkeit. Leider kommt es durch die Vielzahl der Handelnden dazu, dass man als Leser durcheinanderkommt und nicht wirklich Personen nahekommt, da die Perspektiven stets gewechselt werden. Auch mit Ingke bekommt man hier eine teilweise wenig emphatische und pubertär auftretende Person. Leider fand ich den Schluss auch unglücklich umgesetzt, sodass dieses Debüt mich nicht ganz umgehauen hat, aber dennoch eine gute Geschichte darstellt, die auf auf jeden Fall wert ist, gelesen zu werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Thema